Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Gruß aus Schottland

Hallo, Welt!

Ich war mit meiner Reisefreundin in Edinburgh unterwegs, als aus einem Laden diese Musik schallte. Ich musste natürlich sofort zuschlagen. Und jetzt bekam ich überraschend ein Video von der Gruppe zugespielt. Ich war begeistert und möchte meine Freude teilen. Habt Spaß damit!

Lautsprecher auf und los!

So long!

Ysabelle

Lieber gut geklaut…

11. August

Höre zu, oder deine Zunge wird dich taub machen. (Indianisches Sprichwort)

Der Turm von Babel, der bis zum Himmel reichen sollte, konnte nicht vollendet werden, denn die Leute, die mit seinem Bau beschäftigt waren, redeten in verschiedenen Sprachen und lösten größte Verwirrung aus. Der Bau konnte nicht gelingen, weil keiner auf den anderen hörte und die Menschen sich verhielten, als wären sie taub.

Wir haben die Fähigkeit zu hören, machen aber nicht wirklich Gebrauch davon, weil wir meistens den anderen die Ohren vollreden. Wir nutzen diese Fähigkeit auch nicht, um bei den Meetings zuzuhören oder wenn ein Familienmitglied oder ein Freund spricht. Wir hören uns so gerne selbst reden, dass wir den anderen nicht zuhören können.

Es ist ganz uns selbst überlassen, ob wir für die anderen taub sein und nur uns selbst hören wollen. Diese freiwillige Taubheit kann uns aber um wertvolle Erfahrungen und das Wissen der anderen bringen, die mit uns an einer Sache arbeiten. Um besser zuhören zu lernen, müssen wir unseren Mund zu- und die Ohren aufmachen. Die Stimmen anderer zu hören, kann wie Musik in unseren Ohren klingen.

Ich kann aufhören, die Worte der anderen zu überhören. Wenn ich bereit bin zuzuhören, wird eine Symphonie voll Stärke und Heiterkeit erklingen.

Diese schöne Abendmeditation stammt aus
Licht in der Nacht
Ein Buch zur nächtlichen Meditation
Copyright: Hazelden Meditationsbücher. ISBN 3-453-07850-0

Ich fürchte, es ist nur noch gebraucht erhältlich. Da ich im Moment einen Workshop-Beitrag zum Thema „Empathisch zuhören“ vorbereite, sprach mich der Text besonders an. Und bevor ich versuche, ihn neu zu erzählen, stelle ich ihn doch hier gern vor.

So long!

Ysabelle

Soziale Zurückweisung macht krank

Hallo, Welt!

Gabriel schickte mir heute ein Link zu einem interessanten Artikel, den ich hier gern zitiere, weil ich fürchte, dass das Link irgendwann mal tot ist. Ihr müsst es nicht im Detail durchlesen, ich versuche weiter unten eine Zusammenfassung.

Social rejection might make you sick
By Casey Johnston | Last updated 5 days ago

Finally, someone is trying to find out why nerds stereotypically have asthma. A new experiment conducted at UCLA shows that social stress and rejection are related to the release of certain inflammatory chemicals in the body; these chemicals have been linked to several medical conditions, including asthma, arthritis, and some kinds of cancer.

In the study, a group of researchers recruited a bunch of students at UCLA and subjected them to socially stressful situations. The students were asked write a speech and then read it to a pair of evaluators, who then acted as if the speech were abhorrently subpar. After that, they had to perform mental arithmetic for a proctor who would appear impatient with them and urge them to go faster. A subset of the participants were also made to play a game of „Cyberball“ with two other people, who were asked to socially exclude them.

Throughout these socially stressful experiences, researchers took mouth swabs of the students and monitored their activity in the dorsal anterior cingulate cortex, a part of the brain known to process rejection-related distress. (It’s possible that the swabbing added to the stress.) The two measures showed that greater activity in this area of the brain correlated with a rise in two inflammatory chemicals that are known to play a role in the onset or progress of conditions like rheumatoid arthritis, cardiovascular disease, depression, and various types of cancer.

The authors speculate that there may be some overlap in the neural circuits that process social and physical pain, resulting in a similar bodily response to both. The release of the inflammatory chemicals are typical of a basic threat response, as they help wounds heal more quickly and reduce the risk of infection.

The scientists didn’t look into whether increases in social stress correlated with increased inflammation, or which symptom causes which—that is, if being a nerd begets asthma, or if asthma begets a nerd. Still, if the inflammatory results of social stress are cumulative, understanding the relationship better could help in controlling related health problems.


Im Prinzip geht es darum, dass Leute für ein Experiment unter sozialen Stress gesetzt wurden. Sie wurden angetrieben, ihre Arbeit niedergemacht, und man grenzte sie aus. Zwischendurch entnahm man den Probanden Speichelproben und überwachte ihre Gehirnfunktionen. Zum einen stellte man fest, dass ein Hirnareal (dorsaler Cortex) besonders aktiv war, in dem Stress durch Ablehnung „verwaltet“ wird. Zum zweiten ergaben die Proben einen Anstieg von Chemikalien im Körper, die Entzündungen auslösen, und von denen man heute annimmt, dass sie eine Rolle spielen bei der Entstehung von rheumatoider Arthritis, Herzkreislauferkrankungen, Depressionen und verschiedenen Krebsarten.
Die Autoren der Studie spekulieren, dass durch den sozialen Stress etwas in den neuronalen Schaltkreisen passiert, die sozialen und physischen Schmerz verarbeiten. Normalerweise würden uns die gefundenen Chemikalien fitter machen, indem sie für eine schnellere Wundheilung sorgen. Bei Dauerstress sind aber diese Stoffe mehr geeignet, uns ernsthaften Schaden zuzufügen.

Wenn wir einmal die Gedanken schweifen lassen – was kennen wir für Menschen, die immer wieder soziale Zurückweisung erfahren?
Menschen mit Migrationshintergrund
Behinderte
Hartz-IV-Empfänger
Homosexuelle
Kinderreiche Familien
Suchtkranke

Je länger ich darüber nachdenke, desto unbehaglicher und heißer wird mir gerade. Tragen wir alle mit unseren Urteilen und Beschränkungen, mit unseren Ausgrenzungen und Mobbing-Strukturen dazu bei, dass wir alle immer kränker werden? Und was kann ich, was kannst du, jeder einzelne von uns dazu beitragen, dass dieser Stress ein Ende nimmt?

Ich bin ratlos.

So long.

Ysabelle

Wortschätzchen: Intolerant

„Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren.“
Karl Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde

Heute erzählte ich einer Bekannten von einem GfK-Workshop, in dem auch mehrere Kinder durch den Raum wuselten. „Hätten die Eltern die Kinder nicht anderweitig betreuen lassen können?“, fragte sie. „Was Kinder und Lernen angeht, bin ich echt intolerant.“

Im Gespräch stellte sich dann heraus, dass sie zwei Jahre als Au-Pair-Mädchen bei dreijährigen Zwillingsjungs in Arizona gejobbt hatte. „Ohne Kindergarten, weil weg von allem, was einen unterstützen könnte…“ Meinem Einwand, „intolerant“ sei eine Bewertung, und zwar keine besonders freundliche, stimmte sie schließlich zu. Jetzt will ich doch einmal nachspüren, was sie wohl für Gefühle gemeint haben mag, als sie sagte, sie sei da intolerant.

Vermutlich fühlte sie sich bei dem Gedanken an Kinder in einem Seminar
unbehaglich
irritiert
angespannt
besorgt
entrüstet
erschöpft
frustriert
genervt
kribbelig
lustlos
sauer
streitlustig
unbehaglich
ungeduldig
und verspannt.

Und in meiner Fantasie sind in so einem Fall bei ihr die Bedürfnisse nach
Lernen/Wachstum
Leichtigkeit
Verstehen (ganz praktisch, von „Hören“)
vielleicht auch von Schutz und Beteiligung im Mangel.
Ich möchte gefragt werden, ob ich lernen kann, wenn Kinder im Raum sind.
Vielleicht sehnte sie sich auch nach Unterstützung, weil die Anwesenheit der Kinder sie an die Zeit erinnerte, in der sie selbst so gern Unterstützung erlebt oder erfahren hätte. Also fühlte sie sich vielleicht auch einsam. Ich werde sie fragen, wenn ich sie das nächste Mal sehe.

Bei mir selber merke ich, dass meine „Intoleranz“ nachlässt. Ich kann andere Menschen in ihrer Andersartigkeit besser sehen und wertschätzen. Das heißt aber nicht, dass ich alles toleriere, was andere Leute tun… Wie ist es bei Euch? Mögt Ihr diese Überlegungen ergänzen?

Internationale Giraffen-Hotline

Hallo, Welt!

Hier ein Tipp für alle, die in Not sind oder sich gerade kraftvoll fühlen, anderen beizustehen.

Bei Skype, dem kostenlosen Online-Kommunikationsprogramm, gibt es jetzt eine

NVC Hotline
Einfach als Kontaktname
NVC Hotline
eingeben und Ihr werdet zu einem automatischen Menü geführt. Es fragt Nationalität, Standort, zur Verfügung stehende Sprachen und ähnliches ab und vermittelt dann weiter an einen NVC-Gesprächspartner. Damit ist die nächste Dosis Empathie nur noch einen Mausklick entfernt.

ich habe es ausprobiert und war schwer beeindruckt, wie leicht man miteinander ins Gespräch kommt.

Viel Spaß dabei.

So long!

Ysabelle

NVC & Sex

„Auch denken heute viele, Viagra sei ein Allheilmittel. Wenn ein Mann mit einer Erektion vom Boden bis zur Decke nach Hause kommt, zuvor aber nie das Geschirr abgewaschen, immer ihren Geburtstag vergessen und sie nie zum Essen ausgeführt hat, dann wird diese Frau ihm schon sagen, wohin er sich seine Erektion stecken kann. Die zwischenmenschliche Beziehung muss stimmen, wenn der sexuelle Verkehr klappen soll.“

Ruth Westheimer, auf die Frage, ob sie eine Freundin von Viagra sei, Stern Nr. 25/2008 vom 12. Juni 2008, S. 154

Ist Sex ein Bedürfnis oder eine Strategie? Vermutlich haben Biologen bei diesem Thema ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Denn der Fortpflanzungstrieb gilt im allgemeinen als der stärkste in den meisten Lebewesen. Dabei gibt es nicht so viele Menschen, die ständig durch die Gegend laufen und sich fortpflanzen wollen. Aber es gibt Millionen von Menschen, die Sex haben wollen. Warum?
Sexualität ist eine Strategie, um Verbindung herzustellen. Sexualität kann benutzt werden, um Nähe zu spüren. Sexualität wird zur Entspannung konsumiert. Jemand, der als sexuell attraktiv eingeschätzt wird, erfährt auf diese Weise Wertschätzung. Beispiel: Pamela Anderson, amerikanischer Serienstar und Playboy-Ikone. Begeisterung, Leichtigkeit, Spaß, Zugehörigkeit – eine Fülle ichbezogener und sozialer Bedürfnisse können wir uns mit Sexualität erfüllen. Sex kann gegen Angst wirken, Sex füllt die (emotionale) Leere in unserem Inneren, Sex kann betäuben oder dämpfen. Ja, auch eine spirituelle Komponente ist zu finden. Zumindest wird es im Tantra so gelehrt und das Slow-Sex-Movement in den USA feiert diesen Aspekt der Sexualität.

Doch die Strategie Sex kann ihr Ziel komplett verfehlen, wenn widersprüchliche Bedürfnisse damit erfüllt werden sollen. Er wünscht sich Entspannung, sie Verbindung. Einer sehnt sich nach Nähe, der andere nach Leichtigkeit. Wenn ein Partner meint, Sexualität sei bereits Nähe, kann das beim anderen Partner ganz anders sein. Da entsteht Nähe vielleicht vorzugsweise bei einem Candlelight-Dinner oder einem Spaziergang Hand in Hand am Strand.

Wäre Sexualität im Sinne der GfK ein Bedürfnis wie Nahrung oder Schutz, gäbe es dazu vermutlich keine Alternative. Ist Sex eine Strategie, können sich neue Türen öffnen. denn dann finden wir 1000 Wege, die zugrunde liegenden Bedürfnisse zu erfüllen. Sex kann einer davon sein, ja sogar die absolute Lieblingsstrategie. Aber es ist nicht mehr die einzige, und mein Selbstwert oder meine Glückseligkeit werden nicht mehr davon abhängen, ob ich einen Sexualpartner habe oder keinen.

Heute spüre ich in mich hinein, welche wunderbaren Bedürfnisse ich mir am liebsten mit Sex erfülle. Ich erkenne die Option, diese Bedürfnisse auch auf andere Weise zu stillen.

Beziehungsproben

„Die Entwicklungschancen einer Beziehung sind um so größer, je mehr Chancen wir ihrer Entwicklung geben.“
Ernst Ferstl „einfach kompliziert einfach“, Wien-Klosterneuburg, EDITION VA BENE, Ausgabe 1995


Beziehungen können durch GfK eine neue Tiefe gewinnen. Doch der Weg dorthin ist durchaus nicht immer einfach oder gerade.
In einer Auseinandersetzung sagte der Mann, der Verzweiflung und Wut in sich aufsteigen fühlte, ich brauche jetzt mal meine Ruhe. Er verließ den Raum, um ein bisschen Abstand herzustellen. Doch seine Gefährtin folgte ihm. Du gehst jetzt nicht. Wir klären das jetzt! Schließlich fand sich der Mann am Ende einer Treppe wieder, eine Sackgasse. Und die Gefährtin hinter ihm, ein Gespräch einfordernd. Ich glaube, es braucht nicht viel Fantasie um zu ahnen, was sich als nächstes abspielte. Am Ende trug ein Mensch das Etikett „Gewalttäter“.

Labeling, das Abstempeln des Gegenübers als „gewalttätig“ oder „rücksichtslos“ macht eine friedliche Lösung von Konflikten schwierig. Als der Mann durch das Haus flüchtete, wollte er sich einige wunderbare Bedürfnisse erfüllen. Es ging ihm um Schutz für sich und seine Partnerin, um Ehrlichkeit, Authentizität, vielleicht auch um Klarheit und Autonomie.
Als die Frau ihm durch das ganze Haus folgte, ging es ihr um die Erfüllung von wundervollen Bedürfnissen. Sie suchte Verbindung, Zugehörigkeit, Anerkennung, gesehen und gehört werden. Da beide in ihren alten Mustern gefangen waren, gab es keinen Weg zueinander.

Vielleicht wäre es nicht zu Gewalt gekommen – und jemanden durchs ganze Haus zu verfolgen ist auch eine Form von Gewalt – wenn der Mann in der Lage gewesen wäre zu sagen: Ich fühle mich gerade völlig überwältigt und brauche unbedingt eine Stunde für mich. Ich gehe jetzt um den Block und komme wieder.

Vielleicht wäre Gewalt verhindert worden, wenn die Frau in der Lage gewesen wäre dem Mann zu sagen, ich bin verzweifelt und brauche Verbindung zu dir. Wann können wir dieses Gespräch fortsetzen und was brauchst du dazu?

Gelingt es uns, in schwierigen Situationen noch miteinander in Beziehung zu bleiben, sind die Chancen auf eine friedvolle Lösung unendlich größer als wenn wir mit dem Finger auf den anderen zeigen. Du bist mir nachgekommen, du bist weggelaufen. Du hast mich bedrängt, du hast mich geschlagen…

Was braucht es, damit wir diesen Balanceakt schaffen können? Zunächst einmal eine gute Verbindung zu uns selbst! Die erste Frage lautet: Was brauche ich? Und erst frühestens die zweite Frage kann lauten: Und was brauchst du?

Heute bin ich bereit in Konfliktsituationen nicht nach dem Schuldigen zu suchen, sondern mich zu fragen: Was brauche ich?

Alte Muster durchbrechen

„Das körperliche Herz sei das Muster des geistigen: verletzbar, empfindlich, rege und warm, aber ein derber, frei fortschlagender Muskel hinter dem Knochengitter, und seine zarten Nerven sind schwer zu finden.“ – Jean Paul, Levana

Wir sind es gewohnt, auf bestimmte Reize in bestimmter Weise zu reagieren. Glaube ich, ich würde provoziert, schlage ich vielleicht zu. Denke ich, mein Gegenüber habe etwas falsch gemacht, reagiere ich unter Umständen wütend oder empört. In aller Regel laufen diese Reaktionen unbewusst ab, sie funktionieren wie Schlüssel und Schloss, greifen nahtlos ineinander.

Je länger wir uns mit der Gewaltfreien Kommunikation beschäftigen, desto besser gelingt es uns, Auslöser und Reaktion voneinander zu trennen. Wir haben eine Chance, uns von unseren automatischen Reaktionsmustern zu trennen und neue Wege zu entdecken. Doch wir verlangen Übermenschliches, wenn wir von uns selbst oder anderen erwarten, dass allein die Kenntnis über diesen Vorgang uns ermöglicht, uns gleich beim nächsten Mal und für immer von unseren alten Mustern zu lösen.

Vielleicht muss es zunächst reichen, überhaupt nur ein Muster zu erkennen. Das kann Tage oder gar Wochen nach einem Vorfall geschehen. „Oh ja, da hätte ich GfK anwenden können…“ Vielleicht gelingt es uns mit der Zeit, diesen temporären Abstand zu verkürzen. Wir merken es jetzt schon nach einer Woche, nach zwei Tagen, schließlich nach zwei Stunden. Und irgendwann merken wir es in Echtzeit. Vielleicht gelingt es uns jetzt, das Muster zu verändern, weil wir mehr mit unseren Gefühlen verbunden sind. Doch die Lösung oder die Strategie, die wir in diesem Moment wählen, ist vielleicht auch nicht gerade zielführend. Sie ist anders und für den Moment die beste Strategie, die wir haben. Und doch erreichen wir nicht das, was wir uns wünschen. Es braucht Zeit, alte Muster zu durchbrechen und neue zu finden, die nicht nur unsere, sondern auch die Bedürfnisse unseres Gegenübers mit einbeziehen. Wir sind auf dem Weg. Und wie Marshall sagt: „Die ersten 30 Jahre sind die schwersten.“

Heute will ich anerkennen, dass ich alte Muster wahrnehme. Ich erlaube mir, sie auf ihren Nutzen zu untersuchen und neue Strategien auszuprobieren.

Einsichten und Aussichten

Hallo, Welt!

Ich bin aus Schottland zurückgekehrt ins Land der Wölfe. In einem Monat hat der Blog die Hälfte seiner Leser verloren, ich bin wieder da, wo ich im Februar mal war. Meine pelzigen Begleiter sind entsetzt und jaulen: das kommt davon, dass du keine Tagesmeditationen eingestellt hast. Die ganze Arbeit der vergangenen Monate vergebens! Wenn man so etwas anfängt, muss man sich auch darum kümmern und nicht einfach Urlaub machen! Die Leser kommen bestimmt nicht wieder! Das zeigt doch, dass du das alles gar nicht so ernst nimmst!

Boah! Wenn ich diesen Stimmen zuhöre, merke ich, wie alt ich dabei werde, nämlich ziemlich genau zwischen fünf und acht Jahren. Ich habe damals vieler Sachen angefangen, wie alle Kinder das tun, Briefmarken und Steine sammeln, häkeln, Kunstrollschuh fahren. Und immer, wenn etwas Neues in meinen Weg kam, wurde etwas Altes uninteressant, usf. GfK-formuliert würde ich sagen, es erfüllte mir keine Bedürfnisse mehr. Der von mir so hoch geschätzte Kölner Psychosynthese-Therapeut Harald Reinhardt sagte dazu in einem Vortrag: das Gewissen ist aggressiv, es beißt!

Ich stelle mir mein Gewissen gerade als Schäferhund vor. Und ich bin das Schaf, das er unbedingt auf dem richtigen Weg halten möchte. Hier geht es lang, und um sicher zu stellen, dass du da ankommst, wo es für dich richtig ist, schnappe ich nach deinen Beinen…

Dieser imaginäre Schäferhund tut das nicht, um mich zu verletzen oder mir Schmerzen zuzufügen, im Gegenteil. Er ist ja darauf trainiert, Unheil von mir fernzuhalten, indem er sicher stellt, dass ich auf dem richtigen Weg bleibe.

Nun unterscheidet sich allerdings der Weg der fünfjährigen Steinesammlerin von dem einer ausgewachsenen Ysabelle. Es gibt gute Gründe, warum ich nicht jeden Tag geschrieben habe, zum Beispiel weil ich nicht immer ein Netz hatte. Oder andere Bedürfnisse standen im Vordergrund: Gemeinschaft mit meiner Bremer Giraffenfreundin, Schauen, Staunen, Genießen, Entspannen… Es scheint, dass ich eine gewisse Ordnung und Struktur brauche, um die Muße zum Schreiben zu finden. Im Moment bin ich auf dem Weg zu meinem sechsten Bett in dieser Woche. Ich freue mich auf ein Wiedersehen mit einem lieben Menschen, und ich merke gleichzeitig, dass mir auch das Ankommen fehlt.

Wer sagt, dass der Blog nur etwas taugt, wenn jeden Monat mehr Leser kommen? Wer sagt, dass ich nichts tauge, wenn ich nicht jeden Tag etwas Geistvolles produziere? Vor zehn Jahren sagte ich einmal mit einem Stoßseufzer zu meinem besten Freund Cami, ach würde ich mich doch selbst besser kennen! Nun bin ich täglich dabei, mich besser kennen zu lernen und anzunehmen. Ein mühsamer, intensiver, langwieriger Prozess. Ich versuche meinem inneren Schäferhund beizubringen, dass für dieses Schaf mehrere Sachen richtig sein können, und dass es sinnvoll ist, sich immer wieder zu beraten, statt blind in die Hachsen zu schnappen. Wissenschaftlich vermutlich Disidentifikation vom Über-Ich.

In den nächsten zwei Tagen will ich einmal spüren, ob es für mich immer noch so passt mit dem Blog. Vielleicht möchte ich für mich einmal nachjustieren, was genau ich hier machen möchte.

So long!
Ysabelle

Zwischenruf

Hallo, Welt!

Ich bin so zufrieden und rund aus diesem Seminar gegangen, und mehrere Leute, mit denen ich gesprochen habe, empfanden ähnlich. Doch meine Reisefreundin erzählte jetzt, eine Teilnehmerin wäre sehr unglücklich gewesen, sie habe sich nicht nourished gefühlt, genährt. Und es gab kein Fitzelchen Papier, also auch nicht für die Einsteiger eine Zusammenfassung der vier Schritte oder ähnliches. Und es erinnert mich daran, dass zwar nach Marshalls Arbeitshypothese alle Menschen die gleichen Bedürfnisse haben, aber unterschiedlich stark ausgeprägt und nicht immer zur gleichen Zeit.

Ich freue mich drauf, bald wieder die Bequemlichkeit eines großen Computers zu haben und Bilder einbauen zu können. Ein kleines Ding ist praktisch und erfüllt mir viele Needs, aber allmählich geht mir die Beschränkung auf den Senkel, was den Blog angeht.

So long!

Ysabelle

Ethik der Permakultur

Hallo, Welt!

Ich hatte eben Gelegenheit, ein bisschen zum Thema Permakultur zu googeln. Hier der Teil, der mich sehr beeindruckt, und wo es nach Ansicht von Kit Miller einige innige Verbindung zur GfK gibt:

Permakultur-Ethik

Die Anwendung von Permakulturprinzipien im Sinne einer integrativen, zukunftsfähigen Gestaltung unserer Lebensräume hat von Beginn an zur Formulierung ethischer Grundgedanken geführt. Auch diese wurden und werden ständig weiterentwickelt und bilden die Grundhaltung permakulturellen Denkens und Handelns. Sie sollen als Richtlinie für jegliches Permakultur Design aufgefasst werden, sei es ein Garten-, Landwirtschafts- oder Forstprojekt, sei es der Bau eines Hauses oder einer ganzen Siedlung.
Diese ethischen Grundwerte decken die oben erwähnten ökologischen, ökonomischen und sozialen Komponenten ab und lassen sich mit folgenden drei Termini zusammenfassen:
Achtsamer Umgang mit der Erde (Earthcare) – diese ökologische Komponente zielt auf den behutsamen und vorausschauenden Umgang mit den natürlichen Lebensgrundlagen (Ressourcen), die als ein Geschenk der Erde für alle Lebewesen aufgefasst werden. Um ein Permakultur Design als nachhaltig bezeichnen zu können, sollen die natürlichen Regenerationszyklen (Stoff- und Energiekreisläufe) der lebenserhaltenden Systeme bewusst und langfristig eingeplant werden.
Achtsamer Umgang mit den Menschen (Peoplecare) – diese soziale Komponente nimmt insbesondere Rücksicht auf die Selbstbestimmungsrechte aller Menschen. Hier wird das Problem von Freiheit und Verantwortung besonders deutlich. Allen das Recht auf eine frei gestaltbare Nutzung der Lebensgrundlagen zu gewährleisten, erfordert eine Balance zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Bedürfnissen. Hieraus entspringt eine ethische Forderung nach sozialer Gerechtigkeit. Alle Menschen sollen das gleiche Recht auf Zugang zu den Lebensgrundlagen (Ressourcen) haben.
Selbstbegrenzung (Wachstumsrücknahme) und Überschussverteilung (Limits to consumption and growth, redistribution of surpluses) – Diese ökonomische Komponente leitet sich von der begrenzten Belastbarkeit und Regenerationsfähigkeit unseres Planeten Erde ab. Auch wir Menschen müssen lernen, eine zukunftsfähige Selbstbegrenzung in Bezug auf die Befriedigung unserer Bedürfnisse auszuüben: als Einzelne und als Menschheit gegenüber der Erde (Tiere, Pflanzen, …), sowie als Einzelne und als Gemeinschaft untereinander. Die dritte Komponente steht daher für eine bewusste Umsetzung von Selbstbegrenzung und einer (Rück)Verteilung der gemeinsam erzielten Überschüsse. Letztere bezieht sich auch auf die adäquate Rückführung in natürliche Kreisläufe. Damit schließt sich der Kreis zu Earthcare und Peoplecare, bzw. überschneiden sich die drei ethischen Aspekte.
Ein gutes integratives Design liegt somit im Schnittbereich der drei ethischen Prinzipien.
(gefunden in Wikipedia unter Permakultur)

So long!

Ysabelle

Nicht immer sehen wir das Ziel…

Ein Text von Martin Luther King

Nicht immer sehen wir das Ziel klar vor Augen,
aber wir folgen den Spuren, die wir sehen.

Spuren zeigen uns: Wir sind nicht allein,
jemand geht mit – auch wenn wir ihn nicht sehen.

Wir kommen von irgendwo her.
Woher? Wohin?
Keiner weiß das von anderen genau.

Aber wir treffen uns und teilen den Weg,
den Weg, den wir gemeinsam neu entdecken.
Der geht sich leicht, weil wir uns kennenlernen.
Der Weg verbindet uns.

Und oft erkennen wir erst im Nachhinein,
wer das war,
der mit uns ging,
der für uns Brot zum Leben war.

So ist es auf Wegen:
Wir treffen uns,
begegnen uns,
werden uns wichtig.

Aber wir trennen uns wieder,
weil der Weg für jeden in eine andere Richtung weist.

Doch wir gehen beschenkt auseinander
und sehen weiter,

weiter dahin,
wo uns wieder einer begegnet,
der mitgeht.

Eine neue Welt erschaffen

Hallo, Welt!
Heute Morgen war ich bei einem Workshop zum Thema Permaculture. Ich schwöre, bevor dieses Wort an der Tafel stand, habe ich nich nie etwas darüber gehört. offensichtlich bezieht es sich auf eine „neue“ Gesellschaftsform, die nach den Prinzipien von GfK funktioniert. Und eine Organisation, die sich mit diesem Thema beschäftigt, ist dieses Institut Für Frieden in Costa Rica:

http://www.academyforpeacecr.org/contact.html

Ich werde in den nächsten Wochen mal ein bisschen nach den Themen und Leuten googeln, deren Namen ich hier gehört habe, und Euch darüber berichten.

Allmählich fange ich wirklich an zu bedauern, dass ich nicht einen Kassettenrecorder mitlaufen lassen kann. Da sind so viele wunderbare Ideen, so viele Namen, so viele Hinweise… Und ich muss einfach akzeptieren, dass ich nicht alles behalten, mitschreiben, aufzeichnen KANN!
Heute Morgen hat mich die Fülle von Informationen über ein Thema, von dem ich vorher noch nie etwas gehört habe, und das ich als wertvoll und kostbar in Bezug auf GfK einschätze, zutiefst frustriert. Wie will, wie kann ich ein zertifizierter Trainer werden wenn ich all das nicht weiß? Kit hat mich in den Arm genommen und ein bisschen über den Zertifizierungsprozess getobt. Sie war mit in dem Gremium, das die neuen Richtlinien aufgestellt hat, und sie ist bis heute nicht zertifiziert. „Marshalll hat einmal versucht mich zu zertifizieren, und ich hab ihm gedroht, ich bring dich um, wenn du das machst…“ Sie sagte auch, dass Marshall nach seinen eigenen Richtlinien niemals zertifiziert würde, weil er zum Beispiel nicht die erforderliche Anzahl von Trainingstagen bei zertifizierten Trainern vorweisen könne. Ich habe gelacht, aber so richtig erleichtert hat es mich nicht. Es ist schon immer wieder faszinierend, aus welchen Ecken meine Wölfe angeschlichen kommen, wenn ich gar nicht damit rechne.

So long!

Ysabelle

Empathie fließt nicht gut aufwärts

Hallo, Welt!

Ich bin so reich und so angefüllt mit Informationen, ich weiß gar nicht, wie ich all das verarbeiten soll.

Heute Morgen haben wir einen wunderbaren Ausflug an den Fluss Findhorn gemacht. Wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich ein paar Bilder davon einstellen. Der Rest des Tages drehte sich um Sex.

Mir ist schon klar, dass sich das ziemlich reißerisch anhört bzw. liest, aber es war überhaupt nicht reißerisch. Wir haben Geschichten aus unserem Leben geteilt und versucht, bessere Strategien zu finden als die, die wir bisher benutzt haben. Es war so viel Schmerz im Raum, und so viel Transformation. Ich habe mich in vielen Geschichten wieder gefunden, und ich war überrascht, dass auch andere Menschen solche mit Verlaub – verschissenen – Erfahrungen gemacht haben. Sie waren in der gleichen Situation wie ich oder wie der Mensch, mit dem ich es in einer bestimmten Situation zu tun hatte, und dieser Tag hat mir viel Verständnis für mich und für meine jeweiligen Gegenüber geschenkt. Die wichtigste Erkenntnis des heutigen Abends habe ich als Motto für das heutige Posting gewählt. Empathie fließt nicht leicht bergauf. Kit hat den Ausdruck benutzt um zu erläutern, dass es eine Schwierigkeit in der Kommunikation gibt, wenn auch nur einer der Teilnehmer meint, es gäbe ein Machtungleichgewicht. Kit hat lange mit Marshall zusammen gearbeitet und erzählte, dass sie lange recht „grumpy“ mit ihm war. Für alle Menschen im Raum hatte sie Empathie, aber nicht für Marshall, weil er mehr zu haben schien als sie. Wenn ich unter diesem Aspekt auf mein Verhältnis zu meinen Eltern gucke, zu meinem Chef, meinen Partner oder zu meinem Sohn, wird mir manches viel klarer. Entweder ich bin unzufrieden, weil sie etwas zu haben scheinen, was ich nicht habe, oder sie unzufrieden weil ich etwas habe, was ihnen abgeht. Kein Wunder, dass bei solchem gefühlten Gefälle Empathie nur schwer funktioniert.

Heute habe ich mir gewünscht, ich hätte ein Aufnahmegerät im Kopf und könne einfach nur nach Belieben vor-und zurückspulen, um all die Edelsteine einzusammeln, die diese beiden Sitzungen hervorgebracht haben. Ich werde drauf achten, dass „Ysabelle 2.0“ damit ausgestattet wird.

So long!

Ysabelle

Sex und GfK

Hallo, Welt!

Mit viel Hallo haben wir heute den ersten Teil einer Anliegenarbeit zum Thema Sex & NVC gestartet, doch unsere Arbeit war alles andre als komisch. Hier eine Auswahl an Fragen, die sich für uns ergeben haben:

Verändert GfK unser Sexualleben?
Kann GfK unser Sexualleben verbessern?

Scham, Konfusion, Schuldgefühle, kulturelle Einflüsse, die Sehnsucht nach Berührung und Intimität spielen bei unserer Sexualität eine Rolle.

Wie können wir einen Weg finden, miteinander über Sex zu reden und uns dabei trotzdem die Sehnsucht/Begierde erhalten?

Ist Sex eine Strategie, um anderen Gefühlen gegenüber taub zu bleiben?

Wann benutzen wir Sex als Strategie?

Wie drücken wir schwierige Botschaften zum Thema Sex aus? (zum Beispiel ein Nein oder die Bitte um eine bestimmte Praxis).

Ist sexuelle Anziehung ein Bedürfnis?

Wie gehe ich mit sexueller Anziehung um, die durch den Austausch von Empathie entstehen kann?

Ich erkenne an, dass tiefe Empathie eine tiefe Erfahrung von Intimität mit sich bringen kann. Für viele Menschen bedeutet es, dass Sex ins Spiel kommt. Was bedeutet Intimität für mich?

Wir haben festgestellt, dass das Abarbeiten dieser Fragen gut einen eigenen Workshop gebrauchen könnte. Aber wir werden erst mal morgen weitermachen. Vielleicht hast Ihr Lust, zu einzelnen Fragen einen Kommentar zu hinterlassen? ich jedenfalls finde das Thema superspannend und freue mich auf Eure Gedanken.

So long!

Ysabelle

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