Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Marshalls Rezepte: Resilienz durch GfK

Es gibt nur ein Gegengewicht gegen Unglück … und das ist Glück
Erich Fried (* 6. Mai 1921 in Wien; † 22. November 1988 in Baden-Baden), österreichischer Lyriker, Übersetzer und Essayist

Moderator, Friedensstifter, Lehrer für Gewaltfreie Kommunikation – oft ist mir nicht bewusst, das Marshall Rosenberg (Foto) ja noch eine andere Profession hat. Er ist Doktor der Klinischen Psychologie. Und die Rezepte, die er vorschlägt, befördern meine Gesundheit.

Die Resilienzforschung beschäftigt sich damit, wie Menschen mit schwierigen Situationen fertig werden. Trauma, Vergewaltigung, bitterste Armut, Trennung, Verluste – all diese Erfahrungen können verheerende Auswirkungen auf den Menschen haben. Wie wir damit umgehen, was uns stärkt, Mut macht, uns die Kraft gibt weiter zu leben, das interessiert Marshall schon seit vielen Jahren. Und er gibt uns zwei mächtige Instrumente an die Hand, um mit solchen schmerzhaften Situationen besser fertig zu werden.

Selbstliebe ist eines der Zauberworte. Wenn wir das Verhalten anderer – Menschen die uns „verlassen“, „wehtun“, „nicht sehen“ – nicht auf uns selbst beziehen, nehmen wir den Taten ihren Stachel. Was bedeutet das im Alltag? Da gibt es einen Partner, der lieber frei sein möchte. In herkömmlicher Lesart würden wir vielleicht zu dem Schluss kommen, mit uns sei irgendetwas falsch, sonst müsste der andere doch bleiben… Da gibt es den Kollegen, der ständig an unserer Arbeit etwas auszusetzen hat. Wie leicht tappen wir in die Falle, uns selbst für fehlerhaft und unzureichend zu halten. Mit der gehörigen Portion Selbstliebe ausgestattet können wir dankbar erkennen, dass mit uns nichts falsch ist. Die Aussage oder das Verhalten des anderen sagt etwas über ihn und seine Werte und Bedürfnisse, aber nichts über unsere menschlichen Qualitäten.

Das zweite Instrument ist unser persönliches „rosa Tütchen“. Ich habe in den Tiefen meiner Handtasche ein kleines Büchlein, in dem ich all die Dinge notiere, die mein Leben bereichern und glücklich machen. Liebevolle Begegnungen, wunderschöne Momente, warme Worte, die mir gesagt wurden, all das findet Eingang in mein „Rosa-Tütchen“-Buch. In schwarzen Stunden finde ich in meinem Büchlein eine Anweisung dafür, was ich tun kann, um wieder nach vorne zu schauen. Ich kann den Freund anrufen, dessen Humor mir so gut tut, ich kann bei starkem Wind einen Spaziergang machen und mir den Kopf frei pusten lassen, ich kann mir einen Früchtetee kochen und voller Hingabe meine Füße eincremen – welche Strategie auch immer für meine aktuelle Situation hilfreich ist, mein kleines Glückstagebuch gibt mir dazu erprobte Anweisungen.

Mit solchen Anregungen schenkt Marshall uns für Situationen, in denen wir manchmal keinen Ausweg wissen, Handlungsalternativen und Wege zur Selbstwertschätzung. Sie sind die Leiter aus dem Loch, in dem ich mich früher oft gefangen wähnte.

Heute richte ich meinen Blick auf die Dinge, die mir gut tun, und schreibe sie auf. In schwierigen Situationen kann ich auf diese Rezepte zurückgreifen.

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