Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Der bessere Chef ist die Chefin. Manchmal.

Hallo, Welt!

Gestern entdeckte ich im Spiegel einen Artikel, der mich sehr angesprochen hat. Ein hochrangiger Mitarbeiter bei Microsoft hat sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen. Vorher galt er in seiner Abteilung als harter Hund, als Frau jedoch findet der neue Führungsstil dieser Person großen Anklang.
Zitat:
Obwohl diese Frage-Antwort-Sitzungen (Erläuterung: in denen die Betroffene vorab die Mitarbeiter über die geplante Geschlechtsumwandlung persönlich informierte) nicht immer einfach waren, betrachtet Wallent sie jetzt als wichtigen Bestandteil ihrer inneren Wandlung. „Hinterher kamen viele Leute auf mich zu und erzählten mir unglaublich persönliche Geschichten von eigenen Erlebnissen, die eine ähnlich tief greifende Auswirkung auf ihr Leben gehabt hatten“, erinnert sie sich. Letztendlich, so glaubt sie, hat ihr neuer Managementstil nicht so viel mit den Östrogentabletten zu tun, die sie täglich einnimmt. Ihrer Meinung nach handelt es sich dabei um ein Nebenprodukt dieser sehr intimen Gespräche mit ihren Kolleginnen und Kollegen. „Diese Gespräche haben mir klargemacht, wie wichtig ein authentischer Führungsstil ist und dass man seinen Mitarbeitern sein wahres Ich zeigen muss – ohne jede Einschränkung“, sagt sie. „Dann fühlen sie sich in ihrem Job wohler.“
Mich haben diese Worte sehr angesprochen. In den vergangenen Monaten habe ich in Abteilungskonferenzen mehrmals darüber gesprochen, wie es mir mit bestimmten Dingen geht, welche Bedürfnisse bei mir unerfüllt sind. Der Kollege, der die Sitzungen leitete, reagierte oft sehr „angefasst“. Ich war selber wegen meines Verhaltens in Sorge. War das noch loyal? im Anschluss an die Sitzungen konnte ich meinem Kollegen oft Empathie geben. Am erstaunlichsten war für mich die Reaktion der anderen Kollegen. Es entstand eine neue Intimität zwischen uns. Wir konnten offener miteinander umgehen, wir haben deutlich mehr Spaß in unseren Konferenzen. Meine Ehrlichkeit schien den Weg freigemacht zu haben für die größere Ehrlichkeit der anderen.
In meinem Erleben ist es bisher nicht so gewesen, dass Ehrlichkeit oder Offenheit im Geschäftsleben besondere Tugenden sind. Ein Professor, der vor einigen Jahren in unserer Abteilung eine Fortbildung leitete, gab mir in der Mittagspause die Rückmeldung, er erlebe mich als unglaublich authentisch. Und damals war ich mir absolut nicht sicher, ob ich das wirklich als Kompliment auffassen sollte oder dürfte. Hieße das nicht zugleich, ich würde mich nicht an dem Maskenball der Geschäftswelt beteiligen? Und war das nicht eine Voraussetzung für erfolgreiches Führen?
Ich persönlich glaube das nicht. Sich zu zeigen, sich verletzlich zu machen ist eine Stärke. Das haben nur die noch nicht erkannt, die über ihre eigenen Verletzlichkeiten noch nichts wissen. So scheint es mir manchmal. Und daraus folgt: Manager brauchen Empathie. Genau wie Mitarbeiter!

So long!

Ysabelle

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