Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Unter Anfängern

„Wie man den Wolf auch füttert, er wird trotzdem zum Wald hinschauen.“

Sprichwort aus Russland

Am Samstag war ich das erste Mal offiziell als Assistenztrainerin bei einem Einführungsseminar dabei. Mir ist dieser Kontakt mir Neulingen immer besonders kostbar und ich freue mich ihnen zu zeigen, wie wunderbar die Gewaltfreie Kommunikation unser Leben verwandeln kann.
Die Übung des Tages schien einfach, und doch weiß ich aus Erfahrung, wie viel Zündstoff in ihr steckt. Erinnere dich an eine Situation, in der du dich geärgert hast oder wo du im Nachhinein sagst, das hätte ich gern anders gehabt… Und dann lehne Dich zurück und genieße die Wolfsshow…

Wir alle kennen die Wolfsshow. Sie läuft in unserem Kopfkino, und in dieser Sendung sind wir voller Urteile, Anklagen, Kritik und wilden Gefühlen. Zurückzutreten und sich selbst zu sagen: Das ist ein Film, das sind meine Projektionen, ich lasse sie vor meinen Augen lebendig werden ist ein wichtiger Schritt im Prozess der GfK. Wir kommen über die Wolfsshow in Verbindung mit unseren wirklichen Bedürfnissen. „Sie ist total rücksichtslos“ bedeutet uns, dass uns Rücksichtnahme wichtig ist. All diese Urteile, die wir über andere (oder unser eigenes Verhalten) im Kopf haben, weisen uns den Weg zu unseren Bedürfnissen.

Ich lerne mehr und mehr, meine eigene Wolfsshow zu akzeptieren und zu genießen. Was mich in der Begegnung mit „Frischlingen“ erschreckt, ist nicht ihre Wolfsshow. Was mich erschüttert, ist die Tatsache, dass es ihnen so schwer fällt, Beobachtung und Bewertung zu trennen. Da wimmelt es in den Beobachtungen noch von „provoziert“ oder „angegriffen“, „vernachlässigt“, „belehrt“ und “zurückgewiesen“. Und ich erinnere mich daran, dass es keine fünf Jahre her ist, als ich genau so dachte, und dabei noch glaubte, ich sei eine neutrale Beobachterin. Voller Demut möchte ich heute dafür danken, dass es mir immer öfter gelingt, Beobachtung und Bewertung voneinander zu trennen und Interpretationsgefühle dort zu parken, wo sie eine Berechtigung haben: In der Wolfsshow.

Heute will ich mich daran erinnern, Beobachtung und Bewertung sauber zu trennen. Dieser Schritt hilft mir, Angriffsgedanken fallen zu lassen.

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