Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Vom Mangel zum Überfluss

„Das Misstrauen gegen den Geist ist Misstrauen gegen den Menschen selbst – ist Mangel an Selbstvertrauen.“ – Heinrich Mann, Geist und Tat (entst. 1910) Frankfurt am Main 1981, S. 13

Es gibt einen Menschen, der meinem Herzen sehr nahe steht. Doch wenn ich diesem Menschen zuhöre und ihm eigentlich Einfühlung geben möchte, komme ich immer wieder an meine Grenzen.

Nennen wir ihn Eberhard. Er hat einen netten Freundeskreis, einen interessanten Job mit wohlgesonnenen Arbeitskollegen, er interessiert sich für Sportveranstaltungen und hat sich inzwischen einen Kreis von Menschen aufgebaut, die wie er Freude daran haben, zum Fußball oder Tennis zu gehen.

Eberhard wünscht sich von ganzem Herzen ein Gegenüber, jemand, mit dem er sein Leben teilen kann. Es gibt viele Gelegenheiten, bei denen Eberhard den Mangel betrauert. Ist er gerade intensiv beschäftigt und hätte so gern tatkräftige Unterstützung. Da ist niemand, der mein Leben teilt! sagte er dieser Tage.
Ich kann das schwer hören.
Mir ist bewusst, dass Eberhard sich Gemeinschaft, Wärme, Unterstützung, Nähe, Zärtlichkeit, Intimität, Nähe, Geborgenheit, Sicherheit, Beteiligung, Leichtigkeit und vielleicht noch manches andere wünscht. In all diesen Bedürfnissen erkenne auch ich mich wieder. Und trotzdem gelingt es mir nicht, ihm Empathie zu geben.
Ich selber habe viele Jahre im Mangel gelebt. Mein Glück war eine Schachtel Pralinen, die andere in der Hand hielten. Doch in den vergangenen vier Jahren hat sich dieser Mangel nach und nach verflüchtigt, wie Nebel, der morgens über den Wiesen liegt. Wenn die Sonne herauskommt, steigen die Schleier auf, Wärme und Licht sind für uns da.

Mein Gefühl des Mangels hat sich in ein Gefühl von Überfluss, Geborgenheit, Sicherheit und Wärme gewandelt. In mir ist heute häufig die Gewissheit lebendig, dass alles für mich bereit steht. Wer sich selbst verändert, ändert die Welt. Es gibt in dieser Welt nichts zu verbessern, aber sehr viel an sich selbst. las ich heute in einem Buch. Und ich möchte betrauern, dass es mir noch nicht gelingt, für andere einfach nur empathisch da zu sein, sondern dass ich immer noch missionarisch unterwegs bin, um sie zu überzeugen: Alles steht für DICH bereit.

Heute will ich achtsam mit mir selbst umgehen, wenn ich andere missionieren will. Was brauche ich, um für mein Gegenüber einfach nur da zu sein?

Camelot liegt in Legoland

Wunder der Technik! Ich vergesse immer wieder, wie das geht mit dem Einbetten von Videos, und dann klappt es doch irgendwie. Hier ein Liebling von mir: „Die Ritter der Tafelrunde“ mit dem Originalsound von Monty Python, aber nachgespielt mit Lego-Figuren. Viel Spaß damit! Ernst werde ich wieder morgen!

Selbstloses Handeln und Mitgefühl

Hallo, Welt!

Es gibt einen Begriff dafür, wenn plötzlich Dinge auf einen einpurzeln, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Er fängt mit A an und ich habe ihn gerade nicht abrufbar***. Jedenfalls habe ich gestern im Spiegel (Print) die Meldung über Babys gelesen, die Hilfsbereitschaft erkennen. Und heute fand ich folgenden Artikel im Spiegel Online, den ich hier reinkopiere, weil ich fürchte, dass er beim Spiegel irgendwann rausfliegt. Und dann wäre die Information nicht mehr erreichbar. Viel Spaß beim Lesen!

So long!

Ysabelle

12. April 2010, 16:14 Uhr
Altruismus-Forschung
Die Suche nach dem Guten in uns

Aus Zürich berichtet Gerald Traufetter

Wie können Menschen zu selbstlosem Handeln und Mitgefühl gebracht werden? Um eine Antwort zu finden, stecken Hirnforscher mitunter gar Mönche in Kernspintomografen. Jetzt haben sich Ökonomen in der Schweiz mit dem Dalai Lama zusammengetan, um sich dem Wesen des Guten zu nähern.

Der Mensch ist selbstsüchtig. Auf dieser Prämisse gründen Wirtschaftswissenschaftler ihre Theorien über den Markt und seine Mechanismen. Der Mensch besitzt gar ein Egoismus-Gen. So lautet das Mantra vieler Biologen.

„Das stimmt so nicht“, sagt der Ökonom Ernst Fehr von der Universität Zürich, der seit einigen Jahren einen Kampf für die Anerkennung des Guten im Menschen führt. Jetzt hat der Forscher geistigen Beistand gefunden: den Dalai Lama. An diesem Wochenende saß er mit dem Oberhaupt der buddhistischen Tibeter viele Stunden auf einem Podium im Zürcher Kongresshaus. „Altruismus und Mitgefühl im Wirtschaftssystem“ lautet der Titel der Konferenz. Mit dabei waren: Hirnforscher, Psychologen, Ökonomen und sogar Finanzinvestoren.

Für einen Wissenschaftskongress ist das ein ungewohntes Bild: Der Dalai Lama hat die Beine zum Schneidersitz gefaltet, trägt eine rote Baseballkappe gegen das Scheinwerferlicht. Vor dem weißen Sessel stehen seine Schuhe. Hinter ihm sind blühende Kirschzweige zu sehen. „Mein Wirtschaftswissen ist gleich null“, sagt er gleich zu Beginn und lacht sein kehliges Lachen. Niemand der über 500 Gäste würde ihm dieses Geständnis übelnehmen.

Der Dalai Lama hört sich an, was Fehr zum Forschungsstand zu berichten hat: In Spielexperimenten sind Menschen bereit, eine Geldsumme mit einer anderen Person zu teilen, obwohl sie das eigentlich nicht machen müssten. „Das Gerechtigkeitsempfinden ist sehr stark ausgeprägt, über alle Kulturen hinweg“, sagt Fehr.

Schwieriger wird es schon, wenn man eine Vierergruppe von Menschen anonym auffordert, Geld für eine Gemeinschaftsaufgabe zu geben – und ihnen die Möglichkeit lässt, nichts zu zahlen, aber trotzdem von dem Geld zu profitieren, das andere einzahlen. Im Steuersystem gibt es solche Betrüger oder in der U-Bahn die Schwarzfahrer. „Schmarotzer finden wir immer“, berichtet Fehr von seinen Studien. Vor allem sei das so, wenn seine Experimente in Ländern gemacht werden, wo Misswirtschaft und Korruption herrschen. „Der Mensch handelt nur altruistisch im Bewusstsein, dass andere sich auch so verhalten“, sagt er und wirft eine Grafik an die Wand mit einer stark abfallenden Kurve. „Wo immer Egoisten auf den Plan treten, bricht Kooperation zusammen.“

Mönch im Kernspintomografen

Vertrauen, Altruismus und Mitgefühl sind in den Augen des Experimentalökonomen wichtige Bedingungen für Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg. Darin liegt auch die Schnittstelle zum Buddhismus. Religiöse Praktiken wie die Meditation, so doziert der Dalai Lama, dienten zum Erlernen von Mitgefühl und Selbstlosigkeit: „Buddhismus, das ist eigentlich die Wissenschaft vom Geiste.“

Was Fehr besonders interessiert: die Fähigkeit buddhistischer Mönche, bestimmte Gefühlszustände durch Meditation bewusst herbeizuführen. Er beobachtet sie im Kernspintomografen, um zu studieren, welche Hirnregionen bei altruistischem Verhalten aktiv sind. Eines jener Studienobjekte war in Zürich anwesend: Matthieu Ricard, ein Franzose und gelernter Molekularbiologe, der seit über 20 Jahren in einem buddhistischen Kloster in Asien lebt. „Mit nur wenigen Monaten Training kann man Mitgefühl in sich entstehen lassen“, sagt Ricard und berichtet von hirnphysiologischen Experimenten, die zeigen, dass Menschen, die regelmäßig meditieren, mehr Anteilnahme zeigen, wenn man ihnen etwa Bilder von leidenden Menschen vorführt.

Um sich in eine Stimmung von Anteilnahme zu versetzen, stelle man sich zunächst eine Person vor, von der man bedingungslose Liebe erfahren habe. „Für viele ist das die eigene Mutter“, sagt Ricard. Schrittweise dehne man dann dieses Gefühl aus auf alle Menschen. „Das ist, wie wenn man sich vorstellt, dass die Sonne nicht nur auf einen selbst scheint, sondern auf alle Lebewesen.“

Solche Ideen waren lange nichts für nüchterne Forscher, und auch heute würde nicht jeder Wissenschaftler seine Labore für spirituelle Menschen wie Ricard öffnen. „Ich bin selber kein Buddhist“, sagt Fehr. Ihn interessiere aber, ob man Menschen zum Altruismus erziehen könne, und da habe er die Vermutung, dass der Buddhismus helfen könne.

„Gebt mir dieses Oxytocin“

Eine Mitstreiterin von Fehr ist Tania Singer, die Professorin an seinem Institut ist. In ihren Experimenten macht sie die Versuchspersonen vertrauensseliger durch ein Hormon namens Oxytocin, das sie in die Nase der Studienteilnehmer sprüht.

„Gebt mir dieses Oxytocin“, scherzt der Dalai Lama, während Singer ihm und den Kongressteilnehmern von ihren Versuchen berichtet. Sie sagt: „Das wirkt aber nur 20 Minuten.“ Woraufhin der Dalai Lama erwidert: „Egal.“ Dabei will Singer in jetzt anlaufenden Versuchen das Oxytocin ersetzen, indem sie ihren Probanden das Meditieren beibringt. „Unsere Hypothese ist, dass Menschen mit Mitgefühl deutlich altruistischer sind“, sagt Singer. Sie ist unter anderem an der Erforschung bestimmter Nervenzellen beteiligt, sogenannter Spiegelneuronen, die helfen, den Gemütszustand des Gegenübers zu erkennen.

Singer und Fehr sind auf einem Forschungsfeld aktiv, das in der letzten Zeit populär geworden ist. An der Eliteuniversität Stanford etwa haben Hirnforscher gemeinsam mit dem Dalai Lama das Center for Compassion and Altruism Research gegründet. Außerdem sind eine ganze Reihe von Sachbüchern zum Thema erschienen, von so unterschiedlichen Autoren wie dem US-Ökonomen Jeremy Rifkin und dem Affenforscher Frans de Waal.

Es hängt wohl vor allem mit der globalen Finanzkrise und dem Unmut über die Gier der Banker zusammen, dass derzeit so viel über Altruismus geredet wird. Der Ökonom Fehr ist davon überzeugt, dass ein gerechtes, demokratisches und gut organisiertes Staatswesen nötig ist, um mehr Gemeinsinn zu stiften. Fehr glaubt an die Veranlagung des Menschen zum Guten. „Die meisten Menschen haben eine optimistische Vorstellung darüber, dass die Mitmenschen altruistisch sind.“

Ihn stört auch nicht, dass einige Menschen Gutes nur tun, um sich selber gut zu fühlen. Da ist er Wirtschaftswissenschaftler und Pragmatiker. Es komme auf das Resultat an. Hauptsache sei doch, dass die Menschen kooperieren, statt sich gegenseitig auszustechen. „Aus welchen Motiven auch immer“, sagt Fehr.

Der Dalai Lama wusste zu dem zweischneidigen Charakter des Altruismus eine Anekdote zu erzählen. Manchmal, so sagt der Religionsführer, lasse er sich ganz selbstlos von einer Mücke stechen und Blut saugen. „Ein Wohlgefühl stellt sich nachher allerdings nicht ein.“

*** 20.45 h
Affinität. Bin fast crazy geworden heute tagsüber. Ich wusste, der Begriff wurde in einem Buch von Thorwald Detlefsen erklärt, aber ich konnte nicht drauf zugreifen. Affinität.

Hinter der „Zufallskette“, die die meisten schon mal in irgendeiner Form erlebten, steckt nichts anderes als das Affinitäts- oder Resonanzgesetz.

Puh! Jetzt freue ich mich, das ich es gefunden habe!

So long!

Ysabelle

Babys schätzen Hilfsbereitschaft

Hallo, Welt!

Durch einen Artikel im Spiegel (Nr. 15, S. 123) bin ich auf dieses Thema aufmerksam geworden. Es hat mich sofort an Marshalls Botschaft erinnert: If something is worth to be done it is also worth to be done poorly. Also auch wenn meine Hilfe nicht erfolgreich ist, kann sie andere Menschen glücklich machen. Und das wissen sogar Babys. Im Spiegel-Artikel steht, dass Babys später den Menschen helfen, die versucht haben, ihnen zu helfen, selbst wenn dieser Versuch nicht vom Erfolg gekrönt war. Offensichtlich ist Beitragen wirklich bei uns Menschen eingebaut. Ist das nicht wunderbar?

So long!

Ysabelle

Säuglinge können das Geschehen um sie herum erstaunlich gut deuten, belegen Versuche amerikanischer Psychologinnen. Schon 6 Monate alte Kinder bewerten Helfer als positiv, auch wenn sie selbst nur unbeteiligte Beobachter sind. Wer anderen Steine in den Weg legt, wird dagegen negativ eingeschätzt.

Die blaue Figur drängt die rote Figur den Hang hinab. Kein feiner Zug, finden schon Säuglinge. Foto: Kiley Hamlin, Yale University

Aus früheren Studien wisse man, dass Kinder in den ersten 6 Lebensmonaten äußerliche Merkmale zum Einschätzen einer Person nutzten, schreiben Kiley Hamlin und ihre Kolleginnen von der Yale University im Magazin “Nature”. Die neuen Resultate zeigten erstmals, dass Säuglinge auch das Handeln gegenüber Dritten bewerteten.

Die Forscherinnen führten ihre Versuche mit 6 und 10 Monate alten Säuglingen durch. Auf dem Schoß eines Elternteils sitzend, sahen diese, wie ein bunt angemaltes Holzklötzchen mit großen Kulleraugen einen Berg zu überwinden versuchte. Mal wurde es schließlich von einer weiteren Holzfigur den Berg hinauf geschoben, mal von einer anders gestalteten Figur den Berg hinab gedrängt. Vor die Wahl zwischen Helfer und Störer gestellt, langten praktisch alle Kinder nach der hilfreichen Holzfigur. Und zumindest die 10 Monate alten Kinder schienen verblüfft zu sein, wenn der Bergsteiger selbst die Gesellschaft des Störenfrieds suchte.

Wurde das Bergsteiger-Szenario um eine vierte, weder helfende noch störende Figur ergänzt, sortierten die Kinder diese auf ihrer Sympathieskala zwischen Helfer und Störenfried ein. Bewegten sich Holzfiguren ohne Interaktion bergauf bzw. bergab und trugen sie keine Kulleraugen, legten die Säuglinge dagegen keinerlei Präferenz an den Tag.

“Unsere Beobachtungen lassen vermuten, dass Menschen sehr viel früher in ihrer Entwicklung soziale Evaluation betreiben als bislang angenommen”, folgern Hamlin und Kolleginnen. Offenbar stelle sich diese Fähigkeit von selbst ein und benötige keine Erfahrungen am eigenen Leibe oder Erzählungen von anderen.

Forschung: J. Kiley Hamlin, Karen Wynn und Paul Bloom, Department of Psychology, Yale University, New Haven, Connecticut

Veröffentlichung Nature, Vol. 450, 22. November 2007, pp 557-9, DOI 10.1038/nature06288

Komm und spiel mit meinem Schmerz…

„Ohne Mitleiden ist kein Mitfreuen.“ – Franz von Baader, Vierzig Sätze aus einer religiösen Erotik. In: Sämmtliche Werke. 4. Band. Hrsg. von Franz Hoffmann. Leipzig: Bethmann, 1853. S. 193.

Mitleid ist eine Empfindung, die in der Gewaltfreien Kommunikation nicht vorgesehen ist. Ist das gefühllos? Roh? Marshall Rosenberg schreibt in einem seiner Bücher von einer Freundin, die schwer erkrankt war, und ihn bat: „Komm und spiele mit meinem Schmerz!“ Das mag zunächst sehr befremdlich klingen, beinhaltet aber ein besonderes Geschenk. Häufig ist es so, dass es für denjenigen, der mit einer schwierigen Lebenslage fertig werden muss, noch schwieriger wird, wenn andere augenscheinlich darüber völlig verzweifelt sind. Der Krebspatient, der eigentlich alle Kraft auf seine Genesung konzentrieren möchte, tröstet nun auf einmal seine Angehörigen, die mit der Situation nicht fertig werden. Sie bemitleiden ihn und er versucht ihnen Kraft zu geben – ist das sinnvoll? Ist das hilfreich? Ich vermute, dass jemand, der schwer krank ist, nicht noch die Energie hat, sein Gegenüber zu trösten.

Manchmal kommt es auch vor, dass Menschen im Versuch zu trösten den Schmerz des anderen klein reden. „Jetzt lass dich bloß nicht hängen“, sagen sie dann. Oder „Kopf hoch, es kommen auch wieder bessere Zeiten!“ Oder „Du Arme, das ist ja auch wirklich schwer für Dich!“ All diesen Äußerungen ist eins gemeinsam_ Weder ist der Sprecher bei sich – „Wie geht es mir, wenn ich dies höre?“ – , noch ist er bei seinem Gegenüber – „Wie geht es Dir, wenn du so sprichst?“ Im Englischen haben wir den Begriff „to talk down to someone“, im Deutschen würde man vielleicht sagen „von oben herab sprechen“, was es aber nicht ganz trifft. Wenn ich dem anderen sage, er solle sich nicht so hängen lassen, ordne ich sein Verhalten ein in die berüchtigte Skala zwischen Richtig und Falsch. Hängen lassen ist falsch, zusammenreißen ist richtig. Und wenn ich den anderen bemitleide, „oh, du Armes, wie schrecklich ist das alles!“, besteht die Gefahr, ihn klein zu machen und ich verpasse vielleicht die Chance, wirklich empathisch für ihn da zu sein.

Mitleid macht uns handlungsunfähig oder lässt uns vergessen, wo wir selber stehen, was unsere ureigene Aufgabe ist. Wir können unser Gegenüber, das gerade schwer zu kämpfen hat, besser unterstützen und liebevoll begleiten, wenn wir „in seinen Schuhen mitlaufen“. Wenn wir uns empathisch verbinden, ohne zu verschmelzen, ohne die Probleme des anderen lösen zu wollen, sind wir belastbare Freunde, auf die in der Not Verlass ist. Wir können den Schmerz unseres Mitmenschen ertragen, ohne ihm dabei eine zusätzliche Last zu werden.

Heute will ich in mich hineinspüren, wo mich Mitleid anfliegt. Was brauche ich, wenn mich die Probleme anderer Menschen in dieser Weise berühren?

Mitfühlen mal anders erklärt

Das Geheimnis der Spiegelneuronen- mal perfekt erklärt von Eckart von Hirschhausen! Ich bin ein großer Fan von ihm. Viel Spaß dabei!

Mit der Landkarte auf dem Weg

Hallo, Welt!

Für heute hatte ich eine GfK-Arbeit angenommen. Wir haben fast drei Stunden miteinander verbracht. Es war eine wunderschöne Arbeit und ich hatte das erste Mal nicht den Eindruck, zu schnell zu sein. Sonst geht es mir oft hinterher so, dass ich traurig bin, weil mein Tempo nicht dem meines Gegenübers entspricht, und ich das nicht immer merke. Zum ersten Mal ist auch die Limbic Map zum Einsatz gekommen, und ich fand es sehr hilfreich. Es ist etwas Gedrucktes und ich glaube, mein Gegenüber hatte Freude daran, seine Werte zu entdecken und zu benennen.

Das Gespräch drehte sich um Themen wie Bewerbungen auf einen neuen Job, persönliche Fähigkeiten, der eigene innere Reichtum und ganz viel um unseren Kumpel, den inneren Richter. Außerdem bin ich in einem Rollenspiel der einfühlsame Partner gewesen, der seiner Frau Einfühlung gibt, und das hat mir goße Freude gemacht.

Wir sind dann anschließend noch ein bisschen praktisch geworden und haben uns für Donnerstag in zehn Tagen erneut verabredet. Auf dem Weg nach Hause habe ich überlegt, dass ich gern mit Menschen arbeiten würde, die sich neuen Herausforderungen stellen, Arbeit suchen, ihr Leben neu ordnen. Ich habe meinen Gesprächspartner als wunderbar offen und zugänglich erlebt und ganz viel Wertschätzung erfahren. Mein Bedürfnis nach Beitragen, Unterstützen und Lernen ist auf wunderbare Weise genährt und ich freue mich darauf, mit ihm die Arbeit fortzusetzen.

Ich glaube, ich habe das gut hingekriegt, und das möchte ich heute feiern.

So long!

Ysabelle

Du sollst Vater und Mutter ehren…

Hallo, Welt!

Heute war ich in einem Workshop, in dem es im weitesten Sinne um Marketing ging. Ein Produkt wurde genauestens unter die Lupe genommen und gefragt, welche Rolle dieses Produkt im Leben eines Menschen spielen könnte (tun wir mal so, als wäre es um eine Hautcreme gegangen). Viele Produzenten würden es begrüßen, wenn ihr Produkt als Freundin der Benutzerin angenommen würde. Unser Produkt schien uns aber eher männlich.

Ich habe eine Weile in mich hineingespürt und dann gesagt, für mich wäre das Produkt so etwas wie Vater und Mutter, zu denen man kommen kann, von denen man Liebe, Wertschätzung, Trost, Unterstützung, Pflege und sonst noch so einiges bekommt. Und bei dem Gedanken an solche Eltern wurde mir warm und geborgen zumute.

In den folgenden Stunden bekam ich dazu Rückmeldungen von den anderen Workshop-Teilnehmern, und alle äußerten ihre Bedenken. Mehrmals hörte ich, das Bild der Eltern sei bei den meisten Menschen nicht (so) positiv besetzt. Von Regression war die Rede, davon, dass Eltern nicht so großzügig, neutral, unterstützend wären, wie ich ihr Bild gemalt hätte. Eltern stünden für Ermahnung, für spaßfreie Zone, für Kritik, die wirklich trifft, weil die Eltern die Kinder eben so gut kennen…

Je mehr Rückmeldungen ich bekam, desto trauriger wurde ich. Mir ging auf, dass auch mein Verhältnis zu meinen Eltern keineswegs ungetrübt ist. Wenn ich in meinem Gehirnkasten krame, kenne ich eigentlich keinen Vater, keine Mutter, die meinem Idealbild von Eltern wirklich nahe kommen. Beim Grübeln, woran das liegt, fiel mir auf, dass in meiner Generation die Eltern immer genau zu wissen glaubten, was richtig oder falsch war. Und häufig hatten sie keinen Zugang zu ihren Gefühlen. Sie waren eher Instanzen oder Richter als empathische Gesprächspartner und Förderer.

Ich fürchte, dass ich selbst auch nicht gerade so eine Mutter bin, die von ihrem Kind als warmherzig, unterstützend, liebevoll und wertschätzend angesehen wird. Aber ich habe Hoffnung für mich, und ich bin dankbar für alle Kinder, die in GfK-Partnerschaften geboren werden und von Giraffeneltern aufgezogen werden. Wer weiß, vielleicht werde ich ja eine Giraffen-Großmutter…

So long!

Ysabelle

Lass dich fallen

Lass dich fallen,
lerne Schlangen beobachten,
pflanze unmögliche Gärten.
Lade jemanden
Gefährlichen zum Tee ein,
mache kleine Zeichen,
die „Ja“ sagen und
verteile sie überall in deinem Haus.
Werde ein Freund von
Freiheit und Unsicherheit.
Freue dich auf Träume.
Weine bei Kinofilmen,
schaukle so hoch du kannst
mit deiner Schaukel bei Mondlicht.
Pflege verschiedene Stimmungen,
verweigere „verantwortlich zu sein“,
tue es aus Liebe.
Glaube an Zauberei,
lache eine Menge,
bade im Mondlicht.
Träume wilde phantasievolle Träume,
zeichne auf die Wände.
Lies jeden Tag.
Stell dir vor,
du wärst verzaubert,
kichere mit Kindern,
höre alten Leuten zu.
Spiele mit allem,
unterhalte das Kind in dir,
du bist unschuldig,
baue eine Burg aus Decken,
werde naß,
umarme Bäume,
schreibe Liebesbriefe.

(Joseph Beuys)

Generaldirektor in eigener Sache

Um Seelenfrieden zu erlangen, musst du auf deinen Wunsch verzichten, Generaldirektor des Universums zu sein.
Larry Eisenberg

Erst seit ein paar Jahren fällt mir auf, dass ich gelegentlich „allmächtige“ Anflüge habe. Sie äußern sich in folgenden Anzeichen:
Ich weiß, was für andere Leute gut ist
Ich weiß, was andere Leute brauchen
Ich weiß, wie andere Leute drauf sind
Ich weiß, was andere Leute tun und lassen sollten.
In der Gewaltfreien Kommunikation lernen wir, diese Anwandlungen mit Liebe anzuschauen und auf unsere Bedürfnisse zu gucken. Was brauche ich, wenn ich „weiß“, was für andere Leute gut ist? Möchte ich zu ihrem Wohlergehen beitragen? Möchte ich meine Kreativität einbringen, um ihre Probleme zu lösen? Möchte ich Zugehörigkeit, Wertschätzung und Leichtigkeit befördern? Geht es mir um Effizienz, Beteiligung oder Harmonie?

Es hilft, wenn ich mir zunächst darüber klar werde, welche Gefühle in mir lebendig sind. Und dann kann ich im nächsten Schritt mein Gegenüber fragen, ob ich zu seinem Wohlergehen einen Beitrag leisten kann. Vielleicht ist aber auch nach dieser inneren Klärung ein ganz anderer Schritt fällig. Vielleicht kann ich mich dann darauf besinnen, dass ich auch Dinge zu tun habe, die eine hohe Priorität für mich haben. Dann richte ich meine Aufmerksamkeit auf meine Angelegenheiten, statt als Generaldirektor des Universums das Leben anderer Menschen zu managen.

Heute will ich überprüfen, ob ich die Angelegenheiten anderer Menschen bearbeiten will. Wenn ich mich dabei beobachte, frage ich mich, welches Bedürfnis in mir lebendig ist und überprüfe, ob es in meinem eigenen Leben vielleicht auch Unerledigtes gibt, das meiner Aufmerksamkeit bedarf.

Das Fehlen von Fehlern

You have never done anything wrong!
(Du hast niemals irgendetwas falsch gemacht)

Marshall Rosenberg

Dieser Satz – Du hast niemals irgendetwas falsch gemacht – geht wohl den meisten von uns nicht von den Lippen. Ja sicher, grundsätzlich haben wir das Konzept verstanden: Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Aber der Kauf dieses Autos… das war ein Fehler. Die Nacht mit der Kneipenbekanntschaft – das war ein Fehler. Die Ohrfeige für den Sohn, als wir uns nicht im Griff hatten… Fehler, Fehler, Fehler…
Auch wenn wir heute vielleicht grundsätzlich mit uns und unserem Leben, unserem Verhalten zufrieden sind, hat doch fast jeder von uns „eine Leiche im Keller“, trägt etwas mit sich herum, was er heute rundheraus als Fehler bezeichnet. Fehlkauf, Fehlverhalten, falsch. „Ich war ein Idiot!“ oder „Wie konnte ich nur…“ Und es scheint fast unmöglich, den Satz „Du hast keinen Fehler gemacht“ auf uns selbst anzuwenden. Was ist mit Verbrechern? Was ist mit Hitler? War das etwa kein Fehler?
Folgt man Marshalls Definition, gibt es tatsächlich keine Fehler, sondern all unsere Handlungen entspringen unseren Bedürfnissen. Wir handeln (oder unterlassen) aus guten Grund, nämlich um in der jeweiligen Situation unser Leben zu bereichern. Handlungen, die andere Leute als Fehler bezeichnen, sind damit für Marshall ein tragischer Ausdruck eines wundervollen Bedürfnisses.
Nun geht es nicht etwa darum, uns zu rechtfertigen, sondern uns zu vergeben für die Dinge, die wir heute als „falsch“ oder „Fehler“ bezeichnen. „Wenn ich in der Situation gewusst hätte, was ich heute weiß, hätte ich mich anders verhalten“, heißt der neue Denkansatz. Und diese Auffassung gilt auch dann, wenn wir schon in der Situation wussten, dass unser Verhalten fatale Folgen haben würde. „In diesem Fall ist ein Bedürfnis in uns so groß, so mächtig, dass wir keine Chance haben, die anderen Bedürfnisse zu berücksichtigen“, sagt Marshall. „Wir können in diesem Moment einfach keinen Weg sehen, diesen anderen Bedürfnissen Rechnung zu tragen!“


Heute will ich dafür aufmerksam werden, wie ich meine Entscheidungen bewerte. Wenn mein innerer Richter sie als falsch bezeichnet, will ich versuchen herauszufinden, welches wunderbare Bedürfnis ich mir mit dem Verhalten erfüllt habe.

Aus einer Zitrone Limonade machen

Und: In die Zitrone beißen, das ist zur Metapher für böse Unbill geworden. Da hilft es, den Rat des amerikanischen Psychologen Dale Carnegie zu befolgen: „Reicht Dir das Schicksal eine Zitrone – so jammere nicht, sondern gib Wasser und Zucker dazu – mach Limonade daraus!“

Susanne Fetter (22.02.2005)

Hallo, Welt!
Ich lebe mit vier Katzen. Im vorigen Herbst habe ich die Idee gehabt, zwei ihrer Katzentoiletten auf ein Brett mit Rollen zu setzen und es unter der Treppe zu parken. Zum einen sind sie da nicht im Weg, zum zweiten kann ich sie dann aus der Ecke herausrollern und muss nicht unter die Treppe krabbeln, um sie sauber zu machen.

Ein netter Mensch hat die Konstruktion für mich gebaut und als Zugmittel eine Metallkette angebracht. Das Metall liegt aber unangenehm in der Hand, es ist kein Spaß, 12-15 Kilo damit aus der Ecke zu ziehen.
Ich hatte schon länger überlegt, wie ich Abhilfe schaffen könnte. Die Kette durch ein Tau ersetzen? Etwas drumrum wickeln? Als ich neulich am Schaufenster eines Schiffsausrüsters vorbei kam, hatte ich die zündende Idee: Ich ziehe über die Kette einen dünnen Schlauch und mache irgendwas mit dem Ende, damit es nicht wieder in den Schlauch zurück rutscht. „Samstag gehst du da hin und kaufst den Schlauch!“
Heute Morgen wollte ich die Katzenklos sauber machen und mein Blick fiel auf die Kette. Oh ha! Schönen Gruß von meinem Gut-Achter! Du wolltest doch… wieso hast du nicht… Ich konnte ihm praktisch sofort Einfühlung geben. „Du bist ärgerlich und frustriert, weil du gern möchtest, dass sich dieses Fahrgeschäft einfach ziehen lässt und hättest dir gewünscht, dass ich da Abhilfe schaffe?!“ Keine Chance für ihn, mich zu wolfen!
Neulich hatte jemand zu mir gesagt, hast du nicht noch nen alten Gartenschlauch im Schuppen?, und ich war sicher, dass das nicht der Fall war, denn der Schuppen ist frisch entrümpelt. Aber jetzt bin ich doch einmal reingegangen um zu gucken. Voila! Ein alter Gartenschlauch, sogar ein dünner! Zwei Teppichschneider habe ich drauf zerritten (ich schätze, die brauchen neue Klingen). Schließlich habe ich den Schlauch mit Schere und Küchenmesser zerlegt. Die Kette eingefädelt, aus dem herausguckenden Rest eine Schlaufe gebildet, die Schlaufe mit einem Schlüsselring befestigt, so dass die Kette auch nicht in den Schlauch zurück rutschen kann. Und an dem Ring kann ich die ganze Chose jetzt auch gut wieder einhängen.
Ich hab mich so gefreut, als ich das Fahrgeschäft wieder zurück gerollt habe und festgezurrt. Statt mit mir zu schimpfen, weil ich nicht dran gedacht habe, in den Laden zu gehen, bin ich aktiv geworden und habe die perfekte Lösung für mein Problem zurechtgebastelt. Ich bin nicht bewusst durch die vier Schritte, aber ich wollte meinem inneren Gutachter Tribut zollen und sehen, ob ich das von ihm aufgezeigte Problem nicht irgendwie anders lösen könnte. Seine Strategie war, einen neuen Schlauch zu kaufen. Und ich habs geschafft, das Problem mit Bordmitteln zu meiner großen Zufriedenheit zu lösen. Ich hatte eine Zitrone, und es ist eine Limonade draus geworfen. Jetzt fühle ich mich stolz, aufgedreht, beschwingt, erfüllt, fröhlich, heiter, lebendig, leicht, unbekümmert und zufrieden. Meine Bedürfnisse nach Kreativität, Autonomie, Selbstvertrauen, Heiterkeit und Begeisterung sind voll erfüllt. Ist das nicht ein himmlischer Zustand?

So long!

Ysabelle

Wage etwas Neues!

„Wenn du immer wieder das tust,
was du immer schon getan hast,
dann wirst du immer wieder das bekommen,
was du immer schon bekommen hast.
Wenn du etwas anderes haben willst,
musst du etwas anderes tun!
Und wenn das, was du tust,
dich nicht weiterbringt,
dann tu etwas völlig anderes –
statt mehr vom gleichen Falschen!“

Paul Watzlawick, amerikanischer Psychotherapeut und Autor

Unkenrufe

„Da springen die Gedanken ihm hinein,
Wie aufgeschreckte Unken in den See,
Und singen ihm betrübte Melodein.
Sie rufen übers weite Schlachtgefild
Das Unkenlied des Zweifels dumpf und wild:“

– Nikolaus Lenau: Die Albigenser

„Das geht doch nie gut…“ oder „so kann man das doch nicht machen, das funktioniert nicht!“ sind vertraute Unkenrufe. Wohl jeder von uns hat Zeiten, in denen er zweifelt, ob ein anvisiertes Ziel auf die geplante Weise erreicht werden kann. Wenn wir uns mit dem Phänomen der Schwarzseherei beschäftigen, kommen wir mit einer Fülle von Bedürfnissen in Kontakt.
Widmen wir uns zunächst dem Menschen, der Bedenken hat, der in Sorge ist, dass ein Plan nicht aufgehen wird. Welche Gefühle sind in ihm lebendig? Ich vermute, er ist besorgt, irritiert, unruhig, vielleicht angespannt, frustriert, eventuell wütend, wenn sein Rat schon öfter ausgeschlagen wurde, lustlos, sorgenvoll, unter Druck, verzweifelt, verspannt und widerwillig. Vielleicht noch das eine oder andere mehr, je nach Situation wahrscheinlich auch das eine oder andere weniger. Ist der Betroffene in der Kraft, spürt er vielleicht eher Wut, ist er in der Schwäche, spürt er vielleicht eher Verzweiflung oder Frustration.
Welche Bedürfnisse sind in uns unerfüllt, wenn wir düstere Prognosen stellen und solche Gefühle der Besorgnis oder Frustration haben? Ich vermute, Vertrauen, Verbindung, vielleicht auch Zugehörigkeit oder Beteiligung (andere schmieden Pläne, die man selbst nicht für machbar hält), Effektivität und Sicherheit sind in solchen Situationen im Mangel. Und was wir als erstes brauchen ist Einfühlung.

Wie geht es uns, wenn wir wunderbare, kühne Pläne schmieden und unser Gegenüber uns seine Bedenken schildert? Vielleicht sind wir frustriert und wütend, irritiert, bestürzt, bitter, geladen, schockiert, unbehaglich, streitlustig und verletzt. Vermutlich sind unsere Bedürfnisse nach Leichtigkeit, Vertrauen, Unterstützung, Kreativität, Verbindung, Autonomie, Wertschätzung, Verständnis und Begeisterung im Mangel.

Ist es nicht berührend festzustellen, wie beide Menschen mit so ähnlichen Gefühlen und Bedürfnissen beschäftigt sind, obwohl sie anscheinend auf verschiedenen Seiten stehen?

Kann es einen gemeinsamen Weg geben? Ich glaube schon. „Wie geht es dir, wenn du meine Bedenken hörst?“ baut eine Brücke zu unserem Nächsten. „Was brauchst du, um deine Bedenken loszulassen“, pflastert den Steg. Alle Bedürfnisse können erfüllt werden, deine und meine. Vorausgesetzt, unsere Absicht ist Verbindung.

Heute will ich in mich hineinspüren, wenn ich Bedenken und Einwände habe. Was fühle ich, was brauche ich?

Strategien

„Ich glaube, die Verbesserung der Lebensbedingungen armer Menschen ist eine bessere Strategie als Geld für Gewehre. Der Kampf gegen den Terrorismus kann nicht durch Militäraktionen gewonnen werden.“ – Muhammad Yunus, Dankesrede zur Entgegennahme des Friedensnobelpreises, 10.12.2006.

Der Nobelpreisträger Muhammad Yunus, der als Bankier Mikrokredite an die Ärmsten in Pakistan vergibt und so zur Gründung unzähliger Kleinstunternehmen beigetragen hat, erläuterte in seiner Nobelpreisrede seine Strategie: Die Verbesserung der Lebensbedingungen armer Menschen ist ein Beitrag gegen den Terrorismus. Ich vermute, sein Bedürfnis ist Beitragen, Harmonie/Frieden und Unterstützung, seine Strategie ist die Vergabe von Geld.
Im Alltag fällt es uns manchmal schwer, zwischen Bedürfnissen und Strategien zu unterscheiden.
Ein Bedürfnis öffnet eine Tür, eine Strategie kann sie schließen.
In der Gewaltfreien Kommunikation lernen wir, unsere Bedürfnisse klar zu benennen. Aber wenn es darum geht, die Bedürfnisse zu erfüllen, wird die Luft schnell dünn. „Aber ich will mit meinem Freund zusammen wohnen“ ist zum Beispiel so ein Wunsch. Das Bedürfnis dahinter könnte Unterstützung, Verbindung, Nähe, Wärme, Leichtigkeit, Kosteneffizienz oder Sexualität sein. Sich eine Wohnung zu teilen ist eine Strategie, mit der versucht wird, sich all diese Bedürfnisse auf einen Schlag zu erfüllen. „Unser Auto ist kaputt, wir brauchen ein neues!“ stellt den Betroffenen vor ein ähnliches Problem. Was ist das Bedürfnis? Leichtigkeit? Autonomie? Flexibilität? Verbindung? Und mit welchen verschiedenen Strategien könnten diese wunderbaren Bedürfnisse befriedigt werden? Es gibt sicher mehr als nur die Möglichkeit, sich für ein neues Auto zu verschulden.

Gern werden in der Partnerschaft Lieblingsstrategien mit Bedürfnissen gleichgesetzt. „Ich brauche es, dass du mir zuhörst“ oder „mir fehlt deine Unterstützung bei der Hausarbeit“ sind gängige Sätze. Wenn wir genauer hinsehen, erkennen wir im ersten Beispiel vielleicht das Bedürfnis nach Austausch (was sich ebenso gut mit einer Freundin erfüllen ließe) oder nach Unterstützung. Gerade das wird aber nicht genannt. Im zweiten Fall geht es vielleicht nicht unbedingt um Hilfe bei der Hausarbeit, sondern um Ausgleich, Wertschätzung, Nähe oder Zugehörigkeit. Es lohnt sich also, die Bedürfnisse freizulegen, denn dann steigt die Chance, dass die Bedürfnisse aller Beteiligten erfüllt werden.

Thomas D’Ansembourg schreibt in einem seiner Bücher von einem Paar, das einen gemütlichen Abend verbringen will. Er hat in einem nahen Restaurant einen Tisch gebucht. Sie hat nach der Arbeit noch schnell beim Schlachter ein paar Leckereien für den Abend eingekauft. Fassungslos stehen sich die beiden gegenüber und bekommen ihre unterschiedlichen Strategien nicht unter einen Hut. Beide wünschen sich Leichtigkeit und Zeit füreinander. Dummerweise sprechen sie sich nicht ab, und so findet jeder seine eigene Lieblingsstrategie, die leider nicht mit dem des anderen harmoniert. Im Gespräch konnte das Paar schließlich herausfinden, dass für beide Partner das ideale Abendprogramm ein Picknick an einem nahen See gewesen wäre… vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal, wenn man halt vorher miteinander redet…

Heute will ich erst auf meine Bedürfnisse achten, und dann Strategien zu ihrer Erfüllung entwickeln.

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