Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Lieben was ist am 14.9.2010

Hallo, Welt!
Heute Abend habe ich eine Lektion in Sachen „Lieben was ist“ erhalten. In den vergangenen Wochen ist mir besonders deutlich geworden, dass es die Gedanken sind, die mir/uns das Leben schwer machen, und nicht etwa die Dinge, die sich ereignen. Gestern zum Beispiel bekam eine GfK-Freundin eine SMS von ihrer Chefin, in der ihr mitgeteilt wurde, sie möge zum Arbeitsbeginn in der XY-Straße sein. Bei der Freundin ging gleich der Puls auf 180. Das konnte nur etwas Schlechtes bedeuten. Die SMS war der Auslöser für unzählige Gedanken. Dabei war es ja nicht das elektronische Signal, das sie besorgte, sondern die Befürchtungen, die damit verbunden waren. Hätte sie die Nachricht zwei Stunden später gefunden, wären es zwei sorgenfreie Stunden gewesen, obwohl die SMS ja schon verschickt war.

Ich habe heute Abend „Trainhopping“ gemacht, bin von einem Zug zum anderen gesprungen, um meinen Anschluß nach Norden zu kriegen. Als der Zubringer in den Bahnhof einlief, sah ich auf dem Nachbargleis meinen Anschluß ausfahren, und zwei Minuten später den Nahverkehrszug vom Nachbargleis. Dabei hatte das Zugpersonal noch angesagt, der Anschluß wird erreicht. Also habe ich 55 Minuten auf dem Bahnhof verbracht und mich bemüht zu lieben was ist. Es sind meine Gedanken, die mir das Leben schwer machen. Gedanken an unfähige Schaffner, idiotische Transportleitungen, verpatzte Abende auf zugig-feuchten Bahnhöfen. Als ich beschloss, die Gedanken einfach zu ignorieren, ging es mir sofort besser. ich fand ein trockenes Plätzchen, der Zug wurde superpünktlich bereit gestellt, ich hatte ein Abteil für mich und alles war paletti. Ob ich die Tagesmeditation nun um 21.30 zu Hause oder im Zug schreibe, unterscheidet sich nur in der Anzahl der Tippfehler…
Also: Der Abend war gerettet, als ich die giftigen Gedanken losgelassen habe und angenommen, was gerade war.

Zur Nachahmung empfohlen!

So long!
Ysabelle

Allerlei

Hallo, Welt!
Heute Abend kein Thema mehr! Bin supererschöpft und hatte eben noch ein Telefonat mit Giraffenohren, das mich sehr angestrengt hat und das länger dauerte als ich geplant hatte.
Die nächsten Tage werden bei mir noch einmal oberstressig und ich kann daher hier nicht so beitragen, wie es mir ein Herzenswunsch wäre. Alle Wölfe machen auch schon wieder Männchen… Aber ich möchte in den nächsten Tagen über die Arbeit an Projektionen und die Arbeit mit Glaubenssätzen schreiben. Es lohnt sich also, hier vorbeizukommen. Als kleines Mitbringsel von der Fortbildung ein Lied von Shaina Noll, das ich leider nicht in der Originalversion gefunden habe.
How could anyone ever tell you that you were less than beautiful…

So long!

Ysabelle

Visionen

Hallo, Welt!
Gestern und heute haben wir zum Thema Visionen gearbeitet. Mir schien, als fiele mir nichts ein. Ich habe im vorigen Jahr erlebt, wie zahlreiche Visionen meiner Mit-Lernenden um die GfK kreisten, mehrere Giraffen liebäugelten mit dem Gedanken an eine Art Begegnungsstätte im Geiste der gewaltfreien Kommunikation. In einem Fall gibt es sogar schon eine Umsetzung, es ist der wunderschöne Seminarraum zeiTRaum in Bremen entstanden bei Fabienne und Hinrich Lau.
Ich war auch in diesem Jahr nicht sehr hoffungsfroh, dass mich eine Vision anspringen würde. Tatsächlich sah es bis heute Morgen ganz mau aus. Doch im Verlauf des Vormittags, während ich den Visionen der anderen lauschte, entstand etwas in mir. Es war ganz organisch und natürlich. So konnte ich zu guter Letzt doch noch die heutige Aufgabe meistern und eine Rede über meine erfüllte Vision halten: Es war eine Rede zu meinem 40. Firmenjubiläum, das gleichzeitig der Tag meiner Pensionierung war. Es war ein Rückblick auf gute und herausfordernde Zeiten. Ich habe mich voller Kraft und Wohlbehagen in den Unruhestand verabschiedet. In meiner Vision hatte ich zwei Enkelkinder, an denen ich wieder gut machen kann, was ich bei meinem Kind gesündigt habe. Und ich hatte einen lebendigen Freundeskreis, enstanden aus GfK-Freundschaften und Verbindungen aus 12-Schritte-Gruppen. Es war eine wundervolle Vision und ich schreibe sie deshalb hier auf, um mich noch ein bisschen daran zu freuen.

Visionsarbeit – wa?
Es ist Marshalls Anliegen, dass wir einen Beitrag dazu leisten, die Welt zu verändern, sie zu einem besseren, gerechteren Ort machen. Deshalb wird in vielen Jahresgruppen Visionsarbeit gemacht. Indem wir uns mit unseren Zielen verbinden, die wir sonst oft nicht einmal zu träumen wagen, und diese Visionen anschließend im geschützten Rahmen teilen, gehen wir einen ersten Schritt in Richtung Erfüllung.
Jemand erzählte heute, bei seiner ersten Visionsarbeit habe er sich gewünscht, sich wieder mit seiner Partnerin zu versöhnen und ein gemeinsames Kind haben zu können. Und beides habe er für komplett unwahrscheinlich gehalten. Doch nur ein Jahr später war beides Wirklichkeit. Es gab ein visionäres Ziel, und daraus entwickelte sich ein Weg. Und heute ist die Vision in Erfüllung gegangen.
Es wirkt!

Wie sieht es mit Euch aus da draußen? Habt Ihr Visionen? Gibt es etwas, wovon Ihr bisher nur träumt? Ich wäre neugierig, es zu erfahren!

So long!

Ysabelle

Enjoy the pain…

Hallo, Welt!
Ich habe eine neue Aufgabe und weiß noch nicht, wie ich sie erfüllen oder lösen kann. Sie lautet: Enjoy the pain – genieße den Schmerz.
In diesen Tagen habe ich realisiert, dass es für mich schwierig ist, andere Leute ihrem Schmerz zu überlassen. Natürlich gibt es dazu auch ein Stück Lebensgeschichte. Und lange gehörte es für mich einfach dazu, einen Beitrag zu leisten, dass der Schmerz aufhört.
In diesen Tagen verbringe ich viel Zeit mit Byron Katies Buch „The Work – Lieben was ist“ und fand darin die Aufgabe, mein Leben zu leben. Es geht nicht darum, anderen Leuten ihr Los zu erleichtern. Am besten noch vorauseilend und ohne Einladung… Es geht auch darum, Vertrauen zu haben, dass andere Menschen Zugang zu ihrer eigenen Lösung finden. Auch im GfK-Prozess bin ich schnell wieder auf der Strategieebene. Und oft bin ich so besorgt um mein Gegenüber, dass ich zu schnell bin. Zu schnell für den Prozess, der ja gar nicht mein Prozess ist.
Mir ist noch nicht ganz klar, wie ich hier Tempo rauskriege und es noch besser schaffe, den Schmerz meines Gegenübers auszuhalten. Enjoy the pain… na ja, ich habe auch die Wolfsshow lieben gelernt. Warum also nicht auch den Schmerz? Ich werde Bericht erstatten.

So long!
Ysabelle–

Krankenbesuch

Hallo, Welt!
Komme gerade zurück aus dem Krankenhaus, wo ich die Patientin aus meiner Familie besucht habe. Fast neun Stunden hat man sie gestern operiert, sie wird noch länger nicht sprechen können. Sie atmet über einen Stopfen in der Luftröhre und wird per Magensonde ernährt.
Ich hatte mich ganz gut auf diese Situation innerlich vorbereitet und war also nicht zu erschreckt. Aber ich habe an Marshall denken müssen, der eine Geschichte aus seiner Zeit als niedergelassener klinischer Psychologe erzählt. Ihm wurde eine Patientin gebracht, die nach Elektroschocks und anderen Behandlungen nicht mehr sprach, sondern nur noch zusammengekauert im Sessel saß. Tag um Tag verging damit, dass Marshall die Gefühle und Bedürfnisse der jungen Frau vermutete und ihr vortrug und dann auch darüber sprach, was das Gesehene in ihm auslöste. Nach Wochen schließlich brachte Patientin eines Tages einen Zettel mit, den sie in ihrer Faust verborgen hatte. Mit dieser Faust fuchtelte sie vor Marshalls Gesicht hin und her, bis er verstand, dass sie etwas für ihn in der Hand hielt. Und auf dem Zettel stand, wenn ich mich richtig erinnere, helfen Sie mir, Doktor Rosenberg…
Ich habe nur zwei Stunden im Krankenzimmer verbracht, aber danach war ich total erschöpft. Ich habe die ganze Zeit versucht, mich mit den Gefühlen und Bedürfnissen der Patientin zu verbinden, aber das war superschwierig. Wir haben ziemlich lange Zeit damit zugebracht, ihre Uhr zu suchen. Ich konnte ihre Zeichen nicht deuten. Und alle wahrscheinlichen Orte waren bald durchsucht und ich war nicht fündig geworden. Den Kosmetikkoffer haben wir letztlich zwei Mal ausgekippt, ebenso die Handtasche. Es war schwer für sie, auf Schreiben umzuschalten. Zwischendurch fiel mir ein, dass wir ja vielleicht eine meiner kleinen GFK-Karten verwenden könnten zum Kommunizieren, aber sie winkte ab. Die Schrift ist zu klein.
Wir sind letzten Endes klargekommen, vielleicht auch, weil wir uns recht gut kennen. Aber meine Bewunderung für Marshall, der das über Wochen durchgehalten hatte, ohne auf Zettel und Stift zurückgreifen zu können, stieg ins Unermessliche.

So long!
Ysabelle

Vom Umgang mit Scham

„Trifft man das Richtige, so werde man nicht eingebildet, trifft man daneben, so schäme man sich nicht.“
Lü Bu We, (ca. 300 v.Chr. – ca. 235 v.Chr.), chinesischer Kaufmann, Politiker und Philosoph

Scham ist ein Gefühl der Verlegenheit oder der Bloßstellung, das sowohl durch Verletzung der Intimsphäre auftreten als auch auf dem Bewusstsein beruhen kann, durch unehrenhafte, unanständige oder erfolglose Handlungen sozialen Erwartungen oder Normen nicht entsprochen zu haben. Das Schamgefühl ist häufig von vegetativen Erscheinungen wie Erröten oder Herzklopfen (Palpitation) begleitet und kann durch typische Reaktionen wie das Senken des Blickes ausgedrückt werden. Die Intensität der Empfindung reicht von der flüchtigen Anwandlung bis zur tiefsten Beklommenheit und geradezu tödlichen Scham.
So beginnt Wikipedia seine Information über die Scham. Ich habe vor ein paar Monaten noch eine andere Deutung gehört, die mich seitdem immer wieder beschäftigt. Empfinde ich Scham, glaube ich, dass mir MIR etwas falsch ist. Damit ist Scham ein GfK-Thema par excellence.
Scham kann unendlich viele Auslöser haben. Ich glaube, dass dabei immer eine Bewertung im Spiel ist. Ich bin nicht so, wie ich sein SOLLTE. Es gibt also in diesem Moment einen Bewertungsmaßstab, der angelegt wird, und auf dessen Skala rangiere ich als „ungenügend“.
Ein beliebter Auslöser für Scham kann sein, dass ich etwas getan oder unterlassen habe, von dem ich in der Rückschau der Ansicht bin, das dieses Verhalten bestimmte Bedürfnisse unerfüllt lässt,
In der Welt von Richtig oder Falsch stimmt also etwas nicht mit mir, weil ich zum Beispiel „einen Fehler gemacht“ habe. Eine liebe Freundin von mir vergeht vor Scham, wenn sie sich „zumutet“, wenn sie andere um einen Gefallen bittet. Eine andere Freundin empfindet Scham, weil es ihr nicht gelingt abzunehmen. Ich selber war kürzlich krank und empfand Scham, die Kollegen mit der Arbeit allein zu lassen. In einem aktuellen Beispiel habe ich mich in einer bestimmten Situation eingemischt und erfuhr anschließend, dass mein Verhalten der Auslöser für einen tiefen Schmerz bei jemand anderem war.
Meine Wölfe waren sehr besorgt um mich und heulten laut, um mich auf einen guten Weg zu bringen. „Aus dir wird nie ein vernünftiger GfK-Trainer! Wie kann man nur so unsensibel sein! Du bist wie eine Dampfwalze, immer bügelst du über die Bedürfnisse anderer hinweg!“ Welche Bedürfnisse (meiner wohlmeinenden Wölfe) waren hier unerfüllt? Ganz offensichtlich das Bedürfnis nach Respekt und Wertschätzung, nach Beitragen, Verbindung und Vertrauen.
Es ist noch immer eine schwierige Übung für mich, der Auslöser für den Schmerz eines anderen Menschen zu sein, und dabei gleichzeitig meine Selbstachtung zu behalten, nicht vor Scham und Schmerz im Boden zu versinken. Und wenn die Scham mich niederdrücken will, hilft es mir, an Marshalls Worte zu denken. Mit jeder meiner Handlungen versuche ich mir ein wundervolles Bedürfnis zu erfüllen. Manchmal führt das dazu, dass andere Bedürfnisse wie etwa Beitragen, Verbindung oder Schutz dabei unerfüllt bleiben. Doch auch wenn das der Fall ist, ist nichts falsch mit mir. Ich brauche keine Angst davor zu haben, Fehler zu machen. Ich bin ein wunderbares Geschöpf Gottes, dazu bestimmt glücklich zu sein und zu wachsen.

Hier noch einmal die Botschaft dazu von Marianne Williamson:

Unsere tiefste Angst ist es nicht, ungenügend zu sein,
unsere tiefste Angst ist es, daß wir über alle Maßen
kraftvoll sind.
Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit,
was wir am meisten fürchten.
Wir fragen uns, wer bin ich denn,
um von mir zu glauben,
daß ich brillant, großartig, begabt und einzigartig bin?
Aber genau darum geht es,
warum solltest du es nicht sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Dich klein zu machen nützt der Welt nicht.
Es zeugt nicht von Erleuchtung, sich zurückzunehmen,
nur damit sich andere Menschen um Dich herum
nicht verunsichert fühlen.
Wir alle sind aufgefordert, wie die Kinder zu strahlen.
Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes,
die in uns liegt, auf die Welt zu bringen.
Sie ist nicht in einigen von uns,
sie ist in jedem.
Und indem wir unser eigenes Licht scheinen lassen,
geben wir anderen Menschen unbewußt die Erlaubnis,
das Gleiche zu tun.
Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind,
befreit unser Dasein automatisch die anderen.

Wie kann ich liebevoll mit mir umgehen, wenn mich die Scham im Griff hat? Was brauche ich in solchen Zeiten besonders? Ich kann mich aufrichten und Kontakt zu Menschen suchen, die mir bestätigen: Mit mir ist nichts falsch. Ich mag etwas getan haben, was manche Bedürfnisse von mir unerfüllt lässt. Ich kann das bedauern, betrauern, ich kann mich um Verbindung oder Wiedergutmachung bemühen. Zuerst jedoch kann ich mich selber annehmen und mir vergewissern: Ich bin ein Kind Gottes. Ich bin bestimmt, mein Licht scheinen zu lassen.

Heute will ich mich daran erinnern, dass nichts an mir falsch ist. Das gilt auch gerade dann, wenn ich etwas getan habe, was ich zu einem späteren Zeitpunkt bedaure.

Neues vom Osterberg

Hallo, Welt!
Ich kämpfe schon wieder mit meinem schlechten Gewissen, weil es gestern keinen Blogbeitrag gegeben hat. Die Erklärung ist schlicht: Ich hatte kein Netz. Heute Abend geht es, und ich werde daher diese Zeilen sofort online stellen.

Leute, GfK ist so scheißnschwierig!
Heute wollte ich eine Teilnehmerin unterstützen, doch mein Anlauf hatte nicht die Folgen, die ich mir gewünscht habe. Statt sie zu fragen, welche genaue Art von Unterstützung sie braucht, habe ich etwas vorgemacht, was dazu führte, dass sie sich nicht unterstützt, sondern entmutigt fühlte. (jaaaaa…. entmutigt ist kein Gefühl. Das Gefühl dürfte frustriert, traurig und einsam gewesen sein, nehme ich an). Zum Glück konnte eine andere Teilnehmerin durch ihre Beoachtung genau den Unterschied zwischen meiner Unterstützung und der bei Gerhard gesehenen benennen, und so fühle ich mich heute reich beschenkt. Es war die Blickrichtung, die nicht hinhaute. Hoffentlich kann ich mir das fürs nächste Mal merken.

Wir haben uns heute mit der Energie verbunden, die wir spüren, wenn wir etwas geben, was nicht von Herzen kommt, sondern aus einem „muss“ oder „sollte“ oder wenn wir eine Forderung hören. Es fühlte sich total widerlich an! Zäh, klebrig, traurig, bedrückt. Und wir haben uns auch mit der Energie verbunden, die wir spüren, wenn wir aus vollem Herzen geben. Ich hatte für mich ein total banales Beispiel. In einem Fall ging es um einen Rückruf, den ich seit Wochen vor mir herschiebe, wo ich „Pflicht“ und „es gehört sich so“ wahrnehme. Das fühlt sich schwer an, ich empfinde keine Freude bei dem Gedanken. Und dann habe mich mich daran erinnert, wie es war, als ich zu der Patientin in meiner Familie Montagabend sagte, „ja, ich besuche dich gern im Krankenhaus, wenn du aus dem OP gekommen bist!“ Es war so stimmig, so – freudvoll, ich hatte so ein tiefes Bedürfnis, in dieser ganz speziellen Situation beitragen zu können, dass es einfach eine Freude war, dem zuzustimmen. Und diese gefühlte Erkenntnis darf künftig dazu beitragen, dass ich mehr aus der Weihnachtsmann-Energie heraus agiere: Hohoho!
Wie sieht es bei Euch aus? Aus welcher Energie heraus gebt Ihr üblicherweise? Das würde mich wirklich interessieren!

So long!

Ysabelle

Unsneaky Bragging

Hallo, Welt!
Es ist wieder so weit, unkriecherisches Prahlen ist angesagt.
Ich möchte festhalten, dass ich heute sehr zufrieden mit mir bin. Der Tag begann um 5 Uhr, als ich realisierte, dass das Hörbuch „The Work“ noch immer neben mir im Bett lief. Ich hörte zu und regte mich dann so über das Gesprochene auf, dass ich nicht wieder einschlafen konnte. So fing ich dann um 5.45 Uhr an, meine Tasche zu packen, denn morgen Abend geht es direkt vom Büro zum Osterberg, sechs Tage Giraffensaft tanken.

Doch vorher war superviel zu erledigen und zu berücksichtigen. Ich habe eine Freundin erreicht, mit der ich gerade beruflich ein Projekt gestalte, ich habe ein paar wichtige Sachen von meinem Schreibtisch erledigt, war bei Ohrenarzt (alles super, kann nächste Woche fliegen!), habe ein längeres Gespräch mit der Kranken geführt (was sehr schön war!), einer Freundin eine Geburtstagskarte geschickt, mit zwei anderen Freunden über den im Oktober anstehenden Urlaub gesprochen, eine Telefonnummer weiter gegeben, die Katzenklos geputzt, zwei Maschinen Wäsche durchgeorgelt, den Müll runtergebracht, die angewelkten Blumen weggeworfen und jetzt gerade den IPod für die Kranke mit zwei spannenden Hörbüchern, ein bisschen Klassik und einem Konzert von Hildegard Knef bestückt, diverse elektrische Geräte aufgeladen, eine Fahrkarte gebucht und ausgedruckt, eine Verbindung für Morgen Abend rausgesucht – Leute, ich bin richtig gut!
Ich bin umsichtig, ich kann viele Sachen gleichzeitig im Auge behalten, ich bin in der Lage, Prioritäten abzuarbeiten und Kleinigkeiten zu bedenken. Ich bin heute sehr stolz mit all dem, was ich geschafft habe. Ich könnte mich jetzt noch ein bisschen wolfen, weil meine Energie nach 18 Stunden auf hohen Umdrehungen nicht mehr reicht, um eine Tagesmeditation zu schreiben. Aber das schenke ich mir. Meditiert wird morgen.

Und, meine Lieben? Worauf seid Ihr heute stolz? Was macht Euch zufrieden? Was möchtet Ihr feiern?

So long!

Ysabelle

Psychosprech

Quaksprech (in älteren Übersetzungen „Entenquak“) (engl. duckspeak): buchstäblich sprechen, ohne zu denken, oder wie eine Ente zu schnattern. Wenn man Unsinn redet und lügt, so spricht man Quaksprech. Je nach Anwendung ein Lob (bei Personen mit gleicher, regierungstreuer Meinung) oder eine Beschimpfung (bei Personen mit anderer Meinung als der Große Bruder).
Wiipedia in einem Zitat in Neusprech. Bei Neusprech handelt es sich um eine kritische Satire auf das Basic English von Charles Kay Ogden und I. A. Richards, das Orwell zwischen 1942 und 1944 noch wohlwollend unterstützte, bevor er es ab 1946 in seinem Aufsatz Politics and the English Language heftigst bekämpfte.[1]

Heute Abend habe ich mit einer Freundin ein Rollenspiel gemacht. Sie spielte ihre Schwester, mit der sie zur Zeit schwer kommunizieren kann. Ich spielte sie, und in dieser Rolle gab ich der Schwester Einfühlung. „Was soll denn diese Psychosprache“, ereiferte sie sich in der Rolle der Schwester, „Ich bin doch hier nicht auf der Couch!“. Und vor zwei Tagen hörte ich in einem anderen Zusammenhang, „GfK mag ja gut sein für Konfliktmediation oder bei Krisen, aber in der Partnerschaft kriege ich zu viel, wenn wiederholt wird, was ich gerade gesagt habe! Ich weiß doch, was ich rede!“
Wie reden wir GfK? Wie geht „Streetgirafish“? Was ist es, dass die Leute so auf die Palme bringt? Es sind die Nachfragen, das Zurückhalten der eigenen Meinung, bis man/frau dran ist, der Verzicht auf Ratschläge, Gegenargumente, Übertrumpfen, Diagnosen, Mitleid, Effekthascherei oder Abwerten. All das gilt jedoch als normales Kommunikationsverhalten. Präsenz und Respekt kennen wir nur noch aus der Psychotherapie oder vielleicht aus dem Beichtstuhl. An allen anderen Orten rechnen wir zumindest damit, be-urteilt zu werden.
Manchmal brauchen gute Ideen ein wenig länger, um sich durchzusetzen. Es ist die Haltung, um die es geht, und nicht die Worte. Also: Bange machen gilt nicht. Wie sagte schon mal ein anderer Sprachgewaltiger: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen!“

Heute will ich in Verbindung mit meiner einfühlsamen Natur bleiben. Auch wenn andere durch meine Worte irritiert sind, versuche ich ihnen empathisch zu begegnen.

Spiel mit meinem Schmerz

Niveau ist keine Creme. Empathie ist kein Problem.

Zum Songtext von Sportfreunde Stiller – Alles Roger!

Gestern hatte ich Besuch zum Kaffee. Während wir uns unterhielten und das Baby fröhlich krakeelte, klingelte das Telefon und ich bekam die Nachricht, dass jemand aus meiner Familie an Krebs erkrankt ist. Während ich noch zuhörte, gestikulierte mein Gast, ich vernahm „Vitamin C intravenös“ und ein paar andere Satzfetzen.
Ich legte auf und erzählte kurz, wen der Anruf betraf. „Ich weiß alles über Krebs“ sagte mein Besucher und fing an, mir Behandlungsvorschläge zu machen. Die Patientin müsse ihre Ernährung auf Rohkost umstellen. Vitamin C nehmen etc. Ich holte tief Luft und dachte, er erfüllt sich sein Bedürfnis beizutragen. Es ging ihm sicher um Unterstützung und Beteiligung. Aber ich konnte es wirklich kaum hören. Später fiel mir ein, dass Marshall von einer Freundin in der Schweiz erzählte. Sie war schwer krank. Wenn er in der Nähe war, rief er sie an, und sie sagte zu ihm, „komm und spiel mit meinem Schmerz“. Marshall erwähnte, dass es für viele Kranke schwer ist, mit „normalen“ Menschen zusammen zu sein, weil diese sich schwer tun im Umgang mit dem Leid. Eigentlich bräuchten sie selbst Empathie. Doch dann geben sie Ratschläge, machen sich vielleicht Vorwürfe, zerfließen vor Mitleid. Das alles macht es den Kranken nicht leichter.

Irgendwann habe ich meine Gäste dann gebeten zu gehen.
Dann habe ich mir meine Liste genommen und versucht nachzuspüren: Wie mag es jemandem gehen, der so eine Diagnose bekommen hat? Tumor im Rachen… und wie mag sich der Partner fühlen? Was brauchen die beiden?
Dann habe ich tief Lust geholt und angerufen.
Inzwischen habe ich auch auf meine Email an die beiden eine Rückmeldung bekommen. Es scheint, dass ich den passenden Ton gefunden habe und mein Angebot von Unterstützung und Sehen/Hören ihre Bedürfnisse getroffen hat.

Was habe ich gelernt? Mit ist wieder einmal deutlich geworden, wie kostbar Empathie ist. Und ich habe gespürt, wie wenig hilfreich es ist, wenn man etwas anderes bekommt, wenn Empathie gebraucht wird.

Heute will ich genau nachspüren, was ich brauche und ich werde darum bitten es zu bekommen.

Sprachhygiene

Der Arzt und Psychotherapeut Bernd Frederich in einem Interview mit der Wiener Zeitung über die Gefährlichkeit des Verliebens und den Zusammenhang von Gesundheit und Familie
Nützlicher Idiot erwählt Prinzessin
Von Gerald Schmickl

(…)

„W. Z.“: Vorausgesetzt, man bleibt gesund. Wie stellt man das am besten an?

Frederich: Wie sich gezeigt hat, kommen die größten medizinischen Erfolge aus dem Bereich der Prävention. Wenn es also vor hundert Jahren darum ging, die körperliche Hygiene einzuführen, wäre es jetzt höchst an der Zeit, mit der psychischen Hygiene zu beginnen, sprich: mit einer sauberen Kommunikation.

„W. Z.“: Nach dem Motto: Nicht der Patient ist krank, sondern die Beziehung, in der er lebt.

Frederich: Genau. In Patientenfamilien werden meiner Erfahrung nach viel zu viele Feindseligkeiten ausgetauscht, wobei den Leuten gar kein Vorwurf zu machen ist, weil es ihnen nicht einmal bewußt ist. So wie den Menschen vor hundert Jahren nicht bewußt war, daß wenn man mit schmutzigen Händen in eine Wunde greift, die in der Folge zu eitern beginnt. Daher würde ich mir wünschen, daß Kommunizieren alsbald ein Schulstoff ist. Man muß systematisch lernen, miteinander zu reden.
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Kommunikation als Schulstoff – ist das nicht ein Traum, für den es sich zu kämpfen lohnt? Je länger ich mich mit der GfK befasse, desto mehr erreicht mich die Gewalttätigkeit in unserer Sprache, unseren Konzepten, unseren Introjekten, der Art. wie wir unsere Kinder erziehen. Heute sprach ich mit einer GfK-Anfängerin über die Aussage: „Bist du beunruhigt, weil dir das Funktionieren der Gruppe so kostbar ist?“ Sie berichtete, dass sie es ganz schwer hören kann, wenn ihr jemand etwas zuschreibt. „Du bist ja so und so…“ Wie kann jemand anderes wissen, was ich bin, oder was ich fühle?

Ich kann diesen Aufruhr gut verstehen. Marshall zitiert einen Kinderreim zu diesem Thema:
Sticks and stones can break my bones but words can never hurt me!
(Stöcke und Steine können meine Knochen brechen, aber Worte können mich niemals verletzen).
Die Kinder, die das rufen, wissen intuitiv mehr von Leben als ich auf meine alten Tage. Ich spüre immer noch großen Schmerz, wenn mir jemand sagt, wie ich bin. Inzwischen kann ich auch Komplimente schlecht hören und wenn immer es möglich ist, frage ich nach: Welches Bedürfnis von Dir wurde durch mein Verhalten erfüllt? Ganz schwer ist es für mich zu hören, wie Menschen sich selbst runterputzen. Heute hörte ich, wie jemand sagte, ich bin ja so faul! Wir vergessen dabei: Unser Unterbewusstsein hat keinen Sinn für Humor. Es gibt einen Teil von uns, der glaubt diese gewalttätigen Urteile, die wir von uns haben. Und Sprachhygiene darf gern bei uns selbst anfangen.

Heute will ich darauf achten, wie ich mit mir selber spreche. Ich werde meine Worte aufmerksam übersetzen, wenn ich nicht liebevoll mit mir umgehe.

Und nun?

Hallo, Welt!
Spielstunde bei den Wölfen. Ich werde demnächst in Erfahrung bringen, wo hier in Schleswig-Holstein Wölfe gehalten werden und mich mal für ein paar Stunden mit der Kamera vors Gehege stellen. Ich kann ja nicht alles mit Legofiguren oder Handpuppen nachstellen, was so bei mir los ist, um eine gefällige Illustration zur Hand zu haben.
Aktuell bin ich gerade mal wieder bei meinen Beschränkungen angekommen. Vor einiger Zeit geschah mir Folgendes (40 Worte): Nach vier Stunden Fahrt stand ich am verabredeten Ort, doch mein Abholer war nicht da. Als er/sie 17 Minuten nach meiner Ankunft eintraf, gab es einen kurzen Wortwechsel, ich drehte mich um und fuhr wieder zurück.
Wir haben uns nun darüber ausgetauscht, was geschehen ist. Ich kann gut hören, welche Stressfaktoren es auf der anderen Seite direkt vor unserer Begegnung gegeben hatte. Ich glaube, auch die andere Seite konnte gut hören, warum ich in der besonderen Situation so empfindlich war, dass ich keine andere Reaktionsmöglichkeit fand als wieder nach Hause zu fahren. Aber mit diesem Sehen ist noch nichts geklärt. Und nun?

Ich merke gerade, wie bitter traurig ich bin. In der beschriebenen Situation fehlten mir Verbindung, Wertschätzung, Zugehörigkeit und Respekt. Ich spüre einen tiefen Schmerz und Verzweiflung. Gibt es eine klare Bitte, im Hier und Jetzt, erfüllbar und positiv? Äh – ne. Und nun?

Es fällt mir nicht schwer, mich in mein Gegenüber einzufühlen. Es kam angerauscht, nur ein paar Minuten später, aber so pünktlich sind ja öffentliche Verkehrsmittel eh nie, kein Parkplatz, Stress mit einem anderen Verkehrsteilnehmer, unübersichtliche Verkehrslage… Ich vermute, die Gefühle waren frustriert, genervt, ärgerlich, geladen, unter Druck und unzufrieden. Und die Bedürfnisse im Mangel waren Leichtigkeit, Selbstvertrauen, Zugehörigkeit, Anerkennung und Wertschätzung (trotz all der widrigen Umstände habe ich mich bis hier durchgekämpft) und Freude. Und nun?

Ich kriege beides nicht zusammen, fühle keine „Erlösung“, keine Erleichterung, kein Miteinander. Ich erkenne an, dass diese und jene Bedürfnisse bei mir im Mangel waren, und ich erkenne an, dass jene und solche Bedürfnisse bei dir im Mangel waren. Und nun? Ist das meine erste Stunde GfK oder warum finde ich gerade keinen Weg aufeinander zu? ‚Heul*

Ich merke, ich will keine neue Strategie fürs Abholen beim nächsten Mal. Darum geht es nicht. Ich glaube, dieses Thema kriege ich allein nicht geknackt und es wird Zeit, eine Giraffentankstelle anzusteuern. Am liebsten würde ich natürlich gern jetzt sofort… aber alle Giraffen, die mir im Moment einfallen, sind gerade nicht erreichbar. In Berlin, bei der Arbeit, in Südfrankreich, im Knast, in der Schule…

Moment!
Es gibt doch die NVC-Empathie-Hotline auf Skype.
Ah! So kann’s gehen. Runterbrechen auf die Bedürfnisse und dann nach Strategien suchen. Es gibt immer unzählige Strategien, und ich muss nicht allein damit fertig werden. Das ist schon mal eine Erleichterung!

So long!

Ysabelle

Etikettenausgabe

„Wir sind keine Wurstfabrik, die ein neues Label druckt, Marketingunternehmen bestellt und sagt, jetzt wollen wir mal wieder.“
Reinhard Marx, über die römisch-katholische Kirche, DER SPIEGEL 21/2006, „Wir sind keine Wurstfabrik“

Heute hatte ich ein Telefonat mit einer Kollegin, die den Workshop leiten wird, in dem ich ein Modul „Einfühlsames Zuhören“ übernommen habe. Danke an dieser Stelle an Gabriel und Markus, die mich mit Input versorgt haben. Ich trug der Kollegin vor, was ich mir zusammengeschrieben hatte und sie ergänzte um einige Sachen. So sagte sie zum Beispiel: Wir können auch das Riemann-Modell machen, das hilft dann den Ausbildern besser zu verstehen, warum eben der eine so zurückgezogen ist und der andere so launisch.

Zuerst war ich von Ehrfurcht erfüllt und wolfte mich wieder einmal, „und du willst Kurse geben, wenn du nicht mal weißt, was das Riemann-Modell ist?“. Während ich meiner Gesprächspartnerin noch zuhörte, gab ich mir gleichzeitig Einfühlung. Ich bin ja bisher kein Berater oder Coach „Human Ressources“, sondern GfK-Aktivistin. Und dann sickerte das Gehörte in mein Bewusstsein. Es gibt also ein Tool, mit dem ich Menschen in Kategorien einteilen kann. Es heißt Riemann-Thomann-Modell und wurde von Fritz Riemann mit entwickelt, der 1962 das Buch „Grundformen der Angst“ veröffentlichte. Er ist ein namhafter Analytiker und sein Buch gilt als ein Standardwerk der Charakterforschung. Ich glaube, das erste Mal habe ich es 1978 gelesen. Und dann ging mir auf, was Sinn dieser Übung sein sollte: Wir kategorisieren Leute, um sie leichter/besser handhaben zu können, freundlich formuliert um einen Zugang zu ihnen zu finden. Dann verbiss ich mich geistig iin das Wort „launisch“ (ein Wortschätzchen folgt…) und war ganz froh, als wir feststellten, dass für das Riemann-Thomann-Modell (hier eine anschauliche PDF) wohl keine Zeit bleiben würde. Stattdessen werden wir viel Zeit damit verbringen, neutrale Beobachtungen zu finden und uns mit unseren Bedürfnissen zu verbinden.
Launisch, kompliziert, eifersüchtig, stilles Wasser, unhöflich, überdreht… die Liste der Etiketten, wie wir anderen Menschen anheften, kann unendlich lang sein. Mit der GfK im Herzen und im Hirn haben wir die Chance, die in Beobachtungen und Bewertungen zu separieren und nachzuspüren, welche Bedürfnisse bei uns im Mangel sind. Wenn wir lediglich Etiketten verteilen, berauben wir uns der Chance, unser Gegenüber so zu sehen wie er oder sie ist.
Heute will ich mein Augenmerk darauf richten, in welchen Situationen Menschen mit Etiketten belegt werden. Ich erlaube mir die Frage, welches Bedürfnis in dem Moment im Mangel ist.

Let’s talk about Sex…

„Mein Ziel war es, die Liebe der Männer zu erotisieren und die Liebe der Frauen zu sexualisieren.“ –
Oswalt Kolle, auf die Frage, was ihn motiviert habe, seine Sexualitätsratgeber und Filme zu veröffentlichen, Stuttgarter Zeitung Nr. 178/2007 vom 4. August 2007, S. 43

Let’s talk about sex… findet offenbar weniger häufig statt als uns die Medien vorgaukeln. Wir verbringen viel Zeit damit, über Kochrezepte, Online-Games, Autoreparaturen, den nächsten Urlaub oder den Frust am Arbeitsplatz zu reden. Echte Gespräche über Sex sind die Ausnahme.
Im Workshop von Kit Miller haben wir versucht herauszufinden, warum das so ist. Wir haben dabei festgestellt, dass eine Fülle von Bedürfnissen mit eine Rolle spielt, wenn es anscheinend „nur“ um Sex geht. Verbindung, Nähe, Intimität, Harmonie, Autonomie, Selbstvertrauen, Kreativität, Authentizität, Beteiligung, Leichtigkeit und Spaß fallen mir dabei als erstes ein. Natürlich auch Gesehen & gehört werden.
Ich vermute einen besonderen Mix an Gedanken, der dazu führt, dass Paare eben nicht über Sex reden. „Ich weiß doch, wie’s geht…“ oder „wenn er mich liebt, dann spürt er instinktiv was mir gefällt“ gehören in diese Tüte. Dieser Tage hörte ich: „Ich werde ihm schon sagen, wenn mir was nicht gefällt“, und ich dachte bei mir, mit so einer Ansage würde ich mich nicht besonders entdeckerfreudig oder wagemutig fühlen, sondern eher Angst haben, etwas „falsch“ zu machen.
Ich erinnere mich an einen Mann, der von seinem Verhältnis zu einer Frau erzählte. Die beiden waren befreundet und hatten Sex miteinander, dem Mann war es aber wichtig, dass sie kein Paar waren, da er für eine Paarbeziehung keine Entwicklungschancen sah. Während die beiden ihre Sexualiät lebten, spürte der Mann den Impuls zu sagen, ich liebe dich, doch er verkniff sich den Satz. Er fürchtete, damit bestimmte Hoffnungen zu wecken oder später auf diese Aussage „festgenagelt“ zu werden. In den folgenden Wochen bemerkte der Mann, dass seine Erektion nachließ. Die beiden beendeten das Verhältnis.
Beim Nachspüren dieser Geschichte kamen wir darauf, dass der Mann sich von seiner Authentizität und sexuellen Energie abgeschnitten hatte, als er eben nicht „ich liebe dich“ sagte, als es ihm gerade in den Sinn kam.

Was kann uns darin unterstützen, über Sex zu reden? Theratalk, ein Internet-Therapieangebot der Universität Göttingen, hat dazu einen Fragebogen entwickelt. Damit können Paare gemeinsam erforschen, wie sie sich gegenseitig gut tun können.
Dann braucht es eigentlich nur noch ein bisschen Vertrauen, Zugehörigkeit, Verbindung, Sicherheit und Ehrlichkeit und es kann losgehen: Let’s talk about Sex…
Heute will ich aufmerksam sein, über welche Themen ich nicht mit anderen Menschen rede. Ich öffne mich für die Bedürfnisse, die ich mir mit dieser Strategie erfüllen möchte.

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