Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit 3. Dezember 2017

Hallo, Welt!
Eben habe ich mir mit dem Hund eine Scheibe Gouda geteilt. Ich saß auf einem kleinen Hocker/Tritt sozusagen auf Augenhöhe und habe von der halben Scheibe kleine Stücke abgerissen und ihm gefüttert. Mit jedem Bissen habe ich ihm gesagt, was er für mein Leben bedeutet. Wie beschenkt ich mich durch seine Anwesenheit fühle, wie er meine Tage bereichert, wie schön es ist, morgens mit ihm eine Runde zu drehen, wie sehr ich es schätze, dass er inzwischen „tauscht“, also Beute gegen Leckerli wieder hergibt … nach dem fünften oder sechsten Brocken liefen die Tränen, ich konnte das Glück körperlich spüren.
Es ist mir ein wichtiges Anliegen, meine Dankbarkeit gegenüber den Menschen auszudrücken, mit denen ich zu tun habe. Dazu zählen meine MitarbeiterInnen, Hunde- und KatzensitterInnen, der Tierarzt und die Bäckereifachverkäuferin, die Mitarbeitende beim Steuerberater oder neulich die Frau bei der Firma, die meine Telefonleitung in Ordnung bringen soll.
In meiner Wahrnehmung erlebe ich nicht viel Dankbarkeit in meinem Umfeld. Gestern erreichte mich eine Mail, die ich als absolute Ausnahme besonders feiern möchte.

deine persönliche Ansprache hat mich sehr berührt. Ich fürchtete schon, so viel von mir zu zeigen. Aber als ich las, dass du mit vielem, von dem, was ich schrieb, im Herzen mitfühlen kannst, brach ich vor meinen kleinen Kindern spontan in Tränen aus. Sie schauten mich ganz erstaunt an und ich erklärte ihnen, wie glücklich es mich gemacht hat, zu hören, dass du mit mir mitschwingen kannst, und dass man auch weinen kann, wenn man glücklich ist.

Das konnte ich so gut nachfühlen, denn ich weine häufiger, weil ich einfach so glücklich bin.

Im Auto habe ich gestern einen unbekannten Anrufer angenommen. Es war ein GFKler, den ich nicht persönlich, sondern nur per Mail kannte. Die Person hatte sich über eine Handlung von mir geärgert und sich entschieden, mich anzurufen, statt mir eine wütende Mail zu schicken. Es dauerte 15 Minuten und wir waren auf dem Weg, wirklich gute Freunde zu werden. Dass so etwas gelingen kann, erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit. Das Rezept: Sich wirklich aufrichtig zuhören. Sich mit dem eigenen Herzen verbinden und mit dem des anderen … Wie wunderbar, dass ich dieses Medikament immer häufiger im Zugriff habe!

So long!

Ysabelle

4 Reaktionen zu “Dankbarkeit 3. Dezember 2017”

  1. Dorothee

    Hallo, wenn ich enttäuscht oder verärgert bin, habe ich eine Blockade zum Herzen des anderen, will dann erst nur mich fühlen und dies auch mitteilen.
    Bei mir braucht es Zeit und Abstand bis ich den anderen sehen kann.
    Will mich deshalb nicht schlecht fühlen…

  2. Ysabelle Wolfe

    Guten Morgen, Dorothee,
    ich bin neugierig, was hinter dem Satz

    Will mich deshalb nicht schlecht fühlen…

    steckt. Hast Du Lust, etwas dazu zu sagen?
    So long!
    Ysabelle

  3. Dorothee

    Danke dass du nachgefragt hast.
    Ich spüre oft den GfK-Anspruch, mich mit dem anderen zu verbinden, ihm zuzuhören, auf ihn einzugehen, sodass ich mich so fühle als wäre ich egoistisch, mindestens ichbezogen, wenn ich dazu noch nicht in der Lage bin und möchte deshalb kein schlechtes Gewissen habe. Erst muss ich mit mir verbinden , auf mich und meine Bedürfnisse achten, mir selbst Empathie geben. In der Phase ist dann oft der Kontakt schwierig, weil ich für den anderen nicht offen bin….

  4. Ysabelle Wolfe

    Hi, Dorothee,
    da legst Du einen Finger in die Wunde. Ich glaube, dieser Anspruch ist falsch verstandene GFK. Selbst die Bibel formuliert: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst (Markus 12,29-31). Es kann nicht darum gehen, dem anderen Empathie zu geben (ihm zuzuhören/auf ihn einzugehen), ohne dass man selbst genährt ist. Marshall nannte das „Empathy from hell“. Die Münchner Trainerin Elisabeth Sachers hat dazu eine sehr krasse Übung (für Fortgeschrittene) entwickelt, in deren Verlauf man körperlich spüren kann, wie „schief“ es wird, wenn man dem anderen Einfühlung gibt, obwohl man selbst noch unter der Decke hängt …
    Die Empfehlung ist, den anderen wissen zu lassen, dass man gerade ein bisschen Zeit braucht, um ein Erlebnis/eine Erfahrung einzuordnen und zu verdauen, und dass man später/in zehn Minuten/in einer Stunde/am nächsten Tag in dieser Sache auf ihn/sie zukommen wird, um darüber noch mal zu sprechen. „Wie ist das für dich? Passt das für dich? Was brauchst du, um diese Zeit gut abwarten zu können?“ NVC is all about connection. Es geht immer nur um Verbindung. Mir selber hilft es in Konflikten zu hören, dass hier nur eine Pause und kein Verbindungsabbruch ist. Wie ist da Dein Erleben in solchen Situationen?
    So long!
    Ysabelle

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