Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Drei Mal täglich GFK

Anwendung steht (nach Wikipedia) für

• allgemein die Verwendung von etwas
• Anwendungssoftware (kurz: App) allgemein, mindestens ein Computerprogramm, das für den Anwender geeignete Funktionen ausführt
• die Verwendung eines Betriebsmittels zur Erfüllung einer Arbeitsaufgabe, siehe Nutzung (Technik)
• eine Art der Verabreichung von Arzneimitteln, siehe Applikationsform
• Anwendung (Lernen), z. B. bei Handlungswissen, das ein Mensch anwendet
• Anwendung (Medizin), die Verabreichung eines Heilmittels bei medizinischen Behandlungen und Kuren

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Hallo, Welt!
Auf dem IIT in Birmingham poppte immer mal wieder die Frage auf, wie man bei bestimmten Themen GFK anwenden könne. Ich schlage vor, als Salbenverband oder als „Heiße 4“, Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte…
Mich macht diese Frage heute ziemlich hilflos. GFK ist keine Software, keine Art der Verabreichung, kein Heilmittel. GFK ist eine Lebensform. Vielleicht passt noch am ehesten:
• Anwendung (Lernen), z. B. bei Handlungswissen, das ein Mensch anwendet
aber auch da bin ich skeptisch, wenn Leute losrennen und sagen, da habe ich mal GFK angewandt. Hört sich an wie Jiu Jitsu oder Karate.
Was ist GfK für mich? Sicher keine Medizin und keine Software. Nicht mal als Skill/Fähigkeit möchte ich GFK einordnen. GFK (Mist, will das noch immer mit kleinem „f“ schreiben…) ist für mich eine Lebenshaltung. Will ich auf die Bedürfnisse in mir und meinem Gegenüber gucken, mich damit verbinden und dann in Verbindung treten oder will ich in meinen Urteilen verharren, den anderen angreifen, kritisieren, in einer zweigeteilten Welt leben? Hier bin ich, und da drüben/hinten bist du…?
Jason, der Organizer des IIT in Birmingham, hat in einer Session etwas geteilt, das mich sehr berührt hat. Er hat gesagt, dass er in manchen Situationen erkennt, dass er (wie auf einem Tennisplatz) auf der anderen Seite des Netzes steht und nur noch die Bälle returniert. Und wenn er wahrnimmt, dass er in diesem Modus ist, gelingt es ihm oft/häufig/immer mal wieder, auf die andere Seite des Netzes zu gehen und sich neben die Person zu stellen, mit der er sich gerade einen Schlagabtausch geliefert hat. By NickStenning [CC-BY-SA-2.0 (http-_creativecommons.org_licenses_by-sa_2.0)], via Wikimedia Commons
Ich liebe dieses Bild. Es bietet mir genau das, worum es für mich in der GFK geht. Ich entscheide mich bewusst dafür, „die andere Seite“ aufzugeben. Ich gebe nicht meine Grenzen auf, ich gebe nicht meine Autonomie auf, ich verabschiede mich nicht von meinen Bedürfnissen, um deine sklavisch zu erfüllen. Ich entscheide mich für eine Welt jenseits von Richtig oder Falsch. Ich entscheide mich dafür, neben dir zu stehen, nicht als dein Gegner auf der anderer Seite des Netzes. Ich habe Vertrauen, dass meine Bedürfnisse zählen, und ich kann mich für sie einsetzen und trotzdem in Kontakt, in Verbindung sein. Marshall hat den Satz geprägt: „NVC is all about connection“. Und damit möchte ich unterwegs sein. Die „Anwendung“ kommt dabei für mich nur dann zur Anwendung, wenn ich zwischendurch in meine alten Verhaltensmuster rutsche. Dann möchte ich mich an das erinnern, was ich gelernt habe, was mir wichtig ist, was mit meinen Werten zu tun hat, nach denen ich leben möchte…

So long!
Ysabelle

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