Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Zahlenmystik

Hallo, Welt!
Gern pflege ich ja das Image, dass ich nicht rechnen kann. Welches Bedürfnis erfülle ich mir eigentlich damit? Vielleicht nach Schutz, damit andere mich nicht fragen, und ich womöglich die Antwort nicht kenne. Vielleicht habe ich auch ein Bedürfnis nach Unterstützung. Bitte hilf mir beim Rechnen… Oder geht es um Ruhe? Damit will ich nichts zu tun haben…? Oder um Verständnis: Schließlich habe ich gesagt, dass ich es nicht kann, dann versteht doch sicher jeder, dass in meiner Rechnung Fehler sind, oder? Leichtigkeit: Ey, rechnen strengt mich so an, könnt Ihr das nicht machen?
Jedenfalls habe ich es mir in dieser Nische ganz gemütlich eingerichtet, einen kuscheligen Sessel und eine Stehlampe reingestellt und kann mich prima dorthin zurückziehen.
Heute nun war wieder mal einer der Termine beim Steuerberater. Mich betreut ein reizender junger Mann, der meine Bedürfnisse nach Respekt, Unterstützung, Verstehen und Vertrauen voll erfüllt. Wenn es nicht gerade ein Besuch beim Steuerberater wäre, würde ich sagen, der Kontakt beglückt mich, natürlich in rein professioneller Hinsicht.
Heute nun gab es drei Situationen, in denen ich wunderbar gerechnet habe. Mein Berater hat sich verrechnet, ich ich hatte das richtige Ergebnis. Da flogen auf einmal Zahlen durch die Luft, von denen ich wusste, dass sie falsch waren. Und bei allen drei Gelegenheiten, bei denen ich nun heute gerechnet hatte, war das Ergebnis richtig.
Ich saß also beim Steuerberater und freute mich, dass ich richtig gerechnet hatte. Und ich fing laut an, mir selbst Wertschätzung zu geben: So schlecht, wie ich immer sage, kann ich anscheinend im Rechnen gar nicht sein. Anscheinend kann ich viel besser rechnen, als ich mir das selber zutraue. Ich möchte noch mal erwähnen, wie zufrieden und froh ich darüber bin, wie gut ich insgesamt mit diesem Buchhaltungskram klarkomme, obwohl ich doch immer wieder denke, ich könne gar nicht rechnen…

Na, das war schon verteilt auf 90 Minuten. aber trotzdem dürfte es auffällig gewesen sein. Ich glaube, dass es für mich gewirkt hat, vor allem das laute Aussprechen und Anerkennen, dass der alte Glaubenssatz nicht zutrifft. Ich fühle mich mutiger und kompetenter (jetzt bitte keine Diskussion darüber, wie man sich fühlt, wenn man sich kompetenter fühlt. Kraftvoll. Punkt.) Und was passiert? Ich entdecke heute Abend eine Rechnung, die komplett falsch ist. Hm, vielleicht nicht komplett (was ist die Beobachtung?). Aber bei einzelnen Positionen hat der Kunde einen falschen Preis bekommen. Hui! Statt jetzt wieder in die alte Schleife einzubiegen „ich kann halt nicht rechnen“ möchte ich feiern, dass ich diesen Fehler entdeckt habe. Der Kunde hat ihn nämlich nicht gefunden und eine überhöhte Rechnung bezahlt. Da bin ich doch heute echt spitze!

So long!
Ysabelle

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