Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Die Einladung

Es interessiert mich nicht, was Du beruflich machst.
Ich möchte wissen, wonach Du Dich sehnst
und ob Du es wagst, davon zu träumen,
Deines Herzens Sehnsucht zu stillen.

Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist,
ich möchte wissen, ob Du riskieren wirst,
wie ein Narr wirken,
um der Liebe willen, um Deiner Träume willen,
für das Abenteuer des Lebens.

Es interessiert mich nicht,
welche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen.
Ich möchte wissen, ob Du das Zentrum Deines eigenen Kummers berührt hast,
ob Du durch des Lebens Verrat geöffnet worden bist
oder ob Du Dich verhärtet und verschlossen hast
aus Angst vor weiterem Schmerz.
Ich möchte wissen, ob Du Schmerz aushalten kannst,
meinen oder Deinen eigenen, ohne ihn verstecken,
verkleinern oder heilen zu wollen.
Ich möchte wissen, ob Du Freude erleben kannst,
meine oder Deine eigene:
Ob Du mit Wildheit tanzen kannst
und Dich von Ekstase auffüllen läßt
bis in die Finger- und Fußspitzen,
ohne uns zu ermahnen vorsichtig oder realistisch zu sein
oder uns an die Beschränkungen des Mensch-Seins zu erinnern.
Es ist mir egal, ob die Geschichte, die Du mir erzählst, wahr ist.
Ich möchte wissen, ob Du jemand anderen enttäuschen kannst,
um Dir selbst treu zu bleiben;
ob Du die Anschuldigung des Verrats ertragen kannst,
ohne Deine eigene Seele zu verraten.
Ich möchte wissen, ob Du treu sein kannst
und damit vertrauenswürdig.
Ich möchte wissen, ob Du die Schönheit sehen kannst,
selbst wenn sie nicht jeden Tag hübsch anzuschauen ist,
und ob Du den Ursprung Deines Lebens
aus ihrer Gegenwart entnehmen kannst.
Ich möchte wissen, ob Du mit Mißerfolgen leben kannst,
Deinen oder meinen,
und dennoch am Ufer eines Sees stehend
dem silbernen Mond zurufen kannst: »Hurra!«

Es interessiert mich nicht,
wo Du lebst oder wieviel Geld Du hast.
Ich möchte wissen, ob Du nach der Nacht der Trauer
und Verzweiflung aufstehen kannst, erschöpft und zerschlagen,
und für die Kinder sorgen kannst, wie es nötig ist.

Es ist mir egal, wer Du bist oder wie Du hierher gekommen bist,
ich möchte wissen,
ob Du mit mir inmitten des Feuers stehen wirst,
ohne zurück zu zucken.

Es ist mir gleich, wo oder was und bei wem Du studiert hast.
Ich möchte wissen, ob Du mit Dir alleine sein kannst
und ob Du Deine Gesellschaft in den leeren Momenten wirklich magst.

(Oriah Mountain Dreamer, Indian Elder)

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