Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Berechtigung

„Wissen und Erkennen sind die Freude und die Berechtigung der Menschheit.“
Alexander von Humboldt, Kosmos, Stuttgart 1845, Band 1, S. 36

 

Was für ein Wort: Berechtigung. Ich bin berechtigt. Der Herkunftsduden gibt nichts her über Ursprung und Bedeutung des Wortes, Aber auch als Laie kann ich erkennen, dass das Wort „Recht“ darin steckt. Ich habe ein Recht, etwas zu tun oder zu lassen. Recht – riecht das nicht auch schon wieder verdächtig nach Unrecht? Wenn ich berechtigt bin – wer erteilt mir dann diese Berechtigung? Aufgrund welcher Verdienste oder Eigenschaften bin ich berechtigt? Ich kann das auch ganz platt formulieren: Darf ich das?

 

Bei meinem Stöbern nach Informationen über dieses Thema fand ich ausgerechnet die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, hier eine Übersetzung von 1776.

 

„Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, daß alle Menschen gleich erschaffen worden, daß sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freyheit und das Bestreben nach Glückseligkeit. Daß zur Versicherung dieser Rechte Regierungen unter den Menschen eingeführt worden sind, welche ihre gerechte Gewalt von der Einwilligung der Regierten herleiten; daß sobald einige Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, es das Recht des Volks ist, sie zu verändern oder abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Grundsätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am schicklichsten zu seyn dünket. Zwar gebietet Klugheit, daß von langer Zeit her eingeführte Regierungen nicht um leichter und vergänglicher Ursachen willen verändert werden sollen; und demnach hat die Erfahrung von jeher gezeigt, daß Menschen, so lang das Uebel noch zu ertragen ist, lieber leiden und dulden wollen, als sich durch Umstossung solcher Regierungsformen, zu denen sie gewöhnt sind, selbst Recht und Hülfe verschaffen. Wenn aber eine lange Reihe von Mißhandlungen und gewaltsamen Eingriffen, auf einen und eben den Gegenstand unabläßig gerichtet, einen Anschlag an den Tag legt sie unter unumschränkte Herrschaft zu bringen, so ist es ihr Recht, ja ihre Pflicht, solche Regierung abzuwerfen, und sich für ihre künftige Sicherheit neue Gewähren zu verschaffen.“

 

Damals ging es um die Frage, ob die englische Krone das Recht habe, von den Kolonien Steuern zu erheben, ohne dass deren Einwohner im Unterhaus vertreten waren. Ganz so dramatisch war es bei mir an diesem Wochenende nicht. Es ging „nur“ um die Frage, ob ich an einer ausgesprochenen Einladung festhalten muss, obwohl das Verhalten meines Gastes meine Bedürfnisse nach Wertschätzung, Respekt, Vertrauen, Gemeinschaft und Verbindung in tiefsten Mangel brachten.
Ich hatte eingekauft und bei der telefonischen Feinabstimmung, wann es denn essen geben würde, gesagt, „wir grillen“. Als mein Gast mitbekam, dass ich von einem Elektrogrill sprach (ich habe keinen anderen), war er offenbar frustriert, entrüstet und genervt. Dann hörte ich die Worte: „Das kann man nicht essen. Dann werde ich nicht satt. Dann gehe ich hinterher zum Döner-Mann.
Ein Wort gab das andere ich ich zog schließlich meine persönliche Notbremse. OK, wenn dir das so widerlich ist, geh doch gleich zum Döner-Mann. Das wars mit der Einladung.

 

Später erfuhr ich dann, dass sich die ausgeladenen Gäste nun in der Nachbarschaft zum Essen verabredet hatten.
Bin ich berechtigt, jemanden auszuladen, den ich eingeladen hatte? Bin ich berechtigt die Hand zu heben und zu sagen, stop, so geht es nicht?
Ich wünschte, ich hätte einfach nur gesagt, stop, so geht es nicht. Dann wäre Raum für Verhandlungen gewesen. Stattdessen habe ich mich wie in Notwehr wahrgenommen. SO will ich mich nicht behandeln lassen. Und die einzige Lösung, die mir in dem Moment einfiel, war: Dann iss halt woanders. Beim Nachspüren merke ich, dass ich nicht so tief mit meinen Gefühlen verbunden war wie ich es mir rückblickend wünschen würde. Ich habe nichts über meine Gefühle und Bedürfnisse gesagt, sondern habe eine Tür zugeknallt. Ich bin verantwortlich für mein Tun und mein Unterlassen. Bin ich berechtigt zu sagen: So nicht mit mir?

 

Intellektuell weiß ich, dass ich dazu berechtigt bin. Aber es fühlt sich nicht so an. Mein eigenes Verhalten erfüllt nicht mein Bedürfnis nach Verbindung, Gemeinschaft, Vertrauen, Sicherheit und Respekt anderen Menschen gegenüber. Das ist schwer auszuhalten. Als ich mich in dieser Situation so verhalten habe, waren meine Bedürfnisse Schutz, Respekt, Selbstvertrauen und Authentizität. Und das fühlte sich so dringend an, dass in dem Moment kein Raum war für die Bedürfnisse der anderen Seite.
Ich bin berechtigt, meine eigenen Grenzen zu setzen. Ebenso bin ich berechtigt, mit den Folgen umzugehen. Und andere haben die gleichen Rechte.

Das Schlusswort stammt aus der heutigen Tagesmeditation von Melody Beattie:

Heute werde ich nach meiner eigenen Wahrheit suchen und zulassen, dass andere sich auf ihre Suche begeben. Ich werde meinen Auffassungen und denen der anderen Beachtung schenken. Wir alle befinden uns auf der Reise zu unseren eigenen Entdeckungen – die heute für uns richtig sind.

Von Zügen und Tapeten

Hallo, Welt!

Gestern war ich mal wieder mit der Bahn unterwegs, immer wieder ein besonderes Erlebnis. Der IC von Rostock nach Frankfurt erreichte Hamburg mit einem defekten letzten Wagen. Ich schätze, 130 Plätze, von denen viele reserviert waren, fehlten. Am Gründonnerstag, einem der Hauptreisetage im Jahr.
Später dann am Abend dann wollte ich in die andere Richtung. Der Bahnsteig füllte sich, die Abfahrtszeit rückte näher, aber kein Zug kam. Es kam auch keine Ansage und keine Anzeige. Die Abfahrtszeit war längst verstrichen, als in der Ferne die Lichter des Zuges zu sehen waren. Eintreffen zehn Minuten nach Abfahrt – ist das schon ein Zeitparadoxon?
Während ich wartete, versuchte ich herauszufinden, welche Bedürfnisse in mir unerfüllt waren. Respekt sprang mich als erstes an. Als Kunde möchte ich respektvoll behandelt werden. Die Strategie dazu ist, dass man mich informiert, was los ist. Klarheit, Unabhängigkeit, Autonomie. Ich möchte gern selbst entscheiden, was ich mit der Wartezeit anfange. Das kann ich aber nicht, wenn ich keine Informationen habe. Und wieder einmal wurde mir deutlich, dass „mein Zug soll kommen“ kein Bedürfnis ist, auch wenn es sich im ersten Moment so „anfühlte“.
Die intensivste Lektion zu diesem Thema bekam ich 2008. Damals wurde mein Arbeitszimmer von Grund auf renoviert. Ich hatte mit maximal zehn Arbeitstagen gerechnet, aber nach drei Wochen waren die Fortschritte noch immer wenig erkennbar. Meine Verzweiflung stieg ins Unermessliche. Zum Glück war gerade an einem Wochenende ein GfK-Modul angesagt und ich begriff: Tapeten an den Wänden sind kein Bedürfnis! Als ich der Sache nachspürte, stellte ich fest, dass es mir in erster Linie gar nicht um die herumliegenden Werkzeuge, den Dreck oder das Durcheinander im Haus ging. Das war zwar lästig, aber letzten Ende nicht lebensgefährlich. Was mir fehlte, waren ganz andere Dinge. Klarheit (wie es weiter geht und wann die Arbeiten abgeschlossen sein würden), Unterstützung, Kooperation, vor allem aber Verbindung. Hallo, sprich mit mir! Und genau so war es gestern Abend bei der Bahn. 2008 habe ich einen ziemlich klaren Selbstausdruck gefunden. Noch heute erinnere ich mich an die Kraft, die mir zuteil wurde, als ich endlich „gesagt“ hatte, was mir fehlte. Ich hatte mich gezeigt, und ich war bereit, die Konsequenzen zu tragen, zum Beispiel Komplettabbruch der Arbeit. Die Folge war jedoch, dass es wieder zu Verbindung kam, zu Klarheit, Gemeinschaft. Vielleicht sollte ich mal mit Farbe und Pinsel über den Bahnhof ziehen und meinen Freunden aufschreiben, was meine Bedürfnisse sind. Interessanterweise ist das Bedürfnis eben nicht, dass der Zug pünktlich ist. Das steht auch gar nicht auf Marshalls Bedürfnisliste. Aber Sicherheit, Verbindung, Klarheit, Autonomie – das sind meine Bedürfnisse, für deren Erfüllung ich mich gern einsetze. Nur – wie? Vielleicht schreibe ich doch mal an Herrn Grube. Völlig gewaltfrei natürlich…

So long!

Ysabelle

Fett und faul

HORATIO
Er kommt ganz außer sich vor Einbildung.

MARCELLUS
Ihm nach! Wir dürfen ihm nicht so gehorchen.

HORATIO
Kommt, folgen wir! Welch Ende wird dies nehmen?

MARCELLUS
Etwas ist faul im Staate Dänemarks.

Hamlet, Drama von William Shakespeare, 1. Akt, 4. Szene.

 

 

Dieser Tage hatte ich Gelegenheit, länger mit einer Frau zu sprechen. Wir saßen bei einem Geschäftsessen nebeneinander und teilten auch das Frühstück am nächsten Morgen.
Ich war ziemlich durchgeschüttelt, denn sie ließ an sich selbst kein gutes Haar. Îch bin so fett geworden“, sagte sie. Die Beobachtung meinerseits dazu war, dass sie einen ziemlichen Hüftumfang hatte und wahrscheinlich Kleidergröße 48 oder 50 trägt. Ihr Gesicht war schmal, ebenso ihre Unterarme und ihre Hände. Wir sprachen ein bisschen über Gewicht und Selbstwahrnehmung. Dann kamen wir auf ein neues Thema, und sie erzählte, „ich bin so faul“. Die Beobachtung dazu war, dass sie nach einem langen Arbeitstag keine Energie mehr hatte, bei sich zu Hause längere Zeit Hausarbeiten zu verrichten. Wäsche und Putzen bleiben bis zum Wochenende liegen.

Die meisten von uns haben eine Richtschnur eingebaut, wie wir sein sollten, was wir tun müssen, damit wir ok sind, akzeptiert, geliebt werden. Wie-Worte, Adjektive beschreiben diesen erwünschten Zustand. Fleißig, pflegeleicht, atttraktiv, anständig, sparsam und sportlich. Abweichungen von diesem Bild werden mit Selbstabwertungen gestraft.

All diese Bewertungen lassen eines außer acht: Unsere Gefühle.
Ich glaube, unsere Gefühle sind älter als unsere Bewertungen. 157680 Stunden vergehen beim Menschen von der Geburt bis zum Erreichen des 18. Lebensjahres. In dieser unfassbaren Zeit lernen wir täglich: Das ist richtig, das ist falsch. Wenn du das machst, hat Mami dich nicht mehr lieb und Papi schimpft mir dir. Und nur in Ausnahmefällen lernen wir: Wie geht es mir, wie geht es dir? Was brauche ich, und was brauchst du?
Das Denken in den Kategorien von Richtig oder Falsch trägt dazu bei, dass wir uns von unseren Gefühlen entfernen. Nach den Maßstäben unserer Eltern, der Gesellschaft, des Chefs oder der Partnerin zu leben heißt auch, von uns selbst und unserem inhärenten Wert entfremdet zu sein. Wir sind von Natur aus richtig, liebenswert, perfekte Wesen, egal was wir auf die Waage bringen, wie oft wir putzen oder zum Sport gehen.

Heute will ich auf die Wie-Worte in meinem Leben achten. Viele beinhalten eine Wertung. Ich bin bereit, sie in Gefühle und Bedürfnisse zu übersetzen und meine eigenen Maßstäbe zu finden.

In der Übungsgruppe

Hallo, Welt!

Ich habe ja bisher immer nur davon geredet, dass ich gern eine Übungsgruppe hätte. Doch gleichzeitig konnte ich nicht erkennen, wie ich die entsprechenden Ressourcen aktiviere, die Zeit, einen Raum, die Leute… Und das Weitergeben von GfK fand deshalb bisher fast immer 1:1 statt. Doch kürzlich fiel mir eine Übungsgruppe in den Schoß und gestern war ich das erste Mal da.
Was für ein außergewöhnlicher Abend! Drei Menschen, die Vorerfahrung haben, wollen GfK in ihr Leben bringen. Ich bin zutiefst berührt von ihrer Ernsthaftigkeit und gleichzeitig betroffen zu sehen, wie beschwerlich dieser Weg ist. Bin ich wirklich schon so weit gegangen? Ich erinnere mich genau an viele Situationen, in denen ich ebenso gedacht oder gehandelt habe wie meine neuen Gefährten. Die Begriffe Ichbezogenheit und Angriffsgedanken kommen mir dazu in den Sinn. Was ein anderer sagt oder tut hat eine, manchmal geheime Botschaft für mich. Und die ist oft genug: Mit dir stimmt etwas nicht! Was für ein Geschenk, mich allmählich davon befreien zu dürfen. Und wie schmerzhaft zu sehen, wie schwierig es ist, Beobachtung und Gefühl voneinander zu trennen! Was ist die Beobachtung? Was sind die Gefühle? Hm, das ist kein Gefühl, das ist eine Bewertung. Und was ist das Gefühl dazu?

Ich habe gestern Abend eine große Hilflosigkeit gespürt. Auf der einen Seite konnte ich erkennen, dass ich wirklich große Fortschritte gemacht habe. Auf der anderen Seite merke ich, dass ich in der Weitergabe von Wissen wirklich ganz am Anfang stehe. Wann ist es sinnvoll, den anderen zu unterbrechen? Wann sollte ich etwas sagen, wann die anderen erst kommentieren lassen? Wie kann ich respektvoll bei meinem Gegenüber sein und ihm dabei noch ein wenig praktische GfK vermitteln? Es war klar, dass ich nicht als übendes Mitglied in die Gruppe gehen würde. Ich war ja ausdrücklich gebeten worden, quasi für Input/Überblick zu sorgen, damit die anderen Teilnehmer entspannt üben können.

Seit zehn Jahren bilde ich Auszubildende aus. Gerade habe ich wieder eine junge Praktikantin, mit der ich täglich arbeite. Das fällt mir ziemlich leicht. Aber gestern Abend da zu sitzen, mit dem Kopf voller Wissen aber ohne innere Richtschnur, was ist hier gerade angemessen oder angebracht, das war schon eine besondere Erfahrung. Ich danke meiner Übungsgruppe, dass sie mir das vermittelt hat.

So long!

Ysabelle

Rundum schön…

Neulich legte mir ein Kollege eine Zeitungsmeldung auf den Tisch und meinte, „vielleicht kannst du damit was anfangen. Ich habe dem Thema ein wenig nachgespürt und schließlich beim Focus folgende, wie ich finde, spannende Geschichte gefunden.
Vielleicht habt Ihr Lust, mit mir darüber zu diskutieren.

Die wissenschaftliche Grundlage zu dem Thema gibt es hier.

Übrigens – ich wiege 72 Kilo.

So long…

Ysabelle

 

 

 

Übergewicht

Fremdbild beeinflusst das Selbstbild

Warum sich schlanke Frauen in ihrer Haut nicht wohl fühlen, Übergewichtige dagegen rundum zufrieden mit sich sind, liegt mit daran, welches Feedback sie von der Umwelt auf ihren Körper erhalten.
Eigentlich sprechen die Waage und der Spiegel die deutlichste Sprache. Dennoch ist es für Frauen weniger der eigene Blick auf den Körper, der das Selbstbild bestimmt, als vielmehr das Bild, das ihnen durch die Reaktion ihrer Umwelt widergespiegelt wird. Der größte Einfluss kommt dabei natürlich besonders nahestehenden Menschen zu.

Auf der anderen Seite sind Frauen aber sehr gut in der Lage, auf ihre innere Stimme zu hören, was ihrem Körper gut tut und was nicht. Das gelingt ihnen umso besser, je positiver die Signale sind, die sie von außen empfangen. In diesen Fällen richtet sich der Fokus zunehmend weg von der eigenen Optik hin zur Gesundheit des Körpers. In der Folge steigt ihre Wertschätzung für sich selbst an. Je höher die Wertschätzung, desto besser ist das Bewusstsein für das eigene Hunger- und Sättigungsgefühl. Frustessen oder Essen, ohne hungrig zu sein, werden seltener. Das zeigt eine Studie von Forschern der Ohio State University, die im „Journal of Counseling Psychology“ erschienen ist.

Die Hälfte aller Frauen mag ihren Körper
Andere Studien hatten gezeigt, dass 50 Prozent der Frauen ihren Körper in Ordnung finden. Die aktuelle Studie von Tracy Tylka und Kollegen sollte nun ergründen, wieso einige Frauen zu einer gelassenen Einstellung finden, während andere dauerhaft unzufrieden sind.

Dazu erstellte sie ein sogenanntes Akzeptanz-Modell anhand von Angaben von Frauen im College-Alter. Darin enthalten sind Faktoren, die beeinflussen, ob Frauen ihre Körper schätzen und dementsprechend vernünftig essen. Dieses Modell weitete Tracy Tylka für die Studie auf Frauen zwischen 18 und 65 aus. Die 801 Teilnehmerinnen ordnete sie drei Gruppen zu: junge Frauen zwischen 18 und 25, Frauen zwischen 26 und 39 und Frauen zwischen 40 und 65.

Positives Feedback für ein stärkeres Ego
Alle wurden dazu befragt, wie gut sie sich sozial angenommen fühlten, ob sie glaubten, ihnen nahestehende Menschen, die Gesellschaft oder die Medien akzeptierten ihren Körper, wie wichtig es ihnen war, dass ihr Körper gut funktioniert, wie sie ihren Körper selbst empfanden und ob sie intuitiv essen.

Insgesamt waren die Wege zur Wertschätzung des eigenen Körpers und zu intuitivem, gesundem Essverhalten für alle Altersgruppen gleich. Frauen, die sich sozial geborgen fühlten, gingen eher davon aus, dass andere ihren Körper akzeptierten – mit allen positiven Folgen wie einem gesünderen Essverhalten und einer ausgeglicheneren Einstellung zu sich selbst.

Ältere leiden eher unter Übergewicht
Teilnehmerinnen der älteren Gruppen litten stärker unter ihrem Übergewicht als jüngere. Für Frauen zwischen 26 und 39 lag der Fokus dagegen eher auf der Gesundheit des Körpers. „Wir haben überlegt, ob junge Erwachsene im fortpflanzungsfähigen Alter eher auf ihren Körper als ihre Figur achten, auch im Hinblick auf Nachwuchs. Danach nimmt diese Wertschätzung aber wieder ab“, sagt Tracy Tylka.

Der Body-Mass-Index beeinflusste das Essverhalten in den zwei älteren Frauengruppen – sie aßen seltener analog ihres Hungergefühls, sondern orientierten sich an Kalorientabellen. „Das könnten bedeuten, dass dickere Menschen sich durch andere unter Druck gesetzt fühlen, abzunehmen. Deshalb setzen sie sich auf Diät und hören nicht mehr auf ihre innere Stimme“, mutmaßt Tracy Tylka. „Möglicherweise beginnen diese Frauen mit der Zeit, ihrem Körper zu misstrauen, auch im Hinblick darauf, ob sie Hunger haben oder satt sind.“ Die jüngeren Frauen zeigten keinen Zusammenhang zwischen BMI und Essverhalten.

Sei so, wie du bist

Heute entspanne ich mich und bin in meinen Beziehungen so, wie ich bin. Ich tue das nicht in unangemessener oder herabsetzender Weise, sondern in einer Weise, die zum Ausdruck bringt, dass ich mich selbst annehme und mich als die Person schätze, die ich bin. Hilf mir, Gott, dass ich keine Angst mehr habe, ich selbst zu sein.

Melody Beattie, Kraft zum Loslassen vom 5. März

Am 17. Februar hatte ich dieses Thema angefangen. Ausgelöst wurde das Posting durch die Erzählung einer Freundin. Sie erinnerte sich an ein Geschehen aus Kindertagen, als jemand in einer bestimmten Situation zu ihr sagte „Und jetzt kommst du noch mal zur Tür herein und sagst es noch mal.“

Irgendwas kam dazwischen und so fand ich heute nur die Überschrift und diesen ersten Teil der Geschichte vor, verbunden mit dem Stichwort Augenhöhe, aber ich konnte die Originalgeschichte nicht abrufen. Das macht nichts, denn heute hatte ich selbst ein „Sei so wie du bist“-Erlebnis,

Heute habe ich eine Nachricht an jemanden geschrieben, den ich kaum kenne. In diesen Zeilen habe ich deutlich gesagt, wie es mir mit einer bestimmten Situation geht und was für mich wichtig ist.

Später habe ich die Nachricht kopiert und an eine Freundin geschickt mit der bangen Bitte um Mitteilung, ob ich zu forsch gewesen sei.
Das bestätigte sie mir gern. Ja, das war ein bisschen forsch.

In meinen freien Minuten habe ich seither gegrübelt, warum ich die Freundin um ein Urteil bitte und ihr selbst schon meines anserviere.
Und ich kam zu dem Ergebnis, dass ich Angst habe, nicht gut genug zu sein, dass mit mir, an mir etwas falsch ist. Ich soll, ich darf nicht so sein wie ich bin, weil andere mich dann vielleicht doof, forsch, kleinlich, albern oder sonstwas finden. Ich muss mich in meinem Verhalten danach ausrichten, bei anderen möglichst gut anzukommen.

Puh. 2007 habe ich mit GfK angefangen und ich betreibe es sehr ernsthaft. Und dann finde ich auf einmal diese alten Glaubenssätze, die mir so viel Schmerz verursachen. Und ich verstehe: Wenn ich mich selber auf diese Weise in Frage stelle, bewege ich mich nicht auf Augenhöhe mit meinem Gegenüber. Wenn ich mich nicht traue, mich so zu zeigen wie ich bin, mache ich mich klein und räume dem anderen Macht über mich ein. Macht über mich zu urteilen, mich richtig oder falsch zu finden. Wie will mich doch der GfK-Autor Kelly Bryson ermutigen? Sei nicht nett, sei echt!

Heute will ich mir ins Gedächtnis rufen: Mit mir ist nichts falsch. Ich darf genau so sein, wie ich bin. Wenn andere mein Verhalten schwer nehmen können, liegt das nicht in meiner Verantwortung. Ich bin verantwortlich mein mein Tun und mein Unterlassen, aber nicht für die Urteile anderer.

Neiiiiinnn…

Hallo, Welt!

Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben mir heute einen Vorschlag gemacht. Die Idee hat für beide Seiten Vorzüge, für mich aber auch deutliche finanzielle Nachteile/Verluste. Und ich merke, wie schwer es für mich ist, nein zu sagen. Wenn es doch so viele gute Gründe für ein Ja gibt, vor allem für andere, wie kann ich dann nein sagen?

Heute Abend habe ich versucht, einen Vorstoß in Sachen Bedürfnisse zu machen. So ganz hat es noch nicht geklappt, vielleicht weil ich selbst so verstrickt bin. Ach, GfK ist so viel einfacher, wenn man nicht selbst betroffen ist.

Ich bleibe dran.

So long!

Ysabelle

Bei Pauli

Hallo, Welt!

Ich habe schon ein paar Jahre gesagt, ich würde gern mal ein Spiel vom FC St. Pauli sehen. Mich fasziniert das Selbstbild der Fans, die Haltung.

Vor ein paar Tagen bekam ich die SMS eines Kollegen, er habe eine Karte für das Spiel gegen Schalke übrig, ob ich Lust hätte mitzukommen?

Gestern war es also so weit. Gegengerade, Stehplatz. Von 19.30 bis 22.30 Uhr eingepfercht zwischen Fußball-Fans. Es war ein großes Erlebnis. Als ein Schalker Spieler nach wenigen Minuten verletzt vom Platz getragen werden musste, applaudierten die Paulianer. Ich war irritiert und fragte warum. „Als Respekterweisung für den verletzten Spieler.“ Donnerwetter! Als Schalke nach Ansicht eines Fans hinter mir arg bevorzugt wurde durch den Schiedsrichter, haute er mit seinem Bier um sich und kippte es einem Schalke-Fan in den Rücken. Später hat er sich zwei Mal entschuldigt, es sei mit ihm durchgegangen und er meine keineswegs den Schalke-Fan persönlich… Unglaublich.
Das Spiel wurde in der 88. Minute abgebrochen, weil von der Tribüne ein Bierbecher geworfen worden war und den Linienrichter getroffen hatte. Da stand es 0:2 für Schalke, und der Schiedsrichter hatte einem Paulianer eine rote Karte gegeben, wo gelb auch gereicht hätte. Die Pauli-Fans waren entsetzt, ärgerlich, frustriert und traurig.
Überall Menschenmassen. das Stadion ist direkt am Dom, 24000 Menschen wälzten sich vom Millerntor über das ohnehin schon volle Heiligengeistfeld. Mir liefen die Tränen, denn mein Kollege und sein Mann begleiteten mich so fürsorglich durch die Katakomben des Stadions, über Stufen und Kabel, durch Absperrungen und Menschenmassen bis zu einem Taxenstand an der Feldstrasse. Ich habe in diesen Minuten so viel Wertschätzung, Fürsorge, Schutz, gesehen werden erlebt, ich kann mich kaum an eine andere Lebenssituation erinnern, in der mir das so deutlich geworden ist. Es war so kostbar, am liebsten wäre ich tot umgefallen und hätte dieses schone Erleben für immer bei mir behalten. Jetzt, nur einen halben Tag später, verblassen diese tiefen Gefühle der Dankbarheit und des Glücks schon wieder. Und ich schreibe die Geschichte hier auf, damit sie nicht in Vergessenheit gerät.
Und ich merke mir, dass mir diese Art von Fürsorge ganz wichtig ist (ich bin ja stark sehbehindert), und ich möchte mich mehr mit Menschen umgeben, die in dieser Weise liebevoll mit mir umgehen. Diese Wahl habe ich.

So long!

Ysabelle

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