Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit 29.12.2017

Hallo, Welt!
Man reiche mir eine Lupe. Ich finde es gerade schwierig, mich auf die Dankbarkeit zu besinnen.
Vor ein paar Jahren habe ich mal in Reinsberg ein Holzbrettchen erstanden, auf dem stand in Brandgravur: „Liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene. Dann brauche ich es am dringendsten.“ Nun habe ich dem Konzept von „verdienen“ ja abgeschworen, aber ich denke, wir GFKler können das ja auch übersetzen. Vielleicht mit „wenn mein Verhalten oder meine Handlungen am wenigsten dazu einzuladen scheinen“. Übertragen auf die aktuelle Situation bedeutet das: Ich möchte nach den Dingen suchen, für die ich dankbar bin, gerade WEIL ich aktuell so genervt und frustriert bin.
Gestern war ich auf der Trauerfeier für einen Nachbarn, der im Alter von 86 Jahren gestorben ist. Anscheinend war er ein aktiver Sangesbruder, denn auf der Empore der Friedhofskapelle stand ein Chor und sang mehrere wunderbare Lieder über Schiffe und Häfen und die Uhr, die unser Leben regelt … Mir liefen die Tränen – das passiert öfter in letzter Zeit – obwohl ich mich nicht traurig fühlte. Vielleicht gerührt, aber dieses Wort hat irgendwie einen unangenehmen Beigeschmack, als dürfe man nicht gerührt sein. „Rührselig“ scheint irgendwie auch nicht als echtes Gefühl abgespeichert zu sein. (Ich bin aber auch was knöterig im Moment …) Jedenfalls fand ich die Predigt ansprechend und die Musik und die Zeremonie erfüllte mir die Bedürfnisse nach Würde, Wertschätzung und Respekt sowohl für den Verstorbenen, als auch für seine Angehörigen.
Dankbar war ich kurz vor der Trauerfeier, als ich feststellte, dass ich noch (wieder) in meinen schwarzen Hosenanzug passe. Ich sag’s ja: Im Moment muss ich die schönen Dinge mit der Lupe suchen. Jedenfalls fühlte ich mich in dem Anzug wohl und „richtig“ angezogen.
Unter großen Schmerzen haben meine KollegInnen und ich entschieden, eine Veranstaltung abzusagen, in die wir viel Herzblut gesteckt haben. Es gab nicht genug Anmeldungen, um die Kosten auch nur annähernd zu decken. Wir haben uns echt schwergetan mit der Entscheidung. Gestern Abend habe ich die Informationsmail dazu rausgeschickt, heute Morgen gab es die ersten Reaktionen. Zu meiner Freude waren sie wohlwollend und verständnisvoll. Das tut gut. Tatsächlich hatte ich die Befürchtung, dass wir beschimpft werden oder ähnliches. Da ist ein bisschen Verständnis echt Balsam.
und dann möchte ich meinen Freund Peter feiern, der mit seiner tatkräftigen Art mein Leben bereichert. Ich bin anscheinend zu blöd, (Mann, bin ich schlecht drauf zur Zeit!), das Thermostat an der neuen Infrarotheizung richtig zu bedienen. Und schwups, schon hat Peter zugesagt, heute vorbeizukommen und sich das einmal näher anzusehen. Seufz. Was für eine Erleichterung!
So, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Hab ich schon drei mal heute Morgen, aber die Arbeit wird einfach nicht weniger.
So long!
Ysabelle

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