Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Die Gurke

„Eine bittere Gurke? Wirf sie weg! Dornensträucher im Weg? Weiche ihnen aus! Das ist alles. Frage nicht noch: Wozu gibt es solche Dinge in der Welt?“ – Selbstbetrachtungen VIII, 50 von Mark Aurel

Vor ein paar Wochen habe ich ein neues Spielzeug bestellt und Freitag soll es geliefert werden. Ich staune über mich selbst, wie mich dieses Etwas in Atem hält. Inzwischen weiß ich, dass die Lieferung in Holland dem Spediteur übergeben wurde, ich habe vergangenen Samstag mit meinem Paketboten einen Deal gemacht, wie ich an das Päckchen komme. Ich habe Pläne geschmiedet und versucht, alles unter Kontrolle zu kriegen, denn dummerweise muss ich Freitag auf Geschäftsreise und dann ist niemand hier, um das Paket anzunehmen.

Dornensträucher im Weg…
Inzwischen habe ich erfahren, dass das Paket gar nicht mit DHL versandt wird, sondern mit UPS. Ich bin der Verzweiflung nah, habe mit UPS telefoniert, mit dem Callcenter des Anbieters in Barcelona (!), ich habe versucht, meine Schwiegertochter als Sitzwache anzuheuern oder meine sehr alte Nachbarin zu becircen, am Freitag nicht aus dem Haus zu gehen, sondern meine Sendung anzunehmen.

Ich merke, wie ich auf sehr hohem Niveau vor mich hin kreisel.

Doch kurz bevor mich mein eigenes Treiben aus der Bahn wirft, lande ich wieder bei Mark Aurel. „Frage nicht noch, wozu gibt es solche Dinge auf der Welt.“ Es reicht, wenn ich mich so gut ich es kann um die Abwicklung dieser Lieferung kümmere. Ich muss nicht bis ins letzte Detail versuchen, das Schicksal zu beeinflussen. Ich nehme meine Bedürfnisse nach Leichtigkeit, Spaß, Sicherheit, Unterstützung und Beteiligung wahr. Ich möchte dieses Ding in den Händen halten und einfach nur jubeln, feiern, Freude erleben. Ich habe versucht, möglichst viele Eventualitäten aus dem Weg zu räumen, die bittere Gurke wegzuwerfen, dem Dornenstrauch auszuweichen. Mehr kann ich nicht tun. Und mehr muss ich auch nicht tun.


Heute verabschiede ich mich von der Idee, perfekte Lösungen zu finden. Ich gebe mein Bestes. Ich tue alles, was mir möglich ist, um mein Problem zu lösen, dann lasse ich los. Ich vertraue darauf, dass genau das geschehen wird, was für mich das Beste ist.

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