Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: Empathiegespräch

Hallo, Welt!

Vor einigen Monaten erhielt ih einen Anruf, dass ein Mitglied meiner Familie an Krebs erkrankt ist. Noch während ich telefonierte, machte ein zufällig anwesender Freund aufgeregte Gesten, und kaum hatte ich aufgelegt, sprudelte er los: ich weiß alles über Krebs. Der Patient muss jetzt dies, das und jenes machen.
Diese Reaktion war mir sehr unangenehm und entsprach nicht im mindesten meinen Bedürfnissen.
Sonntagabend kam ich zur Tür herein, als das Telefon klingelte. Eine liebe GfK-Freundin wollte hören, was bei mir los ist. Es war so wunderbar, ihr erzählen zu können, wie es mir geht und mit Giraffenohren gehört zu werden. Mit jeder empathischen Rückfrage merkte ich, wie „Treibstoff“ in meinen Tank floss – Giraffensaft.
Jetzt ist mein halbes Leben schon gelebt und so lange hat es gedauert, bis ich diesen wunderbaren Schatz kennen lernen durfte: verstanden zu werden ohne Ratschläge, Heimwerker-Mütze, Mitleid, Irritationen. Und dabei geht es nicht eine Sekunde darum, dass wir einer Meinung sein müssen. Auch bei diametral entgegengesetzten Standpunkten kann mich mein (geübtes) Gegenüber verstehen und mir Einfühlung geben, „and it feels damn‘ good“, wie Marshall sagt.

Was mich am meisten erstaunt: Es füllt nicht nur meinen Tank, wenn jemand anderes MIR Empathie gibt, sondern auch ich fühle mich belebt, verbunden, warm und erfüllt, wenn ich jemand anderem Empathie schenken kann. Wie Wunder-bar ist das denn?!

So long!

Dankbarkeit: Musik II

Hallo, Welt!
Wie gestern schon angekündigt, geht es heute noch einmal um Musik.
Neulich saß ich trübsinnig vorm Rechner und schaufelte Daten hin und her. Meine Stimmung war grau und verhangen. Im Hintergrund lief ITunes mit einer Musikliste, die ich für meinen 50. Geburtstag zusammengestellt hatte. Ich schon über 50? Es fühlt sich nicht so an, ist aber so. Plötzlich merkte ich, wie meine Füße rappelten und ich mitsummte. Es war – ich bekenne es freimütig – Marianne Rosenberg
mit „Er ist nicht wie du“. Ganz bewusst bin ich aufgestanden und habe ein bisschen getanzt, um das Graue aus den Knochen zu schütteln. Dabei entstand der Gedanke, eine Playlist mit Musik anzulegen, die mein Herz zum Singen bringt, und es gibt viele Stücke, bei denen es so ist.

Mit den Jahren ist eine ganz nette Platten- und CD-Sammlung zusammengekommen von Oper, Operette, ein paar Symphonien, Deutsches von Nina Hagen bis Frank Zander (wer hat mir die Scheibe eigentlich mal vermacht?) und Internationales von ABBA bis Zappa. Am meisten gekauft habe ich in den vergangenen 15 Jahren John Mayall und Eric Clapton, und noch relativ jung ist meine Liebe für Van Morrison und Diane Krall. Ohne Musk kann ich mir ein Leben nicht vorstellen. Meine GfK-Feundin Anke kann trommeln, eine meiner Kusinen hat sogar Musik studiert und unterrichtet heute unter anderem Klavier und musikalische Früherziehung. Ich treffe nur beim Singen einigermaßen den Ton und kann mit zwei Löffeln ein bisschen den Takt schlagen. Aber mitsingen klappt ganz gut und hebt die Stimmung.

Was würde ich in einen Musik-Ordner packen, der mir gute Laune schenken soll? „Dancing Queen“ und „Fernando“ von ABBA, obwohl ich nie ein ABBA-Fan war. Westernhagens „Sexy“ und Grönemeyers Parkplatzsuche. Die Stones mit „I can get no…“ und von OMC „How bizarre“. Von Iria, der Sängerin aus dem Allgäu „Ich sage ja“ und von Stevie Ray Vaughn „Love Struck Baby“. Israel Kamakawiwo’oles Version von „Somewhere over the Rainbow“ (das Original darf in Deutschland bei youtube nicht gespielt werden…) und von den Ohrbooten „Autobahn“. Bob Marley darf nicht fehlen, Marianne Rosenberg und Wolle Petry. Jo, ich geb’s zu. Und Peter Fox. Die Gypsy Kings mit Volare und Vaya Con Dios. Tom Jones mit „Sexbomb“ und die Jungs von Buena Vista Sicial Club. Dazu „An der schönen blauen Donau“. Das kann ja ein aparter Mix werden!

Ich bin dankbar dafür, dass es so viel Musik gibt, die mich aus meiner grauen Stimmung trägt. Allein schon der Gedanke an diese Stücke macht mich fröhlich und kribbelig, ich bekomme Lust mich zu bewegen. Wie wunderbar, auf diese Weise aus dem Keller kommen zu können.

Welche Musik spielt in Eurem Leben eine große Rolle? Habt auch Ihr bestimmte Stücke, die Euch aufrütteln und inspirieren?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Musik

Hallo, Welt!
Schon gestern hatte ich überlegt, dass ich über meine Dankbarkeit in Bezug auf Musik schreiben wollte. Nun ist es heute sehr spät geworden. Daher beschränkt sich dieses Posting auf ein Stück weihnachtliche Musik, das heute mein Herz erfreut hat und ein interessantes Lied, das mir Gabriel heute zukommen ließ. Ein MUSS für alle Einhorn-Fans!

Euch allen ebenfalls viel Spaß mit diesen konzertanten Filmausschnitten.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: Ein Anruf

Hallo Welt!
Ich war vorhin kaum in der Tür, da klingelte das Telefon. Es war meine GfK-Freundin aus Bremen. Sie hat mir wunderbar einfühlsam zugehört und anschließend konnte ich ihr wunderbar zuhören. Na, für mich war es wunderbar. Da ich aber einige Bedenken zu ihren Überlegungen hatte, war es für sie vielleicht nicht ganz so erfüllend. In den letzten Wochen hatte ich schon mehrmals nette Anrufe. Zum Beispiel hatte ich neulich ein langes Gespräch mit meinem Ex-Mann, das für ganz viel Verbindung gesorgt hat. Dazu kommen die wärmenden Gespräche mit meinem Sponsi, und heute Mittag bekam ich von drei Bekannten eine Rückmeldung, die mir gut tat. Ich bin dankbar für Verbindung, ich bin dankbar für Unterstützung und Wärme, und ich bin dankbar für jeden, der mit Giraffenohren zuhören kann. Nie wieder möchte ich das aufgeben! Es gibt nichts Schöneres als Empathie zu bekommen, wenn man gerade schwer zu kämpfen hat. Und ich bin dankbar, dass Menschen für mich da sind.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Bücher

Hallo, Welt!
Heute ist ein Tag, an dem es mir schwer fällt, mich auf das zu besinnen, wofür ich dankbar bin. Es war anstrengend heute, und ich habe bei weitem nicht geschafft, was ich mir vorgenommen habe. Ein Krankenbesuch hat mich noch dazu ermüdet.
Freude empfinde ich, weil es mir eben gelungen ist, meinen Fotodrucker unter OS x.6 zum Laufen zu bringen. Hurra! Und dann habe ich bei Amazon etwas nachgeguckt und stolperte über ein Buch, das mein Herz erfreut hat: Jasper Fforde: Der Fall Jane Eyre. Da dachte ich bei mir, das ist eine gute Gelegenheit, meine Dankbarkeit über Bücher zum Ausdruck zu bringen.
Seit ein paar Monaten kaue ich an der Biographie von Mahatma Gandhi: Mein Leben. Es erfüllt mein Herz mit Freude, auch wenn ich nicht so recht weiter komme, denn es macht diesen vermeintlichen Übermenschen so menschlich, und wenn er beschreibt, wie er sich Askese auferlegt, erinnert mich das an mein Kein-Alkohol-mehr-trinken oder mein Nicht-Rauchen nach 30 Jahren Heavy Smoking.
Dankbar bin ich auch für all meine GfK-Bücher. Sie haben wirklich eine Tür in meinem Leben geöffnet, nach der ich schon so lange gesucht hatte. Das macht mich wirklich froh, ins Regal greifen zu können und mich mit Euch allen da draußen zu verbinden.
Im Wohnzimmer steht noch eine Reihe von Büchern, die ich vor vielen Jahren gelesen habe und nicht wegtun mag. Louis Bromfield oder Pearl S. Buck, Bücher mit Lederrücken aus dem Erbe meiner Großmutter. Ich freue mich bei ihrem Anblick und denke, irgendwann habe ich mal die Zeit…
Ein Buch, das mich in den vergangenen Jahren besonders beeinflusst hat, ist Byron Browns „Befreiiung vom inneren Richter“. Ich habe ewig gebraucht, es durchzulesen, weil es so gehaltvoll ist, aber es passt wunderbar in meine GfK-Entwicklung und ich bin froh darüber. Bei Markus Sikor fand ich auf dem Amazon-Wunschzettel einen Hinweis auf das Buch „Suchtfrei“ von Jan Geurtz , das mein Leben noch einmal sehr bereichert hat. Der Autor glaubt, dass Sucht das Ergebnis eines schlechten Selbstbildes ist. Also, wir benutzen Sucht, um an unserem negativen Selbstbild festzuhalten. (mal extrem verkürzt). Und das erlebe ich in meinem Dunstkreis hautnah. Mit Freude sehe ich von meinem Schreibtisch aus die Bücher über Segeln, Bridgespielen und persönliche Entwicklung, angefangen von Psychologie und Feminismus über Sprachwissenschaftliches und Spirituelles. Und alles gelesen!
Auf dem Flur gibt es noch einen ganzen Schrank mit Büchern. Kochbüchern. Nicht alle gelesen, aber alle gern genutzt. Und alle von Jamie Oliver sind handsigniert. „Keep cooking!“ hat er in eins reingeschrieben. Das sind Schätze für mich! Ich merke gerade, wie ich lächle. es ist doch wunderbar, wenn ich mich mit den Dingen verbinden kann, die mein Leben bereichern. Bücher gehören dazu.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Möbel!

Hallo, Welt!

1995 schenkte mir eine Freundin zu Weihnachten eine Meditationskassette von Luise Hay. Mit leichtem Befremden hörte ich den Text für den Abend und für den Morgen und amüsierte mich darüber, dass sie vorschlug, ich möge meinen Kühlschrank, meine Möbel und meine Rohrleitungen segnen. Als ich dann aufstand, um den zweiten Feiertag zu begehen, war die Wasserleitung in der Küche eingefroren, und mein Sohn sagte damals mit breitem Grinsen, „na, hättest du mal heute morgen noch vorm Aufstehen die Rohre gesegnet, dann hätten wir dieses Problem jetzt nicht…“

Seit diesem Tag erscheint mir der Gedanke, Dinge meines täglichen Lebens zu segnen, nicht mehr verrückt, sondern nur folgerichtig. Warum soll ich nicht auch Dingen dankbar sein, die mein Leben schöner machen. Die Wasserleitungen sind inzwischen doppelt isoliert worden, aber es gibt mehrere Möbelstücke, für die ich unglaublich dankbar bin. Das eine ist mein Pony, auf dem ich sitze. Hier mal die Form des Stuhls, aber meiner ist noch braun-weiß gescheckt wie das Pferd von Adam Cartwright. Eine Wohltat für jemanden, der den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt und dann nach Hause kommt, um den Rechner hochzufahren. Diese Sitzgelegenheit könnte ich täglich segnen, ebenso wie den dazu gehörigen Schreibtisch, der hoch und runter fährt und an dem ich auch im Stehen arbeiten kann.

Im vorigen Jahr ist dann ein neues Bett ins Haus gekommen. Es hat einen sehr guten Lattenrost, ist höhenverstellbar und die Matratze ist speziell für Dekubitus-Patienten. Wenn ich abends in Bett gehe und mich einkuschel, geschieht etwas Magisches. Das Bett nimmt mich auf, es scheint mich liebevoll willkommen zu heißen. Es ist sanft zu mir, weich und doch fest. Es ist ein Ort der Geborgenheit, der Erholung. Aber auch ein Ort, wo ich Schutz, Ruhe, Entspannung und Entlastung für meinen Rücken finde. Dieses Bett möchte ich jeden Morgen und jeden Abend segnen, denn es schenkt mir Stunden des Wohlbehagens und der Sicherheit. Und dabei ist es doch „nur“ ein Möbelstück…

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: Cappuccini-Torte

Hallo, Welt!
Ich sitze vor meinem neuen Rechner und nasche zum Frühstück ein Stück Cappuccini-Torte, grrade von der kleinen Nachbarin geliefert. Ich habe so viel auf dem Zettel, dass ich mir heute einen freien Tag geschenkt habe. Er begann mit einem ziemlich entsetzten Blick auf die Straße: Es hat wieder geschneit. Ich habe bei der kleinen Nachbarin mit geräumt und schon stand sie mit einem Stück Kuchen in der Tür.

Bei Robert Betz hörte ich vor einigen Wochen, dass unser Gehirn wie die Suchmaschine in einem Computer funktioniert. Ich gebe einen Suchbegriff ein und dann bringt er die Treffer. Brauche ich also Anzeichen dafür, dass mein Leben öde, traurig, sinnentleert und frustrierend ist, brauche ich nur meine internalisierte Suchmaschine darauf zu programmieren und sie liefert mir mit Sicherheit Treffer dafür. Mein Gehirn ist nun seit zehn Tagen auf Dankbarkeit programmiert und ich merke, da bewegt sich was. Mein Augenmerrk richtet sich stärker auf die Dinge, für die ich dankbar sein darf.
Gestern gab es eine winzige Situation, in der mein Boss für eine halbe Sekunde seine Schulter an meiner rieb und mich dabei von der Seite angriente. Ich habe diese vertrauliche Geste als Ausdruck von Wertschätzung und Sympathie abgespeichert und mich sehr darüber gefreut. Eine A-Freundin kam gestern bei mir im Büro vorbei, um mich abzuholen, und auch von ihr habe ich noch einmal ganz viel Zuneigung und Verbindung gespürt. Und ganz unverhofft erreichte mich gestern eine elektronische Postkarte von Tabasco, die einfach nur mal zu mir rüber winkte. Da sie selbst im Moment sehr belastet ist, hat mich das besonders gefreut.
Gestern Abend gab es die Gelegenheit zu liebevoller Reflexion von Kommunikation und ich hörte den Satz: Ich lobe mich dafür, dass ich es merke, wenn ich harsch mit mir bin.
Und voller Dankbarkeit wurde mir klar, dass ich mich nicht mehr lobe. Ich tadele mich auch viel seltener, nämlich nur dann, wenn ich nicht merke, was ich gerade tue. Mein Umgang mit mir selbst ist in den vergangenen zwei Jahren viel liebevoller geworden. Und auch dafür bin ich dankbar. Wenn ich merke, dass ich mich wieder selbst kritisiere, kann ich mich immer öfter mit den dahinter liegenden Bedürfnissen verbinden. Oft ist es Schutz, weil mein innerer Erzieher sicher stellen möchte, dass ich alles „richtig“ mache. Und statt mich dagegen zu stemmen, kann ich ihm Einfühlung geben. „Du möchtest dafür sorgen, dass ich keine Handlung begehe, die mir im Nachherein leid tut…?!“
Ich bin ganz schön weit gekommen! Auch das macht mich dankbar.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Sponsi

Hallo, Welt!
Ich mache ja kein Hehl daraus, dass ich mich mit den 12-Schritte-Selbsthilfegruppen (nach dem Muster der anonymen Alkoholiker) sehr verbunden fühle. Im Oktober war ich zu einem Bundestreffen „meiner“ Gruppe und wurde dabei von einer Frau angesprochen, ob ich bereit sie, sie zu sponsern. Dabei handelt es sich in der Regel um eine feste Verabredung (täglich, wöchentlich) zu einem beratenden Austausch im Sinne der 12 Schritte, um Wachstum zu fördern und schädigende Verhaltensweisen abzulegen.
Ich habe mich ziemlich dagegen gesträubt. Zum einen bin ich selbst noch nicht in einer Weise durch die Schritte gegangen, wie ich es für wünschenswert halte, zum zweiten flog mein Herz nicht spontan dieser Frau zu. Zum dritten fürchtete ich eone Oben-Unten-Situation: Ich sag dir jetzt mal, wo es lang geht… Und DAS wollte ich unter keinen Umständen. Ach, es war ein ganzes Bündel von Gründen.

Wir haben uns schließlich darauf geeinigt, dass wir die Sponsorschaft zunächst befristet bis März und beschränkt auf ein einziges Kernthema aufnehmen. Und das war die beste Idee seit der Erfindung des Schnittbrots.
Jeden Dienstag ruft mich jetzt mein Sponsi an. Das erfüllt mein Bedürfnis nach Beitragen, Unterstützung, Gesehen und gehört werden, Verbindung, Wärme, Wertschätzung, Selbstvertrauen, Authentizität, Zugehörigkeit und Begeisterung. Auch nach Lernen und Wachstum. Ich bin erstaunt, wie viele Bedürfnisse es bei mir erfüllt und wie froh mich dieser Dienstagstermin macht. Damit hätte ich niemals gerechnet. Ich vermutete, es wäre Pflicht und Mühsal, stattdessen ist es Bereicherung und Verbindung. Und wenn ich von den Fortschritten höre und meine Werkzeuge GfK, the Work und Innere Kind-Arbeit einsetzen darf und kann, durchströmt mich Begeisterung und Vertrauen. Ich bin meinem Sponsi zutiefst dankbar für sein Vertrauen in mich und seine Hartnäckigkeit, mich anzuwerben. Was für ein wunderbares Geschenk!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Spielen Sie jetzt die Dame …

„Dankbarkeit macht das Leben erst reich.“
Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, S. 52, Brief an Eberhard Bethge vom 13. September 1943

Hallo, Welt!

Heute Abend war ich bei der Weihnachtsfeier meines Bridgeclubs. Ja, tatsächlich meiner, denn vor ungefähr 15 Jahren habe ich ihn mitbegründet. Damals ging ich wirklich jede Woche zum Spielen, und in einer sehr schweren Zeit meines Lebens waren diese drei Stunden an einem Abend in der Woche die einzige Zeit, in der ich sorgenfrei war, denn wenn ich Bridge spiele, ist in meinem Kopf kein Platz für anderes.
Inzwischen bin ich nur noch ein seltener Gast im Club. Die Spielzeiten sind nicht kompatibel mit meinen Arbeitszeiten. Und viele, die lange nach mir anfingen, spielen heute große Turniere, ja sogar Landesliga. Mich macht das ein bisschen traurig, weil ich so viel Freude am Spiel habe. Dieses Vergnügen hätte ich gern öfter – aber auf was kann ich im Gegenzug verzichten? Auf die Arbeit wohl kaum!
Heute habe ich deutlich gemerkt, wie viel Wissen bei mir in den vergangenen Jahren flöten gegangen ist. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes mit der Roten Laterne nach Hause gekommen (was aber kein Grund zur Selbstabwertung ist). Dankbar bin ich für andere Dinge. Obwohl ich nur noch so selten da bin, darf ich mich wie selbstverständlich in die Gemeinschaft einfügen. Ich erlebe Wärme und Wertschätzung, Wohlwollen und Zugewandtheit. Auch die vielen Neuen nehmen mich freundlich auf. Ich darf mich zu Hause fühlen. Niemand meckert, wenn ich falsch ausspiele oder in die konzentrierte Stille eine flapsige Bemerkung mache. Ich darf einfach sein. Und auch heute wieder blieb der Alltag zurück, drei Stunden lang gab es Entspannung, Flow, Konzentration, Verbindung mit meiner Partnerin, die ich heute erst kennen gelernt habe. Was für ein Geschenk von meinen Mitspielerinnen und Mitspielern an mich! Und auch von mir ist es ein Geschenk an mich. Denn ich bin da hingegangen, wo es Freude für mich gibt.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Werkzeugkiste

Hallo, Welt!
Bis um eins habe ich vorige Nacht am Rechner versucht, die Mails zum Laufen zu bringen. Es war frustrierend, denn 2000 Nachrichten sind vom Server abgezogen worden und damit weg. Und das Konfigurieren klappt nicht wie es soll.
Das führte dazu, dass ich heute ganz erschöpft und niedergeschlagen war. Auch der Anruf eines Freundes konnte mich nicht wirklich aufmuntern. Trotzdem gibt es etwas, wofür ich heute dankbar bin. Als die Welt nämlich ganz schwarz aussah, habe ich die NVC-Hotline bei Skype aktiviert. Das war so etwas wie eine Werkzeugkiste, in der ich das passende Werkzeug fand. Ich brauche Empathie, und dann marschiere ich los und versuche, es zu bekommen. Auf diese Weise hatte ich einen wunderbaren Chat mit Tom:

Tom : it sounds like you have doubts about your tecnical competency?
[05.12.10 15:37:02] ich: hm.
[05.12.10 15:37:12] |nvclink (14 online): Tom : and you can’t find your usual technical support
[05.12.10 15:37:43] ich: In the meantime I’ve programmed thunderbird and was able zo send a mail out
[05.12.10 15:37:55] |nvclink (14 online): Tom : and perhaps it triggers a deeper question of your selfworth
[05.12.10 15:38:04] ich: it has oviously not to do with my skills somehow
[05.12.10 15:38:10] |nvclink (14 online): Tom : now how do you feel
[05.12.10 15:38:24] ich: *laugh*
[05.12.10 15:38:28] ich: confused
[05.12.10 15:38:42] |nvclink (14 online): Tom : about how you fixed it?

(…)

ich: yes, it is a matter of selfworth
[05.12.10 15:39:26] ich: thank yoü for that hint
[05.12.10 15:39:56] |nvclink (14 online): Tom : you would like to be able to trust yourself?
[05.12.10 15:40:01] |nvclink (14 online): Tom : rely on yourself?
[05.12.10 15:40:09] |nvclink (14 online): Tom : more?
[05.12.10 15:40:20] ich: hm.
[05.12.10 15:41:24] |nvclink (14 online): Tom : is it about your need to be independent, self-sufficient?
[05.12.10 15:41:44] ich: you really help me with these questions
[05.12.10 15:41:50] |nvclink (14 online): Tom : thanks
[05.12.10 15:42:04] |nvclink (14 online): Tom : that is reassuring

Es war wunderbar! Ich kenne Tom überhaupt nicht. er lebt in Ecuador und wir haben heute das erste Mal miteinander Kontakt gehabt. Aber er konnte mir sofort Empathie geben und danach war ich entlastet, fröhlich, mein Bedürfnis nach Gesehen/gehört werden und Verbindung war genährt und alles sah nicht mehr ganz so schwarz aus.
ich möchte also heute für die internationale Giraffenhotline, und da aktuell TOM, dankbar sein.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Zu viel…

Hallo, Welt!
Ich habe einen neuen Rechner. Und heute Mittag um 14.00 stand – drei Stunden früher als von mir erwartet – mein Kollege vor der Tür, um mir beim Einrichten zu helfen.

Gleich beim Hochfahren wurde mir klar, wenn er jetzt nicht hier wäre – ich hätte den Rechner wieder eingepackt und zurückgeschickt. Er war nicht neu, nicht generalüberholt, das war mir klar, als ich kaufte. Aber dass ein anderer Benutzer sich als Admin eingetragen hatte, inklusive nicht bekanntem Admin-Kennwort etc. – das wusste ich nicht.

Der Kollege ist eben gegangen. Inzwischen hat es geschneit und er hat rund 60 Kilometer zu sich nach Hause zu fahren. Zehn Stunden Arbeit an einem Samstag für mich – ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ungefähr bis 18.00 Uhr war ich dankbar, danach wurde mir immer unbehaglicher, weil das Rüberziehen von Daten immer länger dauerte, der Rechner abschmierte, die Zeit zerrann. Irgendwann war ich dann auch sehr müde.

Ich merke, dass es mir schwer wird, wenn mich jemand mit etwas Großem unterstützt, und zwar freiwiliig, ohne Bezahlung, ohne „Gegenwert“. In mir entsteht eine dumpfe Schwere, der missliche Gedanke, ich würde dafür „büßen“ müssen.
Noch während ich diesen unangenehmen Gefühlen nachspürte, klingelte gerade das Telefon. Der Kollege. Er hat sicher die Autobahn erreicht und damit das schlimmste Stück Weg hinter sich. Wie wunderbar, noch einmal Verbindung zu haben. Und es erfüllt mein Bedürfnis nach Sicherheit und Gemeinschaft, dass er mich informiert. Jetzt kann ich die Dankbarkeit wieder tiefer fühlen, denn sein Anruf hat mich aus der Sorge geholt, sein Einsatz bei mir könne unser freundliches Verhältnis belasten.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit: Ich werde gepflegt

Hallo, Welt!

Wie kann man das englische Wort to care übersetzen? „I don’t care“ geht gut mit „ist mir sch…egal“. In der Schule habe ich gelernt: To care for: sich kümmern um. Aber genau so wie ich die gefühlte Bedeutung von Commitment nicht wirklich übersetzen kann, kann ich auch „care“ nicht mit einem Wort, mit einem Begriff fassen. Und doch ist Care das, was ich heute in meinem Leben feiern möchte.

In den vergangenen Wochen gab es mehrere Leute, deren Care, vielleicht liebevolle Pflege ich erleben durfte.
Einer davon ist meine Nachbarin. Gefühlt ist sie schon sehr alt, höchstens noch 1,50 m groß und zart. Wir kennen uns nicht näher, obwohl wir Tür an Tür wohnen, aber die gute Seele nimmt jede Woche irgendeine Post für mich entgegen. Büchersendungen, Schlafanzüge oder eben vorige Woche meinen Computer. Dann klingelt sie abends um neun bei mir und sagt, „ich hab da was für Sie…“ Sie ist wirklich mein guter Geist in der Nachbarschaft. Seit einiger Zeit backt sie auch für mich immer ein Stück Kuchen mit, neulich gab es Windbeutel. Und wenn sie Brot macht, bekomme ich auch immer etwas ab. Ich bedanke mich mit einem gelegentlichen Rosenstrauß und selbst gemachtem Obstsalat. Zur Zeit versuche ich, den Schnee vor ihrer Tür immer mit zu beseitigen.

Als ich Mittwoch nach Hause kam, hatte eine Freundin meine Küche weihnachtlich dekoriert. Als ich vom Dachflächenfenster die roten Kugeln baumeln sah und auf der Scheibe ein dicker Engel als Fensterbild klebte, wurde mir schlagartig klar: Leute, es wird Weihnachten! Wir haben Advent! Ich habe mich so über diese Erinnerung gefreut!

Am Dienstag habe ich den Mann angerufen, der mich ab und zu bei der Gartenarbeit unterstützt. Ob er wohl die Augen offen halten könne und ein bisschen Streusalz für mich besorgen? Später bekam ich einen Anruf: 24 Kilo Streusalz sind in deiner Garage. reicht das erst mal?

Care – Fürsorge! Ich bin mit diesen Menschen weder verwandt noch verschwägert. Wir feiern keine Partys zusammen und fahren auch nicht gemeinsam in Urlaub. Sie nehmen Anteil an mir, sind aufmerksam für meine Bedürfnisse. Ich bin so reich! Es ist wunderbar, auf diese Weise beschenkt zu werden.

Ich danke Euch heute mit einem Lied von Nina Simone.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit: Friseurbesuch

Hallo, Welt!
Heute hatte ich einen Termin, für den ich mich besonders schön machen wollte. Schon vorige Woche habe ich dafür ein langes Kleid gekauft, gestern, just in time sozusagen, wurde noch etwas Zubehör geliefert. Heute Morgen bin ich also mit Arbeitskleidung ins Büro und in der Tasche die Stöckelschuhe, Make-up und sonstige Schönheits-Utensilien. Das einzige, was mir missfiel, waren die Haare. Das Mützenwetter der vergangenen Tage hatte auch hier Tribut gefordert, ich sah aus als niste ein Vogel auf meinem Kopf. Gegen Mittag wollte ich schnell einmal losflitzen, um noch eine Software für meinen neuen Rechner zu kaufen. Mit zarter Hoffnung schlich ich in Richtung des Friseurs, bei dem ich ein paar Jahre war, aber in letzter Zeit aus pragmatischen Gründen (Öffnungszeiten) immer seltener. Ein Blick ins Schaufenster – die Chefin kassierte gerade einen Kunden ab und winkte mir zu. Ich machte die Tür auf und fragte vorsichtig, „hast du noch einen Augenblick Luft?“ sie hatte noch genau 25 Minuten bis zur nächsten Kundin, ansonsten war der ganze Tag komplett gebucht. Nur dieses kleine Zeitfenster, das gerade für einen feschen Trockenschnitt reichte – gerade das hatte ich erwischt. Die ganze Zeit während sie an mir herumschnibbelte, spürte ich einfach nur tiefe Dankbarkeit. Meine erfüllten Bedürfnisse waren Unterstützung, gesehen und gehört werden, Verständnis, Heiterkeit (wir haben gelacht!), Schönheit und Leichtigkeit. Mir war sofort klar, dass ich diese Unterstützung gern hier feiern wollte. Danke, Maren! Dank Deines Einsatzes habe ich mich heute Abend rundum schön gefühlt!

So long!
Ysabelle

Noch ein Nachtrag:
In der ganzen Stadt gab es gestern Abend keine Taxen. 20 Prozent der Fahrer waren bei dem Schneefall nicht angetreten, die Taxenstände waren wie leergefegt. Doch als ich nach dem Termin mit meinen Taschen zum nächsten Stand ging, schon fast zur S-Bahn weiter laufen wollte, kam ein einziger Wagen, der mich sicher und wohlbehalten zum Bahnhof brachte. Fügung? Zufall? Auf jeden Fall ein Grund für Dankbarkeit!
Y.

Dankbarkeit: Meine Schwiegertochter

Hallo, Welt!
Eine lehrreiche Beziehung ist für mich die zu meiner Schwiegertochter. Ganz schnell versinke ich in Urteilen und meine unerfüllten Bedürfnisse sind Verbindung, Gemeinschaft, gesehen und gehört werden, Wertschätzung und Wärme. Mein letzter Versuch, ein bisschen mehr Zusammenhalt zu erreichen, endete für mich ziemlich frustrierend.
In letzter Zeit lese und höre ich immer öfter, dass ich mir die Lernaufgaben in meinem Leben aussuche, um daran zu wachsen. In diesem Sinne ist meine Schwiegtochter ein kostbares Geschenk für mich. Was kann ich von ihr lernen? Grenzen ziehen – das kann sie eindeutig besser als ich. Bestimmt gibt es noch mehr Dinge, aber da ich sie nicht gut kenne, habe ich noch nicht viel darüber herausgefunden, was ich von ihr lernen kann.
Warum nun gerade heute Gedanken zu meiner Schwiegertochter? Geplant war das nicht. Aber heute morgen bin ich ihr so dankbar! Sie rief mich an, als ich gerade aus der Dusche kam: „Geh ins Internet und guck auf die Züge! Plane mehr Zeit für den Weg zur Arbeit ein, meine Bahn fällt aus, ich werde ins Büro gebracht!“
Dank ihrer Warnung ist es mir gerade noch gelungen, auf einen früheren Zug zu springen. Danach geht anscheinend erst mal nichts mehr, traut man dem Internet. In Kiel Schnee und Sturm, Zugausfälle wegen Triebwerksschaden… Und in mir sagt eine glückliche Stimme, „im Ernstfall hält die Familie ja doch zusammen!“
So long!

Ysabelle

Dezember – ein Dankbarkeitsmonat

Hallo, Welt!
Kürzlich machte mich ein Freund auf den Blog von Alexandra aufmerksam. Darin rief sie den November zum Dankbarkeitsmonat auf. Dieser Gedanke hat mich so begeistert, dass ich nun den Dezember als meinen persönlichen Dankbarkeitsmonat deklariere und möglichst viele Facetten beleuchten möchte.

Dankbarkeit – ist das ein Gefühl oder ein Bedürfnis? Beim ersten Hingucken bin ich verwirrt. Vielleicht ist das so ähnlich wie Liebe, wo auch alle denken, es wäre ein Gefühl und Marshall meint, es wäre ein Bedürfnis, das man mit vielen Strategien erfüllen kann. Wenn ich nachspüre, wie ich mich fühle, wenn ich dankbar bin, dann fühle ich mich wahrscheinlich
angenehm, berührt, bewegt,
je nach dem was der Auslöser ist begeistert,
erfreut, erfüllt, ergriffen, gerührt, glücklich, leicht, selig, warm und verbunden.

Vermutlich gehen mit Dankbarkeit auch (weitere) erfüllte Bedürfnisse einher.
Bin ich einem Menschen dankbar, sind wahrscheinlich meine Bedürfnisse nach Gesehen und gehört werden, Verbindung, Unterstützung, Empathie, Vertrauen, Leichtigkeit, Geborgenheit, Nähe, Klarheit oder Beteiligung erfüllt. Es kommt ganz auf die Situation an. Ich finde keine Antwort darauf, ob Dankbarkeit ein Gefühl oder ein Bedürfnis ist. Wie ist Eure Einschätzung dazu?

Was ich jedoch genau weiß, ist dass wahre Dankbarkeit in unglaublicher Weise mein Leben bereichert und erfüllt. Und dabei handelt es sich nicht um das floskelhafte „vielen Dank“, wenn mir jemand die Drehtür aufhält, sondern um etwas sehr tief Empfundenes.
Dankbarkeit wird für mich besonders nährend, wenn ich mich mit meinen erfüllten Bedürfnissen verbinde. Vor ein paar Jahren hatte ich den Auftrag, meinen langjährigen Vorgesetzten mit einer Rede zu verabschieden. Ich bin damals mit Zettel und Stift durch die Abteilung gezogen und habe alle Kollegen gefragt: In welcher Weise hat Herr X dein Leben bereichert? Es sind die wunderbarsten und anrührendsten Geschichten zutage gekommen. Am meisten berührte mich ein Kollege, der meinte, „wenigstens ist in seiner Amtszeit nie der Angstschweiß über den Flur gewabert“. Tatsächlich war es unte der Führung von Herrn X noch so, dass wir uns alle relativ sicher fühlen durften. Die eigentliche Rede war dann mehr ein Wortprotokoll all dieser Aussagen, aber mein Chef war zutiefst berührt zu erfahren, wie er das Leben seiner Mitarbeiter verschönert hatte. Im übrigen wäre das Gleiche mit der gegensätzlichen Blickrichtung möglich gewesen: Bei welcher Gelegenheit hast du dich besonders über ihn geärgert. Mutmaßlich wäre die Liste dreimal so lang geworden. Aber allein bei dem Gedanken merke ich, wie meine Stimmung in den Keller geht. Dankbarkeit zündet ein Licht an. Und diesen Schalter kann ich täglich umlegen, indem ich mich mit den Dingen verbinde, für die ich dankbar bin.

Morgen geht’s weiter. Wie immer sind Anregungen und Rückmeldungen willkommen.
So long!

Ysabelle

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