Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit 17.12.22

Hallo, Welt!

Bei der heutigen Hunderunde habe ich nachgedacht, was der Blog aktuell noch mit Gewaltfreier Kommunikation zu tun hat. Als ich vor 12 Jahren mit dem Schreiben der Giraffenohren angefangen habe, ging es wirklich täglich darum, die Haltung der GFK zu verinnerlichen. Zum guten Teil ist mir das inzwischen gelungen. Gleichzeitig sehe ich natürlich auch, welche Baustellen es gibt. Selbstfürsorge, Nein sagen, sorgsamer Umgang mit meinen Ressourcen, aber auch das Akzeptieren anderer Meinungen sind immer noch eine Herausforderung. Ich habe den Eindruck, dass ich gerade bei letzterem immer empfindlicher werde. Wenn ich merke, dass jemand so ganz andere Vorstellungen hat, ziehe ich mich zurück. Sicher kann ich der anderen Person einfühlsam zuhören, gleichzeitig finde ich es mehr und mehr anstrengend, mich auf diese Gespräche einzulassen. Es ist also ein Fortschritt, dass ich mir heute nicht mehr alles anhöre, sondern spüre, was mir Freude macht und mich nährt oder was Stress und Unbehagen auslöst. Gleichzeitig dünnt es auch den Freundeskreis aus. Und ich merke, dass ich wenig Interesse habe, neue Menschen kennen zu lernen.

Draußen sind es aktuell -5 Grad. Ich bin wirklich so dankbar, dass ich die Räume, in denen ich mich aufhalte, heizen kann. Die Bilder aus Kiew oder Charkiw erschüttern mich. Und ich habe drei Wintermäntel, zwei dicke Winterjacken, sogar noch eine geerbte Pelzjacke, und dort sitzen die Menschen in der bitteren Kälte in der U-Bahn-Station oder im Keller und warten, dass der Luftalarm vorüber ist. Dann gehen sie in ihre unbeheizbaren Wohnungen, in denen es kein Strom und kein Gas gibt … Was kann ich tun, um hier zu helfen? Vielleicht muss ich doch noch mal googeln, wo aktuell Hilfstransporte abgehen und was sie mitnehmen.

Eben habe ich für über 700 Euro Rechnungen bezahlt. Wenn ich alle Außenstände zusammenrechne, bleibt das Konto im Plus. Auch dafür bin ich dankbar. Und heute bin ich dankbar für ein Schoko-Herz, das ich in der Post gefunden habe.

Ich bin auch unendlich dankbar, dass ich einen verschollenen Hausschlüssel wieder gefunden habe. Bis vor drei Monaten hatte ihn mein geschätzter DHL-Mann, doch dann wurden die Bezirke neu eingeteilt, ein mir unbekannter Kollege übernahm meine Straße und der bisherige Zusteller gab mir den Schlüssel zurück. Irgendwann dieser Tage lag er mal auf dem Küchentisch, dann auf dem Herd, und dann … äh, ja, wo ist er denn?

Ich habe alle Leute gefragt, die in der letzten Zeit im Haus waren. Freunde, Mitarbeitende, Handwerksfirmen … Ich habe sogar den neuen Zusteller in der dunklen Stadt gesucht und gefunden und gefragt, ob ich ihm den Schlüssel vielleicht schon gegeben habe. Leider nein. Das hat mich ziemlich beunruhigt.

Nach der Hunderunde habe ich noch mal den utensilo abgesucht. Das ist ein Kunststoff-Deko-Teil aus den 70er Jahren, irgendein Design, das heute teuer gehandelt wird. Darin liegt unter anderem der Fuß eines zerbrochenen Golfschlägers (wieso eigentlich?), Schlüssel, von denen keiner weiß, wozu die gehören, Abholschnipsel von der Änderungsschneiderei und der Heißmangel, Stadtpläne, Autohandschuhe, die der Hund zerbissen hat und sonstiges Gedöns. Und siehe da: In dem Fach unter dem Haken mit den Autoschlüsseln fand sich der Schlüssel. Vermutlich hatte ich in Eile den Autoschlüssel vom Haken gezogen und dabei den Hausschlüssel versehentlich eine Etage tiefer befördert. Große Erleichterung!

Zum Ende des Jahres sortiere ich ja immer meine Papierberge durch. Wieder ist so viel Zeug dabei, von dem ich nicht weiß, wo ich es abheften soll. Ich fand aber auch ein Schreiben meiner Unfallversicherung bezüglich Invalidität. Im März dieses Jahres bin ich ja gestürzt und habe mir den rechten Oberarm gebrochen. Bis heute kann ich diesen Arm nicht wieder normal bewegen. Die Krankengymnastik muss ich inzwischen aus eigener Tasche zahlen. Montag habe ich einen Termin beim Orthopäden. Der hatte schon beim letzten Besuch was von Invalidität gemurmelt. Nun werde ich darum bitten, dass meine eingeschränkte Beweglichkeit und die Schmerzen bei einzelnen Bewegungen offiziell begutachtet werden und dann sehen wir weiter. Gleichzeitig bin ich dankbar, dass ich überhaupt wieder arbeitsfähig bin. Eine Frau, die mit mir im Krankenhaus war, hat es ganz schlimm erwischt. Sir wurde am Rücken operiert und es geht ihr heute viel schlechter als vor der OP. Dagegen geht es mir doch gut …

Und bei Euch so?

So long! 

Ysabelle

 

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