Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Nicht motiviert…

Hallo, Welt!

Vor ein paar Wochen hatte ich bei einer Firma onine Kalender bestellt. Ein Teil der Lieferung war fehlerhaft und ich habe sie reklamiert. Nach drei Wochen und zwei Nachfragen kam jetzt eine Mail mit der Benachrichtigung, dass die Kalender (neu und kostenlos) auf dem Weg zu mir sind. PLUS zwei Mails mit Befragungen zur Kundenzufriedenheit. Eine für eine andere Lieferung, die ok war, und eben eine zum Reklamationsmanagement.

Darin fand ich doch tatsächlich die Formulierung:

Der/ die Kundenbeauftragte schien nicht sehr motiviert, meine Anfrage zu bearbeiten

Uff.
Wi soll ich denn damit umgehen? Da bietet mir ein Wolf einen Mitarbeiter zum Fraß an, oder?
Zu meinem Glück gab es auch noch ein Feld für offene Antworten, in das ich reinschreiben konnte, dass ich leider in den drei Wochen überhaupt keinen Kontakt mit einem Mitarbeiter hatte. Schön wär’s gewesen… Nun bin ich mal gespannt auf die Ersatzlieferung.

So long!

Ysabelle

Dazu kann ich so nicht ja sagen…

Die GFK entwickelt ihre Kraft und Schönheit nur da, wo Menschen in die Tiefe ihres Herzens gehen. Gewaltfreiheit ist nicht billig zu haben. Sie kostet uns etwas. Sie kostet Zeit. Sie kostet Wahrhaftigkeit. Sie kostet uns den Schmerz, unsere  Wolfsshow zuzulassen und zu durchdringen. Sie kostet die Mühe der Selbstreflexion.
Aus einem Essay von Gerlinde Fritsch

Je länger ich mich mit der Gewaltfreien Kommunikation beschäftige, desto klarer wird mir Marshalls Aussage: „GfK ist nichts für Weicheier“. Es erfordert Mut, uns selbst genau anzusehen, unsere Gefühle anzunehmen, unsere Bedürfnisse willkommen zu heißen. Es scheint viel leichter, durchs Leben zu dümpeln, mich möglichst nicht anzulegen mit anderen Leuten, nicht anzuecken, nicht aufzufallen. „Nice dead people“, nette tote Leute nennt Marshall solche Zeitgenossen.

Eine der schwierigsten Übungen ist das Neinsagen. Nein, ich möchte jetzt nicht telefonieren, nein, ich möchte nichts mehr essen, nein, ich möchte diesen Film nicht sehen, nein, ich schaffe diese zusätzliche Arbeit nicht mehr, nein, ich muss mein Geld selbst zusammenhalten…

Jedes dieser „Nein“ ist ein Ja zu uns selbst. Es besagt: Ich nehme meine Bedürfnisse ernst. Wir sind es gewohnt, ein Nein als Absage, als Ablehnung zu hören. Doch in der Gewaltfreien Kommunikation geht es um Verbindung. Zunächst einmal um die einfühlsame Verbindung zu mir selbst. Und dann um die Verbindung zu meinem Gegenüber. Mein Nein ist also ein Ausdruck meiner Verbindung zu mir und meinen Bedürfnissen. Doch wie finde ich jetzt die Brücke zum anderen?

Wir haben verschiedene Möglichkeiten. Zunächst können wir fragen: Wie geht es dir, wenn du mein Nein hörst? Eine weitere Möglichkeit ist es, dem anderen Einfühlung zu geben. Bist du enttäuscht, weil du dir für die Zubereitung des Essens Wertschätzung gewünscht hättest? Und eine weitere Möglichkeit ist das Verhandlungs-Nein, das zunächst nicht wie ein Nein daher kommt: „Dazu kann ich so nicht ja sagen“, heißt aber zunächst mal im Klartext: Nein! Aber es hält eben eine Tür der Verbindung offen. „Vielleicht finden wir heraus, wie wir beide ja sagen können. Deine Bedürfnisse sind mir ebenso wichtig wie meine…

Heute will ich meinen Gefühlen nachspüren und herausfinden, wann ein Nein in mir entsteht.

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