Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: 26. Dezember 2015

Hallo, Welt!
Heute ein Tag für mich. Der Plan war, nichts zu tun, aber das funktioniert leider nicht, da mich gerade die Aufgaben erdrücken. Eben hatte ich im Posteingang einen Artikel für die nächste Ausgabe der Empathischen Zeit einer GFK-Kollegin aus Süddeutschland. Sie ist Mutter von fünf Kindern und arbeitet noch dazu als Lehrerin. In ihrem Text beschreibt sie ihren Weg in Richtung Gewaltfreiheit in der Familie. Ungelogen: Ich hatte Tränen in den Augen! Es hat mich so berührt, was sie beschreibt. Ich freue mich schon auf das nächste Heft. Darin wird es viele Artikel geben, die Mut machen.

Ich bin dankbar, dass ich diese Zeilen gerade heute in meinem Postfach ziehen konnte. Gestern hatte ich einen Zusammenstoß mit meinem Sohn, der mal wieder alles andere als gewaltfrei war. Und durch den Artikel ist mir deutlich geworden, welche Bedürfnisse bei mir im Mangel waren. Bei ihm ging es um Effizienz und sinnvollen Umgang mit seiner Zeit, bei mir ging es um Gesehen und Gehört werden, Unterstützung und Respekt. Das hat leider nicht geklappt, und wir haben miteinander eine Dynamik, die das auch immer wieder erschwert. Früher hätte ich mich wahrscheinlich in Schuldzuweisungen ergangen, du, du, du, du, du!
Heute spüre ich einfach nur Schmerz und Trauer, und auch dafür bin ich dankbar. ich muss niemandem mehr die Schuld geben. Ich kann akzeptieren was ist.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: 16. Dezember 2015

Hallo, Welt!
Der Tag heute war in vielerlei Hinsicht unbefriedigend, ich bin genervt, traurig und frustriert. Da fällt es mir schwer, die schönen Dinge wieder ins Blickfeld zu hieven, aber ich will es versuchen.
Der Steuerberater hat mir heute mitgeteilt, dass ich im Oktober Plus gemacht habe. Hallo, Ysabelle, los, freu dich! Das Glück hält sich in Grenzen, weil ich aus verschiedenen Gründen gerade nicht viel Plus machen möchte. Aber hier liegen auch so viele Rechnungen, da wird sich der Gewinn schon schnell wieder verflüchtigen. Freut mich das jetzt? Ja, mich freut, dass ich alle Rechnungen von allen Lieferanten bezahlen kann.

Am Wochenende hatten wir Seminar. Vieles daran war gut, haften geblieben ist mal wieder eine Situation, die weniger als wunderbar war. Die möchte ich jetzt zu den Akten legen und von einer Begebenheit erzählen, die mir die Tränen in die Augen getrieben hat.
Am Sonntag wollten wir in die Mittagspause gehen. Zwei Leute wollten etwas erledigen, der Rest ein bestimmtes Lokal ansteuern. Während die Teilnehmer noch diskutierten, verschwand ich auf die Örtlichkeiten im benachbarten Teil des Gebäudes. Als ich wieder kam, waren alle Kursteilnehmer weg, der Seminarraum abgeschlossen und drinnen mein Handy, das Portemonnaie und die Winterjacke. Sie hatten mich vergessen.

Ich rannte die Treppe runter, riss die Tür zur Straße auf und schrie nach meinem Kollegen. Wenige Meter neben der Tür standen die Teilnehmer eines anderen Workshops und sagten, „wir haben hier keinen Matthias“. zum Glück hatten mich zwei Leute aus meinem Kurs noch gehört, einer von ihnen pfiff markerschütternd, und tatsächlich drang der Pfiff bis zu der Gruppe durch, mit der mein Kollege unterwegs war. Er drehte auf dem Absatz um, kam zurück zum Seminarhaus und gab mir den Schlüssel. „Sorry, ich hatte gedacht, du wärst mit den anderen unterwegs…“
Ich ging nach oben, holte Jacke, Geld und Handy und trottete dann wieder die Treppe runter. Ich war traurig und einsam. Keiner hatte mich auf dem Schirm. Alle waren ohne mich weggegangen … ich war ganz allein … ich überlegte, wo ich denn etwas essen wollte und entschied mich für eine Bratwurst auf dem nahen Weihnachtsmarkt. Als ich die Haustür öffnete, stand mein Kollege davor und lachte ich an. „Ich dachte, ich lass dich mal besser nicht allein essen gehen …!“

Oh, war das schön! Alle Kindheitsdramen vergessen! Alle Bedürfnisse nach Gesehen werden, Beteiligung, Zugehörigkeit und Wertschätzung erfüllt! Das war wunderbar und trug mich den Rest des Tages.

Montag gab es ein Wiedersehen mit Kollegen aus meiner alten Firma. Nur einer von ihnen arbeitet noch dort, alle anderen sind inzwischen abserviert worden. Ich weiß nicht, wer von uns den besseren Deal hat -wir, die wir entlassen wurden, oder der eine, der dort noch aushalten muss und eigentlich monatlich mit seiner Kündigung rechnet? Ich bin jedenfalls mit meinem heutigen Leben sehr zufrieden.

Wunderbar war am Montag auch, dass meine entzückende Besucherin, eine alte GFK-Bekannte, in einen schrecklichen Haufen Papiere mustergültige Ordnung brachte. Dank ihrer Sortierung ist mir jetzt ein bisschen klarer, was in einer bestimmten Angelegenheit zu tun ist und ich schätze, dass ich es noch diese Woche angeschoben kriege.

Für heute muss es doch eine klitzekleine Kleinigkeit geben, die mich begeistert.
Ach ja, sogar zwei.
In einer bestimmten Angelegenheit habe ich eine Rückmeldung von einer GFK-Freundin bekommen. Das war total klasse, weil sie nämlich all die Wölfe benannte, die ich nicht im Zugriff hatte. Sie legte genau den Finger in die Wunde, und das war für mich sehr hilfreich. Jetzt bin ich mir sicher, dass ich nicht etwa eine verschobene Wahrnehmung und unrealistische Erwartungen habe, sondern dass mein Empfinden an einer bestimmten Stelle tatsächlich gut begründet ist in gravierenden unerfüllten Bedürfnissen nach Unterstützung, Gesehen werden, Sicherheit und Autonomie. Ich hänge in einem unerfreulichen Spagat zwischen Empathie geben und Unterstützung brauchen. Das fühlt sich nicht gut an und es wird Zeit, das zu benennen. Da ist es wieder, mein altes Muster, das mir erzählen will, ich wäre dazu nicht berechtigt.

Und! Ein anderer GFK-Freund hat mir Gefühls- und Bedürfnislisten auf Englisch – Arabisch besorgt. Hurra, das begeistert mich, denn ab Montag sitze ich in einem neuen Projekt mit 60 minderjährigen Flüchtlingen aus Afghanistan. Das kann spannend werden …

So long!

Ysabelle

Tradition & Vision

“Tradition ist nicht die Anbetung der Asche,
sondern die Weitergabe des Feuers“

Gustav Mahler (1860-1911)

Hallo, Welt!
Schon gehört? Der April 2016 ist zum GFK-Monat erklärt worden. Wir feiern die Tatsache, dass Marshall Rosenberg im April 1986 das erste Mal nach Deutschland gekommen ist, um hier die Gewaltfreie Kommunikation weiter zu geben. In allen Bundesländern laufen zurzeit Initiativen, um dieses Ereignis entsprechend zu würdigen.
Dabei beschränken wir uns zum Glück nicht auf Sonntagsreden und die Errichtung von Denkmälern, wobei ich finde, dass Marshall gut und gerne ein Denkmal haben könnte. Sein Grab ist ja ganz schlicht. P1030478 Hier ein Foto von Michael Dillo, der im Mai in Albuquerque war. Wie also wollen wir Marshalls Andenken ehren?

Indem wir das Feuer weiter geben.

Für mich ist die Gewaltfreie Kommunikation nichts Statisches. In meinen Augen war Marshall Rosenberg ein Visionär. Ich weiß nicht, ob er das bereits in den frühen sechziger Jahren war, als er mit seinem Kombi durch die Vereinigten Staaten juckelte und Workshops gab. Ein hartes Brot, das erlebe ich jeden Monat (und ich habe nicht mal einen Kombi, aber dafür muss ich auch nicht drei Kinder ernähren). Gandhi hat ihn inspiriert, und Martin Luther King. Die Unabhängigkeitsbewegung in Indien und die Bürgerrechtsbewegung in den USA haben hunderttausende, ja Millionen Menschen auf die Straße gebracht. Friedlicher, gewaltfreier Protest hat das Weltreich Großbritannien zerlegt. Marshall war Zeitzeuge, und er hat sicher gewusst, wie machtvoll Worte sind. Wieder und wieder hat er betont, wie wichtig ihm sozialer Wandel ist. Es geht also 2016 nicht darum, in gut geplanten und organisierten Workshops die vier Schritte zu vermitteln und Empathie zu üben. Es geht darum, die Welt zu verändern und Marshalls Feuer weiter zu tragen.

Ich glaube, wir brauchen dazu Visionen. Wie kann unser Weg aussehen in eine friedliche Welt, in der die Bedürfnisse ALLER Menschen zählen? Da braucht es mehr als GFKler in Flüchtlingsheimen und davor. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel, weg von Recht haben, Anspruchsdenken, Mauerbau und Gegenschlägen. Vor drei Tagen haben die deutsche Verteidigungsministerin und unser Außenminister verkündet, dass sich unsere Streitkräfte am Militäreinsatz gegen den „Islamischen Staat“ beteiligen werden. Freunde und Freundinnen, die Einschläge kommen dichter!

Französische GFK-Trainerinnen und Trainer haben nach den Anschlägen von Paris eine Empathie-Hotline geschaltet. Ich finde das wunderbar und bin dankbar dafür. Und gleichzeitig reicht das nicht. Es ist „Pflaster auflegen“. Es brennt um uns herum und wir pusten. Dabei verfügen wir über ein machtvolles Werkzeug, um zu einem Weg des Friedens beizutragen.

Lasst uns den GFK-Monat dafür nutzen, Visionen zu finden und Wege in diese Richtung zu pflastern, damit diese Träume wahr werden können. Wie würde eine gewaltfreie Schule aussehen? Welche Vorteile hat eine Firma, die nach Prinzipien der GFK organisiert ist? Wie verändert sich unser Gesundheitswesen, wenn ÄrztInnenschaft und Pflegende mit der Haltung der Gewaltfreien Kommunikation unterwegs wären? Was würden Politiker anders machen, wenn sie nicht mehr in Kategorien von Vergeltung und Präventivschlag denken? THINK BIG! Und dann lasst uns überlegen, wie wir die Straße dorthin bauen!

So long!

Ysabelle

Hey, Smombie!

Hallo, Welt!
Da rieb ich mir verdutzt die Augen. Donnerstag haben wir in der Übungsgruppe das Thema „ständig greift mein Gegenüber zum Handy“ behandelt. Und am nächsten Tag vermelden die Medien, Smombie, also ein Kofferwort aus Smartphone und Zombie, sei das Jugendwort des Jahres. Zu meiner Erleichterung hat der Berliner Tagesspiegel inzwischen recherchiert, dass nicht nur ich das Wort nicht kenne, auch über Twitter und Facebook ist es nicht gelaufen. Na, dann gibt es das wahrscheinlich gar nicht und ist eine Erfindung des Langenscheidt-Verlages. So weit, so gut.

Facebook und WhatsApp – bei manchen Menschen auch noch eingehende Mails und SMS-Nachrichten – sind also der Auslöser dafür, dass Verbindung im Hier und Jetzt mit dem realen Gegenüber verloren geht. Hier einmal unsere Wolfsshow vom Donnerstag: gegen_Handys Wir haben 15 Urteile gefunden und anschließend die damit verbundenen Gefühle identifiziert. Dann haben wir den Gefühlen die (unerfüllten) Bedürfnisse zugeordnet. Ihr seht, es gab ein Bedürfnis nach „Hirn“, was bisher auch in keiner offiziellen Bedürfnisliste auftaucht (ein bisschen Spaß muss sein, wir haben es als Wachstum und Wirksamkeit übersetzt). Eine Teilnehmerin erzählte von einem Erlebnis mit einer Handy-Nutzerin. Diese habe ständig WhatsApp benutzt. Auf die Rückfrage, ob das jetzt nicht mal für eine Stunde ausbleiben könne, sagte die Nutzerin: „Nein, wenn ich nicht sofort antworte, ist meine Freundin böse.“

Holla! Die Handy-Nutzerin hat also ein Bedürfnis nach Schutz und Verbindung. Und dabei geht die Verbindung zu der Person flöten, der sie gegenüber sitzt. Und das wiederum erfüllt beim Gegenüber nicht die Bedürfnisse nach Respekt, Gesehen werden, Präsenz und so weiter. Ich finde es auch schwierig, mit jemandem die Verbindung halten zu wollen, der ständig mit jemand anderem tickert. Im Unterricht hat mich das wirklich angestrengt und frustriert. Es war kaum möglich, die Aufmerksamkeit der Jugendlichen auch nur für 15 Minuten auf ein bestimmtes Thema zu lenken. Ein Piep und schon kam der Griff zum Smartphone, gern noch verbunden mit der Aussage, „das ist wichtig“.

Gestern hatte ich die Freude, bei der Aufzeichnung einer TEDx-Sendung dabei zu sein. Einer der Gastredner war Alex Strauss von der Organisiation „Clowns ohne Grenzen“. Er erzählte von einem Workshop in den Slums von Mumbai und dass es nicht möglich war, die Kinder „einzufangen“. Frustriert und verwirrt hätten sie den Kontakt zu den Sozialarbeitern gesucht und von ihnen den Rat bekommen: „Shout at them“. Anschreien als Rezept für Verbindung? Es funktionierte, und die Kinder konnten schließlich einem 40-minütigen Workshop folgen. Strauss erzählte, welche Eigenschaften den Kindern auf der Straße verloren gehen (weil es das Überleben nicht fördert) und dass deshalb Geschichten über gutes/höfliches Benehmen und Geschichten über Vertrauen in Ältere (Hierarchien) besonders wichtig seien. Das hat mich sehr berührt. Viele der jungen Teilnehmer, mit denen ich zu tun hatte, waren Überlebenskämpfende. Sie kamen aus dysfunktionalen Familien, Unterstützung fanden sie in der Peergroup, unter ihresgleichen. Was schert mich das Geschwätz der DozentInnen?

Was braucht es, damit unser Gegenüber wieder Präsenz erfährt statt des Handys? Vor 20 Jahren hatte fast kein Mensch ein Handy. Als ich 2001 auf einer Pressekonferenz der Telekom vom Mobilen Internet hörte, habe ich mich scheckig gelacht. Meine Friseurin sollte auf ihrem Handy nachgucken, ob in der Weinbar um die Ecke noch ein Plätzchen frei ist? Heute ist die Handynutzung vieler Menschen noch intensiver als sich das die Experten 2001 haben träumen lassen. Und unsere Verbindung bleibt auf der Strecke.

Vielleicht sind wir ja doch auf dem evolutionären Pfad zum Smombie. Wie gut, dass ich kein WhatsApp installiert habe. Ich glaube, es würde meine Sehnsucht nach Verbindung, Gemeinschaft, Gesehen werden und Präsenz nicht erfüllen. Es tut nur so.

So long!

Ysabelle

Fehler! Richtig! Falsch!

Hallo, Welt!
In der vergangenen Woche habe ich in einer Angelegenheit eine größere Geldsumme überwiesen. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass die Kontonummer nicht korrekt war. Jetzt wissen wir aktuell nicht, wo das Geld gerade ist. Freut sich jemand drüber, dem es gar nicht zugedacht war?

Die Person, die mir die Kontonummer gegeben hatte, schrieb:

(ich) stelle fest, dass der Fehler allein bei mir liegt
Es tut mir wahnsinnig leid, sollte es so rübergekommen sein dass der Fehler bei dir läge.

und ich antwortete:

Meine Ausbildung zur Trainerin hat insgesamt sieben Jahre gedauert. Dabei geht es nicht in erster Linie um Fertigkeiten a la „wie unterrichtet man GFK“ oder „was sind Interpretationen?“ Das härteste Training ist, nicht mehr in Kategorien wie Richtig oder Falsch zu denken und sich abzugewöhnen, FEHLER zu diagnostizieren. Wir alle, jeder Mensch, geben zu jeder Zeit das Beste, was uns zur Verfügung steht. Wenn wir es in der jeweiligen Sekunde besser könnten, würden wir es tun. Selbst wenn wir Entscheidungen treffen oder Dinge tun, die sich im Nachhinein als „weniger als wundervoll“ herausstellen, haben wir unser Bestes gegeben. Es geht nicht um Schuld, es geht um Verantwortung.

In diesem Sinne spüre ich gerade ganz viel Verbundenheit und Wärme mit Dir. Egal wo jetzt die zusätzliche Ziffer ins Spiel gekommen ist. Niemand macht so was mit Absicht, jeder, du, ich, der Mensch bei der Postbank hat sein Bestes gegeben. Und manchmal geht was schief. Shit happens.

Zu meinem Glück wurde dieser Text gut aufgenommen. Hätte ja auch passieren können, dass die andere Person, die noch nie etwas mit GFK zu tun hatte, jetzt den Rettungswagen bestellt, um mich einliefern zu lassen.

Ich hadere schon lange und immer wieder mit dem Begriff Fehler. Ich habe etwas FALSCH gemacht. Als Angehörige einer 12-Schritte-Gruppe kämpfe ich mit dem fünften und sechsten Schritt:

5. Schritt
Wir gaben Gott, uns selbst und einem anderen Menschen gegenüber unverhüllt unsere Fehler zu.

6. Schritt
Wir waren völlig bereit, all diese Charakterfehler von Gott beseitigen zu lassen.

Das impliziert ja nun, dass mit mir etwas nicht stimmt. Eine Freundin tut sich damit überhaupt nicht schwer. Sie sagt, „ein Fehler ist etwas, was mir fehlt. Das kann ich doch auch benennen.“ Für mich wird das Wort Fehler nicht wie die rote Zahl auf der Störungsanzeige meines Kühlschranks ausgeliefert: Oh, die Temperatur ist über fünf Grad, Check das mal. Oder die Tankanzeige im Auto. Guckst du, nicht mehr viel Benzin drin …

Fehler kommt für mich immer mit „falsch gemacht“. Da hängt immer eine Schuldzuweisung dran. Ich reagiere allergisch, wenn jemand in meiner Übungsgruppe von seinen Fehlern spricht oder meine Mitarbeiterin lakonisch sagt, „mein Fehler“.

Ich würde gern einen Begriff finden, der nicht moralisch aufgeladen ist wie „Fehler“, und der beinhaltet, dass etwas nicht so gelaufen ist wie erwartet, erwünscht, erhofft. Panne tut es nicht, Missgeschick tut es nicht. Irrtum tut es nicht. Versehen tut es nicht. Mangel kommt nicht in Frage. Als Nicht-Engländerin finde ich Error ganz sympathisch, dabei heißt das genau so Fehler wie „fault“, „mistake“ oder „bug“.

Habt Ihr Vorschläge, wie man das ohne moralische Werte benennen kann, dass etwas „weniger als wundervoll“ gelaufen ist? Ich bin für Anregungen dankbar.

So long!

Ysabelle

Begeisternd motiviert

Hallo, Welt!
Dieser Tage stieß ich auf die Frage, was der Unterschied zwischen „motiviert“ und „begeistert“ sei. Ja, da war mein Pferd, und ich schwang mich gleich in den Sattel. Aus Unternehmenszusammenhängen, zum Beispiel aus meinem Arbeitszeugnis, kenne ich die Formulierung „motivierte ihre Mitarbeiter zu Höchstleistungen“. Und schon bekommt eine an sich nette Aussage einen für mich ziemlich fiesen Beigeschmack nach Manipulation und Dressur. Hier ist der Feuerring, meine Tiger, jetzt springt mal schön! Begeisterung hingegen würde nicht mit so einem Odeur ausgeliefert. Wenn ich jemanden begeistern kann, dann brenne ich selbst dafür. Dann stecke ich andere an. Begeisterung ist ist also eine Infektionskrankheit, Motivation entsteht im Labor.

Nach einigem Nachspüren bin ich dann drauf gekommen, dass zumindest meine eigene Welt nicht so schlicht gestrickt ist. Ich kann andere auch manipulativ begeistern, weil ich gern etwas so dringend hätte … Und da gibt es doch den feinen Unterschied zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Wikipedia meint dazu:

ntrinsisch (lateinisch intrinsecus „inwendig“ oder „hineinwärts“) bedeutet ursprünglich „innerlich“ oder „nach innen gewendet“, in einer späteren Umdeutung auch „von innen her kommend“. Intrinsische Eigenschaften gehören zum Gegenstand selbst und machen ihn zu dem, was er ist. Der Gegenbegriff ist extrinsisch.

Es geht dann in einem anderen Beitrag hoch wissenschaftlich weiter:

Der Begriff intrinsische Motivation bezeichnet das Bestreben, etwas um seiner selbst willen zu tun (weil es einfach Spaß macht, Interessen befriedigt oder eine Herausforderung darstellt). Bei der extrinsischen Motivation steht dagegen der Wunsch im Vordergrund, bestimmte Leistungen zu erbringen, weil man sich davon einen Vorteil (Belohnung) verspricht oder Nachteile (Bestrafung) vermeiden möchte.[29]

Die neuere Motivationsforschung (John Barbuto und Richard Scholl, 1998) unterscheidet zwischen zwei intrinsischen und drei extrinsischen Quellen der Motivation. Die Autoren untersuchten die bedeutendsten Motivationstheorien seit Abraham Maslow (1954) und entwickelten daraus das Konzept der „Fünf Quellen der Motivation“.[30] Dabei spielt der Ansatz der „Drei Großen“ Motive (“Big Three”) von David McClelland eine zentrale Rolle. Bei diesen Motiven handelt es sich um das Macht-, Zugehörigkeits- und Leistungsmotiv.[31] Die genauere Beschreibung dieser Motive kann man aus der nebenstehenden Grafik ersehen.

Ok, dann entspräche Begeisterung also in etwa der intrinsischen Motivation (und ist nach wie vor anstreckend), und die extrinsische Motiviation wird mit dieser Konnotation ausgeliefert, auf die ich nicht so stehe.

Ich werde also jetzt hoch motiviert zwei Stunden Hausarbeit einschieben und dabei nicht die mindeste Begeisterung entwickeln. Dafür vermeide ich, dass meine Bürokraft morgen denkt, ‚die Alte hat ja das ganze Wochenende auf der faulen Haut gelegen‘.

Mal sehen, vielleicht frage ich sie morgen mal direkt, ob sie so was denken würde. Vielleicht ist das ja auch nur wieder ein alter Glaubenssatz von mir, weil ich eine übernommene Vorstellung davon habe, wie gepflegt und schön ein Zuhause zu sein hat, und davon bin ich gerade so weit entfernt …

So long!

Ysabelle

Die Probleme möchte ich nicht haben …

Hallo, Welt!
Gerade eben meldete der Newsticker, dass auch 100000 VW-Benzinfahrzeuge von falschen CO2-Angaben betroffen sind. Jedes Mal denke ich, was kommt als nächstes? In meiner Fantasie arbeite ich in der Führungsetage bei Volkswagen und jeden Tag kommen neue Horrornachrichten. Mal angenommen, als Leitende Angestellte hätte ich davon im Vorfeld nichts gewusst … nur mal angenommen … wie würde ich mich dann jetzt fühlen?
Als erstes meldet sich Scham. Holla! Ich habe was falsch gemacht. Moment mal, Leute … ich habe doch gar nichts davon gewusst …
Aber ich identifiziere mich mit meinem Unternehmen. Und wenn die was „falsch“ machen, betrifft das auch mich. Einer der VW-Oberen hat sich ja auf der Tokyo Motor Show mit einer Verbeugung für den Abgasskandal entschuldigt und angeblich war den Japanern die Verbeugung nicht tief genug, um das Ernst zu nehmen. Ja, da sind wir wieder in der Welt von Richtig oder Falsch, von Belohnung und Bestrafung!
Also, mal abgesehen von Scham, was hätte ich denn noch für Gefühle, so als Miss VW? Peinlich. Mir ist das einfach nur peinlich. Ok, wollen wir diskutieren, ob das ein Gefühl oder eine Interpretation ist? Ich tippe mal auf Interpretation. Ich denke ja dabei, die Dinge hätten anders laufen müssen. „Peinlich“ ist daher eine kleine Schwester von Scham, wobei Scham ein echtes Gefühl ist, aber eben sozial induziert. Wenn ich die Scham und das Peinliche mal weg lasse, was bleibt denn dann? Empörung, Entrüstung. Na, das geht schon eher in Richtung Wut, sehr schön! Wir haben gelernt, dass Wut ein Primärgefühl ist. Ich schätze mal, dahinter wäre Trauer. Wenn ich auf diese grandiose Kompaktkarte gucke, was denn vielleicht für Bedürfnisse dabei unerfüllt sind, komme ich auf
• Zugehörigkeit. Hallo? Solchen Machenschaften möchte ich nicht zugehörig angesehen werden. • Kongruenz, Übereinstimmung mit meinen Werten und Normen. Na, das ist ja mal so was von unerfüllt. • Vertrauen. Ich möchte, dass man mir vertrauen kann, ich habe meiner Firma vertraut und jetzt das. • Respekt dem Kunden gegenüber. • Verstehen. Hey, Ihr, die Ihr Euch das ausgedacht habt! Habt Ihr wirklich geglaubt, Ihr kommt damit durch? Oder war es Euch egal, dass das auffliegen könnte? Was ist Euch durch den Kopf gegangen? Ich wäre schon froh, wenn ich das einfach nur verstehen könnte. Wir wissen ja, verstehen heißt nicht einverstanden sein… • Schutz ist mir auch noch total wichtig. Durch diese ganze Aktion ist tatsächlich mein Arbeitsplatz in Gefahr. Leute, wer denkt sich so was aus? Und wer denkt jetzt an mich, die ich das ausbaden muss?
Was wäre meine ganz persönliche Bitte an die Konzernspitze? Lasst uns unter fachkundiger Anleitung betrauern, was hier vorgefallen ist. Lasst uns überlegen, für welche Werte Volkswagen steht, und was wir tun können, um zu diesen Werten zurück zu finden? Sind wir (noch) auf dem richtigen Weg? Und dann lass uns einen Aktionsplan aufstellen, den wir gemeinsam tragen und verantworten. Nicht nur auf Papier, sondern auch hier im Werk. Auch in Sao Paulo, auch in Shanghai. Lasst uns Vorbild werden und aus dem lernen, was wir hier angerichtet haben. Wenn wir wirklich in diese Richtung gehen, spüre ich Zuversicht und Vertrauen.

Ist ja immer leicht, bei anderen zu gucken.
Wir bereiten im Shop gerade die Aussendung der nächsten Ausgabe der Empathischen Zeit vor und generieren für die Abonnenten schon mal die Rechnungen. Gestern erreichte uns die Mail einer entrüsteten Kundin, die versehentlich eine Rechnung bekommen hat. Es gibt tatsächlich zwei Kundinnen mit dem gleichen Namen. Verblüfft hat mich die Aussage

dies sind methoden, die ich so in ihrem online-shop nicht erwartet habe.

da hätte ich mir doch inniglich gewünscht, dass die Kundin erst mal nachfragt, wie es zu dieser Bestellung gekommen ist, wo sie doch gar nichts bestellt hat. Erare humanum est, irren ist menschlich. Wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Und gerade wenn man das in unserem Online-Shop nicht erwartet, wäre das doch erst recht eine Einladung, in Verbindung zu gehen, oder?

So long!

Ysabelle

In der Arena

Hallo, Welt!
Gestern hatte ich ein spannendes Erlebnis. Um halb vier war ich in Hamburg zu einem Meeting verabredet. Im Radio hatte ich gehört, dass die halbe Stadt gesperrt war wegen der Cyclassics, einem großen Radrennen. Mir war das egal, ich fahre ja Zug. Als ich um 14.54 Uhr im Dammtor-Bahnhof in die S-Bahn umstieg, bekam ich eine SMS von der Meetingsleitung: „In der Stadt tont der Bär. Bin mit Motorrad und gebe. Ein bestes“. Ich schrieb zurück: „Dammtor. Werde rechtzeitig da sein“.

So war es auch, 15.25 Uhr traf ich am Meetingsort ein und machte es mir auf den Stufen gemütlich. Weit und breit kein Motorrad. Eine Familie fuhr mit einem VW-Bus vor und wortreich schilderte der Mann der Frau, wie kompliziert die Fahrerei gewesen sei, und was die Polizei alles abgesperrt hätte, und bis zum Garten seien sie gar nicht gekommen…
Ich wartete.
Um 16.13 schrieb ich dann eine SMS: „Du, länger als eine Stunde möchte ich hier nicht warten.“
Keine Antwort.
Um 16.31 schrieb ich dann: „Ich geh jetzt zum Bahnhof und nehm den Zug um XX zurück. Höhere Gewalt, da kann man nichts machen“
Seltsame Eingebung: Ich fasste noch mal an die Außentür – sie war offen. Das kommt schon manchmal vor, denn im gleichen Gebäude sind eine Kneipe und ein Kino. Ich habe dann den Code für die Eingangstür eingegeben und bin wohl versehentlich auf die Klingel gekommen. Im Treppenhaus hörte ich eine Stimme: „Hallo?“ Ich fragte zurück: Wer ist da? Und die Antwort haute mich aus den Socken: Die Meetingsleitung. Sie blickte erstaunt über das Treppengeländer und ich guckte mal mindestens genau so erstaunt zurück.
Und dann überkam mich eine Woge der Wut.
Eine verdammte Stunde hatte ich da draußen gesessen. Wie sollte ich wissen, dass jemand vor mir gekommen war? ZACK! In der nächsten Sekunde wechselten die Schuldigen: Mal war ich es, die zu blöd war, vorher zu überprüfen, ob schon jemand da war. Dann waren es die anderen, die wussten, dass ich komme, sogar pünktlich komme, und nicht einmal nachfragen, hallo, wo bist Du? Wir wollen anfangen …
In aberwitzigem Tempo wechselten die Positionen in meinem Kopf. Die Wut überrollte mich fast. Gerade noch war ich schuld an dieser blöden Situation, dann wieder lag es an den anderen … und der GFK-trainierte Teil konnte dieser Schlacht in der Arena zwischen diesen beiden Wölfen zusehen und es gerade noch fertig kriegen zu sagen, ich geh jetzt. Es ist besser, ich geh jetzt.

Gestern Abend habe ich dann versucht mich zu sortieren und herauszufinden, was eigentlich genau los war. Zum einen fand ich es oberspannend mir selbst zuschauen zu können, wie rasant sich Wolf innen und Wolf außen abwechselten. Hui. So schnell konnte man gar nicht gucken.

Unerfüllte Bedürfnisse: Gesehen werden, Beteiligung, Gemeinschaft, Respekt/Wertschätzung, Sinnhaftigkeit (mit meiner Zeit sinnvoll umgehen).
Das war nicht so schwierig.
Aber da ist noch was anderes.
Ich habe gespürt, dass meine Wut auf die anderen dazu da ist, um meine eigene Scham nicht zu spüren. Scham, etwas falsch gemacht zu haben. Scham, nicht auf die Idee gekommen zu sein, mal zu klingeln, sondern statt dessen wie ein Trottel eine Stunde auf der ungemütlichen Steintreppe im Dreck einer Szenekneipe zu sitzen. Wenn die anderen schuld sind, brauche ich mich nicht zu schämen. Ich teile also lieber aus als zu gucken, was ist mein Anteil an dieser Situation. Oder statt einfach zu lachen und zu sagen, na, da komme ich die letzte halbe Stunde noch dazu …

Wut als Abwehr von Scham. Und die Scham entsteht, wenn ich denke, ich werde bewertet. Das hatten wir doch schon mal. Vorauseilend kann ich mich schon mal ein bisschen schämen, bevor die anderen anfangen, mich zu beschuldigen und zu verurteilen.

An dieser Stelle locke ich die Wölfe mit zwei knackigen Markknochen aus der Arena, suche mir mit ihnen ein schönes Plätzchen zum Kraulen unter einem schattigen Baum und freue mich daran, dass ich in 2015 immer öfter merke, was sich für Dramen in meinem Kopf abspielen. Ich muss die nicht ausagieren. Ich kann einen Kumpel anrufen und mir Einfühlung geben lassen. Danke, Michael, für deine Zeit heute!

So long!

Ysabelle

S’ist Feierabend …

Hallo, Welt!
Diese Woche habe ich ein neues Gefühl entdeckt: Feierabend. Es hielt nur ungefähr zwei Minuten an und war komplett ungewohnt.

Ich kokettiere ja gern damit, dass ich sage, ich wäre arbeitssüchtig. Tatsächlich fällt es mir schwer, so etwas wie Feierabend zuzulassen. Feierabend macht schlechtes Gewissen. In den vergangenen Wochen habe ich super viel gearbeitet (sollte ich sagen, in den vergangenen 30 Jahren?) und an einem Abend war gerade alles Offensichtliche abgearbeitet. Alle Sendungen bei der Post, alle Rechnungen geschrieben, das Lager aufgeräumt, die komplette Wäsche gebügelt. Da gab es einen Moment der Leere, des Innehaltens, und dann war es da, das Feierabend-Gefühl. Und ich wunderte mich und dachte, wo kommst du denn her?
Heute blitzte es für ein paar Sekunden hervor. Grad lang genug, dass ich es wiedererkannt habe. Und mir scheint, als bin ich da einer großen Sache auf der Spur.
Wieso haben manche Leute Feierabend, sitzen dann vorm Fernseher oder stricken aus Vergnügen oder machen einen schönen Spaziergang oder gehen Golf spielen und ich nicht? Wieso ist bei mir immer noch was auf der Agenda? Jetzt in diesem Moment müsste ich eigentlich Katzenfutter kochen, noch mal zwei Maschinen Wäsche anschmeißen, drei neue Produkte im Shop einstellen, den Küchentisch aufräumen, Belege für den Steuerberater raussuchen, den Katzenkotzfleck aus dem Teppich waschen, die Katzenklos machen, ein paar Lebensmittel einkaufen, eine Freundin zurückrufen, die sich heute Morgen gemeldet hat. Insgesamt scheint mir das, was ich zu tun habe, zu viel für eine Person zu sein.
Bei Facebook entdeckte ich heute in einem Posting von David R Browning das Folgende:
A jackalpede-a stampede of judgments
A jackalsaurus-a core judgment/belief

Da scheint in Sachen Feierabend bei mir ein Jackalsaurus durch’s Bild zu laufen. Wie kannst du „Feierabend“ haben wollen, wenn noch so viel zu tun ist? Ich habe überhaupt kein eigenes Konzept dafür, was man am Feierabend macht. Vor 15 Jahren hätte ich mir eine Flasche Wein aufgemacht, eine Zigarette angezündet, zum Telefon gegriffen und mich im Gespräch mit jemand anderem langsam betrunken. Als dann das Internet und die Möglichkeit, per Mail so schnell zu kommunizieren, in meinem Leben Einzug hielten, habe ich lange Mailwechsel gepflegt. 400 Seiten Papier in einem Jahr mit einem Freund … Später dann habe ich ein Forum geleitet, dann noch eins, dann kam der Blog, heute dann der Shop. Immer am drehen. Es ist nie genug, was ich tue. Dann kommt der Tag (oder der Urlaub), an dem ich einfach nur ins Koma falle, tagelang schlafe. Will ich so leben? Was will dieser Jackalsaurus, der mich antreibt, jagt, hetzt, ja quält?

Heute habe ich wieder einmal für einen kleinen Augenblick kapiert, dass ich sehr theoretisch nie wieder einen Tag arbeiten müsste, wenn ich mit all meinen Ressourcen gut haushalte. Es wird zwar eng, aber bis zur Rente halte ich irgendwie durch. Wieso renne ich dann den ganzen Tag so blöde in meinem Schuhkarton hin und her um „irgendwas“ zu erreichen? Was ist denn das „irgendwas“? Wo will ich denn hin?

Ruhe ist anscheinend gefährlich. Dann kommt der Jackalsaurus und … und was? Frisst mich. Ich werde dem mal nachspüren. Was passiert genau, wenn ich den Feierabend-Modus aktivieren möchte? Vorher aber noch Katzenklos, Einkaufen, Katzenfutter kochen, Waschmaschine anschmeißen, drei neue Produkte im Shop einstellen ….

So long!
Ysabelle

Ein Hoch auf Herrn T.

Hallo, Welt!
Mal wieder viel zu spät war ich in diesem Jahr dabei, meine Sommerreifen aufziehen zu lassen. Nach 100 Kilometern sollen die Radmuttern nachgezogen werden, und meine Fahrten waren so unglücklich getaktet, dass ich dann mit den neuen Reigen 300 Kilometer ohne Kontrolle hätte fahren müssen. Dazu war ich zu ängstlich.
Nun aber vor einigen Wochen hatte ich einen Termin in der Reifenwerkstatt. Als wir ihn vereinbarten, fragte der Meister: „Sollen wir auswuchten?“ Ey, fragt mich doch nicht so was? Wann muss das gemacht werden? Warum? ich frag ihn ja auch nicht, ob an die Hollandaise ein Spritzer Zitronensaft kommt!
Ich war zögerlich, fragte zurück, wieso ich das bräuchte. Und so kamen wir dazu ins Gespräch, dasss ich in Erwägung zog, ein neues Auto zu kaufen.
Vor ein paar Wochen hatte ich hier gepostet, dass eine Malerin Dankbarkeitsbilder gemalt hat und unter anderem auch eins für ihren Automechaniker gestaltet hat. Vielleicht könnte sie jetzt auch eines für meinen Werkstattmeister Herrn T. malen. Der Mann hat mit Sicherheit noch nie einen Kurs in Gewaltfreier Kommunikation gemacht, aber er hat mich genau da abgeholt, wo ich gerade stand.
Zunächst hat er gefragt, welches Bedürfnis ich mir mit der Anschaffung eines neuen Autos erfüllen möchte (Sicherheit vor Reparaturen, Schutz, nicht plötzlich liegen zu bleiben, Raum, um mehr transportieren zu können. Mein Wagen hat demnächst 70000 km auf dem Tacho und ich fürchte, jetzt gehen allmählich Dinge kaputt. Und später habe ich vielleicht kein Geld mehr, um ein neues Auto zu kaufen). Dann hat Herr T. mir erläutert, wie es um meinen Wagen steht: „Den fahren Sie noch 50000 km ohne Macken. Der hat bis jetzt noch nichts gehabt, dann hat der auch die nächsten drei Jahre nichts.“ Wow! Wie beruhigend! Und dann kamen die magischen Worte: „Ein neues Auto zu kaufen ist die schlechteste Geldanlage, die Sie nur planen können. Der neue Wagen verliert in zwei Jahren so viel Wert, so viele Reparaturen können Sie an Ihrem heutigen Wagen gar nicht haben. Was soll denn da kaputt gehen, was gleich 3-4000 Euro kostet?“
Dann erzählte er mir noch ein paar Details über die Gepflogenheiten des Herstellers meines Wunschwagens. Die vermeintlich günstigen Konditionen waren dadurch zustande gekommen, dass man mir einen B-to-B-Vertrag angeboten hatte. Business to Business. Und wisst Ihr was? Dabei habe ich keine zwei Jahre Garantie, sondern nur sechs Monate Gewährleistung. Wenn ich jetzt ein Montagsauto erwische, an dem alle Nase lang irgendetwas leckt oder klemmt, kann ich das nach einem halben Jahr alles schön aus eigener Tasche zahlen, denn das ist bei B-to-B-Verträgen üblich. Das läuft ja über die Firma … DAS hatte mir mein smarter Autoverkäufer natürlich nicht erzählt, der hatte nur mit freundlichen Zahlen gewunken.
ich bin aus diesem Gespräch mit Herrn T. mit wunderbaren Gefühlen marschiert. Meine Bedürfnisse nach Klarheit, Unterstützung und Verstehen waren komplett erfüllt. Meine Besorgnis, wie im Comic plötzlich vor einem Auto zu stehen, wo es aus dem Motorraum qualmt und die Reifen nach außen abfallen, hatte sich verflüchtigt, und die entspannte Stimmung hält jetzt schon drei Wochen an. Ich bin so dankbar, dass er sich die Zeit genommen hat, bei mir noch mal nachzufragen, welches Bedürfnis ich mir denn mit einem neuen Auto erfüllen will. Das wäre eine teure Strategie geworden, die mir wahrscheinlich nicht mal mein überbordendes Bedürfnis nach Sicherheit erfüllt hätte …

So long!
Ysabelle

Paranoia

Hallo, Welt!
Ich diagnostiziere bei mir eine seelische Störung:

Paranoia (griechisch παράνοια paránoia, aus παρὰ parà „wider“ und νοῦς noûs „Verstand“; wörtlich also „wider den Verstand“, „verrückt“, „wahnsinnig“) ist im engeren Sinn die Bezeichnung für eine psychische Störung, in deren Mittelpunkt Wahnbildungen stehen.

Gestern traf ich beim Einkaufen eine frühere Kollegin und wir haben uns die Zeit genommen, eine Stunde miteinander zu quatschen. Das war erfüllend und nährte meine Bedürfnisse nach Verbindung, Gemeinschaft, Nähe und Gesehen werden. Die Begegnung habe ich sehr genossen. Dabei kamen wir auch auf meine geschäftlichen Aktivitäten des vergangenen Jahres zu sprechen, meine drei Jobs, meine aktuelle finanzielle Lage. Meine Kollegin, die etwas älter ist als ich, meinte, „wenn dieser Job, den ich gerade mache, Ende des Jahres auslaufen sollte, höre ich auf zu arbeiten“. Ich fragte sie, ob ihre Rücklagen dafür ausreichten, und sie antwortete: „Wenn ich Ysabelle Wolfe wäre, würde mir der Puffer nicht reichen. Aber für mich reicht es. Ich brauche ja nicht viel. Mein Haus ist bezahlt, mein Auto ist bezahlt …“

Und ich dachte bei mir: Mein Haus ist bezahlt, mein Auto ist bezahlt. Nach wie vor habe ich Anspruch auf ein Jahr Arbeitslosengeld. Ich habe einen Webshop gegründet, der bisher in diesem Jahr schon so viele Aufträge abgewickelt hat wie im ganzen vorigen Jahr. Was ist es, das mich ständig so ängstlich macht? Warum sehe ich stets vor meinem geistigen Auge den Gerichtsvollzieher vor der Tür und den Strom abgestellt? Tatsächlich habe ich den Gerichtsvollzieher das letzte Mal im Alter von 21 Jahren gesehen, als ich die Ratenzahlung für meine Möbel nicht bedienen konnte und mich blind und taub gestellt hatte (Scham, Angst, Hilflosigkeit). Seit mittlerweile einigen Jahren gelingt es mir, mein Konto dauerhaft im Plus zu halten, und durch die Abfindung von meiner früheren Firma und den Tod meiner Mutter gibt es kleine finanzielle Rücklagen. Trotzdem wühlt es in mir. Meine Kollegin sagte: „Solange ich dich kenne, hast du Angst zu verelenden. Wenn ich sehe, was du alles machst, habe ich für dich da überhaupt keine Angst …“ Und dann erzählte sie, dass sie gerade eine GmbH liquidiert, in die sie für Jahre massig Geld und Arbeit investiert hat: Wenn du feststellst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab.

Boah! So viel Geld investieren und dann abschreiben! Wie mutig! Ich habe mit 300 Euro für ein Produkt, das sich nicht verkauft, schon massive Bauchschmerzen. Jede unerwartete Rechnung löst bei mir Panikattacken aus. Mein Gehirn (präfrontaler Kortex) meldet, „kein Problem, kannst du bezahlen.“ Aber es wird im wahrsten Sinne des Wortes über-stimmt. Andere Stimmen machen mir Vorwürfe wegen der Ausgabe, ermahnen mich, die Kohle zusammen zu halten, mehr zu arbeiten, mir keine Pause zu gewähren, mir dies und jenes zu versagen. Und dann kommt es zu lustigen Übersprungshandlungen und ich lasse 20 Euro bei Arko oder bezahle für „meine“ Jugendlichen ein üppiges Frühstück mit ihnen unbekannten Käsesorten und frischen Brötchen vom Bäcker statt dieser Aufbackbriketts.

Meine Kollegin wies auch darauf hin, dass ich Menschen beschäftige/einstelle, zu denen ich eine Beziehung habe. „Und damit läufst du natürlich Gefahr, dass du nicht die beste Leistung für dein Geld kriegst.“ Und während ich diese Zeilen tippe, erinnere ich mich an eine Heimkehr von einem Termin 2012. Jemand hatte mein Wohnzimmer neu tapeziert, und ich habe mit grimmiger Verzweiflung die Bahnen wieder abgezogen. Der Untergrund war nicht richtig vorbereitet gewesen und der Handwerker hatte die Kleister-Anleitung für diese Spezialtapete nicht eingehalten. Bezahlt habe ich ihn trotzdem.
Als ich gestern nach diesem Austausch mit meiner Kollegin dem Gespräch ein bisschen nachspürte, hatte ich den Eindruck, als sei diese Finanz-Paranoia gar nicht meine. Ich lebe sie aus. Aber schon seit 1984 kann ich von meiner Hände Arbeit leben. Ich habe eine beachtliche Karriere hingelegt und selbst in Zeiten der Arbeitslosigkeit immer wieder kleine Jobs gefunden oder eigene Aktivitäten gestartet. Welcher Kuckuck hat mir diese Ängste ins Nest gelegt?
Ich erinnere nicht, dass meine Großeltern finanzielle Panik hatten. Sie waren durch die Kriegswirren von Berlin nach Lüneburg verschlagen worden und hatten ihren Hausstand verloren. Als Flüchtlinge waren sie nicht gut gelitten, keiner wollte damals (wie heute) Flüchtlinge aufnehmen. Sie haben gespart und sich ein neues Leben aufgebaut, konnten in den 60er Jahren in die Berge in den Urlaub fahren und sich gutes Essen leisten. Sie hatten einen Fernseher und eine Musiktruhe und eine Hollywood-Schaukel.
Mein Leben mit meiner Mutter verlief anders. Bei uns wurde tatsächlich der Strom abgestellt. Es gab Zeiten, da hatten wir nichts zu essen. Es gab keine Kohle mehr, wir konnten nicht heizen. Ich wurde im Bettchen angezogen, weil es in der winzigen Mansardenwohnung zu kalt war. Waren die Winter in den sechziger Jahren kälter als heute?
Warum gibt es keine Erinnerung, dass wir es geschafft haben? Warum gibt es keine Zufriedenheit, keinen Stolz, dass wir es überlebt haben? Warum ist nur die Angst abgespeichert, wie ein lauerndes Tier? Und warum muss ich mich in 2015 noch damit rumschlagen, was 1965 bedrohlich war?
Ich vermute, da hilft nur Bewusstheit. „spüren, spüren, spüren“. Wann kommt die Angst? Was ist der Auslöser? Die Gefühle sind bis heute Angst, Unsicherheit, Hilflosigkeit, Ohnmacht. Die Bedürfnisse sind Sicherheit (gibt es nicht. Und gibt es doch, in einem Sozialstaat wie Deutschland), Unterstützung, Gesehen werden, Gemeinschaft. Oh ja, das merke ich gerade. Ich bin immer mit dem Glaubenssatz unterwegs, dass ich alles allein schaffen muss und für mich sowieso keiner da ist. Und wenn ich es nicht schaffe, dann ist Ende Gelände. Gemeinschaft also. Ja, das ergibt einen Sinn. Und: To matter (noch immer kein gutes deutsches Wort dafür gefunden. zählen. Ich zähle. Aber nicht bis acht, sondern ich habe Bedeutung, ich bin wichtig. Hach, nimm dich nicht so wichtig!). Vielleicht bin ich wichtig, wenn ich andere Leute unterstütze. Vielleicht zähle ich, wenn ich selbstlos bin (was für ein Blödsinn!). Also: Wieder mal wunderbare Bedürfnisse im Mangel. Was mache ich nun damit? Als erstes ein richtig schönes Frühstück, vielleicht draußen auf der Terrasse, im Sonnenschein. Da höre ich wenigstens nicht, wenn der Gerichtsvollzieher klingelt…

So long!
Ysabelle

Ohren verlegt …

Hallo, Welt!
Am Wochenende war ich in Stuttgart bei der Tagung des Fachverbands Gewaltfreie Kommunikation. Hut ab vor all den Leuten, die diese Veranstaltung auf die Beine gestellt haben, das war sehr beeindruckend.
Zum Start war der CDU-Politiker Heiner Geißler (85) als Gastredner eingeladen worden. Ein gebrochenes Kabel sorgte dafür, dass die Übertragung immer schlechter wurde und souverän marschierte Geißler in die Mitte des Saales und sprach frei.
Vielleicht war ich die einzige, die ihn nur schwer hören konnte. Geißler ist schon seit vielen Jahren als Schlichter aktiv, unter anderem hat er ja die Schlichtung von Stuttgart 21 geleitet und vermittelt zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern. Aber seiner Sprache konnte ich nicht zuhören. Eine Weile habe ich mit mir gehadert, du musst doch und du solltest aber … doch dann habe ich mich darauf besonnen, dass ich in einer GFK-Veranstaltung sitze und nichts tun muss, was nicht Fun ist. Für mich war die Rede kein Fun.
Da konnte sich laut Geißer doch jeder davon überzeugen, dass der Kirchenvater Augustinus das griechische Zitat XYZ in falsches Latein übersetzt hat und dass deshalb Luther … Und schließlich wisse man doch dies und jenes, und er hätte sich auch nicht träumen lassen, dass seine Partei mal mit der Hypo Real Estate eine Bank verstaatlichen würde … Geißler
Kurzum, ich konnte es nicht mehr ertragen und bin rausgegangen.
Später hatte ich Gelegenheit, sowohl mit Andi Schmidbauer als auch Robert Macke dazu ins Gespräch und beide berichteten, dass sie Geißler gut hören konnten. Es sei ihnen leicht gefallen, sich mit dessen schönen Absichten zu verbinden. Da wusste ich, ich habe meine Giraffenohren verlegt.

Dann erreichte mich eine Mail, die wie folgt begann:

> fein einfach machst du es dir da… fakt ist, es ging so, wie du wolltest, und es interessiert mich kein bischen wie DU da hinkommst, sondern wie ICH dahinkomme. daher die frage ob wir zusammenfahren.

Gerade nehme ich mich selbst ganz ratlos wahr. Liegt es an meiner Erschöpfung, dass ich momentan nicht (ständig) empathisch zuhören kann? Wieso löst so ein Text wie die Mail in mir einfach nur Empörung und Aufruhr aus? Vielleicht bin ich wirklich so ausgelaugt, dass da im Moment nicht mehr drin ist. Immerhin mache ich mich selbst nicht dafür fertig und bin auch noch so weit mit mir verbunden, dass ich deutlich merke, was meine unerfüllten Bedürfnisse sind. Bei Heiner Geißler waren es Verbindung, Respekt (für Menschen, die weniger Chancen auf Bildung (Griechisch/Latein) hatten als er), Akzeptanz, Vertrauen und Schutz. Bezüglich des Autors der Mail ist es gesehen werden, Respekt, Wertschätzung, Anerkennung, Unterstützung, Gemeinschaft, Leichtigkeit und „to matter“. Wenn ich so auf diese unerfüllten Bedürfnisse schaue, wird mir klar, dass ich mich in den vergangenen vier Monaten nach dem Tod meiner Mutter komplett vom Giraffensaft abgeschnitten habe, gar keine Zeit fand für eine liebevolle GFK-Gemeinschaft. Mal schauen, wo die nächste Tankstelle ist!

So long!

Ysabelle

Tu es jetzt!

Hallo, Welt!
Heute Morgen standen zwei Polizisten bei mir vor der Tür. Meine Stiefmutter (86) ist tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden. Kein Hinweis auf Fremdverschulden.
Gerade erst vor zehn Tagen habe ich die Wohnung meiner Mutter abgegeben. Noch ist nicht alles abgewickelt, da fängt das ganze wieder von vorne an. Bestatter, Trauerfeier, Beisetzung, Wohnung räumen, Papiere sichten. Die letzten Dinge regeln. Ich bin müde und meine Schultern hängen. Aber da ist sonst niemand, der das für sie tun kann.
In den vergangenen Wochen habe ich oft an sie gedacht. Sie hat im Februar ihren Lebensgefährten verloren, aber sie war kein Typ, der mit der Trauer hausieren ging. Sie tat es ab, machte es klein. Und über meine Mutter wunderte sie sich: „Wieso kann die nicht einfach sterben? Wieso kann sie nicht loslassen? Wenn es vorbei ist, ist es doch vorbei… Das ist doch nur eine Belastung für die Menschen in der Umgebung…“

Das konnte ich schwer hören. Meine Mutter war keine Belastung für mich. Nicht in den vergangenen zwei Jahren. Da war unsere Beziehung ein Quell der Freude, der Verbundenheit und Unterstützung. Ich bin so dankbar dafür! Vielleicht war auch das ein Grund, warum ich mich nicht gemeldet habe in den letzten Wochen. Die Kinder haben mit ihr telefoniert, da war alles in Ordnung. Und jetzt ist sie tot. Gestorben in ihrem Wohnzimmer. Aufgefunden Tage später.
In mir ist Bedauern. ich wünschte heute, ich hätte sie angerufen. Ich wünschte heute, ich hätte ihr einmal gesagt, wie sehr ich unsere Verbindung genieße. Ich wünschte heute, wir hätten noch einmal geredet, ohne dass ich von meinem Schmerz geblendet war. Es ist vorbei. Ich habe es aufgeschoben, und nun gibt es keine Gelegenheit mehr.

Ich möchte Euch ermutigen: Wenn Ihr jemanden habt, den ihr schon längst anrufen wolltet: Tut es jetzt! Wenn es unerledigte Briefe gibt: Schreibt sie jetzt. Lasst die Gelegenheit zu Nähe und Versöhnung nicht verstreichen.
Ich akzeptiere, dass ich es so gut gemacht habe wie ich konnte. Die Auflösung der Wohnung meiner Eltern war extrem schmerzhaft für mich. Ich kann anerkennen, dass ich in diesen Monaten an meine Grenzen gegangen bin und keine Kapazitäten für das Leid anderer Menschen hatte. Und wenn ich die Uhr zurückdrehen könnte, wie gern würde ich ihr sagen: Ich hab dich lieb.

So long!
Ysabelle

Mein lieber Steuerberater

Hallo, Welt!
Ein Steuerberater kann das Leben einfacher oder komplizierter machen. Der Mann, der mich etliche Jahre betreut hat, schockte mich irgendwann. Ich sagte zu ihm: „Wenn ich diese Formulare sehe und feststelle, dass ich das alles nicht verstehe, dann macht mir das große Angst.“ Und er antwortete sinngemäß: Wenn dir das schon Angst macht, was sollen denn unsere anderen Mandanten erst sagen…“
Och nö! Empathie geht anders.
Irgendwann übernahm ein junger Mann aus der Steuerkanzlei meine Buchhaltung und seither bin ich wirklich sehr, sehr glücklich. Die Zusammenarbeit mit Herrn W. nährt meine Bedürfnisse nach Unterstützung, Augenhöhe, Klarheit, Sicherheit, Unterstützung, Unterstützung und Unterstützung. Wenn er an meiner Seite ist, kann ich nichts falsch machen. Mein inneres Kind entspannt sich beim Thema Steuern.

Vorige Woche habe ich die Vorsteuer für April abgegeben und bekam zwei Tage später eine Mail mit vier offenen Punkten. Was ist das für eine Überweisung? Was ist das für ein Zahlungseingang?
Ich wünschte, ich hätte mir an dieser Stelle erst mal ne Tüte Empathie gegeben, mich mit mir verbunden. Vielleicht ein bisschen getrauert, weil meine Hilfe und ich uns wirklich so viel Mühe geben, das alles lückenlos zu dokumentieren. Jedenfalls konnte ich die Liste nicht mit dem „Sachauge“ angucken, sondern hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Bedauerlich: Ich habe es nicht gefühlt. Anscheinend war ich so im Kopf, dass ich die Alarmklingel nicht gehört habe. Dabei gehört das zu den Sachen, die ich ja täglich unterrichte:

Aus dem Unterricht... im Januar.

Aus dem Unterricht… im Januar.

Der erste Impuls: Anrufen und die Dinge klären. Dazu zuerst der Blick aufs Konto: Was hat es denn mit den angefragten Dingen auf sich? Ah… eine Umbuchung vom Geschäftskonto zum Privatkonto, weil versehentlich eine Rechnung vom Privatkonto beglichen worden war. Ein Auslands-Zahlungseingang. Dazu die Bitte, noch einmal Unterlagen zurückzugeben, die bereits wieder bei mir gelandet waren…

Oh, der blitzschnelle (und von meinem bewussten Selbst unbemerkte) Gedanke, etwas falsch gemacht zu haben, hatte Auswirkungen, die weniger als wundervoll waren. Als ich den Steuerberater erreichte, war ich am Telefon unfreundlich, kurz und wenig verbindlich. Meine Art mich auszudrücken vermittelte vermutlich, „sind Sie zu blöd, die Kontoauszüge richtig zu lesen?“ Ich bin voller Bedauern, auf diese Weise reagiert zu haben. Dabei war in seinen Worten überhaupt kein Angriff und keine Schuldzuweisung enthalten, wie sich bei der späteren Überprüfung herausstellte.

für die Buchhaltung April habe ich noch folgende Bitten bzw. Fragen:

1. Bitte lassen sie mir nochmal das Kassenblatt März, sowie die Kontoauszüge 01.04.-07.04 zukommen. Diese sollten in dem Ordner sein den ich Ihnen am Samstag mitgegeben habe.

2. Zu Welcher Rechnung erhält Herr XY am 23.04. eine Rückzahlung in Höhe von 92,- €

3. Am 28.04. werden über PayPal an ABC 28,48 € bezahlt. Der Beleg der dieser Überweisung beigefügt ist, beläuft sich allerdings auf 6 $.. was hat es mit der Differenz auf sich?

4. Ebenfalls am 28.04. werden 500,- € an $%& mit dem Vermerk Rückzahlung Fehlbuchung abgebucht. Wo und wann erfolgte die Fehlbuchung? (Oder befindet sich diese auf den fehlenden Kontoauszügen?)

Mit freundlichen Grüßen

die ganze Verurteilung fand nur in meinem Kopf statt.
Ich bin erschrocken und traurig. Morgen drehe ich die Kurve in der Kanzlei und bringe eine Kleinigkeit vorbei, um zum Ausdruck zu bringen, dass ich meinen scharfen Ton bedaure. Schon bitter zu spüren, wie die Wolfswelt und die Wolfssprache uns von unserem einfühlsamen Selbst trennen. Es braucht wirklich immer noch Übung und Wollen, mich aus diesem System von Richtig oder Falsch zu lösen.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit als spirtuelle Übung

Hallo, Welt!

Schon ein paar Jahre beschäftigt mich immer wieder das Thema Dankbarkeit. Dankbar für das was ist. Nicht auf den Mangel schauen, sondern auf die Fülle. Jedes Jahr im Dezember versuche ich hier täglich ein Posting zu hinterlassen, in dem ich benenne, wofür ich am heutigen Tag dankbar bin. Ich merke, dass mein Leben eine andere Färbung bekommt, wenn ich auf das schaue, was gut und schön in meinem Leben ist.

Jetzt stolperte ich über einen kleinen Film, der mich sehr berührt hat.

Die Künstlerin Lori Portka hat es sich zum Ziel gesetzt, 100 Bilder für Menschen zu malen, denen sie dankbar ist. Zunächst hatte sie sich gefragt, ob sie überhaupt 100 Menschen kennt. Doch dann entstanden Dankbarkeitsbilder für ihre Friseurin, deren Fürsorge und Berührung sie genießt, für ihren Automechaniker, dessen Aufrichtigkeit und Umsicht sie genießt, für Kolleginnen, die sie unterstützen… eine wunderbare Sammlung kleiner Kunstwerke, ein Kaleidoskop der Dankbarkeit.
Wofür bin ich heute dankbar?
Dass die Sonne scheint, dass ich satt zu essen habe, dass eine Maschine meine Wäsche wäscht und eine andere meinen Abwasch erledigt. Das Leben ist schön.

So long!
Ysabelle

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