Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Ich blogge, also bin ich

Vorhin fand ich einen Artikel im Spiegel, der mich angesprochen hat:

Päpstlicher Appell

Gehet hin und bloggt

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,673651,00.html

Ich habe den Artikel mit Interesse gelesen, dabei überlegt, was die Priester da wohl so reinschreiben in ihren Blog (die Kirchengemeinde vor Ort kriegt nicht mal die aktuellen Gottesdienst-Termine ins Internet… schönen Gruß vom web 2.0). Und dann habe ich mich irritiert gefragt, wieso blogge ich eigentlich?

Vor ein paar Monaten hatte ich ein anderes Internet-Projekt am Wickel und Arbitrium fragte mich, ob ich nicht dafür einen Blog haben wollte.

Nein, stattdessen habe ich eine Webseite zusammengestümpert.

jaul… sagt der Wolf!
Anything that is worth to be done is worth to be done poorly, sagt Marshall.

Nun auf einmal muss es ein Blog sein, aber warum?

Also, mit dem Bloggen erfülle ich mir ein paar wunderbare Bedürfnisse.

  1. Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der GfKler
  2. Unterstützung beim Weitertragen der Idee von einer Welt jenseits von Richtig oder Falsch
  3. Spaß
  4. Begeisterung
  5. Spiritualität (beim Thema „Meditationen“)
  6. Tieferes Verständnis für die GfK für mich und andere

Das ist ja schon mal super.

Ich erhoffe mir außerdem dadurch

  • Verbindung,
  • Anerkennung/Wertschätzung,
  • Austausch
  • Gesehen und Gehört werden.

Mal sehen, was daraus wird.

Ich merke, dass es sich unbefriedigend anfühlt, nur für mich zu bloggen. Dafür brauche ich kein Internet. Dann kann ich auch mein Giraffentagebuch weiter führen.

Bei dem Gedanken, irgendwo hinzugehen und zu sagen, hey, da gibt es jetzt einen GfK-Blog, ist mir ganz unbehaglich, und der Gutachter meldet sich zu Wort: Nimm dich bloß nicht so wichtig! Was hast du schon zu sagen…

Ok, Kumpel, bist du der Ansicht, ich sollte mich erst zeigen, wenn hier schon Sachen stehen, die vor deinen kritischen Augen Gnade finden? Was genau muss hier stehen, damit andere das offiziell lesen dürfen?

Tja, da schweigt mein Gutachter. Ich werde wohl noch ein bisschen mit ihm verhandeln um herauszufinden, was er braucht. Und dabei finde ich wahrscheinlich auch heraus, was ich brauche. Denn so ganz genau weiß ich noch immer nicht, wozu ich einen Blog brauche…

So long!

Ysabelle

Der verkrüppelte Schmetterling

Diesen Text bekam ich von einer GfK-Freundin aus Bremen, die ihn wiederum von der Trainerin Simran Wester hat. Die Geschichte erinnert mich daran, dass es mir oft schwer fällt, Dingen ihren natürlichen Lauf zu lassen. Und hinterher stehe ich da und bedaure: Ich habe es doch nur gut gemeint…

Der verkrüppelte Schmetterling

Ein Mann fand den Kokon eines werdenden Schmetterlings. Er legte ihn an einen beschützten Ort und schaute ihn jeden Tag an. Eines Tages entstand eine kleine Öffnung am Kokon. Der Mann beobachtete, wie der Schmetterling sich etliche Stunden lang bemühte, seinen Körper durch das kleine Loch zu zwängen.
Dann schien das Tier keinen Fortschritt mehr zu machen. Es war, als könne es nicht mehr weiter.
Der Mann beschloss, dem Schmetterling zu helfen. Er nahm eine feine Schere und schnippelte am Kokon ein kleines Stückchen heraus. Der Schmetterling konnte sich sodann problemlos befreien. Aber er hatte einen aufgeblähten Körper und kleine, verschrumpelte Flügel.
Der Mann beobachtete den Schmetterling weiter und dachte, jeden Augenblick würden die Flügel größer werden, sich entfalten und den Körper tragen, der vorher gewiss noch kleiner werden würde.
Nichts von dem geschah! Der Schmetterling verbrachte den Rest seines Lebens kriechend, er hatte einen aufgeblähten Körper und verschrumpelte Flügel.
Was der Mann in seiner Hilfsbereitschaft und seiner Eile nicht verstanden hatte, war, dass die engen Kokons und die Anstrengung, die ein Schmetterling unternehmen muss, um durch die winzige Öffnung ins Freie zu gelangen, die Vorsehung der göttlichen Weisheit ist, damit Flüssigkeit aus dem Körper in die Flügel hineingepresst wird und das Tier fliegen kann, sobald es sich vom Kokon befreit hat.
Manchmal sind es eben gerade Anstrengungen, die wir in unserem Leben brauchen. Wollte die göttliche Weisheit, dass wir ein Leben ohne Hindernisse leben können, würde uns das verkrüppeln. Wir wären nicht so stark, wie wir sein könnten. Wir könnten niemals fliegen!

Ich bat um Stärke und die göttliche Weisheit gab mir Schwierigkeiten, die mich stärken.
Ich bat um Weisheit, und die göttliche Weisheit gab mir Probleme zu lösen.
Ich bat um Wohlstand, und die göttliche Weisheit gab mir einen Verstand und Muskeln, um zu arbeiten.
Ich bat um Mut, und die göttliche Weisheit gab mir Gefahren zu bestehen.
Ich bat um Liebe, und die göttliche Weisheit gab mir bekümmerte Menschen, denen ich helfen kann.
Ich bat um Freunde, und die göttliche Weisheit gab mir Gelegenheiten, Freund zu sein.
Ich erhielt nichts von dem, worum ich bat, und doch erhielt ich alles.

Die göttliche Weisheit segnet mich!

Das Gebet des Co-Abhängigen

Das Gebet des Co-Abhängigen

Von Kelly Bryson

Unsere Autorität, die du bist in anderen,
Selbstaufgabe sei dein Name.
Co-Abhängigkeit entsteht, wenn wir den Willen andrer erfüllen,
zu Hause wie am Arbeitsplatz.
Gib uns heute
unsere täglichen Krümel Liebe.
Und lass uns die Last unserer Schuld spüren,
so wie wir selbst anderen das Gefühl, uns etwas zu schulden, vermitteln.
Und führe uns nicht zur Freiheit,
sondern erlöse uns von dem Gewahrsein.
Denn dein ist die Sklaverei und die Schwäche und die Abhängigkeit,
für immer und in Ewigkeit,
Amen

Gefunden in dem Buch „Sei nicht nett, sei echt!“
Handbuch für Gewaltfreie Kommunikation

Das Gleichgewicht zwischen Liebe für uns selbst und Mitgefühl für andere finden

Kelly Bryson,
Junfermann Verlag, 22,50 Euro

Das schwarze Tütchen

Diese Geschichte stammt nicht aus dem GfK-Umfeld, aber für mich illustriert sie wunderbar, wie wichtig es ist, die schönen Dinge in unserem Leben zu wertschätzen. Feiern, nicht nur betrauern…

Y.

DAS SCHWARZE TÜTCHEN

Als ich eines Tages, wie immer traurig, durch den Park schlenderte und mich auf einer Parkbank niederließ, um über alles nachzudenken was in meinem Leben schief läuft, setzte sich ein fröhliches kleines Mädchen zu mir.
Sie spürte meine Stimmung und fragte: “ Warum bist Du traurig?“
„Ach“, sagte ich, „ich habe keine Freude im Leben. Alle sind gegen mich. Alles läuft schief. Ich habe kein Glück und ich weiß nicht wie es weitergehen soll.“
„Hmmm „, meinte das Mädchen, „wo hast Du denn Dein rosa Tütchen? Zeig es mir mal. Ich möchte da mal hineinschauen.“
„Was für ein rosa Tütchen?“, fragte ich sie verwundert. „Ich habe nur ein schwarzes Tütchen.“ Wortlos reichte ich es ihr.
Vorsichtig öffnet sie mit ihren zarten kleinen Fingern den Verschluss und sah in mein schwarzes Tütchen hinein. Ich bemerkte wie sie erschrak.
„Es ist ja voller Alpträume, voller Unglück und voller schlimmer Erlebnisse!“
„Was soll ich machen? Es ist eben so. Daran kann ich doch nichts ändern.“
„Hier nimm,“ meinte das Mädchen und reichte mir ein rosa Tütchen. „Sieh hinein!“
Mit etwas zitternden Händen öffnete ich das rosa Tütchen und konnte sehen, dass es voll war mit Erinnerungen an schöne Momente des Lebens. Und das, obwohl das Mädchen noch jung an Menschenjahren.
„Wo ist Dein schwarzes Tütchen?“ fragte ich neugierig.
„Das werfe ich jede Woche in den Müll und kümmere mich nicht weiter drum“, sagte sie. „Für mich besteht der Sinn des Lebens darin, mein rosa Tütchen im Laufe des Lebens voll zu bekommen. Da stopfe ich soviel wie möglich hinein. Und immer wenn ich Lust dazu habe oder ich beginne traurig zu werden, dann öffne ich mein rosa Tütchen und schaue hinein. Dann geht es mir sofort wieder besser. Wenn ich einmal alt bin und mein Ende droht, dann habe ich immer noch mein rosa Tütchen. Es wird voll sein bis obenhin und ich kann sagen, ja , ich hatte etwas vom Leben. Mein Leben hatte einen Sinn!“
Noch während ich verwundert über ihre Worte nachdachte gab sie mir einen Kuss auf die Wange und war verschwunden. Neben mir auf der Bank lag ein rosa Tütchen mit der Aufschrift: Für Dich! Ich öffnete es zaghaft und warf einen Blick hinein. Es war fast leer, bis auf einen kleinen zärtlichen Kuss, den ich von einem kleinen Mädchen auf einer Parkbank erhalten hatte.
Bei dem Gedanken daran musste ich schmunzeln und mir wurde warm ums Herz. Glücklich machte ich mich auf dem Heimweg, nicht vergessend, am nächsten Papierkorb mich meines schwarzen Tütchens zu entledigen.
Wenn Du gelernt hast loszulassen, bist Du wirklich frei.

Möchtest Du eine Rückmeldung?

Guten Morgen!

Gestern war ich zu einem Fest eingeladen und habe fürstlich getafelt. Meine Nachbarin am Tisch kannte ich schon einige Jahre, wir haben nur selten Gelegenheit, miteinander zu reden. Ich bat sie, von ihrer Familie zu erzählen, in der es so manchen Kummer gibt, und freute mich daran, ganz bei ihr sein zu können.

Das gelingt mir in letzter Zeit immer besser, und ich möchte es heute an mir wertschätzen. Ich muss gar nichts tun, ich muss nichts „Schlaues“ sagen. Zuhören reicht.

Im Supermarkt sprach ich mit einer Bekannten, die sich über ihre neue Wohnung freute. „Wir ziehen um“, begrüßte sie mich. Und ich merkte, wie viel Freude ich dabei hatte, ihr zuzuhören und ihre Freude zu teilen.

Ich glaube, früher hatte ich den Gedanken, wenn ich selbst nicht meinen Senf dazu geben kann, wäre eine Unterhaltung nichts wert. Es müsse doch ein Austausch stattfinden. Heute merke ich, wie gut es mir manchmal tut, mich eben nicht einzubringen, nicht meine Meinung, meine Ratschläge ungefragt zu äußern.

Ich entdecke bei mir ein neues Vertrauen in die Fähigkeit meiner Mitmenschen, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Und gleichzeitig weiß ich aus eigener Erfahrung, wie gut es tut, wenn mir jemand einfach nur empathisch zuhört. Und alles begann damit, dass eine Kollegin mich fragte, „möchtest du eine Rückmeldung?“ Das hat mich so beeindruckt, dass man den anderen auch fragen kann, ob er was hören möchte, und dass man so lange vielleicht auch mal einfach nichts sagt, dass ich dachte, DAS möchte ich auch gern lernen. Sieht aus, als wäre ich auf einem guten Weg.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit

“Die Dankbarkeit ist am besten und effektivsten, wenn sie nicht in leeren Phrasen verdampft.” – Isaac Asimov aus Foundation and Empire

Dankbarkeit kann unser Leben auf unglaubliche Weise bereichern. Sie bringt uns ins Hier und Jetzt und ermöglicht uns, unsere Reichtümer wertzuschätzen.

Dankbarkeit auszudrücken fällt vielen von uns schwer. Und oft gehen wir davon aus, dass der andere ohnehin weiß, was uns sein Tun bedeutet hat. Vor einiger Zeit las ich ein Buch, das mir die Kraft von Selbstempathie noch einmal ganz klar aufzeigte. In meiner Begeisterung schrieb ich der Autorin, welche Informationen und Kapitel mir besonders geholfen haben. Sie antwortete per Mail, und zu meinem Erstaunen stellte sich heraus, dass das Buch zwar inzwischen in zweiter Auflage erhältlich ist, aber noch niemand hatte der Autorin eine Rückmeldung gegeben…

Heute klingeln bei mir die Alarmglocken, wenn ich denke, ach, er oder sie weiß schon, wie dankbar ich bin. Mich in Ruhe hinzusetzen und einen Brief zu schreiben, was mich am Verhalten oder Tun meines Gegenübers mit Dankbarkeit erfüllt, welche Bedürfnisse auf diese Weise gestillt werden, und wie mein Leben dadurch bereichert wurde, schenkt mir auch selber ganz kostbare Momente. Ich schmecke dann noch einmal die Süße des Geschenks, ich bin ganz tief mit dem anderen verbunden. Meine Dankbarkeit verbindet mich immer wieder aufs Neue mit den Geschenken, die das Leben für mich bereit hält. Wenn ich sie ausdrücke, erlaube ich meinem Gegenüber einen Blick in meine Seele. Und auch das ist ein kostbares Geschenk.

Heute will ich aufmerksam beobachten, wofür ich dankbar bin, und dann überlegen, wie ich dieses Gefühl zum Ausdruck bringen kann.


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