Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Der Steinmetz – Wo will ich hin in meinem Leben…

Ein Steinmetz saß am Fuße eines mächtigen Berges und bearbeitete in der Hitze der Mittagssonne einen Felsen. Es war sehr anstrengend und er schaute nach oben und sprach:

„Lieber Gott, was bin ich für ein armer Mann, könnte ich doch die Sonne sein, die auf alles scheint, dann ginge es mir immer gut.“

Er hatte diesen Wunsch gerade ausgesprochen, da wurde er die Sonne. Nun stand er hoch oben am Himmel und schien auf alles herab und freute sich. Plötzlich kamen Wolken auf und versperrten ihm die Sicht auf die Erde.

„Lieber Gott,“ sagte er “ was nutzt es mir die Sonne zu sein, wenn die Wolken mächtiger sind – könnte ich doch die Wolken sein!“

Es dauerte nicht lange und er war die Wolken und zog gemächlich über die Erde. Ein Sturm kam auf und trieb die Wolken auseinander.

„Lieber Gott, wenn der Sturm mächtiger ist, so möchte ich lieber der Wind sein, der über die Erde weht.“

Er wurde der Wind und wehte über die Erde, freute sich an seiner Kraft.

Plötzlich wurde er von einem hohen Berg aufgehalten, der Wind brach sich an dem mächtigen Berg.

„Lieber Gott, so stark möchte ich sein, dass ich sogar den Wind aufhalten kann und so mächtig.“

Er wurde zu dem hohen Berg und stand majestätisch da.

Auf einmal merkte er, wie unten an seinem Fuße jemand saß und hämmerte…

Die Sonnenseite des Lebens

Sind Sie in einer schwierigen Lebenssituation?
Vielleicht hilft Ihnen dieser Gedanke weiter…
Zumindest verschiebt es die Perspektive

Ein kluger Kopf hat folgende Überlegung angestellt:
Wenn man die ganze Menschheit auf ein Dorf mit 100 Einwohnern reduzieren würde und dabei die prozentualen Verhältnisse nachfolgender Merkmale, wie sie unter allen Menschen vorkommen, erhalten würde, dann würde sich das Dorf in etwa so zusammensetzen:

57 wären Asiaten
21 wären Europäer
14 wären Amerikaner
52 wären Frauen
48 wären Männer
30 wären Weiße
70 wären Nichtweiße
30 wären Christen
70 wären Nichtchristen
70 wären Analphabeten
50 wären unterernährt
1 hätte einen akademischen Abschluss
1 hätte einen PC
80 hätten unzureichende Wohnverhältnisse
6 würden etwa 60% des gesamten Weltreichtums besitzen
1 würde sterben
2 würden geboren werden

Wenn Sie also genug zu essen haben,
über auch noch so bescheidene finanzielle Mittel verfügen,
eine geheizte Wohnung haben,
Kleidung zum Anziehen haben,
gesund sind und
lesen können,

dann stehen Sie wahrlich auf der Sonnenseite des Lebens.

Komm heil zurück!

Liebe Freundin,

heute gehst Du auf eine Reise ans Ende der Welt…
Ich bin in Gedanken bei Dir, ein bisschen wehmütig, denn da wollte ich auch schon immer mal hin, aber auch total stolz, dass Du es wirklich machst!

Take very good care, my dear friend, and come home soon!

So long…

Ysabelle

Wenn die Wölfe heulen

„Respekt und Achtung verlieren sich am schnellsten in der Wut.”
Julian Scharnau (*1983), deutscher Aphoristiker, Quelle: „Das Patent, gegen die Dummheit der Menschheit.“

Ich werde abgezockt. Die wollen mich über den Tisch ziehen! Der glaubt, er hätte einen Dummen gefunden. Die wollen mich verarschen… Wem sind solche Gedanken nichr vertraut?! Das Produkt, für das wir beim Einkauf mehr bezahlt haben als uns lieb ist, die hohe Rechnung eines Handwerkers, ein Mangel an Information und schon sind sie aktiv, die Wölfe in unserem Inneren. Sie heulen ohrenbetäubend, aber wir haben eine Chance, sie mit dem Herzen zu hören.

Welche Gefühle sind in uns lebendig, wenn wir uns „abgezockt“ fühlen? Wahrscheinlich sind es Ohnmacht, Wut und Frustration. Wie geht es uns tief in unserem Inneren, wenn wir denken, wir würden „verarscht“? Ist es nicht so, dass wir Angst haben, und das unsere Bedürfnisse nach Fairness, Klarheit, Ausgleich oder Kongruenz im Mangel sind?

Das jahrelange Leben im Wolfsrudel hat dazu geführt, dass wir so schnell vom Bauch zum Kopf kommen, dass wir gar nicht merken, welche Gefühle wirklich in uns lebendig sind. Wir spüren nur, dass es mächtige, intensive Gefühle sind. Wie bitter, wenn sie uns zum Handeln verführen ohne dass wir wissen, welche Berdürfnisse unerfüllt sind!

An dieser Stelle ist es hilfreich, unseren Wölfen sehr genau zuzuhören. Sie verraten uns, was wir brauchen. Ihr Geheul wird einfach ins Giraffisch übersetzt. Und mit einer gehörigen Portion Einfühlung werden wir in die Lage versetzt, uns um unsere unerfüllten Bedürfnisse zu kümmern, ohne einen echten Rücksturz in die Welt aus Richtig oder Falsch zu erleben. Unsere Wölfe weisen uns den Weg – wenn wir bereit sind, ihnen zunächst einmal zuzuhören.

Heute will ich genau zuhören, was meine Wölfe mir über meine Bedürfnisse verraten. Wenn ich allein keinen Ausweg aus der Wolfswelt finde, suche ich Kontakt zu einer Giraffe und tanke Empathie.

Unsneaky Bragging II

Hallo, Welt!

Heute habe ich einen Konflikt moderiert und es scheint, dass alle Beteiligten zumindest heute Abend zufrieden sind. Es hat zwei Stunden gedauert und wider Erwarten hat es mich nicht so erschöpft wie befürchtet. Ich bin hoch zufrieden, dass ich mich zum einen für diese Rolle angeboten habe, und dass zum zweiten alles so gut funktioniert hat, obwohl ich beim Start keine Idee hatte, was dabei rauskommen könnte. Eine Zuschauerin hat mir anschließend gesagt, sie sei im sozialen Bereich tätig und schon häufiger Zeuge solcher Moderationen gewesen, aber so gut habe sie es noch nicht erlebt.

Am allerbesten hat mir selbst gefallen, dass ich nicht meinte, den Konflikt lösen zu müssen. Ich konnte einfach nur übersetzen oder Sachen nachfragen und das hat gereicht.

Wunderbar!

So long!

Ysabelle

Von Klobürsten und Milchläden

Hallo, Welt!

Meine Kollegin Mackenzie bringt mich ins Schleudern. Wenn ich hier unbeschwert schreiben will, sollte ich ihre Tagesmeditationen zur Zeit nicht lesen. Gestern schrieb sie doch tatsächlich zu einem Thema, das mich seit Jahren beschäftigt. Einkaufen. Oder anders formuliert: Wie komme ich an das, was ich brauche? Was kann, muss ich tun, um meine Bedürfnisse zu erfüllen?

Ich habe im Freundeskreis oft im Scherz gesagt, ich würde immer wieder ins Gemüsegeschäft gehen, um eine Klobürste zu kaufen. Und meine liebe Freundin Tabasco schrieb mir dazu:

Nur so gibt es den täglichen garantierten Frust.
Ich frage überhaupt nur im Gemüsegeschäft nach Klobürsten.
Du kannst mir auch die Augen verbinden und mich losschicken, um eine Klobürste zu kaufen. Ich werde das Gemüsegeschäft auch mit geschlossenen Augen erkennen. Es hat eine magische Anziehungskraft. Jeder andere Laden ist abstoßend oder langweilig. Und wenn ich irgendwo reinkomme, wo Klobürsten angeboten werden, renne ich sofort wieder raus, misstrauisch, skeptisch, ängstlich …
Entrüstet: Da will mir einer eine Klobürste verkaufen und das ist überhaupt kein Gemüsehändler!

Ja, wir haben beide schon ein besonderes Talent, in einem Laden nach Dingen zu suchen, der das gefragte Produkt gar nicht führt.

Mary Mackenzie nun schrieb in ihrer Tagesmeditation Nr. 99 von einer Frau, die im Eisenwarengeschäft Milch kaufen wollte. Offensichtlich muss es sich um eine verschollene Schwester von Tabasco und mir handeln, denn das beschriebene Verhalten ist uns nur zu gut bekannt.

Die Geschichte hat natürlich auch eine Moral. Sie zeigt nämlich zweierlei. Zum einen ist mal ganz klar, dass es Geschäfte für Milch, für Klobürsten, für Gemüse und für Eisenwaren gibt. Wir haben also alle Chancen, das gewünschte Produkt zu kaufen. Zum zweiten geht es darum zu lernen, nicht immer an einer Tür zu klingeln, wo bildlich gesprochen keiner zu Hause ist. Sondern eben an die Tür zu gehen, wo auch aufgemacht wird.

Mein Partner ist ein begnadeter Handwerker und phänomenaler Grillmeister, aber er schläft im Theater immer ein? Warum soll ich ihn quälen, mit mir ins Theater zu gehen? Warum mache ich das nicht mit einer Freundin, die genau so viel Freude wie ich am Ring der Nibelungen hat? Ich selber finde Eiskunstlauf wunderschön, Fußball aber sterbenslangweilig. Muss ich deshalb mit ins Stadion, wenn der HSV gegen Bremen spielt? Wo holt mein Partner seine Milch? Wo kaufe ich meine Klobürste? Alle meine Bedürfnisse können erfüllt werden, wenn ich mich für ihre Erfüllung einsetze. Das setzt voraus, dass ich eben dort an der Tür klingele, wo meine Wünsche erfüllt werden können. DAS ist meine Verantwortung.

Heute will ich ein Auge darauf haben, ob ich an der geeigneten Adresse meine Bedürfnisse befriedigen will. Wenn mir auffällt, dass ich an der unpassenden Adresse bin, werde ich mich fragen, wo meine Bedürfnisse erfüllt werden können und mich dafür einsetzen.

Dir zuliebe

Frach Mich Net (wie’s Mir Geht)
Ich hab mir 25 Mark geborgt,
Oropax und Chris de Burgh besorgt.
Alles wegen Dir!

Hab mich wirklich Tag und Nacht gequält
sogar einmal SPD gewählt.
Alles wegen Dir!

Ich hab geglaubt, wir gehn durch alle Höhen und Tiefen,
jetzt bist Du mit dem Windsurflehrer auf den Malediven.

O o o o o frach misch net wies mir geht

Damit die Ente vor der Disco strahlt,
hab ich sie rosa angemalt.
Alles wegen Dir!

Und weil die Selbsterfahrungsgruppe tagt,
hab ichs Bodybuilding abgesagt.
Alles wegen Dir!

Ich hab gedacht, du stehst so mehr auf innere Werte,
und jetzt auf einmal fährst Du ab auf männliche Härte

O o o o o …

Seit einem Jahr trag ich das Haar
so wie das Haar von Woytyla.
Alles wegen Dir!

Und ess sogar in Sonderfällen
eine Pizza mit Sardellen.
Alles wegen Dir!

Du hast gesagt, du akzeptierst nur Weise und Ästheten,
jetzt läßt Du Dich verschaukeln von dem Analphabeten.

Rodgau Monotones, von dem Album „Volle Lotte“
(hier ein Youtube-Ausschnitt von Rodgau Monotones, ab 1:45 geht der Song los )

Eines unserer stärksten Bedürfnisse ist nach Ansicht von Marshall Rosenberg das Bedürfnis beizutragen, das Leben unseres Gegenübers zu bereichern. Da es viele von uns nicht gelernt haben, dabei auch auf Authentizität, Autonomie, Ehrlichkeit, Echtheit und vielleicht auch Ausgleich zu achten, kann uns dieses Bedürfnis in Teufels Küche bringen, wenn wir nämlich nicht mit all unseren Gefühlen und Bedürfnissen verbunden sind.

Schwierig wird es immer dann, wenn wir bei einem „dir zuliebe“ uns selbst aus den Augen verlieren. Vielleicht erfülle ich mir mein Bedürfnis nach Beitragen. Aber wenn ich immer dir zuliebe den Müll runterbringe, wächst in mir vielleicht irgendwann der Frust, weil ich eben auch den Wunsch nach Ausgleich und Unterstützung habe. Fahre ich Dir zuliebe im Urlaub immer an die See, kann dadurch eine ungute Geschiebelage entstehen. Zum einen trage ich meinen eigenen Bedürfnissen vielleicht nicht Rechnung. Ein Jahr lang mag das gehen. Aber zehn Jahre lang meine Sehnsucht nach den Bergen zu verleugnen wird unter Garantie Spuren hinterlassen. Beide werden dafür bitter bezahlen: Der Geber und der Empfänger. Und die Beziehung wird durch dieses nur vermeintlich liebevolle Verhalten nicht bereichert, sondern geschwächt.

Besonders schwierig wird es, wenn wir aus dem „dir zuliebe“ eine unausgesprochene Verpflichtung ableiten. Weil ich seit Jahren deine Hemden bügele, bist du mir zu sexueller Treue verpflichtet. Weil ich jedes zweite Wochenende in der Bahn sitze, um dich zu besuchen, bist du verpflichtet, deinen Job zu wechseln und in meine Gegend zu ziehen.Dann sind wir nicht mehr bei Beitragen und freudig geben, dann haben eine eine Payback-Karte, auf die wir einzahlen und wo wir hoffen, irgendwann werde sich das Konto ausgleichen. Da wir aber gleichzeitig gar nicht offen mit unseren Einzahlungen umgehen, also gar nicht verraten, dass wir eine Gegenleistung wünschen, und wie diese aussehen könnte, wird ein „dir zuliebe“ dann ganz oft zum Boomerang, der uns selbst am Kopf trifft und ausknockt.

Heute will ich mich vor allen „dir zuliebe“ hüten, die eine eingebaute Rückzahlungsforderung enthalten. Alles was ich bereit bin für andere zu tun, tue ich aus der Freude des Gebens, nicht etwas aus Schuld- oder Verpflichtungsimpulsen.

Gefühle fühlen

Hallo, Welt!

Irgendwie habe ich mir die Sehne im linken Ellenbogen beschädigt und nun fühlt es sich oft so an, als läge ein fremder Arm neben mir im Bett. Ich habe deshalb ein paar Termine bei meiner Masseurin gebucht und sie hat mich kräftig gewalkt, was zu einigem Miau meinerseits führte. Nach einem ihrer Griffe fragte sie, „wie fühlt sich das an?“ und ich antwortete: „Ganz dumm im Kopf“. Sie war begeistert. „Ich liebe es, dich zu behandeln. Du weißt immer, was du fühlst. Und das ist bei vielen anderen Patienten nicht der Fall.“

Ich weiß natürlich keineswegs immer, was ich fühle. Ganz im Gegenteil. Meist habe ich keine Ahnung, was ich gerade fühle. Und das hat gute Tradition in unserem Wertesystem, in dem die Verstandesleistungen doch so hoch angesehen sind und Gefühle mit Begriffen wie „Weichei“ und „Heulsuse“ diffamiert werden.
Die vergangenen zehn Jahre haben immerhin dafür gesorgt, dass ich wenigstens ÖFTER mal merke, was ich fühle. Zunächst habe ich geübt, wenigstens meine Basisgefühle kennen zu lernen: Freude, Liebe, Wut, Trauer, Angst, Schmerz und Scham. Im Grunde lassen sich alle Begriffe aus unseren GfK-Gefühlsworte-Listen unter diese sieben Begriffe einsortieren oder darauf runterbrechen. Die Basisgefühle haben den Vorteil, dass sie keinen Raum für Interpretationsgefühle lassen. Wenn ich glaube, hintergangen worden zu sein, fühle ich Schmerz und Trauer. Das Basisgefühl zu „manipuliert“ könnte Wut oder Angst oder Schmerz sein. Als ich in meiner ersten GfK-Jahresgruppe von Scham sprach, war eine andere Teilnehmerin vollkommen perplex: Scham sei doch kein Gefühl…?! Oh doch! Scham und Schuld sind Geschwister aus der herrschenden Klasse in einem System von Richtig oder Falsch. (ist das jetzt reif für den Hohlspiegel?)
Also: Der Umgang mit der Gewaltfreien Kommunikation erschließt mir einen leichteren Kontakt zu meinen Gefühlen. Ich werde aufmerksamer mir selbst gegenüber, und ich bin bereit, meinen Gefühlen Aufmerksamkeit zu schenken.
Meine neueste Aufgabe:
Lerne zu fühlen ohne zu urteilen!

Habt Ihr Erfahrungen dazu?

So long!

Ysabelle

Über Selbstverpflichtung

Ich beginne meine Gedanken zum heutigen Tag mit einem untypischen Zitat, nämlich mit der GfK-Tagesmeditation

Peaceful Living
by Mary Mackenzie

Man kann diese Tagesmediationen über die Seite von Puddle Dancer Press abonnieren, es gibt sie auch als Buch, und inzwischen auch auf deutsch.

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„Recovery is about more than walking away. Sometimes it means learning to stay and deal. It’s about building and maintaining relationships that work.“
– Melody Beattie

Day 97: Commitment

Do you ever give up on disagreements by walking away, either temporarily or permanently? Do you ever simply not engage in a conflict because you’re certain the situation cannot be resolved?

Sometimes, taking a break from conflict is a good thing because it gives the people involved a chance to calm themselves. Deciding not to engage can be a good choice.

Many times, though, people give up too soon, which decreases the possibility for resolution. This speaks to their level of commitment. How committed are they to valuing each other’s needs? How committed are they to finding resolution?

If we start a disagreement based on the consciousness that we want to get our own way or that the other person doesn’t care, we diminish the opportunity for success before we’ve even opened our mouth. Commitment is about living from our values even when it’s uncomfortable and tiring. It is a choice.

I once heard a speaker say that he had finally met his soul mate. He asked the audience if they knew how he knew that. They said no, but leaned forward in their seats because they were certain he was going to tell them something important. He said, „I know she’s my soul partner because I say she is.“ He committed himself to her. Consequently, when he and his wife argue, they focus on resolution because they are committed to staying in the relationship. This small shift in attitude has dramatically deepened their relationship.

Meet any disagreement with clarity about your commitment and with the goal of a resolution that values everyone involved. Who are you committed to? Does he or she know it?

Be aware today of whom you are committed to; when you interact with them, be conscious of your commitment.

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So weit das Zitat von meiner Kollegin aus den USA. Als ich den Entschluss fasste, GfK-Tagesmediationen zu schreiben, wusste ich übrigens nicht, dass es schon welche gibt… Umso mehr freut es mich, dass wir uns beide gern auf Melody Beattie beziehen, die unter anderem das Meditationsbuch „Kraft zum Loslassen“ geschrieben hat.

Ich möchte den obigen Text jetzt nicht im Detail übersetzen (auf Anfrage helfe ich gern), aber doch begründen, warum mich die Sätze so angesprochen haben.
Mary Mackenzie fragt, ob wir aus unserem Leben Situationen kennen, in denen wir „einfach“ weggegangen sind in der Annahme, es könne keine gemeinsame Lösung geben? Und sie glaubt, dass diese Entscheidung etwas mit unserem Commitment, unserer Selbstverpflichtung zu tun hat.
Wenn wir eine Meinungsverschiedenheit mit jemandem haben und davon ausgehen, dass es nach unserer Nase gehen soll, oder dass unser Gegenüber sowieso keine Rücksicht nehmen wird, verringern wir die Gelegenheit auf einen Erfolg, noch bevor wir überhaupt den Mund aufgemacht haben. Im Commitment geht es darum, nach unseren Werten zu leben, auch wenn es unbequem ist, und ermüdend.
Und dann beschreibt Mary anhand eines Beispiels, was den Unterschied ausmacht zwischen Commitment und Nicht-Verpflichtung. Liegt mein Augenmerk auf der Lösung des Konflikts, weil mein Gegenüber und ich uns verpflichtet fühlen, in der Beziehung zu bleiben?
ich brauche also Klarheit über mein Commitment, Klarheit darüber, wozu ich mich selbst verpflichtet fühlen möchte. Das Ziel aller Lösungen sollte sein, dass die Werte eines jeden zählen, von Bedeutung sind. Meine, UND Deine.

Mich machen diese Zeilen sehr nachdenklich, weil ich gern von anderen Commitment einfordere, aber jetzt realisiere, dass ich selber gar nicht immer bereit bin, mich dafür einzusetzen. Vor einigen Monaten habe ich in beruflichem Zusammenhang eine Mediation geleitet. Als einer der Teilnehmer erneut in Not geriet und sich an eine andere Stelle wandte, war ich zutiefst frustriert, traurig und stumm. Ich habe nicht um die Verbindung gerungen, aber ich habe der betreffenden Person innerlich „vorgeworfen“, den Geist unserer Vereinbarung nicht eingehalten zu haben. In meinem Leben gibt es verschiedene Verbindungen zu anderen Menschen, in denen ich von anderen gern Commitment sehen würde – so wie ICH es definiere… – aber selber eben keine klaren Schritte auf den anderen zugehe. Mir ist durch diese Worte von Mary Mackenzie noch einmal deutlich geworden, dass ich bei diesem Thema die eine oder andere Baustelle habe und es hier Raum für Trauer, Wachstum und Veränderung ist.


Heute will ich mir Gedanken machen, von welchen Menschen ich mir Commitment im Sinne von sozialer Verbindlichkeit wünsche. Und ich will überprüfen, wie sehr ich bereit bin, mich selbst diesen Menschen zu verpflichten.

Präsenz

Wenn wir über die Worte eines Menschen nachdenken und darauf hören, wie sie in unsere Theorie passen, dann schauen wir auf den Menschen – wir sind nicht bei ihm. Die wichtigste Zutat zur Empathie ist Präsenz. Wir sind ganz da für den anderen und seine Erfahrungen. Diese Qualität der Präsenz unterscheidet Empathie von vernunftmäßigem Verstehen und auch von Mitleid. Auch wenn wir uns manchmal dafür entscheiden, Mitleid zu haben, indem wir das fühlen, was die anderen fühlen, sollten wir uns bewusst machen, dass wir in dem Moment des Mitleidens keine Empathie geben.
Marshall Rosenberg, Gewaltfreie Kommunikation

Was macht empathisches Zuhören aus? „Ich versuche zu wiederholen, was mein Gegenüber sagt“ erzählt eine Frau in einem von Marshalls Workshops. „Aber was wiederhole ich. wenn mein Gegenüber sagt, ‘ich brauche wirklich, dass ER mich liebt‘?“
Und Marshall erklärt: „Ich brauche gar nichts zu wiederholen, ich muss nichts paraphrasieren. Bei Empathie geht es nicht darum, etwas Bestimmtes zu sagen oder zu tun. Es geht um Präsenz!“

Wie geht es jemandem, der sagt: ‘Ich brauche wirklich dass ER mich liebt‘? Ist dieser Mensch vielleicht gerade verzweifelt oder in Not, weil ihm Liebe und Sicherheit fehlen? ich habe immer wieder die erstaunliche Erfahrung gemacht, dass es nicht darauf ankommt, ob ich die Bedürfnisse richtig errate. Es kommt darauf an, ob ich wirklich beim anderen bin, in seinen Schuhen mitlaufe.
Ein empathisches Gespräch ist keineswegs erschöpfend, einseitig oder anstrengend. Wenn wir für eine gewisse Zeit ganz beim anderen sein können, vergessen wir vielleicht sogar für einen kurzen Moment, was uns selbst gerade belastet, und die Freude und Nähe, die uns ein empathischer Kontakt schenken kann, gibt neue Kraft. Wenn mein Gesprächspartner Erleichterung erfahren hat und sich zutiefst verstanden fühlt, ist häufig auch Raum für das, was man selbst auf dem Herzen hat oder darüber zu sprechen, wie es einem mit dem Gehörten ergeht.

Präsenz erfordert auch Mut. Denn es erfordert Mut zu sagen, ich habe heute keine Kapazitäten frei. ich bin erschöpft, ich kann Dir im Moment nicht meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.

Und Präsenz braucht die Fähigkeit, das Gehörte beim anderen zu lassen. Wir werden nicht verantwortlich für die Lösung des Problems unseres Gesprächspartners. Wir müssen nichts heilen, in Ordnung bringen, richten, wir müssen nicht trösten und nicht beschwichtigen. „Just be“ heißt es so schön knackig im Englischen. Sei einfach.

Heute will ich aufmerksam sein, wann meine Präsenz gut tut. Und ich werde aufmerksam prüfen, ob ich die Kraft habe, mit all meinen Sinnen beim anderen zu sein.

Ratschlagen

Ratschläge sind auch Schläge
Deutsches Sprichwort

Wir Menschen sind soziale Wesen. Nichts bereitet uns größere Freude als das leben unserer Mitmenschen zu bereichern. Leider haben wir in der Wolfswelt nicht so viel Erfahrung damit gesammelt, anderen empathisch zuzuhören. Stattdessen setzen wir oft die Heimwerker-Mütze auf und geben Ratschläge.

Ich habe festgestellt, dass der Impuls, jemand anderem zu sagen, wie er etwas tun oder lassen soll, mit längerem Gebrauch der GfK nachlässt. Stattdessen gelingt es mir immer besser und immer öfter, wirklich nur zuzuhören und zurückzumelden, was bei mir angekommen ist. Immer und immer wieder spüre ich am eigenen Leib, wie wundervoll es sich anfühlt, wenn einfach jemand einfühlsam zuhört.

Unlängst meinte es jemand sehr gut mit mir und machte mir Vorschläge, wie ich mich in einer bestimmten Situation verhalten könne oder solle. An meinen guten Tagen kann ich solche Ratschläge hören und übersetzen. An sehr guten Tagen kann ich meinem Gesprächspartner sogar zurückmelden, welche Gefühle und Bedürfnisse ich aus seinen Äußerungen wahrgenommen habe. An schlechten Tagen bin ich damit beschäftigt, mir selbst Empathie zu geben und meine Wölfe zu beruhigen.

So hatte ich ein paar Jahre die Überzeugung, das Erteilen von Ratschlägen sei gefährlich, unerwünscht, „falsch“. Meine eigene Neigung Ratschläge zu geben führt mich heute immer öfter zu mir: Wie geht es mir, wenn ich diese Information von meinem Gegenüber erhalte? Was ist in mir lebendig, dass ich in dieser Situation so sehr versucht bin, eine Empfehlung auszusprechen? Eine schwierige, spannende Übung, die mich immer wieder zu mir selbst führt und mich mit meinem tiefen Bedürfnis nach Beitragen in Kontakt bringt.

Also lehne ich Ratschläge ab? Aber nein! Unendlich viele Menschen um mich herum haben ein Spezialwissen, von dem ich wunderbar profitieren kann. Sie können mir sagen, welche Haken ich brauche, um ein Bild aufzuhängen. Sie können mir Tipps zum Kraftstoff sparenden Autofahren oder für eine Abkürzung geben. Sie wissen, wie man einen Flecken aus der Wildlederjacke entfernt oder der Katze eine Wurmkur einflößt. Ich bin dankbar, wenn sie mir von ihren Erfahrungen berichten und wenn sie mich darin unterstützen, meine Probleme zu lösen. Der Unterschied zu früher ist: Heute wird immer immer klarer, wann ich mir einen Ratschlag wünsche und wann ich Empathie brauche. Und es gelingt mir immer besser, genau um das zu bitten, was mir gerade gut tut.

Heute will ich aufmerksam beobachten, ob ich anderen ungefragt einen Rat gebe. Ist das der Fall, werde ich liebevoll überprüfen, welches Bedürfnis ich mir damit erfülle.

Ich muss … ich soll …

„Den meisten Leuten sollte man in ihr Wappen schreiben: Wann eigentlich, wenn nicht jetzt?“ Kurt Tucholsky, Schnipsel

Es gibt ein zwei Worte in unserer Sprache, die uns so richtig in Schwung halten. Sie heißen „müssen“ und „sollen“. Und beide gehen nicht gut mit der gewaltfreien Kommunikation zusammen.

Marshall Rosenberg

Marshall Rosenberg erzählt von einer Lehrerin, die unzufrieden damit war, den Kindern Noten zu geben. „Ich muss es tun“, sagte sie frustriert. Gemeinsam fanden sie heraus, dass sich die Lehrerin entschieden hatte, Noten zu geben, denn anderenfalls hätte sie ihren Job verloren. Da sie ihre Arbeit behalten wollte, entschied sie sich, die Leistung der Kinder zu zensieren.

Marshall selbst fühlte in jungen Jahren genervt und frustriert, weil er von sich glaubte, viele quälende Verpflichtungen zu haben. Eines Tages entschied er sich eine Liste aller Dinge zu machen, von denen er glaubte, sie tun zu müssen. Dann ersetzte er „ich muss<…> “ durch die Formulierung „ich entscheide mich, <…> zu tun, weil ich <…>.

Besonders verhasst war ihm das Schreiben von Arztbriefen. Als er seinem „Ich muss Arztbriefe schreiben“ nachspürte stellte er fest, dass der neue Satz vollständig lautete „ich entscheide mich, Arztbriefe zu schreiben, weil ich die Einnahmen aus dem Job brauche“. Als er sich dieser Kausalität bewusst wurde, gab er die Arbeit im Krankenhaus auf und hat von Stunde an nach eigenem Bekenntnis keinen einzigen Arztbrief mehr geschrieben.

Ein weiteres „ich muss“ war auf seiner Liste die Tatsache, dass er zwei Mal pro Woche seine Kinder zu einer weit entfernten Schule fahren musste. Als er diese Aussage umformulierte in „ich entscheide mich, die Kinder an die andere Schule zu bringen, weil mir die Vermittlung bestimmter Werte an dieser Schule so wichtig ist und sie mir mehr zusagt als die Schule bei uns in der Nachbarschaft“, fühlte er sich mit seinem Fahrdienst sehr versöhnt.
Sicher haben auch wir solche „Soll“ und „muss“ in unseren Alltag integriert. Ich muss früh aufstehen, ich soll die Ablage machen, ich muss diesen Brief noch schreiben, ich muss die Wäsche aufhängen, ich soll dieses Konzept noch zu Ende bringen…

Mit „muss“ und „soll“ liefern wir uns selbst vermeintlich fordernden „höheren“ Mächten aus und verdrängen dabei, dass wir in den allermeisten Fällen eine Wahl haben. Wenn wir uns auf unsere Entscheidungsfreiheit besinnen, gewinnen wir neue Kraft und können unsere Energie auf das verwenden, was wir von ganzem Herzen in unserem Leben tun möchten.

Heute will aufmerksam zur Kenntnis nehmen, wann ich annehme, etwas tun zu müssen oder tun zu sollen. Ich werde mich fragen, welches wundervolle Bedürfnis ich mir damit erfülle, wenn ich diesen Anforderungen nachkomme.

Familienbande

„Eine Familie, die leiblich und geistig vereint ist, gehört zu den seltenen Ausnahmen.“
Honoré de Balzac, „Une fille d’Eve“, 1838

Wohl keine Verbindung kann uns so sehr bereichern oder strapazieren wie die zu unseren Familienmitgliedern. Zwischen Eltern und Kindern kracht es gelegentlich ebenso heftig wie unter Geschwistern. Und das Fatale an der Sache: Es wird mit zunehmendem Alter nicht weniger. Vielleicht haben wir resigniert: „So ist Mutter halt…“ oder „das werden die Kinder nie lernen“. Denn wirklichen Frieden in der Familie müssen wir uns leider oft erst hart erarbeiten.

Marshall Rosenberg erzählt von einer jungen Frau, die in einer Einrichtung für Drogenabhängige arbeitete und eines Abends in Lebensgefahr geriet. Einer der Besucher bedrohte sie mit einem Messer, weil sie ihm kein Zimmer geben konnte. Dank der Gewaltfreien Kommunikation gelang es ihr, dem Mann so viel Empathie zu geben, dass er schließlich von ihr abließ. „Aber wenn dir das so gut gelingt, was willst du dann hier noch lernen?“, fragte Marshall Rosenberg die Frau. „Oh, jetzt wird es erst richtig schwierig“, meinte sie. „Jetzt möchte ich mit meiner Mutter zurecht kommen!“

Oft ist es so, dass wir bei Familienangehörigen keinen guten Schutz finden. Viele Aussagen, Blicke, Seufzer, Achselzucken, Schweigen gehen direkt an allen erworbenen Konfliktfähigkeiten vorbei ins Schwarze. Oder wir sind selbst in einer Situation, in der wir austeilen bevor wir uns darüber im Klaren sind, was eigentlich gerade bei uns los ist.

Was können wir tun, wenn uns der Frieden in der Familie so kostbar ist, aber nicht zu gelingen scheint?

Drei Dinge möchte ich von Herzen empfehlen:
Atmen, Selbstempathie und Zeit.
Bevor wir auf einen Satz, den wir schlecht hören können, reagieren, gibt es immer noch die Möglichkeit, drei Mal tief durchzuschnaufen. Dann folgt eine Frage, die uns viel Ärger ersparen kann: „Wie geht es mir, wenn ich das höre?“
Wenn wir uns bewusst werden, welche Bedürfnisse in uns gerade unerfüllt sind, wird es mit Sicherheit leichter, auf unser Gegenüber zu reagieren. Und schließlich dürfen wir uns Zeit nehmen um zu überprüfen, was wir jetzt brauchen. Ist ein Spaziergang angesagt oder eine Verständnisbitte? Benötigen wir eine Pause oder vielleicht eine Schulter zum Anlehnen? Erst wenn wir ganz bei uns angekommen sind, wird der Raum weit für die Verbindung zu unserem Nächsten.

Heute will ich aufmerksam verfolgen, wann die Aussagen meiner Familienmitglieder intensive Gefühle bei mir auslösen. Sie sind der Wegweiser zu meinen wunderbaren Bedürfnissen.

Vorankündigung

Hallo, Welt!
Heute Nacht gibt es ein Posting zum Thema „Familienbande“, ich hoffe auf rege Diskussion.

So long,
Ysabelle

Pflichten und Loslassen

Hallo, Welt!

Ich sprach gestern mit Markus. Er erzählte, dass er hier mit dem Lesen kaum noch hinterher kommt.
Dann telefonierte ich vorhin mit Tabasco, und sie hat mich ermutigt, mir Zeit für mich zu nehmen. Also gebe ich mir heute die Erlaubnis, ohne Tagesmeditation für morgen ins Bett zu gehen. Ich fühle eine starke Verpflichtung, jeden Abend etwas Sinnvolles zu produzieren. Aber nicht jeden Abend fliegt mir etwas Sinnvolles zu.
Also:
Meditationspause.
Dafür heute ein Song von Karen Taylor-Good, den sie für alle Welt zur Verfügung stellt und der voller Liebe, aber auch ziemlich traurig ist.
Precious_Child_by_Karen_Taylor-Good

So long!

Ysabelle

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