Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Selbstloses Handeln und Mitgefühl

Hallo, Welt!

Es gibt einen Begriff dafür, wenn plötzlich Dinge auf einen einpurzeln, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte. Er fängt mit A an und ich habe ihn gerade nicht abrufbar***. Jedenfalls habe ich gestern im Spiegel (Print) die Meldung über Babys gelesen, die Hilfsbereitschaft erkennen. Und heute fand ich folgenden Artikel im Spiegel Online, den ich hier reinkopiere, weil ich fürchte, dass er beim Spiegel irgendwann rausfliegt. Und dann wäre die Information nicht mehr erreichbar. Viel Spaß beim Lesen!

So long!

Ysabelle

12. April 2010, 16:14 Uhr
Altruismus-Forschung
Die Suche nach dem Guten in uns

Aus Zürich berichtet Gerald Traufetter

Wie können Menschen zu selbstlosem Handeln und Mitgefühl gebracht werden? Um eine Antwort zu finden, stecken Hirnforscher mitunter gar Mönche in Kernspintomografen. Jetzt haben sich Ökonomen in der Schweiz mit dem Dalai Lama zusammengetan, um sich dem Wesen des Guten zu nähern.

Der Mensch ist selbstsüchtig. Auf dieser Prämisse gründen Wirtschaftswissenschaftler ihre Theorien über den Markt und seine Mechanismen. Der Mensch besitzt gar ein Egoismus-Gen. So lautet das Mantra vieler Biologen.

„Das stimmt so nicht“, sagt der Ökonom Ernst Fehr von der Universität Zürich, der seit einigen Jahren einen Kampf für die Anerkennung des Guten im Menschen führt. Jetzt hat der Forscher geistigen Beistand gefunden: den Dalai Lama. An diesem Wochenende saß er mit dem Oberhaupt der buddhistischen Tibeter viele Stunden auf einem Podium im Zürcher Kongresshaus. „Altruismus und Mitgefühl im Wirtschaftssystem“ lautet der Titel der Konferenz. Mit dabei waren: Hirnforscher, Psychologen, Ökonomen und sogar Finanzinvestoren.

Für einen Wissenschaftskongress ist das ein ungewohntes Bild: Der Dalai Lama hat die Beine zum Schneidersitz gefaltet, trägt eine rote Baseballkappe gegen das Scheinwerferlicht. Vor dem weißen Sessel stehen seine Schuhe. Hinter ihm sind blühende Kirschzweige zu sehen. „Mein Wirtschaftswissen ist gleich null“, sagt er gleich zu Beginn und lacht sein kehliges Lachen. Niemand der über 500 Gäste würde ihm dieses Geständnis übelnehmen.

Der Dalai Lama hört sich an, was Fehr zum Forschungsstand zu berichten hat: In Spielexperimenten sind Menschen bereit, eine Geldsumme mit einer anderen Person zu teilen, obwohl sie das eigentlich nicht machen müssten. „Das Gerechtigkeitsempfinden ist sehr stark ausgeprägt, über alle Kulturen hinweg“, sagt Fehr.

Schwieriger wird es schon, wenn man eine Vierergruppe von Menschen anonym auffordert, Geld für eine Gemeinschaftsaufgabe zu geben – und ihnen die Möglichkeit lässt, nichts zu zahlen, aber trotzdem von dem Geld zu profitieren, das andere einzahlen. Im Steuersystem gibt es solche Betrüger oder in der U-Bahn die Schwarzfahrer. „Schmarotzer finden wir immer“, berichtet Fehr von seinen Studien. Vor allem sei das so, wenn seine Experimente in Ländern gemacht werden, wo Misswirtschaft und Korruption herrschen. „Der Mensch handelt nur altruistisch im Bewusstsein, dass andere sich auch so verhalten“, sagt er und wirft eine Grafik an die Wand mit einer stark abfallenden Kurve. „Wo immer Egoisten auf den Plan treten, bricht Kooperation zusammen.“

Mönch im Kernspintomografen

Vertrauen, Altruismus und Mitgefühl sind in den Augen des Experimentalökonomen wichtige Bedingungen für Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg. Darin liegt auch die Schnittstelle zum Buddhismus. Religiöse Praktiken wie die Meditation, so doziert der Dalai Lama, dienten zum Erlernen von Mitgefühl und Selbstlosigkeit: „Buddhismus, das ist eigentlich die Wissenschaft vom Geiste.“

Was Fehr besonders interessiert: die Fähigkeit buddhistischer Mönche, bestimmte Gefühlszustände durch Meditation bewusst herbeizuführen. Er beobachtet sie im Kernspintomografen, um zu studieren, welche Hirnregionen bei altruistischem Verhalten aktiv sind. Eines jener Studienobjekte war in Zürich anwesend: Matthieu Ricard, ein Franzose und gelernter Molekularbiologe, der seit über 20 Jahren in einem buddhistischen Kloster in Asien lebt. „Mit nur wenigen Monaten Training kann man Mitgefühl in sich entstehen lassen“, sagt Ricard und berichtet von hirnphysiologischen Experimenten, die zeigen, dass Menschen, die regelmäßig meditieren, mehr Anteilnahme zeigen, wenn man ihnen etwa Bilder von leidenden Menschen vorführt.

Um sich in eine Stimmung von Anteilnahme zu versetzen, stelle man sich zunächst eine Person vor, von der man bedingungslose Liebe erfahren habe. „Für viele ist das die eigene Mutter“, sagt Ricard. Schrittweise dehne man dann dieses Gefühl aus auf alle Menschen. „Das ist, wie wenn man sich vorstellt, dass die Sonne nicht nur auf einen selbst scheint, sondern auf alle Lebewesen.“

Solche Ideen waren lange nichts für nüchterne Forscher, und auch heute würde nicht jeder Wissenschaftler seine Labore für spirituelle Menschen wie Ricard öffnen. „Ich bin selber kein Buddhist“, sagt Fehr. Ihn interessiere aber, ob man Menschen zum Altruismus erziehen könne, und da habe er die Vermutung, dass der Buddhismus helfen könne.

„Gebt mir dieses Oxytocin“

Eine Mitstreiterin von Fehr ist Tania Singer, die Professorin an seinem Institut ist. In ihren Experimenten macht sie die Versuchspersonen vertrauensseliger durch ein Hormon namens Oxytocin, das sie in die Nase der Studienteilnehmer sprüht.

„Gebt mir dieses Oxytocin“, scherzt der Dalai Lama, während Singer ihm und den Kongressteilnehmern von ihren Versuchen berichtet. Sie sagt: „Das wirkt aber nur 20 Minuten.“ Woraufhin der Dalai Lama erwidert: „Egal.“ Dabei will Singer in jetzt anlaufenden Versuchen das Oxytocin ersetzen, indem sie ihren Probanden das Meditieren beibringt. „Unsere Hypothese ist, dass Menschen mit Mitgefühl deutlich altruistischer sind“, sagt Singer. Sie ist unter anderem an der Erforschung bestimmter Nervenzellen beteiligt, sogenannter Spiegelneuronen, die helfen, den Gemütszustand des Gegenübers zu erkennen.

Singer und Fehr sind auf einem Forschungsfeld aktiv, das in der letzten Zeit populär geworden ist. An der Eliteuniversität Stanford etwa haben Hirnforscher gemeinsam mit dem Dalai Lama das Center for Compassion and Altruism Research gegründet. Außerdem sind eine ganze Reihe von Sachbüchern zum Thema erschienen, von so unterschiedlichen Autoren wie dem US-Ökonomen Jeremy Rifkin und dem Affenforscher Frans de Waal.

Es hängt wohl vor allem mit der globalen Finanzkrise und dem Unmut über die Gier der Banker zusammen, dass derzeit so viel über Altruismus geredet wird. Der Ökonom Fehr ist davon überzeugt, dass ein gerechtes, demokratisches und gut organisiertes Staatswesen nötig ist, um mehr Gemeinsinn zu stiften. Fehr glaubt an die Veranlagung des Menschen zum Guten. „Die meisten Menschen haben eine optimistische Vorstellung darüber, dass die Mitmenschen altruistisch sind.“

Ihn stört auch nicht, dass einige Menschen Gutes nur tun, um sich selber gut zu fühlen. Da ist er Wirtschaftswissenschaftler und Pragmatiker. Es komme auf das Resultat an. Hauptsache sei doch, dass die Menschen kooperieren, statt sich gegenseitig auszustechen. „Aus welchen Motiven auch immer“, sagt Fehr.

Der Dalai Lama wusste zu dem zweischneidigen Charakter des Altruismus eine Anekdote zu erzählen. Manchmal, so sagt der Religionsführer, lasse er sich ganz selbstlos von einer Mücke stechen und Blut saugen. „Ein Wohlgefühl stellt sich nachher allerdings nicht ein.“

*** 20.45 h
Affinität. Bin fast crazy geworden heute tagsüber. Ich wusste, der Begriff wurde in einem Buch von Thorwald Detlefsen erklärt, aber ich konnte nicht drauf zugreifen. Affinität.

Hinter der „Zufallskette“, die die meisten schon mal in irgendeiner Form erlebten, steckt nichts anderes als das Affinitäts- oder Resonanzgesetz.

Puh! Jetzt freue ich mich, das ich es gefunden habe!

So long!

Ysabelle

Babys schätzen Hilfsbereitschaft

Hallo, Welt!

Durch einen Artikel im Spiegel (Nr. 15, S. 123) bin ich auf dieses Thema aufmerksam geworden. Es hat mich sofort an Marshalls Botschaft erinnert: If something is worth to be done it is also worth to be done poorly. Also auch wenn meine Hilfe nicht erfolgreich ist, kann sie andere Menschen glücklich machen. Und das wissen sogar Babys. Im Spiegel-Artikel steht, dass Babys später den Menschen helfen, die versucht haben, ihnen zu helfen, selbst wenn dieser Versuch nicht vom Erfolg gekrönt war. Offensichtlich ist Beitragen wirklich bei uns Menschen eingebaut. Ist das nicht wunderbar?

So long!

Ysabelle

Säuglinge können das Geschehen um sie herum erstaunlich gut deuten, belegen Versuche amerikanischer Psychologinnen. Schon 6 Monate alte Kinder bewerten Helfer als positiv, auch wenn sie selbst nur unbeteiligte Beobachter sind. Wer anderen Steine in den Weg legt, wird dagegen negativ eingeschätzt.

Die blaue Figur drängt die rote Figur den Hang hinab. Kein feiner Zug, finden schon Säuglinge. Foto: Kiley Hamlin, Yale University

Aus früheren Studien wisse man, dass Kinder in den ersten 6 Lebensmonaten äußerliche Merkmale zum Einschätzen einer Person nutzten, schreiben Kiley Hamlin und ihre Kolleginnen von der Yale University im Magazin “Nature”. Die neuen Resultate zeigten erstmals, dass Säuglinge auch das Handeln gegenüber Dritten bewerteten.

Die Forscherinnen führten ihre Versuche mit 6 und 10 Monate alten Säuglingen durch. Auf dem Schoß eines Elternteils sitzend, sahen diese, wie ein bunt angemaltes Holzklötzchen mit großen Kulleraugen einen Berg zu überwinden versuchte. Mal wurde es schließlich von einer weiteren Holzfigur den Berg hinauf geschoben, mal von einer anders gestalteten Figur den Berg hinab gedrängt. Vor die Wahl zwischen Helfer und Störer gestellt, langten praktisch alle Kinder nach der hilfreichen Holzfigur. Und zumindest die 10 Monate alten Kinder schienen verblüfft zu sein, wenn der Bergsteiger selbst die Gesellschaft des Störenfrieds suchte.

Wurde das Bergsteiger-Szenario um eine vierte, weder helfende noch störende Figur ergänzt, sortierten die Kinder diese auf ihrer Sympathieskala zwischen Helfer und Störenfried ein. Bewegten sich Holzfiguren ohne Interaktion bergauf bzw. bergab und trugen sie keine Kulleraugen, legten die Säuglinge dagegen keinerlei Präferenz an den Tag.

“Unsere Beobachtungen lassen vermuten, dass Menschen sehr viel früher in ihrer Entwicklung soziale Evaluation betreiben als bislang angenommen”, folgern Hamlin und Kolleginnen. Offenbar stelle sich diese Fähigkeit von selbst ein und benötige keine Erfahrungen am eigenen Leibe oder Erzählungen von anderen.

Forschung: J. Kiley Hamlin, Karen Wynn und Paul Bloom, Department of Psychology, Yale University, New Haven, Connecticut

Veröffentlichung Nature, Vol. 450, 22. November 2007, pp 557-9, DOI 10.1038/nature06288

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