Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Willkommen bei Ysabelle Wolfe!

Hallo, liebe Gäste, Gucker, GfK-Freunde!

Hier wird gebloggt! Nach Möglichkeit soll hier jeden Tag eine Tagesmeditation rund um die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg oder ein Schmankerl aus dem Tagebuch von Ysabelle Wolfe erscheinen. Dazu gibt es Buchtipps, Strandgut, Lieblingsgeschichten und so manches mehr. Mein Ziel ist es, zumindest einen neuen Beitrag pro Tag einzustellen, damit sich das Vorbeischauen auch lohnt!

Zur Benutzung: Auf der Startseite, auf der Ihr hier seid, laufen alle Beiträge in chronologischer Reihenfolge ein. Die neuesten sind also oben. Rechts habt Ihr eine Menü-Auswahl für die verschiedenen Themen. Wenn Ihr eine Kategorie anklickt, zum Beispiel Tagesmeditationen, kommen nur die Beiträge aus dieser Rubrik.

Und noch was! Jeder Eurer Kommentare ist erwünscht. Einfach unter dem Beitrag „Kommentar schreiben“ anklicken. Dafür muss man sich nicht registrieren. Aus Schutz vor Spam werden die Beiträge allerdings einzeln freigegeben. Also, lasst die Tasten glühen! Wer mich anders erreichen möchte, kann das auch per Mail tun:
Ysabelle.Wolfe(dann kommt der Kringel)gewaltfrei-im-norden.de

So long!

Ysabelle

Übrigens… im Tagebuch gibt es unter

Hallo, Welt!

die Geschichte, wie dieser Blog entstand, und unter

Ich blogge, also bin ich…

die Geschichte, warum ich blogge…

und seit Juni 2010 habe ich Unterstützung durch Markus, der ebenfalls gelegentlich hier postet. Seine Gedanken findet Ihr gesammelt unter dem Thread „Westküsten-News“ und seine Texte sind in blauer Farbe.

… Ihr könnt diesen Blog übrigens auch abonnieren.
Einfach rechts unten Beiträge (RSS) anklicken und los geht’s.

Nachtrag
Seit 2010 Jahre existiert dieser Blog nun, auch wenn er seit 2014 nur noch in der Vorweihnachtszeit, meinem persönlichen Dankbarkeitsmonat, regelmäßig bestückt wird.
Von meinem Anspruch „jeden Tag ein Posting“ habe ich mich längst verabschiedet. Über Monate habe ich hier nichts geteilt, weil ich nichts Persönliches öffentlich machen wollte. Und dieser Blog ist immer persönlich gewesen. Mittlerweile merke ich, dass es wieder Themen gibt, zu denen ich gern in den Austausch gehe. Mal sehen, wann wir das 1000. Posting feiern können. 870 haben wir ja schon zusammen.

Y.

Dankbarkeit 27.12.22

Hallo, Welt!

Es hätte viel zu berichten gegeben, aber abends hatte ich dann oft keine Lust, mich noch mal den Computer zu setzen. Und hoppla – schon ist Weihnachten vorbei und damit viele Gelegenheiten, Dankbarkeit zu feiern.

Vor ein paar Tagen hatte ich ein Telefonat mit einer Kundin, deren Kontonummer sich geändert hat. Deshalb ist leider der Lastschrifteinzug geplatzt. Wir kamen ins Plaudern und sie erzählte, dass sie vor einer beruflichen Veränderung steht. Als ich von den Hintergründen hörte, was ich ziemlich betroffen. Auf mich wirkte es so, als habe es am bisherigen Arbeitsplatz eine unglückliche Verstrickung gegeben. Wir konnten die Sache ein bisschen beleuchten und die Kundin freute sich über einen Buchtipp zu ihrem Thema.

Das Gespräch war sehr schön für mich, Ich habe Augenhöhe und Verbundenheit gespürt und hatte auch den Eindruck, dass die Kundin etwas Sinnvolles aus unserem Austausch mitgenommen hat. Ein Grund zu feiern!

Am nächsten Tag rief mich eine frühere Kursteilnehmerin an um mit mir zu besprechen, ob ich in einer Selbsthilfegruppe einen Vortrag halten würde. Vorträge sind nicht gerade mein liebstes Programm. Wie kann man den Zauber der GFK kennen lernen, wenn man nur passiv konsumiert und nicht fühlt? Während wir noch überlegten, was ich vielleicht stattdessen anbieten könnte, kamen wir auch auf die berufliche Situation der Teilnehmerin zu sprechen.

Sie war völlig erschöpft und überlastet, weitere Kolleginnen hatten sich auf ihrer Arbeitsstelle krank gemeldet und sie selbst war der letzte Mohikaner, der noch die Stellung hielt. Dabei hatte sie schon vor Monaten genau vor dieser Situation gewarnt und auch die vorgesetzte Stelle informiert. Nur ihr überbordendes Pflichtgefühl brachte sie dazu, noch zur Arbeit zu kriechen. Am Ende des Gesprächs hatte sie entschieden, sich am nächsten Tag krankschreiben zu lassen. Sie hatte tatsächlich vergessen, auf ihre Gefühle zu achten, wie sie es doch eigentlich im Workshop gelernt hatte … Es war schön, an die gemeinsame Erfahrung anknüpfen zu können und sie auf dem Weg zu dieser Entscheidung für sich selbst unterstützen zu können.

Die Weihnachtsfeiertage sind schnell vergangen. Heiligabend habe ich mal Weihnachtsfrau gespielt und bin bei drei Freundinnen vorbeigefahren. Für jede hatte ich einen festlichen Blumengruß und die Freude war groß. Das war der beste Teil am Weihnachtsfest! Den Rest des Tages habe ich in der Küche gestanden und italienische Kalbshaxe vorgekocht. Die selbstgemachten Nudeln waren schon am 23.12. fertig … 

Meine Kinder haben mir ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk gemacht, das angesichts der aktuellen Energiepreise sehr willkommen ist. Sie haben mir eine Kuscheldecke mit Familienfotos bedrucken lassen. „Familie ist … wo es bellt“, steht drauf. Die Überraschung ist ihnen gelungen. Ich wusste nicht mal, dass es so was überhaupt gibt!

Bei der heutigen Hunderunde ist mir noch einmal deutlich geworden, wie dankbar und zufrieden ich in meinem Leben bin. Ich bin einigermaßen gesund. Ich habe keine großen finanziellen Sorgen. Ich durfte schon viel von der Welt sehen und habe aktuell gar keine Wünsche, etwas anderes zu sehen als meine Heimat. Der Kühlschrank ist gut gefüllt, die Heizung läuft. Es gibt so viele Gründe zum Dankbarsein!

Und bei Euch so?

So long!

Ysabelle

 

 

Dankbarkeit 17.12.22

Hallo, Welt!

Bei der heutigen Hunderunde habe ich nachgedacht, was der Blog aktuell noch mit Gewaltfreier Kommunikation zu tun hat. Als ich vor 12 Jahren mit dem Schreiben der Giraffenohren angefangen habe, ging es wirklich täglich darum, die Haltung der GFK zu verinnerlichen. Zum guten Teil ist mir das inzwischen gelungen. Gleichzeitig sehe ich natürlich auch, welche Baustellen es gibt. Selbstfürsorge, Nein sagen, sorgsamer Umgang mit meinen Ressourcen, aber auch das Akzeptieren anderer Meinungen sind immer noch eine Herausforderung. Ich habe den Eindruck, dass ich gerade bei letzterem immer empfindlicher werde. Wenn ich merke, dass jemand so ganz andere Vorstellungen hat, ziehe ich mich zurück. Sicher kann ich der anderen Person einfühlsam zuhören, gleichzeitig finde ich es mehr und mehr anstrengend, mich auf diese Gespräche einzulassen. Es ist also ein Fortschritt, dass ich mir heute nicht mehr alles anhöre, sondern spüre, was mir Freude macht und mich nährt oder was Stress und Unbehagen auslöst. Gleichzeitig dünnt es auch den Freundeskreis aus. Und ich merke, dass ich wenig Interesse habe, neue Menschen kennen zu lernen.

Draußen sind es aktuell -5 Grad. Ich bin wirklich so dankbar, dass ich die Räume, in denen ich mich aufhalte, heizen kann. Die Bilder aus Kiew oder Charkiw erschüttern mich. Und ich habe drei Wintermäntel, zwei dicke Winterjacken, sogar noch eine geerbte Pelzjacke, und dort sitzen die Menschen in der bitteren Kälte in der U-Bahn-Station oder im Keller und warten, dass der Luftalarm vorüber ist. Dann gehen sie in ihre unbeheizbaren Wohnungen, in denen es kein Strom und kein Gas gibt … Was kann ich tun, um hier zu helfen? Vielleicht muss ich doch noch mal googeln, wo aktuell Hilfstransporte abgehen und was sie mitnehmen.

Eben habe ich für über 700 Euro Rechnungen bezahlt. Wenn ich alle Außenstände zusammenrechne, bleibt das Konto im Plus. Auch dafür bin ich dankbar. Und heute bin ich dankbar für ein Schoko-Herz, das ich in der Post gefunden habe.

Ich bin auch unendlich dankbar, dass ich einen verschollenen Hausschlüssel wieder gefunden habe. Bis vor drei Monaten hatte ihn mein geschätzter DHL-Mann, doch dann wurden die Bezirke neu eingeteilt, ein mir unbekannter Kollege übernahm meine Straße und der bisherige Zusteller gab mir den Schlüssel zurück. Irgendwann dieser Tage lag er mal auf dem Küchentisch, dann auf dem Herd, und dann … äh, ja, wo ist er denn?

Ich habe alle Leute gefragt, die in der letzten Zeit im Haus waren. Freunde, Mitarbeitende, Handwerksfirmen … Ich habe sogar den neuen Zusteller in der dunklen Stadt gesucht und gefunden und gefragt, ob ich ihm den Schlüssel vielleicht schon gegeben habe. Leider nein. Das hat mich ziemlich beunruhigt.

Nach der Hunderunde habe ich noch mal den utensilo abgesucht. Das ist ein Kunststoff-Deko-Teil aus den 70er Jahren, irgendein Design, das heute teuer gehandelt wird. Darin liegt unter anderem der Fuß eines zerbrochenen Golfschlägers (wieso eigentlich?), Schlüssel, von denen keiner weiß, wozu die gehören, Abholschnipsel von der Änderungsschneiderei und der Heißmangel, Stadtpläne, Autohandschuhe, die der Hund zerbissen hat und sonstiges Gedöns. Und siehe da: In dem Fach unter dem Haken mit den Autoschlüsseln fand sich der Schlüssel. Vermutlich hatte ich in Eile den Autoschlüssel vom Haken gezogen und dabei den Hausschlüssel versehentlich eine Etage tiefer befördert. Große Erleichterung!

Zum Ende des Jahres sortiere ich ja immer meine Papierberge durch. Wieder ist so viel Zeug dabei, von dem ich nicht weiß, wo ich es abheften soll. Ich fand aber auch ein Schreiben meiner Unfallversicherung bezüglich Invalidität. Im März dieses Jahres bin ich ja gestürzt und habe mir den rechten Oberarm gebrochen. Bis heute kann ich diesen Arm nicht wieder normal bewegen. Die Krankengymnastik muss ich inzwischen aus eigener Tasche zahlen. Montag habe ich einen Termin beim Orthopäden. Der hatte schon beim letzten Besuch was von Invalidität gemurmelt. Nun werde ich darum bitten, dass meine eingeschränkte Beweglichkeit und die Schmerzen bei einzelnen Bewegungen offiziell begutachtet werden und dann sehen wir weiter. Gleichzeitig bin ich dankbar, dass ich überhaupt wieder arbeitsfähig bin. Eine Frau, die mit mir im Krankenhaus war, hat es ganz schlimm erwischt. Sir wurde am Rücken operiert und es geht ihr heute viel schlechter als vor der OP. Dagegen geht es mir doch gut …

Und bei Euch so?

So long! 

Ysabelle

 

Dankbarkeit 14.12.22

Hallo, Welt!

Wofür bin ich heute dankbar?

Ich hatte einen Termin beim Augenarzt, auf den ich drei Monate gewartet habe. Aktuell ist keine Gefahr im Verzug. Gleichzeitig empfiehlt er mir dringend, den Sehnervkopf mal wieder genauer untersuchen zu lassen. IGeL-Leistung, 70 Euro. Ich bin dankbar, dass ich das bezahlen kann. Meine Augen sind ja eine Schwachstelle, der Augeninnendruck ist erhöht. Der Doc meint, es wäre wichtig, das im Auge zu behalten. Jetzt gibt es einen neuen Termin für diese Untersuchung, und der ist schon Ende Januar. In dem Ärztehaus, in dem der Augenarzt sitzt, ist FFP-2-Maske Pflicht. Die medizinische Fachangestellte, die die Voruntersuchungen gemacht hat, trug ihre medizinische Maske unter der Nase. Ohne Worte. Ich hatte eine FFP-3-Maske auf, daher fühlte ich mich gut geschützt.

Um mich herum gibt es viele Kranke. Wir haben wieder mal Corona in der Familie – ich bin noch immer davon verschont – und meine Hausengel scheinen sich eine Grippe eingefangen zu haben. Eine ältere Freundin ist schwer gestürzt und hat sich mehrere schmerzhafte Prellungen zugezogen. Ich bin dankbar, dass es mir zurzeit so gut geht.

Seit Wochen quäle ich mich wegen des Weihnachtsgeschenks für meine Enkeltochter. Wir haben ja gerade erst zusammen Urlaub gemacht, von mir gibt es eigentlich immer irgendeine gemeinsame Aktivität. Mit ziemlichem Entsetzen habe ich gesehen, welche Preise die Hamburger Staatsoper für ein Neumeier-Ballett aufruft. Zähneknirschend hätte ich das für Dornröschen bezahlt. Hm. Glück oder Unglück? Anscheinend gibt es für die nächsten Vorstellungen gar keine Karten mehr. Nun habe ich eine Oper gebucht. Als kleinen Hinweis habe ich eben einen Gummihandschuh mit Wasser gefüllt und in den Tiefkühler gepackt. Na, weiß einer von Euch, welches Stück wir sehen werden?

Ich bin dankbar, dass ich die Fahrt heute bei schönem Wetter machen konnte. Morgen früh muss der Hund zum Friseur. Ich habe die Hoffnung, dass das Wetter offen bleibt, denn die Friseurin wohnt am Ende der Welt.

Bridge: Mit meiner Partnerin habe ich 45 Prozent erspielt, das ist Mittelfeld und ich freue mich sehr darüber!

Ich bin zufrieden, dass ich heute noch eine Runde geputzt habe.

Und ich freue mich, dass morgen ein Paket ins Saarland rausgehen kann. Eine flüchtige Internet-Bekanntschaft steht vor traurigen Tagen. Ihre Partnerschaft ist gerade zerbrochen. Sie muss aus der Wohnung raus, ist krank und hat kein Geld. Ich habe sie gefragt, was sie Weihnachten essen möchte. Und das habe ich heute eingekauft und eingepackt. Es waren ganz bescheidene Wünsche – Zutaten für einen selbstgemachten Nudelsalat und Würstchen sowie die Zutaten für Tortellini in Sahnesauce. Wie schön, so ganz praktisch etwas zum Fest beitragen zu können.

Und bei Euch so?

So long!

Ysabelle

 

 

 

Dankbarkeit 12.12.22

Hallo, Welt!

In den letzten Tagen habe ich viele kleine Dankbarkeitsmomente erlebt, die sich wie Perlen an einer Schnur aufgereiht haben.

Am Samstag habe ich einen Kunsthandwerker-Weihnachtsmarkt besucht. Im Vorfeld war ich sehr angespannt, weil es aktuell mit meiner Begleitung nicht gerade harmonisch läuft. Eine Freundin hatte mir sogar geraten, die Verabredung abzusagen. Doch wider Erwarten verlief das Treffen in ruhiger und geradezu wohlwollender Atmosphäre. Eine Teilnehmerin hat mir sogar einen Schlüsselring gekauft und verehrt. Mit einem pinkfarbenen ledernen Herzen dran … Ich nehme es als gutes Zeichen.

Am Sonntagmorgen versuchte mich ein guter Freund zu erreichen, als ich gerade mit Fontane zur Tür raus wollte. Ich habe eine spätere Zeit zum Telefonieren angeboten, aber das passte dem Freund nicht. Zum Glück hatten meine Alarmglocken geläutet und ich habe dann noch mal von unterwegs seine Nummer gewählt, und das war auch gut so. Er war sehr niedergeschlagen und einsam. Da war es schön, doch noch miteinander zu reden und die Dinge, die gerade sein Herz beschwerten, von einer anderen Seite zu beleuchten. Heute schrieb er mir eine Nachricht:

Ich wünsche dir einen schönen Tag. Heute geht es mir wieder besser. Danke für deine Hilfe.
Ich: So schwarze Tage können einen ganz schön ins Schleudern bringen
Er: Ja, das war gestern sehr schlimm für mich. Und deine Hilfe grandios.

 

Heute bin ich recht angestrengt unterwegs gewesen. Der Küchentisch ist wieder mal übersät mit Papieren, nur das, was ich suche, finde ich nicht. Der Zoll möchte irgendein Papier, und ich weiß nicht mal, wie das aussieht …  Dann habe ich mich beeilt, um pünktlich zum Bridgeabend zu kommen. Das hat leider nicht geklappt. Ich kriegte partout die Autoscheiben nicht frei! „Safety first“. Ich kam zehn Minuten zu spät. Diesmal haben wir sicher nicht im vorderen Drittel mitgespielt, aber ich war trotzdem sehr zufrieden. Und zum Abschied hat mir unsere Gastgeberin noch ein riesiges Tablett mit Kuchen eingepackt. Das steht jetzt draußen auf dem Balkon. Es fällt mir echt schwer, nicht mit der Gabel drüberherzufallen …Ich bin dankbar, dass ich heizen kann und dass mein Wasser in der Küche (noch) nicht eingefroren ist. Heute Abend habe ich eine seltsame Konstruktion aus einem Schlachterhaken und einem Schneidebrett gebastelt, die die Tür vom Spülenunterschrank offen halten soll. Denn dort verlaufen die Rohre, die leider gelegentlich einfrieren, wenn es draußen wirklich sehr kalt wird. Mal sehen, ob ich es mit dieser Türsperre verhindern kann.

Und bei Euch so?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 9.12.22

Hallo, Welt!

Nach einem Telefonat heute Abend hatte ich eine trübe Stimmung. Ich saß in der Küche und daddelte auf dem Tablet, wissend, dass der Blog noch „auf mich wartet“, aber ich dachte, heute finde ich gar nichts, wofür ich dankbar bin.

Um 22 Uhr habe ich mich schließlich aufgerafft und bin mit dem Hund vor die Tür. Es ist schweinekalt, diesig und ungemütlich. Während ich Fontane also von Baum zu Baum zog – oder er mich – ging ich im Geiste noch mal den Tag durch und entdeckte voller Erstaunen viele kleine Episoden, über die ich dankbar bin.

Im Verlauf der morgendlichen Hunderunde habe ich einer Mitarbeiterin zum Geburtstag gratuliert und ein Blümchen vorbeigebracht. Uih, es stellte sich heraus, dass der Geburtstag gestern war und „nur“ die Feier heute. Ich habe trotzdem einen Kaffee bekommen und wir haben ein nettes Schwätzchen gehalten.

Auf dem Wochenmarkt hat mir eine Verkäuferin die weltbesten Bundmöhren für meinen Möhreneintopf zum gleichen Preis wie die losen Möhren mitgegeben. Irgendwas war mit den Bunden nicht perfekt. Ich habe mich sehr drüber gefreut und vor lauter Begeisterung gleich ein paar von den Weihnachtskeksen gegessen, die sie am Stand ausgelegt hatten.

Dann hatte ich gegen Abend ein schwieriges Telefonat, das ich aber trotzdem gut hören konnte. Mein Eindruck war, es gab einen Wunsch nach Verbindung und Gemeinschaft, und das hat unerfreuliche Inhalte erträglich gemacht. 

Und schließlich habe ich mich mit einer Freundin hier auf dem Weihnachtsmarkt getroffen. Jawoll, dieses Wochenende ist bei uns auf dem Dorf Weihnachtsmarkt. Es gibt ein Karussell, fünf Punsch- und Glühweinbuden, drei Bratwurststände und einen Wagen mit gebrannten Mandeln sowie ein paar Stände mit Schmuck, selbstgenähten Kissen und Holzarbeiten. Wir haben fast zwei Stunden gequatscht und Apfelpunsch getrunken und hatten einen wirklich schönen Austausch.

Kurz vor zehn erreichte mich ein Videogruß von einem Trainerkollegen. In dem Clip tanzt ein älterer Mann nach einem Musikstück aus Dirty Dancing, und sofort fingen meine Füße an zu zucken. Wie wunderbar! Das Tanzen fehlt mir wirklich!

Ich glaube, ich war vorhin unzufrieden, weil ich mich nicht an meinen Essensplan gehalten habe. Kekse vor dem Frühstück, Bratwurst am Abend … Hau rein … Aber eben habe ich mal alles, was ich heute noch so gegessen habe, in meine Liste eingetragen und siehe da: Theoretisch habe ich noch 600 Kalorien übrig, weil ich heute 12 km zu Fuß unterwegs war. Darauf eine Weihnachtsmandel!

 

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 7.12.22

Hallo, Welt!

Es schneit! Gerade war ich zur letzten Runde mit dem Hund draußen und das Auto hat schon ein weißes Mäntelchen angezogen. Die Straßen sind nass, aber noch nicht glatt. Und ich bin meinem Hauselfen super dankbar, dass er mir zwei Säcke mit Streugut besorgt hat. Was für eine Erleichterung, gut gerüstet zu sein!

Ich bin auch meiner Physiotherapeutin dankbar, die heute wieder neue Aua-Stellen bearbeitet hat. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es mir ginge, wenn ich nicht diese Unterstützung von ihr hätte. Kommende Woche habe ich einen Kontrolltermin beim Orthopäden. Mal sehen,. ob ich ihm zur Abwechslung noch mal sechs Behandlungen aus dem Kreuz leiern kann. Seit August zahle ich ja schon wieder alles selbst …

Vorhin habe ich mehr oder weniger unbeabsichtigt im Banking Programm auf „aktualisieren“ geklickt. Es machte klingeling und mit Erstaunen stellte ich fest, dass mir die Rentenkasse 300 Euro Energiezuschlag überwiesen hat. Dabei haben die Stadtwerke diesen Monat schon nur die Hälfte abgebucht, ich dachte, das wäre schon der Zuschlag! Jedenfalls freue ich mich sehr über diesen Geldregen. Sonst gehen immer nur die großen Summen raus, jetzt kommt endlich mal was rein!

Heute Abend hatte ich ein fachliches Telefonat mit meiner lieben Freundin aus der IT-Branche. Gemeinsam haben wir 90 Minuten versucht, auf einem vorgefertigten Formular das Beste rauszuholen. Wir waren nur mäßig erfolgreich, werden uns aber (erneut) beim Anbieter beschweren. Aber das Schöne war, dass uns die gemeinsame Arbeit an diesem Software-Problem wieder näher gebracht hat. Jahrelang hatten wir kaum Kontakt, und jetzt gibt es immer mal wieder einen guten Grund, zum Hörer zu greifen. Das genieße ich sehr!

Und bei Euch so?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 6.12.22

Hallo, Welt!

Heute ist Nikolaustag. Bei einer Bekannten standen die Kinderschuhe gestern Abend vor der Tür. Ein unbekannter „Scherzbold“ hat sie mit brennenden Wunderkerzen garniert, es kam zu einem Feuer. Die Haustür im Eimer, die Schuhe verbrannt, die Stimmung im Keller. Und gleichzeitig waren alle unendlich dankbar, diesen Vorfall überstanden zu haben, ohne dass ein Mensch zu Schaden gekommen ist.

Bei uns zu Hause gab es nie viel Geld, mein Großvater war einfacher Büroangestellter, meine Mutter während meiner Kindheit lange krank. Aber wenn schlimme Dinge passierten, sagte mein Opa stets: „Um Geld musst du dir nie Sorgen machen!“ Total verrückt, denn wir hatten ja keins! Aber er war der Ansicht: Geld kann man immer irgendwie beschaffen … Und dieses Vertrauen hat ihm geholfen, auch in schwierigen Situationen Geld zu organisieren. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat …

Ich wünsche den Bekannten, die es auch finanziell gerade schwer haben, dass dieses Feuer ihnen nicht noch mehr finanzielle Lasten auferlegt. Ich hoffe, die Versicherung zahlt!

Wofür bin ich heute dankbar? Bei unserer ausgedehnten Nachmittagsrunde hatten wir einen romantischen Sonnenuntergang. ich wünschte, Ich könnte nur halb so gut fotografieren wie meine Freundin Cynthia. Es gab nämlich noch mehr Fotos, die aber leider nicht die wunderschöne Stimmung einfangen konnten, die am Hafen war. Spaziergang zu den letzten Sonnenstrahlen – was für ein Geschenk nach dem Schietwetter der vergangenen Tage!

Ich bin sehr erleichtert, dass ich in dieser Woche keine dringenden Termine habe. So kann ich einfach mal stumpf vor mich hin starren und so tun, als gäbe es nichts zu tun. Das ist natürlich Blödsinn, mein Küchentisch ist voll mit Papierkram, der dringend sortiert und weggeheftet werden sollte. Aber ich bin gerade gut im Ignorieren, und das ist ganz erholsam.

Eine Mitarbeiterin brachte mir heute ein leckeres Nikolausi vorbei. Ich bin dankbar, dass ich bisher erst drei Weihnachtsmandeln (= 100 Kalorien) genascht habe und nicht gleich die ganze Packung.

Ich habe außerdem auf dem Markt die ersten Vorbestellungen für die Weihnachtstage abgegeben. Allmählich lichtet sich das Chaos in meinem Kopf. Ist das nicht großartig?

Und wie sieht es bei Euch aus?

So long!

Ysabelle

 

 

 

Dankbarkeit 5.12.22

Hallo, Welt!

Wofür bin ich heute dankbar?

Ich hatte am späten Vormittag zum Kaffee ein schönes Gespräch. Es tat mir gut, für meine Ansicht Verständnis zu finden.

Hier hat es heute fast den ganzen Tag geregnet. Ich bin tatsächlich dankbar für all die regenfesten Sachen, die der Hund und ich anziehen können. Na ja, der Hund selbst ist dafür nicht so dankbar. Dabei finde ich, dass er in seinem neuen gelben Regenmantel echt klasse aussieht.

Er reagiert zunehmend genervt und hat heute sogar geknurrt, als ich ihm den Ostfriesennerz wieder ausziehen wollte …

Heute Abend ist das Bridgespielen ausgefallen. Das hat mich nicht begeistert, und gleichzeitig habe ich mich gefreut. Ein paar Jahre habe ich ja so gut wie gar nicht gespielt. Erst als es mir 2019 ganz schlecht ging und ich sehr erschöpft war, ermahnte mich eine Freundin, ich müsse mehr für mich tun. Immer nur arbeiten bis zum Umfallen, zehn Tage Urlaub machen und davon eine Woche im Bett liegen – das sei nicht sinnvoll. Seitdem gehe ich wieder regelmäßig, aber durch Corona fiel der Clubabend monatelang aus und durch den Tod mehrerer Spielerinnen fehlen uns oft Leute, um zumindest an drei Tischen zu spielen. Voriges Mal bin ich mit meiner Partnerin zweite geworden, das Mal davor waren wir sogar erste. Das freut mich besonders, weil wir so lange die rote Laterne getragen haben … Also: Ich bin dankbar, dass ich eine Freizeitbeschäftigung habe, die mir so viel Freude macht, und die ich auch in fortgeschrittenem Alter ausüben kann.

Ich freue mich außerdem, dass auf der Fensterbank im Schlafzimmer die Orchideen gedeihen. Eine allerletzte vom Blumenfenster meiner Mutter ist noch am Leben. Eine andere bekam ich 2011 zum Geburtstag und sie treibt gerade neu aus. Dabei habe ich gar keinen grünen Daumen!

Das war ein guter Tag! Wie lief es bei Euch?

So long!

Ysabelle

 

 

Dankbarkeit 4.12.2022

Hallo, Welt!

Dieser Tage meinte ein Kollege, er könne das GFK-Ritual „Feiern und Bedauern“ (im Original: Celebrating and Mourning) nicht gut ertragen. Er erlebe es als eine Art ansteckendes Gejammer.

Es macht mich ein bisschen traurig, diese Einschätzung zu hören.  Gleichzeitig kann ich nachvollziehen, worum es dem Kollegen geht: Sitz nicht in der Ecke und jaule, sondern tu etwas, um die Welt zu verändern, die dir so nicht gefällt …

Ich habe schon öfter Gruppen erlebt, bei denen das Jammern ansteckend war. Dabei denke ich, das war nicht die Absicht, die Marshall mit der Einführung dieses Rituals verbunden hat. Hier ein Beispiel:

Als mein Sohn ungefähr zehn Jahre alt war, hatte er aus Gründen eine Operation und musste anschließend Tabletten einnehmen, was ihm sehr schwer fiel. Alle Geduld, gute Zureden, Pulverisieren und in Wasser auflösen – nichts funktionierte. Wir standen im Badezimmer des Krankenzimmers, er nahm einen Schluck von der Mischung und würgte es mir entgegen. Ich holte aus und knallte ihm eine – schaffte es gerade noch,  die Wucht rauszunehmen. Aber es blieb ein Schlag ins Gesicht. Unverzeihlich. Für mich. Er selbst sagt, er kann sich nicht erinnern. 

Eine Kinderhand mit vielen Tabletten

Zahlreiche Male habe ich mit diesem Beispiel inzwischen gearbeitet. Immer wieder hatte ich mit Urteilen zu tun. Die „Widerborstigkeit“ des Kindes, meine eigene „Unfähigkeit“, „mangelnde Impulskontrolle“, „schlechte Mutter“ … die Liste könnte ich noch lange fortsetzen.

Im Trauerprozess lernen wir, uns selber anzunehmen, mit all unseren Reaktionen, auch denen, die weniger als wunderbar sind. Wir erkennen unsere unerfüllten Bedürfnisse. In Bezug auf meinen Sohn hätte ich mir Verstehen, Verbindung und Kooperation gewünscht. In Bezug auf mich selbst Einfühlung (in das Kind und in meine eigene Not), Gelassenheit, Vertrauen (wenn er es nicht schlucken KANN, wird es andere Möglichkeiten geben), Verständnis, Beitragen, Respekt, Wertschätzung …

Es ist schmerzhaft, all diese unerfüllten Bedürfnisse wahrzunehmen und die Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit von damals noch einmal zu spüren. Dazu gehört auch, sich bewusst zu machen, welche Bedürfnisse wir uns in dem betreffenden Moment mit der (heute unerwünschten) Reaktion erfüllen wollten. Solange ich mich in der Welt von Richtig und Falsch bewege, ist immer einer von uns beiden oder gegebenenfalls auch das „unfähige medizinische Personal“ SCHULD an der Misere. Mein Eindruck ist, dass diese Art zu denken den Konflikt lebendig hält. Ich kann die Situation verdrängen, aber wenn die Erinnerung hervorlugt, bin ich sofort wieder bei „ja, aber das Kind ….“ oder „ich hätte …. machen müssen“. Abgespeichert wird das Ereignis zusammen mit Schuld und Scham, und die melden sich immer wieder neu, wenn die Erinnerung aufpoppt. 

Wenn ich mich hingegen mit den unerfüllten Bedürfnissen auf allen Seiten verbinde, verändert sich die Gefühlslage. ich „fühle“ mich nicht mehr schuldig. Ich fühle mich hilflos, ich bin traurig. Ich bin einsam. Ich bin verzweifelt und ratlos. Ich übernehme die Verantwortung für mich, für mein Handeln und meine Gefühle. Ich kann meinen Sohn um Entschuldigung bitten, ich kann überlegen, wie ich in einer ähnlichen Situation „besser“ reagieren könnte.

Fatalerweise erlebe ich ähnliche Situationen mit meiner Enkeltochter, wenn sie ein angebotenes Lebensmittel nicht runterbringt. Dann kann ich heute ohne Scham im Mitgefühl bleiben, meine eigenen aufgewühlten Gefühle mit mir ausmachen und freundlich und klar reagieren.

Auch das ist ein Geschenk der GFK. Mein Trauern macht den Weg frei aus dem Dschungel von Schuld und Scham. Es ist nichts falsch mit mir. Ich habe in einer bestimmten Situation leider nicht so reagiert, wie ich es mir wünsche. Wie kann ich das beim nächsten Mal besser machen?

Für diesen Lernprozess bin ich zutiefst dankbar.

So long!

Ysabelle

 

Dankbarkeit 2.12.2022

Hallo, Welt!

Weihnachten rückt wieder ein Stück näher. Ich habe noch keine Idee, was ich meiner Enkeltochter schenken könnte. Ein Besuch bei der Dreigroschenoper? Mit 11 Jahren? Familienvorstellung in der Staatsoper? Ein Konzert in der Elbphilharmonie? Vor Corona sind wir immer zusammen ins Weihnachtsmärchen gegangen. Voriges Jahr haben wir „Hänsel und Gretel“ in der Staatsoper gesehen, das fand sie gut. Ich werde übers Wochenende noch mal ein paar Spielpläne näher in Augenschein nehmen.

Heute habe ich etwas ziemlich Verrücktes gemacht. Ich war allein in einer Konzertveranstaltung hier in der Stadt. Der lokale Männerchor hat den Abend gemeinsam (abwechselnd) mit einer Bluesband bestritten. Ich saß als einzige mit Maske im Saal. Ringsherum wurde gehustet, aber ich fühlte mich gut geschützt. Ich bin mir selbst dankbar, dass ich mich heute traue, mich zu schützen, und nicht mehr das machen muss, was alle um mich herum machen.

Ich bin dankbar, dass ich dem Impuls widerstanden habe, mir eine apricot-farbene Daunenjacke zu kaufen. Auch mit 40 Prozent Discount hätte sie noch immer 72 € gekostet und ich habe genug warme Jacken im Haus. Zugegeben, diese war besonders schön. Aber eben eine weitere. Und ich konnte sie gehen lassen. Das fühlt sich gut an.

Heute kann ich viel besser als früher meine Kauflust zügeln. Ich gehe zum Beispiel noch mal aus dem Laden und drehe eine Runde. Ich gucke bei anderen Anbietern im Internet, ob es das Produkt günstiger gibt. Und immer öfter kaufe ich auch einfach nichts. Das finde ich tatsächlich beglückend, weil ich denke, dass ich ohnehin im Überfluss lebe. Für andere Entscheidungen lasse ich mir reichlich Zeit. Auch das fühlt sich gut an. Es ist ja keine Gefahr im Verzug …

Heute hatte ich reichlich zu essen. Zum Frühstück gab es zum Müsli einen halben Granatapfel. Und heute Abend habe ich eine Riesenportion Senfeier verdrückt. Es war lecker UND! total preiswert. Auch das freut mich. Auf dem Wochenmarkt habe ich drei schöne Kohlrabi für 2 € bekommen, das gibt auch wieder ein leckeres Essen. Ich entwickle mich zur Schnäppchenjägerin, und das macht Spaß!

Ich hatte heute Unterstützung in geschäftlicher Hinsicht und ein anderer lieber Freund hat für uns Karten fürs Neujahrkonzert in H-U ergattert. Auch darauf freue ich mich schon. Und ich hatte einen netten Plausch mit dem Briefträger, der sich auf einen Kaffee bei mir aufgewärmt hat. Ich bin 13 km zu Fuß gegangen. Kurzum: Ich bin dankbar für diesen erfüllenden Tag.

So long!

Ysabelle

 

 

Dankbarkeit 1.12.2022

Hallo, Welt!

Heute ist der erste Dezember, traditionell beginnt damit ein Monat, in dem ich mich mit meiner Dankbarkeit verbinden möchte.

Gerade eben war ich mit dem Hund draußen. Es ist ziemlich kalt. Meine Gedanken gingen in die Ukraine, zu den Menschen in Cherson oder Kiew. Dort ist es jetzt mit Sicherheit schon viel kälter als hier bei uns in Schleswig-Holstein. Ich versuche Gas zu sparen und umsichtiger zu heizen. Obwohl in meinem Arbeitszimmer 21,6 Grad sind, habe ich eiskalte Beine. Ich arbeite im Fleecepulli und Jacke oben drüber. Alles Jammern wird peinlich, wenn ich an die Menschen im Kriegsgebiet denke, denen Strom- und Gasleitungen weggebombt wurden. Die das Trinkwasser in Kanistern heranschaffen müssen, die vor dem Haus auf dem offenen Feuer kochen …

Dieser Tage las ist eine Nachricht von einer Frau, die gefragt wurde, was sie Weihnachten essen würde. „Gar nichts“, hatte sie geantwortet. „Ich bin armutsbetroffen“. Ich habe sie gefragt, was sie am liebsten essen würde, wenn sie die freie Auswahl hätte: Heiligabend Nudelsalat und Würstchen, am ersten Feiertag Tortellini in Sahnesauce … Ich habe dann gleich einen Einkaufszettel geschrieben und werde wohl kommende Woche ein paar mehr Sachen in meinen Einkaufswagen legen, um ihr zu Weihnachten ein Paket mit Lebensmitteln zu schicken. Ich stöhne zwar über die gestiegenen Preise, aber im großen und ganzen geht es mir doch gut! Ich habe ein Dach über dem Kopf. Die Heizung funktioniert. Der Kühlschrank ist voll. Vor ein paar Monaten habe ich im Schuhschrank für Ordnung gesorgt, da fanden sich wirklich 37 Paar Schuhe! Braucht eine einzelne Frau fünf Paar Stiefel? Ich habe drei Wintermäntel und eine dicke Jacke für die Hunderunde. Im Alltag verliere ich schnell aus den Augen, wie gesegnet ich bin … Ich habe wirklich alles, was ich brauche. Und dafür bin ich heute dankbar.

 

So long!

Ysabelle

Ich. esse. meine. Suppe. nicht.

Hallo, Welt!
Ich habe Urlaub mit meiner Enkeltochter gemacht. Wer hier schon lange liest, weiß, dass es sich dabei um ein kleines Wunder handelt. Die Tage waren ok – irgendwie kann ich grad mit dem Wort „schön“ nicht um – und wir haben uns praktisch nicht gestritten. Und trotzdem will sich keine Freude und keine Erholung einstellen.

Meine Enkelin wird demnächst sieben Jahre alt. Wir haben viel unternommen, viel gesehen, zusammen gemalt, waren gestern zusammen schwimmen. Es gab viele gute Stunden. Und gleichzeitig habe ich heftig mit meinen Gefühlen zu kämpfen. Und das hängt mit ihren Essgewohnheiten zusammen.
Sie isst:
Weißbrot mit Nutella
Salzbrezel mit Nutella
Bunte Nudeln mit Hela-Ketchup (eine bestimmte Sorte)
Kartoffelpüree, frisch gestampft
Fruchtzwerge
Pfannkuchen mit Zimt und Zucker
Chicken Nuggets
Fischstäbchen
gelegentlich Quarkbällchen, jedenfalls, wenn viel Zucker drum herum ist.
Schokoladeneis (mit Schokosauce und ohne. Ggf. mit bunten Streußeln)

Kein Gemüse. Null.
Kein Obst. Null.
Kein Käse. Keine Wurst. Kein „normales“ Brot. Keinen „normalen“ Kuchen. Keinen Jogurt. Keine Pizza. Keine Milch. Keine Limonade. Keinen Saft außer einem speziellen Kindersaft.

Meine Freundinnen, die wir in diesem Urlaub besucht haben, haben das mit Engelsgeduld hingenommen, doch meine Stimmung wurde mit jeder Mahlzeit aggressiver. Als sie sich bei Ursula in Bremen neben dem Kartoffelpüree drei Fischstäbchen auffüllen ließ, sie zerteilte und dann nur noch auf dem Teller hin- und her schob. Als sie bei meiner Freundin Christine insgesamt drei Teller mit Nudeln „einsaute“, während wir alle noch aßen aufstand und spielen ging, mir angebissene Quarkbällchen rumliegen ließ und ich auch mit Aufbietung aller empathischen Reserven nicht rauskriegen konnte, wieso sie die nun nicht essen wollte. Zusammengereimt habe ich mir dann, dass diese Partie gerade nicht so schön in Zucker gewälzt war wie sonst. Und dann schmeckten sie ihr nicht.

Ich merke, dass ich in Sachen Essen mit supervielen „sollte“-Botschaften zu kämpfen habe. Kinder sollten „alles“ probieren. Sie sollten „ordentlich“ am Tisch sitzen und sich zum Beispiel beim Essen nicht an den Schuhen/Füßen pulen. Sie sollten das Vorlegebesteck benutzen und nicht mit dem eigenen, bereits benutzten Löffel in der Schüssel rumrühren, in der das Essen serviert wird. Sie sollten Bitte und Danke sagen … Die Liste ließe sich fortsetzen.

Ich versuche schon seit ein paar Tagen, mir auf die Schliche zu kommen. Was ist es, dass mich in dieser Situation so in Not bringt? Zum einen glaube ich, dass das Kind durch die einseitige, stark zuckerhaltige Ernährung gefährdet ist. Keine Nährstoffe, keine Vitamine. Ich habe dazu kürzlich eine Doku auf Arte gesehen, das kann neben so Albernheiten wie Beri-Beri, Skorbut oder Rachitis sogar zur Erblindung führen. Mir ist also ihre Gesundheit wichtig. Auch dass ich dann immer wieder Sachen wegschmeiße, die sie nicht gegessen hat, regt mich auf. Dabei habe ich da wirklich eine Doppelmoral, denn hier zu Hause bin ich mit meinen Lebensmittelvorräten nicht so achtsam wie ich es gern wäre. Unmittelbar vor dem Urlaub habe ich ziemlich viel weggeworfen, was beim besten Willen nicht NOCH eine Woche haltbar gewesen wäre. Seit ich allein wohne, koche ich nur selten für mich „RICHTIG“, meist mache ich mir nur „was zu essen“. Also ich bin selbst nicht das beste Vorbild in Sachen gesunde Ernährung.

Gefühle: Wut, Ohnmacht, Hilflosigkeit, Frustration, Ärger, Verzweiflung, durcheinander, genervt, ratlos.

Unerfüllte Bedürfnisse sind neben Gesundheit auch „die Fülle des Lebens feiern“ – es gibt so wunderbare Lebensmittel, Früchte, Gemüse, Backwaren … und nichts davon isst sie … Mir geht es um Respekt und Wertschätzung für die Menschen, die für sie das Essen zubereiten. Feiern, Ritual, das gemeinsame „am Tisch sitzen und zusammen essen“. Gemeinschaft, Verbindung, Verstehen … ich möchte sie auch darin unterstützen, Sachen zu finden, die ihr vielleicht schmecken könnten … aber wie soll das gehen, wenn mein Gegenüber immer nur sagt, „das mag ich nicht“, ohne es probiert zu haben? Oder „das ist mir zu sauer“ … Verbindung …

Aber anscheinend ist noch irgendwas im Spiel, was ich partout nicht gegriffen kriege. Für Eure Anregungen wäre ich dankbar.

So long!
Ysabelle

In freier Wildbahn

Hallo, Welt!

Es herbstelt. Da ich ja in einer Hafenstadt lebe, ist jetzt die Zeit, in der die Boote wieder nach Hause kommen und nach und nach aus dem Wasser geholt werden.
Ich ärgere mich dann öfter, wenn die Bootsbesitzer ihre Autos auf dem Bürgersteig parken, um nur keinen Schritt zu viel mit den Proviantkisten, dem Segelzeug und den Sitzkissen zu machen, die über Winter nicht an Bord bleiben sollen.

Heute beobachtete ich, wie ein Mann Sachen von (s)einem Schiff zum Auto trug. Es türmte sich in seinen Armen. Bei seinem nächsten Gang konnte er wieder kaum über den Stapel hinwegschauen. Dann kam eine Frau an Deck. Mit einem deutlichen Dialekt, den ich für Schweizerisch hielt, sprach sie den Mann an. Es ging anscheinend um Kleidung, die er auf dem Arm trug. „Das sind gute Sachen!“ Mehrmals und eindringlich betonte sie mit zunehmender Lautstärke, dass es sich um gute Sachen handelte. Schließlich hörte ich ihn sagen: „Ich lege das vorsichtig als oberstes, ok? Gut, dass Du mir das sagst!“

Ich war so überrascht, ich wäre fast über Fontanes Hundeleine gestolpert! Was habe ich in diesem Hafen nicht schon alles gehört! Im vorigen Frühjahr beoachtete ich ein Paar beim Ablegen ihres Segelbootes. Anscheinend sollte es in den Urlaub gehen. Der Mann schnauzte die Frau so zusammen, wenn mir das passiert wäre, ich hätte gefordert, dass er unverzüglich anlegt und wäre von Bord gegangen. Schiffe sind eine Welt für sich. Der Kapitän oder die Bootsfrau hat immer Recht, und das wird gegebenenfalls auch mit Brüllen durchgesetzt. Auch ich wurde hier schon ganz „schön“ angefaucht, das ist jetzt allerdings schon fast ein Vierteljahrhundert her, aber trotzdem unvergessen.

Und nun dieses Paar. Die Frau mit dem Dialekt … war sie eine erfahrene Seglerin? Beide waren mindestens in meinem Alter. Die Ruhe und die Freundlichkeit, mit der der Mann auf die immer dringender werdenden Worte der Frau reagierte, rührten an meine Sehnsucht nach respektvollem und wertschätzendem Umgang miteinander. Ein Teil von mir wollte zurückgehen zu dem Mann, der vorsichtig den Stapel Zeugs im Auto verstaute. Gern hätte ich ihm gesagt: „Danke, dass Sie hören konnten, wie besorgt ihre Begleiterin um die Sachen war. Danke, dass Sie so freundlich und einfühlsam bleiben konnten, als sie immer lauter wurde.“ Vielleicht gibt es ja doch noch ein bisschen Hoffnung in Sachen Wertschätzung, Gehört werden und Verbindung in dieser Welt. Diese kleine Beobachtung jedenfalls hat mich wieder an meinen Traum erinnert …

So long!
Ysabelle

Penitent hat ausgedient

Hallo, Welt!

Es gibt einen wunderbaren Vortrag von Marshall Rosenberg, der mich auch nach dem hundertsten Hören immer noch berührt. Er hielt ihn aus Anlass des Jubiläums einer Kirchengemeinde und sprach über peace making ./. peace breaking und stellte sich als Experte in Sachen peace breaking vor. Im Verlauf des Vortrags beschreibt er dann, wie gewaltvolle Kindererziehung funktioniert. „You make them penitent“. Ich bringe also meinen Nachwuchs dazu, sich reuig zu zeigen, und ICH entscheide, wann das Kind (mein Gegenüber/ich selbst) genug Reue gezeigt hat, gelitten hat für das, was er oder sie angerichtet hat.

„Say, ‚I’m sorry!“

I’m sorry.

„No, that’s not enough!“

 

 

uuu huuu huu (Kind weint)
I’m sorry.

 

„Ok, I’ll forgive you“.

 

Kommt Euch das irgendwie bekannt vor? Ich habe tatsächlich unerfreuliche Erinnerungen daran, wie Entschuldigungen von meiner Mutter nicht angenommen wurden. „Das reicht nicht.“ Make them penitent. Davon hat man jahrzehntelang was.

 

Gestern Abend war GFK-Übungsgruppe in H.
Ich war spät dran, weil ich vorher unbedingt noch Mittag (!) essen wollte. Am Ende der Straße, in der ich wohne, kann man aktuell nicht rechts abbiegen, weil dort gebaut wird. Ein anderer Anlieger hatte mir berichtet, wir Anwohner dürften im Schritttempo durch diese kleine Gasse fahren und uns am Ende rechts in die Hauptverkehrsstraße schleichen. Ich kam ziemlich schwungvoll um die Ecke (ich hatte es eilig …) und hörte ein unangenehm knirschendes Geräusch.

Mir war sofort klar, dass ich irgendetwas getroffen hatte mit dem Auto. Aber erst mal wollte ich da raus aus der Straße. Im Rückspiegel konnte ich schließlich dieses Schild sehen, es wirkte recht schief auf mich.

Auf dem nächsten Parkplatz außerhalb der Stadt habe ich angehalten und bin ums Auto rumgegangen.

Schock, Schmerz. Die rechte Seite sieht furchtbar aus. Die vordere Tür war ja durch einen flüchtigen Radfahrer schon vor zwei Jahren eingedellt worden. Jetzt ziehen sich dramatische weiße Schlieren über die hintere Tür, die eine tiefe Beule hat. Die Heckschürze hat auch noch was abbekommen. Ich schätze den Gesamtschaden auf 6000 Euro und danke dem Himmel für meine Vollkasko-Versicherung.

Und jetzt geschah etwas, was sich total fremd anfühlte. I didn’t feel penintent. Normalerweise werde ich bei solchen FEHLERN von einer Welle Selbstvorwürfen überrollt. Wie konntest du nur … was das wieder kostet … unaufmerksam … schlechte Autofahrerin … DU BIST SCHULD. DU MUSST DAFÜR BÜßEN.

Diese Selbstvorwürfe kamen zusammen mit heftigen Schuldgefühlen und Angst. Gestern war das nicht der Fall. Im Vergleich zu früheren Situationen, die weniger als wunderbar waren, fühlte ich mich ruhig. Ich war traurig. Ich bin noch immer traurig. Mein schönes Auto! So eine schwere Verletzung! Tatsächlich war ich fast unmittelbar mit meinen unerfüllten Bedürfnissen in Kontakt:
Schönheit
Achtsamkeit (tatsächlich hatte ich das Schild nicht gesehen. Wie konnte das passieren?)
Sorgsamer Umgang mit meinen finanziellen Ressourcen
Respekt vor dem Eigentum anderer
Respekt vor den Mitgliedern meiner Übungsgruppe, die auf mich warteten.

Gleichzeitig gab es eine lebhafte Erinnerung, wie „penitent“ sich anfühlt: Reue, ausgelöst durch Angst, Schmerz und Druck. Und ich konnte mich „freuen“, dass es sich diesmal anders anfühlte. Es gab kein Rausreden, kein Wegducken, kein sich aus der Verantwortung stehlen. Ich habe noch gestern Abend ans Ordnungsamt geschrieben, dass ich den Pfahl touchiert habe und weiter gefahren bin (Fahrerflucht?). Heute Morgen war ich bei der Versicherung und in der Autowerkstatt. Ich übernehme die Verantwortung für mein Handeln. Ich tue mein Möglichstes, um mit diesem Schaden angemessen umzugehen. Ich kann ihn nicht ungeschehen machen. Aber ich muss mich deshalb nicht niedermachen, beschimpfen, unter Druck setzen, mich von mir abschneiden. Ich glaube, ich werde eine Kollegin um ein Coaching bitten. Zu viele Sachen laufen im Moment nicht rund, ich nehme das als Einladung, auf meinen aktuellen Tagesablauf zu schauen. Vielleicht braucht es hier eine Veränderung.

 

So long!

Ysabelle

Moderne Technik …

Hallo, Welt!

Wohin mit meiner Wut? Manchmal weiß ich es nicht.

Vor einiger Zeit hat meine Bank mit einer anderen Bank fusioniert. Es gab neue IBAN-Nummern, damit für mich also auch neues Geschäftsbriefpapier *grummel* und alle Daten mussten neu in die Banking Software eingegeben werden, die ich für meinen Mac kaufen musste. Als Folge dieser Fusion ist vor einem Monat auch die Bank-Banking-Software verändert worden, damit nun alle in der Bank mit einem einheitlichen System unterwegs sind. Das führte unter anderem zu mächtig Chaos am Geldautomaten, denn auch hier hat sich die Menüführung geändert. Mitten in dieser Umstellung gab es auch noch ein Software-Update in meiner Mac-Banking Software. Was für ein Chaos!

 

Meine Mitarbeiterin hatte Lastschrift-Einzüge und Überweisungen fertig gemacht und wie immer, wenn die Empathische Zeit vor der Fertigstellung steht, ist das Geld extrem knapp. Ihr könnt Euch vorstellen, wie wenig begeistert ich war, als ich sah, dass die Terminüberweisungen für zwei Rechnungen nicht etwa zum Termin Mitte Juni, sondern am nächsten Tag ausgeführt worden waren. Rumpelstilzchen ist ein Dreck gegen mich, wenn ich echt sauer bin.

Ich habe also meine Bankberaterin schriftlich kontaktiert und um Rückruf gebeten. Kann ja nicht angehen, dass die die Scheiß-Software ändern und ICH kann keine Terminüberweisungen mehr ausführen! Saftladen! Alle unfähig.

Oder war es womöglich das Software-Update meiner Mac-Software, das die Probleme verursachte? Wieder in Heidelberg bei der Software-Schmiede anrufen? Nach einer knappen Woche hatte ich noch immer keine Rückmeldung von der Bank. *GRUMMEL-GRUMMEL* Im Vorbeigehen habe ich mich am Schalter beschwert, warum mich auf meine Email hin niemand kontaktiert. Daraufhin erschien meine Bankberaterin, ließ sich das Problem noch mal mündlich schildern, murmelte mit einer hilflosen Geste etwas von Überlastung und versprach, der technische Support der Bank werde sich bei mir melden.

So geschah es am nächsten Tag.

Ich habe mich sehr bemüht, den freundlichem Mitarbeiter am Telefon nicht in Grund und Boden zu brüllen. Meine unerfüllten Bedürfnisse:

Vertrauen
Sicherheit
Verstehen/Klarheit
Verbindung
Unterstützung

und dieser Mensch am Telefon wollte mir ja zumindest einen Teil davon liefern.
ich schilderte also meine Beobachtung: Die Mitarbeiterin hatte verlässlich Terminmeldungen am 2x.05. eingestellt, die erst Anfang Juni abgebucht werden sollten. Das hatte ich bereits kontrolliert. Die Buchung erfolgte aber am Folgetag. Dieses sei besonders problematisch, weil wir manchmal lange Zahlungsziele angeboten bekommen (und auch brauchen und ausnutzen). Und wenn wir dann die Zahlung nicht ins System einpflegen können, weil das System entscheidet, hey, ich zahl mal morgen, dann bringt uns das in ernste finanzielle Schwierigkeiten. Denn dann kommt es vielleicht (wahrscheinlich) vor, dass Zahlungen untergehen, und das möchte ich nicht.

Während also der Bank-Mitarbeiter am Telefon an seinem Ende in den Daten wühlte, kramte ich in meiner Banking-Software im Ausgangsordner, um meine Beweise zu sammeln.
Dann sagte der Herr: Also, es geht um die Rechnung Mustermann 73,80 €, korrekt? Und Hampelmann, 182,23 Euro, stimmt’s? Im Ausgangsordner von 2x.05. fanden sich Rechnungen von Mustermann und Hampelmann, aber die Summen stimmten nicht mit denen überein, die der Mitarbeiter eben genannt hatte. Häh? Und die anderen drei Terminrechnungen, die ebenfalls am 2x.05. angelegt worden waren, waren nicht vorzeitig abgebucht worden. What the *f…* war hier los?

Jetzt scrollte ich mal weiter nach oben. Unglaublich! Anfang Mai gab es zwei Terminüberweisungen für Mustermann und Hampelmann. Beide sollten am 2x.05. ausgeführt werden. Der Zufall hatte ergeben, dass diese „alten“ Aufträge just am 2x.05. ausgeführt wurden, als wir am Vortrag zwei neue Überweisungen für diese Firmen angeschoben hatten. Die Software war also die ganze Zeit in Ordnung gewesen, und wenn ich zum Beispiel nur mal die Summen der Aufträge verglichen hätte, wäre mir aufgefallen, dass es sich um zwei komplett verschiedene Rechnungen handelte. Aber ich habe ja lieber eine Woche zunächst auf die „dumme“ Mitarbeiterin geschimpft, die keine Terminüberweisungen anlegen kann. Dann, als ich feststellte, dass die Überweisungen einwandfrei waren, musste natürlich die Bank schuld sein, ersatzweise die Software-Schmiede, bei der ich die Banking Software gekauft habe.  IRGENDJEMAND MUSS DOCH SCHULD SEIN!

Oh, Mensch!

Zwölf Jahre betreibe ich jetzt GFK. Ich habe drei Jahresgruppen, ein Fortgeschrittenen-Seminar, vier Internationale Intensivtrainings, zwei Trainings in Findhorn und diverse Assistenzen absolviert, ich bin seit fünf Jahren zertifiziert. Und noch immer kommt es vor, dass ich komplett in dieser Welt von Richtig oder Falsch verloren bin.

Wenn ich das feststelle, werde ich jedes Mal ganz traurig. Wie hartnäckig diese alten Muster sind! Wie schmerzhaft, dass ich noch immer in die alten Fallen tappe! Wie frustrierend, dass ich nicht selbst auf die Idee gekommen bin, die Summen zu vergleichen oder zu realisieren, dass nur zwei von fünf Terminüberweisungen getätigt worden waren … Hallo, wach!

Ich habe mich ziemlich überschwänglich bei dem Bankmitarbeiter bedankt, der nun noch viel weniger wusste, was nun los war. „Ich hab gar nichts gemacht!“, meinte er mehrfach. Und ich sagte, „doch, Sie haben mir eben die Zahlen der Buchung durchgegeben, als ich gerade die Terminvergabe im Auftragskorb überprüfte, und dabei konnte ich feststellen, dass es nicht die gleichen Summen waren, also nicht die gleichen Aufträge!“
Dann haben wir uns noch gemeinsam ein bisschen über den Zufall gewundert, der dazu geführt hatte, dass just diese beiden Rechnungen von Mustermann und Hampelmann Anfang Mai genau auf den Tag gelegt worden waren, in denen neue Mustermann/Hampelmann-Rechnungen generiert worden waren …

Viel Lärm um nichts. Ich bin bestürzt. Es dauert wohl noch ein bisschen, bis meine alte Programmierung komplett upgedatet ist. Anscheinend klappt das bei Banking Software besser als bei meinem Gehirn!

So long,

 

Ysabelle

 

 

 

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