Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

…wir machen uns alle Sorgen!

Hallo, Welt!
Meine Mutter ist gestern ins Krankenhaus gekommen. Sie musste dringend ärztlich versorgt werden und jetzt besteht der Verdacht, dass ihre Krebserkrankung zurückgekehrt ist.
Ich habe eben mit ihr gesprochen und versucht, ihr Einfühlung zu geben. Dabei geht es um solche Themen wie „man hat meinen Koffer nicht ausgepackt, ich habe nicht mal meine Hausschuhe“ und der fehlende Kontakt zur Außenwelt. Kein Telefon am Bett… und das Handy mag sie nicht benutzen und hat es mir vor einigen Monaten zurückgegeben.
Sie gab mir dann den Auftrag, ein paar Leute zu informieren, dass sie eben zurzeit im Krankenhaus liegt und auch die nächsten Tage nicht erreichbar sein wird. So rief ich eben bei dem Pflegedienst an, der sie üblicherweise betreut. Die Mitarbeiterin trug mir auf: „Sagen Sie ihr, wir machen uns alle Sorgen um sie…“
Ich musste lachen. „Das werde ich ihr mit Sicherheit nicht sagen. Dann fühlt sie sich auch noch schlecht, weil sie Ihnen Sorge bereitet!“ „Da haben Sie eigentlich Recht…“, sagte die Mitarbeiterin überrascht. Und ich schlug vor: „Ich werde ihr sagen, dass Sie ihr alle die Daumen drücken und sich freuen, wenn sie wieder zu Hause ist.“ Spürbare Erleichterung am anderen Ende des Telefons: „Ja, das sagen Sie mal! Das ist ja auch viel schöner…“
Fazit: Wir brauchen mehr Gewaltfreie Kommunikation in der Welt.

So long!

Ysabelle

Lokis bange Minuten

Hallo, Welt!
Gerade schnupperte ich mal wieder bei Bild online vorbei. Wenn ich in meinem erlernten Beruf unterwegs bin, ist die Nachrichtensuche noch immer eingebaut. Dabei stieß ich auf die Schlagzeile:

VERABSCHIEDUNG IM SCHLOSS BELLEVUE
Schavans schwerste Minuten

Und ich dachte bei mir: Was denkt denn wohl Frau Schavan über sich oder über diese ganze Affäre, dass das jetzt ihre schwersten Minuten sein sollten? Fühlt sie sich schuldig (das ist übrigens kein Gefühl, Leute)? Oder spürt sie Scham? Ich persönlich glaube ja nicht, dass sie irgendjemanden absichtlich getäuscht hat. Sie war halt extrem lässig mit den Zitaten. Ich erinnere mich an die 70er Jahre an der Uni. Ey, da hat man manches nicht so eng genommen. Aber egal: Wenn man ihr nicht gerade im Schloss Bellvue zwei Sack Kartoffeln um den Hals hängt, können das ja nur dann ihre schwersten Minuten sein, wenn sie etwas „Schweres“ denkt…

Vor vielen, vielen Jahren stand im Stern mal ein Witz, über den ich mich noch heute schwindelig lachen kann. Ich habe ihn gern meinen Volontären in der Ausbildung erzählt, weil er die Presselandschaft so schön illustriert.

Zur Zeit, als Helmut Schmidt noch Bundeskanzler war – weiland in Bonn – lud er die Bundespressekonferenz zu einer Fahrt auf einem Rheindampfer ein. In Höhe der Loreley schwang er sich über die Reling und wandelte über das Wasser.

Die Schlagzeilen der Presse am nächsten Tag:
Bild: Kanzler kann nicht schwimmen
Deutsche Verkehrszeitung: Kanzler behindert Rheinschifffahrt
Bayernkurier: Der Kanzler kehrte auf halbem Wege um
Die Zeit: Kanzlers Rheinüberquerung: Mythos und Analyse
Das neue Blatt: Lokis bange Minuten

Ich liebe es! Das ist die Regenbogenpresse. Sie bricht die Geschichte runter auf Gefühle. Oder Pseudogefühle.
Loki hatte nach diesem Witz wohl deshalb bange Minuten, weil sie fürchtete, ihr Helmut könne Schaden nehmen. Und Frau Schavan? Wieso hat sie gerade ihre schwersten Minuten? Nach Mutmaßung von Bild online wahrscheinlich deshalb, weil sie einen Job aufgeben muss, den sie sehr gern gemacht hat.

Mal unter uns: Frau Schavan ist 57 Jahre alt und geht jetzt mit rund 11000 Euro in Rente. Leute, davon lässt’s sich doch leben… Unter diesen Umständen finde ich so einen Abschied nicht besonders schwer. Und das Getöse um ihre Schummelei? Der Hund bellt, die Karavane zieht weiter. Irgendwann kräht da kein Hahn mehr nach. Den Leuten in ihrem Wahlkreis scheint das eh schnuppe zu sein, die haben sie jedenfalls wieder aufgestellt. Nach dem Abschied ist vor der Wahl… Und am Wahlabend gibt es dann wieder „bange Minuten“…

So long!

Ysabelle

Kraut & Rüben (17)

Hallo, Welt!
Schon wieder sind mindestens 15 wichtige Postings nicht geschrieben. Deshalb heute ein „Kraut & Rüben“, um Euch ein Update zu geben.

Seit fast zwei Wochen habe ich nun wieder einen Bürojob. Erfreulich ist, dass Geld rein kommt. Und mein Auftraggeber schrieb mir gestern:

Ich bin der Meinung, dass die einzige Meinung auf die ich Wert lege, Deine ist. Du bist der Kopf des Projektes – und wenn Dein Dienstleister Scheiße auftischt, dann muss das auch als Scheiße benannt werden. Oder zumindest als nicht passend vor dem Hintergrund des Briefings.
Herantasten gut und schön – aber Du hast glaube ich ja eine ganz gute Vorstellung von dem, was Du sehen willst und das sollte er dann auch umsetzen nach der kritischen Auseinandersetzung. Innerlich entsetzt reicht nicht, spring ihm ins Gesicht 🙂 Du musst da wirklich nicht zurückhaltend sein, Du bist die Fackel, die den anderen den Weg leuchtet.

Das berührt mich schon sehr. Ich habe nicht die Absicht, jemandem ins Gesicht zu springen. Aber dieses Vertrauen meines Auftraggebers löst in mir Wärme, Freude, auch ein bisschen Trauer aus. Erfüllte Bedürfnisse: Wertschätzung, Gesehen werden, Vertrauen. Ein paar unerfüllte sind auch dabei, zum Beispiel hätte ich auch gern Respekt für meinen Dienstleister. Und MEIN Bedürfnis nach Verbindung erfüllt sich auf diese Weise nicht so wirklich.

Anyhow, die halbe Zeit meiner Anstellung ist vorbei, ich bin gut im Zeitplan und hoffe, dass wir ein attraktives Ergebnis erzielen.

Am vergangenen Wochenende war ich zum Netzwerktreffen in München. Leute, davon habe ich mich noch nicht wieder erholt! Mein Leben ist bereichert durch den intensiven Austausch mit einem alten Freund, der mir für die Münchner Tage sein Schlafzimmer spendiert hat. Ich bin dankbar, dass sich Gudrun Haas die Zeit genommen hat, mit mir über das Vertragswerk vom CNVC zu sprechen. 16 Seiten über die Aufgaben und Verpflichtungen eines Organizers – das hat mich lange geradezu paralysiert. Aber nach dem Austausch mit Gudrun konnte ich „schwups“ den Rest zu Ende durcharbeiten und hatte die Klarheit, die ich brauchte, um dem Center „yes“ zuzurufen.
Dann ist mir ein neues GfK-Buch ins Haus geflattert. Es ist eigentlich ein altes:
In einer der Runden zitierte Ingrid Holler diesen Titel. Wie ich jetzt weiß, hat sie 2006 das Vorwort dazu geschrieben. Anscheinend war es das erste GfK-Buch, das jemals auf deutsch erschienen ist. Ich habe gestern Abend reingeguckt und bin beglückt. Wayland Myers hat bei Marshall gelernt und seine Erfahrungen mit der GfK beschrieben. Zum einen bleibt er wertschäzend gegenüber seinem früheren Kommunikationsstil, zum anderen ordnet der die GfK ein. Und das erinnerte mich gestern Abend sehr an meine Diskussionen in München. GfK wie ICH sie verstehe… Da gab es nämlich einige Runden, wo heftig darüber diskutiert wurde, wie Marshall etwas sieht. Und in manchen Momenten kam ich mir vor wie in einem Bibel-Interpretationskurs. Ich erinnerte mich, wie ein Freund von einer Bewegung namens „What would Jesus do“ erzählte. Vielleicht sollte ich mir ein Giraffenfell umschnallen, um mich immer wieder fragend daran zu erinnern, was Marshall jetzt wohl tun oder sagen würde… *S*C*H*E*R*Z*
Zum einen weckt diese Diskussion in mir den Wunsch, es möge eine Interviereihe mit Marshall geben, in der seine Jünger (ey, wie einst bei Baghwan…) Fragen stellen können und der erleuchtete Meister gibt Antworten. Was reden wir uns die Köpfe heiß, was Marshall unter Spiritualität oder sozialem Wandel versteht? Leute, NOCH kann er gefragt werden! Zum zweiten kann ich nicht so ganz sehen, dass wir uns in einem zementierten Kanalbett bewegen. Das ist Marshalls Weg und das ist Marshalls Ansicht und du kannst hier nur aktiv sein, wenn du auf seiner Schleimspur unterwegs bist… Wa? Ich glaube nicht!
Mit Dominik Barter sitzt zum Beispiel jemand im Board vom CNVC, der durchaus seinen eigenen Weg in Bezug auf Gefühle und Bedürfnisse hat. Und er sitzt nicht etwa dort, weil er papageiengleich nachplappert, was Marshall sagt. Leute, lasst uns nicht das Denken an der Garderobe abgeben. Die Welt verändert sich, und wenn wir in Marshalls Schuhen stehen bleiben, werden wir einbetoniert. Wir müssen uns bewegen, in seinem Sinne, nach den Werten, die die spirituelle Seite der GfK ausmachen. Mit Abziehbildern ist uns nicht gedient. So seh ich das.

Am Montag hatten wir außerdem eine Tagung des Hamburger Instituts für Gewaltfreie Kommunikation. 2014 wird es eine Jahresausbildung geben. Jetzt laufen die Vorbereitungen an. Außerdem arbeiten wir am Handout (Leute, das wird klasse!) und am Webauftritt. Wie bereits mehrfach ausgeführt: Mir ist nicht langweilig.

Ich bin außerdem total dankbar für die Dienstagsgruppe, die ich zurzeit unterrichten darf. Elf Männer und vier Frauen waren es voriges Mal. So viele Männer in einer GfK-Gruppe… hu! Es ist schön! Wunderschön! Ich merke, wie ich voller Freude noch nachts neue Folien laminiere, die Dinge, die Christel mir im Visualisierungskurs aufgezeigt hat, anzuwenden versuche. Ja! Da geht mein Herz auf! Das Seminar erfüllt mein tiefes Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit und Beitragen.

Noch eine Info: Der Webshop von Bridget Belgrave, eine der Erfinderinnen des GfK-Tanzparketts, hat gerade Ausverkauf. Wer also noch auf der Suche nach Puppen oder Ohren ist, kann hier vielleicht ein Schnäppchen machen.

Ach… ehe ich es vergesse: Die neuen Bedürfniskarten Kompakt sind da. Tatsächlich waren 1000 Stück innerhalb eines Jahres ausverkauft. Ende vorigen Jahres hatte ich zwei große Bestellungen – eine für eine Schule, die ich dann kostenlos verdoppelt habe – und eine für eine Trainerin (200 Stück, das war’s dann…). Nun haben wir eine 2013-Farbe. Ihr könnt also wieder bestellen. Der Preis ist geblieben: Eine Karte ein Euro plus Porto, ab zehn Karten Portofreier Versand.

Und bei Euch?

So long!
Ysabelle

Grüße aus der Welt der Arbeit

Hallo, Welt!
In meinen Verhandlungen in Bezug auf den neuen Job bin ich an einem Wendepunkt angekommen. Gestern erreichte mich eine Mail, die ich nur schwer lesen konnte. Mit viel gutem Willen erkenne ich, dass mein Auftraggeber gerade sehr unter Druck ist, sich Leichtigkeit und Effizienz wünscht. Aber mein Vorname ist Ysabelle und nicht „Melanie“, und wenn ich Rückfragen zu meinem Arbeitsvertrag habe, möchte ich nicht gespiegelt bekommen, solche Anfragen seien jetzt gerade mal irrelevant.
Ich konnte schnell die Bedürfnisse benennen, die da bei mir gerade im Mangel sind: Respekt, Anerkennung, Wertschätzung, Augenhöhe, Schutz, Klarheit. Ich konnte auch die Gefühle benennen: Erschrocken, frustriert, hilflos oder vielleicht sogar ohnmächtig, verwirrt, besorgt und ärgerlich. Trotzdem blieb ich gestern tagsüber in einer seltsamen Verfassung hängen, müde, lethargisch, ohne Antrieb.
Gestern Abend schenkte mir das Schicksal eine Skype-Sitzung mit Gabriel. Oh, wie schön! Danach konnte ich ein paar Dinge klarer benennen und entdeckte für mich die ersten Anzeichen einer Richtung, in die ich mich vielleicht bewegen könnte. Der Knüller kam aber erst heute Morgen, als ich eine Mail von Gabi Klenke aufmachte, die mich gerade beim Thema „Schlüsselunterscheidungen“ unterstützt. Folgende Zitate füllten sofort wieder Energie in meinen Tank:

*1.**Selbstempathie – Ausagieren, Unterdrücken oder Schweigen in Gefühlen*

Selbstempathie bedeutet für mich, bewusst wahrzunehmen, was gerade lebendig ist, welche Gefühle und Bedürfnisse da sind. Durch diese Klarheit erreiche ich innere Entspannung und kanndann ehrlich
ausdrücken, was ich brauche. Wenn ich meine Lebendigkeit nicht wahrnehme, werde ich in automatischen Reaktionen feststecken, z. B. Herausschreien von Äußerungen, Schweigen und Rückzug, Opfer sein.

und die zweite:

*Respekt vor Autorität* *Angst vor Autorität*

Ich höre die Gefühle und Bedürfnisse meines Gegenübers und nehme meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahr, kann mich bewusst äußern und behalte meine Freiheit.

Ich nehme meine Gefühle und Bedürfnisse nicht wahr, reagiere unbewusst und verliere meine Freiheit.

Jaaaa!!! Ich bin kein Opfer! Ich habe Handlungsoptionen! Ich muss keineswegs alles schlucken, was mir vorgesetzt wird. Ich kann für mich einstehen UND in Verbindung bleiben. Ich kann mich bewusst für ein neues Verhalten entscheiden, ich muss nicht unbewusst durch mein Leben taumeln, sondern kann mich für die Dinge einsetzen, die mir wichtig sind!

Und das Ergebnis?
Ich habe mir keine Monatskarte gekauft, um täglich zu meinem Ein-Monats-Job zu kommen. Ich habe eine Hinfahrkarte gekauft. Und nun werden wir sehen, was sich ergibt. Ich bin nicht hilflos, ich stehe nicht mit dem Rücken zur Wand. Das fühlt sich gut an.

Ich habe die Wahl!

So long…
Ysabelle

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