Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Das ist GfK…

Hallo, Welt!
Bei meinen üblichen häuslichen Verrichtungen habe ich heute Abend überlegt, was ich in den Blog schreiben könnte. Hmpf. Mir fiel nichts ein.
Ich war schon auf dem Weg ins Bett, als ich mich an ein Telefongespräch gestern Mittag erinnerte.
Eine Freundin erzählte mir aufgeregt von einem Mailwechsel mit einem Mann.
Nachdem ein paar mal Post hin- und hergegangen war, schrieb ihr der Mailpartner:
Ein loyaler Berater – und so sehe ich mich – ist vor Allem an dem Erfolg seines Klienten interessiert, aber in zweiter Linie muss ich auch von irgend etwas leben. Hartz-4 ist keine dauerhafte Lösung. Deshalb brauche ich als Vergütung eine auf meinen Aufwand abgestellte Bezahlung (Honorar=Ehrensold). Ich möchte dich herzlich bitten, dich sportlich und fair zu verhalten – in der Welt im Allgemeinen, und auch mir gegenüber. Schau bitte einmal an, welche Tipps du schon von mir „als Vorleistung sozusagen“ erhalten hast. (Rot markiert – auch unten) „Prüfe Alles und befolge das Gute!“
Und wenn es dir geholfen hat, lass‘ mich bitte auch informativ daran teilhaben. Dein Einmal-Dank ist mir nicht genug. Vielleicht magst du mir später auch irgendwie die zwei Stunden meiner Beschäftigung mit unseren Emails vergüten. Verweigere mir nicht den zweifachen Verdienst an meiner Arbeit, denn jede Schuld will irgendwann beglichen sein.

Die Freundin war geschockt, wütend und in gewisser Weise auch hilflos. Wie kam der Bekannte dazu, plötzlich Geld von ihr zu erwarten?
Wir haben zunächst ein bisschen ihre Bedürfnisse angeschaut. Vertrauen, Klarheit, Sicherheit waren es im wesentlichen. Dann konnten wir aus der Mail ihres Bekannten herausfischen, welche Bedürfnisse er hatte. Anerkennung, Wertschätzung, Unterstützung (geben und empfangen), (materielle) Sicherheit.
Und plötzlich jubelte meine Freundin: Das ist GfK! Jetzt sieht die Welt auf einmal ganz anders aus. Vorher habe ich mich über den Tisch gezogen gefühlt. Aber jetzt kann ich ihm einfach zurückschreiben, dass ich ihm kein Geld geben werde…
Wir haben dann ein Konzept für diese Mail entworfen:
Erst Einfühlung, dann Belehrung.
Sie hat ihm also zunächst zurückgemeldet, welche Bedürfnisse sie bei ihm wahrgenommen hat.
Dann hat sie ihre Bedürfnisse benannt und gesagt, dass sie Klarheit und Sicherheit braucht, und dass es eben im Vorfeld keine Absprache darüber gegeben habe, dass seine Mailantworten kostenpflichtig seien.
Und schließlich hat sie gefragt, wie es ihm mit ihren Zeilen geht.

Ich bin so stolz auf meine Freundin, wie gut sie das hingekriegt hat!
Willst du recht haben oder glücklich sein?
Beides geht nicht.

So long!

Ysabelle

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