Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Alle Bedürfnisse zählen

Hallo, Welt!
Am Wochenende hatten wir Seminar und es war großartig und bereichernd. Unter anderem haben wir Transformation von Wut und Ärger gemacht und eine teilnehmende Person hat auf dem Tanzparkett entdeckt, dass sie auch nach 40 Jahren dem Vater nicht sagen kann, was ihr wichtig ist, wichtig gewesen wäre in einer bestimmten Situation. Einfühlung ging nicht und ehrlicher Selbstausdruck ging auch nicht.
Für mich war diese Übung noch mal ein Schlüsselerlebnis. Ja, meine Überzeugung ist, dass alle Bedürfnisse zählen. Heute Morgen sagte jemand zu mir, das höre sich dogmatisch an.

Unter einem Dogma (altgr. δόγμα, dógma, „Meinung, Lehrsatz; Beschluss, Verordnung“[1]) versteht man eine feststehende Definition oder eine grundlegende, normative (Lehr-)Meinung, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich festgestellt wird.

Insbesondere in der christlichen Theologie wird der Begriff Dogma wertneutral für einen Lehrsatz gebraucht, der, unter Berufung auf göttliche Offenbarung, die Autorität der kirchlichen Gemeinschaft bzw. des kirchlichen Lehramts oder auf besondere Erkenntnisse als wahr und relevant gilt. Die systematische Entfaltung und Interpretation der Dogmen wird Dogmatik genannt.

Hingegen wird der Begriff vor allem als Adjektiv (dogmatisch) pejorativ gebraucht von Personen, die die entsprechenden Lehrsätze als nicht hinreichend fundiert ansehen, zum Beispiel weil sie die Lehrautorität der Kirche nicht anerkennen oder weil sie Weltanschauungen und Wertvorstellungen prinzipiell skeptisch gegenüberstehen, die den Anspruch erheben, als allein wahr, allgemeingültig oder verbindlich zu gelten oder gar für alle Zeit gültig zu sein.

Für mich fühlt sich das absolut grundsätzlich an. Ich möchte in einer Welt leben, in der alle Bedürfnisse zählen. Wenn mein Gegenüber nein sagt, ist das ein Nein zur Strategie, nicht zu meinem Bedürfnis. So unterrichten wir es in unseren Seminaren, so möchte ich es auch leben. Es kann Situationen geben, wo eine bestimmte Strategie bei meinem Gegenüber auf ein klares Nein stößt. Und jetzt wird es spannend. Mal angenommen, es geht ums Abendbrot. Ich will unbedingt Pizza essen, mein Mitbewohner hat darauf partout keine Lust. Normalerweise würde ich dann vorschlagen, ok, du kriegst das, worauf du Lust hast und ich kann Pizza essen. Was aber nun, wenn der andere sagt, ich will in meinem Zuhause überhaupt keine Pizza haben? Ist dann die einzige Strategie, die mir bleibt,dass ich nur noch beim Italiener oder auf dem Dom Pizza essen kann?
Reduziere ich das auf die Bedürfnisse, bleibt das Bedürfnis nach Nahrung. Nun sagt ja der andere nicht, ich will nicht, dass du etwas isst. Er sagt nur, „das“ kannst du in unserem Zuhause nicht essen.
Ok, ich möchte dann wenigstens herausverhandeln, dass ich mir zu Hause eine Pizza in den Backofen schieben kann, wenn der andere auf Klassenfahrt ist. Meine Bedürfnisse nach Leichtigkeit und Genuss haben das gleiche Gewicht wie das Bedürfnis des anderen. So möchte ich es leben. Pizza ist eine Strategie, vielleicht meine Lieblingsstrategie. Ich kann auf Pizza verzichten, solange du im Haus bist. Aber ich möchte die Freiheit haben, den Pizzaservice zu bestellen, wenn du nicht da bist. Es kann doch nicht sein, dass ich für immer auf Pizza zu Hause verzichten soll/muss, weil du etwas gegen Pizza hast?

Da kommen dann die Bedürfnisse nach Gesehen werden, Anerkennung und Autonomie ins Spiel. Bei dir höre ich das Bedürfnis nach Respekt, Schutz, Wertschätzung. Ich kann das schon wieder reduzieren auf meinen Lieblingsfilm „Dirty Dancing“: Das ist mein Tanzkreis und das ist dein Tanzkreis. Ich bin sehr willig und bereit, deinen Tanzkreis zu akzeptieren. Und gleichzeitig wünsche ich mir auch, dass mein Tanzkreis akzeptiert wird. Mit der gleichen Ernsthaftigkeit, mit der ich Dir die Erfüllung deiner Bedürfnisse wünsche und mich gern daran beteilige, möchte ich auch meine Bedürfnisse Ernst nehmen und mich für ihre Erfüllung einsetzen. Wenn das ein Dogma ist, dann möchte ich gern daran festhalten.

Ich bin neugierig: Wie sehr Ihr das?
So long!

Ysabelle

Mal wieder: Der Weg zur Hölle…

Hallo, Welt!
Ihr kennt das Sprichwort doch auch: der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert…
Mein aktueller Vorsatz: Ich möchte eine Stunde am Tag das digitale Endgerät durch etwas Analoges ersetzen. Jetzt hänge ich schon wieder seit 8.40 Uhr nahezu ununterbrochen vor dem Rechner, zwischendurch checke ich die Mails am IPad und hatte außerdem ein Skype-Coaching und eine Facetime-Konferenz… Gerade eben habe ich tatsächlich etwas voll Antiquiertes gemacht und ein Fax geschickt!
Und nun möchte ich mir selbst für die kommenden drei Wochen bis zum IIT auferlegen (es sind bestimmt keine drei Wochen mehr), eine Stunde am Tag mit etwas anderem zu verbringen.
Ich könnte endlich den zweiten Socken für meinen Freund Malte, den Säger zu Ende stricken. Oder die XY spannenden Bücher lesen, die sich an meinem Bett und neben mir auf dem Schreibtisch türmen. Ein neues wartet noch auf Abholung im lokalen Buchladen, ich habe es NICHT bei Amazon bestellt, sondern vor Ort!
Ich könnte außerdem mit Menschen in echt reden. Also nicht nur skypen oder Facetimen, sondern tatsächlich Menschen be-such-en. Ich weiß gar nicht mehr, wie das geht…

Vielleicht addiere ich auch erst mal nur die eine Tagesstunde, bis ich genug freie Zeit für einen Nachmittag zusammen habe. Wenn es dann auch noch aufhört zu schütten, fahre ich auf den Golfplatz… wenn… wenn… wenn…

So long!
Ysabelle

Jubel!

Hallo, Welt!
Manchmal ist es einfach wunderbar, direkt an der Quelle zu sitzen. Sylvia Haskvitz, die Autorin des Buches „Ins Gleichgewicht kommen“, wird als Trainerin beim IIT dabei sein und schickt mir schon mal ihre Textunterlagen. Falls ich es zeitlich schaffe, werde ich das eine oder andere versuchen zu übersetzen.

Eben fand ich in meiner Post von ihr einen Text für die Mediation mit Paaren. Oh, das erfüllt mein Herz so sehr mit Freude! Da bricht sie nämlich Konzepte aus der Mediation runter auf GfK-Paarmediation. Besonders gut gefallen mir die folgenden Passagen:

4. My understanding of another person’s feelings and needs does not in any way signify agreement.

Wenn ich die Gefühle und Bedürfnisse einer anderen Person verstehen kann, bedeutet das nicht, dass ich (der Person) zustimme. Yeah! Verstehen heißt nicht „einverstanden sein“.

6. When I hear a statement I imagine could be interpreted as attacking, blaming, criticizing or demanding, I will translate the message into the possible unmet feelings and needs of the speaker.

Also: Wenn sie etwas hört, was als Angriff, Schuldzuweisung, Kritik oder Forderung interpretiert werden kann, wird sie es in vermutete Gefühle & Bedürfnisse übersetzen.

1. Are you willing to agree to be conscious of holding a balance between your needs and the needs of your partner?

Bist du bereit dich darauf einzulassen, eine Balance zwischen deinen Bedürfnissen und denen deines Partners im Auge zu behalten?

Ach, wie schön… wo war die Frau eigentlich voriges Wochenende? Ob sie solche Paarmediationen auch per Skype macht?

So long!

Ysabelle

Ent-Menschlichung

Hallo, Welt!

Am Freitag hatte ich ein Date in der Agentur für Arbeit. Ich kam guter Dinge, aber als ich das Haus wieder verließ, ging es mir echt nicht gut.
Melden Sie sich hier mit Ihrem Personalausweis. Warten Sie dort, bis Sie aufgerufen werden… ok, fast wie beim Zahnarzt. Aber dann passierte irgendeine dunkle Magie. Eine freundliche Mitarbeiterin ordnete mich wieder ins System ein. Zum Schluß hatte ich wieder eine Nummer, einen Stapel Formulare, die mein letzter Arbeitgeber ausfüllen muss, und einen Haufen Anweisungen. Unter anderem wurde mir gesagt, ich müsse mich melden, wenn ich meine kranke Mutter besuchen wolle. Auf meine verblüffte Rückfrage, was das denn solle, bekam ich zur Antwort, ich würde dann ja für die Vermittlung nicht zur Verfügung stehen. Wenn ich morgens um elf ins Auto steige und abends um acht wieder da bin? Merken die noch etwas?
Ich habe versucht herauszufinden, welche Bedürfnisse bei mir da massiv in Mangel geraten sind. Autonomie, brüllt es am lautesten. Aber auch so was wie Individualität. Steht auf keiner Liste, ich weiß. Im Sinne von: guck doch mal auf den einzelnen und frage ihn, wie er was regelt, bevor du so einen Text absonderst. Es wird wirklich Zeit, dass ich all meinen Papierkram für die Selbstständigkeit zusammen habe. Ich bin es so Leid, von allen möglichen Leuten gegängelt zu werden!
Nach dem „Besuch“ bei der Arbeitsagentur kam ich dann gerade noch pünktlich zu meiner eigenen Marketing-Tagung. Das tat so gut, mit Menschen zusammen zu kommen, die in einer vergleichbaren Situation sind, die ebenfalls dabei sind, ihr Leben auf ein anderes Fundament zu stellen. Wir haben im Verlauf des Tages einen Haufen Arbeitsthemen herausgefunden. In dem Team, in dem ich mitgewirkt habe, ging es um Blockaden. Das war ein spannendes Thema. Und abends waren die Beulen, die ich mir bei der Arbeitsagentur geholt hatte, schon kaum noch zu sehen. Wie schön, wenn man mit dem Geist der gegenseitigen Unterstützung, des Sehens und Gesehen werdens in Verbindung kommt! Das schmeckt einfach ganz anders als „Fördern und Fordern“ der Bundesagentur. Gefördert fühle ich mich nicht. Aber fordern klappt bei denen schon ganz gut… Was nicht passt wird passend gemacht…
brrr…. gar nicht mehr dran denken. Lieber freuen an den warmen Rückmeldungen von den Kolleginnen und Kollegen, die zu dieser ersten Marketing-Tagung gekommen sind. Das tut so gut!
so long!
Ysabelle

Lockruf des Sofas

Hallo, Welt!
Heute habe ich tatsächlich vier Stunden auf dem Sofa verbracht. Und jetzt stehen meine Wölfe Spalier. So viel zu tun und du liegst da faul rum… Heute Morgen habe ich mit einer lieben alten Freundin gefrühstückt, die im Gespräch erwähnte, an dieser einen Stelle sei sie schlampig gewesen. Na, da bin ich gleich wieder auf meine Kiste gestiegen um laut zu verkünden, dass solche Äußerungen eine Form der Selbstbeschädigung seien. Ihr zaghaftes „das sehe ich nicht so“ konnte ich nicht stehen lassen. Kein Wunder, wenn meine eigenen Wölfe sowohl Tag- als auch Nachtaktiv sind! Gerade eben liefern sie mir eine umfangreiche Liste, was HEUTE noch alles erledigt werden MUSS. *seufz*

Gestern Abend hatte sich der Bügelkorb bis auf fünf Teile geleert. Davon waren zwei Flanellhemden, die man in den kommenden Wochen nicht so dringend braucht. Heute hatte ich dann mal drei Maschinen Wäsche und schwups, ist der Bügelkorb wieder solide gefüllt. Das ist gerade ein bisschen frustrierend. Eigentlich hatte ich geplant, heute das Bügelbrett – in unserer Familie gern „Mahnmal“ genannt – endlich abzubauen, aber vielleicht schaffe ich es ja Morgen Abend, noch ein Stündchen über die Wäsche zu fiedeln…

Ich möchte heute an mir wertschätzen, dass zu meinen Qualitäten die Umsicht gehört. Für den morgigen Marketing-Tag, den ich für Freunde und Kollegen (und mich) anbiete, habe ich ein paar interessante Informationen zusammen gestellt. Flipchart-Papier, Stifte, Moderatoren-Karten, Zeitschriften-Artikel zu dem Thema… und dabei weiß nicht nicht mal, wie viele Leute wir werden…

Und…. ja, ich möchte auch an mir wertschätzen, dass ich dem Lockruf des Sofas erlegen bin. Seit November 2013 keuche ich meinem eigenen Zeitplan hinterher. Das kommende Wochenende ist das erste wirklich freie Wochenende seit Mitte November. Ich werde wegfahren, am Strand spazieren gehen, den Hund kraulen. Und für die kommende Woche oder vielleicht für die Woche drauf steht der Golfplatz auf dem Kalender. Es ist zu viel, was ich mir auftue. Zu viele Baustellen. Nur für drei Tage will ich mir eine Verschnaufpause gönnen… Mal sehen, ob das klappt…

So long!

Ysabelle

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