Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Neulich an der Kasse…

Hallo, Welt!
Einer meiner Seminarteilnehmer schrieb mir dieser Tage nach einer Begegnung mit seiner Nichte:

Ich war bei meiner Schwester und da kamen mir neue Fragen zu GfK auf.
Wie erzieht man eigentlich Kinder nach GfK?
Ich glaube, dass ist nochmal ein ganz spezielles Thema!

Da es mir selber nicht einmal im Ansatz gelungen ist, mein Kind gewaltfrei zu erziehen, habe ich an dieser Stelle die Arme hochgerissen und gesagt: Ja, ist ein Thema, aber ich bin nicht kompetent.

Kurz darauf fand ich mich an der Kasse des örtlichen Drogeriemarktes wieder und beobachtete, wie ein kleiner Junge zwischen den Süßigkeiten-Regalen der beiden Kassen mäanderte. Die Aufsichtsperson, vielleicht die Mutter, hatte zwei weitere Kinder dabei und reagierte mit erhobener Stimme. „Komm hier her! Wir kaufen jetzt nichts. Du kriegst genug Süßes zwischendurch!“
Dem Jungen schien das unbehaglich zu sein, dennoch zog es ihn wie von Zauberhand zu den tiefer gelegten Regalen. Dann hörte ich die Mutter sagen: Dann bleibst du eben hier und wir gehen allein nach Hause.

An dieser Stelle dachte ich an den wunderbaren Workshop mit Arnina Kashtan vor einem Jahr und verließ meinen Platz in der Schlange. Ich hockte mich vor das nächste Süßigkeiten-Regal und versuchte, mit dem Jungen Augenkontakt aufzunehmen. „Das ist alles so lecker hier!“, war mein erster Versuch. Er wich zurück, sah mich aus großen Kulleraugen an. „Was isst du denn am liebsten von all diesen Sachen?“ war mein zweiter Anlauf. Sein Blick glitt kurz über die ausgestellten Köstlichkeiten, dann drehte er sich um und ging schnell zu seiner Mutter zurück. Ich fädelte mich wieder an meinem alten Platz in der Schlange ein und hatte genug Stoff zum Nachdenken. Eine Auswahl meiner Überlegungen:

Warum denkst du, du kannst kein GfK mit Kindern? Ist auch nicht anders als mit Erwachsenen. Spiegeln, Empathie geben. Aus die Maus.
Boah, die Mutter war aber genervt. Anscheinend konnte sie nicht verstehen, warum das Kind, das eine gute Grundversorgung mit Süßigkeiten hat, von diesen Regalen so angezogen ist. Was ist ihr Bedürfnis? Effizienz? Ich will mit drei Kindern hier möglichst unfallfrei aus dem Laden kommen? Schutz? Was sollen die Leute denken, wenn der Kleine an der Kasse Theater macht? Verstehen? Wieso will er jetzt was? Zu Hause liegen noch Tonnen von Ostereiern..? Wirksamkeit? Muss ich das jedes Mal wieder neu erklären an der Kasse?

Egal, was das Motiv der Aufsichtsperson war, so zu reagieren. Eines ist mir dadurch mal wieder deutlich geworden: Wir alle brauchen immer zuerst Empathie. Es geht um die Wiederentdeckung unserer Gefühle als Wegweiser zu unseren unerfüllten Bedürfnissen. Und unter diesen Gesichtspunkten kann ich wahrscheinlich auch GfK mit Eltern und Kindern… „It’s all about connection, stupid!“

So long!
Ysabelle

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