Heute muss ich sehr mühsam die schönen Dinge aus den Ecken zusammenkehren. Ich experimentiere mit dropbox.com herum und es funktioniert nicht so wie die Macher es in ihren Infos erläutern. Damit habe ich heute die Zeit verbracht, in der ich sonst die Tagesmeditation schreibe, und ich bin schwer frustriert.
Für heute reicht es mir. Ab Morgen habe ich für ein paar Tage Giraffenbesuch, mal sehen, wie ich dann zum Schreiben komme.
„Der Gewissensbiss ist, wie der Biss des Hundes gegen einen Stein, eine Dummheit.“ Friedrich Nietzsche, Menschliches, Allzumenschliches II, 2. Aph. 38
Ist das nicht ein wunderbares Wort? Unser Gewissen ist also bissig. Das bedeutet wohl im Klartext, dass es zu Aggressionen neigt, und zwar uns selbst gegenüber. Ich kann entscheiden, in welchem Maul die Zähne dafür stecken: Ist es ein Schoßhündchen, das geradezu spielerisch an unserem Hosenbein schüttelt, oder ist es ein scharf gemachter Rottweiler, der, einmal von der Kette gelassen, nicht eher Ruhe gibt als bis er sein Opfer bezwungen hat?
Ein Freund von mir benutzt mit einem Augenzwinkern gern die Formulierung:
Wozu ist das denn gut? Also: Wozu dienen Gewissensbisse?
Ich vermute, wie ein Hütehund sollen sie uns auf Kurs halten. Da geht es lang!
Und jede Abweichung könnte uns in Gefahr bringen, aus der Gemeinschaft zu fallen.
Ich würde sie mal eindeutig dem Wolf zuordnen, und zwar Wolf innen.
Ton ab: Was hast du da wieder gemacht? Wie konntest du nur? Jetzt geht es XY schlecht, weil du…. Jetzt wird die Arbeit nicht fertig, weil du…
Alles klar? Ich habe offensichtlich etwas FALSCH gemacht.
Welche Gefühle sind in mir lebendig, wenn Dr. Wolf seine Anklagen auf mich niederprasseln lässt?
Und welche Bedürfnisse sind bei mir im Mangel, wenn all diese Gefühle in mir lebendig sind?
Mein erster Impuls geht zu
Zugehörigkeit.
Mein Wolf sagt mir, ich sei ausgestoßen.
Alles andere kommt dann vermutlich sehr auf die Situation an.
Passen würden vielleicht auch
Autonomie (darf ich entscheiden, was ich tun oder lassen will?)
Verbindung
Integrität
Kongruenz (handele ich meinen Werten entsprechend?)
Vertrauen
Sicherheit
Gesehen/Gehört werden
Leichtigkeit
Und vielleicht auch Harmonie.
Kein Wunder, dass ich mich so elend fühle, wenn all diese wundervollen Bedürfnisse im Mangel sind.
„Nicht jammern, sondern etwas tun.“
Original: „Nit jaumman sondern a wos tuan.“ Österreichisches Sprichwort
Dieser Tage hatte ich Kontakt mit einem Mann, der sehr verzweifelt war. „Meine Freundin hat mich verlassen, ich bin so allein! Jetzt bin ich in verschiedenen Single-Börsen registriert, aber da ist auch nichts los… Ach, wäre bloß das Wochenende vorbei und ich könnte wieder zur Arbeit gehen…“
Zusammen mit einigen Freunden machte ich ihm Vorschläge, wie er seine Situation verändern könnte. Doch das Klagen wurde mehr statt weniger, die einzige Strategie, die er zur Verfügung hatte, war „eine neue Freundin“.
Irgendwann wandte ich mich ab, ich spürte Wut und Verzweiflung und meine Wölfe jaulten einen schaurigen Gesang.
Da erinnerte ich mich an ein Interview mit Harald Reinhardt, das mir vor ein paar Wochen in die Hände gefallen war. Er ist Psychosynthese-Therapeut aus Köln. In dem Interview wies er darauf hin, dass es etwas mit unserem Schatten zu tun hat, wenn wir so intensiv auf andere Menschen reagieren. In seinem Beispiel ging es um einen „arroganten Fatzke“, der uns zur Weißglut treiben kann. Und seine Empfehlung lautete: Fühl dich doch einmal in den anderen ein! Was fühlt er? Ist da vielleicht etwas dabei, was Du dir selbst nicht zugestehst? Zu glänzen vielleicht, oder Raum einzunehmen?
Es war mir ganz leicht, mich in den klagenden Mann einzufühlen. Ich spürte seine Hilflosigkeit, seine Verzweiflung und seinen Schmerz. Und als ich mich mit seiner Strategie verbinden konnte, erlebte ich eine ungeheure Entlastung. Ich muss gar nichts tun, ich kann gar nichts tun… Ohne eine Partnerin wird das sowieso nichts…
Ich war in diesem Moment so erleichtert, keine Verantwortung für die Situation zu haben! Wie einfach das Leben auf einmal war, wie leicht, wenn ich das Opfer misslicher Umstände war… Ich war nicht Schuld, ich konnte nichts tun…
Auf diese Weise habe ich sehr intensiv gespürt, wie anstrengend und schwierig mein Leben manchmal ist, und wieviel ich mir oft abverlange. Ich spürte eine Sehnsucht in mir, mich fallen zu lassen und zu klagen. Ja vielleicht mir selbst gegenüber anzuerkennen, dass manche Tage hart sind, und dass ich manchmal keine Kraft mehr habe. Stattdessen toben in mir die Wölfe, ich solle nicht jammern, mich zusammenreißen, etwas tun, mich nicht hängen lassen. Mit anderen kann ich oft einfühlsam sein, mit mir selbst nur selten.
So kam es dazu, dass ich dem vermeintlichen Jammerlappen sehr dankbar war. Er brachte mich in Verbindung mit meiner zarten Seite, die ich mir im Alltag oft nicht zubillige.
Heute will ich darauf achten, was mich meine Urteile über andere Leute lehren. Was erlauben sie sich, was ich mir nicht zugestehe? ich bin dankbar für die Lektionen, die ich durch sie lernen darf.
Kommen wir heute zu einem meiner absoluten Lieblingsworte: manipuliert.
Das „Gefühl“ wird bei mir mit einem Aufschrei ausgeliefert.
Die Wolfsshow lautet in etwa:
Ich will das nicht! Ich kann mich nicht wehren, ich bin eine Marionette am Faden, ich habe keinen freien Willen mehr. Ich kann mich nicht entziehen, meine Interessen zählen überhaupt nicht. Ich stehe mit dem Rücken an der Wand. Immer geht alles nach deinem Kopf und ich zähle anscheinend überhaupt nicht. Ich fühle mich übergangen, überfahren, irgendwo hingeschoben. wo ich nicht sein will.
Wen ich versuche, die Gefühle zu klären, finde ich:
Welche Bedürfnisse könnten im Mangel sein, wenn „manipuliert“ in der Luft hängt?
Als erstes springt mich Autonomie an. Ich möchte gern in Verbindung mit meinen Bedürfnissen eine freie Entscheidung treffen.
Respekt fällt mir ein. Ich möchte, dass meine Wünsche genau so zählen wie deine. Verbindung fehlt mir mit Sicherheit. Wenn du sehen und hören würdest, wie es mir wirklich mit dem geht, was du sagst oder von mir erwartest, würdest du es nicht von mir verlangen oder erwarten. Während ich das schreibe, fällt mir auf, dass es für mich ganz viel mit Selbstvertrauen zu tun hat. Darf ich für mich und meine Bedürfnisse einstehen? Werde ich damit fertig, wenn der andere mein „nein“ schlecht hören kann?
Es scheint, „manipuliert“ entsteht, wenn ich nicht in Übereinstimmung mit meinen Werten, Überzeugungen und Bedürfnissen handele. Kongruenz spielt also anscheinend auch eine Rolle. Was für ein spannendes Wort!
Ein Wort, das schnell für Stimmung sorgt, lautet: belehrt.
Es gehört zu den Interpretationsgefühlen.
Ich vermute, jemand, der sagt, ich fühle mich belehrt, fühlt sich:
Was würde der Wolf in solchen Situationen sagen?
Außen: Na, du weißt ja immer alles besser. Was glaubst du, wer du bist?
Innen: ErSie hast ja recht, ich werde das nie begreifen/ machen
Es ist unser altes Muster: entweder du bist falsch oder ich bin falsch.
Welche Bedürfnisse könnten im Mangel sein, wenn jemand sagt, ich fühle mich belehrt?
Als erstes fällt mir das Bedürfnis nach Gleichheit ein. „being treated equally“.
Vielleicht brauche ich Sicherheit, vielleicht geht es um Selbstständigkeit? Ich möchte selbst herausfinden, wie etwas funktioniert. Selbstvertrauen könnte ebenfalls ein Thema sein. Oder ich möchte gern beteiligt sein, Zugehörigkeit und Respekt, Verbindung und in meinem Bemühen gesehen zu werden könnten eine Rolle spielen. Oder ist vielleicht mein Bedürfnis nach Leichtigkeit und Harmonie im Mangel?
Zum Auftakt möchte ich mich dem Wort Scham widmen. Dabei beziehe ich mich auf das wunderbare Buch von Gerlinde Ruth Fritsch „Praktische Selbstempathie“. Darin beschreibt sie im Kapitel 3.2.3 eine Landkarte der Gefühle. (Zu meine großen Freude fand ich gerade eine Ankündigung für ein neues Buch von ihr. Muss ich sofort vorbestelllen!) Zum Thema Scham führt sie auf:
Spannend sind dann die auslösenden Urteile:
Ich bin schlecht (falsch, böse, wertlos, unzulänglich, nicht gut genug)
Ich bin/etwas an mir ist hässlich
Ich bin unwichtig, nicht liebenswert
Ich sollte besser gar nicht existieren
Da ist peinlich/unmoralisch
Ich bin dumm
Er/sie hat mich erniedrigt/beschämt/herabgesetzt/gedemütigt/bloßgestellt/zurückgewiesen/schlechtgemacht
Wie konnte ich das nur tun?
Das war dumm von mir
Ich habe versagt
Hoffentlich hat das niemand mitbekommen
Die körperlichen Signale sind
Vermeiden von Blickkontakt
Gesenkter Kopf
Erröten, heißes Gesicht
Tränen
Flacher, stockender Atem
Sprachlosigkeit
…
Zusammensinken des Körpers
…
Ich habe dieser Tage etwas über Scham gehört, das mich sehr angesprochen hat.
Danach gehören Wut, Schuld und Scham in einen gemeinsamen Kontext.
Wut empfinde ich, wenn ich denke, etwas ist mit dem anderen falsch.
Schuld empfinde ich, wenn ich denke, ich habe etwas Falsches getan.
Scham aber empfinde ich, wenn ich der Überzeugung bin, mit mir sei etwas falsch, ich wäre falsch.
Wenn ich also Scham empfinde, welche Bedürfnisse sind dann vermutlich bei mir im Mangel?
Gesehen/gehört werden
Sicherheit
Verbindung
Schutz
…
Ich eröffne heute eine neue Kategorie: das Wortschätzchen. Mir ist schon oft aufgefallen, dass bestimmte Worte unter dem Gesichtspunkt der GfK zu denken geben. Da sind natürlich zum einen die Interpretationsgefühle, die in uns aufsteigen, wenn wir schneller denken als fühlen 👿 zum anderen aber auch Bedürfnisse, die sich bei längerem Ansehen vielleicht als etwas anderes entpuppen. Urteile, Schimpfworte, Halbsätze, die es wert sind, näher betrachtet zu werden. Und diesen Worten und denen in ihnen innewohnenden Schätzen werde ich mich in unregelmäßigen Abständen widmen. Morgen geht’s los!
Ich finde, dieser Text von Richard Beauvais passt auch wunderbar zu unserer Giraffen-Gemeinschaft.
Ysabelle
Wir sind hier
Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht. Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Inneren teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit. Solange er fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen – er wird allein sein.
Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unseren Nächsten?
Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der – Teil eines Ganzen- zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet. In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein – wie im Tod – sondern lebendig als Mensch unter Menschen.
Richard Beauvais, 1964
geschrieben am 27. Mai 2010 um 00:04 Uhr von Ysabelle Wolfe gespeichert unter Strandgut|kommentieren »
„Eine bittere Gurke? Wirf sie weg! Dornensträucher im Weg? Weiche ihnen aus! Das ist alles. Frage nicht noch: Wozu gibt es solche Dinge in der Welt?“ – Selbstbetrachtungen VIII, 50 von Mark Aurel
Vor ein paar Wochen habe ich ein neues Spielzeug bestellt und Freitag soll es geliefert werden. Ich staune über mich selbst, wie mich dieses Etwas in Atem hält. Inzwischen weiß ich, dass die Lieferung in Holland dem Spediteur übergeben wurde, ich habe vergangenen Samstag mit meinem Paketboten einen Deal gemacht, wie ich an das Päckchen komme. Ich habe Pläne geschmiedet und versucht, alles unter Kontrolle zu kriegen, denn dummerweise muss ich Freitag auf Geschäftsreise und dann ist niemand hier, um das Paket anzunehmen.
Dornensträucher im Weg…
Inzwischen habe ich erfahren, dass das Paket gar nicht mit DHL versandt wird, sondern mit UPS. Ich bin der Verzweiflung nah, habe mit UPS telefoniert, mit dem Callcenter des Anbieters in Barcelona (!), ich habe versucht, meine Schwiegertochter als Sitzwache anzuheuern oder meine sehr alte Nachbarin zu becircen, am Freitag nicht aus dem Haus zu gehen, sondern meine Sendung anzunehmen.
Ich merke, wie ich auf sehr hohem Niveau vor mich hin kreisel.
Doch kurz bevor mich mein eigenes Treiben aus der Bahn wirft, lande ich wieder bei Mark Aurel. „Frage nicht noch, wozu gibt es solche Dinge auf der Welt.“ Es reicht, wenn ich mich so gut ich es kann um die Abwicklung dieser Lieferung kümmere. Ich muss nicht bis ins letzte Detail versuchen, das Schicksal zu beeinflussen. Ich nehme meine Bedürfnisse nach Leichtigkeit, Spaß, Sicherheit, Unterstützung und Beteiligung wahr. Ich möchte dieses Ding in den Händen halten und einfach nur jubeln, feiern, Freude erleben. Ich habe versucht, möglichst viele Eventualitäten aus dem Weg zu räumen, die bittere Gurke wegzuwerfen, dem Dornenstrauch auszuweichen. Mehr kann ich nicht tun. Und mehr muss ich auch nicht tun.
Heute verabschiede ich mich von der Idee, perfekte Lösungen zu finden. Ich gebe mein Bestes. Ich tue alles, was mir möglich ist, um mein Problem zu lösen, dann lasse ich los. Ich vertraue darauf, dass genau das geschehen wird, was für mich das Beste ist.
„Ich habe mit Golf angefangen, spiele Tennis und jogge. Das muss ich auch, weil der Schneider nix mehr rauslassen kann.“ – Heribert Fassbender im Stern Nr. 35/2008 vom 21. August 2008, S. 154
Bei keiner anderen Beschäftigung zeigt sich mein inneres Team so lebendig wie beim Golfen. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich in den vergangenen Jahren in den Boden gehackt habe, natürlich stets begleitet von hämischen inneren Kommentaren. Gern von der Güte: Komm, geb’s auf, du lernst es nicht mehr!
Ganz anders, wenn plötzlich ein Ball abhebt und genau in die Richtung geht, die ich haben wollte. Das hat fast einen spirituellen Touch. Wenn dann der nächste Schlag wieder einen Klumpen Erde in die Luft jagt, zitiert mein innerer Gutachter gern den kürzesten Golfer-Witz: „Ich kann’s…“
Golf spielen ist also für mich eine Einladung, meine Wölfe willkommen zu heißen. Andere mögen diese Einladung beim Strümpfe stricken hören, doch das gelingt mir inzwischen ziemlich gut. Ich vermute, jeder von uns hat eine Herausforderung, bei der es wieder und wieder nicht klappt. Zehn Finger blind schreiben ist so eine Sache für mich, oder ein gerades Loch mit einer Bohrmaschine drillen.
Golfen ist für mich eine Tätigkeit mit Nebenwirkung. Aus irgend einem Grund scheinen meine Gutachter dabei ganz dicht unter der Oberfläche zu sein, und ihre Kommentare kommen zu schnell, um noch maskiert zu sein. Sie argumentieren harsch und direkt. Keiner der Trainer, die versucht haben, mir das Spielen beizubringen, hatte je so einen Ton am Leib. Ich hätte mich wahrscheinlich auch auf der Stelle umgedreht und hätte den Platz verlassen, wie ich es einmal bei einem österreichischen Skilehrer getan habe: „Jo, Ysabelle, wo foahrst dann hi?“, wo hi wohl? Ins Tal!
Es ist schmerzhaft zu erkennen, wie ich mit mir selbst umgehe. Es ist schwer zu hören, in welchem Ton ich mich runterputze. Und es macht mich traurig, weil ich weiß: Beim Golfen sind die Stimmen ganz deutlich zu verstehen. Aber in dutzenden anderen Situationen am Tag sind diese Stimmen ebenfalls da, nur ich nehme sie gar nicht wahr, weil ich nicht in so einer klar fokussierten Situation bin. Im Lärm des Alltags gehen die Stimmen vermeintlich unter. Es steht allerdings zu befürchten, dass mein Unterbewusstsein sehr wohl zuhört und sich unter diesen Schlägen duckt.Wenn ich also diesen Gutachtern während des Golfspielens Einfühlung gebe, habe ich eine Chance, dass mein Gehirn in anderen Situationen ebenfalls lernt: Uuups! Der Wolf will ja nur, dass ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere… er will mich ja nur davor schützen, in meinem Eifer nachzulassen. Er will doch nur sicher stellen, dass ich noch lange Freude an diesem Spiel habe… Schade nur, dass er (noch) kein Giraffisch spricht!
Heute will ich sorgfältig darauf achten, wenn Wölfe, Richter und Lehrer ihre Stimme erheben. Ich kann ihre Worte übersetzen und mich daran erfreuen, dass sie von ganzem Herzen mein Bestes wollen.
Ich möchte feiern!
Also: Heute sind die 1000 Besucher locker übersprungen, ich bin bei 1013.
Gabriel hat mir heute den Blog hübsch gemacht und ein paar HTML-Zeilen entfernt, die die Seitenleiste so unübersichtlich gemacht haben. Außerdem hat er einen Trick herausgefunden, wie ich doch richtige Absätze einbauen kann. Ist nicht einfach, aber er hat es rausgefunden!
Außerdem hatte ich heute Nachmittag meine erste GfK-Moderation mit einem Paar. Die beiden kamen sehr beladen und im Schmerz. Und sie gingen nach über vier Stunden beschwingt und leicht und einander zugewandt. Das hat mal superviele Bedürfnisse bei mir erfüllt: Beitragen, Unterstützung, Verbindung, oh, es war wunderbar!
Es war auch wunderbar zu spüren, dass ich mich wirklich sicher gefühlt habe mit dem was ich gemacht habe. „Just stick to feelings and needs“, einfach bei den Gefühlen und Bedürfnissen bleiben. Es fühlt sich so schön an, beitragen zu dürfen! Ich bin zufrieden, leicht, warm, gerührt, auch über den schönen Kontakt zum Inselana und über die drei Telefonate, die ich heute hatte. Und ich bin noch ganz champagner wegen des inspirierenden Kommentar-Austauschs mit Oliver. Das erfüllt definitiv mein Bedürfnis nach Wachstum, Gesehen werden, Bildung, Wertschätzung und Unterstützung.
Mein Administrator hat mich heute sehr glücklich gemacht. Er hat mir einen neuen Editor eingebaut, ich bin ganz hin und weg! Jetzt kann ich die Schriftgrößeverändern, 😀 Smilies mit einem Mausklick einfügen, Absätze formatieren. Mal sehen, wie ich damit klarkomme. Außerdem hat er eine Funktion eingebaut, mit der Kommentatoren jetzt anklicken können, dass Sie über Antworten informiert werden möchten. Ist das nicht super?! Und diese neue Leiste hier über meinem Schreibfenster erfüllt noch dazu mein Bedürfnis nach Spiel und Leichtigkeit.
Es ist eine so wunderbare Sache, wenn man Unterstützung bekommt! Ich möchte das immer und immer wieder lautstark feiern, denn in der Vergangenheit hatte ich oft Situationen im Fokus, in denen mein Bedürfnis nach Unterstützung eher nicht erfüllt war. Dazu ein Zitat, das ich sehr liebe:
„Nach der Beschaffenheit der Gegenstände, die du dir am häufigsten vorstellst, wird sich auch deine Gesinnung richten; denn von den Gedanken nimmt die Seele ihre Farbe an.“ – Selbstbetrachtungen V, 16, von Mark Aurel
Was heißt das konkret? Es bedeutet: Das, was wir besonders oft denken, verfestigt sich in unserem Gehirn. Wir haben eine neuronale Autobahn angelegt, die dazu führt, dass wir glauben, wie hätten nie Unterstützung. In der Folge fallen alle erlebten Unterstützungen durch den Rost, wir nehmen sie nicht wahr.
Das Gegenmittel ist Feiern! Wenn ich all die erhaltene Unterstützung feiere, wenn ich mir notiere, was mir besonders gut gelungen ist, schaffe ich eine warme Wanne voller Freude, in die ich jederzeit wieder eintauchen kann. Neulich, das Mittagessen, aus dem gezaubert, was gerade im Haus war. Und es war köstlich! Diese eine kreative Idee, die mir so viele wunderbare Bedürfnisse erfüllt hat! Dieser eine Einkauf, an dem ich so viel Freude hatte…
Ich möchte Euch zurufen: Schreibt! Es! Euch! Auf!
Und wenn Ihr das nächste Mal geknickt seid, Euch einsam fühlt, greift zu Euren Notizen, badet in diesen wunderbaren Gefühlen, die ausgelöst werden, wenn Euch ein Bedürfnis erfüllt wurde!
Heute bin ich bereit mir eine Notiz zu machen, wenn ich eine besondere Freude erlebt habe. Und viele solcher kleiner Perlen werden dazu beitragen, dass ich meine Tage so wahrnehme, wie sie sind: reich und erfüllt.
Oliver fragte heute in einem Kommentar nach Buchtipps, in denen Anliegen-Arbeiten transkribiert sind (meint: wörtlich abgeschrieben… Ich will das immer mit zwei S schreiben, das lässt der Duden aber nicht zu.) Ich habe drei solcher Bücher neben mir liegen und bin erstaunt, weil ich dachte, ich hätte alle aus dieser Reihe.
Bei Junfermann sind mehrere Workshop-Mitschriften erschienen:
1. Den Schmerz überwinden, der zwischen uns steht (7,50 €)
2. Wie ich dich lieben kann, wenn ich mich selbst liebe (7,90 €)
3. Was deine Wut dir sagen will: Überraschende Einsichten (7,50 €)
(von denen weiß ich genau, dass sie Transkriptionen enthalten, weil ich gerade noch mal nachgeguckt habe.
Ebenfalls aus dieser Serie, und daher vermutlich ähnlich aufgebaut sind
4. Das können wir klären – Wie man Konflikte friedlich und wirksam lösen kann (5,90 €)
5. Kinder einfühlend unterrichten (7,90 €)
6. Kinder einfühlend ins Leben begleiten (7,90 €)
Erhältlich sind sie natürlich alle bei Amazon, beim Verlag Junfermann oder bei Conex, wo ich sehr gern Bücher bestelle in der Hoffnung, dass da ein bisschen Geld für die Arbeit der Bewegung hängen bleibt.
Was mich im vergangenen Jahr sehr unterstützt hat, sind die Workshop-Mitschnitte von Marshall, die es auf CD gibt. Ich höre das abends im Bett, finde es aber nicht leicht oder einfach, weil die Qualität der Aufnahmen nicht meinen Wünschen entspricht und weil gelegentlich (natürlich) durcheinander gesprochen wird, und das auf Englisch. Da muss ich mich schon sehr konzentrieren.
Gleichzeitig haben mir die CD’s an ganz unerwarteter Stelle Erleichterung gebracht. Ich höre nämlich, dass Marshall keineswegs immer alles mit Giraffenohren aufnimmt und dass lediglich Giraffensprache aus seinem Mund perlt. Er ist manchmal auch kurz, er sagt „nein, dass ist keine Empathie“ oder ähnliche Sachen. Und das lockert bei mir den Würgegriff um den Hals, mich stets giraffisch ausdrücken zu wollen. Neulich war ich unter Baby-Giraffen und es wurde in einer ausgewiesenen Empathie-Runde fröhlich intellektuell nachgefragt. Ich bin jetzt noch erschüttert, DASS da mit mir die Gefühle durchgegangen sind, und ich ganz schön losgepoltert habe: „Das ist keine Empathie…“ In dem Moment ging es nicht besser. Da erleichtert es mich schon, wenn ich höre, dass selbst Marshall gelegentlich einen Anflug von Ungeduld in der Stimme hat…
Die CD’s, die ich höre, sind:
The power we have to create the world of our choosing
ein extrem lustiger Vortrag, den Marshall anscheinend 2005 beim Jubiläum einer Kirchengemeinde gehalten hat
Nonviolent communicaton
Sein Buch-Klassiker als Hörbuch-Aufbereitung. von ihm selbst gesprochen. Sehr schönes, gut verständliches Englisch. Ich liebe es, wenn Marshall Rollenspiele nachmacht! Ich kann den Menschen praktisch vor mir sehen, den er da spielt!
Creating a Life -Serving System within oneself
Workshop-Mitschnitt
Experiencing Needs as a Gift
Sehr berührendes Thema, für mich hilfreich aufgearbeitet
Needs and Empathy
Workshop-Mitschnitt
Giraffe fuel for life
Workshop-Mitschnitt
Intimate Relationships
Workshop-Mitschnitt
Ich habe mir auch die CD gekauft, auf der er singt. Live Compassionatly
hier ein kleiner Vorgeschmack dazu: Und mit diesem Lied verabschiede ich mich an dieser Stelle!
So long!
Ysabelle
geschrieben am 23. Mai 2010 um 14:48 Uhr von Ysabelle Wolfe gespeichert unter Mediathek|kommentieren »
Quality Function Deployment ist eine zu Beginn der siebziger Jahre in Japan von Professor Yoji Akao u.a. entwickelte Qualitätsmethode zur Ermittlung der Kundenanforderungen und deren direkten Umsetzung in die notwendigen technischen Lösungen. QFD wird als ein vorbeugendes Werkzeug zur Produktdefinition eingesetzt und hat über die USA Eingang nach Europa gefunden. Es ist ein systematischer Weg, der sicherstellt, daß die Festlegung der Produktmerkmale durch die Entwicklung und die anschließende Auswahl der Produktionsmittel, Methoden und Kontrollmechanismen ausschließlich von den Anforderungen der zukünftigen Kunden bestimmt werden.
Von der Webseite http://wiki.qfd-id.de/pmwiki.php
Hallo, Welt!
Nanu, Business-Kauderwelsch in einem GfK-Blog? Ich kreise noch immer um die Bemerkung von Wolf Schneider über das Geschwafel in Blogs. Und hier kommt eine wunderbare Zeichnung, die mich in den vergangenen Wochen immer wieder angesprochen hat: Hier geht es um Kundenzufriedenheit und Basis-Anforderungen.
Meine LeserInnen sind meine Kunden. Natürlich möchte ich von Herzen, dass sie zufrieden sind. Denn wie schon in der Einleitung geschrieben blogge ich zwar für mich, aber ich möchte schon gelesen werden, ansonsten wäre das hier bei mir im Giraffenblog eine sehr einsame Sache.
Die Basisanforderung an einen Blog ist zunächst mal, dass da was drin steht. Es sollte dann möglichst auch noch zum Thema passen. Der Kunde, also der Leser, darf erwarten, dass möglichst wenig inhaltliche, grammatikalische orthografische und sonstige Fehler drin sind. Und die Erfüllung dieser Basisanforderungen zieht nicht die Wurst vom Teller, sprich: Das ist vermutlich so langweilig, dass die Leute nicht wieder kommen.
Hier im Blog habe ich mittlerweile rund 4600 Klicks (PI) und wahrscheinlich Morgen den 1000. „eindeutige Zugriffe“, was immer das heißt. So ganz verstehe ich meine eigene Statistik nicht, aber 1000 einzelne Benutzer finde ich mal grandios erfreulich. Wobei der März mit 1300 PI bisher der beste Monat war.
Gehen wir mal davon aus, dass ich die Basisanforderungen so einigermaßen erfülle. Dann kann ich also nur mehr Leser auf meinen Blog kriegen, wenn ich mehr begeisternde Faktoren erfülle, mich also im oberen rechten Planquadrat auf dieser Zeichnung tummel. Und da wird es eng. Es gibt zwar inzwischen tatsächlich 88 Kommentare, aber die Häfte davon sind Antworten von mir, und aus den anderen kann ich nicht ablesen, was Euch, liebe Leser, so richtig begeistert. Wovon wollt Ihr mehr? Womit kann, womit darf ich Euch überraschen?
Ich habe eine Weile gebraucht bis ich aufgehört habe mich zu geißeln, weil ich es kräftemäßig nicht schaffe, jeden Tag eine Tagesmeditation einzustellen. Ich brauche ein bisschen Muße dafür, so etwas zu schreiben, und gelegentlich auch einen Aufhänger für ein Thema. Es rieselt mir nicht immer wie die sprichwörtlichen Schuppen aus den Haaren. Doch ohne Rückmeldungen ist es mir schwer herauszufinden, wo die Reise hingehen soll. Wie gefällt Euch der Mix? Was spricht Euch an? Ich tappe im Dunklen und versuche, einen Weg zu finden, von dem ich hoffe, dass möglichst viele von Euch Freude daran haben. Es soll nicht beliebig werden hier. Aber gleichzeitig plagen mich an manchen Tagen arge Selbstzweifel, ob ich mich überhaupt verständlich ausdrücke.
Die GfK hat mein Leben verändert und tut es immer noch. Wie ein Kachelofen im Winter möchte ich die wärmende Botschaft der GfK weiter verbreiten. Mein Umgang mit anderen Menschen verändert sich, ich kann besser zuhören, besser sein lassen und besser für mich sorgen. Und diese Dinge möchte ich weiter geben, Mut machen, unterstützen, anregen. Aber wie?
Als die Reporter der „Welt am Sonntag“ Claudia (Schiffer) besuchten, entdeckten sie „Schokoladenfinger auf den Polstern“. Ist Claudia keine strenge Mutter? „Ich kann auch schon mal lauter werden und schimpfen, wenn ich müde bin und die mir den Molli machen.“ Den Molli machen? „Das sagen wir am Niederrhein, wenn sie einfach nicht gehorchen und machen, was sie wollen.“ Zur Strafe gehe dann auch mal die „naughty corner“ (ungezogene Ecke) eine Ecke in der Küche für ungezogene Kinder. Claudia Schiffer zur WamS: „Da kann man dann schmollen für fünf Minuten und wenn man sich beruhigt und entschuldigt hat, ist alles wieder gut.“ Aus einem Artikel anlässlich der Geburt des dritten Kindes von Claudia Schiffer in der Bild am Sonntag vom 16.5.2010
Was geben wir unseren Kindern mit?
Du hast etwas FALSCH gemacht, du warst UNARTIG. Geh in die Ecke und schäme dich! Nur wenn du dich ent-schuldigst, wirst du wieder in unserer Mitte aufgenommen. Viele von uns kennen solche Sätze aus ihrer eigenen Kindheit. Das Interview mit dem Top-Model fand aber 2010 statt.
Diese Wucht der Bemerkungen kann noch gesteigert werden. Jetzt hat Mutti/Vati dich nicht mehr lieb!
Und ich kenne auch mehr als einen Fall, in dem es hieß: Ich gebe dich weg!
Für manche Kinder fand die Trennung vom den Menschen, die sie liebten, tatsächlich statt. Scheidung ist eine klassische Situation, durch die Kinder ein Elternteil verlieren. Der Tod eines Angehörigen, Abwesenheit eines Elternteils durch lange Krankheit oder das Übergeben der Erziehung an ein Internat. In England, wo Claudia Schiffer lebt, übrigens an der Tagesordnung.
Je länger ich gegen die Gespenster ankämpfe, die in frühen Jahren in meinem Kopf implantiert wurden, desto intensiver spüre ich, wie mächtig dieses System aus Schuld und Scham seine Spuren hinterlassen hat. Ich feiere den Fortschritt, wenn ich bemerke, dass ich wieder auf ein „Richtig“ oder „Falsch“ hereingefallen bin. Und es gelingt mir immer besser, mich nicht dafür zu verurteilen, dass ich eben immer noch so denke, wenn ich quasi unbeobachtet denke. Jahrzehnte Autobahnpflege im Gehirn lässt sich nicht in vier Jahren GfK-Training in einen Feldweg zurückbauen. Wir sind so erzogen, es steckt uns in den Zellen, und es ist Arbeit, diesen Virus nach und nach auszuschwemmen.
Ich bin richtig und du bist falsch – was passiert mit uns, wenn wir uns in diesem Kosmos bewegen?
Wir spüren Wut und Ärger, wenn der andere FALSCH ist.
Wir empfinden Schuld, wenn wir den Gedanken haben, wir hätten etwas Falsches getan.
Und wir spüren Scham, wenn wir zu dem Glauben kommen, mit uns sei etwas falsch.
Das Schuldprinzip ist zentral für unsere heutige Gesellschaft.
In der Gewaltfreien Kommunikation machen wir die Erfahrung, dass wir Wut und Ärger wandeln können. Eine unserer möglichen Strategien ist zum Beispiel der Ärger-Tanz. Doch um uns von Scham zu lösen, brauchen wir Stärkeres als ein Tanzparkett. Wohl nur in einem spirituellen Prozess dürfen wir erkennen, dass wir wunderbare Geschöpfe sind.
Heute bin ich bereit zu sagen: So wie ich bin, bin ich ein wunderbares Geschöpf. Nichts an mir ist falsch, ich bin liebenswert und ich werde geliebt.