Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit 27.12.22

Hallo, Welt!

Es hätte viel zu berichten gegeben, aber abends hatte ich dann oft keine Lust, mich noch mal den Computer zu setzen. Und hoppla – schon ist Weihnachten vorbei und damit viele Gelegenheiten, Dankbarkeit zu feiern.

Vor ein paar Tagen hatte ich ein Telefonat mit einer Kundin, deren Kontonummer sich geändert hat. Deshalb ist leider der Lastschrifteinzug geplatzt. Wir kamen ins Plaudern und sie erzählte, dass sie vor einer beruflichen Veränderung steht. Als ich von den Hintergründen hörte, was ich ziemlich betroffen. Auf mich wirkte es so, als habe es am bisherigen Arbeitsplatz eine unglückliche Verstrickung gegeben. Wir konnten die Sache ein bisschen beleuchten und die Kundin freute sich über einen Buchtipp zu ihrem Thema.

Das Gespräch war sehr schön für mich, Ich habe Augenhöhe und Verbundenheit gespürt und hatte auch den Eindruck, dass die Kundin etwas Sinnvolles aus unserem Austausch mitgenommen hat. Ein Grund zu feiern!

Am nächsten Tag rief mich eine frühere Kursteilnehmerin an um mit mir zu besprechen, ob ich in einer Selbsthilfegruppe einen Vortrag halten würde. Vorträge sind nicht gerade mein liebstes Programm. Wie kann man den Zauber der GFK kennen lernen, wenn man nur passiv konsumiert und nicht fühlt? Während wir noch überlegten, was ich vielleicht stattdessen anbieten könnte, kamen wir auch auf die berufliche Situation der Teilnehmerin zu sprechen.

Sie war völlig erschöpft und überlastet, weitere Kolleginnen hatten sich auf ihrer Arbeitsstelle krank gemeldet und sie selbst war der letzte Mohikaner, der noch die Stellung hielt. Dabei hatte sie schon vor Monaten genau vor dieser Situation gewarnt und auch die vorgesetzte Stelle informiert. Nur ihr überbordendes Pflichtgefühl brachte sie dazu, noch zur Arbeit zu kriechen. Am Ende des Gesprächs hatte sie entschieden, sich am nächsten Tag krankschreiben zu lassen. Sie hatte tatsächlich vergessen, auf ihre Gefühle zu achten, wie sie es doch eigentlich im Workshop gelernt hatte … Es war schön, an die gemeinsame Erfahrung anknüpfen zu können und sie auf dem Weg zu dieser Entscheidung für sich selbst unterstützen zu können.

Die Weihnachtsfeiertage sind schnell vergangen. Heiligabend habe ich mal Weihnachtsfrau gespielt und bin bei drei Freundinnen vorbeigefahren. Für jede hatte ich einen festlichen Blumengruß und die Freude war groß. Das war der beste Teil am Weihnachtsfest! Den Rest des Tages habe ich in der Küche gestanden und italienische Kalbshaxe vorgekocht. Die selbstgemachten Nudeln waren schon am 23.12. fertig … 

Meine Kinder haben mir ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk gemacht, das angesichts der aktuellen Energiepreise sehr willkommen ist. Sie haben mir eine Kuscheldecke mit Familienfotos bedrucken lassen. „Familie ist … wo es bellt“, steht drauf. Die Überraschung ist ihnen gelungen. Ich wusste nicht mal, dass es so was überhaupt gibt!

Bei der heutigen Hunderunde ist mir noch einmal deutlich geworden, wie dankbar und zufrieden ich in meinem Leben bin. Ich bin einigermaßen gesund. Ich habe keine großen finanziellen Sorgen. Ich durfte schon viel von der Welt sehen und habe aktuell gar keine Wünsche, etwas anderes zu sehen als meine Heimat. Der Kühlschrank ist gut gefüllt, die Heizung läuft. Es gibt so viele Gründe zum Dankbarsein!

Und bei Euch so?

So long!

Ysabelle

 

 

Dankbarkeit 17.12.22

Hallo, Welt!

Bei der heutigen Hunderunde habe ich nachgedacht, was der Blog aktuell noch mit Gewaltfreier Kommunikation zu tun hat. Als ich vor 12 Jahren mit dem Schreiben der Giraffenohren angefangen habe, ging es wirklich täglich darum, die Haltung der GFK zu verinnerlichen. Zum guten Teil ist mir das inzwischen gelungen. Gleichzeitig sehe ich natürlich auch, welche Baustellen es gibt. Selbstfürsorge, Nein sagen, sorgsamer Umgang mit meinen Ressourcen, aber auch das Akzeptieren anderer Meinungen sind immer noch eine Herausforderung. Ich habe den Eindruck, dass ich gerade bei letzterem immer empfindlicher werde. Wenn ich merke, dass jemand so ganz andere Vorstellungen hat, ziehe ich mich zurück. Sicher kann ich der anderen Person einfühlsam zuhören, gleichzeitig finde ich es mehr und mehr anstrengend, mich auf diese Gespräche einzulassen. Es ist also ein Fortschritt, dass ich mir heute nicht mehr alles anhöre, sondern spüre, was mir Freude macht und mich nährt oder was Stress und Unbehagen auslöst. Gleichzeitig dünnt es auch den Freundeskreis aus. Und ich merke, dass ich wenig Interesse habe, neue Menschen kennen zu lernen.

Draußen sind es aktuell -5 Grad. Ich bin wirklich so dankbar, dass ich die Räume, in denen ich mich aufhalte, heizen kann. Die Bilder aus Kiew oder Charkiw erschüttern mich. Und ich habe drei Wintermäntel, zwei dicke Winterjacken, sogar noch eine geerbte Pelzjacke, und dort sitzen die Menschen in der bitteren Kälte in der U-Bahn-Station oder im Keller und warten, dass der Luftalarm vorüber ist. Dann gehen sie in ihre unbeheizbaren Wohnungen, in denen es kein Strom und kein Gas gibt … Was kann ich tun, um hier zu helfen? Vielleicht muss ich doch noch mal googeln, wo aktuell Hilfstransporte abgehen und was sie mitnehmen.

Eben habe ich für über 700 Euro Rechnungen bezahlt. Wenn ich alle Außenstände zusammenrechne, bleibt das Konto im Plus. Auch dafür bin ich dankbar. Und heute bin ich dankbar für ein Schoko-Herz, das ich in der Post gefunden habe.

Ich bin auch unendlich dankbar, dass ich einen verschollenen Hausschlüssel wieder gefunden habe. Bis vor drei Monaten hatte ihn mein geschätzter DHL-Mann, doch dann wurden die Bezirke neu eingeteilt, ein mir unbekannter Kollege übernahm meine Straße und der bisherige Zusteller gab mir den Schlüssel zurück. Irgendwann dieser Tage lag er mal auf dem Küchentisch, dann auf dem Herd, und dann … äh, ja, wo ist er denn?

Ich habe alle Leute gefragt, die in der letzten Zeit im Haus waren. Freunde, Mitarbeitende, Handwerksfirmen … Ich habe sogar den neuen Zusteller in der dunklen Stadt gesucht und gefunden und gefragt, ob ich ihm den Schlüssel vielleicht schon gegeben habe. Leider nein. Das hat mich ziemlich beunruhigt.

Nach der Hunderunde habe ich noch mal den utensilo abgesucht. Das ist ein Kunststoff-Deko-Teil aus den 70er Jahren, irgendein Design, das heute teuer gehandelt wird. Darin liegt unter anderem der Fuß eines zerbrochenen Golfschlägers (wieso eigentlich?), Schlüssel, von denen keiner weiß, wozu die gehören, Abholschnipsel von der Änderungsschneiderei und der Heißmangel, Stadtpläne, Autohandschuhe, die der Hund zerbissen hat und sonstiges Gedöns. Und siehe da: In dem Fach unter dem Haken mit den Autoschlüsseln fand sich der Schlüssel. Vermutlich hatte ich in Eile den Autoschlüssel vom Haken gezogen und dabei den Hausschlüssel versehentlich eine Etage tiefer befördert. Große Erleichterung!

Zum Ende des Jahres sortiere ich ja immer meine Papierberge durch. Wieder ist so viel Zeug dabei, von dem ich nicht weiß, wo ich es abheften soll. Ich fand aber auch ein Schreiben meiner Unfallversicherung bezüglich Invalidität. Im März dieses Jahres bin ich ja gestürzt und habe mir den rechten Oberarm gebrochen. Bis heute kann ich diesen Arm nicht wieder normal bewegen. Die Krankengymnastik muss ich inzwischen aus eigener Tasche zahlen. Montag habe ich einen Termin beim Orthopäden. Der hatte schon beim letzten Besuch was von Invalidität gemurmelt. Nun werde ich darum bitten, dass meine eingeschränkte Beweglichkeit und die Schmerzen bei einzelnen Bewegungen offiziell begutachtet werden und dann sehen wir weiter. Gleichzeitig bin ich dankbar, dass ich überhaupt wieder arbeitsfähig bin. Eine Frau, die mit mir im Krankenhaus war, hat es ganz schlimm erwischt. Sir wurde am Rücken operiert und es geht ihr heute viel schlechter als vor der OP. Dagegen geht es mir doch gut …

Und bei Euch so?

So long! 

Ysabelle

 

Dankbarkeit 14.12.22

Hallo, Welt!

Wofür bin ich heute dankbar?

Ich hatte einen Termin beim Augenarzt, auf den ich drei Monate gewartet habe. Aktuell ist keine Gefahr im Verzug. Gleichzeitig empfiehlt er mir dringend, den Sehnervkopf mal wieder genauer untersuchen zu lassen. IGeL-Leistung, 70 Euro. Ich bin dankbar, dass ich das bezahlen kann. Meine Augen sind ja eine Schwachstelle, der Augeninnendruck ist erhöht. Der Doc meint, es wäre wichtig, das im Auge zu behalten. Jetzt gibt es einen neuen Termin für diese Untersuchung, und der ist schon Ende Januar. In dem Ärztehaus, in dem der Augenarzt sitzt, ist FFP-2-Maske Pflicht. Die medizinische Fachangestellte, die die Voruntersuchungen gemacht hat, trug ihre medizinische Maske unter der Nase. Ohne Worte. Ich hatte eine FFP-3-Maske auf, daher fühlte ich mich gut geschützt.

Um mich herum gibt es viele Kranke. Wir haben wieder mal Corona in der Familie – ich bin noch immer davon verschont – und meine Hausengel scheinen sich eine Grippe eingefangen zu haben. Eine ältere Freundin ist schwer gestürzt und hat sich mehrere schmerzhafte Prellungen zugezogen. Ich bin dankbar, dass es mir zurzeit so gut geht.

Seit Wochen quäle ich mich wegen des Weihnachtsgeschenks für meine Enkeltochter. Wir haben ja gerade erst zusammen Urlaub gemacht, von mir gibt es eigentlich immer irgendeine gemeinsame Aktivität. Mit ziemlichem Entsetzen habe ich gesehen, welche Preise die Hamburger Staatsoper für ein Neumeier-Ballett aufruft. Zähneknirschend hätte ich das für Dornröschen bezahlt. Hm. Glück oder Unglück? Anscheinend gibt es für die nächsten Vorstellungen gar keine Karten mehr. Nun habe ich eine Oper gebucht. Als kleinen Hinweis habe ich eben einen Gummihandschuh mit Wasser gefüllt und in den Tiefkühler gepackt. Na, weiß einer von Euch, welches Stück wir sehen werden?

Ich bin dankbar, dass ich die Fahrt heute bei schönem Wetter machen konnte. Morgen früh muss der Hund zum Friseur. Ich habe die Hoffnung, dass das Wetter offen bleibt, denn die Friseurin wohnt am Ende der Welt.

Bridge: Mit meiner Partnerin habe ich 45 Prozent erspielt, das ist Mittelfeld und ich freue mich sehr darüber!

Ich bin zufrieden, dass ich heute noch eine Runde geputzt habe.

Und ich freue mich, dass morgen ein Paket ins Saarland rausgehen kann. Eine flüchtige Internet-Bekanntschaft steht vor traurigen Tagen. Ihre Partnerschaft ist gerade zerbrochen. Sie muss aus der Wohnung raus, ist krank und hat kein Geld. Ich habe sie gefragt, was sie Weihnachten essen möchte. Und das habe ich heute eingekauft und eingepackt. Es waren ganz bescheidene Wünsche – Zutaten für einen selbstgemachten Nudelsalat und Würstchen sowie die Zutaten für Tortellini in Sahnesauce. Wie schön, so ganz praktisch etwas zum Fest beitragen zu können.

Und bei Euch so?

So long!

Ysabelle

 

 

 

Dankbarkeit 5.12.22

Hallo, Welt!

Wofür bin ich heute dankbar?

Ich hatte am späten Vormittag zum Kaffee ein schönes Gespräch. Es tat mir gut, für meine Ansicht Verständnis zu finden.

Hier hat es heute fast den ganzen Tag geregnet. Ich bin tatsächlich dankbar für all die regenfesten Sachen, die der Hund und ich anziehen können. Na ja, der Hund selbst ist dafür nicht so dankbar. Dabei finde ich, dass er in seinem neuen gelben Regenmantel echt klasse aussieht.

Er reagiert zunehmend genervt und hat heute sogar geknurrt, als ich ihm den Ostfriesennerz wieder ausziehen wollte …

Heute Abend ist das Bridgespielen ausgefallen. Das hat mich nicht begeistert, und gleichzeitig habe ich mich gefreut. Ein paar Jahre habe ich ja so gut wie gar nicht gespielt. Erst als es mir 2019 ganz schlecht ging und ich sehr erschöpft war, ermahnte mich eine Freundin, ich müsse mehr für mich tun. Immer nur arbeiten bis zum Umfallen, zehn Tage Urlaub machen und davon eine Woche im Bett liegen – das sei nicht sinnvoll. Seitdem gehe ich wieder regelmäßig, aber durch Corona fiel der Clubabend monatelang aus und durch den Tod mehrerer Spielerinnen fehlen uns oft Leute, um zumindest an drei Tischen zu spielen. Voriges Mal bin ich mit meiner Partnerin zweite geworden, das Mal davor waren wir sogar erste. Das freut mich besonders, weil wir so lange die rote Laterne getragen haben … Also: Ich bin dankbar, dass ich eine Freizeitbeschäftigung habe, die mir so viel Freude macht, und die ich auch in fortgeschrittenem Alter ausüben kann.

Ich freue mich außerdem, dass auf der Fensterbank im Schlafzimmer die Orchideen gedeihen. Eine allerletzte vom Blumenfenster meiner Mutter ist noch am Leben. Eine andere bekam ich 2011 zum Geburtstag und sie treibt gerade neu aus. Dabei habe ich gar keinen grünen Daumen!

Das war ein guter Tag! Wie lief es bei Euch?

So long!

Ysabelle

 

 

Dankbarkeit 4.12.2022

Hallo, Welt!

Dieser Tage meinte ein Kollege, er könne das GFK-Ritual „Feiern und Bedauern“ (im Original: Celebrating and Mourning) nicht gut ertragen. Er erlebe es als eine Art ansteckendes Gejammer.

Es macht mich ein bisschen traurig, diese Einschätzung zu hören.  Gleichzeitig kann ich nachvollziehen, worum es dem Kollegen geht: Sitz nicht in der Ecke und jaule, sondern tu etwas, um die Welt zu verändern, die dir so nicht gefällt …

Ich habe schon öfter Gruppen erlebt, bei denen das Jammern ansteckend war. Dabei denke ich, das war nicht die Absicht, die Marshall mit der Einführung dieses Rituals verbunden hat. Hier ein Beispiel:

Als mein Sohn ungefähr zehn Jahre alt war, hatte er aus Gründen eine Operation und musste anschließend Tabletten einnehmen, was ihm sehr schwer fiel. Alle Geduld, gute Zureden, Pulverisieren und in Wasser auflösen – nichts funktionierte. Wir standen im Badezimmer des Krankenzimmers, er nahm einen Schluck von der Mischung und würgte es mir entgegen. Ich holte aus und knallte ihm eine – schaffte es gerade noch,  die Wucht rauszunehmen. Aber es blieb ein Schlag ins Gesicht. Unverzeihlich. Für mich. Er selbst sagt, er kann sich nicht erinnern. 

Eine Kinderhand mit vielen Tabletten

Zahlreiche Male habe ich mit diesem Beispiel inzwischen gearbeitet. Immer wieder hatte ich mit Urteilen zu tun. Die „Widerborstigkeit“ des Kindes, meine eigene „Unfähigkeit“, „mangelnde Impulskontrolle“, „schlechte Mutter“ … die Liste könnte ich noch lange fortsetzen.

Im Trauerprozess lernen wir, uns selber anzunehmen, mit all unseren Reaktionen, auch denen, die weniger als wunderbar sind. Wir erkennen unsere unerfüllten Bedürfnisse. In Bezug auf meinen Sohn hätte ich mir Verstehen, Verbindung und Kooperation gewünscht. In Bezug auf mich selbst Einfühlung (in das Kind und in meine eigene Not), Gelassenheit, Vertrauen (wenn er es nicht schlucken KANN, wird es andere Möglichkeiten geben), Verständnis, Beitragen, Respekt, Wertschätzung …

Es ist schmerzhaft, all diese unerfüllten Bedürfnisse wahrzunehmen und die Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit von damals noch einmal zu spüren. Dazu gehört auch, sich bewusst zu machen, welche Bedürfnisse wir uns in dem betreffenden Moment mit der (heute unerwünschten) Reaktion erfüllen wollten. Solange ich mich in der Welt von Richtig und Falsch bewege, ist immer einer von uns beiden oder gegebenenfalls auch das „unfähige medizinische Personal“ SCHULD an der Misere. Mein Eindruck ist, dass diese Art zu denken den Konflikt lebendig hält. Ich kann die Situation verdrängen, aber wenn die Erinnerung hervorlugt, bin ich sofort wieder bei „ja, aber das Kind ….“ oder „ich hätte …. machen müssen“. Abgespeichert wird das Ereignis zusammen mit Schuld und Scham, und die melden sich immer wieder neu, wenn die Erinnerung aufpoppt. 

Wenn ich mich hingegen mit den unerfüllten Bedürfnissen auf allen Seiten verbinde, verändert sich die Gefühlslage. ich „fühle“ mich nicht mehr schuldig. Ich fühle mich hilflos, ich bin traurig. Ich bin einsam. Ich bin verzweifelt und ratlos. Ich übernehme die Verantwortung für mich, für mein Handeln und meine Gefühle. Ich kann meinen Sohn um Entschuldigung bitten, ich kann überlegen, wie ich in einer ähnlichen Situation „besser“ reagieren könnte.

Fatalerweise erlebe ich ähnliche Situationen mit meiner Enkeltochter, wenn sie ein angebotenes Lebensmittel nicht runterbringt. Dann kann ich heute ohne Scham im Mitgefühl bleiben, meine eigenen aufgewühlten Gefühle mit mir ausmachen und freundlich und klar reagieren.

Auch das ist ein Geschenk der GFK. Mein Trauern macht den Weg frei aus dem Dschungel von Schuld und Scham. Es ist nichts falsch mit mir. Ich habe in einer bestimmten Situation leider nicht so reagiert, wie ich es mir wünsche. Wie kann ich das beim nächsten Mal besser machen?

Für diesen Lernprozess bin ich zutiefst dankbar.

So long!

Ysabelle

 

Dankbarkeit 2.12.2022

Hallo, Welt!

Weihnachten rückt wieder ein Stück näher. Ich habe noch keine Idee, was ich meiner Enkeltochter schenken könnte. Ein Besuch bei der Dreigroschenoper? Mit 11 Jahren? Familienvorstellung in der Staatsoper? Ein Konzert in der Elbphilharmonie? Vor Corona sind wir immer zusammen ins Weihnachtsmärchen gegangen. Voriges Jahr haben wir „Hänsel und Gretel“ in der Staatsoper gesehen, das fand sie gut. Ich werde übers Wochenende noch mal ein paar Spielpläne näher in Augenschein nehmen.

Heute habe ich etwas ziemlich Verrücktes gemacht. Ich war allein in einer Konzertveranstaltung hier in der Stadt. Der lokale Männerchor hat den Abend gemeinsam (abwechselnd) mit einer Bluesband bestritten. Ich saß als einzige mit Maske im Saal. Ringsherum wurde gehustet, aber ich fühlte mich gut geschützt. Ich bin mir selbst dankbar, dass ich mich heute traue, mich zu schützen, und nicht mehr das machen muss, was alle um mich herum machen.

Ich bin dankbar, dass ich dem Impuls widerstanden habe, mir eine apricot-farbene Daunenjacke zu kaufen. Auch mit 40 Prozent Discount hätte sie noch immer 72 € gekostet und ich habe genug warme Jacken im Haus. Zugegeben, diese war besonders schön. Aber eben eine weitere. Und ich konnte sie gehen lassen. Das fühlt sich gut an.

Heute kann ich viel besser als früher meine Kauflust zügeln. Ich gehe zum Beispiel noch mal aus dem Laden und drehe eine Runde. Ich gucke bei anderen Anbietern im Internet, ob es das Produkt günstiger gibt. Und immer öfter kaufe ich auch einfach nichts. Das finde ich tatsächlich beglückend, weil ich denke, dass ich ohnehin im Überfluss lebe. Für andere Entscheidungen lasse ich mir reichlich Zeit. Auch das fühlt sich gut an. Es ist ja keine Gefahr im Verzug …

Heute hatte ich reichlich zu essen. Zum Frühstück gab es zum Müsli einen halben Granatapfel. Und heute Abend habe ich eine Riesenportion Senfeier verdrückt. Es war lecker UND! total preiswert. Auch das freut mich. Auf dem Wochenmarkt habe ich drei schöne Kohlrabi für 2 € bekommen, das gibt auch wieder ein leckeres Essen. Ich entwickle mich zur Schnäppchenjägerin, und das macht Spaß!

Ich hatte heute Unterstützung in geschäftlicher Hinsicht und ein anderer lieber Freund hat für uns Karten fürs Neujahrkonzert in H-U ergattert. Auch darauf freue ich mich schon. Und ich hatte einen netten Plausch mit dem Briefträger, der sich auf einen Kaffee bei mir aufgewärmt hat. Ich bin 13 km zu Fuß gegangen. Kurzum: Ich bin dankbar für diesen erfüllenden Tag.

So long!

Ysabelle

 

 

Dankbarkeit 1.12.2022

Hallo, Welt!

Heute ist der erste Dezember, traditionell beginnt damit ein Monat, in dem ich mich mit meiner Dankbarkeit verbinden möchte.

Gerade eben war ich mit dem Hund draußen. Es ist ziemlich kalt. Meine Gedanken gingen in die Ukraine, zu den Menschen in Cherson oder Kiew. Dort ist es jetzt mit Sicherheit schon viel kälter als hier bei uns in Schleswig-Holstein. Ich versuche Gas zu sparen und umsichtiger zu heizen. Obwohl in meinem Arbeitszimmer 21,6 Grad sind, habe ich eiskalte Beine. Ich arbeite im Fleecepulli und Jacke oben drüber. Alles Jammern wird peinlich, wenn ich an die Menschen im Kriegsgebiet denke, denen Strom- und Gasleitungen weggebombt wurden. Die das Trinkwasser in Kanistern heranschaffen müssen, die vor dem Haus auf dem offenen Feuer kochen …

Dieser Tage las ist eine Nachricht von einer Frau, die gefragt wurde, was sie Weihnachten essen würde. „Gar nichts“, hatte sie geantwortet. „Ich bin armutsbetroffen“. Ich habe sie gefragt, was sie am liebsten essen würde, wenn sie die freie Auswahl hätte: Heiligabend Nudelsalat und Würstchen, am ersten Feiertag Tortellini in Sahnesauce … Ich habe dann gleich einen Einkaufszettel geschrieben und werde wohl kommende Woche ein paar mehr Sachen in meinen Einkaufswagen legen, um ihr zu Weihnachten ein Paket mit Lebensmitteln zu schicken. Ich stöhne zwar über die gestiegenen Preise, aber im großen und ganzen geht es mir doch gut! Ich habe ein Dach über dem Kopf. Die Heizung funktioniert. Der Kühlschrank ist voll. Vor ein paar Monaten habe ich im Schuhschrank für Ordnung gesorgt, da fanden sich wirklich 37 Paar Schuhe! Braucht eine einzelne Frau fünf Paar Stiefel? Ich habe drei Wintermäntel und eine dicke Jacke für die Hunderunde. Im Alltag verliere ich schnell aus den Augen, wie gesegnet ich bin … Ich habe wirklich alles, was ich brauche. Und dafür bin ich heute dankbar.

 

So long!

Ysabelle

Ich. esse. meine. Suppe. nicht.

Hallo, Welt!
Ich habe Urlaub mit meiner Enkeltochter gemacht. Wer hier schon lange liest, weiß, dass es sich dabei um ein kleines Wunder handelt. Die Tage waren ok – irgendwie kann ich grad mit dem Wort „schön“ nicht um – und wir haben uns praktisch nicht gestritten. Und trotzdem will sich keine Freude und keine Erholung einstellen.

Meine Enkelin wird demnächst sieben Jahre alt. Wir haben viel unternommen, viel gesehen, zusammen gemalt, waren gestern zusammen schwimmen. Es gab viele gute Stunden. Und gleichzeitig habe ich heftig mit meinen Gefühlen zu kämpfen. Und das hängt mit ihren Essgewohnheiten zusammen.
Sie isst:
Weißbrot mit Nutella
Salzbrezel mit Nutella
Bunte Nudeln mit Hela-Ketchup (eine bestimmte Sorte)
Kartoffelpüree, frisch gestampft
Fruchtzwerge
Pfannkuchen mit Zimt und Zucker
Chicken Nuggets
Fischstäbchen
gelegentlich Quarkbällchen, jedenfalls, wenn viel Zucker drum herum ist.
Schokoladeneis (mit Schokosauce und ohne. Ggf. mit bunten Streußeln)

Kein Gemüse. Null.
Kein Obst. Null.
Kein Käse. Keine Wurst. Kein „normales“ Brot. Keinen „normalen“ Kuchen. Keinen Jogurt. Keine Pizza. Keine Milch. Keine Limonade. Keinen Saft außer einem speziellen Kindersaft.

Meine Freundinnen, die wir in diesem Urlaub besucht haben, haben das mit Engelsgeduld hingenommen, doch meine Stimmung wurde mit jeder Mahlzeit aggressiver. Als sie sich bei Ursula in Bremen neben dem Kartoffelpüree drei Fischstäbchen auffüllen ließ, sie zerteilte und dann nur noch auf dem Teller hin- und her schob. Als sie bei meiner Freundin Christine insgesamt drei Teller mit Nudeln „einsaute“, während wir alle noch aßen aufstand und spielen ging, mir angebissene Quarkbällchen rumliegen ließ und ich auch mit Aufbietung aller empathischen Reserven nicht rauskriegen konnte, wieso sie die nun nicht essen wollte. Zusammengereimt habe ich mir dann, dass diese Partie gerade nicht so schön in Zucker gewälzt war wie sonst. Und dann schmeckten sie ihr nicht.

Ich merke, dass ich in Sachen Essen mit supervielen „sollte“-Botschaften zu kämpfen habe. Kinder sollten „alles“ probieren. Sie sollten „ordentlich“ am Tisch sitzen und sich zum Beispiel beim Essen nicht an den Schuhen/Füßen pulen. Sie sollten das Vorlegebesteck benutzen und nicht mit dem eigenen, bereits benutzten Löffel in der Schüssel rumrühren, in der das Essen serviert wird. Sie sollten Bitte und Danke sagen … Die Liste ließe sich fortsetzen.

Ich versuche schon seit ein paar Tagen, mir auf die Schliche zu kommen. Was ist es, dass mich in dieser Situation so in Not bringt? Zum einen glaube ich, dass das Kind durch die einseitige, stark zuckerhaltige Ernährung gefährdet ist. Keine Nährstoffe, keine Vitamine. Ich habe dazu kürzlich eine Doku auf Arte gesehen, das kann neben so Albernheiten wie Beri-Beri, Skorbut oder Rachitis sogar zur Erblindung führen. Mir ist also ihre Gesundheit wichtig. Auch dass ich dann immer wieder Sachen wegschmeiße, die sie nicht gegessen hat, regt mich auf. Dabei habe ich da wirklich eine Doppelmoral, denn hier zu Hause bin ich mit meinen Lebensmittelvorräten nicht so achtsam wie ich es gern wäre. Unmittelbar vor dem Urlaub habe ich ziemlich viel weggeworfen, was beim besten Willen nicht NOCH eine Woche haltbar gewesen wäre. Seit ich allein wohne, koche ich nur selten für mich „RICHTIG“, meist mache ich mir nur „was zu essen“. Also ich bin selbst nicht das beste Vorbild in Sachen gesunde Ernährung.

Gefühle: Wut, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Frustration, Ärger, Verzweiflung, durcheinander, genervt, ratlos.

Unerfüllte Bedürfnisse sind neben Gesundheit auch „die Fülle des Lebens feiern“ – es gibt so wunderbare Lebensmittel, Früchte, Gemüse, Backwaren … und nichts davon isst sie … Mir geht es um Respekt und Wertschätzung für die Menschen, die für sie das Essen zubereiten. Feiern, Ritual, das gemeinsame „am Tisch sitzen und zusammen essen“. Gemeinschaft, Verbindung, Verstehen … ich möchte sie auch darin unterstützen, Sachen zu finden, die ihr vielleicht schmecken könnten … aber wie soll das gehen, wenn mein Gegenüber immer nur sagt, „das mag ich nicht“, ohne es probiert zu haben? Oder „das ist mir zu sauer“ … Verbindung …

Aber anscheinend ist noch irgendwas im Spiel, was ich partout nicht gegriffen kriege. Für Eure Anregungen wäre ich dankbar.

So long!
Ysabelle

In freier Wildbahn

Hallo, Welt!

Es herbstelt. Da ich ja in einer Hafenstadt lebe, ist jetzt die Zeit, in der die Boote wieder nach Hause kommen und nach und nach aus dem Wasser geholt werden.
Ich ärgere mich dann öfter, wenn die Bootsbesitzer ihre Autos auf dem Bürgersteig parken, um nur keinen Schritt zu viel mit den Proviantkisten, dem Segelzeug und den Sitzkissen zu machen, die über Winter nicht an Bord bleiben sollen.

Heute beobachtete ich, wie ein Mann Sachen von (s)einem Schiff zum Auto trug. Es türmte sich in seinen Armen. Bei seinem nächsten Gang konnte er wieder kaum über den Stapel hinwegschauen. Dann kam eine Frau an Deck. Mit einem deutlichen Dialekt, den ich für Schweizerisch hielt, sprach sie den Mann an. Es ging anscheinend um Kleidung, die er auf dem Arm trug. „Das sind gute Sachen!“ Mehrmals und eindringlich betonte sie mit zunehmender Lautstärke, dass es sich um gute Sachen handelte. Schließlich hörte ich ihn sagen: „Ich lege das vorsichtig als oberstes, ok? Gut, dass Du mir das sagst!“

Ich war so überrascht, ich wäre fast über Fontanes Hundeleine gestolpert! Was habe ich in diesem Hafen nicht schon alles gehört! Im vorigen Frühjahr beoachtete ich ein Paar beim Ablegen ihres Segelbootes. Anscheinend sollte es in den Urlaub gehen. Der Mann schnauzte die Frau so zusammen, wenn mir das passiert wäre, ich hätte gefordert, dass er unverzüglich anlegt und wäre von Bord gegangen. Schiffe sind eine Welt für sich. Der Kapitän oder die Bootsfrau hat immer Recht, und das wird gegebenenfalls auch mit Brüllen durchgesetzt. Auch ich wurde hier schon ganz „schön“ angefaucht, das ist jetzt allerdings schon fast ein Vierteljahrhundert her, aber trotzdem unvergessen.

Und nun dieses Paar. Die Frau mit dem Dialekt … war sie eine erfahrene Seglerin? Beide waren mindestens in meinem Alter. Die Ruhe und die Freundlichkeit, mit der der Mann auf die immer dringender werdenden Worte der Frau reagierte, rührten an meine Sehnsucht nach respektvollem und wertschätzendem Umgang miteinander. Ein Teil von mir wollte zurückgehen zu dem Mann, der vorsichtig den Stapel Zeugs im Auto verstaute. Gern hätte ich ihm gesagt: „Danke, dass Sie hören konnten, wie besorgt ihre Begleiterin um die Sachen war. Danke, dass Sie so freundlich und einfühlsam bleiben konnten, als sie immer lauter wurde.“ Vielleicht gibt es ja doch noch ein bisschen Hoffnung in Sachen Wertschätzung, Gehört werden und Verbindung in dieser Welt. Diese kleine Beobachtung jedenfalls hat mich wieder an meinen Traum erinnert …

So long!
Ysabelle

Penitent hat ausgedient

Hallo, Welt!

Es gibt einen wunderbaren Vortrag von Marshall Rosenberg, der mich auch nach dem hundertsten Hören immer noch berührt. Er hielt ihn aus Anlass des Jubiläums einer Kirchengemeinde und sprach über peace making ./. peace breaking und stellte sich als Experte in Sachen peace breaking vor. Im Verlauf des Vortrags beschreibt er dann, wie gewaltvolle Kindererziehung funktioniert. „You make them penitent“. Ich bringe also meinen Nachwuchs dazu, sich reuig zu zeigen, und ICH entscheide, wann das Kind (mein Gegenüber/ich selbst) genug Reue gezeigt hat, gelitten hat für das, was er oder sie angerichtet hat.

„Say, ‚I’m sorry!“

I’m sorry.

„No, that’s not enough!“

 

 

uuu huuu huu (Kind weint)
I’m sorry.

 

„Ok, I’ll forgive you“.

 

Kommt Euch das irgendwie bekannt vor? Ich habe tatsächlich unerfreuliche Erinnerungen daran, wie Entschuldigungen von meiner Mutter nicht angenommen wurden. „Das reicht nicht.“ Make them penitent. Davon hat man jahrzehntelang was.

 

Gestern Abend war GFK-Übungsgruppe in H.
Ich war spät dran, weil ich vorher unbedingt noch Mittag (!) essen wollte. Am Ende der Straße, in der ich wohne, kann man aktuell nicht rechts abbiegen, weil dort gebaut wird. Ein anderer Anlieger hatte mir berichtet, wir Anwohner dürften im Schritttempo durch diese kleine Gasse fahren und uns am Ende rechts in die Hauptverkehrsstraße schleichen. Ich kam ziemlich schwungvoll um die Ecke (ich hatte es eilig …) und hörte ein unangenehm knirschendes Geräusch.

Mir war sofort klar, dass ich irgendetwas getroffen hatte mit dem Auto. Aber erst mal wollte ich da raus aus der Straße. Im Rückspiegel konnte ich schließlich dieses Schild sehen, es wirkte recht schief auf mich.

Auf dem nächsten Parkplatz außerhalb der Stadt habe ich angehalten und bin ums Auto rumgegangen.

Schock, Schmerz. Die rechte Seite sieht furchtbar aus. Die vordere Tür war ja durch einen flüchtigen Radfahrer schon vor zwei Jahren eingedellt worden. Jetzt ziehen sich dramatische weiße Schlieren über die hintere Tür, die eine tiefe Beule hat. Die Heckschürze hat auch noch was abbekommen. Ich schätze den Gesamtschaden auf 6000 Euro und danke dem Himmel für meine Vollkasko-Versicherung.

Und jetzt geschah etwas, was sich total fremd anfühlte. I didn’t feel penintent. Normalerweise werde ich bei solchen FEHLERN von einer Welle Selbstvorwürfen überrollt. Wie konntest du nur … was das wieder kostet … unaufmerksam … schlechte Autofahrerin … DU BIST SCHULD. DU MUSST DAFÜR BÜßEN.

Diese Selbstvorwürfe kamen zusammen mit heftigen Schuldgefühlen und Angst. Gestern war das nicht der Fall. Im Vergleich zu früheren Situationen, die weniger als wunderbar waren, fühlte ich mich ruhig. Ich war traurig. Ich bin noch immer traurig. Mein schönes Auto! So eine schwere Verletzung! Tatsächlich war ich fast unmittelbar mit meinen unerfüllten Bedürfnissen in Kontakt:
Schönheit
Achtsamkeit (tatsächlich hatte ich das Schild nicht gesehen. Wie konnte das passieren?)
Sorgsamer Umgang mit meinen finanziellen Ressourcen
Respekt vor dem Eigentum anderer
Respekt vor den Mitgliedern meiner Übungsgruppe, die auf mich warteten.

Gleichzeitig gab es eine lebhafte Erinnerung, wie „penitent“ sich anfühlt: Reue, ausgelöst durch Angst, Schmerz und Druck. Und ich konnte mich „freuen“, dass es sich diesmal anders anfühlte. Es gab kein Rausreden, kein Wegducken, kein sich aus der Verantwortung stehlen. Ich habe noch gestern Abend ans Ordnungsamt geschrieben, dass ich den Pfahl touchiert habe und weiter gefahren bin (Fahrerflucht?). Heute Morgen war ich bei der Versicherung und in der Autowerkstatt. Ich übernehme die Verantwortung für mein Handeln. Ich tue mein Möglichstes, um mit diesem Schaden angemessen umzugehen. Ich kann ihn nicht ungeschehen machen. Aber ich muss mich deshalb nicht niedermachen, beschimpfen, unter Druck setzen, mich von mir abschneiden. Ich glaube, ich werde eine Kollegin um ein Coaching bitten. Zu viele Sachen laufen im Moment nicht rund, ich nehme das als Einladung, auf meinen aktuellen Tagesablauf zu schauen. Vielleicht braucht es hier eine Veränderung.

 

So long!

Ysabelle

Moderne Technik …

Hallo, Welt!

Wohin mit meiner Wut? Manchmal weiß ich es nicht.

Vor einiger Zeit hat meine Bank mit einer anderen Bank fusioniert. Es gab neue IBAN-Nummern, damit für mich also auch neues Geschäftsbriefpapier *grummel* und alle Daten mussten neu in die Banking Software eingegeben werden, die ich für meinen Mac kaufen musste. Als Folge dieser Fusion ist vor einem Monat auch die Bank-Banking-Software verändert worden, damit nun alle in der Bank mit einem einheitlichen System unterwegs sind. Das führte unter anderem zu mächtig Chaos am Geldautomaten, denn auch hier hat sich die Menüführung geändert. Mitten in dieser Umstellung gab es auch noch ein Software-Update in meiner Mac-Banking Software. Was für ein Chaos!

 

Meine Mitarbeiterin hatte Lastschrift-Einzüge und Überweisungen fertig gemacht und wie immer, wenn die Empathische Zeit vor der Fertigstellung steht, ist das Geld extrem knapp. Ihr könnt Euch vorstellen, wie wenig begeistert ich war, als ich sah, dass die Terminüberweisungen für zwei Rechnungen nicht etwa zum Termin Mitte Juni, sondern am nächsten Tag ausgeführt worden waren. Rumpelstilzchen ist ein Dreck gegen mich, wenn ich echt sauer bin.

Ich habe also meine Bankberaterin schriftlich kontaktiert und um Rückruf gebeten. Kann ja nicht angehen, dass die die Scheiß-Software ändern und ICH kann keine Terminüberweisungen mehr ausführen! Saftladen! Alle unfähig.

Oder war es womöglich das Software-Update meiner Mac-Software, das die Probleme verursachte? Wieder in Heidelberg bei der Software-Schmiede anrufen? Nach einer knappen Woche hatte ich noch immer keine Rückmeldung von der Bank. *GRUMMEL-GRUMMEL* Im Vorbeigehen habe ich mich am Schalter beschwert, warum mich auf meine Email hin niemand kontaktiert. Daraufhin erschien meine Bankberaterin, ließ sich das Problem noch mal mündlich schildern, murmelte mit einer hilflosen Geste etwas von Überlastung und versprach, der technische Support der Bank werde sich bei mir melden.

So geschah es am nächsten Tag.

Ich habe mich sehr bemüht, den freundlichem Mitarbeiter am Telefon nicht in Grund und Boden zu brüllen. Meine unerfüllten Bedürfnisse:

Vertrauen
Sicherheit
Verstehen/Klarheit
Verbindung
Unterstützung

und dieser Mensch am Telefon wollte mir ja zumindest einen Teil davon liefern.
ich schilderte also meine Beobachtung: Die Mitarbeiterin hatte verlässlich Terminmeldungen am 2x.05. eingestellt, die erst Anfang Juni abgebucht werden sollten. Das hatte ich bereits kontrolliert. Die Buchung erfolgte aber am Folgetag. Dieses sei besonders problematisch, weil wir manchmal lange Zahlungsziele angeboten bekommen (und auch brauchen und ausnutzen). Und wenn wir dann die Zahlung nicht ins System einpflegen können, weil das System entscheidet, hey, ich zahl mal morgen, dann bringt uns das in ernste finanzielle Schwierigkeiten. Denn dann kommt es vielleicht (wahrscheinlich) vor, dass Zahlungen untergehen, und das möchte ich nicht.

Während also der Bank-Mitarbeiter am Telefon an seinem Ende in den Daten wühlte, kramte ich in meiner Banking-Software im Ausgangsordner, um meine Beweise zu sammeln.
Dann sagte der Herr: Also, es geht um die Rechnung Mustermann 73,80 €, korrekt? Und Hampelmann, 182,23 Euro, stimmt’s? Im Ausgangsordner von 2x.05. fanden sich Rechnungen von Mustermann und Hampelmann, aber die Summen stimmten nicht mit denen überein, die der Mitarbeiter eben genannt hatte. Häh? Und die anderen drei Terminrechnungen, die ebenfalls am 2x.05. angelegt worden waren, waren nicht vorzeitig abgebucht worden. What the *f…* war hier los?

Jetzt scrollte ich mal weiter nach oben. Unglaublich! Anfang Mai gab es zwei Terminüberweisungen für Mustermann und Hampelmann. Beide sollten am 2x.05. ausgeführt werden. Der Zufall hatte ergeben, dass diese „alten“ Aufträge just am 2x.05. ausgeführt wurden, als wir am Vortrag zwei neue Überweisungen für diese Firmen angeschoben hatten. Die Software war also die ganze Zeit in Ordnung gewesen, und wenn ich zum Beispiel nur mal die Summen der Aufträge verglichen hätte, wäre mir aufgefallen, dass es sich um zwei komplett verschiedene Rechnungen handelte. Aber ich habe ja lieber eine Woche zunächst auf die „dumme“ Mitarbeiterin geschimpft, die keine Terminüberweisungen anlegen kann. Dann, als ich feststellte, dass die Überweisungen einwandfrei waren, musste natürlich die Bank schuld sein, ersatzweise die Software-Schmiede, bei der ich die Banking Software gekauft habe.  IRGENDJEMAND MUSS DOCH SCHULD SEIN!

Oh, Mensch!

Zwölf Jahre betreibe ich jetzt GFK. Ich habe drei Jahresgruppen, ein Fortgeschrittenen-Seminar, vier Internationale Intensivtrainings, zwei Trainings in Findhorn und diverse Assistenzen absolviert, ich bin seit fünf Jahren zertifiziert. Und noch immer kommt es vor, dass ich komplett in dieser Welt von Richtig oder Falsch verloren bin.

Wenn ich das feststelle, werde ich jedes Mal ganz traurig. Wie hartnäckig diese alten Muster sind! Wie schmerzhaft, dass ich noch immer in die alten Fallen tappe! Wie frustrierend, dass ich nicht selbst auf die Idee gekommen bin, die Summen zu vergleichen oder zu realisieren, dass nur zwei von fünf Terminüberweisungen getätigt worden waren … Hallo, wach!

Ich habe mich ziemlich überschwänglich bei dem Bankmitarbeiter bedankt, der nun noch viel weniger wusste, was nun los war. „Ich hab gar nichts gemacht!“, meinte er mehrfach. Und ich sagte, „doch, Sie haben mir eben die Zahlen der Buchung durchgegeben, als ich gerade die Terminvergabe im Auftragskorb überprüfte, und dabei konnte ich feststellen, dass es nicht die gleichen Summen waren, also nicht die gleichen Aufträge!“
Dann haben wir uns noch gemeinsam ein bisschen über den Zufall gewundert, der dazu geführt hatte, dass just diese beiden Rechnungen von Mustermann und Hampelmann Anfang Mai genau auf den Tag gelegt worden waren, in denen neue Mustermann/Hampelmann-Rechnungen generiert worden waren …

Viel Lärm um nichts. Ich bin bestürzt. Es dauert wohl noch ein bisschen, bis meine alte Programmierung komplett upgedatet ist. Anscheinend klappt das bei Banking Software besser als bei meinem Gehirn!

So long,

 

Ysabelle

 

 

 

In der Hundeschule … mal wieder …

Hallo, Welt!
Beruhigend festzustellen, dass ich immer noch dazu lerne …
Gestern Morgen bekam ich um 6:54 Uhr eine Nachricht in einem Whatsapp-Faden:

Guten morgen, heute treffen wir uns in der Hundeschule 😉
LG, Person XY

Ich schrieb um 7:32 Uhr zurück:

…..
Leitet (die Leiterin) das Training?

Um 8:17 Uhr meldete sich noch eine weitere Person, dann war Schweigen in dem Faden.
Ich ging zu um 17 Uhr zum Training in die Hundeschule, grummelnd und unzufrieden, weil ich gern vorab gewusst hätte, wer das Training leitet.

Vor Ort waren Person XY und vier bis fünf HundehalterInnen, die sonst auch bei dieser Gruppe mitwirken. Ich sagte: „Ich habe heute Morgen eine Whatsapp Nachricht bekommen und daraufhin um 7:30 Uhr gefragt, wer heute das Training leitet. Darauf habe ich keine Antwort bekommen. Person XY entgegnete: „Ich war bei der Arbeit und konnte nicht antworten.“
Ich: Nun, die Leitung der Hundeschule hätte ja zwischen halb acht und 17 Uhr mal antworten können.

Person XY: „Die arbeitet auch. Aber du musst ja nicht mit trainieren, wenn es dir nicht passt …“

Da rang ich schon mühsam um Beherrschung und kriegte nur noch ein „Darum geht es überhaupt nicht“ heraus.

Die nächsten zwei Stunden war ich damit beschäftigt, mich über die Reaktion von XY zu ärgern. Warum sie meine Frage als Ablehnung von sich selbst interpretiere … wieso ich nicht einfach eine Antwort haben kann … Ich bin doch nicht verantwortlich dafür, wie andere Leute meine Frage hören … grummel grummel, groll groll …

Als ich dann den Hund nach Hause gebracht hatte, schnappte ich mir eine Tasche und ging noch mal ins Büro. Auf dem Weg dorthin fragte ich mich freundlich, warum ich denn nun so an dieser Antwort zu kauen hatte. Ich kam also endlich weg von Person XY und ihrer Reaktion hin zu MIR und meiner Befindlichkeit.

Zunächst mal habe ich mich gewundert, dass diese „läppische Szene“ so viel Energie für mich hat. Was waren meine Bedürfnisse, als ich morgens die Nachricht abschickte? Klarheit und Wahlfreiheit. Als über Stunden keine Antwort kam, ging es auch um Respekt und Wertschätzung für mich als Kundin. Ich habe eine (berechtigte …) Frage und darf eine Antwort haben. Immerhin handelt es sich um ein Wirtschaftsunternehmen, mit dem ich einen Vertrag habe. Die Antwort „du musst ja nicht mit trainieren, wenn es dir nicht passt …“ erfüllte nicht meine Bedürfnisse nach Respekt, Wertschätzung und Gesehen werden. Statt mich also für meine Bedürfnisse einzusetzen, habe ich meinem Gegenüber die Schuld zugeschoben: Person XY „hört“ falsch, ist zu empfindlich, hat keinen Respekt.

Nachdem ich so weit gekommen war, dämmerte mir allmählich: Person XY hatte vollkommen Recht! Ich brauche kein Training mitzumachen, das mir nicht gefällt, oder das bei mir Wünsche offen lässt. Aber den Mut zu sagen, das Training bei der Leitung gefällt mir besser als bei Person XY, hatte ich nicht.

So einfach war es auch nicht …
Ich mag das Training der Leitung. Ich glaube, dass diese Person sehr viel von Hunden versteht und im Kontakt spüre ich Wohlwollen und Akzeptanz für mich und meinen Hund. Ich bin aktuell wieder mal sehr eingebunden und es fällt mir schwer, Zeit für den Hundesport freizuschaufeln.

Meine Motivation ist ungleich höher, wenn ich weiß, ich trainiere mit einer Person, die mich und meine gewaltfreie Haltung bzgl. Hundeerziehung akzeptiert und die bereit ist, mich zu unterstützen, als mit einer Person, von der ich den Eindruck habe, dass sie mit Schimpfen und Strafen (Hund einsperren) reagiert, wenn ihr Hund nicht wie gewünscht reagiert.

Jetzt hatte ich mich schon durchgerungen zum Unterricht zu kommen, wohl annehmend, dass Person XY das Training leiten würde. Es ging also jetzt nicht mehr ums Gehen. Es ging um Gehört werden und um Wahlfreiheit. Meine eigene Ängstlichkeit hindert mich also daran, Dinge anzusprechen, die ich weniger als wunderbar finde, nämlich dass ich bei der Leitung den Eindruck habe, mehr Akzeptanz zu erleben, und dass ich mir das auch von Person XY wünschen würde. Warum ich das nicht ausgesprochen habe? Es geht mir um Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Unterstützung und Schutz. Meine Haltung ist in dieser „normalen“ Hundeschule sowieso schon exotisch. Ich mag nicht noch mehr von mir zeigen.

Seufz.
Aber immer erst mal auf den anderen rumhacken.
Drei Stunden hat es gedauert, bis ich wieder bei mir angekommen bin. Immerhin BIN ich angekommen. GFK ist nichts für Weicheier, sagt Marshall. Wie recht er hat …

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit, 20.1.2018

Hallo, Welt!
Ich bin ganz schön gut.
Die Empathische Zeit kriegt ein neues Layout und seit drei Wochen quäle ich mich ohne Ende mit den Anforderungen, die das mit sich bringt. Mein Art Director ist der Ansicht, ich müsse mit Stilvorlagen und Absatzformaten arbeiten in einem Programm, in dem ich im November 2011 die letzte Schulung hatte …

Am vorigen Wochenende nun traf ein langer Artikel bei mir ein, der das Herzstück der neuen Ausgabe werden soll. Ich habe jetzt vier Tage gebraucht, um diesen Artikel zu „layouten“, denn das ist ja nicht meine Kernkompetenz. Ich bin Autorin. Und das Künstlerische fällt mir schwer. Zwischendurch hat mein innerer Kritiker mir jegliche Kompetenz abgesprochen und meine Stimmung ist eh seit Wochen im Keller, weil ich mich so schwer tue. Eine Rücksprache mit dem Autor gestern war wieder mal hoch spannend. Ich bat darum, dass die angelieferte Textbreite künftig nur 35 Anschläge beträgt. „Wie macht man das?“ Es ging um die Qualität von Bildern und die Druckfähigkeit. „Ich verstehe das nicht …“

Eben gab es einen Anlass, ein altes Bildmotiv zu bearbeiten, mit dem bisher für ein Jahresabo der Empathischen Zeit geworben wurde. Der Preis stimmte nicht mehr, und auch das Titelbild der neuesten Ausgabe war nicht mehr relevant. Keiner da, den ich fragen konnte. … Na, da habe ich es eben selbst „gestümpert“, sagt der Kritiker. In Photoshop, ein Programm, das ich nie begriffen habe, habe ich den alten Preis wegradiert. Dann habe ich das Bild in Pages geladen und einen neuen Preis eingebaut. Dann habe ich das Titelbild durch ein anderes „ersetzt“, die ganze Chose in ein PDF gewandelt, das PDF in ein Jpeg, das Jpeg beschnitten und schließlich unter neuem Namen in der Shop-Software hochgeladen.

Ok, jemand, der das KANN, hätte das wahrscheinlich nur in Photoshop in der Hälfte der Zeit gemacht. Aber ich hatte einen Plan, ich wusste mir zu helfen. Mit meinen anderen Skills konnte ich das, was ich nicht habe, „ersetzen“, oder eben überbrücken. Auch wenn ich noch immer nicht layouten kann, so bin ich doch kreativ und erfinderisch. Und dafür bin ich gerade dankbar.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 31.12.2017

Hallo, Welt!
Der letzte Tag der Jahres bietet sich an, um auf die 365 Tage zurück zu gucken. Im vorigen Jahr war es mir schwer gefallen, an diesem Tag das Gute in meinem Leben zu feiern. In diesem Jahr fand ich das leichter.

Ich bin dankbar, dass ich in 2017 mit meinem Geld ausgekommen bin und beispielsweise nicht meinen Bausparvertrag anbrechen musste. Zwar hatte ich die letzten drei Monate ziemlich viel Angst und Druck, dass es nicht reicht, und das waren durchaus unerfreuliche Gefühle. Aber letzten Endes hat es gepasst und ich freue mich darüber.

Anfang Januar hatte ich ja einer früheren Kollegin, die in Not geraten war, 1000 Euro geliehen. Bisher konnte sie mir das Geld nicht zurückzahlen. Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung auf den letzten Metern nicht bereuen musste, sondern zurecht gekommen bin. Und das, obwohl ich ja Mitte des Jahres ganz groß meinen runden Geburtstag gefeiert habe …

Ich bin dankbar für eine bessere Verbindung zu meiner Schwiegertochter und das schöne Verhältnis zu meiner Enkelin. Ich bin dankbar, dass Mediation und Supervision in meiner Firma für ein besseres Miteinander gesorgt haben.

Ich bin dankbar, dass wir vier weitere Ausgaben der Empathischen Zeit auf den Weg gebracht haben. Ich erinnere mich an einen ungläubigen Michael Dillo, der mich 2014 fragte: „Woher willst du denn die Themen nehmen?“ Und schon damals war ich sicher, dass DAS nicht das Problem sein würde.

Ich bin dankbar, dass mein Hund seine Operation gut überstanden hat und wir so viel Freude miteinander haben. Das ist glaube ich das allergrößte Plus in meinem Leben. Es ist schön, so viel Liebe schenken zu können und zu empfangen. Wenn ich auch nicht darauf stehe, dass er mir übers Gesicht schleckt …

Ich bin dankbar für die Freundschaften, die mich in all den Jahren begleitet haben. Mein Dank geht nach Bremen und Niedernhausen, nach Braunschweig, Köln, Kiel, Diemarden, Berlin und nach London. Freundschaften bereichern mein Leben und ich habe immer besser gelernt, auch meine Freunde „in Anspruch“ zu nehmen, statt zu versuchen, mit allem allein fertig zu werden. Das möchte ich weiter ausbauen, damit es auch hier Balance und Verbindung gibt.

Meine wichtigsten Vorhaben für 2018:
Ich möchte weiterhin sorgsam mit meinen finanziellen Ressourcen umgehen und mir dazu Unterstützung organisieren.
Ich möchte meinem Bauchgefühl vertrauen und mich nicht immer wieder von anderen Leuten bequatschen lassen, Dinge anders zu machen.
Ich möchte mehr Pausen machen, Urlaub machen und freie Tage einlegen. Ich merke, wie erschöpft ich aus diesem Jahr gehe und so anstrengend soll mein Leben nicht mehr sein.

Und ich wünsche mir ein weiteres wunderbares Jahr mit meinen Freundinnen und Freunden. Möge das Band, das zwischen uns besteht, verlässlich halten.

Und was wünscht Ihr Euch für das neue Jahr?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 29.12.2017

Hallo, Welt!
Man reiche mir eine Lupe. Ich finde es gerade schwierig, mich auf die Dankbarkeit zu besinnen.
Vor ein paar Jahren habe ich mal in Reinsberg ein Holzbrettchen erstanden, auf dem stand in Brandgravur: „Liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene. Dann brauche ich es am dringendsten.“ Nun habe ich dem Konzept von „verdienen“ ja abgeschworen, aber ich denke, wir GFKler können das ja auch übersetzen. Vielleicht mit „wenn mein Verhalten oder meine Handlungen am wenigsten dazu einzuladen scheinen“. Übertragen auf die aktuelle Situation bedeutet das: Ich möchte nach den Dingen suchen, für die ich dankbar bin, gerade WEIL ich aktuell so genervt und frustriert bin.
Gestern war ich auf der Trauerfeier für einen Nachbarn, der im Alter von 86 Jahren gestorben ist. Anscheinend war er ein aktiver Sangesbruder, denn auf der Empore der Friedhofskapelle stand ein Chor und sang mehrere wunderbare Lieder über Schiffe und Häfen und die Uhr, die unser Leben regelt … Mir liefen die Tränen – das passiert öfter in letzter Zeit – obwohl ich mich nicht traurig fühlte. Vielleicht gerührt, aber dieses Wort hat irgendwie einen unangenehmen Beigeschmack, als dürfe man nicht gerührt sein. „Rührselig“ scheint irgendwie auch nicht als echtes Gefühl abgespeichert zu sein. (Ich bin aber auch was knöterig im Moment …) Jedenfalls fand ich die Predigt ansprechend und die Musik und die Zeremonie erfüllte mir die Bedürfnisse nach Würde, Wertschätzung und Respekt sowohl für den Verstorbenen, als auch für seine Angehörigen.
Dankbar war ich kurz vor der Trauerfeier, als ich feststellte, dass ich noch (wieder) in meinen schwarzen Hosenanzug passe. Ich sag’s ja: Im Moment muss ich die schönen Dinge mit der Lupe suchen. Jedenfalls fühlte ich mich in dem Anzug wohl und „richtig“ angezogen.
Unter großen Schmerzen haben meine KollegInnen und ich entschieden, eine Veranstaltung abzusagen, in die wir viel Herzblut gesteckt haben. Es gab nicht genug Anmeldungen, um die Kosten auch nur annähernd zu decken. Wir haben uns echt schwergetan mit der Entscheidung. Gestern Abend habe ich die Informationsmail dazu rausgeschickt, heute Morgen gab es die ersten Reaktionen. Zu meiner Freude waren sie wohlwollend und verständnisvoll. Das tut gut. Tatsächlich hatte ich die Befürchtung, dass wir beschimpft werden oder ähnliches. Da ist ein bisschen Verständnis echt Balsam.
und dann möchte ich meinen Freund Peter feiern, der mit seiner tatkräftigen Art mein Leben bereichert. Ich bin anscheinend zu blöd, (Mann, bin ich schlecht drauf zur Zeit!), das Thermostat an der neuen Infrarotheizung richtig zu bedienen. Und schwups, schon hat Peter zugesagt, heute vorbeizukommen und sich das einmal näher anzusehen. Seufz. Was für eine Erleichterung!
So, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Hab ich schon drei mal heute Morgen, aber die Arbeit wird einfach nicht weniger.
So long!
Ysabelle

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