Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Alltägliche Dinge, die gut tun

1. Sich verlieben.
2. Lachen, dass dir das Gesicht weh tut.
3. Eine heiße Dusche.
4. Keine Schlangen im Supermarkt.
5. Ein besonderer Augenblick.
6. Eine nette E-Mail bekommen.
7. Eine atemberaubende Straße entlangfahren.
8. Deinen Lieblingssong im Radio hören.
9. Im Bett liegen und zuhören, wie die Regentropfen an dein Fenster klopfen.
10. Ein heißes Badehandtuch – frisch aus dem Trockner.
11. Schokoladenmilchshake!! ( Oder Vanille, oder Erdbeere)
12. Ein Sprudelbad.
13. Kichern.
14. Eine gute Unterhaltung.
15. das Meer
16. Einen 20EUR-Schein im Mantel vom letzten Winter finden.
17. Über sich selbst lachen.
18. Ein Anruf am Abend der bis in die Nacht hinein dauert.
19. Durch einen Rasensprenger laufen.
20. Einfach so lachen, ohne Grund.
21. Jemanden haben, der dir sagt wie schön du bist.
22. Über einen Gedanken lachen.
23. Freunde.
24. Zufällig mitbekommen, wie jemand etwas Nettes über dich sagt.
25. Aufwachen und feststellen, das du noch 3 Stunden schlafen kannst.
26. Dein erster Kuss (oder auch der erste Kuss mit einem neuen Partner).
27. Neue Freunde finden oder Zeit mit alten Freunden verbringen.
28. Mit einem süßen, kleinen Welpen spielen.
29. Jemand der mit deinen Haaren spielt.
30. Süße Träume.
31. Heiße Schokolade.
32. Ein Ausflug mit Freunden.
33. Auf einer Schaukel schaukeln.
34. Augenkontakt mit einem netten Fremden halten.
35. Schokoladenkekse backen.
36. Freunde haben, die dir selbstgemachte Kekse schicken.
37. Händchen halten mit Jemandem den du lieb hast.
38. Einen alten Freund zufällig wieder treffen und feststellen, dass sich nichts geändert hat.
39. Den Gesichtsausdruck beobachten, von jemandem der ein Geschenk
öffnet, das er sich schon lang gewünscht hat.
40. Den Sonnenaufgang beobachten.
41. Jeden Morgen aufstehen und dankbar dafür sein, einen neuen wundervollen Tag zu erleben.
42. Wissen das dich jemand vermisst.
43. Eine Umarmung von jemandem der dich liebt.
44. Wissen, dass du das Richtige getan hast – egal was die anderen sagen.

Freunde sind Engel die uns wieder auf die Beine helfen, wenn unsere
Flügel vergessen haben wie man fliegt

Kelly Bryson erklärt die vier Ohren

Der Ton ist nicht gerade perfekt, aber ich finde, man kann ihn verstehen. Kelly Bryson ist der Autor des Buchs „Sei nicht nett, sei echt“, und ich finde ihn echt witzig!

Y.

Ein Zwischenbericht

Hallo, Welt!

Puh, das waren anstrengende Tage! Heute Abend habe ich ganz unerwartet durch eine Freundin viel Wertschätzung erfahren. Das wärmt mich noch immer, und gleichzeitig wächst in mir die Gewissheit, dass ich ihr den Gefallen nicht tun möchte, um den sie mich gebeten hat. Aber ich möchte sie unterstützen, eine andere Lösung zu finden, die gut für sie ist. Ich merke, dass mir noch immer unbehaglich dabei ist, ihr abzusagen. Aber es geht heute schon viel besser als vor ein paar Jahren.

Heute reicht die Energie nicht mehr für eine Tagesmeditation. Aber für eine Runde Feiern. Ich möchte feiern, dass meine Freundin so großes Vertrauen zu mir hat. Ich möchte feiern, dass mein Freund wieder in Kontakt mit mir ist. Ich möchte feiern, dass ich demnächst einen neuen Laptop kriege. Und ich möchte feiern, dass ich morgen eine Stunde länger schlafen kann!

So long!

Ysabelle

Kommt ein Mann zum Psychoanalytiker…

Kommt ein Mann zum Psychoanalytiker. „Herr Doktor, ich habe solche Angst! Unter meinem Bett toben wilde Tiere. Kann man da was machen?“ Der Psychoanalytiker guckt sehr ernst und sagt: Hm. Das ist eine sehr schwierige Sache. Machen kann man da schon was, aber das dauert 300 bis 400 Stunden.“ „Oh“, meint der Patient, „und was kostet das?“ Entgegnet der Analytiker: „Die Stunde 100 Euro.“ „Ne,“ sagt der Mann, „so schlimm ist es denn auch wieder nicht!“, und geht.
Ein paar Wochen später treffen sich die beiden zufällig auf dem Parkplatz eines Supermarktes. „Herr Doktor, Herr Doktor“, sagt der Mann strahlend. „Mein Bruder hat mich geheilt.“ Der Therapeut wundert sich: „Ist ihr Bruder denn auch Psychoanalytiker oder Arzt?“ „Nein“, strahlt der Mann, „er ist Tischler. Und er hat einfach von meinem Bett die Beine abgesägt. Jetzt passen da keine wilden Tiere mehr drunter!“
Aus einem Vortrag von Harald Reinhardt

Ist das nicht eine verblüffende Lösung? Da bietet ein Fachmann eine Strategie an, die etliche 1000 Euro kostet, und ein Schreiner greift einfach zur Säge und schon hat sich das Problem erledigt. Ich vermute, keiner der Beteiligten kannte sich aus mit Gewaltfreier Kommunikation, und doch ist es schön zu lesen, wie zielorientiert hier gearbeitet wurde. Was waren die Bedürfnisse des Patienten? Vermutlich Schlaf, Entspannung, Ruhe, Sicherheit, Schutz und Unterstützung. Der Therapeut hatte eine Strategie im Angebot, der Bruder des Betroffenen eine andere. Wie gut, dass wir darauf vertrauen dürfen, dass es viele Strategien gibt, die alle Bedürfnisse berücksichtigen. Wenn wir den Mut haben, die Strategieebene zu verlassen und stattdessen erst nach den Bedürfnissen zu schauen, liegt die Lösung oft schon in Greifweite.

Heute will ich bewusst von der Strategieebene zu meinen Bedürfnissen gehen, um festzustellen, dass ich sie auf vielfältige Weise erfüllen kann.

Mein Freund, der Wolf…

Statt eines wörtlichen Zitats heute mal ein musikalisches Zitat. Ich bin bestimmt nicht die einzige, die sich an seine Stimme in AFN erinnert. Ich habe Wolfman Jack noch persönlich kennen gelernt, 1979 in Gießen. Eine echte Ikone des Musikgeschäfts. Und hier kommt seine Hymne…

Einer der jungen GfK’ler im Seminar am Samstag zeigte sich erschrocken über die Wolfsshow. Wie kann jemand, der sich doch der Gewaltfreien Kommunikation als Trainer verschrieben hat, so wilde Gedanken über seine Mitmenschen haben? Wie könnte ein Trainer wüten, schimpfen, andere Idioten und Trottel nennen – das ist doch keine GfK???

Sicher ist es in dem Moment keine Gewaltfreie Kommunikation, wenn ich meinen Konfliktpartner im persönlichen Kontakt genau mit solchen Namen eindecke. Aber je geübter ich werde, desto eher kann ich das vermeiden, indem ich zum Beispiel mir selbst eine Auszeit gönne, mir Empathie gebe. Und in dieser Auszeit ist Toben und Wüten nicht nur erlaubt, sondern geradezu erwünscht. Da darf es Bewertungen und Beschimpfungen hageln, denn sie haben jetzt ein einziges Ziel: Uns auf unsere tiefsten Bedürfnisse aufmerksam zu machen.

Entscheidend ist nicht, welche Worte wir in der Wolfsshow benutzen. Entscheidend ist die Haltung, mit der wir diese Vorstellung wieder verlassen. Geht es mir um Verbindung? Dann werde ich, sobald ich es kann, wieder auf den anderen zugehen, denn ich weiß: Deine Bedürfnisse sind genau so wichtig wie meine.


Heute will ich bei all meinen Wolfsgedanken im Gedächtnis behalten: Es geht mir um Verbindung. Ich gehe in dem Maße auf mein Gegenüber zu, wie es mir möglich ist.

Unter Anfängern

„Wie man den Wolf auch füttert, er wird trotzdem zum Wald hinschauen.“

Sprichwort aus Russland

Am Samstag war ich das erste Mal offiziell als Assistenztrainerin bei einem Einführungsseminar dabei. Mir ist dieser Kontakt mir Neulingen immer besonders kostbar und ich freue mich ihnen zu zeigen, wie wunderbar die Gewaltfreie Kommunikation unser Leben verwandeln kann.
Die Übung des Tages schien einfach, und doch weiß ich aus Erfahrung, wie viel Zündstoff in ihr steckt. Erinnere dich an eine Situation, in der du dich geärgert hast oder wo du im Nachhinein sagst, das hätte ich gern anders gehabt… Und dann lehne Dich zurück und genieße die Wolfsshow…

Wir alle kennen die Wolfsshow. Sie läuft in unserem Kopfkino, und in dieser Sendung sind wir voller Urteile, Anklagen, Kritik und wilden Gefühlen. Zurückzutreten und sich selbst zu sagen: Das ist ein Film, das sind meine Projektionen, ich lasse sie vor meinen Augen lebendig werden ist ein wichtiger Schritt im Prozess der GfK. Wir kommen über die Wolfsshow in Verbindung mit unseren wirklichen Bedürfnissen. „Sie ist total rücksichtslos“ bedeutet uns, dass uns Rücksichtnahme wichtig ist. All diese Urteile, die wir über andere (oder unser eigenes Verhalten) im Kopf haben, weisen uns den Weg zu unseren Bedürfnissen.

Ich lerne mehr und mehr, meine eigene Wolfsshow zu akzeptieren und zu genießen. Was mich in der Begegnung mit „Frischlingen“ erschreckt, ist nicht ihre Wolfsshow. Was mich erschüttert, ist die Tatsache, dass es ihnen so schwer fällt, Beobachtung und Bewertung zu trennen. Da wimmelt es in den Beobachtungen noch von „provoziert“ oder „angegriffen“, „vernachlässigt“, „belehrt“ und “zurückgewiesen“. Und ich erinnere mich daran, dass es keine fünf Jahre her ist, als ich genau so dachte, und dabei noch glaubte, ich sei eine neutrale Beobachterin. Voller Demut möchte ich heute dafür danken, dass es mir immer öfter gelingt, Beobachtung und Bewertung voneinander zu trennen und Interpretationsgefühle dort zu parken, wo sie eine Berechtigung haben: In der Wolfsshow.

Heute will ich mich daran erinnern, Beobachtung und Bewertung sauber zu trennen. Dieser Schritt hilft mir, Angriffsgedanken fallen zu lassen.

Wenn Kinder Bedürfnisse benennen

Beim Stöbern fand ich diese Liste, die mein Herz hüpfen lässt.

Bedürfnisse, wie sie Kinder vielleicht formulieren würden

Erholung
Du brauchst
… freie Zeit, Zeit in der dir keiner sagt, was du tun sollst ?


Kreativität

Du möchtest
… deine Kraft spüren, entdecken, was du schaffen kannst, etwas Neues machen, was dir passt, … ?

Identität
Du möchtest
… herausfinden, was du wirklich willst, verschiedene Sachen ausprobieren und sie wieder lassen können, wenn es dir damit nicht gut geht … ?


Freiheit

Du möchtest
… selbst entscheiden, was für dich gut ist ?

Autonomie
Du möchtest
… selbst entscheiden, was du tust, selber aussuchen, was du magst, wählen können, wie du etwas machst, … ?

Authentizität
Du möchtest
… sagen, was wirklich in dir los ist, tun, wonach dir wirklich ist, so sein können, wie du bist, … ?

Sicherheit
Du möchtest
… sehen können, dass es dir bei einer Sache gut gehen wird, … ?

Kooperation
Du möchtest
… dass alle miteinander etwas tun, wir zusammenhelfen, wir ein Team sind, … ?

Effektivität
Du möchtest
… es schaffen können, dass sich Dinge ändern, … ?

Gemeinschaft
Du brauchst
… Freunde, dass jemand bei dir ist, dass jemand zu dir hält, … ?

Frieden
Du möchtest
… still sein, Ruhe haben, … ?

Gleichbehandlung
Du möchtest
… dass für alle dasselbe gilt, alle gleichviel bekommen, es gerecht zugeht, … ?

Zuneigung
Du möchtest
… spüren, dass jemand nahe ist, sehen, dass jemand dich mag, … ?

Mitgefühl
Du möchtest
dass andere (checken) bemerken, was mit dir los ist, wie besonders es für dich ist, wie hart/schwer es für dich ist, … ?

Einbezogensein
Du möchtest
… dabei sein, bei dem, was passiert, mitmachen, … ?

Feiern
Du möchtest
… zeigen, wie glücklich du dich fühlst, … ?


Trauern

Du möchtest
… zeigen, wie traurig du bist … ?

Anregung
Du möchtest
… Spaß haben, etwas Neues tun … ?

Sinn
Du möchtest
… etwas tun, was wirklich wichtig ist, … ?

Kompetenz
Du möchtest
… wirklich sicher sein, dass es tun kannst, zeigen, dass du es schaffen wirst … ?

Wertschätzung
Du möchtest
… dass andere bemerken, wie wichtig das ist, was du tust, wie wertvoll du für sie bist, … ?

Ehrlichkeit
Du möchtest
… dich verlassen können, dass was einer sagt, auch stimmt, … ?

etwas beitragen
Du möchtest
… helfen können, teilen … ?


Gegenseitigkeit, Einvernehmen

Du möchtest
… Menschen kennen, die dieselben Ideen haben, Freunde haben, die dasselbe wichtig finden, … ?

Ordnung /Struktur
Du möchtest
… deine Sachen gleich finden können, den Durchblick haben, was gerade passiert, … ?

Beständigkeit
Du möchtest
… drauf zählen können, dass es beim nächsten mal wieder so ist…?

Rücksichtnahme
Du möchtest
… dass deine Bedürfnisse und die der anderen zählen, dass Menschen bekommen, was sie brauchen, sicher sein, dass für alle gut gesorgt ist … ?

Unterstützung
Du brauchst
… Hilfe, jemanden, der dich unterstützt, … ?

Verbindung
Du möchtest
… spüren können, dass du dazu gehörst, … ?

Strategien

„Was willst du denn mal werden?“ fragt der Lehrer den kleinen Fritz. „Kunstmaler, Arzt oder Fensterputzer“, antwortet der.
„Sonderbare Kombination“, meint der Lehrer. „Und was reizt dich ausgerechnet an diesen Berufen?“
„Nichts Bestimmtes“, antwortet Fritz. „Hauptsache, ich kriege nackte Weiber zu sehen!“

Diese kleine Geschichte erreichte mich heute per Mail aus Österreich. Zuerst wollte ich sie gleich löschen, doch dann hielt ich inne und schob sie gleich in den Blog. Kann man besser erklären, was Strategien in der Gewaltfreien Kommunikation sind?

Es ist ziemlich klar, welches Bedürfnis sich der Knabe mit seiner Berufswahl erfüllen will. Spannend ist, dass schon ein Halbwüchsiger über eine Vielzahl von Strategien verfügt, mit denen er seine Bedürfnisse befriedigen kann. Wie anders geht es uns an manchen Tagen! Gerade heute sprach ich mit einem Freund über die Strategie des Zusammenziehens. Welche Bedürfnisse erfüllst Du dir, und welche erfüllt sich Deine Freundin, wenn Ihr zusammen zieht? Und gibt es andere Strategien, mit denen Ihr diese Bedürfnisse erfüllen könnt, wenn es doch so schwer ist, unter einem Dach ALLE Bedürfnisse zu befriedigen…?
Oft sind wir gefangen von dem Gedanken, es könne nur eine einzige Strategie geben, mit der wir unsere Bedürfnisse erfüllen können. Dabei entstehen die Konflikte nicht auf der Bedürfnisebene, sondern in aller Regel auf der Strategieebene.


Heute will ich darauf achten, wann ich auf einer einzigen Strategie beharre. Ich will mir bewusst machen, dass es eine Vielzahl von Strategien gibt, mit denen ich meine Bedürfnisse erfüllen kann.

Nur Mut!

Es erfordert Mut, um ein Vorhaben zu beginnen und durchzuführen, und man braucht Mut, um aufzuhören, wenn etwas nicht gut ist.
Richard L. Evans

Ein Freund von mir ist dabei, sich auf die Selbstständigkeit vorzubereiten. Er besucht Kurse, führt Gespräche, knüpft Kontakte, sammelt Ideen. Ich bewundere ihn sehr und achte zugleich darauf, nicht in eine ungesunde, vergleichende Haltung zu kommen: Der traut sich was, und ich…?
Gelegentlich fehlt mir der Mut, ein Wagnis einzugehen. Doch heute mache ich mir deshalb keine Vorwürfe mehr. Ich bin zum Beispiel nicht selbstständig, weil ich die Sicherheit eines festen Arbeitsplatzes (und meine Arbeit) liebe. Meine Arbeit bietet mir Schutz, Selbstbestätigung, Kreativität, Struktur, Verbindung, Begeisterung, Austausch und Wachstum, bestimmt auch noch manches mehr. Wenn ich mich also für das feste Arbeitsverhältnis entscheide, dann deshalb, weil diese Bedürfnisse ganz oben stehen. Es könnte sein, dass es einen Tag gibt, an dem ich den Mut habe, mit dem festen Arbeitsverhältnis Schluss zu machen. Dann werden wahrscheinlich andere Bedürfnisse im Vordergrund stehen, vielleicht nach Autonomie, Authentizität, Anerkennung und Wertschätzung, Vertrauen und Spiritualität. Alles ist im Fluss, und ich darf mich jeden Tag neu entscheiden, welche Strategie meine Bedürfnisse am besten befriedigt. Dabei kann ich Vorhaben beginnen oder Vorhaben beenden.

Heute will ich mir vor Augen halten, dass es viele Strategien gibt, mit denen ich meine Bedürfnisse erfüllen kann. Ich habe die Wahl!

Die Bitte um Einfühlung

„Jeder wahre Lehrer, jeder Arzt, jeder Therapeut, aber auch jeder Seelsorger kennt den eigentümlichen Sprung, der sich in seiner Beziehung zu dem ihm aufgegebenen Menschen vollzieht in dem Augenblick, in dem er nicht anders kann, als sich dem anderen gegenüber selbst zu öffnen und nun durch sein Amtskleid hindurch als der ganze Mensch hervortritt und so dem anderen als er selbst begegnet. Bei allen Gefahren, die damit verbunden sind – er weiß und spürt es: Erst jetzt erreicht er den anderen wirklich von Person zu Person.“ – Karlfried Graf Dürckheim, Vom doppelten Ursprung des Menschen

Vor einiger Zeit plagten mich arge Zahnschmerzen. Es stellte sich heraus, dass ein Backenzahn gezogen werden musste. Ich zitterte mich morgens in die Praxis, fürchtete die Schmerzen und die Geräusche beim Herausreißen des Zahns.

Meinen Zahnarzt kenne ich nun schon 27 Jahre und ich mag ihn sehr gern. An diesem Morgen kam er ins Behandlungszimmer und erzählte einen seiner üblichen Kalauer. Mir war nicht zum Scherzen zumute und ich antwortete: „Ich habe Angst!“
Irritiert entgegnete mein Zahnarzt: „Aber ich mach das doch nicht zum ersten Mal… “

Ich war gleichzeitig ärgerlich und musste trotzdem lachen. Wolfsohren innen, Wolfsohren außen… Es schien ganz so, als habe mein Zahnarzt meine Angst als Misstrauensvotum aufgefasst. „Sie können das nicht!“ Dabei hatte ich mit meiner Äußerung auf eine ganz andere Reaktion gehofft. Ich hatte mir Einfühlung gewünscht.

Heute wird mir noch einmal ganz deutlich, dass es leider meist nicht so einfach funktioniert. Von meiner Seite aus gab es keine klare Bitte, die mein Zahnarzt hätte erfüllen können. Wie hätte diese Bitte aussehen können? Vielleicht dass ich mich rückversichere, ob unsere alte Vereinbarung noch gilt, dass er sofort aufhört, wenn ich ein Handzeichen gebe. Oder dass er mir noch einmal in Ruhe erklärt, was er tun wird. Ich bin aufgefordert zu überlegen, wie er zu meiner Beruhigung oder Entlastung beitragen kann. Woher soll er wissen, was ich in diesem Moment brauche?

Trotzdem habe ich mir von vielen Ärzten bisher vergebens mehr Einfühlung erhofft. Ob beim Mammografie-Screening oder beim Internisten: Ich möchte gesehen werden, Ernst genommen, ich wünsche mir Klarheit, Verständnis, Verbindung, Ehrlichkeit und Beteiligung. Ich bekomme bestimmt leichter, was ich mir wünsche, wenn ich bereit bin, konkrete Bitten zu formulieren.

Heute will ich mir bewusst werden, dass andere Menschen nur selten meine Gedanken lesen können und es daher hilfreich ist, wenn ich klare Bitten formuliere.

Neue Seiten braucht das Land!

Hallo, Welt!

Ich tue mich noch immer schwer mit der Technik in diesem Blog. Nun habe ich eine neue Seite angelegt. Ihr findet sie unter dem Feld „Startseite“ auf der rechten Seite. Und dort steht ein Text von meinem Freund Markus übers Zuhören. Da ich den Text nicht selbst geschrieben habe, ist er quasi separat gestellt, und ich wünsche Euch viel Freude und Bereicherung beim Lesen.

Ich habe heute Abend jemandem zugehört, der vom Tod seines Vaters erzählt hat. Obwohl das Thema traurig war, hat es mich berührt, so ganz beim anderen sein zu dürfen, nichts tun zu müssen. Ich bin dankbar, dass ich dieses Gespräch hatte. Wie ist es mit Dir? für welches Gespräch der letzten Tage bist Du dankbar?
Vielleicht magst Du es hier teilen.

So long!

Ysabelle

Ein ungewöhnliches Gebet

Hallo, Welt!

Durch die GfK wurde auch die Kluft zwischen meinem früheren Mann und mir überbrückt. Heute fand ich in meinem Briefkasten eine Mail von ihm, die das folgende Gebet enthielt.

Ich bin berührt, weich, friedlich und warm, wenn ich diese Zeilen lese, und auf wunderbare Weise erfüllen sie meine Bedürfnisse nach Wertschätzung, Verbindung, Harmonie und Vertrauen.
Das ist sicher etwas, was ich feiern kann.

So long!

Ysabelle


Dear Lord,

Every single evening
As I’m lying here in bed,
This tiny little Prayer
Keeps running through my head:

God bless all my family
Wherever they may be,
Keep them warm
And safe from harm
For they’re so close to me.

And God, there is one more thing
I wish that you could do;
Hope you don’t mind me asking,
Please bless my computer too.

Now I know that it’s unusual
To Bless a motherboard,
But listen just a second
While I explain it to you, Lord.

You see, that little metal box
Holds more than odds and ends;
Inside those small compartments
Rest so many of my friends.

I know so much about them
By the kindness that they give,
And this little scrap of metal
Takes me in to where they live.

By faith is how I know them
Much the same as you.
We share in what life brings us
And from that our friendships grew.

Please take an extra minute
From your duties up above,
To bless those in my address book
That’s filled with so much love.

Wherever else this prayer may reach
to each and every friend,
Bless each e-mail inbox
And each person who hits ’send‘.

When you update your Heavenly list
On your own Great CD-ROM,
Bless everyone who says this prayer
Sent up to GOD.(dot)Com

Amen

Hader

Hallo, Welt!

ich bin heute Abend unzufrieden und mürrisch. Ich bin auch noch ein paar andere Sachen, schöne Gefühle sind ebenfalls lebendig, aber jetzt gerade will ich auf meinen Hader blicken.

Übers Wochenende habe ich an einem Workshop zum Thema Lösungsbewusstsein teilgenommen, was spannend und interessant war. 80 Prozent der Inhalte habe ich im Laufe meiner GfK-Ausbildungen schon kennen gelernt, aber eben die Sachen noch nie unter dem Aspekt Lösungsbewusstsein betrachtet. Der Therapeut erfragte, aus welcher „Richtung“ ich komme, und als er hörte, „Gewaltfreie Kommunikation“, hatte er einige Anmerkungen was GfK leisten kann und was nicht.

Ich war von Null auf der Palme in zwei Sekunden. Meine geliebte GfK, und dann soll gerade die Leute „weichspülen“? Er sagte, er hätte Klienten gehabt, die eine Trainerausbildung hatten und zu ihm als Patienten gekommen seien, weil sie mit ihren Aggressionen nicht klar kamen, und dafür wäre das eben nichts…. zong! ging meine innere Rakete ab… Ich wusste genau, mein Verhalten war der Sache nicht dienlich, weder warb ich damit bei den anderen Seminarteilnehmern für die GfK, noch konnte ich den Therapeuten davon überzeugen, dass in meinen Augen die GfK sehr wohl alles das kann, was der ihr absprach… Ein Teil von mir wusste, Einfühlung wäre es gewesen, aber ich hatte keine Einfühlung, weder für ihn, noch für mich!

Zum Schluss schlossen wir einen trügerischen Frieden. GfK ist gut, aber ersetzt keine Therapie, sagte der Therapeut (bei dem ich mich übrigens sehr wohl gefühlt habe). Und das konnte ich so stehen lassen. Wobei es in Hamburg mit Gerlinde Fritsch eine Therapeutin gibt, die GfK-Grundsätze in ihrer Arbeit anwendet und das wunderbare Buch „Praktische Selbst-Empathie“ geschrieben hat. Oh, das war so schwer zu hören für mich! Ich glaube, mein inneres Kind konnte nicht aushalten, dass der Mann die GfK nicht SO soll fand, wo doch meine Kleine findet, es wäre das Beste seit der Erfindung von Schnittbrot.

Wobei – ich habe ja etwas im Seminar auch über meinen Schatten etwas gelernt (der Schatten als Medizin…): Dass ich überhaupt auf die „Kritik“ so scharf reagiert habe, könnte ein Indiz dafür sein, dass ich selbst der GfK nicht immer all das zutraue. Ich verteidige sie also nicht gegen den Therapeuten, sondern gegen die Ängste und Zweifel in meinem Inneren.

Oh, damit kann ich viel besser leben.

Was brauche ich? Ich brauche Gewissheit, dass ich wirklich alles mit der GfK machen/lösen/heilen kann. Braucht das meine Erwachsene oder mein Kind? Wahrscheinlich eher das Kind. Ich glaube, das Kind nimmt heute Abend seine Riesengiraffe in den Arm und schläft eine Runde. Und die erwachsene Ysabelle kümmert sich weiter darum, so viel wie möglich zu lernen und zu wachsen und sich selbst eine liebevolle GfK-Begleiterin zu sein. Es gibt in diesem Fall nichts zu betrauern. Ich mache es so gut ich kann. Und das ist zu jeder Zeit gut genug.

So long!

Yasabelle

Einfühlendes Zuhören

Jemandem Einfühlung geben, heißt mit aller Aufmerksamkeit bei der anderen Person zu sein.
Einfühlung kann bedeuten, bloß zu nicken oder mhmhmh zu sagen oder still zuzuhören, je nach der Individualität der Person, die Einfühlung gibt.

Einfühlung bedeutet, dass ich zu Besuch bei der anderen Person bin, also nicht bei mir.

Wenn mir die andere Person etwas erzählt, das sehr traurig ist, dann verstehen das manche so, dass ich auch traurig sein soll und dass ich mitfühle.

Aber darum geht es nicht. Ich kann wahrnehmen, dass die andere Person traurig ist und z. B. im Moment keinen Sinn mehr in ihrem Leben sieht und gleichzeitig muss es nichts mit meinem Gefühl zu tun haben. Ich kann zufrieden sein.

Beim Einfühlen geht es nicht ums Verstehen der Gefühle, sondern darum, bei der anderen Person zu sein.

Wenn ich jemandem Einfühlung gebe, kann es eine Hilfe sein, die Gefühle der anderen oder die Bedürfnisse der anderen Person zu vermuten. Auch wenn die Vermutungen nicht stimmen, wird die andere dadurch klarer, bzw. nennt dann das stimmige Gefühl oder Bedürfnis.

Wenn man mit seinen Gefühlen verbunden ist, wird die Stimme leiser. Wenn ich jemandem Einfühlung gebe und die Stimme bleibt gleich oder geht höher, gebe ich nicht wirklich Einfühlung.

(aus den Unterlagen zum Grundkurs „Gewaltfreie Kommunikation @Anja Kenzler)

Offene Weite… nichts von heilig…

Hallo, Welt!

Dieses Wochenende mache ich ein Seminar über Achtsamkeit mit. Die Achtsamkeit mir selbst gegenüber erfordert es, jetzt sofort ins Bett zu gehen. Ich fand aber im Zusammenhang mit dem Seminar ein schönes Zitat in den Weiten des Netzes, das Euch vielleicht auch Freude macht.


Zen, ein Weg jenseits von Schriften und Dogmen, bietet keine Lehre, kein Geheimnis und keine Antworten. Es entzieht sich der Vernunft und verweist stets auf das Offenkundige. Was Zen ist, woher es kommt und wie es im Westen allmählich ankommt.
<...>

Der Überlieferung zufolge soll es in Indien nach Mahakashyapa noch 27 Zen-Patriarchen gegeben haben, bis der 28., namens Bodhidharma, Zen im sechsten Jahrhundert nach China brachte. Legendär ist seine Begegnung mit dem chinesischen Kaiser, dem er auf die Frage, was denn der höchste Sinn der Heiligen Wahrheit sei, antwortete: „Offene Weite – nichts von heilig.“ Er ließ sich im Shaolin-Kloster nieder und soll neun Jahre vor einer Wand in Zazen gesessen haben. Ihm werden auch die folgenden vier Zeilen zugeschrieben, in denen das Selbstverständnis des Chan/Zen prägnant zum Ausdruck kommt:

Eine besondere Überlieferung außerhalb der Schriften
unabhängig von Wort und Schriftzeichen:
unmittelbar des Menschen Herz zeigen –
die eigene Natur schauen und Buddha werden.

So long!

Ysabelle

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