Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Aus einer Zitrone Limonade machen

Und: In die Zitrone beißen, das ist zur Metapher für böse Unbill geworden. Da hilft es, den Rat des amerikanischen Psychologen Dale Carnegie zu befolgen: „Reicht Dir das Schicksal eine Zitrone – so jammere nicht, sondern gib Wasser und Zucker dazu – mach Limonade daraus!“

Susanne Fetter (22.02.2005)

Hallo, Welt!
Ich lebe mit vier Katzen. Im vorigen Herbst habe ich die Idee gehabt, zwei ihrer Katzentoiletten auf ein Brett mit Rollen zu setzen und es unter der Treppe zu parken. Zum einen sind sie da nicht im Weg, zum zweiten kann ich sie dann aus der Ecke herausrollern und muss nicht unter die Treppe krabbeln, um sie sauber zu machen.

Ein netter Mensch hat die Konstruktion für mich gebaut und als Zugmittel eine Metallkette angebracht. Das Metall liegt aber unangenehm in der Hand, es ist kein Spaß, 12-15 Kilo damit aus der Ecke zu ziehen.
Ich hatte schon länger überlegt, wie ich Abhilfe schaffen könnte. Die Kette durch ein Tau ersetzen? Etwas drumrum wickeln? Als ich neulich am Schaufenster eines Schiffsausrüsters vorbei kam, hatte ich die zündende Idee: Ich ziehe über die Kette einen dünnen Schlauch und mache irgendwas mit dem Ende, damit es nicht wieder in den Schlauch zurück rutscht. „Samstag gehst du da hin und kaufst den Schlauch!“
Heute Morgen wollte ich die Katzenklos sauber machen und mein Blick fiel auf die Kette. Oh ha! Schönen Gruß von meinem Gut-Achter! Du wolltest doch… wieso hast du nicht… Ich konnte ihm praktisch sofort Einfühlung geben. „Du bist ärgerlich und frustriert, weil du gern möchtest, dass sich dieses Fahrgeschäft einfach ziehen lässt und hättest dir gewünscht, dass ich da Abhilfe schaffe?!“ Keine Chance für ihn, mich zu wolfen!
Neulich hatte jemand zu mir gesagt, hast du nicht noch nen alten Gartenschlauch im Schuppen?, und ich war sicher, dass das nicht der Fall war, denn der Schuppen ist frisch entrümpelt. Aber jetzt bin ich doch einmal reingegangen um zu gucken. Voila! Ein alter Gartenschlauch, sogar ein dünner! Zwei Teppichschneider habe ich drauf zerritten (ich schätze, die brauchen neue Klingen). Schließlich habe ich den Schlauch mit Schere und Küchenmesser zerlegt. Die Kette eingefädelt, aus dem herausguckenden Rest eine Schlaufe gebildet, die Schlaufe mit einem Schlüsselring befestigt, so dass die Kette auch nicht in den Schlauch zurück rutschen kann. Und an dem Ring kann ich die ganze Chose jetzt auch gut wieder einhängen.
Ich hab mich so gefreut, als ich das Fahrgeschäft wieder zurück gerollt habe und festgezurrt. Statt mit mir zu schimpfen, weil ich nicht dran gedacht habe, in den Laden zu gehen, bin ich aktiv geworden und habe die perfekte Lösung für mein Problem zurechtgebastelt. Ich bin nicht bewusst durch die vier Schritte, aber ich wollte meinem inneren Gutachter Tribut zollen und sehen, ob ich das von ihm aufgezeigte Problem nicht irgendwie anders lösen könnte. Seine Strategie war, einen neuen Schlauch zu kaufen. Und ich habs geschafft, das Problem mit Bordmitteln zu meiner großen Zufriedenheit zu lösen. Ich hatte eine Zitrone, und es ist eine Limonade draus geworfen. Jetzt fühle ich mich stolz, aufgedreht, beschwingt, erfüllt, fröhlich, heiter, lebendig, leicht, unbekümmert und zufrieden. Meine Bedürfnisse nach Kreativität, Autonomie, Selbstvertrauen, Heiterkeit und Begeisterung sind voll erfüllt. Ist das nicht ein himmlischer Zustand?

So long!

Ysabelle

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