Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Selbstfürsorge

Selbstverantwortung

Selbstfürsorge ist ein Verhalten uns selbst und unserem Leben gegenüber, das besagt: Ich bin verantwortlich für mich selbst. Ich bin verantwortlich dafür, ob ich lebe oder nicht lebe. Ich bin verantwortlich dafür, nach meinem geistigen, emotionalen, körperlichen und finanziellen Wohlergehen zu streben. Ich bin verantwortlich dafür, meine Bedürfnisse zu erkennen und zu befriedigen. Ich bin verantwortlich dafür, meine Probleme zu lösen oder mit meinen Problemen leben zu lernen, die ich nicht lösen kann.

Ich bin verantwortlich für meine Entscheidungen. Ich bin verantwortlich dafür, was ich gebe oder empfange. Ich bin auch dafür verantwortlich, mir Ziele zu setzen und sie zu erreichen. Ich bin verantwortlich dafür, wie sehr ich das Leben genieße, wieviel Freude ich an täglichen Aktivitäten finde. Ich bin verantwortlich dafür, wen ich liebe und wie ich mich entscheide, diese Liebe auszudrücken. Ich bin verantwortlich dafür, was ich anderen antue und dafür, was ich anderen mir anzutun erlaube.

Ich bin verantwortlich für mein Wollen und meine Wünsche. Alles an mir, jeder Aspekt meines Seins, ist wichtig. Ich bewerte angemessen. Ich begutachte meine Wünsche und Bedürfnisse. Ich verdiene weder Missachtung noch ständige Misshandlung und toleriere sie nicht. Ich habe Rechte, und es liegt in meiner Verantwortung, diese Rechte zu verfechten.

Die Entscheidungen, die ich treffe, und die Art, wie ich mich verhalte, spiegeln meine Selbstachtung wider. Meine Entscheidungen tragen meinen Verpflichtungen Rechnung. Meine Entscheidungen tragen auch meinen Verpflichtungen anderen Menschen gegenüber Rechnung – meinem Partner, meinem Kind, meinen Verwandten und meinen Freunden. Ich untersuche und entscheide genau, wie diese Verpflichtungen beschaffen sind, bevor ich meine Entscheidungen treffe. Ich berücksichtige auch die Rechte meiner Mitmenschen – das Recht, ihr Leben so zu leben, wie es ihnen paßt. Ich darf das Recht anderer nicht beschneiden, ihr Leben nach ihren Vorstellungen zu leben, Und sie dürfen mir meine Rechte nicht beschneiden.

Selbstfürsorge ist ein Verhalten gegenseitiger Achtung. Das bedeutet, unser Leben verantwortungsbewußt leben zu lernen. Das bedeutet, anderen zu erlauben, ihr Leben nach ihrer Wahl zu leben, solange sie nicht unsere Entscheidung stören, nämlich so zu leben, wie wir es wollen. Sich um uns selbst zu kümmern, ist nicht so egoistisch, wie manche Menschen annehmen, aber es ist auch nicht so selbstlos, wie manche Co-Abhängige glauben.

Gefunden in:

Melody Beattie, „Die Sucht, gebraucht zu werden“

Der Wolfskampf

Ein älterer Mann von den Cherokee-Ureinwohnern Amerikas belehrte seine Enkelkinder über das Leben. Er sagte zu ihnen: »Ein Kampf findet in meinem Inneren statt. Es ist ein fürchterlicher Kampf. Da kämpfen zwei Wölfe miteinander. Ein Wolf repräsentiert Furcht, Ärger, Neid, Sorgen, Bedauern, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Schuld, Vorurteile, Minderwertigkeit, Lügen, Stolz und Überheblichkeit.

Der andere Wolf steht für Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung, Anteilnahme, Gelassenheit, Menschlichkeit, Freundlichkeit, Wohlwollen, Freundschaft, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit, Wahrheit, Mitgefühl und Vertrauen. Derselbe Kampf findet auch in dir und in allen anderen Menschen statt.«

Die Kinder dachten darüber nach. Dann fragte eines von ihnen den Großvater:
»Und welcher Wolf wird gewinnen?«

Der alte Cherokee antwortete:
»Es wird der gewinnen, den ich füttere…«

Was in unserer Macht steht und was nicht

Was in unserer Macht steht und was nicht
Aus: Epiktets Handbüchlein der Moral

Das eine steht in unserer Macht, das andere nicht.

In unserer Macht stehen: Annehmen und Auffassen, Handeln, Wollen, Begehren und Ablehnen – alles, was wir selbst in Gang setzen und zu verantworten haben. Nicht in unserer Macht stehen: unser Körper, unser Besitz, unser gesellschaftliches Ansehen, unsere Stellung – kurz: alles, was wir selbst nicht in Gang setzen und zu verantworten haben.

Was sich in unserer Macht befindet, ist von Natur aus frei und lässt sich von einem Außenstehenden nicht behindern oder stören; was sich aber nicht in unserer Macht befindet, ist ohne Kraft, unfrei, lässt sich von außen behindern und ist fremdem Einfluss ausgesetzt.

Denk daran: Wenn du das von Natur aus Unfreie für frei und das Fremde für dein Eigentum hältst, dann wirst du dir selbst im Wege stehen, Grund zum Klagen haben, dich aufregen und aller Welt Vorwürfe machen; hältst du aber nur das für dein Eigentum, was wirklich dir gehört, das Fremde aber für fremd, dann wird niemand jemals Zwang auf dich ausüben, niemand wird dich behindern, du brauchst niemandem Vorwürfe zu machen oder die Schuld an etwas zu geben, wirst nichts gegen deinen Willen tun, keine Feinde haben, und niemand kann dir schaden; denn es gibt nichts, was dir Schaden zufügen könnte.

Wenn du nach einem so hohen Ziel strebst, dann sei dir bewusst, dass dies mit erheblicher Anstrengung verbunden ist: Du musst auf manches ganz verzichten und manches zeitweilig aufgeben. Wenn du aber nicht nur dieses willst, sondern auch noch der Macht und dem Reichtum nachjagst, dann wirst du wahrscheinlich nicht einmal hierin Erfolg haben, weil du zugleich das andere haben willst. Auf keinen Fall aber wirst du das bekommen, wodurch allein Freiheit und Glück möglich sind. Bemühe dich daher, jedem unangenehmen Eindruck sofort mit den Worten zu begegnen: „Du bist nur ein Eindruck, und ganz und gar nicht das, was du zu sein scheinst.“ Dann prüfe und beurteile den Eindruck nach den Regeln, die du beherrschst, vor allem nach der ersten Regel, ob sich der Eindruck auf die Dinge bezieht, die in unserer Macht stehen oder nicht; und wenn er sich auf etwas bezieht, was nicht in unserer Macht steht, dann sag dir sofort: „Es geht mich nichts an.“

Gefunden auf der Seite von Jürgen Eckel, die mich seit vielen Jahren begleitet. Er starb vor einem Jahr, und ich freue mich, dass jemand anderes die Seite weiter pflegt.

Mich von Ansprüchen lösen

„Manche können es nicht lassen – das nicht Loslassen können.“ – Gerhard Uhlenbruck, Die Wahrheit lügt in der Mitte,

Mit meinen Tagesmeditationen möchte ich dazu beitragen, das Konzept und die Haltung der Gewaltfreien Kommunikation weiter zu tragen. Es macht mir große Freude, gleichzeitig finde ich die Themen anspruchsvoll und ich brauche ziemlich lange, bis sie auch nur halbwegs so hier stehen, wie ich es gern hätte. Ich habe schon einige Jahre Übung damit, Tagesmeditationen zu kommentieren, sie zu verfassen ist aber noch etwas anderes.

ich freue mich darauf, abends mit den Tagesmeditationen für den folgenden Tag meinen Tag ausklingen zu lassen. Gleichzeitig ist es so, dass ich mich nicht immer fit genug fühle, um etwas Sinnvolles zu schreiben.

Ein Wolfsrudel sitzt dann an meinem Schreibtisch. „Das fängt ja gut an, wenn dir nach so kurzer Zeit schon nichts mehr einfällt“, jault der eine. Und ein anderer klagt: „du kannst da nicht irgendwelchen Mist reinschreiben, das muss schon Hand und Fuß haben…“ Ein dritter wiederum sagt: „du kriegst wieder nicht genug Schlaf. So geht das nicht weiter!“

Heute Abend habe ich mit einigen von ihnen verhandelt.
Ihr möchtet wirklich sicher sein, dass ich die Sache mit den Tagesmeditationen ernst nehme, ist das so? Euch ist es auch wichtig, dass ich Wertschätzung finde, wenn ich das ’schön‘ mache, stimmt das? Gleichzeitig seht Ihr auch, dass morgen wieder ein anstrengender Arbeitstag auf mich wartet, und Ihr wollt sicher gehen, dass ich dafür frisch und erholt bin, habe ich das richtig verstanden?

Wir haben uns geeinigt, dass es Abende gibt, an denen Schlaf und Ruhe einfach Vorrang haben vor dem Bedürfnis nach Beitragen, Kreativität, Wertschätzung für meine Autorenschaft und meine Leser. Das können die Wölfe gut hören, sie rollen sich friedlich zusammen und sehen auf einmal auch ganz anders aus…

Ein Wort gibt es, da heben sie sofort wieder die Köpfe, zeigen ihre wölfische Seite und fletschen die Zähne. „Leichtigkeit“. „Leichtigkeit ist nicht angesagt! Du hast hier eine Pflicht übernommen und jetzt willst du dich drücken. Nichts da, da kommt nichts nach! Das haben wir uns ja gleich gedacht, dass du das nicht ernst nimmst. Aber darauf werden wir schon achten!“ ertönt ihr schauriges Geheul. Oh ha! Damit ich mich von diesen Ansprüchen lösen kann, braucht es wohl noch viel Einfühlung für die Wölfe.

Heute bin ich bereit, auf meine inneren Stimmen zu hören und ihnen Einfühlung zu geben.

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