Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Wenn’s in der Kirche rundgeht

Vor ein paar Monaten war ein Bericht auf Spiegel online, wie manche Leute ihre Hochzeit zelebrieren. Ich habe mal versucht, die Links dazu zusammenzukriegen. Ich habe echt Spaß an solchen Bildern. Das erste Video ist leider bei Youtube nicht mehr erhältlich, und bei Yahoo ist die Tonqualität echt ärmlich. Vielleicht habt Ihr trotzdem Freude dran.

JK Wedding Entrance Dance – MyVideo

Es gibt noch ein paar mehr von diesen Videos, die mir so viel Freude machen. Vielleicht guckt Ihr auch mal, wie andere Leute heiraten.
Und? Wie findet Ihr das?

http://www.youtube.com/watch?v=QujA8YYgTWU

Ich bin echt fasziniert, dass Menschen, die im landläufigen Sinne nicht als schlank tituliert werden, so viel Power und Lebensfreude haben, so ansteckend fröhlich sein können.

Ich bin übrigens auch eine unverbesserliche Romantikerin.

das erfüllt mal genau mein Bedürfnis nach Kitsch. Besonders anrührend ist die Szene, wenn die ganzen Kumpel bei der Hebefigur helfen.

Für Michael-Jackson-Fans habe ich auch noch einen…

http://www.youtube.com/watch?v=YT6InvLJUzA

Es gibt auch eine australische Variante:

Ich bin auf diese ganzen Links gestoßen, weil mein Sohn vor kurzem geheiratet hat.
So eine Show

gab es da aber nicht.

Aber das Folgende ist uns zum Glück auch erspart worden.

In diesem Sinne: Habt Spaß!

So long!
Ysabelle

Rapante, Rapante…

Hatte ich schon mal erwähnt, dass ich ein großer Fan vom Maulwurf bin?

Für mich aktuell die schönste Möglichkeit, ein Märchen neu zu erzählen. Der Puppenspieler heißt übrigens Rene Marik und füllt inzwischen selbst große Hallen.

So long,

Ysabelle

Pali… pala… palumbo… PiPaPopo

Palumbo Dance – Leute, das wird der Renner 2010!

Ausgerechnet mein Chef hat mich auf dieses Video gestubst. Er kennt den Künstler.

Ich gebe zu, das ist echt grenzwertig.
Aber da ich ja auch Karneval gut finde,
darf ich mich auch an diesem Gaga erfreuen! 😉

So long!

Ysabelle

Wie ich Dir begegnen möchte

Bei meinem Stöbern nach Infos über Virginia Satir blieb ich an diesem Fundstück hängen, das zwei Überschriften und zwei Herkunftsbezeichnungen hat. Egal wo es herstammt und wer es geschrieben hat: Es spricht mich sehr an und macht vielleicht auch anderen Freude.

Wie ich dir begegnen möchte
Ich möchte dich lieben
Ich möchte dich lieben, ohne dich einzuengen,

dich wertschätzen, ohne dich zu bewerten,
dich ernst nehmen, ohne dich auf etwas festzulegen,

zu dir kommen, ohne mich dir aufzudrängen,
dich einladen, ohne Forderungen an dich zu stellen,

dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen,

von dir Abschied nehmen, ohne Wesentliches versäumt zu haben,

dir meine Gefühle mitteilen, ohne dich für sie verantwortlich zu machen,

dich informieren, ohne dich zu belehren,

dir helfen, ohne dich zu beleidigen,
mich um dich kümmern, ohne dich verändern zu wollen,

mich an dir freuen, so wie du bist.

Wenn ich von dir das gleiche bekommen kann,

dann können wir uns wirklich begegnen

und uns gegenseitig bereichern.

Autor Judith Kyselo

oder

Alter englischer Wanderspruch

Mal ehrlich, für mich klingt das ganz ähnlich wie Satir.

So long,

Ysabelle

Negative Kommunikationsarten – Virginia Satir

Negative Kommunikationsarten
Virginia Satir hat sich intensiv der Kommunikation innerhalb der Familie gewidmet. Das von ihr entwickelte Kommunikations-Modell kennt vier sich negativ auswirkende Kommunikationsarten:
Beschwichtigen
Ich mach‘ immer alles falsch. – Dazugehöriges Gefühl: Ich muss jeden glücklich machen, damit er mich liebt.
Anklagen
Du machst nie etwas richtig. – Dazugehöriges Gefühl: Niemand schert sich um mich. Solange ich nicht herumbrülle, tut sowieso niemand etwas.
Rationalisieren
Dazugehöriges Gefühl: Ich muss den Leuten zeigen, wie klug ich bin. Logik und gute Gedanken sind das einzig Wahre.
Ablenken
Dazugehöriges Gefühl: Ich werde schon die Aufmerksamkeit bekommen, egal, wie extrem ich mich dafür aufführen muss.

Menschliche Freiheiten – von Virginia Satir

Menschliche Freiheiten

Ihre Grundhaltung drückte die Familientherapeutin Virginia Satir (*26.6.1916, gest. 10.9.1988) in den „Fünf Freiheiten“ aus, zu denen sie ihren Patienten verhelfen wollte:

  • Die Freiheit zu sehen und zu hören, was im Moment wirklich da ist,
    – anstatt das, was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird.
  • Die Freiheit, das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke,
    – und nicht das, was von mir erwartet wird.
  • Die Freiheit, zu meinen Gefühlen zu stehen,
    – und nicht etwas anderes vorzutäuschen.
  • Die Freiheit, um das zu bitten, was ich brauche,
    – anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten.
  • Die Freiheit, in eigener Verantwortung Risiken einzugehen,
    – anstatt immer nur auf „Nummer sicher zu gehen“ und nichts Neues zu wagen.

Ich möchte … dich lieben … Virginia Satir

Ich möchte….

…Dich lieben,
ohne Dich ganz für mich zu beanspruchen,
…Dich anerkennen,
ohne Dich zu beurteilen
… mich mit Dir  verbinden,
ohne mit Dir zu verschmelzen,
…mit Dir zusammensein,
ohne in Dich zu dringen,
…Dich einladen,
ohne dabei zu fordern,
…Dich Dir selbst überlassen,
ohne Schuldgefühle,
…Dich kritisieren,
ohne Vorwürfe zu machen
…Dir helfen,
ohne Dich zu kränken.

Dieses Gedicht schickte mir eine GfK-Freundin heute Morgen.

Mehr über die Autorin Virginia Satir natürlich bei Wikipedia.

So long,

Ysabelle

Wenn du mir zuhörst…

… Der Glaube, wir müssten Situationen in Ordnung bringen und dafür sorgen, dass es anderen wieder besser geht, hindert uns daran, präsent zu sein. Marshall Rosenberg


Viele von uns sind es gewohnt, für andere Menschen Dinge in Ordnung zu bringen. Wenn wir von einem Problem erfahren, läuft unser Kopf schon heiß, um eine Lösung zu finden. Dein Auto ist kaputt? Ich kann dir meines leihen. Dein Arbeitsplatz in Gefahr? Dann bewirb dich doch mal bei XY… Dein Partner verhält sich in einer Weise, dass bei dir zahlreiche Bedürfnisse unerfüllt sind?  Dem musst du mal ordentlich die Meinung sagen oder es ihm mit gleicher Münze heimzahlen…

Tatsächlich gelten solche Reaktionen bei vielen Menschen als normal, ja sogar als einfühlsam. Je länger ich mich mit GfK beschäftige, desto schlechter kann ich solche Antworten hören. Mein Gegenüber soll nicht meine Probleme lösen oder mir Ratschläge geben, was ich tun muss. Ich bin in aller Regel kompetent, mich um meine Angelegenheiten zu kümmern.  Marshall beschreibt es in einer Geschichte von der kleinen Schülerin Millie, die auf ihre Lehrerin wartet: „Sie müssen überhaupt nichts tun, Mrs. Anderson, Sie müssen einfach nur zuhören!“


Pascal Gentner: Wenn du mir zuhörst auf Youtube


Wenn ich heute merke, dass ich nicht „einfach“ zuhören kann, ist das ein Indiz dafür, dass in mir etwas lebendig ist, das der Aufmerksamkeit bedarf. Dann kann ich um eine Pause bitten und meinen Gefühlen nachspüren. Wenn ich herausgefunden habe, was mich umtreibt, kann ich gut für mich sorgen und dann wieder dem Gegenüber meine volle Aufmerksamkeit schenken.

Heute will ich aufmerksam sein, wann ich ungefragt ins Ratschlagen gerate. Es kann ein Indiz dafür sein, dass ich selbst unerkannte Bedürfnisse habe, um die ich mich kümmern möchte.

Ich gratuliere Dir…

Ich mag die CD von Pascal Gentner. Das Lied hier spricht mir aus der Seele. Er nennt doch gute Gründe zum Feiern, oder?

So long!

Ysabelle

Unter Druck

N’Abend…

Gestern und vorgestern flogen mir die verrückten Ideen für die Illustration der Tagesmeditation nur so zu. Jetzt hänge ich schon zwei Stunden in der Schleife, mir will so recht kein Stoff einfallen. Aber nicht, weil es kein Thema gäbe, sondern weil mir keine Illustration einfällt. Damit bin ich unzufrieden, ärgerlich und frustriert.

So.

Da mir aber auch Leichtigkeit und Spaß wichtig sind, mach ich jetzt einfach HIER ne Illustration rein, und die Tagesmeditation für den 31. Januar bleibt ohne Bild.

Basta.

So long!

Ysabelle

Es steppt für Sie: Der Wolf!

„Dass die Wölfe nach Freiheit schreien, ist begreiflich; wenn die Schaafe in ihr Geschrei einstimmen, so beweisen sie damit nur, dass sie Schaafe sind.“ – Rudolf von Jhering, Der Zweck im Recht. Erster Band. Leipzig: Breitkopf & Härtel, 1877. S. 146


Heute wollen wir den Wolf in uns willkommen heißen. Der Wolf ist unser Freund, er verrät uns, was uns wirklich wichtig ist im Leben. Wenn wir so richtig „vom Leder ziehen“, motzen, toben, pöbeln, zeigt sich unser Wolf von seiner schönsten, kraftvollsten und lebendigsten Seite.

Aber warum sollten wir uns darüber freuen, wenn wir am liebsten ein Urteil nach dem anderen auf unser Gegenüber herabprasseln lassen würden? Wenn wir großzügig Diagnosen verteilen könnten, dem anderen jetzt gern so richtig die Meinung geigen würden…?

Ganz einfach: Der Wolf steppt für uns. Es ist ein kunstvoller Kriegstanz. Mit seinen Drehungen und Figuren stellt er uns dar, welche Bedürfnisse in ihm unerfüllt sind. Und das tut er auf kraftvolle Weise. Wir kommen mit einer wunderbaren Energie in Kontakt, die uns hilft, uns für unsere Bedürfnisse einzusetzen.

Der Wolf tanzt: „Du alter Pedant!“ Dann übersetzen wir die Figur mit „ich brauche Freiheit und Kreativität“. Der Wolf tanzt: „Niemand ist so egoistisch wie Du!“, und wir übersetzen, „ich brauche Verbindung und Unterstützung. Nie sind wir klarer zu verstehen als wenn wir das Ballett unserer Wolfsshow interpretieren.

Mit Freude will ich heute meinen Wölfen Aufmerksamkeit schenken, denn sie verkünden mir, was ich wirklich brauche.

Ping, pang, pong…

Guten Abend 😉

Eben schickte mir der Blog eine Mail, dass es zwei neue Pingbacks gegeben hätte. Bitte was???

Jetzt bin ich schlauer.

Pingback ist eine Methode, die es Web-Autoren erlaubt, mittels eines XML-RPC eine Benachrichtigung anzufordern, sobald jemand ihre Dokumente oder Seiten verlinkt. Dies erlaubt den Autoren nachzuverfolgen, wer auf ihre Seiten verweist oder Teile davon zitiert.

Tatsächlich ist es aber eher ein Lauschen als ein Anfordern: Zunächst muss die Gegenseite Pingback unterstützen. Einige Weblog-Programmpakete (wie z. B. WordPress) gehen folgendermaßen vor: Bei der Veröffentlichung eines Blog-Eintrages werden alle darin aufgeführten Links automatisch benachrichtigt (angepingt, siehe Blogping). Die lauschende Seite nimmt diesen Ping auf, überprüft auf der sendenden Seite die Existenz des Links und führt diesen dann bei sich selbst auf (möglicherweise mit einem Textauszug des verlinkenden Beitrags).

Jetzt möchte ich nur noch jemanden finden, der mir erklärt, wieso die Meldungen, die ich gern auf der Startseite behalten möchte, nicht in der Reihenfolge ihrer Veröffentlichung auf der Startseite gehalten werden…

Ja, die Technik ist eine wunderbare und aufregende Sache! Ich möchte heute Abend wertschätzen, dass es mir gelungen ist, Links so zu verlinken, dass dabei der Original-Name des Threads zu lesen ist, und dahinter liegt der Link. Man sieht also nicht die ganzen blöden technischen Linksbezeichnungen, sondern schön den Titel des Themas, auf das ich verweise.

Whow, das ist schon hohe Schule! (Wie war das mit dem Nerd?)

So long!

Ysabelle


Verletzungen zu sich nehmen

„Der unbewusste Zwang, verdrängte Verletzungen zu rächen, ist stärker als jede Vernunft.“ – Alice Miller, Abbruch der Schweigemauer

„Ich habe mich nur ganz selten durch jemandes Verhalten so verletzt gefühlt wie durch deins…“ Wie geht es Dir, wenn Du so eine Aussage hörst? Fühlst Du Dich elend oder bist du entrüstet? Regt sich Widerstand oder Trotz? Wie gut tut es, wenn man sich in dieser Situation an die vier Ohren der Gewaltfreien Kommunikation erinnern kann. Wenn dir dein Wolf einflüstert, „hey, so ein Idiot!“, trägst Du ganz offensichtlich die Wolfsohren außen. Du bewertest dein Gegenüber.

Wenn du die Botschaft hörst: „Das hast du ja wieder fein hingekriegt. Jetzt ist er verletzt und du bist schuld“ weißt du, dass die Wolfsohren nach innen gerichtet sind. Wenn es bei diesen beiden Sichtweisen bleibt, bist du gefangen in Dominanzstrukturen, in denen mit „richtig“ oder „falsch“, Schuld und Scham operiert wird, um Menschen dazu zu bringen, sich bestimmten Vorstellungen und Maßstäben entsprechend zu verhalten.

Doch zum Glück haben wir auch ein Paar Giraffenohren, die uns ein ganz neues, mitfühlendes Hören ermöglichen. „Wie geht es mir, wenn ich solch eine Aussage höre?“ fragt die Giraffe liebevoll besorgt und richtet die Ohren nach innen. „Was brauche ich gerade, um gut hier sein zu können?“

Marshall Rosenberg berichtet an vielen Stellen in seinen Büchern davon, dass er sich zunächst selbst Empathie geben musste, bevor er in der Lage war, sich empathisch mit seinem Gegenüber zu verbinden.

Dann kommen die Giraffenohren zum Einsatz, die nach außen, zu unserem Gegenüber zeigen. Denn wenn wir selbst bei uns angekommen sind, wissen, wie es uns geht und was wir brauchen, können wir uns unserem Gegenüber zuwenden: „Wie geht es dir, und was brauchst du?“ können wir fragen, wenn wir die Giraffenohren nach außen tragen.

Ja, was brauchst du, wenn du sagst: „Ich habe mich nur ganz selten durch jemandes Verhalten so verletzt gefühlt wie durch deins…“ Fehlt Dir Verbindung oder Respekt? Sind dir Beteiligung oder Geborgenheit besonders wichtig? brauchst Du Verständnis, Wärme, Autonomie?

Es ist ein wunderbares Geschenk der Gewaltfreien Kommunikation, dass sie uns lehrt, Verletzungen zu uns zu nehmen. „Ich bin frustriert, weil mir Verbindung und Nähe wichtig sind. Ich bin traurig, weil meine Bedürfnisse nach Verlässlichkeit und Effektivität im Mangel sind. Ich bin…, weil ich…  Es heißt niemals: Ich bin…, weil du…

In der Gewaltfreien Kommunikation übernehme ich Verantwortung für all meine Gefühle. Und ich übernehme die Veranwortung für die Erfüllung meiner Bedürfnisse.

Ich verabschiede mich von dem Gedanken, ein Täter oder Opfer zu sein. All meine Handlungen diesen dazu, meine wundervollen Bedürfnisse zu befriedigen. Und in der Gewaltfreien Kommunikation kann ich lernen es so zu tun, dass ich dem Leben diene. Indem ich die Macht über meine Gefühle zurückgewinne, erringe ich eine neue Freiheit.

Heute übernehme ich voller Freude die Verantwortung für all meine Gefühle. Wenn mir eine Verletzung bewusst wird, überprüfe ich, welche meiner Bedürfnisse im Mangel ist.



Was für ein Tag…

Heute hatte ich ein nettes Gespräch mit meinem Freund, der ja seinen Geburtstag feiert. Ich hatte einen Anruf von einer Freundin, die mich upgedatet hat, was bei ihr los ist. Am meisten hat mich aber mit Freude erfüllt, einer GfK-Freundin schreiben zu dürfen, wie sehr sie mit ihrer Rückmeldung meine Bedürfnisse erfüllt hat. Ich merke gerade in den vergangenen Wochen, in denen ich mehrere Dankesmails und Briefe geschrieben habe, wie gut MIR das tut, mir wirklich zu vergegenwärtigen, welche Geschenke ich da bekommen habe. Ich bin reich! Und so reich beschenkt gehe ich jetzt auch ins Bett.

So long!

Ysabelle

Die Geschichte mit dem Hammer

Anleitung zum Unglücklichsein – Paul Watzlawick

Die Geschichte mit dem Hammer

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommen ihm Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vieleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“

Edel sei der Mensch, hilfreich und gut

Wer liebt, ist natürlich bereit, dem geliebten Wesen zu helfen. Für besonders edel und gut gilt es aber, auch dort hilfreich zu sein, wo keine besonderen Liebesbande bestehen, also zum Beispiel einem Fremden gegenüber. Selbstlose Hilfe ist ein hohes Ideal und enthält angeblich ihre eigene Belohnung.
Das braucht uns keineswegs abzuschrecken, denn wie jede gute Tat kann auch Hilfsbereitschaft von des Gedankens Blässe angekränkelt werden. Das sahen wir bereits beim Thema Liebe. Um Zweifel an der Selbstlosigkeit und Reinheit unserer Hilfsbereitschaft zu entwickeln, brauchen wir uns nur zu fragen, ob wir dabei nicht doch Hintergedanken haben. Tat ich es als Einzahlung auf mein himmlisches Spakonto? Um zu imponieren? Bewundert zu werden? Um den anderen zur Dankbarkeit mir gegenüber zu zwingen? Ganz einfach, um meinen seelischen Katzenjammer zu kurieren? Sie sehen bereits, der Macht des negativen Denkens sind kaum Schranken gesetzt, denn wer sucht, der findet. Dem Reinen ist angeblich alles rein; der Pessimist dagegen entdeckt überall den Pferdefuß, die Achillesferse, oder was es dafür auf dem Gebiet der Podiatrie noch andere Metaphern gibt.
Wem dies nun Schwierigkeiten bereitet, der nehme sich nur die einschlägige Fachliteratur vor. Die wird ihm schon die Augen öffnen. Da findet er heraus, dass der brave Feuerwehrmann in Wirklichkeit ein verhinderter Pyromane ist; der heldenhafte Soldat lebt seine tief unbewussten selbstmörderischen Triebe, beziehungsweise seine mörderischen Instinkte aus; der Polizist gibt sich mit den Verbrechen anderer Menschen ab, um nicht selbst zum Verbrecher zu werden; der berühmte Detektiv hat eine nur mühsam überdeckte paranoide Grundeinstellung; jeder Chirurg ist ein verkappter Sadist; der Gynäkologe ein Voyeur; der Psychiater will Gott spielen. Voila – so einfach ist’s, die Fäulnis der Welt zu entlarven.

(Quellenangabe: Watzlawick, Paul: Anleitung zum Unglücklichsein, Ungekürzte Taschenbuchaugabe, 21. Auflage November 2000, Piper Verlag GmbH, München, S. 37ff. und S. 105 ff.)

gefunden auf:
www.onlinecat.de/Leseproben/watzlawick.htm

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