Selbstverbesserungsprogramm
Hallo Welt!
Gestern Abend war ich auf der Waage, was ich nur sehr selten tue.
Ich hatte vor zwei Wochen beschlossen, „sieben Wochen ohne“ Pommes Frites und Dessert zu verbringen, morgens wieder Obstsalat zu essen und nach 18 Uhr Kohlehydrate möglichst zu reduzieren. Nun dachte ich, es müsse doch schon ein paar Früchte meines Verzichts geben. 
1. Sonst wiege ich mich immer morgens.
2. Ich habe vier Tage auf Workshops und Seminaren gesessen, mich nicht bewegt. Und ich war zehn Tage nicht beim Sport (ich habe Rücken!). Wie soll da das Gewicht runtergehen?
Das Ergebnis meines Auftritts hat mich frustriert. Können nicht wenigstens diese paar Kilo verschwinden, die mich unter die magische 70-Kilo-Marke bringen?!
Und dann musste ich mit Macht Kelly Bryson in meinem Kopf aktivieren. Er erklärt in seinem Buch „Sei nicht nett, sei echt“ – jedenfalls glaube ich, dass es da war – man möge doch mal alle Selbstverbesserungsprogramme sausen lassen. Meist kämen sie zustande, weil man an sich selbst irgendeinen Mangel diagnostiziere. „ich bin zu <...> „. Je nach Typ kann ich einsetzen: zu dick, zu unwissend, zu alt, zu unattraktiv… Alles klar?
Zum Glück fand ich im Stern dieser Tage eine Reportage, dass WHO und andere Institutionen Abschied nehmen vom Body Mass Index, dessen Werte angeblich keine Aussagekraft über einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Gesundheit ableiten lassen. Man einigt sich jetzt gerade auf die Aussagekraft des Maßbands und den Taillenumfang. Wie gut, dass ich noch eine Taille habe, oder?!
Spaß beiseite.
Mit dieser Bewertung, etwas an mir oder gar ich als ganzes sei ungenügend habe ich immer wieder zu kämpfen. Eine gute Gelegenheit, die Giraffenohren aus dem Schrank zu holen und mir Einfühlung zu geben. Hast du Angst, nicht geliebt zu werden, wenn Du X Klio wiegst? Und dann kann ich gucken, was es braucht, um mit dem umzugehen, was ich dann höre. Diät brauche ich – glaube ich – nicht. Also: Wertschätzung, Wärme, Nähe, Geborgenheit… Es ist schön und traurig zugleich, mit den eigenen Bedürfnissen hinter dem Selbstverbesserungsprogramm in Verbindung zu kommen.
Darauf einen Obstsalat 😉
So long,
Ysabelle
