Scary Honesty
Wieviele Königsklassen gibt es eigentlich in der GFK?
– Antje T.
Vor ein paar Tagen kam mir der Gedanken ‘ich kann GFK’.
Ich hab mir ein paar Seminarbeschreibungen angesehen und dachte mir, das reizt mich nicht, das kann ich schon, das da könnte ich selbst unterrichten…und dabei hab ich ein bißchen aus dem Blick verloren, worum es bei der GFK eigentlich geht.
Heute habe ich jemanden den ich sehr lieb habe eine eMail geschrieben. Und ich habe gemerkt wie verdammt schwer es ist, wirklich ehrlich zu sein. Nein, schwer trifft es nicht…ich habe gezittert vor Angst, jedes Wort auf die Goldwage gelegt und jede Formulierung dreimal überprüft.
Am Ende habe ich nicht genau das geschrieben, was ich gerne geschrieben hätte – ich hatte zuviel Angst vor dem, was meine Worte vielleicht auslösen könnten. Ich hätte gerne geschrieben wie sehr ich diese Person lieb habe, wieviele meiner Bedürfnisse durch die Nähe zu ihr erfüllt werden und wieviel Angst ich davor habe, sie aus den Augen zu verlieren, so sehr dass es mir den Magen umdreht wenn ich an Abschied denke.
Und ich habe es nicht so geschrieben. Ich habe es zurückhaltender formuliert, weil mir die Freiheit meines Gegenübers wichtig ist und ich sie nicht einschränken möchte. Weil genau jene Angst mich beherrscht hat, und die Ehrlichkeit, das auszusprechen vielleicht zu dem führen würde, was ich fürchte – Rückzug, Beziehungsabbruch. Sagt mir mein Kopf.
Scheiße nochmal, ich gehe diesen Weg jetzt fünf Jahre und habe viele harte Gespräche hinter mir. Und noch immer gibt es Situationen die mir so essentiell erscheinen dass ich eine Woche für fünf Zeilen eMail benötige.
Seit ein paar Monaten trainiere ich Shotokan-Karate. Im Karate-Do zeigt die Silbe ‘Do’ an, dass es ein lebenslanger Weg ist. Kein Mensch auf diesem Planeten kann perfekt Karate, jeder Karateka lernt dazu bis er im Rollstuhl sitzt. Und ist immer wieder konfrontiert mit Phasen, in denen es nicht vorangeht und er denkt, er wird immer schlechter, einfach weil die Aufmerksamkeit immer mehr geschult wird. Was man früher gar nicht bemerkt hat wird plötzlich unüberwindbar.
Ich beginne zu begreifen, was das für meinen Weg mit der GFK bedeutet. Und ich beginne zu akzeptieren, dass mir Zugehörigkeit, Anerkennung, Liebe und Gemeinschaft so wichtig sind, dass es sich wie sterben anfühlt, wenn diese Bedürfnisse bedroht scheinen.
Ich möchte gerne dahinkommen, diese Bedürfnisse als Geschenke für andere Menschen zu betrachten, nicht als Bürde. Manchmal klappt das besser, momentan bin ich Lichtjahre davon entfernt. Ich würde dieser Person gerne so ehrlich schreiben, wie ich es mich hier traue. Würde mich gerne ehrlich mit allem zeigen, was in mir lebendig ist und schauen, wie die Antwort aussieht und wie ich mit ihr umgehe. Für mich entspricht das ungefähr der Prüfung zum dritten Schwarzgurt in Giraffe.
Vielleicht liest du das hier ja zufällig eines Tages und fühlst dich angesprochen.
Und vielleicht werde ich mich irgendwann trauen, radikal ehrlich zu sein zu den Menschen die mir wirklich etwas bedeuten.
Markus