Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Mit Angst vor Liebesentzug umgehen

„Die Quelle der Angst liegt in der Zukunft, und wer von der Zukunft befreit ist, hat nichts zu befürchten.“ – Milan Kundera, Die Langsamkeit

Heute wollen wir ein wenig dem Phänomen der Angst vor Liebesentzug nachspüren. Angst ist ein mächtiges Gefühl, das uns lähmen, aber auch beflügeln kann. Und oft hat unsere Angst etwas mit unseren Erinnerungen, unserer Vergangenheit und unseren unerfüllten Bedürfnissen zu tun.

Vielleicht haben wir als Kinder zu oft gehört: Sei nicht so laut! Sei nicht so frech! Sei artig! Das tut man nicht! Wenn diese Sätze auch noch verbunden waren mit Strafe, Liebesentzug, Schweigen, bösen Blicken, fällt es uns heute schwer so zu sein wie wir sind. Wir nehmen uns zurück, wir halten Situationen aus, die uns nicht gut tun, wir schweigen, wo wir besser reden sollten. Und nicht selten sind wir unverbunden mit unseren Bedürfnissen. Die vor langer Zeit eingebaute Angst verstellt wie ein großer Schrankkoffer den Blick auf das, was ist.

Uns für unsere eigenen Belange einzusetzen, fühlt sich schwer und falsch an. Vielleicht brauchen wir einen neuen Ansatz. Wozu dient unsere Angst?
Unsere Angst will uns schützen, unsere Angst will uns vor einem Fehler bewahren. Unsere Angst kann aber auch verhindern, dass wir unsere Stärken erkennen. Doch häufig verstellt unsere Angst wie der schon erwähnte Schrankkoffer den Blick auf die Bedürfnisse, die im Hintergrund schlummern: Das Bedürfnis nach Autonomie, nach Leichtigkeit, nach Verbindung, nach Authentizität oder Integrität. Unsere Angst in Beziehungen kann dazu führen, dass wir den Blick auf das was ist, erst neu lernen müssen.

Es gibt ein Zaubermittel für den Umgang mit unserer Angst. Dieses Zaubermittel heißt: Realitätsüberprüfung. Was sind die Fakten? Ist es real, dass der gute Freund sich nicht mehr mit uns treffen wird, wenn wir ihm zeigen, dass wir uns in ihn verliebt haben? Wird der Partner die Beziehung beenden, wenn wir im Schlafzimmer nein sagen zu Experimenten, die uns keine Freude bereiten? Wird die Tochter sich nicht mehr melden, wenn wir die monatlichen Zahlungen reduzieren? Wie realistisch ist es, dass unsere Befürchtungen eintreffen?

Und nehmen wir einmal an, all unsere schlimmsten Befürchtungen würden wahr. Der gute Freund ist an Treffen nicht mehr interessiert. War er dann ein guter Freund? Der Partner beendet die Beziehung, weil ihm das Ausleben seiner erotischen Wünsche eine hohe Priorität ist. Gewinnen wir damit nicht unsere Integrität, Leichtigkeit und Kongruenz (in Übereinstimmung mit den eigenen Werten leben) zurück und haben die Freiheit, einen Partner zu finden, mit dem ich meine Werte leben kann? Wenn ich meiner Tochter nichts mehr gebe, braucht sie sie nicht mehr verpflichtet zu fühlen und dagegen aufzubegehren – kann all das nicht der Beginn einer wunderbaren aufrichtigen Beziehung zwischen zwei Menschen sein?

Angst in Beziehungen hält uns in einem wabernden Zustand der Unsicherheit. Was wird? Was kommt? Je mehr wir diese Angst loslassen, desto näher rücken wir an uns heran. Wir lernen uns selbst zu vertrauen und für unsere Belange einzutreten.

Heute bin ich bereit, meine Angst in Beziehungen freundlich anzusehen. Welchen Bedürfnissen gebe ich noch keinen Raum, weil meine Angst den Blick auf sie verstellt?

„Rückfälle“

Die ersten 30 Jahre sind die schwersten
Marshall Rosenberg

Da haben wir ein Seminar besucht oder eine Jahresgruppe absolviert. Wir waren vielleicht sogar bei einem internationalen Intensivtraining und dann sagt jemand, der uns nahe steht: „Also, meine Schuld ist das nicht, da musst du schon mal bei dir gucken…“
Der Satz ist austauschbar, und jeder von uns wird Sätze haben, bei denen all unser Wissen über Gewaltfreie Kommunikation auf einmal wie weggewischt ist und wir wie ein Dinosaurier mit unserem Uralt-Muster reagieren: Das musst du gerade sagen! Hast du nicht erst neulich… oder vielleicht auch: Oh ja, du hast recht, da habe ich wieder Mist gebaut…

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich die Wolfsohren regenerieren, wenn man nicht ganz genau aufpasst. Und hier wartet auch schon die nächste Falle. Viele von uns neigen dazu, uns dann so richtig schön fertig zu machen für unsere „Unfähigkeit“, nicht gewaltfrei bleiben zu können.

Drei Aspekte möchte ich heute betrachten. zum einen: Warum kann ich (bisher) in bestimmten Situationen nicht gewaltfrei bleiben?
Wir mögen uns noch so sehr um die Haltung bemühen, es gibt Menschen, die uns mühelos erreichen und unser Wissen über die GfK steht uns augenblicklich nicht zur Verfügung. Oft sind es Menschen, die uns besonders nahe stehen: Die Mutter, der Partner, das eigene Kind. Wir reagieren dann so, als hätten wir ne etwas von GfK gehört. Und diese Reaktionen sind nicht selten begleitet von intensiven Gefühlen, Wut, Schmerz oder Scham.
Ich glaube, dass uns manche Äußerungen in einen Zustand versetzen, in denen wir so viel Schmerz empfinden, dass dieses intensive Gefühl uns das Tor zur Gewaltfreien Kommunikation für einen Augenblick versperren. Es dauert eine Weile, bis wir in der Lage sind, in solchen schwierigen Situationen Sätze zu formulieren wie: Danke, dass du mir mitteilst, wie es gerade in dir aussieht oder vielleicht das kann ich jetzt schwer hören. Ich gehe mal eben um den Blick und sage dann etwas dazu… Ich hatte gerade den Gedanken, dass ein Steinzeitprogramm zugeschaltet wird, und etwas in uns glaubt, blitzschnell auf höchste Gefahr reagieren zu müssen. Und dann greift das Gehirn auf Altes zurück, denn es dauert ein paar Jahre, bis die GfK sich in unserer neuronalen Vernetzung im Gehirn eine eigene Autobahn „gegraben“ hat. Und bei Gefahr oder unter Stress ist man halt schneller auf der Vorkriegs-Autobahn von Richtig oder Falsch, Schuld und Scham, als auf dem frischen Trampelpfad der Gewaltfreien Kommunikation.

Mein zweiter Gedanke gilt unserer Reaktion auf unsere Handlungen oder Aussagen. Nicht wenige von uns neigen jetzt dazu, sich jetzt so richtig von Herzen fertig zu machen. Jetzt habe ich schon 20 Trainingstage hinter mir, zwei mal das Buch gelesen und alle CD’s gehört, und ich krieg’s noch immer nicht auf die Reihe. Irgendwas ist falsch mit mir… Gern genommen wird auch: Also, im Ernstfall taugt diese GfK ja nichts.

Schon dieser Blick zeigt, wo wir hier landen: Bei den vier Ohren der Gewaltfreien Kommunikation. Wir bewegen uns erneut in einer Welt von Richtig oder Falsch. Und je nach Blickrichtung sind wir der Täter oder unser Gegenüber. Ich kenne für diese Situation nur ein Heilmittel: Empathie. Im Zweifelsfall: Selbstempathie.

Zum dritten möchte ich die Geschenke aus dem „Rückfall“ ernten.
Schon das Wort Rückfall ist ja im Grunde eine Bewertung. Ich bin ja kein entlassener Strafgefangener, der wieder Kekse klaut im Kosmos von Richtig oder Falsch. Ich habe es trotzdem als Überschrift gewählt, weil es die Bezeichnung ist, die wir oft wählen, wenn unser Verhalten nicht mit unseren GfK-Werten übereinstimmt. Wie können wir nun aus diesem Verhalten Geschenke ernten?
Lasst uns noch einmal die Ausgangssituation betrachten: Unser Gegenüber sagt einen Satz, oder eine Reihe von Sätzen, die in uns eine Kaskade an Gefühlen auslösen. Schmerz, Wut, Hilflosigkeit, Trauer. Unser altes Reaktionsmuster verhindert in diesem Augenblick, dass wir ganz bei uns sein können, auf uns selber hören als lauschten wir dem Klang eines Cellos.

Doch niemand hindert uns, an diese Stelle zurückzukehren und wie Rotkäppchen mit dem Körbchen die Pilze einzusammeln, die hier wachsen. Was habe ich gehört? Was hat der andere wirklich gesagt? Welche Gefühle hat das in mir ausgelöst? Und welche Bedürfnisse waren in dem Augenblick unerfüllt? Respekt? Wertschätzung? Autonomie? Gesehen werden?
Wenn wir bereit sind, uns selber zuzuhören, finden wir nicht nur ein tiefes Verständnis für uns selbst, sondern sehr wahrscheinlich auch die Tür, durch die wir uns dem anderen wieder nähern können.

Heute will ich liebevoll mit mir umgehen, wenn mir die Giraffensprache gerade nicht zur Verfügung steht.

Vertrauen

„Menschen, die einander ohne tatsächlich klaren Grund nicht trauen, trauen sich selber nicht.“
Friedrich Theodor Vischer, Auch Einer. Eine Reisebekanntschaft. 40. Gesamt-Auflage. Stuttgart und Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt, 1908. S. 505.

Ist es nicht ein wunderbarer Anblick, wenn ein Baby in den Armen des Vaters schläft? Wen berührt es nicht, wenn ein Kind voller Vertrauen und Stolz der Mutter das Bild zeigt, das es gemalt hat? Es hat eine Zeit gegeben, in der wir alle Vertrauen hatten.

Doch dann mussten wir lernen, dass es nicht angebracht ist, immer zu vertrauen. Wir lernten, dass wir auf unseren Schutz achten mussten. Manche von uns wurden aufgrund ihrer Erfahrungen so misstrauisch, dass sie niemandem mehr glauben konnten und ein Verhalten einübten, das ihnen die größtmögliche Sicherheit versprach.

Am schwersten haben wir zu kämpfen, wenn wir kein Vertrauen in uns selbst haben. „Wann wirst du aus diesem Fehler endlich lernen?“ oder „das hast du noch nie hingekriegt, das geht diesmal bestimmt auch wieder schief“ – Es ist schwer, dann innezuhalten und uns voller Wärme zu fragen:

Was brauchst du, um dir selbst vertrauen zu können?

Vielleicht hilft uns das Verständnis, dass wir alles was wir tun, in jeder Minute so gut machen, wie es in unserer Macht, in unserer Kraft steht. Unsere Entscheidungen treffen wir mit all dem Wissen, das uns zur Verfügung steht. Und wenn wir uns für eine Handlung oder Unterlassung entscheiden, tun wir das Beste, was wir gerade zur Verfügung haben. Wenn unsere Anstrengungen nicht zum Erfolg führen, ist das mehr ein Anlass für Einfühlung als für Kritik und Selbstabwertung.

Was geht uns unter die Haut? Vielleicht schaffen wir es immer besser, die Äußerungen anderer Menschen als das zu hören, was sie sind: Selbstoffenbarungen. Und dann spüren wir keine Verletzung mehr. Heute wollen wir lernen, auch unsere eigenen Äußerungen über uns neu wahrzunehmen: Als ein Ausdruck eines unerfüllten Bedürfnisses.

Heute will ich daran arbeiten, mir selber zu vertrauen. Alles was ich tue, mache ich so gut es mir möglich ist.

Wenn ich höre…

„Der Anfang des rechten Lebens ist das rechte Hören.“
Plutarch, Moralia, Über das Zuhören, Kapitel 18

Der erste Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation ist das Zuhören. Wir benutzen oft die Formulierung: „Wenn ich höre…“, wenn wir noch ganz am Anfang sind, giraffisch zu lernen. Aber was hören wir eigentlich? Der Kommunikationsforscher und Psychologe Friedemann Schulz von Thun hat in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein Kommunikationsmodell erarbeitet, das uns heute hilft zu sortieren, was wir hören. Er schlägt vor, dass wir mit vier Ohren unterwegs sind und beschreibt, dass eine Nachricht vier verschiedene Ebenen hat:

  1. eine Sachinformation (worüber ich informiere)
  2. eine Selbstkundgabe (was ich von mir zu erkennen gebe)
  3. einen Beziehungshinweis (was ich von dir halte und wie ich zu dir stehe)
  4. einen Appell (was ich bei dir erreichen möchte)

Wenn wir einen ganz einfachen Satz nehmen:

Deine schmutzigen Socken liegen auf dem Küchentisch
können wir relativ sicher sein, dass unser Gegenüber,  BesitzerIn der Socken, eine Menge Dinge „hört“. Die „gefühlte“ Langfassung würde vielleicht lauten:

1. Deine Socken liegen auf dem Tisch.

2. Ich bin ärgerlich und finde es total unappetitlich, wenn die Socken da liegen!

3. Wer dreckige Socken auf dem Tisch liegen lässt, ist irgendwie asozial

4. Räum die Dinger verdammt schnell zur Waschmaschine!

Es sind nur sieben Worte, und sie können für so viel Sprengstoff sorgen!

Nun wissen wir ja, dass es in der Gewaltfreien Kommunikation darum geht, unsere Beobachtung so neutral anzubringen als sei sie von einer Kamera aufgezeichnet worden. Eine Kamera, auch nicht die teuerste, würde sich im Leben nicht über ein Paar Socken auf dem Tisch aufregen. Aber warum regen wir uns über die Socken auf dem Küchentisch auf? Es hilft, wenn wir das für uns selber geklärt haben, bevor wir den Mund aufmachen.

Der Anblick der Socken kann bei uns ein Feuerwerk an Gefühlen auslösen. Hurra! Dann wissen wir, dass wir noch leben! Sind wir frustriert, weil wir diese Woche schon fünf Mal die Socken selber weggeräumt haben und uns Unterstützung wichtig ist? Sind wir ernüchtert, weil uns Wertschätzung fehlt? Geht es uns um Ordnung, und sind wir lustlos, weil wir als einzige bestimmte Vorstellungen von System und Struktur haben? Oder sind wir genervt, weil es uns um Selbstständigkeit geht?

Die Chancen, dass unser Gegenüber eine Menge hört, aber nicht unbedingt etwas Friedliches, sind leider sehr groß. Und damit wächst auch die Gefahr, dass unser Gegenüber unsere Botschaft auf dem „Kritikohr“ hört. Mit dir ist etwas falsch! Und dann sind wir nicht bei einer Brücke der Verständigung, sondern in den meisten Fällen in einem unerfreulichen Kreislauf aus Anklagen, Verteidigungen und Selbstabwertung.

Wir machen es unserem Gegenüber leichter, die Botschaft zu hören, wenn wir selber wissen, welches Bedürfnis bei uns unerfüllt ist, und ihm das auch mitteilen. Wenn wir bereit sind, all unsere Bedürfnisse zu uns zu nehmen, öffnen wir den Weg neu zu einem gegenseitigen Geben und Nehmen. Denn dann hat unser Gegenüber die Chance zu hören: Ich spüre einen großen Schmerz, weil bei mir ein wichtiges Bedürfnis unerfüllt ist…

Heute will ich mein Augenmerk auf die vier Ebenen meiner Botschaften richten. Es ist mir wichtig, dass mein Gegenüber weder Abwertung noch Forderungen hört, sondern eine Bitte um Verbindung. .

Selbstverbesserungsprogramm

Hallo Welt!

Gestern Abend war ich auf der Waage, was ich nur sehr selten tue.
Ich hatte vor zwei Wochen beschlossen, „sieben Wochen ohne“ Pommes Frites und Dessert zu verbringen, morgens wieder Obstsalat zu essen und nach 18 Uhr Kohlehydrate möglichst zu reduzieren. Nun dachte ich, es müsse doch schon ein paar Früchte meines Verzichts geben.
1. Sonst wiege ich mich immer morgens.
2. Ich habe vier Tage auf Workshops und Seminaren gesessen, mich nicht bewegt. Und ich war zehn Tage nicht beim Sport (ich habe Rücken!). Wie soll da das Gewicht runtergehen?

Das Ergebnis meines Auftritts hat mich frustriert. Können nicht wenigstens diese paar Kilo verschwinden, die mich unter die magische 70-Kilo-Marke bringen?!

Und dann musste ich mit Macht Kelly Bryson in meinem Kopf aktivieren. Er erklärt in seinem Buch „Sei nicht nett, sei echt“ – jedenfalls glaube ich, dass es da war – man möge doch mal alle Selbstverbesserungsprogramme sausen lassen. Meist kämen sie zustande, weil man an sich selbst irgendeinen Mangel diagnostiziere. „ich bin zu <...> „. Je nach Typ kann ich einsetzen: zu dick, zu unwissend, zu alt, zu unattraktiv… Alles klar?

Zum Glück fand ich im Stern dieser Tage eine Reportage, dass WHO und andere Institutionen Abschied nehmen vom Body Mass Index, dessen Werte angeblich keine Aussagekraft über einen Zusammenhang zwischen Gewicht und Gesundheit ableiten lassen. Man einigt sich jetzt gerade auf die Aussagekraft des Maßbands und den Taillenumfang. Wie gut, dass ich noch eine Taille habe, oder?!

Spaß beiseite.

Mit dieser Bewertung, etwas an mir oder gar ich als ganzes sei ungenügend habe ich immer wieder zu kämpfen. Eine gute Gelegenheit, die Giraffenohren aus dem Schrank zu holen und mir Einfühlung zu geben. Hast du Angst, nicht geliebt zu werden, wenn Du X Klio wiegst? Und dann kann ich gucken, was es braucht, um mit dem umzugehen, was ich dann höre. Diät brauche ich – glaube ich – nicht. Also: Wertschätzung, Wärme, Nähe, Geborgenheit… Es ist schön und traurig zugleich, mit den eigenen Bedürfnissen hinter dem Selbstverbesserungsprogramm in Verbindung zu kommen.

Darauf einen Obstsalat 😉

So long,

Ysabelle

Ressourcen aktivieren

Ein Augenblick der Geduld kann vor großem Unheil bewahren, ein Augenblick der Ungeduld ein ganzes Leben zerstören. Das die Vögel der Sorge und Kummer übers Haupte fliegen, kannst du nicht ändern. Aber das sie Nester in deinen Haaren bauen, das kannst du verhindern.
Chinesisches Sprichwort

Gelegentlich kommt es uns vor, als seien wir in einer Sackgasse gelandet. Die Partnerschaft zerbrochen, die Karrierechancen trüb, ein neuer Job nicht in Sicht. Schmerz, Kummer, Ratlosigkeit, Enttäuschung halten uns fest im Griff.

Auch in solchen Situationen ist es unsere ureigene Entscheidung, wohin wir unseren Blick richten wollen. Schauen wir auf den Mangel, auf das was uns fehlt? Auf die Geliebte, die gegangen ist, die öden Tage im Büro, die Absagen im Briefkasten?
Lassen wir es zu, dass die Vögel der Sorge in unseren Haaren Nester bauen? Oder sind wir bereit, auf unseren Reichtum zu schauen und unsere Fähigkeit wertzuschätzen, unsere Welt neu zu gestalten?
Was können wir tun, wenn unsere Welt dunkel und lieblos zu sein scheint?

Wir können uns an unseren Ressourcen orientieren.

Was macht mich froh? Wann fühle ich mich sicher? Wo erlebe ich Geborgenheit? Was bietet mir Schutz? Wenn wir uns unsere Ressourcen ins Bewusstsein rufen, ist es nur noch ein kleiner Schritt, sie zu aktivieren, zum Telefon zu greifen, einen Freund zu kontaktieren, sich in die heiße Badewanne zu legen, eine CD aufzulegen, die unsere Stimmung hebt.

Was können wir tun, wenn sich kein Ausweg zeigt?

Wir können uns an unseren Bedürfnissen orientieren.
Was brauche ich? Was tut mir gut? Was kann ich tun, um Autonomie, Leichtigkeit, Selbstständigkeit, Beteiligung und Unterstützung in mein Leben zu bringen?

Wir können diese Fragen durcharbeiten und werden Antworten finden.
Die Antworten bringen uns mit unserer Kraft in Verbindung. Die Kraft wird es uns ermöglichen, unserem Leben eine neue Wendung zu geben.

Heute will ich mich darauf besinnen, was mir gut tut und was mich stärkt.

Dogs and Cats

The following was found posted very low on a refrigerator door.

Dear Dogs and Cats:

The dishes with the paw prints are yours and contain your food. The other dishes are mine and contain my food. Placing a paw print in the middle of my plate and food does not stake a claim for it becoming your food and dish, nor do I find that aesthetically pleasing in the slightest. The stairway was not designed by NASCAR and is not a racetrack. Racing me to the bottom is not the object. Tripping me doesn’t help because I fall faster than you can run.

I cannot buy anything bigger than a king sized bed. I am very sorry about this. Do not think I will continue sleeping on the couch to ensure your comfort, however. Dogs and cats can actually curl up in a ball when they sleep. It Is not necessary to sleep perpendicular to each other, stretched out to the fullest extent possible. I also know that sti cking tails straight out and having tongues hanging out on the other end to maximize space is nothing but sarcasm.

For the last time, there is no secret exit from the bathroom! If, by some miracle, I beat you there and manage to get the door shut, it is not necessary to claw, whine, meow, try to turn the knob or get your paw under the edge in an attempt to open the door. I must exit through the same door I entered. Also, I have been using the bathroom for years – canine/feline attendance is not required.

The proper order for kissing is: Kiss me first, then go smell the other dog or cat’s butt. I cannot stress this enough.

Finally, in fairness, dear pets, I have posted the following message on the front door:

TO ALL NON-PET OWNERS WHO VISIT AND LIKE TO COMPLAIN ABOUT OUR PETS:

(1) They live here. You don’t.

(2) If you don’t want their hair on your clothes, stay off the furniture. That ’s why they call it ‚fur‘-niture.

(3) I like my pets a lot better than I like most people.

(4) To you, they are animals. To me, they are adopted sons/daughters who are short, hairy, walk on all fours and don’t speak clearly.

Remember, dogs and cats are better than kids because they:

(1) eat less,

(2) don’t ask for money all the time,

(3) are easier to train,

(4) normally come when called,

(5) never ask to drive the car,

(6) don’t hang out with drug-using people;

(7) don’t smoke or drink,

(8) don’t want to wear your clothes,

(9) don’t have to buy the latest fashions,

(10) don’t need a gazillion dollars for college and

(11) best of all – if they get pregnant, you can sell their children …

Verantwortung übernehmen

Der Mensch ist zur Freiheit verdammt. In dem Maße, wie er sein eigenes Leben bestimmt, ist er auch für die Folgen seines Tuns verantwortlich. Jean-Paul Satre schrieb dazu: „Alles, was mir zustößt, ist meins“.
Der Spiegel 9/2010, aus einem Bericht über den Rücktritt von Bischöfin Käßmann

Alles, was mir zustößt, ist meins. Was für eine ungeheuerliche Behauptung. Wenn ich daran festhalte, kann ich niemandem die Schuld für meine Gefühle geben. Meine Wut gehört mir, mein Schmerz, meine Verzweiflung. Gleichzeitig ist es eine Einladung, durch das Tor aus Schuld und Scham in die Welt der Freiheit zu gehen.

Wenn Schuld und Scham keine Rolle mehr spielen, wenn ich dem Urteil anderer entzogen bin und mich meiner wahren Verantwortung stelle, dann
sind nicht nur andere nicht mehr „schuld“ an meinem Unglück, an meinem Frust und meinem Schmerz. Ich bin auch von der Last befreit, an ihrem
Unglück, ihrem Schmerz Schuld zu sein. Alles, was mir zustößt, ist meins.

Ich kann meins nehmen, es ansehen, hineinspüren, eine Chance zum Wachsen finden. Ich kann auch im Groll verharren, die Verantwortung für mein
Leben ablehnen, mit dem Finger auf den anderen zeigen: Du hast mich so verletzt! Warum gibst du mir nicht, was ich brauche? Was du versprochen
hast…

Hier beginnt unsere Verantwortung für uns selbst. Alles, was mir zustößt, ist meins.
Und ich ergreife die Chance, zu wachsen, zu lernen und die Macht über mein eigenes Leben zu genießen.

Heute will ich meine Augen dafür offen halten, wo ich dazu neige, anderen die Verantwortung für das einzuräumen, was mir zustößt. Ich bin
bereit, es als meins zu mir zu nehmen.

Giraffen-Inquisition

„Die Zensur ist die schändlichere von zwei Schwestern. Die ältere heißt Inquisition. Die Zensur ist das lebendige Eingeständnis der Herrschenden, daß sie nur verdummte Sklaven treten, aber keine freien Völker regieren können.“
Johann Nepomuk Nestroy, Freiheit in Krähwinkel

Es gibt Fans der Gewaltfreien Kommunikation, die zugleich Mitglieder der Giraffen-Inquisition sind. „Warum hast du jetzt dies gesagt?“ „Welches Bedürfnis erfüllst du dir damit?“ „Ist das jetzt wirklich giraffisch, was du da sagst?“ „Höre ich da einen Wolf?“

Die anderen Giraffen antworten meist folgsam, irritiert, unbehaglich, vielleicht nervös oder genervt. Wir wollen glauben, dass die Inquisitoren ihrem Bedürfnis nach Beitragen Ausdruck geben, dass sie uns unterstützen wollen. Doch nicht selten hinterlässt so eine Frage einen bitteren Beigeschmack und bietet den Wölfen eine ungeschützte Flanke, in die sie ihre Zähne schlagen können: „Oh, ich mach das (noch immer) nicht richtig…“
Eine solche Inquisitions-Giraffe trägt um ihren Hals ein unsichtbares Schild. Je nach Blickrichtung stehen ganz unterschiedliche Sätze auf diesem Plakat. Wir können lesen: „Ich möchte dich gern unterstützen“ oder „mir ist es wichtig, dass die GfK wirklich in alle Herzen kommt“. Wölfe buchstabieren auf diesen Schildern Sätze wie „ich erklär dir mal die Welt, du GfK-Idiot“, oder „Solche Trottel wie du müssten erst mal einen Kurs machen, bevor sie sich als Giraffen versuchen können…“ Ein Oberwolf mag gar die Angst verspüren, der andere gebärde sich als das ranghöhere Tier…
Wie können wir mit diesen Inquisitions-Giraffen umgehen? Wie so oft heißt das Zaubermittel Empathie. „Bist du besorgt, weil du gern sicher gehen möchtest, dass sich alle Beteiligten in Frieden auf etwas einigen können?“ „Möchtest du dazu beitragen, dass dieser Konflikt gelöst wird?“

Manchmal fehlt uns die Kraft, auf diese Weise zu reagieren. Dann können wir beherzt zu einem anderen Satz greifen: Welches Bedürfnis erfüllst du dir mit dieser Frage?!
Und schon sind wir auf dem Weg zur Brücke der Verständigung.

Heute will ich Mitgliedern der Giraffen-Inquisition meine besondere Aufmerksamkeit schenken. Das gilt erst recht, wenn ich selbst eine eingebaute Giraffen-Polizei habe, die zu inquisitorischen Fragen neigt…

Happy 100

Hallo, Welt!

1684 Zugriffe hatte dieser Blog seit seiner Geburt am 22. Januar. Rund 300 Leute haben hier reingeklickt, ein paar Kommentare gibt es auch schon! Und heute ist das 100. Posting online gegangen. Ich freue mich über die Rückmeldungen, und am meisten freue ich mich darüber, dass mir der Blog zu viel Freude macht. Meine Abende haben nur noch glückliche Stunden, weil ich mir Gedanken mache, was in der nächsten Tagesmeditation stehen sollte. Ich mache alberne Fotos, ich stöbere nach Zitaten, schnuppere in GfK-Literatur nach dem geeigneten Aufhänger… Es ist wunderbar! Und am schönsten ist es, wenn meine Schätze auch noch gesehen werden. Ich danke Euch allen, die Ihr hier vorbeischaut!

So long,

Ysabelle

Zu sich selbst finden

Immer wieder heißt es, der eine oder andere habe noch nicht zu sich selbst gefunden. Aber das Selbst kann man nicht finden, man muss es schaffen.
Thomas Szasz

Was wissen wir eigentlich wirklich über uns selbst?
Vielleicht wissen wir, ob wir gern Sauerkraut oder Leber essen. Wir wissen, mit welcher Automarke wir am liebsten unterwegs sind, und ob wie lieber auf einer harten oder weichen Matratze schlafen. Doch wer von uns kann sagen, „Ich kenne mich!“?
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich selber kennen zu lernen. Psychotherapie ist eine davon. Manche schwören auf das Enneagramm , andere blicken auf die Sternzeichen, Tarot-Karten, Rebirthing oder benutzen die Gewaltfreie Kommunikation.

Was macht mich glücklich? Was erfüllt mein Bedürfnis nach Nähe, nach Autonomie? Was bereitet mir Unbehagen und was schenkt mit Selbstvertrauen? Im Prozess der Gewaltfreien Kommunikation wird uns nach und nach deutlich, wie wir im tiefsten Inneren zusammengesetzt sind.
Das Geschenk der Gewaltfreien Kommunikation ist für mich, dass wir uns als das annehmen dürfen, als das wir gedacht sind: Gottes schönstes Kunstwerk. Nichts an uns ist falsch. Wir sind willkommen. Und so können wir ein Selbst schaffen, das wir in unserem tiefsten Innersten schon immer waren: Liebevoll und frei.

Heute will ich mir vergegenwärtigen, dass ich einen wunderbaren Schatz in mir trage: Mich selbst.

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