Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Lasten fallen von Ihren Schultern…

Hallo, Welt!

Ich bin Herrin der Beringung. Gestern Abend um 21.40 Uhr habe ich mein Zusammengeschreibsel und MiteinanderverPDFung meiner Zertifizierungsunterlagen abgeschlossen und daraus ein 60-Seiten-Heft verfertigt. Für meine eigenen Unterlagen habe ich anschließend noch einmal die PDF ausgedruckt und auf der zweiten Seite einen Tippfehler gefunden, den ich mir nicht verzeihen kann.

Meine Bedürfnisse gestern Abend: Feiern. Das Exemplar binden, es genießen, dass diese Mammutarbeit abgeschlossen ist. Durchatmen. Auf dem Nachtspaziergang mit dem Hund meine Erleichterung spüren. Mir war geradezu übel, so erleichtert fühlte ich mich. Ich hatte mal eine Kassette mit einer Meditation von Luise Hay, da sagte die deutsche Stimme: Lasten fallen von Ihren Schultern, und genau so fühlte sich das an gestern Abend.

Heute wurde ich um 6.40 Uhr wach (Hallo? Es ist Ostersamstag…!) und tappte ins Bad. Auf dem Weg sah ich meinen Umschlag an Marianne und wusste:
Heute Morgen ist mein Bedürfnis Schönheit. Und Struktur.

Ich habe den Umschlag aufgerissen und werde gleich meinen wunderbaren Hochleistungsdrucker noch einmal brummen lassen. Das System, das ich mir bezüglich der Seitenzahlen ausgedacht hatte, funktioniert nicht und ist damit einfach verwirrend. Und in mir summt und singt es. Das ist fast so gut wie Seminarunterlagen basteln. Dinge schön machen! Ey, Leute, wisst Ihr, dass ich in meiner Ursprungsfamilie für meine kreativen Gestaltungen ganz oft ausgelacht wurde? Ich habe mal im Kindergarten für meine Mutter zu Weihnachten einen Aschenbecher getöpfert. Als sie ihn auspackte, hat sie sich fast nass gemacht vor Lachen. So war es in meiner Erinnerung auch mit anderen Sachen, die ich gemalt, geklebt und geknetet habe. So kam ich zu dem Schluss, ich hätte keine Gabe zur kreativen Gestaltung. Das habe ich dann eine Weile sogar vergröbert auf „ich habe keinen Geschmack“. Ich werde ganz traurig, wenn ich daran denke. Mit der Digitalisierung wurde es dann besser. Als ich die ersten Dokumente in QuarkXpress layouten konnte, war das ein Geschenk des Himmels, endlich eine Möglichkeit mich auszudrücken.
Im Januar habe ich ja bei Christel Sohnemann einen Visualisierungskurs gemacht und versuche seither, ansprechende Flipcharts zu produzieren. Ey, Leute, ich bin aber auch anspruchsvoll mit mir selbst! Nun also die Zertifizierungsunterlagen. Was ich gestern Abend gemacht habe, ist mir heute schon nicht mehr gut genug. Also: Mit dem zweiten Anlauf erfülle ich mir die Bedürfnisse nach Struktur und Klarheit (Seitenzahlen), nach Schönheit (nicht alles so gedrängt) und Kreativität. Mal ehrlich, dafür kann man das ganze Gefummel mit der Bindemaschine doch ruhig noch mal machen, oder?

So long!

Ysabelle

Würdigung des Lebenswerkes von Marshall Rosenberg

„Lebenswerkfülletopf – love in action – estime pour Marshall“

Diese Nachricht erreichte mich aus der GfK-Trainergruppe bei Yahoo und ich möchte sie gern weiter geben.

Liebe Freundinnen und Freunde der Gewaltfreien Kommunikation,

wir hatten die Idee einen „Lebenswerkfülletopf“ für Marshall und seine Familie einzurichten und alle einzuladen von Herzen in diesen einzuzahlen, was jede und jeder geben möchte.

Wir sind eine Gruppe von Frauen und Männern, die sich auf dem TrainerInnentreffen im Oktober 2012 in Niederkaufungen in Deutschland zusammen gefunden haben. Wir haben von Irmtraud Kauschat (Mitglied im CNVC-Vorstand) von Verhandlungen zwischen dem CNVC-Vorstand und Marshall und Valentina Rosenberg gehört und haben unsere Vermutungen über die Hintergründe dieser Verhandlungen in einem Schriftwechselmit den Rosenbergs überprüft. Es war unsere Annahme, dass die Verhandlungen u.a. das Ziel hatten, für Marshall eine finanzielle Anerkennung seiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Trainer und Berater für das CNVC zu ermöglichen.Wir freuen uns sehr, direkt von Valentina in einer Mail am 13.01.2013 zu lesen, dass alle materiellen und physischen Bedürfnisse von Marshall derzeit erfüllt werden und sie beide keinerlei finanzielle Unterstützung benötigen. Unsere Idee eines Lebenswerkfülletopfes hat sie beide sehr begeistert – Marshall ist sehr berührt und dankbar, dass wir sein Lebenswerk anerkennen möchten und bittet uns, diese Idee weiter zu tragen und finanzielle Beiträge, die daraus entstehen mögen, dem CNVC oder GFK-Gemeinschaften zu spenden. „Such gifts would meet our spiritual needs for celebration of life, contribution, and warmth.“ Unsere ursprüngliche Idee möchten wir nun entsprechend dieser Bitte hiermit veröffentlichen.

Die Idee des Lebenswerkfülletopfes erfüllt uns mit Freude, weil er Menschen, die von der Gewaltfreien Kommunikation inspiriert sind, ermöglicht zu würdigen, was Marshall uns mit seinem Lebenswerk gegeben hat. Hierbei können sich unbegrenzt viele auf unkomplizierte Art so weit sie wollen beteiligen. Diese Aktion – auch bekannt unter Namen wie „Lebenswerkfülletopf – love in action – Estimepour Marshall“ bedeutet finanzielle Unterstützung für das, was Marshall am Herzen liegt – den Aufbau von regionalen Netzwerken, die den sozialen Wandel im Sinne seiner Haltung leben.

Wenn ihr, wie wir, denWunsch habt, auf diese Weise eure Dankbarkeit Marshall gegenüber auszudrücken, für das, was ihr durch sein Lebenswerk erhalten habt, dann laden wir euch dazu ein, das zu geben, was ihr von ganzem Herzen geben mögt. Wir sammeln ab sofort bis zum 31. Dezember 2013 und veröffentlichen die Gesamtsumme, die gespendet wurde, aktuell in einem Spendenbarometer auf der Website von D-A-CH e.V.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten Geld für diese Aktion zu spenden:

1) CNVC oder D-A-CH e.V. Bitte teilt uns mit, wenn ihr das Geld an CNVC spenden möchtet; D-A-CH leitet dies dann zwecks Kostenreduktion gesammelt weiter. Die Kontodaten sind nachfolgend vermerkt. (Bei Spenden an D-A-CH e.V. ist eine Spendenbescheinigung [gültig nur für deutsche Finanzämter] ab einem Betrag über 100 € möglich, wenn ihr diese per Mail (an: buero@gfk-dach.de) mit euren kompletten Daten anfordert.)

D-A-CH für GFK e. V.
GLS-Bank – BLZ 43060967
IBAN: DE56430609677005957700
Konto-Nr. 7005957700
BIC: GENO DE M 1 GLS

2) Einem GFK-Projekt/einer GFK-Gemeinschaft in eurer Region/eurem Land. Bitte teilt uns den Betrag und den Empfänger in einer Mail (buero@gfk-dach.de) mit. Dann wird dies im Spendenbarometer mitgezählt.

3)Ihr wählt selbst einen anderen Zweck, der entsprechend Marshalls Wunsch dem Aufbau von GFK-Gemeinschaften dient und der eure Unterstützung, materiell oder ideell, gut gebrauchen könnte und teilt uns diesen mit. Auch diese Infos werden wir regelmäßig transparent machen auf der Website von D-A-CH.

Auf folgender Seite könnt ihr euch über den aktuellen Stand der Initiative informieren: www.gewaltfrei-dach.eu

Wir wünschen uns, dass unsere Initiative euch zudem anregt, in euren Kreisen darüber nachzudenken, obes noch andere Formen gibt, wie Marshalls Lebenswerk gewürdigt werden kann und diese in die Welt zu bringen. Auf dass unser aller Tun uns als Gemeinschaft nähren und stärken möge. Dieser Brief wird von uns auch ins Englische und Französische übersetzt und wir hoffen auf seine weltweite Verbreitung. Wir laden alle ein, uns dabei zu unterstützen.

In diesem Sinne grüßen euch:

Annett Zupke (Berlin), Christiane Welk (Darmstadt), Doris Schwab (Stuttgart), Iris Kus (Frankfurt), Irmtraud Kauschat (Darmstadt), Jochen Hiester (Koblenz), Lorna Ritchie (Berlin), Michael Dillo (Solothurn), Vivet Alevi (Berlin)

Feed me!

Hallo, Welt!
In diesen Tagen trudeln diverse Feedbacks bei mir ein. Es wird ernst in Sachen Zertifizierung. Gerade las ich eins, das meine Freundin Anke mir gestern Abend mitbrachte.
http://www.youtube.com/watch?v=0a9gCN2NBcs
Und wie die Pflanze Audrey II aus dem Musical „Little Shop of Horrors“ möchte ich rufen: Feed! Me! Bei mehreren Kolleginnen habe ich schon nachgefragt, ob sie nicht noch was Negatives hätten. „Da muss doch was sein, was dir nicht so gut gefällt oder was ich verbessern kann…“ Und nur auf mein Drängen hat meine Freundin B. noch aufgenommen, dass sie sich Sorgen um meine Gesundheit macht, weil ich es mit den Pausen ja nicht so habe. Und auch Anke meinte gestern Abend, „ich hätte höchstens mit rein schreiben können, dass ich fürchte, du übernimmst dich. Aber das muss da ja nicht zwingend mit rein…“

Also, ICH sehe mich da viel kritischer. Es ist ja nett, dass Ihr mir so warme Rückmeldungen gebt. Aber wieso schreibt Ihr da nicht rein, dass ich noch immer zu viel rede? Und dass es Situationen gibt, in denen ich Lösungsvorschläge mache, statt Empathie zu geben? Und dass es Momente gibt, da schmolle ich erst mal ne Runde… Ihr wisst das doch alle! Ich bin mir auch nicht sicher, ob die Leute immer das kriegen, was sie wollen. Ich denke, ich weiß es und lauf dann schon mal los. Und gelegentlich bin ich zu schnell. Hallo! Wieso schreibt das keiner ins Feedback? Das sieht ja nachher womöglich so aus, als hätte ich ein paar Klatschaffen gebeten, mir ein Feedback zu geben…

Ihr merkt es schon. Hier ist ein Wolf am Start. Und zwar einer, der mit Wertschätzung überhaupt nicht umgehen kann. Der Gläser grundsätzlich halb leer findet. Zu meinen Aufgaben gehört ja auch, diese Feedbacks einzuordnen. Mal sehen, was mir dazu noch einfällt. Das Erstellen der Trainingsliste ist ja auch von einer lästigen Pflicht zur Jubelveranstaltung mutiert. Wer weiß, vielleicht feiere ich auch noch die Rückmeldungen… Im Moment brüte ich noch immer über den Schlüsselunterscheidungen. Und das macht mir Freude. Tatsächlich!

So long!

Ysabelle

Hinter jeder Sucht stecke eine Sehnsucht

Hallo, Welt! Ein Buch mit eben diesem Titel steht bei mir im Seminarraum im Regal. Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich es gelesen habe, aber es ist noch immer aktuell.

Zurzeit habe ich einen kleinen Hund in Pflege. Wenn er seine Ohren spielen lässt, könnte ich dahin schmelzen. Er ist freundlich, verträgt sich mit den Katzen und genießt Spaziergänge um den Hafen. Ein Teil von mir begrüßt es sehr, dass Wauwi jetzt gerade hier ist, denn so erfülle ich mir die Bedürfnisse nach Struktur, Bewegung und frischer Luft. Und gleichzeitig nehme ich wahr, dass der Hund mich an dem hindert, was ich im Moment viel lieber machen würde: Arbeiten.
Am liebsten wäre es mir, ich könnte um acht am Schreibtisch sitzen und abends um zehn den Computer schlafen schicken. Meine Katzen sind es gewohnt, dass sie mich hier nicht weg kriegen. Manchmal greifen sie zum Äußersten und legen sich auf die Tastatur. Ich mag nicht essen, weil das nur aufhält, und wenn sich dann irgendwann doch der Hunger schneidend meldet, stopfe ich irgendetwas in mich hinein. Bloß keine Störung von der Arbeit…
AAS, die Anonymen Arbeitssüchtigen, schreiben auf ihrer Seite:

Sind dir einige der folgenden Symptome vertraut?
Du hast Angst vor der Arbeit und brauchst lange, um endlich anzufangen.
Du kannst dich nicht auf die Arbeit konzentrieren und verzettelst dich oft.
Du nimmst dir viel zu viel vor und arbeitest bis zur völligen Erschöpfung.
Du beurteilst dich und deinen Tag fast ausschließlich nach der Menge der geleisteten – mehr noch der nicht geleisteten – Arbeit.
Dein Perfektionsanspruch lähmt dich oft völlig bei der Arbeit.
Du weist Kontakte, Einladungen und Unternehmungen mit dem Hinweis auf „zuviel Arbeit“ zurück.
Du kannst zwischen Freizeit und Arbeitszeit nicht trennen und denkst auch in der Freizeit dauernd an die Arbeit (und umgekehrt).
Du stehst häufig unter Zeitdruck.
Du möchtest möglichst viel in kurzer Zeit und mit geringem Aufwand erreichen.
Du glaubst, „erst etwas leisten“ zu müssen und dir dein Lebensrecht durch Arbeit beweisen zu müssen.
Du schämst dich deiner Arbeitsschwierigkeiten oder Arbeitssucht und magst mit niemandem darüber sprechen.
Jeder von uns kennt eines oder mehrere dieser Symptome. Wir versuchen deshalb, unseren Schwierigkeiten gemeinsam zu begegnen und stützen uns dabei auf das Zwölf-Schritte-Programm der anonymen Selbsthilfegruppen (mit Einverständnis der AA Grapevine).

ich habe sechs Treffer. Besonders spricht mich an:

Du glaubst, „erst etwas leisten“ zu müssen und dir dein Lebensrecht durch Arbeit beweisen zu müssen.

Gestern hatte ich mit einer Kollegin eine wundervolle Arbeit. Dabei sind wir auf eine Reise in mein Inneres gegangen und haben dort allerlei Neues erfahren. Unter anderem meldete sich meine Großmutter, um mich zur Arbeit anzutreiben. Und in einem Gespräch mit Simran vor einigen Wochen ist mir noch einmal ganz deutlich geworden, wie kostbar mir Gemeinschaft ist und dass es in mir den Glaubenssatz gibt, ich müsse permanent Höchstleistungen liefern, um dieser Gemeinschaft anzugehören. Und wenn ich meinen eigenen Ansprüchen nicht genüge, macht das nur wieder neuen Druck…

In diesen Tagen sitze ich über der Vervollständigung meiner Zertifizierungunterlagen und stöbere daher intensiv in alten Papierstapeln und Tagebüchern. Ich kann sehen, dass dieses Muster über 30 Jahre alt ist. Nach der Geburt meines Sohnes kämpfte ich mit Leistungsanforderungen: Wie muss eine perfekte Mutter sein? Und was bin ich für eine Versagerin, dass ich das nicht hinkriege. Ich habe mich und das Kind mit diesem Druck total wuschig gemacht… Und es gibt genug andere Beispiele aus den letzten 30 Jahren, die diesen Druck illustrieren.

Heute merke ich die Veränderung, die durch die GfK in mein Leben gekommen ist. Und ich sehe mit Schrecken, wie un-bewusst ich früher mit diesem Druck umgegangen bin. Ich hatte gar keine Möglichkeit, ihn anzuschauen, zu prüfen, wie möchte ich denn gern damit umgehen? Heute stelle ich fest: Boah… da ist Druck! Und dann versuche ich herauszufinden, welches wunderbare Bedürfnis da gerade befriedigt werden möchte. Immer wieder stoße ich dabei auf meine Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Gemeinschaft. Manchmal ist es auch so, dass ich durch die Arbeit einfach in Flow komme und es genieße. Und das ist auch in Ordnung. Was ich ändern möchte, ist dieser Druck zu arbeiten. Ich möchte freiwillig und freudig arbeiten, vor allem aber auch Pausen machen oder mit guten Gewissen entscheiden: Das mache ich nicht, und das ist auch ok so…
Ein Lernfeld! Und gleichzeitig bin ich dankbar für die Bewusstheit, die ich durch das alltägliche Praktizieren der GfK entwickeln durfte. Wenigstens merke ich jetzt, was los ist…
Und da sitzt ein kleiner Hund im Sessel und dreht die Ohren wie Radarschüsseln. Ich glaube, er würde es genießen, jetzt eine Runde zu laufen. Scheint eine gute Idee zu sein. Und hinterher vervollständige ich die Texte fürs Handout vom Hamburger Institut für Gewaltfreie Kommunikation, das allmählich Fahrt aufnimmt. Und dann geht es wieder an die Schlüsselunterscheidungen. Habt Ihr eine Vorstellung, was eine idiomatische Giraffe ist? Ich halte Euch auf dem Laufenden 😉

So long!

Ysabelle

Scary Honesty

Wieviele Königsklassen gibt es eigentlich in der GFK?

– Antje T.

Vor ein paar Tagen kam mir der Gedanken ‘ich kann GFK’.

Ich hab mir ein paar Seminarbeschreibungen angesehen und dachte mir, das reizt mich nicht, das kann ich schon, das da könnte ich selbst unterrichten…und dabei hab ich ein bißchen aus dem Blick verloren, worum es bei der GFK eigentlich geht.

Heute habe ich jemanden den ich sehr lieb habe eine eMail geschrieben. Und ich habe gemerkt wie verdammt schwer es ist, wirklich ehrlich zu sein. Nein, schwer trifft es nicht…ich habe gezittert vor Angst, jedes Wort auf die Goldwage gelegt und jede Formulierung dreimal überprüft.
Am Ende habe ich nicht genau das geschrieben, was ich gerne geschrieben hätte – ich hatte zuviel Angst vor dem, was meine Worte vielleicht auslösen könnten. Ich hätte gerne geschrieben wie sehr ich diese Person lieb habe, wieviele meiner Bedürfnisse durch die Nähe zu ihr erfüllt werden und wieviel Angst ich davor habe,  sie aus den Augen zu verlieren, so sehr dass es mir den Magen umdreht wenn ich an Abschied denke.

Und ich habe es nicht so geschrieben. Ich habe es zurückhaltender formuliert, weil mir die Freiheit meines Gegenübers wichtig ist und ich sie nicht einschränken möchte. Weil genau jene Angst mich beherrscht hat, und die Ehrlichkeit, das auszusprechen vielleicht zu dem führen würde, was ich fürchte – Rückzug, Beziehungsabbruch. Sagt mir mein Kopf.

Scheiße nochmal, ich gehe diesen Weg jetzt fünf Jahre und habe viele harte Gespräche hinter mir. Und noch immer gibt es Situationen die mir so essentiell erscheinen dass ich eine Woche für fünf Zeilen eMail benötige.

Seit ein paar Monaten trainiere ich Shotokan-Karate. Im Karate-Do zeigt die Silbe ‘Do’ an, dass es ein lebenslanger Weg ist. Kein Mensch auf diesem Planeten kann perfekt Karate, jeder Karateka lernt dazu bis er im Rollstuhl sitzt. Und ist immer wieder konfrontiert mit Phasen, in denen es nicht vorangeht und er denkt, er wird immer schlechter, einfach weil die Aufmerksamkeit immer mehr geschult wird. Was man früher gar nicht bemerkt hat wird plötzlich unüberwindbar.

Ich beginne zu begreifen, was das für meinen Weg mit der GFK bedeutet. Und ich beginne zu akzeptieren, dass mir Zugehörigkeit, Anerkennung, Liebe und Gemeinschaft so wichtig sind, dass es sich wie sterben anfühlt, wenn diese Bedürfnisse bedroht scheinen.

Ich möchte gerne dahinkommen, diese Bedürfnisse als Geschenke für andere Menschen zu betrachten, nicht als Bürde. Manchmal klappt das besser, momentan bin ich Lichtjahre davon entfernt. Ich würde dieser Person gerne so ehrlich schreiben, wie ich es mich hier traue. Würde mich gerne ehrlich mit allem zeigen, was in mir lebendig ist und schauen, wie die Antwort aussieht und wie ich mit ihr umgehe. Für mich entspricht das ungefähr der Prüfung zum dritten Schwarzgurt in Giraffe.

Vielleicht liest du das hier ja zufällig eines Tages und fühlst dich angesprochen.
Und vielleicht werde ich mich irgendwann trauen, radikal ehrlich zu sein zu den Menschen die mir wirklich etwas bedeuten.

Markus

Kraut & Rüben (18)

Hallo, Welt!
Es gibt Neuigkeiten, Dinge zu feiern und Dinge zu betrauern… Die vergangenen Wochen waren gepackt voll, ich habe es nicht geschafft, Euch auf dem Laufenden zu halten. Am Freitag habe ich mein Printprojekt abgeliefert. Pünktlich, obwohl ich noch vier Tage mit schwerer Erkältung im Bett lag.

Dann bin ich nach Bremen weiter gefahren. Dort fand an diesem Wochenende das Abschluß-Modul der Mediationsausbildung statt. Sonntagnachmittag bin ich mit einem schönen Zertifikat wieder abgereist. Ich wünschte ich hätte die Zeit, genüsslich durch meinen Mediationsordner zu blättern und mich an den vielen Informationen zu freuen. Die Anfrage, die ich zwischenzeitlich wegen einer Mediation hatte, ist vor zwei Stunden abgesagt worden. Ich bin nicht traurig drum. Erstens war das ein dickes Brett und zweitens kann ich im März keine Termine mehr annehmen. Ich arbeite an meinen Zertifizierungsunterlagen. Am besten Tag und Nacht.

Gestern endete der wunderbare Einführungskurs in Elmshorn. Selten hat mir ein Kurs so viel Freude gemacht wie gerade dieser in der Selbsthilfegruppe. Und ich konnte viel von Christels Visualisierungskurs umsetzen. Ich merke, dass es mir hilft das Seminar zu strukturieren, wenn ich zuvor die Flipcharts vorbereite und mir auf diese Weise Gedanken mache, wie ich die Themen aufbereiten will. Hier mal ein kleines Beispiel:


Die Teilnehmer haben mir zum Abschied einen wunderbaren Frühlingsstrauß geschenkt und zwei Menschen haben mir ins Ohr geflüstert, sie würden gern weiter machen.

Für Bremen hatte ich übrigens eine Abschlussarbeit zum Thema „Interpretationsgefühle“ angefertigt. Auch noch… Unsere Seminarleiterin hatte die Idee, dass ich meine Gedanken zu einzelnen Worten dann der Gruppe vorlese. Stammleser dieses Blogs kennen diese „Interpretationsgefühle“ schon aus der Rubrik „Wortschätzchen“. Zu meinem großen Erstaunen haben mich mehrere Teilnehmer geradezu ermutigt, aus diesen Wortschätzchen Podcasts zu machen. Wie findet Ihr die Idee?
Ach ja… auch ein Grund zu feiern. Diesen Blog gibt es jetzt seit 2010. In dieser Zeit habe ich rund 650 Postings verfasst. Und JETZT hatten wir den 100 000. Klick. Nahezu 20000 Besucher waren auf dieser Seite und rund 100000 Page Impressions hat der Zähler festgehalten. Leider habe ich in den vergangenen Tagen auch wieder an die 100 Spam-Kommentare weggelöscht. Wie mühsam…

… und dann kommt der morgige Tag. Ich werde meine Mutter aus dem Krankenhaus abholen und nach Hause bringen. „Austherapiert“ ist anscheinend das Fachwort. Ich bin wie paralysiert vom Verhalten der Ärzte. Wie „cool“ sie einer Patientin sagen, sie kann nie wieder Kaffee trinken und nie wieder ein Stück Schokolade essen… nie wieder auf der Seite schlafen… Genauer gesagt sagen sie das gar nicht. Sie sagen solche Sachen wie: Sie kommen ja mit der PEK gut zurecht… Das ist die Magensonde, mit der meine Mutter seit drei Jahren künstlich ernährt wird. Und wenn man dann nachliest, was das Ärztekauderwelsch eigentlich bedeutet, findet man Infos wie:

Präoperativ

Schon vor der Operation sollten die durch den Verlust der Stimme zu erwartenden Kommunikationsschwierigkeiten angesprochen werden. Dabei wird im Vorfeld festgestellt, wie sich der Patient am besten mitteilen kann. Beispielsweise können schon Schreib- oder Symboltafeln bereitgehalten werden, oder es werden bestimmte Gesten, Klopf- oder Fingerzeichen als Code vereinbart und dokumentiert.

Pneumonieprophylaxe
Ultraschallvernebler

zur Pneumonieprophylaxe:

Bronchialsekret über Tracheostoma regelmäßig absaugen, da es nicht abgehustet werden kann
Um das Atemwegssekret flüssig zu halten, wird die Atemluft über Inhaliergeräte oder per Ultraschallvernebler angefeuchtet, da die physiologische Befeuchtung über die oberen Luftwege entfällt.

Da bei zähem Schleim die Kanüle noch häufiger verschmutzt, sich dadurch das Lumen verengt und in Folge dessen ein noch häufigerer Kanülenwechsel ansteht, ist der Einsatz solcher Geräte sinnvoll.

Komplikationen

Bei einem Tracheostoma mit liegender Trachealkanüle können folgende Probleme oder Komplikationen auftreten:

Dislozierung
Dekanülierung
Infektion des Tracheostomas
Druckulzera (Zu starker Cuff-Druck über längere Zeiträume oder schlecht sitzende Kanülen)
Hautemphysem (Entweder durch falsche Kanülenposition oder durch eine zu kleine Kanüle bedingt)
Trachealstenosen
Tracheomalazie (Durch den lange anhaltenden Druck von Kanüle/Cuff auf den Knorpel)

Notfall

Atemnot oder Blutungen sind Komplikationen, die bei Patient und Angehörigen zu Angst oder sogar Panik führen können. Daher ist es ratsam, diese möglichen Problematiken schon im Vorfeld mit allen Beteiligten anzusprechen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen bzw. bereitzustellen:

– Eine Anleitung zur geeigneten Lagerung mit praktischer Übung sollte in der gewohnten Umgebung des Patienten stattfinden.
– Die im Notfall benötigten Geräte (z.B. zum Absaugen), Instrumente, sedierende Medikamente und blutstillende Materialien sollten sich immer in unmittelbarer Nähe zum Aufenthaltsort des Patienten befinden, so dass Helfer den Raum nicht verlassen müssen.

Der Patient sollte sich frühzeitig mit der Frage auseinandersetzen, wie weit operative und intensivmedizinische Maßnahmen gehen sollen oder ob im Ernstfall eine Sedierung bis zum Eintritt des Todes gewünscht wird. Die jeweilige Entscheidung sollte respektiert und als Patientenverfügung dokumentiert werden. Unrealistische Vorstellungen bezüglich medizinischer Möglichkeiten sollten allerdings einfühlsam ausgeräumt werden, damit es in kritischer Situation nicht zu unangemessenen Diskussionen kommt.

Betont werden sollte, dass die beschriebenen Notfallsituationen eher die Ausnahme am Lebensende sind. In den meisten Fällen kommt es zu einem friedlichen Sterben, z.B. im Rahmen einer langsam fortschreitenden Anämie bei anhaltenden Sickerblutungen.

Herzlichen Dank!
Die Stimmung am Krankenbett ist sehr gedrückt. Ich denke in diesen Tagen viel an Marshall. „Come and play with my pain…“. Ich versuche einfach nur für meine Mutter da zu sein. Dienstag habe ich sogar dem Arzt Einfühlung gegeben. Den Job möchte ich auch nicht haben… Insgesamt bin ich am Ende meiner Kraft. Dienstag ist mir am Krankenhaus noch ein Motorroller-Fahrer ins Auto gerutscht, wieder mal ein Blechschaden. Also noch mal in die Werkstatt, die Versicherung… ich bin müde.

So sieht es gerade aus bei mir. zum Glück habe ich tatkräftige Unterstützung und Montagabend hat mir Simran K. Wester persönlich Einfühlung gegeben. Seitdem geht es mir mit einem meiner Antreiber ein bisschen entspannter.

Das wars für heute als Update. Ihr Lieben, die Ihr in diesen Tagen nach meinem Wohlergehen gefragt habt: Danke dafür! Es geht doch nichts über eine wärmende Giraffengemeinschaft.

So long!

Ysabelle

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