Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Kraut & Rüben (15)

Hallo, Welt!
Eben habe ich wieder mal etwas für Gesundheit und Wohlbefinden getan. Bitte nicht von der Beobachtung auf den Geschmack schließen. Der „Green Smoothie“ des heutigen Samstags besteht aus einer halben Salatgurke, je zwei Nektarinen, Äpfeln und Bananen und sechs sehr großen Wirsingkohl-Blättern. Ich vermisse die leichte Petersilien-Note der vergangenen Woche. Na, Morgen wieder…

Mein Laminiergerät hat sich verabschiedet. Das zweite innerhalb eines Jahres. Ich bin gefrustet. Statt glänzender Folien mit putzigen Bildern drin kommen Zieharmonikas raus, die Florian Silbereisen alle Ehre machen würden. Schade, dabei war ich grad so schön in Schwung, 60 Folien für ein neues Kennenlernspiel zu braten. Nachts um halb 2 trat dann das Gerät in Streik. Ich habe bei der Firma, bei der ich gekauft habe, angefragt, ob sie einen Tipp für mich haben, oder bereit wären, das Gerät zurückzunehmen, aber leider hat noch keiner geantwortet. Nun gut. Ich kann meinen Blick auf den Mangel richten (Laminiergerät kaputt), oder auf den Reichtum. Heute also ein verschärfter Blick auf all den Reichtum, der in dieser Woche zu mir gekommen ist.

Mittwoch wurden die Geburtstagsgeschenke meiner Eltern geliefert. Ein unglaublicher Profi-Drucker sowie ein grandioser Laptop. Whow, ich springe hier hin und her und freue mich! Donnerstag habe ich dann erstmals Seminar-Handouts doppelseitig bedruckt, gelocht und beringt, so dass ich nun zunächst über 12 Handouts verfüge. Das hat mich allein 2 Stunden gekostet, denn dieses Doppelseitige auf vorgedrucktem Briefpapier brachte einiges an Versuch und Irrtum mit sich. Gleichzeitig ist mir klargeworden, dass ich in den kommenden Monaten noch hunderte Dokumente konvertieren muss von Indesign auf PDF. Sonst sind sie für mich verloren. Wie hieß der Typ, der immer einen Stein einen Berg hinaufrollen musste? Sisyphos.

„Und weiter sah ich den Sisyphos in gewaltigen Schmerzen: wie er mit beiden Armen einen Felsblock, einen ungeheuren, fortschaffen wollte. Ja, und mit Händen und Füßen stemmend, stieß er den Block hinauf auf einen Hügel. Doch wenn er ihn über die Kuppe werfen wollte, so drehte ihn das Übergewicht zurück: von neuem rollte dann der Block, der schamlose, ins Feld hinunter. Er aber stieß ihn immer wieder zurück, sich anspannend, und es rann der Schweiß ihm von den Gliedern, und der Staub erhob sich über sein Haupt hinaus.“
– Homer: Odyssee 11. Gesang, 593–600. Übersetzung Wolfgang Schadewaldt

Irgendwie nimmt die Arbeit nie ein Ende.
Meine Aufzeichnungen bezüglich meiner Work-Life-Balance erfüllen mein Herz nicht mit Freude. Ich werde mit allerlei Glaubenssätzen in Bezug auf die Arbeit konfrontiert. Arbeiten, die ich früher nach der Arbeit gemacht habe, zählen nicht als Arbeit. Wa? Also: Waschen, Bügeln, Kochen, Putzen – das ist alles keine Arbeit, weil ich das ja früher nach oder vor oder neben der Arbeit gemacht habe, oder zusätzlich zur Arbeit. Hm. Wie sagt meine Freundin Byron Katie? Ist das wirklich wahr?
Nein, ist es nicht. Fühlt sich aber so an. Also: Das Gefühl ist Scham. Ach… da ist sie ja wieder…

Mittlerweile nimmt auch das Thema „Mediation“ in meiner Aufmerksamkeit einen größeren Raum ein. Zum einen bat mich eine Kollegin, die schon seit zehn Jahren mediiert, um eine Intervision (eigentlich wollte sie Supervision, aber darin fühle ich mich nicht fit. Ja…. ich weiß… kein Gefühl. Gefühl ist unsicher, besorgt, zögerlich). Es könnte sein, dass sich aus dieser Angelegenheit ein Auftrag für ein Kommunikationstraining in einer Firma ergibt. Zum anderen bin ich angefragt, in einer Familiensache zu mediiieren. das klingt spannend für mich.

Dankbar bin ich heute vor allem für die Unterstützung, die ich durch meine Eltern erfahren durfte. Dankbar bin ich auch für eine Rückmeldung, die ich gestern in einem Telefonat bekam. Eine GfK-Freundin hatte eigentlich „nur“ Kontakt halten wollen, und daraus wurde ganz unvermutet eine Anliegen-Arbeit am Telefon. Das Ergebnis war für die Freundin so beglückend, dass sie sich anschließend ganz erfrischt, belebt und gestärkt wahrnahm. „Eigentlich brauche ich gar keinen Urlaub mehr…“. Das sind doch wunderbare Worte, oder? Dankbar bin ich auch für mein schönes Zuhause und für die Gesichtsmassage, die mir gestern zuteil wurde. Nach wie vor ist es schwer für mich, mir schöne Dinge zu gönnen oder sie zuzulassen. Seit einem halben Jahr liegt ein Verwöhngutschein für ein Hamburger Kosmetikhaus in meiner Schublade. Es gab noch nicht mal den Gedanken, ihn einzulösen…
Ich bin meiner Partnerin in der Übungsgruppe dankbar, dass sie mich heute formvollendet davon entbunden hat, zu ihrer Feier zu kommen. Ich nehme mich dermaßen unter Druck wahr, dass ich wahrscheinlich nur mit Bauchschmerzen dort gesessen hätte. Ich bin Christel und meinem Freund Helmuth dankbar, die den Eindruck hatten, ich bräuchte Unterstützung, und die mich einfach angerufen haben. Wie bereichernd! Das erfüllt meine Bedürfnisse nach Gesehen und Gehört werden, nach Empathie, Gemeinschaft und Vertrauen. Ich bin auch dankbar dafür, dass ich ab Montag wieder in Heide zum Einsatz komme. Zwei Wochen Giraffenohren-Urlaubsvertretung – ich freu mich!
So sieht’s aus. Und was ist bei Euch los?

So long!
Ysabelle

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