Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Empathie & Co-Abhängigkeit

Das Gebet des Co-Abhängigen

Von Kelly Bryson

Unsere Autorität, die du bist in anderen,
Selbstaufgabe sei dein Name.
Co-Abhängigkeit entsteht, wenn wir den Willen andrer erfüllen,
zu Hause wie am Arbeitsplatz.
Gib uns heute
unsere täglichen Krümel Liebe.
Und lass uns die Last unserer Schuld spüren,
so wie wir selbst anderen das Gefühl, uns etwas zu schulden, vermitteln.
Und führe uns nicht zur Freiheit,
sondern erlöse uns von dem Gewahrsein.
Denn dein ist die Sklaverei und die Schwäche und die Abhängigkeit,
für immer und in Ewigkeit,
Amen


Gefunden in dem Buch „Sei nicht nett, sei echt!“
Handbuch für Gewaltfreie Kommunikation

Das Gleichgewicht zwischen Liebe für uns selbst und Mitgefühl für andere finden

Kelly Bryson,
Junfermann Verlag, 22,50 Euro

Eine Lektion, die ich in diesen Tagen schmerzhaft erfahren musste, lautet: Empathie ohne Selbstempathie ist Co-Abhängigkeit. Und ich möchte diese Aussage von Gerhard Rothhaupt noch ergänzen: Und Co-Abhängigkeit ist ziemlich weit von GfK entfernt.
Was heißt das?
In der Gewaltfreien Kommunikation geht es um Verbindung. Und zwar nicht nur um die Verbindung von mir zu dir, sondern insbesondere um die Verbindung zu mir selbst. Wie geht es mir ganz grundsätzlich? Aber auch: Wie geht es mir mit dir, mit dem was ich von dir sehe und höre?
Wenn Paul nach einem netten Kinoabend plötzlich laut wird und sich darüber aufregt, dass kein Bier mehr im Haus ist, hat Pauline eine Palette von Möglichkeiten. Zunächst kann sie ihr Set Wolfsohren austesten: Ohren nach innen: Oh, Mist, ich hab tatsächlich vergessen, welches einzukaufen. Auf mich ist auch wirklich kein Verlass…
Oder sie trägt die Ohren nach außen: Sag mal, mach hier nicht den Affen! Du kannst doch wohl selbst Samstags mal ne Kiste Bier holen? Wie führst du dich überhaupt auf?

Wenn Pauline jetzt eine GfK-Gruppe besucht, ist es ihr vielleicht ein Anliegen, die Wolfsohren im Schrank zu lassen. Gilt ihre Aufmerksamkeit allerdings nur Paul und seiner Befindlichkeit, hat sie ein Problem. Vielleicht scheint sie selbstlos, wenn sie sich jetzt liebevoll um Paul kümmert: Dir ist es wirklich wichtig, dass die Einkäufe überprüft werden und Vorräte aufgefüllt, höre ich das richtig? Du hattest dich auf Entspannung und Leichtigkeit gefreut, und jetzt bist du frustriert und ärgerlich, weil du kein Bier vorfindest…?
Doch das ist keine echte Verbindung, sondern Co-Abhängigkeit. Die Verbindung kommt erst zustande, wenn Pauline mit ihren Giraffenohren auch nach innen lauscht und herausfindet: Wie geht es mir, wenn ich dich so höre? Was brauche ich? Geht es mir vielleicht um Respekt? Wünsche ich mir Unterstützung beim Überprüfen der Vorräte? Und dann kommt der nächste Schritt, der mir und so vielen anderen Isabells, Paulines, Gudruns und Lisas dieser Welt so schwer fällt: Ich zeige mich mit dem, was in mir lebendig ist. Ich lerne mich zuzumuten. Erst dann beginnt der Giraffentanz. So geht es mir. Wie geht es dir? Was brauche ich, und was brauchst du?


Heute will ich achtsam sein, auch meine Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken. Wenn Empathie für mein Gegenüber allein im Fokus ist, werde ich überprüfen, wie ich meine Bedürfnisse angemessen ausdrücken kann.

Die Einladung

Es interessiert mich nicht, was Du beruflich machst.
Ich möchte wissen, wonach Du Dich sehnst
und ob Du es wagst, davon zu träumen,
Deines Herzens Sehnsucht zu stillen.

Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist,
ich möchte wissen, ob Du riskieren wirst,
wie ein Narr wirken,
um der Liebe willen, um Deiner Träume willen,
für das Abenteuer des Lebens.

Es interessiert mich nicht,
welche Planeten im Quadrat zu Deinem Mond stehen.
Ich möchte wissen, ob Du das Zentrum Deines eigenen Kummers berührt hast,
ob Du durch des Lebens Verrat geöffnet worden bist
oder ob Du Dich verhärtet und verschlossen hast
aus Angst vor weiterem Schmerz.
Ich möchte wissen, ob Du Schmerz aushalten kannst,
meinen oder Deinen eigenen, ohne ihn verstecken,
verkleinern oder heilen zu wollen.
Ich möchte wissen, ob Du Freude erleben kannst,
meine oder Deine eigene:
Ob Du mit Wildheit tanzen kannst
und Dich von Ekstase auffüllen läßt
bis in die Finger- und Fußspitzen,
ohne uns zu ermahnen vorsichtig oder realistisch zu sein
oder uns an die Beschränkungen des Mensch-Seins zu erinnern.
Es ist mir egal, ob die Geschichte, die Du mir erzählst, wahr ist.
Ich möchte wissen, ob Du jemand anderen enttäuschen kannst,
um Dir selbst treu zu bleiben;
ob Du die Anschuldigung des Verrats ertragen kannst,
ohne Deine eigene Seele zu verraten.
Ich möchte wissen, ob Du treu sein kannst
und damit vertrauenswürdig.
Ich möchte wissen, ob Du die Schönheit sehen kannst,
selbst wenn sie nicht jeden Tag hübsch anzuschauen ist,
und ob Du den Ursprung Deines Lebens
aus ihrer Gegenwart entnehmen kannst.
Ich möchte wissen, ob Du mit Mißerfolgen leben kannst,
Deinen oder meinen,
und dennoch am Ufer eines Sees stehend
dem silbernen Mond zurufen kannst: »Hurra!«

Es interessiert mich nicht,
wo Du lebst oder wieviel Geld Du hast.
Ich möchte wissen, ob Du nach der Nacht der Trauer
und Verzweiflung aufstehen kannst, erschöpft und zerschlagen,
und für die Kinder sorgen kannst, wie es nötig ist.

Es ist mir egal, wer Du bist oder wie Du hierher gekommen bist,
ich möchte wissen,
ob Du mit mir inmitten des Feuers stehen wirst,
ohne zurück zu zucken.

Es ist mir gleich, wo oder was und bei wem Du studiert hast.
Ich möchte wissen, ob Du mit Dir alleine sein kannst
und ob Du Deine Gesellschaft in den leeren Momenten wirklich magst.

(Oriah Mountain Dreamer, Indian Elder)

Die Farben der Wut

* „Ein Soldat zittert nicht, weil er friert, sondern aus Wut, dass es so kalt ist.“
Graffiti n der Wand des Factory Restaurantes, S-Bahn Hasselbrook (Hamburg)

Wut kann viele Nuancen und Farben haben. Dieser Tage haben wir ein paar Begriffe für Wut gesammelt. Irritation, Frustration, Verstimmmung, Missfallen, Unmut, Ärger, Groll, Rage, kochen (vor Wut), rot sehen, außer sich sein – diese Worte geben nur einen kleinen Geschmack auf das, was wir umgangssprachlich als Wut bezeichnen.
Wut tut gut ist die Botschaft der Gewaltfreien Kommunikation. Denn Wut bringt uns mit unseren tiefer liegenden Bedürfnissen in Verbindung. Und über die Wut können wir Zugang zu Gefühlen finden, von denen wir bisher keine Ahnung hatten.
Ein nicht ganz fiktives, aber anonymisiertes Beispiel:
Der kleine Sohn steht morgens am Bett und sagt: Papa, ziehst du dich jetzt an?

Papa wird wütend. In diesem Fall hat er ein ganzes Rudel Wölfe an seiner Seite. Die Wölfe kommentieren heftig: Kann dieses Gör nicht mal guten Morgen sagen? Da will man ein Mal die Woche ausschlafen, aber nein, dieser Junge hat einfach keinen Respekt! Es muss doch möglich sein, wenigstens am Sonntag mal eine Stunde länger zu schlafen. Kann der sich nicht mal selbst beschäftigen? Haben wir gestern nicht zwei Stunden mit der Eisenbahn gebaut? Er hat eben keinerlei Rücksicht, Das fehlt dem Jungen! Da könnte seine Mutter doch wirklich mal aktiv werden!


Ohne Zeifel, der Vater ist stinksauer. Doch seine vehemente Wolfsshow hilft ihm und uns, die tiefer liegenden Bedürfnisse näher kennen zu lernen. Der Vater wünscht sich Erholung und Wertschätzung, er wünscht sich Respekt und die Möglichkeit, in seinem eigenen Rhythmus in den Sonntag zu starten. Doch das ist nur die äußere Schale dessen, was sich für den Vater bei der Arbeit an diesem Beispiel zeigt. Denn der Blick auf die Bedürfnisse eröffnet auch den Zugang zu weiteren, tiefen Gefühlen: Der Vater empfindet Scham, weil er sich eben nicht einfach freut, dass das Kind so einen vertrauensvollen Zugang zu ihm hat, sondern weil er stattdessen ärgerlich und ungehalten reagiert. Schmerz, dass er selbst bei seinen eigenen Eltern kein Verständnis, kein Gesehen werden erlebt hat. Er spürt die Trauer, dass er so wenig Zeit mit seinem Sohn verbringen kann, weil er gleichzeitig von anderen Herausforderungen sehr erschöpft ist…
Und dann ist die Wut auf einmal wie weggeblasen. Er ist verbunden mit sich, mit seinen Gefühlen, und mit dem Wunsch und der Freude seines Sohnes, mit ihm in den Tag zu starten. Eine gute Basis für eine gemeinsame Lösung, oder?

Heute will ich mir vergegenwärtigen, dass meine Wut mich mit meinen tiefen Bedürfnissen in Verbindung bringt und darunter ganz andere Gefühle verborgen sind. Ich bin bereit die Zeit zu investieren, diesen verborgenen Schatz zu heben.

Man hört nur mit dem Herzen gut

„Das Herz hat die Eigenschaft des Wissens, die Leber des Gefühls, die Lunge des Blattes (der Veränderlichkeit, Beweglichkeit?), der Mund dient der Vernunft als Weg, ein Sprachrohr für das, was der Mensch vorträgt, und eine Aufnahme der Erfrischungen des Körpers; und er spricht, hört aber nicht, während das Ohr hört, aber nicht spricht.“ – Die Schöpfung Adams; Hildegard von Bingen (1098-1179) deutsche Heilkundige, Nonne und Mystikerin

Marshall Rosenberg erzählt davon, wie er einmal mit 23 Psychotherapeuten eine Übung machte. Er gab ihnen den Satz „ich bin total deprimiert und weiß nicht mehr weiter“ und bat sie, ihre Antwort dem Patienten gegenüber auf einen Zettel zu schreiben. Dann sammelte er die Zettel ein. Nun bat er die Therapeuten sich vorzustellen, sie selber seien ein Patient und wurden sagen: „ich bin total deprimiert und weiß nicht mehr weiter“ . Dann las er den Therapeuten ihre eigenen Antworten vor. Nur in drei von 23 Fällen fühlten sich die Menschen verstanden. Auf den meisten Zetteln stand übrigens: Wann hat das angefangen?

Es gibt viele Dinge, die einer einfühlsamen Kommunikation im Wege stehen. Ich selber habe viele Jahre Details nachgefragt. Was hat das gekostet? Warum hast du das gemacht? Warst du da schon geschieden? Ich hatte geglaubt, diese Fakten wissen zu müssen, um den anderen wirklich zu verstehen. Heute weiß ich, dass es sich dabei um ein intellektuelles Verstehen – oder eben oft auch um mein eigenes Unverständnis handelte. Rückblickend habe ich nicht wirklich verstanden, worum es ging, auch wenn ich alle Fakten säuberlich zusammengetragen hatte. Und mir war damals auch nicht klar, dass auch in meinen Rückfragen eine Bewertung lag. „Warst du beim Arzt?“ konnte eben auch den Beigeschmack haben: Du solltest wirklich zum Arzt gehen. Oder auch: Wegen so einer Kleinigkeit rennst du zum Arzt?

Joachim Bauer beschreibt in seinem Buch „Warum ich fühle was du fühlst“ wie in unserem Kopf die Spiegelneuronen dafür sorgen, dass wir andere Menschen verstehen. Dabei wird auch deutlich, dass wir häufig unbewusst Signale aussenden, die etwas darüber aussagen, wie es uns mit dem Gesagten oder Gehörten geht. Verantwortlich dafür sind eben besagte Spiegelzellen, die in unserem Gehrin auch dann feuern, wenn wir beim anderen etwas sehen oder hören, was wir aus eigener Erfahrung kennen. Wenn sich jemand anderes den Kopf stößt, sagen wir oft automatisch „aua“, obwohl wir uns selbst nicht verletzt haben. Dieses Prinzip der Spiegelung funktioniert auch in der Kommunikation. Wir reagieren auf das, was wir sehen oder hören.
Wenn wir einen intelllektuellen Zugang zu dem Gehörten haben, kann es schwierig sein, eine echte Verbindung zu unserem Gegenüber herzustellen. Wir sind im Kopf, haken imaginäre Fragebögen ab, überprüfen, ob wir alle notwendigen Informationen haben. Einfühlsames Zuhören braucht das nicht. Wir können uns bewusst dafür entscheiden, nur auf die Gefühle und Bedürfnisse unseres Gesprächspartners zu achten.

Ich stelle immer wieder fest, wie bereichernd es ist, einfach nur beim anderen zu sein, seine Worte zu reflektieren. Und ich merke, wie sehr ich es genieße, wenn andere mir dieses Geschenk machen. Das Zauberwort heißt Empathie.

Heute will ich mir die Erlaubnis geben, in Gesprächen einfach nur präsent zu sein. Ich leere meinen Kopf von allen Fragen und Urteilen und lausche nur auf die Gefühle und Bedürfnisse meines Gegenübers.

Stimmen

„Die Welt ist ein Berg, und alles, was man je von ihr zurückbekommt, ist der Widerhall der eigenen Stimme.“ – Dschalal ad-Din Rumi, zitiert von Abd al-Qadir as-Sufi in „Was ist Sufismus?“

Mit unseren inneren Stimmen können wir ganze griechische Chöre ausstatten. Her Hamburger Professor für Kommunikationspsychologie Friedemann Schulz von Thun hat vor über 30 Jahren ein Denkmodell entwickelt, das uns helfen kann, unsere inneren Stimmen besser wahrzunehmen und ihnen zuzuhören. Er nennt es das innere Team. In der Gewaltfreien Kommunikation lernen wir, auf die Stimmen dieses inneren Teams einzugehen. Mit ein wenig Glück hören wir tatsächlich in unserem Kopf einen Chor aus einzelnen Stimmen, die alle nur eine Absicht haben: Sie wollen unser Bestes.

Dabei sind so unterschiedliche Teammitglieder wie innere Kinder, Richter, besorgte Mütter oder übermütige Brüder vereint. Und jeder von ihnen hat eine Meinung, was nun gerade unserem Besten dient. Unter Umständen können diese Meinungen durchaus weit auseinander liegen.
Vor einigen Wochen entdeckte ich diesen Schreibtischstuhl, der genau meinen Bedürfnissen nach Gesundheit, Bequemlichkeit, Spaß und Leichtigkeit entsprach. „Los, kaufen!“ jubelte mein innres Kind. Mein innerer Richter hatte da ganz andere Ansichten. „Du hast erst vor einem halben Jahr einen Schreibtischstuhl günstig gekauft, der wunderbar ist und seinen Zweck erfüllt. Das Geld kannst du sparen!“ Und dann gab es eine Stimme, die sagte, „du verbringst so viele Stunden am Schreibtisch, wenn dieser spezielle Stuhl dazu dient, dass du das ohne Schmerzen tun kannst, solltest du ihn kaufen.“ Und eine mahnende Stimme meinte: Wenn du so mit deinem Geld rumschmeisst, sind keine Rücklagen da, wenn etwas passiert!“

Früher bin ich oft wie eine Flipperkugel zwischen diesen Positionen hin- und hergeschossen. Oft habe ich dann für Dinge zweiter Wahl weniger ausgegeben, war aber auch weniger glücklich. Und dieser Frust über ein unerfülltes Bedürfnis brach sich dann an anderer Stelle Bahn.

Heute gelingt es mir immer öfter, mein innreres Team an einen Tisch zu holen und sie alle zu Wort kommen zu lassen. Ich kann jedem von ihnen Einfühlung geben und herausfinden, welches Bedürfnis gerade von ihnen vertreten wird. So kann ich meine Entscheidungen auf eine breite Basis innerer Zustimmung stellen und finde damit eine neue, tiefe Zufriedenheit.

Heute will ich aufmerksam werden, wenn ich feststelle, dass in mir Stimmen lebendig werden. Sie sind ein Widerhall dessen, was ich in meinem Leben berücksichtigen möchte.

Isch habe Rücken…

Hallo, Welt!

Ab Morgen bin ich ieder unterwegs zu einer wunderbaren GfK-Veranstaltung. Meine Lieblingsthemen: „Ärger ausdrücken“ und „keine Angst vor einem Nein“. Vier Tage Giraffensaft, ich freu mich drauf.

Ich denk mir auch meinen Teil.
Ich habe nämlich Rücken. Deshalb auch oben das Video von meinem Freund Horst. Etwa so elegant wie er am Ende des Filmchens versucht aus dem Bett zu kommen, bewege ich mich schon den ganzen Tag.

Auf der Seite eines Mannes, der sich Heiler nennt, fand ich folgenden Hinweis:

Die Lendenwirbelsäule, das Kreuzbein und Steißbein

Die stärksten und tragfähigsten Wirbel befinden sich in der Lendenwirbelsäule. Hier werden die Lasten des Körpers auf das Kreuzbein und das Beckensystem sowie weiter an das Beinsystem abgeleitet. Ein sicherer Standpunkt im Leben sowie die Fähigkeit und der Wille, das Leben neu auszurichten und spielerisch leicht vorwärts zu gehen, sind hier im seelischen Bereich abzulesen. In der Lenden- und Halswirbelsäule sind wir am beweglichsten. Können wir die körperlichen und psychischen Lebens- aufgaben nicht mehr leicht und sicher tragen, so bekommen wir diese Themen in den unteren Regionen der Wirbelsäule angezeigt.
Die Lendenwirbelsäule steht für „Macht“ und den „Machtverlust“ im Leben – also „ohnmächtig“ zu sein, neue Schritte zu unternehmen oder unter der Last des Lebens zusammenzubrechen. So steht z.B. der 5. Lendenwirbel für den „Missbrauch“ unseres Körpers. Hier kann man auf der psychosomatischen Ebene auch den „Missbrauch“ (Druck, Unfreiheit, sexueller Missbrauch) durch andere Menschen ablesen. Auch eine sture, sehr starre Lebenshaltung wird in der Lendenwirbelsäule angezeigt. Aus den Lendenwirbeln tritt zum Beispiel der längste Nerv im Nervensystem, der Ischiasnerv aus, der die Rückseite der Beine bis zu den Füßen versorgt.

Hm.
ich denke, ich habe mich ein bisschen überarbeitet in den vergangenen Wochen. Etwas mehr Schlaf wäre gut. Und zum Sport habe ich es auch schon vier Wochen nicht geschafft. Doof ist nur, dass ich schon beim letzten Modul dieser Fortbildung die meiste Zeit auf dem Fußboden liegend verbracht habe. Das erfüllt nicht mein Bedürfnis nach Leichtigkeit, Beteiligung, Verbindung und Spaß. Oder gibt es etwas, was mich gerade in Bezug auf die Fortbildung stresst? Vermutlich, dass ich in dieser Zeit im Büro fehle.

Ohm. Heute will ich gelassen hinnehmen, dass ich immer nur eins zur Zeit tun kann. ein jegliches hat seine Zeit. Und ab Morgen ist mal Zeit für GfK. Endlich.

So long!

Ysabelle

Interview mit Isolde Teschner, GfK-Trainerin

Gewaltfreie Kommunikation: eine Sprache des Lebens

Interview mit Isolde Teschner, gefunden auf dem Blog der „Organisation für eine solidarische Welt“ (OEW)

Marshall B. Rosenberg ist international tätiger Konfliktmediator. In den letzten dreißig Jahren hat er die von ihm entwickelte Methode der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) in mehr als 20 Ländern an Ausbilder, Schüler, Eltern, Manager, Militärs, Friedensaktivisten, Anwälte, Gefangene, Polizisten und Geistliche weitergegeben, unter anderem auch in Krisengebieten in Afrika, Osteuropa und dem Nahen Osten. Die GFK geht davon aus, dass es dem Grundwesen des Menschen entspricht, zum Wohl der anderen beizutragen.

Isolde Teschner aus München ist GFK-Trainerin
OEW:
Wie sind Sie mit Marshall Rosenberg und der Gewaltfreien Kommunikation in Kontakt gekommen?
Isolde Teschner:

Vor fast genau zwanzig Jahren habe ich innerhalb der Friedensbewegung einen Arbeitskreis zur Friedenserziehung gegründet. Auf der Suche nach geeigneten Themen sind wir zufällig auf Rosenberg und seine Methode der Gewaltfreien Kommunikation gestoßen. Bald haben wir gemerkt, dass wir ohne Erklärung und Unterstützung nicht weiterkommen, und so haben wir ihn nach München eingeladen. Das war sein erstes Seminar außerhalb Amerikas; es fand sehr großen Anklang, und so folgten bald viele weitere Seminare in ganz Deutschland.

Inzwischen gibt es mehrere Zentren und Gruppen, die sich mit GFK beschäftigen, sowohl in Deutschland als auch in Österreich und in Italien.
Ich bin mittlerweile zertifizierte GFK-Trainerin, das bedeutet, dass ich mich dem Zentrum in den USA zugehörig fühle, beziehungsweise der großen Gemeinschaft derjenigen, die weltweit GFK praktizieren.

Die GFK war zunächst sehr methodisch, fast wie eine Technik. Rosenberg hat sie aber später vertieft, und im Moment steht der spirituelle Aspekt im Vordergrund beziehungsweise die Veränderung der Strukturen, also das, was wir „social change“ nennen.
OEW:
Was ist denn nun genau mit dieser „gewaltfreien“ Kommunikation gemeint? Ich glaube, es geht nicht um Gewalt, wie wir sie in der alltäglichen, konkreten Bedeutung verstehen.
Isolde Teschner:
Es geht um Sensibilisierung für das, was wir mit Worten anrichten. Wir können durch Worte Fenster öffnen oder Mauern errichten. Es geht darum, wie wir durch Worte andere verletzen. Wir erleben es ja immer wieder, wie Menschen einander verletzen und wie Beziehungen dadurch belastet oder gar beendet werden. Obwohl nur 20 Prozent der Kommunikation verbal erfolgt, kommt der Sprache eine riesengroße Bedeutung zu. In den Übungen der GFK konzentrieren wir uns darauf, was durch Sprache geschieht.
OEW:
Dabei geht es vor allem auch darum, von Bewertung weg und hin zu den Bedürfnissen der Menschen zu velangen.
Isolde Teschner:

Genau. GFK ist zwar nicht nur eine Methode, sondern vor allem auch eine Haltung, dennoch gibt es eine gewisse Struktur: In der GFK werden vier Schritte unterschieden.

Der erste Schritt ist die Beobachtung, welche von der Bewertung zu trennen ist. Wir sind uns oft gar nicht bewusst, wie viel Bewertung in all unseren Aussagen steckt. Auch wenn wir glauben, ganz neutral und objektiv zu sein, schwingen viele Bewertungen mit. Wenn sich aber jemand bewertet fühlt, dann geht er auf Distanz und lehnt das Gespräch ab oder rechtfertigt sich. Dadurch aber entsteht ein Schlagabtausch, der ein wirkliches Gespräch unmöglich macht.

Beim zweiten Schritt gilt es, meine Gefühle in einer bestimmten Situation auszudrücken. Da bemerkt man, wie wenig wir den Wortschatz der Gefühle benützen. Wir haben Angst davor, uns zu exponieren und verwundbar zu machen.

Der dritte Schritt ist das Wahrnehmen unserer Bedürfnisse. Alle Menschen haben grundsätzlich dieselben Bedürfnisse – man kann sie in neun Grundbedürfnisse einteilen -, die dann, je nach Kultur usw., unterschiedlich geprägt sind. Diese gemeinsamen Bedürfnisse sind es, die uns Menschen alle miteinander verbinden. Es gilt, diese Bedürfnisse bei sich und beim anderen wahrzunehmen und auszudrücken.

Der letzte Schritt ist die Bitte, das heisst die Konkretisierung unseres Bedürfnisses.

Diese vier Schritte verwenden wir, um auszudrücken, wie es uns geht und was wir brauchen, aber auch um wahrzunehmen, was beim anderen los ist. Das nennen wir dann die Einfühlung: Wir reagieren auf aggressive Äußerungen des anderen nicht, indem wir ebenso aggressiv sind, sondern wir versuchen herauszufinden, was beim anderen an Gefühlen und Bedürfnissen da ist.

Das erste, was die Leute sagen, wenn sie von diesen vier Schritten hören, ist, wie einfach das ist. Das zweite, was sie sagen ist, wie schwierig das ist. Wir sind es eben nicht gewohnt, gewaltfrei zu kommunizieren. Das hängt auch mit den Machstrukturen zusammen, in denen wir alle erzogen wurden und in denen wir leben.
OEW:
Können Sie diese vier Schritte an einem Beispiel veranschaulichen?
Isolde Teschner:

Was immer wieder bei Eltern ein Thema ist, das ist die Unordnung der Kinder: Wie kann ich reden, wenn ich in das Zimmer meines Sohnes komme und da ist ein Riesen-Durcheinander? Am liebsten würde ich dann sagen: „Räum endlich auf, du Schlamper!“ Aber wenn ich das so sage, dann kommt meistens die Antwort: „Reg dich nicht so auf, das ist mein Zimmer!“ Wie kann ich nun herausfinden, was in mir geschieht, wenn ich in das Zimmer gehe? Wie geht es mir dabei? Was habe ich für ein Bedürfnis?

Nach der GFK gehe ich nun also in das Zimmer und sage, was ich beobachte. Ich sage nicht: „Hier ist Unordnung“, denn das wäre schon Bewertung. Ich sage also zum Beispiel: „Hier liegen Kleidungsstücke am Boden“. Wie fühle ich mich nun, wenn ich das sehe? Meistens sagen die Eltern: „Ich ärgere mich“. Ärger ist aber eigentlich kein richtiges Gefühl, es entsteht sekundär, indem mein Kopf mir sagt, was ich gerade nicht bekomme. Das eigentliche Gefühl ist ein Unbehagen, und was meiner Ansicht nach dahinter steht, ist nicht so sehr ein Bedürfnis nach Ordnung, sondern Ordnung ist eher eine Strategie, um mein Bedürfnis nach Schönheit, Klarheit und Übersicht zu erfüllen.

Nun folgt die Bitte: „Wärst du bereit, deine Sachen in den Schrank zu räumen?“ Ich kann darauf natürlich die Antwort bekommen: „Nein, jetzt hab ich keine Zeit, ich mach’s morgen“. Dann sage ich: „Ok, wenn du mir versprichst, dass du’s morgen machst, geht das in Ordnung“.

Ich kann mich jetzt aber noch fragen: Was ist bei ihm los? Wie fühlt er sich, wenn er von mir diese Bitte hört? Was braucht er? In erster Linie braucht er wohl Selbstbestimmung. Wenn wir das dem anderen auch sagen: „Nicht wahr, du möchtest selbst bestimmen, wann du das machst?“, dann entsteht eine ganz andere Atmosphäre und die Beziehung wird besser oder verschlechtert sich zumindest nicht, was hingegen bei einer Forderung oft der Fall ist.

Forderungen werden oft mit Widerstand und Ablehnung beantwortet und sind grundsätzlich von Bitten zu unterscheiden. Eine Bitte ist nur dann eine echte Bitte, wenn der andere auch tatsächlich die Freiheit hat, sie mit „nein“ zu beantworten und sie nicht aus Schuld- oder Schamgefühlen beziehungsweise aus Angst erfüllt.

Gewaltfrei kommunizieren heißt: Ich erfülle Bitten, weil ich gerne das Leben eines anderen Menschen bereichern möchte. Oder ich möchte, dass Menschen meine Bitten erfüllen, um mein Leben zu bereichern. Forderungen hingegen implizieren meistens Gewalt, weil wir oft unausgesprochen mit Angst, Schuldzuweisung, Beschämung und anderes drohen, falls man/frau sich unserer Forderung nicht fügen sollte.
OEW:
Zwei Punkte haben mich bei der Lektüre des Buches (M. B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation) aufhorchen lassen, weil sie stark von unserer gewohnten Verhaltensweise abweichen: 1. Die Verantwortung für die eigenen Gefühle zu übernehmen und 2. Keine Werturteile auszusprechen.
Isolde Teschner:

Im Allgemeinen fragen wir uns nicht, wie es Menschen geht, sondern wir fragen: Was sind Menschen? Menschen sind rücksichtslos, verantwortungslos und so weiter. Marshall sagt: „Je mehr wir sagen, wie Menschen sind, desto mehr tragen wir zur Gewalt in der Welt bei.“ Es geht in Wirklichkeit darum, was jemand tut und was er braucht. Es ist aber gar nicht einfach, von diesem Etikettieren wegzukommen.

Die Haltung Marshalls ist unserer gewohnten radikal entgegengesetzt, und daher behandle ich dieses Thema in meinen Seminaren auch erst, wenn sich schon ein gewisses Verständnis entwickelt hat.

Beim ersten Punkt geht es darum, Gefühle so auszudrücken, dass sich der andere nicht schuldig fühlt. Hinter jedem Gefühl steht ein erfülltes oder ein unerfülltes Bedürfnis, das heißt der andere ist nicht die Ursache meines Gefühls, sondern der Anlass. Die Ursache ist mein Bedürfnis, das in mir ist. Ich sage also nicht: Ich fühle mich ausgenutzt/ missverstanden/ … oder: das macht mich wütend, sondern: Wenn ich sehe, dass … fühle ich mich enttäuscht/ traurig, und so weiter.
OEW:
Können Sie auf den Begriff der Einfühlung, der in der GFK eine zentrale Rolle spielt, noch näher eingehen?
Isolde Teschner:

Einfühlung heißt, sich keine Vorstellungen vom anderen zu machen, sich ganz auf seine Seite zu stellen und sich selbst ganz herauszunehmen. Leider passiert es uns sehr oft, dass wir zu unserer Position zurückkehren: „Ja, ich versteh dich gut“, „das wird schon wieder“ und so weiter. Wir geben Erklärungen, Belehrungen, Trost, bieten oft allzu rasch Lösungen an, was einer Gewaltanwendung nahe kommt, und zwar, wenn der andere noch ganz mit seinen Gefühlen beschäftigt ist und noch nicht bereit ist, Lösungsmöglichkeiten wahrzunehmen.

Es ist zum Beispiel eine große Herausforderung, keine Ratschläge zu geben, sondern nur das wahrzunehmen, was beim anderen an Gefühlen und Bedürfnissen da ist. Das kann ich aber nur, wenn ich auch wirklich diese Kraft in mir spüre. Oft ist es so, dass ich selber Einfühlung brauche, von jemand anderem oder auch von mir selbst. Natürlich kann es aber auch sein, dass jemand wirklich um einen Ratschlag bittet.

Einfühlung verändert die Stimmung radikal. Einfühlung ist Verbindung zum andern und stellt einen Energiefluss von beiden Seiten her. Ich gebe nicht nur, sondern ich bekomme auch.

Bei der GFK geht es um die Qualität der Beziehung. Es geht nicht in erster Linie um Lösungen, sondern um den Prozess. Daraus können sich natürlich Lösungen ergeben.
OEW:
Wie kann ich von mir selbst Einfühlung bekommen?
Isolde Teschner:
Einfühlung von mir selbst bedeutet, mich mit meinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu verbinden. Das führt zu einer Klärung und Erleichterung. Ob ich mich dann der anderen Person mitteile, ist eine andere Frage.
OEW:
Was hat Rosenberg selbst dazu bewogen, dieses Modell zu entwickeln?
Isolde Teschner:

Marshall ist in Detroit in einer gewalttätigen Umgebung aufgewachsen, hat viel von den Rassenunruhen mitgekriegt und wurde auf Grund seines jüdischen Namens auch selbst diskriminiert und verfolgt. Andererseits hat er auch sehr positive Erfahrungen gemacht und Menschen erlebt, die diese ursprüngliche Bereitschaft, sich mit anderen zu verbinden, nicht verloren haben. Das hat ihn ermutigt, die GFK zu entwickeln.

Er arbeitete zunächst als Psychologe, hat dann aber seine Arbeit in der Klinik und auch seine eigene Praxis aufgegeben, um sich ganz seiner Arbeit als Mediator und Konflikttrainer zu widmen. Er kam nicht damit zurecht, dass in der Psychotherapie und in der Psychiatrie immer mit Diagnosen gearbeitet wird, dass also Menschen als schizophren, depressiv und so weiter eingestuft werden und dann auch als solche behandelt werden, und dass wenig über das Gespräch mit dem Einzelnen geschieht.

Er hat sich damals auf ein unsicheres Terrain begeben, hat seine gesicherten Einkünfte aufgegeben und musste auch eine Weile Taxi fahren. Das ist eigentlich das, was mich am meisten an ihm beeindruckt hat, denn er hatte ja auch Familie.
OEW:
Auch was den Beruf anbelangt, vertritt er eine radikale Haltung, denn er sagt ja, man soll nur das tun, was man auch mit Freude und Lust tun kann.
Isolde Teschner:
Er sagt zum Beispiel auch: Nie für Geld arbeiten. Das ist natürlich provokativ und für manche gar nicht umsetzbar. Nicht jeder hat die Möglichkeit, seinen Verdienst aufzugeben, aber es gibt einen Kern dahinter, den jeder bejahen kann.
OEW:
Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Marlene Mussner

Inventur

4. Schritt
Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren.
Aus dem 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker

In den letzten Monaten hatte ich eine Reihe von beruflichen Workshops, in denen es um Qualitätsverbesserung und Innovation ging. Dabei haben wir uns unser Produkt genau angeschaut und überprüft, ob es mit den Anforderungen des Marktes (und unserer Zielgruppe) noch übereinstimmt. Auf einer Pinnwand war der geplante Ablauf des Prüfprozesses und die Ziele festgehalten. Zwischendurch haben wir immer wieder kontrolliert, ob wir uns noch auf der Straße sind, für die wir uns entschieden haben. Und je näher wir dem Ziel kamen, desto häufiger guckten wir auf die Tafel. Haben wir alle Fragen beantwortet? Ist noch etwas offen? Was bedarf noch der Klärung?

Wir stecken uns ein Ziel und wir überprüfen, ob wir auf dem Erfolg versprechenden Weg sind, es zu erreichen – dieser Prozess lässt sich durchaus mit dem 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker vergleichen. Dabei handelt es sich um ein spirituelles Programm zum persönlichen Wachstum. Es eignet sich nicht nur, um vom Alkohol trocken zu werden, sondern auch um andere Verhaltensweisen, die uns schädigen, näher unter die Lupe zu nehmen und zu verändern.

Im vierten Schritt des Programms von AA heißt es nun: Wir machten eine gründliche und furchtlose Inventur in unserem Inneren. Eine solche Inventur kann uns helfen zu überprüfen, ob wir noch auf dem Weg sind, den wir mit der Integration der Gewaltfreien Kommunikation in unser Leben eingeschlagen haben. Wie steht es um die Konflikte in meinem Leben? Gelingt es mir in schwierigen Situationen, bei mir zu bleiben? Wie halte ich es mit der Verbindung? Steht Verbindung für mich wirklich oben, oder bin ich gefangen in Groll und Frustration?

Ich kann das tun, indem ich abends meinen Tag Revue passieren lasse und für mich überprüfe, ob mein Verhalten dem Leben diente. Ich kann aber auch in regelmäßigen Abständen einen Blick auf die innere Pinnwand werfen und schauen: Bin ich noch auf der Zielgeraden? Stimmt die Richtung, oder ist es Zeit für eine Kurskorrektur?
Dieser Blick dient nicht dazu, uns niederzumachen: Jetzt hast du schon so viele Seminare gemacht und flippst immer noch aus, wenn dein Mann dich wegen der Telefonrechnungen fragt. Vielmehr geht es darum herauszufinden, was wir brauchen, um ein Leben in Frieden und Freiheit zu führen. Vielleicht benötigen wir auf diesem Weg Unterstützung, vielleicht hilft uns die Arbeit an alten Glaubenssätzen, vielleicht ist es an der Zeit, liebevoller mit uns selbst umzugehen. Wie könnten wir es besser herausfinden als bei einer respektvollen und ehrlichen Inventur?

In diesen Tagen will ich mir Zeit nehmen zu überprüfen, wie gut es mir gelingt, die GfK in mein Leben zu integrieren. Wenn ich merke, dass mir an manchen Stellen schwer fällt, dieses Ziel zu erreichen, werde ich überlegen, welche Unterstützung mir gut tun würde.

Was zwischen den Ohren passiert

„Des Menschen Geist wohnt in den Ohren: Wenn er etwas Gutes höret, so erfüllet er den Leib mit Wohlgefallen; höret er aber das Gegenteil, so brauset er auf.“ – Xerxes I., überliefert von Herodot, Historien

Gestern stand ich vor einer kniffligen Entscheidung. Mein Wolf hatte mich gut im Griff, wollte Sorge tragen, dass ich schön bescheiden bleibe. Ich suchte Bestätigung und rief einen Freund über Skype an. „Hol die Giraffenohren“, bat ich ihn. Wir haben beide eine Videokamera, und so konnte ich sehen, wie er an sein Regal ging und die Giraffenohren nahm. Ich erzählte ihm von meinen Entscheidungsnöten, und wenn es nach dem Lehrbuch gegangen wäre, hätte sich der Freund sicher anders verhalten müssen. Statt mir also die „angeforderte“ Einfühlung zu geben, gab er mir einen Ratschlag. „Entscheide dich so. Alles andere wirst du später bereuen…“

Ich war erst unsicher, ob ich dieser klaren Empfehlung folgen sollte, doch dann „erfüllte es den Leib mit Wohlgefallen“. Ich spürte buchstäblich im Körper, wie ich mich entspannte, wie Freude einzog, alles in mir leicht wurde. Ich hatte geglaubt, ich bräuchte Einfühlung, vermutlich brauchte ich in Wirklichkeit eine Erlaubnis. Und die konnte ich mir nach der Reaktion meines Freundes geben. Mein Wolf war verblüfft, denn seine Bescheidenheit sollte doch gerade dazu dienen, es anderen Recht zu machen. Und plötzlich gab es dafür gar keine Notwendigkeit mehr… Zwischen meinen Ohren war etwas passiert.

Es gibt so viele Dinge, die uns in einer bestimmten Situation gut tun können. Wenn wir nicht auf eine Strategie fixiert sind, haben wir die Chance, großen Reichtum zu finden und in unserem Leib zu spüren.

Heute will ich dankbar alle Freundlichkeiten annehmen, die mir geschenkt werden.

Sich etwas gönnen

* „Gute Weiber gönnen einander alles, ausgenommen Kleider, Männer und Flachs.“ – Des Quintus Fixlein Leben bis auf unsere Zeiten; in funfzehn Zettelkästen, Erster Zettelkasten, Jean Paul: Werke. Band 4, München 1959–1963, S. 65-78.

Ich habe eine Freundin, die auf einer Matratze auf dem Boden schläft, obwohl sie mit Rippenschmerzen zu kämpfen hat. In diesen Tagen sprachen wir darüber, ob ihr nicht ein neues Bett gut tun würde, aber sie schreckt vor dem Kauf zurück.
Dabei geht es nicht darum, dass sie es sich nicht leisten kann. Sie sagt: „Es ist nicht dran“. Vermutlich erfüllt sie sich mit ihrer Zurückhaltung ihr Bedürfnis nach Schutz (mir kann keiner nachsagen, ich hau hier die Kohle raus…), nach Leichtigkeit (das ist aber auch alles so kompliziert mit den verschiedenen Matratzen und Lattenrosten und Materialien…), vielleicht auch nach Geborgenheit, denn das Matratzenlager ist vertraut.

Es gab Zeiten, da habe ich mir mehr gegönnt, als für mein Konto gut war. Ich erfüllte mir damit mein Bedürfnis nach Leichtigkeit, nach Spaß, ich gab mir Wertschätzung, indem ich mich beschenkte. Geschenke dienten als Trost, Geschenke dienten auch dazu, Verbindung herzustellen, Nähe und Zärtlichkeit auszudrücken. Es hat lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass ich mich (und gelegentlich auch andere) mit kleinen Geschenken bei Laune gehalten habe, weil ich mir etwas Großes nicht gegönnt habe.

Das erste Mal bin ich darauf aufmerksam geworden, als mich jemand fragte, ob es mir Spaß mache, in meinem Arbeitszimmer zu sitzen, an einer einfachen Holzplatte und auf einem ausgedienten Bürostuhl, umringelt von unzähligen Kabeln. Zunächst wollte ich mir einfach bei Ikea einen neuen Schreibtisch kaufen, doch dann wurde es ein richtiger Luxusschreibtisch, denn das ist der Platz, an dem ich mich (neben meinem Bett) am längsten aufhalte.

Heute kann ich es gut aushalten, an interessanten oder attraktiven Dingen vorbei zu gehen. Eine kurze Überprüfung: Brauche ich das wirklich, und welches Bedürfnis will ich mir damit erfüllen? – und schon kann ich weiter gehen. Auf diese Weise ist zu anderen Zeiten ein bisschen Geld da, mit dem ich mir einen tieferen Wunsch erfüllen kann. Und meine Bedürfnisse nach Trost, Anerkennung, Zugehörigkeit oder Verbindung kann ich auf neue, kostensparende Weise erfüllen.

Heute will ich genau in mich hineinspüren, wenn ich mir etwas gönnen möchte. Welches Bedürfnis soll damit gestillt werden, und gibt es auch andere Möglichkeiten, mir dieses wunderbare Bedürfnis zu erfüllen?

Geschwätz

Wolf Schneider kritisiert „trauriges Geschwätz“ in Blogs

„Der einzige Vorteil von Twitter: Man kann nicht so viel Geschwätz verbreiten wie per Blog“, sagte der Sprachkritiker weiter.

Berlin (ddp). Sprachkritiker Wolf Schneider hat keine hohe Meinung von Blogs. „Drei Viertel dessen, was dort produziert wird, ist trauriges Geschwätz“, sagte der 84-Jährige dem „Tagesspiegel“ (Mittwochausgabe). „Geschwätz, weil es wenig Substanz hat, und traurig, weil die meisten doch wohl gelesen werden wollen“, fügte der Journalist hinzu. Er habe Mitleid mit denen, die sich mitteilen wollten und so gar keine Ahnung davon hätten, wie man das mache.
Per Mail aus einer Vorab-Information

Hallo, Welt!

Wie geht es mir mit diesen Aussagen von Wolf Schneider? Er spielt wieder mal in meine Schwäche. Es gibt ein wunderbares Buch, das mein Leben sehr bereichert hat: Befreiung vom inneren Richter von Byron Brown. Und daran musste ich denken, als ich die Zeilen von Schneider las. In mir gibt es einen Anteil, der meine Blog-Aktivitäten sehr kritisch sieht. Er sagt solche Sachen wie: Wenn dein Blog gut wäre, hätten ihn andere schon verlinkt. Und das ist nicht der Fall. Es kommen ja auch kaum Kommentare, und wenn der Oliver so einen klugen Kommentar schreibt, fällt dir nicht mal was dazu ein. Dieser Blog ist tot! Mein innerer Richter möchte am liebsten, dass ich jeden Tag eine anspruchsvolle Tagesmeditation hinkriege. Und andere Beiträge zählen für ihn sowieso nicht. „Das ist ein ernstes Geschäft, und du nimmst das nicht ernst genug!“, sagt er.
Zum Glück bin ich nach ein paar Jahren GfK in der Lage, diesem Teil zuzuhören und ihm Einfühlung zu geben. Aber wenn er solche Bemerkungen wie die von dem von mir aus fachlichen Gründen sehr verehrten Wolf Schneider finde, bekommt dieser Richteranteil neue Munition.

Doch es gibt auch andere Stimmen. Eine liebe Freundin sagte heute, gerade die Tagesmeditation „Bittsteller“ hätte ihr sinnvolle Anregung gegeben. Ein GfK-Freund erzählte, in einer schlaflosen Nacht wäre er zum Lachen vorbeigekommen und hätte sich die Filmchen angesehen, die ich zusammengetragen habe. 859 verschiedene Menschen waren inzwischen auf dem Blog, und seit Bestehen Ende Januar hat es über 4000 Zugriffe gegeben. Und ich möchte mich daran erinnern, wie viel Freude es mir immer wieder macht, neue Themen auszugraben und hier einzustellen. Es ist also meine Entscheidung, welcher Stimme ich mehr Gehör schenke: Der, die mich mahnt, oder der, die Freude und Bereicherung beim Bloggen empfindet. Dazu gibt es eine kleine Geschichte, die gut zum Thema passt, wie ich finde…


Ein älterer Mann von den Cherokee-Ureinwohnern Amerikas belehrte seine Enkelkinder über das Leben. Er sagte zu ihnen: »Ein Kampf findet in meinem Inneren statt. Es ist ein fürchterlicher Kampf. Da kämpfen zwei Wölfe miteinander. Ein Wolf repräsentiert Furcht, Ärger, Neid, Sorgen, Bedauern, Gier, Arroganz, Selbstmitleid, Schuld, Vorurteile, Minderwertigkeit, Lügen, Stolz und Überheblichkeit.

Der andere Wolf steht für Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung, Anteilnahme, Gelassenheit, Menschlichkeit, Freundlichkeit, Wohlwollen, Freundschaft, Einfühlungsvermögen, Großzügigkeit, Wahrheit, Mitgefühl und Vertrauen. Derselbe Kampf findet auch in dir und in allen anderen Menschen statt.«

Die Kinder dachten darüber nach. Dann fragte eines von ihnen den Großvater:
»Und welcher Wolf wird gewinnen?«

Der alte Cherokee antwortete:
»Es wird der gewinnen, den ich füttere

Ich werde auf die Stimme hören, die mich ermutigt und mich mit der Freude in Verbindung bringt. Und Herrn Schneider werde ich bei nächster Gelegenheit Einfühlung geben. Versprochen!

So long!

Ysabelle

Bittsteller

Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete? Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!
(Matth. 7, 7ff)

Heute sprach ich mit jemandem der einen Kummer hatte. Wie wäre es, wenn Du Dein Gegenüber bitten würdest, ein bestimmtes Verhalten zu ändern? Das würde Dein Bedürfnis nach Sicherheit, Schutz, Vertrauen und Gemeinschaft nähren. Könntest Du die andere Person darum bitten? „Ja, das könnte ich“, entgegnete mein Gesprächspartner. Und wie fühlt sich das für Dich an?, fragte ich nach. Er dachte kurz nach und sagte: „Unbehaglich. Wie ein Bittsteller…“

Wie fühlt sich ein Bittsteller?
Unbehaglich, hatte ich gehört. Vielleicht besorgt. Bedrückt. Beklommen. Wird meine Bitte erfüllt? Vielleicht auch ärgerlich. „Ist das nicht eine Selbstverständlichkeit, um die es hier geht?! Müsste mein Gegenüber nicht von allein darauf kommen, dies zu tun oder jenes zu lassen?“ Vielleicht fühlt sich der Bittsteller frustriert, gehemmt, unglücklich, widerwillig, zögerlich oder lethargisch. Ich glaube, dass der „Bittsteller“ eine Kopfkonstruktion ist, dass dahinter Interpretationsgefühle verborgen sind. Mein Fleischwolf suggeriert mir, dass entweder mit mir etwas nicht stimmt, oder mit meinem Gegenüber. Warum gibt er es mir nicht von allein? Warum muss ich darum bitten?
Eine mögliche Antwort lautet: Weil der andere keine Gedanken lesen kann.
Woher soll er oder sie wissen, welche Gefühle in mir lebendig sind? Woher soll er wissen, dass meine Bedürfnisse nach Sicherheit, Schutz, Verbindung, Nähe, Vertrauen oder Harmonie im Mangel sind? Er kann es nicht wissen, es sei denn, ich sage es ihm.

Bei einer Bitte geht es nicht darum, uns zu erniedrigen. Es geht darum, unseren Bedürfnissen Priorität zu geben. Eine Bitte ist ein Geschenk an mein Gegenüber, denn sie ermöglicht es ihm einen Beitrag dazu zu leisten, dass unser Leben wundervoll wird.

Heute will ich mich daran erinnern, dass meine Bitten Geschenke sind. Sie sind eine Einladung, mit mir in Verbindung zu sein oder zu bleiben. Ich zeige mich mit meinen Wünschen und Bedürfnissen.

Die Steinpalme

Es war Spätnachmittag, und es war ein Wind aufgekommen, der leise über die Haare streicht und auf dem Gesicht eine Ahnung von Kühle hinterläßt. Es war die Zeit, die zum Erzählen verführt, ja, die Lust auf Märchen wurde so zwingend, daß alle den weisen Raman baten, doch eine seiner wundervollen Geschichten zu erzählen.

Der kluge, alte Mann lächelte. Er überlegte einen Augenblick und rief dann: „Wir treffen uns an der Steinpalme, wenn die Feuer angezündet werden!“

„Steinpalme? Was bedeutet das?“ riefen sie hinter dem Alten her. „Sucht sie!“ Er sagte dies schon im Fortgehen. „Sucht sie! Der Baum ist nicht zu verfehlen.“

Noch ehe die Nacht plötzlich herab fiel, hatten sie den Baum gefunden. Neben den vielen Palmen am Strand, die in ihrer schlanken Schönheit wie winkende Frauen zu sein schienen, stand diese eine etwas abseits, doch so, daß ihre starken, dunkelgrünen Blattfächer die neben ihr stehenden Bäume leicht berührten.
Es war eine eigenartig geformte Palme!
Sie wirkte gedrungen, mit einem mächtigem Stamm und starken Fächern, die in ihren Bewegungen sichtbare Mäßigung zeigten und nichts von der Heiterkeit hatten, die alle anderen Palmen so weiblich machte.
Das Merkwürdigste aber war die Krone der Palme! Der Baum neigte sich mit seinen Blattfächern zur Mitte hin.

„Seht nur genau hin“, sagte der alte Erzähler, der sich in ihre Mitte gesetzt hatte, „achtet auf das nächste Wehen des Windes.“
Und sie konnten es sehen! Als der Wind die Fächer der Bäume etwas auseinander wehte, da sahen sie es: Im Herzen der Palme, dort, wo sonst die neuen, hellgrünen Triebe aus der Mitte des Stammes nach oben drängten, lag ein mächtiger, rötlicher Stein, ein Stein, wie unzählige am Strand herum lagen.

Raman ließ keine Zeit zum Fragen. Mit einer weiten Armbewegung zeigte er, daß sich alle im Kreis setzen sollen. Ein Feuer wurde in der Mitte angezündet, und die Nacht kam schnell und fiel über alles wie ein schwarzes Tuch. Der Schein des Feuers erreichte den Stamm der großen Palme und malte auf den Schuppen bizarre Zeichen. Wenn eine Flamme hell aufflackerte, konnte man die Krone des mächtigen Baumes ahnen.

„Ihr wollt wissen, wie der große Stein dort oben hinaufgekommen ist!“ begann Raman seine Erzählung. „Nun, dies geschah vor vielen, vielen Jahren, als die mächtige Palme noch ein winziger Bäumling war. Hier waren damals noch keine Häuser, und es gab auch noch keinen Brunnen. Nur einige Palmen standen am Strand. Ihnen und dem kleinen Palmenbaum genügte das, was sie aus dem Sandboden an Nahrung und vom Himmel an Feuchtigkeit bekamen.

Die kleine Palme liebte das Meer und die Musik des Wassers. Sie liebte den leisen Wind an den Spätnachmittagen und die plötzlich hereinbrechende, oft kalte Nacht mit ihrer schattenlosen Dunkelheit. Und sie liebte den Mond in den klaren Nächten, dessen Licht harte Umrisse malt und auf dem Meer lange Streifen zieht, die eine Ahnung von Unendlichkeit geben.
Der kleine Baum wußte, daß wenige Meter hinter ihm die Wüste war. Aber er hatte keine Vorstellung von ihr, er wußte nicht, was wasserlos und leer bedeutete. Er war ein kräftiger, glücklicher Palmenschößling. Bis zu dem Tag, an dem der Mann kam!

Er kam durch die Wüste. Er war tagelang umhergeirrt, hatte sein Hab und Gut verloren und war vor Durst und Hitze fast um den Verstand gekommen. Seine Hände brannten wund vom vergeblichen Graben nach Wasser, und alles an ihm war grenzenloser Schmerz.
So stand er vor dem Wasser, vor dem endlosen, weiten, salzigen Wasser. Der Mann warf seinen ausgedörrten Körper in das Wasser hinein, aber in seinem Mund mit den aufgerissenen Lippen und der dickpelzigen Zunge brannte der Durst, den das Salzwasser nicht stillen konnte.

Da packte ihn ein rasender Zorn. „Ich habe Anspruch auf Wasser!“ schrie er. „Ich will leben, weil ich einen Anspruch darauf habe!“
Er griff nach einem großen Stein. Sein Zorn gab ihm Kräfte, die sein ausgedörrter Körper kaum noch hergeben konnte, und er schrie über die Grenzenlosigkeit des Wassers, schrie gegen die Unauslöschbarkeit der Sonne, schrie gegen die Wüste und hinauf zu den unerreichbaren Kronen der Palmen.
Drohend hatte er den Stein erhoben. Seine Arme zitterten, und es schien, als wolle alle Kraft ihn endgültig verlassen.

Da sah er neben den großen Palmen, zwischen Geröll und Sand, den Palmenschößling stehen, in hellem Grün und voller Hoffnung auf jeden neuen Tag. „Warum lebst du?“ schrie der Mann. „Warum findest du Nahrung und Wasser, und ich verdurste hier? Warum bist du so jung und schön? Warum hast du alles und ich nichts? Du sollst nicht leben!“ Mit aller noch vorhandenen Kraft preßte er den Stein mitten in das Kronenherz des jungen Baumes.

Es knirschte und brach. Es war, als vervielfachte sich das Knirschen und Brechen bis in die Unendlichkeit der Wüste und des Meeres. Und dann kam eine entsetzliche Stille! Der Mann brach neben der kleinen Palme zusammen. Zwei Tage später fanden ihn Kameltreiber – man sagt, daß er gerettet wurde.

Von den Treibern hatte sich keiner um den kleinen, zerschmetterten Palmbaum gekümmert. Er war unter der Last des Steines fast begraben, sein Tod schien unausweichlich. Seine hellgrünen Fächerblätter waren abgebrochen, und in der heißen Glut der Sonne verdorrten sie schnell. Sein weiches Palmherz war gequetscht, und der große Stein lastete so schwer auf dem zierlichen Stamm, daß er bei jedem leisen Windhauch abzubrechen drohte.

Doch der Mann hatte die kleine Palme nicht töten können. Er konnte sie verletzen, aber nicht töten. Als sich in dem jungen Baum das entsetzliche Geräusch der brechenden Zweige, das Zerfasern der jungen Triebe und der brennende Schmerz zusammenballten, als alles eine ungeheure, wolkenähnliche Masse von Schmerz und immer wieder Schmerz war, da regte sich gleichzeitig, daneben, ohne Verbindung zum Schmerz und allen zerstörenden Geräuschen, eine erste kleine Welle von Kraft.
Und diese Welle vergrößerte sich, fiel in die Wellenbewegung des Schmerzes, wuchs, machte die Pausen zwischen Schmerz und Wieder-Schmerz länger und länger, bis die Kraft größer wurde als der Schmerz.

Der Baum versuchte, den Stein abzuschütteln. Er bat den Wind, ihm zu helfen. Aber es gab keine Hilfe. Der Stein blieb in der Krone, dem Herzen der kleinen Palme, und rührte sich nicht. „Gib es auf“, sagte sich die kleine Palme, „es ist zu schwer. Es ist dein Schicksal, so früh zu sterben. Füge dich! Lass dich selber los. Der Stein ist zu schwer.“ Aber da war auch eine andere Stimme, die sagte: „Nein, nichts ist zu schwer. Du musst es nur versuchen, du mußt es tun.“
„Wie soll ich es tun?“ fragte die Palme, „der Wind kann mir nicht helfen. Ich stehe allein in meiner Schwachheit. Ich kann den Stein nicht abwerfen.“ „Du mußt ihn nicht abwerfen“, sagte wieder die andere Stimme. „Du mußt die Last des Steines annehmen. Dann wirst du erleben, wie deine Kräfte wachsen.“

Und der junge Baum nahm in seiner Not seine Last an und verschwendete keine Kraft mehr an das Bemühen, den Stein abzuschütteln. Er nahm ihn in die Mitte seiner Krone. Er klammerte sich mit langen, kräftiger werdenden Wurzeln in den Boden, denn er brauchte mit seiner doppelten Last einen doppelten Halt.
Dann kam der Tag, an dem sich die Wurzeln der Palme so tief gesenkt hatten, daß sie auf eine Wasserquelle stießen. Befreit schoß eine Quelle noch oben, und sie hat diesen Platz hier zu einem Ort der der Freude und des Wohlstands gemacht.

Nun, als der Baum festen Halt im Grund hatte und dort dauernde Nahrung fand, begann er, nach oben zu wachsen. Er legte breite, kräftige Fächerzweige um den Stein herum. Man konnte manches Mal meinen, daß er den Stein beschützte. Sein Stamm gewann mehr und mehr an Umfang, und mochten die anderen Palmen am Strand höher und lieblicher sein, der Palmbaum, den die Leute bald die Steinpalme nannten, war unbestritten der mächtigste Baum.
Seine Last hatte ihn aufgefordert, und er hatte den Kampf gegen seinen Kleinmut aufgenommen. Er hat diesen Kampf gewonnen. Er hat eine Quelle freigelegt, die seitdem den Durst vieler gelöscht hat, und, was sicher das Wichtigste ist, der Baum hat seine Last angenommen und hoch hinausgetragen. Sie liegt auch heute noch auf seinem Herzen, aber sie ist in seinem Dasein an eine Stelle gerückt, die sie tragbar macht. Nur die äußere Last erscheint uns tragbar. Ist sie angenommen, wird sie ein Teil von uns selbst.“

Raman, der Erzähler, legte beide Hände an den Stamm der großen Palme. Das Feuer war fast niedergebrannt. Die Zuhörer verließen einer nach dem anderen den Platz. Nur einer blieb noch. Er war spät gekommen und hatte ein wenig abseits gesessen. Er setzte sich nun zu Raman, und beide saßen lange ohne Worte.

„Ich bin der Mann, der den Stein auf die Palme gedrückt hat“, sagte der Mann. „Ich hatte es vergessen, doch deine Erzählung weckte alles wieder auf. Was soll ich tun? Ich fühle Schuld.“
„Dann trage die Schuld wie der Baum den Stein“, antwortete Raman. „Nimm die Schuld an. Versuche, soviel du vermagst, davon in Liebe zu verwandeln. Vergiß dabei nicht, daß Liebe etwas ist, was man tun muß. Es nützt nichts, sie nur zu erkennen und um ihre Notwendigkeit zu wissen. Liebe ist Leben und wächst allein aus dem Tun.“

Die Männer saßen noch lange unter der Palme, und es war ein leichter Wind, der das Feuer wieder zum Brennen brachte.

Eine Erzählung nach einer Legende aus der Sahara von Pet Partisch

Selbstverbesserungsprogramm

Hallo, Welt!

Als ich vorige Woche den Professoren zuhörte, gab es einen Gast der Veranstaltung, der mich sehr beeindruckt hat: Patric Heizmann. Wir haben uns vor zehn Jahren kennen gelernt und seitdem nichts mehr voneinander gehört, und heute ist er ein Star.
Er hielt einen kurzen Vortrag über richtige Ernährung und wie man ganz einfach abnehmen kann, und ich war total verzaubert. So schlicht kann das sein, so leicht verständlich… ich habe ja nicht wirklich eine Diätkarriere hinter mir, aber vor zehn Jahren war ich mal bei den Weightwatchers und heute fände ich zehn Kilo weniger auf den Hüften durchaus attraktiver.
Nun habe ich ja seit der Einführung der GfK in mein Leben versucht, alle Selbstverbesserungsprogramme abzuschalten und mich so zu akzeptieren wie ich bin. Ich muss also nicht mehr Französisch lernen, die zehn Kilometer unter 50 Minuten laufen, die Haare blondieren… ich darf mich daran freuen wie ich bin.

Ich freue mich aber nicht darüber, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit zum Bahnhof schnaufe. Ich freue mich nicht an mir, wenn ich mir schwer die Schuhe zubinden kann. Es sitzt halt ein bisschen viel Fett um mich rum, was mich daran hindert, mich so leicht und frei zu bewegen wie ich es gern hätte.

Patric Heizmann hat nun vorige Woche ein paar sehr verblüffende Dinge erzählt. Über Briketts und Papierkugeln, über Fette und Kohlenhydrate. Und siehe da… als ich gestern Abend eine Essenseinladung wahrgenommen habe, machte es mir überhaupt nichts aus, auf das Weißbrot bei der Vorspeise zu verzichten und statt dessen nur Roastbeef, Lachs und California Rolls zu essen. (ist ja auch nicht gerade Diät, gelle…) Beim Hauptgang hab ich einfach die Kartoffeln weggelassen. Das Dessert enthielt keine Kohlenhydrate, das war ein wunderbares Gefühl, es in mich reinzuschaufeln. Wenn also Abnehmen wirklich so simpel ist, dann werde ich in Kürze Kleidergröße 38 haben, nur neue Klamotten tragen und für immer schlank sein.
Wenn nicht, werde ich auch nicht unglücklich.
Ist das nicht wunderbar?

So long!

Ysabelle

P.S.
Die Info von gestern übersetze ich bei nächster Gelegenheit. Im Moment ist’s grad ein bisschen viel bei mir. Viel Arbeit. Zum Glück aber auch viel Freude, Wertschätzung, Selbstannahme und Wachstum. Hurra!

Ten Things to Transform Conflict

Yet the beauty of NVC is that even simple steps can make a world of difference. Here are 10 simple things you can do today that will help you prevent or transform the conflict in your life and inspire you to live the values of compassion even in trying moments.

1. Spend some time each day quietly reflecting on how you would like to relate to yourself and others.

2. Remember that all human beings have the same needs.

3. Check your intention to see if you are as interested in others getting their needs met as your own.

4. When asking someone to do something, check first to see if you are making a request or a demand.

5. Instead of saying what you DON’T want someone to do, say what you DO want the person to do.

6. Instead of saying what you want someone to BE, say what action you’d like the person to take that you hope will help the person be that way.

7. Before agreeing or disagreeing with anyone’s opinions, try to tune in to what the person is feeling and needing.

8. Instead of saying „No,“ say what need of yours prevents you from saying „Yes.“

9. If you are feeling upset, think about what need of yours is not being met, and what you could do to meet it, instead of thinking about what’s wrong with others or yourself.

10. Instead of praising someone who did something you like, express your gratitude by telling the person what need of yours that action met.


Aus dem Puddle Dancer Newsletter vom 3.5.2010

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