Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Unter Frauen

Hallo, Welt!
Die Giraffenohren wollen und wollen nicht wachsen.
Normalerweise gehe ich mittags mit vier Männern essen. Wir reden darüber, wie der HSV gespielt hat, ob es noch Versicherungsschutz gibt, wenn man im Winter ohne Winterreifen einen Unfall baut, wie man die Satellitenanlage neu ausrichtet und dass es bei REWE ITunes-Gutscheine zu kaufen gibt. Dazwischen nörgeln wir ein bisschen über das Kantinenessen.
Heute habe ich zwei Mahlzeiten im Kreis von Frauen eingenommen. Ich bin noch immer völlig geplättet über die Gesprächsinhalte. Die Frauen beurteilen sich selbst als zu fett, bezeichnen sich als dumm, untalentiert, ungeeignet, zu blöd. In mir war heller Aufruhr und ich wollte meinen Gesprächspartnerinnen Empathie geben. Aber sie wollten keine. Ja, sie verstanden nicht mal, wovon ich sprach. „Wieso, ist doch nicht schlimm, wenn ich dafür zu blöd bin?!“
Inzwischen habe ich Schübe von tiefer Irritation. Ist es wirklich nicht schlimm, sich so zu titulieren? In meiner Überzeugung fügen wir uns damit Schmerz zu und sind oft so gefühlstaub, dass wir es nicht mal merken. Doch ganz offensichtlich brauchen nicht meine Gesprächspartnerinnen Empathie. Sie scheinen nicht zu leiden. Aber mir geht es schlecht dabei und ich bin auf der Suche nach einem neuen Umgang damit.

Hat einer von Euch einen Tipp für mich?

So long!

Ysabelle

3 Reaktionen zu “Unter Frauen”

  1. MarkusC

    Hallo Ysabelle,

    das klingt als wärst du verwirrt und wüßtest nicht, was du davon halten sollst. Vielleicht auch Zweifel, worauf du jetzt vertrauen kannst?

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche negativen Zuschreibungen ziemlich hartnäckig sein können. Ich habe persönlich Menschen erlebt, die lieber sterben wollten als ihr Selbstbild („ich bin zu dick“) aufzugeben.
    Und ich habe gelernt, dass es sich bei diesen Selbstbildern um sehr vielschichtige Prozesse handelt, die man nich mal eben so transformieren kann. Du hast neulich von Glaubenssätzen geschrieben. Ich glaube, dass sich aus vielen einzelnen Überzeugungen so eine Art Selbstkonzept verfestigt und dabei hilft, den eigenen Platz in dieser Welt zu finden (Orientierung, Sicherheit, Sinn, Glaube, Hoffnung…). Manchmal schützt ein negativer Satz oder „Wächter“ auch vor noch übleren und schmerzhafteren Überzeugungen und wird deswegen nicht aufgegeben.

    Auf jeden Fall hat jede dieser Überzeugungen einen Sinn für die betreffende Person. Du selbst hast ja auch deine Überzeugungen die dich begleiten, manchmal zurückhalten, manchmal antreiben („Die Giraffenohren wollen und wollen nicht wachsen“) und immer für etwas Sorge tragen wollen.

    Hilft dir das ein bißchen oder waren die Erklärungen an deinem Bedürfnis vorbei?

  2. Ysabelle Wolfe

    Moin, Markus,
    Deine Nachricht erfüllt eine Horde Bedürfnisse bei mir, allen voran gesehen und gehört werden, Unterstützung, Klarheit, Wärme, Nähe, Geborgenheit, Harmonie und Spiritualität.
    Übrigens traf ich heute in der S-Bahn Janna, die Du von diversen Workshops kennst. Große Freude meinerseits. Wir haben mal vor fast zwei Jahren zusammen einen GfK-Urlaub gemacht. Die Welt ist klein, und doch auch groß.

    Ein Dankeschön für Deine Unterstützung hinterlässt

    Ysabelle

  3. Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren! » Blog Archiv » Glaubenssätze

    […] Welt! Markus schrieb dieser Tage einen Kommentar, der mich noch immer beschäftigt und freut. Dabei ging es um Glaubenssätze, die tief in uns […]

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