Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Wortschätzchen: Frivol

„O, frivol ist mir am Abend“
(Titel einer Show, in Anspielung an das Lied „O, wie wohl ist mir am Abend“)

Neulich stolperte ich in einem Gespräch über den Ausdruck „eine frivole Frau“ und stellte dabei fest, dass unterschiedliche Menschen sehr unterschiedliche Gefühle mit dem Wort verbinden. Also ein perfektes Objekt für ein Wortschätzchen!
Zunächst mal zur Grammatik.
frivol
Adjektiv
Positiv Komparativ Superlativ
frivol frivoler am frivolsten

Silbentrennung:

fri·vol, Komparativ: fri·vo·ler, Superlativ: am fri·vols·ten

Aussprache:

IPA: [fʀiˈvoːl], Komparativ: [fʀiˈvoːlɐ], Superlativ: [fʀiˈvoːlstən], [fʀiˈvoːlstn̩]

Bedeutungen:

[1] frech, schamlos
[2] veraltend: leichtfertig

Herkunft:

lat. frivolus → la > franz. frivole → fr

Synonyme:

[1] anstößig, anzüglich, unanständig
Mit Frivolität bezeichnet man:

* eine mit sexueller Anspielung versehene Mehrdeutigkeit meist schlüpfrigen Charakters
* eine Handarbeit in der Spitzenmacherei, auch Occhi genannt, siehe Spitze (Stoff) #Occhi (Frivolitäten)

Das war doch schon mal aufschlussreich, oder?
Also, ich verbinde mit dem Wort frivol eher Gefühle bei erfüllten Bedürfnissen:
angeregt
aufgedreht
belebt
beschwingt
energiegeladen
fröhlich
gut gelaunt
inspiriert
lebendig
leicht
mutig
schwungvoll
selbstsicher
unbekümmert
unbeschwert
vergnügt
wissbegierig
zärtlich

und meine erfüllten Bedürfnisse wären wahrscheinlich
Autonomie
Selbstvertrauen
Authentizität
Echtheit
Zärtlichkeit
eventuell Gesehen/gehört werden
Heiterkeit
Leichtigkeit
Freude
und auch Spiritualität, obwohl ich gerade dieses nicht begründen kann.

Meine Großmutter war vermutlich jemand, der sich über Marlene Dietrichs Film „Der blaue Engel“ aufregen konnte. Und die Dietrich, aber auch Hildegard Knef waren für sie frivole Frauen. Wenn ich mal nachspüre, welche Gefühle da bei ihr aktiv gewesen sein mögen, komme ich auf
ärgerlich
alarmiert
beklommen
bestürzt
hoppla – da ist wahrscheinlich auch ganz viel Angst im Spiel, denn eine Frau, die sich nimmt, was sie will – die nimmt sich vielleicht auch meinen Mann… Oder sie wird gesellschaftlich geächtet, weil Frau sowas nicht tun darf…
hasserfüllt – so benimmt man sich nicht!
schockiert
unbehaglich
unter Druck – muss ich vielleicht auch so sein?
wütend
zornig

Und welche Bedürfnisse sind bei mir dann im Mangel, wenn ich mit einer „frivolen Person“ konfrontiert bin?
Schutz, denke ich mal als erstes.
Sicherheit
Ordnung
Zugehörigkeit
Vertrauen und damit verbunden wahrscheinlich auch
Selbstvertrauen
Intimität, Nähe, Geborgenheit, wie ich sie verstehe
Harmonie

So ungefähr könnte es für meine Oma gewesen sein.
Ist es nicht spannend, wie sich mit dem Zeitgeist der Geschmack eines Wortes verändern kann? Außerdem fällt mir auf, dass „frivol“ ein Urteil sein kann. Und je nach Standort des Betrachters schwingt Leichtigkeit und Spaß oder Angst und Zorn mit, also Billigung oder Missbilligung. Worte sind doch wirklich faszinierend, oder?

So long!

Ysabelle

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