Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Wortschätzchen: Manipuliert

Kommen wir heute zu einem meiner absoluten Lieblingsworte: manipuliert.

Das „Gefühl“ wird bei mir mit einem Aufschrei ausgeliefert.
Die Wolfsshow lautet in etwa:

Ich will das nicht! Ich kann mich nicht wehren, ich bin eine Marionette am Faden, ich habe keinen freien Willen mehr. Ich kann mich nicht entziehen, meine Interessen zählen überhaupt nicht. Ich stehe mit dem Rücken an der Wand. Immer geht alles nach deinem Kopf und ich zähle anscheinend überhaupt nicht. Ich fühle mich übergangen, überfahren, irgendwo hingeschoben. wo ich nicht sein will.

Wen ich versuche, die Gefühle zu klären, finde ich:

alarmiert
angespannt
aufgeregt
ausgelaugt
bitter
empört
einsam
entrüstet
frustriert
geladen
gelähmt
kalt
mutlos
ohnmächtig
schmerzerfüllt
unbehaglich
widerwillig

Welche Bedürfnisse könnten im Mangel sein, wenn „manipuliert“ in der Luft hängt?

Als erstes springt mich Autonomie an. Ich möchte gern in Verbindung mit meinen Bedürfnissen eine freie Entscheidung treffen.
Respekt fällt mir ein. Ich möchte, dass meine Wünsche genau so zählen wie deine. Verbindung fehlt mir mit Sicherheit. Wenn du sehen und hören würdest, wie es mir wirklich mit dem geht, was du sagst oder von mir erwartest, würdest du es nicht von mir verlangen oder erwarten. Während ich das schreibe, fällt mir auf, dass es für mich ganz viel mit Selbstvertrauen zu tun hat. Darf ich für mich und meine Bedürfnisse einstehen? Werde ich damit fertig, wenn der andere mein „nein“ schlecht hören kann?
Es scheint, „manipuliert“ entsteht, wenn ich nicht in Übereinstimmung mit meinen Werten, Überzeugungen und Bedürfnissen handele. Kongruenz spielt also anscheinend auch eine Rolle. Was für ein spannendes Wort!

Mögt Ihr das ergänzen?

Wortschätzchen: Belehrt

Ein Wort, das schnell für Stimmung sorgt, lautet: belehrt.
Es gehört zu den Interpretationsgefühlen.
Ich vermute, jemand, der sagt, ich fühle mich belehrt, fühlt sich:

Ärgerlich
angespannt
bitter
einsam
elend
frustriert
lustlos
sauer
streitlustig
unbehaglich
widerwillig

Was würde der Wolf in solchen Situationen sagen?
Außen: Na, du weißt ja immer alles besser. Was glaubst du, wer du bist?
Innen: ErSie hast ja recht, ich werde das nie begreifen/ machen

Es ist unser altes Muster: entweder du bist falsch oder ich bin falsch.

Welche Bedürfnisse könnten im Mangel sein, wenn jemand sagt, ich fühle mich belehrt?

Als erstes fällt mir das Bedürfnis nach Gleichheit ein. „being treated equally“.
Vielleicht brauche ich Sicherheit, vielleicht geht es um Selbstständigkeit? Ich möchte selbst herausfinden, wie etwas funktioniert. Selbstvertrauen könnte ebenfalls ein Thema sein. Oder ich möchte gern beteiligt sein, Zugehörigkeit und Respekt, Verbindung und in meinem Bemühen gesehen zu werden könnten eine Rolle spielen. Oder ist vielleicht mein Bedürfnis nach Leichtigkeit und Harmonie im Mangel?

Mögt Ihr das ergänzen?

Wortschätzchen: Scham

Zum Auftakt möchte ich mich dem Wort Scham widmen. Dabei beziehe ich mich auf das wunderbare Buch von Gerlinde Ruth Fritsch „Praktische Selbstempathie“. Darin beschreibt sie im Kapitel 3.2.3 eine Landkarte der Gefühle. (Zu meine großen Freude fand ich gerade eine Ankündigung für ein neues Buch von ihr. Muss ich sofort vorbestelllen!) Zum Thema Scham führt sie auf:

Zugehörige Gefühle: Peinlichkeit, Unsicherheit, Verlegenheit, Reue, Schmerz, Alleinsein, Bedauern, Bedrückung, Befangenheit, Beklommenheit, Bestürzung, Isolation, Betroffenheit, Ernüchterung, Entsetzen, Fremdheit, Frustration, Verzweiflung, Zerschlagenheit, Gebrochen sein

(…)

Spannend sind dann die auslösenden Urteile:
Ich bin schlecht (falsch, böse, wertlos, unzulänglich, nicht gut genug)
Ich bin/etwas an mir ist hässlich
Ich bin unwichtig, nicht liebenswert
Ich sollte besser gar nicht existieren
Da ist peinlich/unmoralisch
Ich bin dumm
Er/sie hat mich erniedrigt/beschämt/herabgesetzt/gedemütigt/bloßgestellt/zurückgewiesen/schlechtgemacht
Wie konnte ich das nur tun?
Das war dumm von mir
Ich habe versagt
Hoffentlich hat das niemand mitbekommen

Die körperlichen Signale sind
Vermeiden von Blickkontakt
Gesenkter Kopf
Erröten, heißes Gesicht
Tränen
Flacher, stockender Atem
Sprachlosigkeit

Zusammensinken des Körpers

Ich habe dieser Tage etwas über Scham gehört, das mich sehr angesprochen hat.

Danach gehören Wut, Schuld und Scham in einen gemeinsamen Kontext.

Wut empfinde ich, wenn ich denke, etwas ist mit dem anderen falsch.

Schuld empfinde ich, wenn ich denke, ich habe etwas Falsches getan.

Scham aber empfinde ich, wenn ich der Überzeugung bin, mit mir sei etwas falsch, ich wäre falsch.

Wenn ich also Scham empfinde, welche Bedürfnisse sind dann vermutlich bei mir im Mangel?

Gesehen/gehört werden
Sicherheit
Verbindung
Schutz

Mögt Ihr das ergänzen?

Wortschätzchen (1)

Hallo, Welt!

Ich eröffne heute eine neue Kategorie: das Wortschätzchen. Mir ist schon oft aufgefallen, dass bestimmte Worte unter dem Gesichtspunkt der GfK zu denken geben. Da sind natürlich zum einen die Interpretationsgefühle, die in uns aufsteigen, wenn wir schneller denken als fühlen 👿  zum anderen aber auch Bedürfnisse, die sich bei längerem Ansehen vielleicht als etwas anderes entpuppen. Urteile, Schimpfworte, Halbsätze, die es wert sind, näher betrachtet zu werden. Und diesen Worten und denen in ihnen innewohnenden Schätzen werde ich mich in unregelmäßigen Abständen widmen. Morgen geht’s los!

So long!

Ysabelle

Wir sind hier…

Ich finde, dieser Text von Richard Beauvais passt auch wunderbar zu unserer Giraffen-Gemeinschaft.

Ysabelle

Wir sind hier

Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht. Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Inneren teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit. Solange er fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen – er wird allein sein.

Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unseren Nächsten?

Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der – Teil eines Ganzen- zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet. In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein – wie im Tod – sondern lebendig als Mensch unter Menschen.

Richard Beauvais, 1964

Die Gurke

„Eine bittere Gurke? Wirf sie weg! Dornensträucher im Weg? Weiche ihnen aus! Das ist alles. Frage nicht noch: Wozu gibt es solche Dinge in der Welt?“ – Selbstbetrachtungen VIII, 50 von Mark Aurel

Vor ein paar Wochen habe ich ein neues Spielzeug bestellt und Freitag soll es geliefert werden. Ich staune über mich selbst, wie mich dieses Etwas in Atem hält. Inzwischen weiß ich, dass die Lieferung in Holland dem Spediteur übergeben wurde, ich habe vergangenen Samstag mit meinem Paketboten einen Deal gemacht, wie ich an das Päckchen komme. Ich habe Pläne geschmiedet und versucht, alles unter Kontrolle zu kriegen, denn dummerweise muss ich Freitag auf Geschäftsreise und dann ist niemand hier, um das Paket anzunehmen.

Dornensträucher im Weg…
Inzwischen habe ich erfahren, dass das Paket gar nicht mit DHL versandt wird, sondern mit UPS. Ich bin der Verzweiflung nah, habe mit UPS telefoniert, mit dem Callcenter des Anbieters in Barcelona (!), ich habe versucht, meine Schwiegertochter als Sitzwache anzuheuern oder meine sehr alte Nachbarin zu becircen, am Freitag nicht aus dem Haus zu gehen, sondern meine Sendung anzunehmen.

Ich merke, wie ich auf sehr hohem Niveau vor mich hin kreisel.

Doch kurz bevor mich mein eigenes Treiben aus der Bahn wirft, lande ich wieder bei Mark Aurel. „Frage nicht noch, wozu gibt es solche Dinge auf der Welt.“ Es reicht, wenn ich mich so gut ich es kann um die Abwicklung dieser Lieferung kümmere. Ich muss nicht bis ins letzte Detail versuchen, das Schicksal zu beeinflussen. Ich nehme meine Bedürfnisse nach Leichtigkeit, Spaß, Sicherheit, Unterstützung und Beteiligung wahr. Ich möchte dieses Ding in den Händen halten und einfach nur jubeln, feiern, Freude erleben. Ich habe versucht, möglichst viele Eventualitäten aus dem Weg zu räumen, die bittere Gurke wegzuwerfen, dem Dornenstrauch auszuweichen. Mehr kann ich nicht tun. Und mehr muss ich auch nicht tun.


Heute verabschiede ich mich von der Idee, perfekte Lösungen zu finden. Ich gebe mein Bestes. Ich tue alles, was mir möglich ist, um mein Problem zu lösen, dann lasse ich los. Ich vertraue darauf, dass genau das geschehen wird, was für mich das Beste ist.

Endlich gewaltfrei golfen

„Ich habe mit Golf angefangen, spiele Tennis und jogge. Das muss ich auch, weil der Schneider nix mehr rauslassen kann.“ – Heribert Fassbender im Stern Nr. 35/2008 vom 21. August 2008, S. 154

Bei keiner anderen Beschäftigung zeigt sich mein inneres Team so lebendig wie beim Golfen. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich in den vergangenen Jahren in den Boden gehackt habe, natürlich stets begleitet von hämischen inneren Kommentaren. Gern von der Güte: Komm, geb’s auf, du lernst es nicht mehr!

Ganz anders, wenn plötzlich ein Ball abhebt und genau in die Richtung geht, die ich haben wollte. Das hat fast einen spirituellen Touch. Wenn dann der nächste Schlag wieder einen Klumpen Erde in die Luft jagt, zitiert mein innerer Gutachter gern den kürzesten Golfer-Witz: „Ich kann’s…“

Golf spielen ist also für mich eine Einladung, meine Wölfe willkommen zu heißen. Andere mögen diese Einladung beim Strümpfe stricken hören, doch das gelingt mir inzwischen ziemlich gut. Ich vermute, jeder von uns hat eine Herausforderung, bei der es wieder und wieder nicht klappt. Zehn Finger blind schreiben ist so eine Sache für mich, oder ein gerades Loch mit einer Bohrmaschine drillen.

Golfen ist für mich eine Tätigkeit mit Nebenwirkung. Aus irgend einem Grund scheinen meine Gutachter dabei ganz dicht unter der Oberfläche zu sein, und ihre Kommentare kommen zu schnell, um noch maskiert zu sein. Sie argumentieren harsch und direkt. Keiner der Trainer, die versucht haben, mir das Spielen beizubringen, hatte je so einen Ton am Leib. Ich hätte mich wahrscheinlich auch auf der Stelle umgedreht und hätte den Platz verlassen, wie ich es einmal bei einem österreichischen Skilehrer getan habe: „Jo, Ysabelle, wo foahrst dann hi?“, wo hi wohl? Ins Tal!

Es ist schmerzhaft zu erkennen, wie ich mit mir selbst umgehe. Es ist schwer zu hören, in welchem Ton ich mich runterputze. Und es macht mich traurig, weil ich weiß: Beim Golfen sind die Stimmen ganz deutlich zu verstehen. Aber in dutzenden anderen Situationen am Tag sind diese Stimmen ebenfalls da, nur ich nehme sie gar nicht wahr, weil ich nicht in so einer klar fokussierten Situation bin. Im Lärm des Alltags gehen die Stimmen vermeintlich unter. Es steht allerdings zu befürchten, dass mein Unterbewusstsein sehr wohl zuhört und sich unter diesen Schlägen duckt.Wenn ich also diesen Gutachtern während des Golfspielens Einfühlung gebe, habe ich eine Chance, dass mein Gehirn in anderen Situationen ebenfalls lernt: Uuups! Der Wolf will ja nur, dass ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere… er will mich ja nur davor schützen, in meinem Eifer nachzulassen. Er will doch nur sicher stellen, dass ich noch lange Freude an diesem Spiel habe… Schade nur, dass er (noch) kein Giraffisch spricht!

Heute will ich sorgfältig darauf achten, wenn Wölfe, Richter und Lehrer ihre Stimme erheben. Ich kann ihre Worte übersetzen und mich daran erfreuen, dass sie von ganzem Herzen mein Bestes wollen.

Ce-lebration!

Ich möchte feiern!
Also: Heute sind die 1000 Besucher locker übersprungen, ich bin bei 1013.
Gabriel hat mir heute den Blog hübsch gemacht und ein paar HTML-Zeilen entfernt, die die Seitenleiste so unübersichtlich gemacht haben. Außerdem hat er einen Trick herausgefunden, wie ich doch richtige Absätze einbauen kann. Ist nicht einfach, aber er hat es rausgefunden!

Außerdem hatte ich heute Nachmittag meine erste GfK-Moderation mit einem Paar. Die beiden kamen sehr beladen und im Schmerz. Und sie gingen nach über vier Stunden beschwingt und leicht und einander zugewandt. Das hat mal superviele Bedürfnisse bei mir erfüllt: Beitragen, Unterstützung, Verbindung, oh, es war wunderbar!

Es war auch wunderbar zu spüren, dass ich mich wirklich sicher gefühlt habe mit dem was ich gemacht habe. „Just stick to feelings and needs“, einfach bei den Gefühlen und Bedürfnissen bleiben. Es fühlt sich so schön an, beitragen zu dürfen! Ich bin zufrieden, leicht, warm, gerührt, auch über den schönen Kontakt zum Inselana und über die drei Telefonate, die ich heute hatte. Und ich bin noch ganz champagner wegen des inspirierenden Kommentar-Austauschs mit Oliver. Das erfüllt definitiv mein Bedürfnis nach Wachstum, Gesehen werden, Bildung, Wertschätzung und Unterstützung.

Ich bin eine schwer reiche Giraffe!

So long!

Ysabelle

Delikatessen konservieren

Mein Administrator hat mich heute sehr glücklich gemacht. Er hat mir einen neuen Editor eingebaut, ich bin ganz hin und weg! Jetzt kann ich die Schriftgröße verändern, 😀 Smilies mit einem Mausklick einfügen, Absätze formatieren. Mal sehen, wie ich damit klarkomme. Außerdem hat er eine Funktion eingebaut, mit der Kommentatoren jetzt anklicken können, dass Sie über Antworten informiert werden möchten. Ist das nicht super?! Und diese neue Leiste hier über meinem Schreibfenster erfüllt noch dazu mein Bedürfnis nach Spiel und Leichtigkeit.

Es ist eine so wunderbare Sache, wenn man Unterstützung bekommt! Ich möchte das immer und immer wieder lautstark feiern, denn in der Vergangenheit hatte ich oft Situationen im Fokus, in denen mein Bedürfnis nach Unterstützung eher nicht erfüllt war. Dazu ein Zitat, das ich sehr liebe:

„Nach der Beschaffenheit der Gegenstände, die du dir am häufigsten vorstellst, wird sich auch deine Gesinnung richten; denn von den Gedanken nimmt die Seele ihre Farbe an.“Selbstbetrachtungen V, 16, von Mark Aurel


Was heißt das konkret? Es bedeutet: Das, was wir besonders oft denken, verfestigt sich in unserem Gehirn. Wir haben eine neuronale Autobahn angelegt, die dazu führt, dass wir glauben, wie hätten nie Unterstützung. In der Folge fallen alle erlebten Unterstützungen durch den Rost, wir nehmen sie nicht wahr.

Das Gegenmittel ist Feiern! Wenn ich all die erhaltene Unterstützung feiere, wenn ich mir notiere, was mir besonders gut gelungen ist, schaffe ich eine warme Wanne voller Freude, in die ich jederzeit wieder eintauchen kann. Neulich, das Mittagessen, aus dem gezaubert, was gerade im Haus war. Und es war köstlich! Diese eine kreative Idee, die mir so viele wunderbare Bedürfnisse erfüllt hat! Dieser eine Einkauf, an dem ich so viel Freude hatte…

Ich möchte Euch zurufen: Schreibt! Es! Euch! Auf!

Und wenn Ihr das nächste Mal geknickt seid, Euch einsam fühlt, greift zu Euren Notizen, badet in diesen wunderbaren Gefühlen, die ausgelöst werden, wenn Euch ein Bedürfnis erfüllt wurde!

Heute bin ich bereit mir eine Notiz zu machen, wenn ich eine besondere Freude erlebt habe. Und viele solcher kleiner Perlen werden dazu beitragen, dass ich meine Tage so wahrnehme, wie sie sind: reich und erfüllt.

Lesestoff und Hörfutter

Hallo, Welt!

Oliver fragte heute in einem Kommentar nach Buchtipps, in denen Anliegen-Arbeiten transkribiert sind (meint: wörtlich abgeschrieben… Ich will das immer mit zwei S schreiben, das lässt der Duden aber nicht zu.) Ich habe drei solcher Bücher neben mir liegen und bin erstaunt, weil ich dachte, ich hätte alle aus dieser Reihe.

Bei Junfermann sind mehrere Workshop-Mitschriften erschienen:

1. Den Schmerz überwinden, der zwischen uns steht (7,50 €)

2. Wie ich dich lieben kann, wenn ich mich selbst liebe (7,90 €)

3. Was deine Wut dir sagen will: Überraschende Einsichten (7,50 €)

(von denen weiß ich genau, dass sie Transkriptionen enthalten, weil ich gerade noch mal nachgeguckt habe.

Ebenfalls aus dieser Serie, und daher vermutlich ähnlich aufgebaut sind

4. Das können wir klären – Wie man Konflikte friedlich und wirksam lösen kann (5,90 €)

5. Kinder einfühlend unterrichten (7,90 €)

6. Kinder einfühlend ins Leben begleiten (7,90 €)

Erhältlich sind sie natürlich alle bei Amazon, beim Verlag Junfermann oder bei Conex, wo ich sehr gern Bücher bestelle in der Hoffnung, dass da ein bisschen Geld für die Arbeit der Bewegung hängen bleibt.

Was mich im vergangenen Jahr sehr unterstützt hat, sind die Workshop-Mitschnitte von Marshall, die es auf CD gibt. Ich höre das abends im Bett, finde es aber nicht leicht oder einfach, weil die Qualität der Aufnahmen nicht meinen Wünschen entspricht und weil gelegentlich (natürlich) durcheinander gesprochen wird, und das auf Englisch. Da muss ich mich schon sehr konzentrieren.

Gleichzeitig haben mir die CD’s an ganz unerwarteter Stelle Erleichterung gebracht. Ich höre nämlich, dass Marshall keineswegs immer alles mit Giraffenohren aufnimmt und dass lediglich Giraffensprache aus seinem Mund perlt. Er ist manchmal auch kurz, er sagt „nein, dass ist keine Empathie“ oder ähnliche Sachen. Und das lockert bei mir den Würgegriff um den Hals, mich stets giraffisch ausdrücken zu wollen. Neulich war ich unter Baby-Giraffen und es wurde in einer ausgewiesenen Empathie-Runde fröhlich intellektuell nachgefragt. Ich bin jetzt noch erschüttert, DASS da mit mir die Gefühle durchgegangen sind, und ich ganz schön losgepoltert habe: „Das ist keine Empathie…“ In dem Moment ging es nicht besser. Da erleichtert es mich schon, wenn ich höre, dass selbst Marshall gelegentlich einen Anflug von Ungeduld in der Stimme hat…

Die CD’s, die ich höre, sind:

The power we have to create the world of our choosing
ein extrem lustiger Vortrag, den Marshall anscheinend 2005 beim Jubiläum einer Kirchengemeinde gehalten hat

Nonviolent communicaton
Sein Buch-Klassiker als Hörbuch-Aufbereitung. von ihm selbst gesprochen. Sehr schönes, gut verständliches Englisch. Ich liebe es, wenn Marshall Rollenspiele nachmacht! Ich kann den Menschen praktisch vor mir sehen, den er da spielt!


Creating a Life -Serving System within oneself

Workshop-Mitschnitt

Experiencing Needs as a Gift
Sehr berührendes Thema, für mich hilfreich aufgearbeitet

Needs and Empathy
Workshop-Mitschnitt

Giraffe fuel for life
Workshop-Mitschnitt

Intimate Relationships
Workshop-Mitschnitt

Ich habe mir auch die CD gekauft, auf der er singt.
Live Compassionatly

hier ein kleiner Vorgeschmack dazu: Und mit diesem Lied verabschiede ich mich an dieser Stelle!

So long!

Ysabelle

Lass dich überraschen…

Quality Function Deployment ist eine zu Beginn der siebziger Jahre in Japan von Professor Yoji Akao u.a. entwickelte Qualitätsmethode zur Ermittlung der Kundenanforderungen und deren direkten Umsetzung in die notwendigen technischen Lösungen. QFD wird als ein vorbeugendes Werkzeug zur Produktdefinition eingesetzt und hat über die USA Eingang nach Europa gefunden. Es ist ein systematischer Weg, der sicherstellt, daß die Festlegung der Produktmerkmale durch die Entwicklung und die anschließende Auswahl der Produktionsmittel, Methoden und Kontrollmechanismen ausschließlich von den Anforderungen der zukünftigen Kunden bestimmt werden.

Von der Webseite http://wiki.qfd-id.de/pmwiki.php

Hallo, Welt!
Nanu, Business-Kauderwelsch in einem GfK-Blog? Ich kreise noch immer um die Bemerkung von Wolf Schneider über das Geschwafel in Blogs. Und hier kommt eine wunderbare Zeichnung, die mich in den vergangenen Wochen immer wieder angesprochen hat: Hier geht es um Kundenzufriedenheit und Basis-Anforderungen.
Meine LeserInnen sind meine Kunden. Natürlich möchte ich von Herzen, dass sie zufrieden sind. Denn wie schon in der Einleitung geschrieben blogge ich zwar für mich, aber ich möchte schon gelesen werden, ansonsten wäre das hier bei mir im Giraffenblog eine sehr einsame Sache.
Die Basisanforderung an einen Blog ist zunächst mal, dass da was drin steht. Es sollte dann möglichst auch noch zum Thema passen. Der Kunde, also der Leser, darf erwarten, dass möglichst wenig inhaltliche, grammatikalische orthografische und sonstige Fehler drin sind. Und die Erfüllung dieser Basisanforderungen zieht nicht die Wurst vom Teller, sprich: Das ist vermutlich so langweilig, dass die Leute nicht wieder kommen.

Hier im Blog habe ich mittlerweile rund 4600 Klicks (PI) und wahrscheinlich Morgen den 1000. „eindeutige Zugriffe“, was immer das heißt. So ganz verstehe ich meine eigene Statistik nicht, aber 1000 einzelne Benutzer finde ich mal grandios erfreulich. Wobei der März mit 1300 PI bisher der beste Monat war.

Gehen wir mal davon aus, dass ich die Basisanforderungen so einigermaßen erfülle. Dann kann ich also nur mehr Leser auf meinen Blog kriegen, wenn ich mehr begeisternde Faktoren erfülle, mich also im oberen rechten Planquadrat auf dieser Zeichnung tummel. Und da wird es eng. Es gibt zwar inzwischen tatsächlich 88 Kommentare, aber die Häfte davon sind Antworten von mir, und aus den anderen kann ich nicht ablesen, was Euch, liebe Leser, so richtig begeistert. Wovon wollt Ihr mehr? Womit kann, womit darf ich Euch überraschen?

Ich habe eine Weile gebraucht bis ich aufgehört habe mich zu geißeln, weil ich es kräftemäßig nicht schaffe, jeden Tag eine Tagesmeditation einzustellen. Ich brauche ein bisschen Muße dafür, so etwas zu schreiben, und gelegentlich auch einen Aufhänger für ein Thema. Es rieselt mir nicht immer wie die sprichwörtlichen Schuppen aus den Haaren. Doch ohne Rückmeldungen ist es mir schwer herauszufinden, wo die Reise hingehen soll. Wie gefällt Euch der Mix? Was spricht Euch an? Ich tappe im Dunklen und versuche, einen Weg zu finden, von dem ich hoffe, dass möglichst viele von Euch Freude daran haben. Es soll nicht beliebig werden hier. Aber gleichzeitig plagen mich an manchen Tagen arge Selbstzweifel, ob ich mich überhaupt verständlich ausdrücke.

Die GfK hat mein Leben verändert und tut es immer noch. Wie ein Kachelofen im Winter möchte ich die wärmende Botschaft der GfK weiter verbreiten. Mein Umgang mit anderen Menschen verändert sich, ich kann besser zuhören, besser sein lassen und besser für mich sorgen. Und diese Dinge möchte ich weiter geben, Mut machen, unterstützen, anregen. Aber wie?

Für Rückmeldungen bin ich wie immer dankbar!

So long
Isabelle

Worte aus der Ecke

Als die Reporter der „Welt am Sonntag“ Claudia (Schiffer) besuchten, entdeckten sie „Schokoladenfinger auf den Polstern“. Ist Claudia keine strenge Mutter? „Ich kann auch schon mal lauter werden und schimpfen, wenn ich müde bin und die mir den Molli machen.“ Den Molli machen? „Das sagen wir am Niederrhein, wenn sie einfach nicht gehorchen und machen, was sie wollen.“ Zur Strafe gehe dann auch mal die „naughty corner“ (ungezogene Ecke) eine Ecke in der Küche für ungezogene Kinder. Claudia Schiffer zur WamS: „Da kann man dann schmollen für fünf Minuten und wenn man sich beruhigt und entschuldigt hat, ist alles wieder gut.“
Aus einem Artikel anlässlich der Geburt des dritten Kindes von Claudia Schiffer in der Bild am Sonntag vom 16.5.2010

Was geben wir unseren Kindern mit?
Du hast etwas FALSCH gemacht, du warst UNARTIG. Geh in die Ecke und schäme dich! Nur wenn du dich ent-schuldigst, wirst du wieder in unserer Mitte aufgenommen. Viele von uns kennen solche Sätze aus ihrer eigenen Kindheit. Das Interview mit dem Top-Model fand aber 2010 statt.
Diese Wucht der Bemerkungen kann noch gesteigert werden. Jetzt hat Mutti/Vati dich nicht mehr lieb!
Und ich kenne auch mehr als einen Fall, in dem es hieß: Ich gebe dich weg!

Für manche Kinder fand die Trennung vom den Menschen, die sie liebten, tatsächlich statt. Scheidung ist eine klassische Situation, durch die Kinder ein Elternteil verlieren. Der Tod eines Angehörigen, Abwesenheit eines Elternteils durch lange Krankheit oder das Übergeben der Erziehung an ein Internat. In England, wo Claudia Schiffer lebt, übrigens an der Tagesordnung.

Je länger ich gegen die Gespenster ankämpfe, die in frühen Jahren in meinem Kopf implantiert wurden, desto intensiver spüre ich, wie mächtig dieses System aus Schuld und Scham seine Spuren hinterlassen hat. Ich feiere den Fortschritt, wenn ich bemerke, dass ich wieder auf ein „Richtig“ oder „Falsch“ hereingefallen bin. Und es gelingt mir immer besser, mich nicht dafür zu verurteilen, dass ich eben immer noch so denke, wenn ich quasi unbeobachtet denke. Jahrzehnte Autobahnpflege im Gehirn lässt sich nicht in vier Jahren GfK-Training in einen Feldweg zurückbauen. Wir sind so erzogen, es steckt uns in den Zellen, und es ist Arbeit, diesen Virus nach und nach auszuschwemmen.

Ich bin richtig und du bist falsch – was passiert mit uns, wenn wir uns in diesem Kosmos bewegen?
Wir spüren Wut und Ärger, wenn der andere FALSCH ist.
Wir empfinden Schuld, wenn wir den Gedanken haben, wir hätten etwas Falsches getan.
Und wir spüren Scham, wenn wir zu dem Glauben kommen, mit uns sei etwas falsch.

Das Schuldprinzip ist zentral für unsere heutige Gesellschaft.
In der Gewaltfreien Kommunikation machen wir die Erfahrung, dass wir Wut und Ärger wandeln können. Eine unserer möglichen Strategien ist zum Beispiel der Ärger-Tanz. Doch um uns von Scham zu lösen, brauchen wir Stärkeres als ein Tanzparkett. Wohl nur in einem spirituellen Prozess dürfen wir erkennen, dass wir wunderbare Geschöpfe sind.

Heute bin ich bereit zu sagen: So wie ich bin, bin ich ein wunderbares Geschöpf. Nichts an mir ist falsch, ich bin liebenswert und ich werde geliebt.

Empathie & Co-Abhängigkeit

Das Gebet des Co-Abhängigen

Von Kelly Bryson

Unsere Autorität, die du bist in anderen,
Selbstaufgabe sei dein Name.
Co-Abhängigkeit entsteht, wenn wir den Willen andrer erfüllen,
zu Hause wie am Arbeitsplatz.
Gib uns heute
unsere täglichen Krümel Liebe.
Und lass uns die Last unserer Schuld spüren,
so wie wir selbst anderen das Gefühl, uns etwas zu schulden, vermitteln.
Und führe uns nicht zur Freiheit,
sondern erlöse uns von dem Gewahrsein.
Denn dein ist die Sklaverei und die Schwäche und die Abhängigkeit,
für immer und in Ewigkeit,
Amen


Gefunden in dem Buch „Sei nicht nett, sei echt!“
Handbuch für Gewaltfreie Kommunikation

Das Gleichgewicht zwischen Liebe für uns selbst und Mitgefühl für andere finden

Kelly Bryson,
Junfermann Verlag, 22,50 Euro

Eine Lektion, die ich in diesen Tagen schmerzhaft erfahren musste, lautet: Empathie ohne Selbstempathie ist Co-Abhängigkeit. Und ich möchte diese Aussage von Gerhard Rothhaupt noch ergänzen: Und Co-Abhängigkeit ist ziemlich weit von GfK entfernt.
Was heißt das?
In der Gewaltfreien Kommunikation geht es um Verbindung. Und zwar nicht nur um die Verbindung von mir zu dir, sondern insbesondere um die Verbindung zu mir selbst. Wie geht es mir ganz grundsätzlich? Aber auch: Wie geht es mir mit dir, mit dem was ich von dir sehe und höre?
Wenn Paul nach einem netten Kinoabend plötzlich laut wird und sich darüber aufregt, dass kein Bier mehr im Haus ist, hat Pauline eine Palette von Möglichkeiten. Zunächst kann sie ihr Set Wolfsohren austesten: Ohren nach innen: Oh, Mist, ich hab tatsächlich vergessen, welches einzukaufen. Auf mich ist auch wirklich kein Verlass…
Oder sie trägt die Ohren nach außen: Sag mal, mach hier nicht den Affen! Du kannst doch wohl selbst Samstags mal ne Kiste Bier holen? Wie führst du dich überhaupt auf?

Wenn Pauline jetzt eine GfK-Gruppe besucht, ist es ihr vielleicht ein Anliegen, die Wolfsohren im Schrank zu lassen. Gilt ihre Aufmerksamkeit allerdings nur Paul und seiner Befindlichkeit, hat sie ein Problem. Vielleicht scheint sie selbstlos, wenn sie sich jetzt liebevoll um Paul kümmert: Dir ist es wirklich wichtig, dass die Einkäufe überprüft werden und Vorräte aufgefüllt, höre ich das richtig? Du hattest dich auf Entspannung und Leichtigkeit gefreut, und jetzt bist du frustriert und ärgerlich, weil du kein Bier vorfindest…?
Doch das ist keine echte Verbindung, sondern Co-Abhängigkeit. Die Verbindung kommt erst zustande, wenn Pauline mit ihren Giraffenohren auch nach innen lauscht und herausfindet: Wie geht es mir, wenn ich dich so höre? Was brauche ich? Geht es mir vielleicht um Respekt? Wünsche ich mir Unterstützung beim Überprüfen der Vorräte? Und dann kommt der nächste Schritt, der mir und so vielen anderen Isabells, Paulines, Gudruns und Lisas dieser Welt so schwer fällt: Ich zeige mich mit dem, was in mir lebendig ist. Ich lerne mich zuzumuten. Erst dann beginnt der Giraffentanz. So geht es mir. Wie geht es dir? Was brauche ich, und was brauchst du?


Heute will ich achtsam sein, auch meine Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken. Wenn Empathie für mein Gegenüber allein im Fokus ist, werde ich überprüfen, wie ich meine Bedürfnisse angemessen ausdrücken kann.

Die Einladung

Es interessiert mich nicht, was Du beruflich machst.
Ich möchte wissen, wonach Du Dich sehnst
und ob Du es wagst, davon zu träumen,
Deines Herzens Sehnsucht zu stillen.

Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist,
ich möchte wissen, ob Du riskieren wirst,
wie ein Narr wirken,
um der Liebe willen, um Deiner Träume willen,
für das Abenteuer des Lebens.

Es interessiert mich nicht,
welche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen.
Ich möchte wissen, ob Du das Zentrum Deines eigenen Kummers berührt hast,
ob Du durch des Lebens Verrat geöffnet worden bist
oder ob Du Dich verhärtet und verschlossen hast
aus Angst vor weiterem Schmerz.
Ich möchte wissen, ob Du Schmerz aushalten kannst,
meinen oder Deinen eigenen, ohne ihn verstecken,
verkleinern oder heilen zu wollen.
Ich möchte wissen, ob Du Freude erleben kannst,
meine oder Deine eigene:
Ob Du mit Wildheit tanzen kannst
und Dich von Ekstase auffüllen läßt
bis in die Finger- und Fußspitzen,
ohne uns zu ermahnen vorsichtig oder realistisch zu sein
oder uns an die Beschränkungen des Mensch-Seins zu erinnern.
Es ist mir egal, ob die Geschichte, die Du mir erzählst, wahr ist.
Ich möchte wissen, ob Du jemand anderen enttäuschen kannst,
um Dir selbst treu zu bleiben;
ob Du die Anschuldigung des Verrats ertragen kannst,
ohne Deine eigene Seele zu verraten.
Ich möchte wissen, ob Du treu sein kannst
und damit vertrauenswürdig.
Ich möchte wissen, ob Du die Schönheit sehen kannst,
selbst wenn sie nicht jeden Tag hübsch anzuschauen ist,
und ob Du den Ursprung Deines Lebens
aus ihrer Gegenwart entnehmen kannst.
Ich möchte wissen, ob Du mit Mißerfolgen leben kannst,
Deinen oder meinen,
und dennoch am Ufer eines Sees stehend
dem silbernen Mond zurufen kannst: »Hurra!«

Es interessiert mich nicht,
wo Du lebst oder wieviel Geld Du hast.
Ich möchte wissen, ob Du nach der Nacht der Trauer
und Verzweiflung aufstehen kannst, erschöpft und zerschlagen,
und für die Kinder sorgen kannst, wie es nötig ist.

Es ist mir egal, wer Du bist oder wie Du hierher gekommen bist,
ich möchte wissen,
ob Du mit mir inmitten des Feuers stehen wirst,
ohne zurück zu zucken.

Es ist mir gleich, wo oder was und bei wem Du studiert hast.
Ich möchte wissen, ob Du mit Dir alleine sein kannst
und ob Du Deine Gesellschaft in den leeren Momenten wirklich magst.

(Oriah Mountain Dreamer, Indian Elder)

Die Farben der Wut

* „Ein Soldat zittert nicht, weil er friert, sondern aus Wut, dass es so kalt ist.“
Graffiti n der Wand des Factory Restaurantes, S-Bahn Hasselbrook (Hamburg)

Wut kann viele Nuancen und Farben haben. Dieser Tage haben wir ein paar Begriffe für Wut gesammelt. Irritation, Frustration, Verstimmmung, Missfallen, Unmut, Ärger, Groll, Rage, kochen (vor Wut), rot sehen, außer sich sein – diese Worte geben nur einen kleinen Geschmack auf das, was wir umgangssprachlich als Wut bezeichnen.
Wut tut gut ist die Botschaft der Gewaltfreien Kommunikation. Denn Wut bringt uns mit unseren tiefer liegenden Bedürfnissen in Verbindung. Und über die Wut können wir Zugang zu Gefühlen finden, von denen wir bisher keine Ahnung hatten.
Ein nicht ganz fiktives, aber anonymisiertes Beispiel:
Der kleine Sohn steht morgens am Bett und sagt: Papa, ziehst du dich jetzt an?

Papa wird wütend. In diesem Fall hat er ein ganzes Rudel Wölfe an seiner Seite. Die Wölfe kommentieren heftig: Kann dieses Gör nicht mal guten Morgen sagen? Da will man ein Mal die Woche ausschlafen, aber nein, dieser Junge hat einfach keinen Respekt! Es muss doch möglich sein, wenigstens am Sonntag mal eine Stunde länger zu schlafen. Kann der sich nicht mal selbst beschäftigen? Haben wir gestern nicht zwei Stunden mit der Eisenbahn gebaut? Er hat eben keinerlei Rücksicht, Das fehlt dem Jungen! Da könnte seine Mutter doch wirklich mal aktiv werden!


Ohne Zeifel, der Vater ist stinksauer. Doch seine vehemente Wolfsshow hilft ihm und uns, die tiefer liegenden Bedürfnisse näher kennen zu lernen. Der Vater wünscht sich Erholung und Wertschätzung, er wünscht sich Respekt und die Möglichkeit, in seinem eigenen Rhythmus in den Sonntag zu starten. Doch das ist nur die äußere Schale dessen, was sich für den Vater bei der Arbeit an diesem Beispiel zeigt. Denn der Blick auf die Bedürfnisse eröffnet auch den Zugang zu weiteren, tiefen Gefühlen: Der Vater empfindet Scham, weil er sich eben nicht einfach freut, dass das Kind so einen vertrauensvollen Zugang zu ihm hat, sondern weil er stattdessen ärgerlich und ungehalten reagiert. Schmerz, dass er selbst bei seinen eigenen Eltern kein Verständnis, kein Gesehen werden erlebt hat. Er spürt die Trauer, dass er so wenig Zeit mit seinem Sohn verbringen kann, weil er gleichzeitig von anderen Herausforderungen sehr erschöpft ist…
Und dann ist die Wut auf einmal wie weggeblasen. Er ist verbunden mit sich, mit seinen Gefühlen, und mit dem Wunsch und der Freude seines Sohnes, mit ihm in den Tag zu starten. Eine gute Basis für eine gemeinsame Lösung, oder?

Heute will ich mir vergegenwärtigen, dass meine Wut mich mit meinen tiefen Bedürfnissen in Verbindung bringt und darunter ganz andere Gefühle verborgen sind. Ich bin bereit die Zeit zu investieren, diesen verborgenen Schatz zu heben.

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