Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

In der Hundeschule … mal wieder …

Hallo, Welt!
Beruhigend festzustellen, dass ich immer noch dazu lerne …
Gestern Morgen bekam ich um 6:54 Uhr eine Nachricht in einem Whatsapp-Faden:

Guten morgen, heute treffen wir uns in der Hundeschule 😉
LG, Person XY

Ich schrieb um 7:32 Uhr zurück:

…..
Leitet (die Leiterin) das Training?

Um 8:17 Uhr meldete sich noch eine weitere Person, dann war Schweigen in dem Faden.
Ich ging zu um 17 Uhr zum Training in die Hundeschule, grummelnd und unzufrieden, weil ich gern vorab gewusst hätte, wer das Training leitet.

Vor Ort waren Person XY und vier bis fünf HundehalterInnen, die sonst auch bei dieser Gruppe mitwirken. Ich sagte: „Ich habe heute Morgen eine Whatsapp Nachricht bekommen und daraufhin um 7:30 Uhr gefragt, wer heute das Training leitet. Darauf habe ich keine Antwort bekommen. Person XY entgegnete: „Ich war bei der Arbeit und konnte nicht antworten.“
Ich: Nun, die Leitung der Hundeschule hätte ja zwischen halb acht und 17 Uhr mal antworten können.

Person XY: „Die arbeitet auch. Aber du musst ja nicht mit trainieren, wenn es dir nicht passt …“

Da rang ich schon mühsam um Beherrschung und kriegte nur noch ein „Darum geht es überhaupt nicht“ heraus.

Die nächsten zwei Stunden war ich damit beschäftigt, mich über die Reaktion von XY zu ärgern. Warum sie meine Frage als Ablehnung von sich selbst interpretiere … wieso ich nicht einfach eine Antwort haben kann … Ich bin doch nicht verantwortlich dafür, wie andere Leute meine Frage hören … grummel grummel, groll groll …

Als ich dann den Hund nach Hause gebracht hatte, schnappte ich mir eine Tasche und ging noch mal ins Büro. Auf dem Weg dorthin fragte ich mich freundlich, warum ich denn nun so an dieser Antwort zu kauen hatte. Ich kam also endlich weg von Person XY und ihrer Reaktion hin zu MIR und meiner Befindlichkeit.

Zunächst mal habe ich mich gewundert, dass diese „läppische Szene“ so viel Energie für mich hat. Was waren meine Bedürfnisse, als ich morgens die Nachricht abschickte? Klarheit und Wahlfreiheit. Als über Stunden keine Antwort kam, ging es auch um Respekt und Wertschätzung für mich als Kundin. Ich habe eine (berechtigte …) Frage und darf eine Antwort haben. Immerhin handelt es sich um ein Wirtschaftsunternehmen, mit dem ich einen Vertrag habe. Die Antwort „du musst ja nicht mit trainieren, wenn es dir nicht passt …“ erfüllte nicht meine Bedürfnisse nach Respekt, Wertschätzung und Gesehen werden. Statt mich also für meine Bedürfnisse einzusetzen, habe ich meinem Gegenüber die Schuld zugeschoben: Person XY „hört“ falsch, ist zu empfindlich, hat keinen Respekt.

Nachdem ich so weit gekommen war, dämmerte mir allmählich: Person XY hatte vollkommen Recht! Ich brauche kein Training mitzumachen, das mir nicht gefällt, oder das bei mir Wünsche offen lässt. Aber den Mut zu sagen, das Training bei der Leitung gefällt mir besser als bei Person XY, hatte ich nicht.

So einfach war es auch nicht …
Ich mag das Training der Leitung. Ich glaube, dass diese Person sehr viel von Hunden versteht und im Kontakt spüre ich Wohlwollen und Akzeptanz für mich und meinen Hund. Ich bin aktuell wieder mal sehr eingebunden und es fällt mir schwer, Zeit für den Hundesport freizuschaufeln.

Meine Motivation ist ungleich höher, wenn ich weiß, ich trainiere mit einer Person, die mich und meine gewaltfreie Haltung bzgl. Hundeerziehung akzeptiert und die bereit ist, mich zu unterstützen, als mit einer Person, von der ich den Eindruck habe, dass sie mit Schimpfen und Strafen (Hund einsperren) reagiert, wenn ihr Hund nicht wie gewünscht reagiert.

Jetzt hatte ich mich schon durchgerungen zum Unterricht zu kommen, wohl annehmend, dass Person XY das Training leiten würde. Es ging also jetzt nicht mehr ums Gehen. Es ging um Gehört werden und um Wahlfreiheit. Meine eigene Ängstlichkeit hindert mich also daran, Dinge anzusprechen, die ich weniger als wunderbar finde, nämlich dass ich bei der Leitung den Eindruck habe, mehr Akzeptanz zu erleben, und dass ich mir das auch von Person XY wünschen würde. Warum ich das nicht ausgesprochen habe? Es geht mir um Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Unterstützung und Schutz. Meine Haltung ist in dieser „normalen“ Hundeschule sowieso schon exotisch. Ich mag nicht noch mehr von mir zeigen.

Seufz.
Aber immer erst mal auf den anderen rumhacken.
Drei Stunden hat es gedauert, bis ich wieder bei mir angekommen bin. Immerhin BIN ich angekommen. GFK ist nichts für Weicheier, sagt Marshall. Wie recht er hat …

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit, 20.1.2018

Hallo, Welt!
Ich bin ganz schön gut.
Die Empathische Zeit kriegt ein neues Layout und seit drei Wochen quäle ich mich ohne Ende mit den Anforderungen, die das mit sich bringt. Mein Art Director ist der Ansicht, ich müsse mit Stilvorlagen und Absatzformaten arbeiten in einem Programm, in dem ich im November 2011 die letzte Schulung hatte …

Am vorigen Wochenende nun traf ein langer Artikel bei mir ein, der das Herzstück der neuen Ausgabe werden soll. Ich habe jetzt vier Tage gebraucht, um diesen Artikel zu „layouten“, denn das ist ja nicht meine Kernkompetenz. Ich bin Autorin. Und das Künstlerische fällt mir schwer. Zwischendurch hat mein innerer Kritiker mir jegliche Kompetenz abgesprochen und meine Stimmung ist eh seit Wochen im Keller, weil ich mich so schwer tue. Eine Rücksprache mit dem Autor gestern war wieder mal hoch spannend. Ich bat darum, dass die angelieferte Textbreite künftig nur 35 Anschläge beträgt. „Wie macht man das?“ Es ging um die Qualität von Bildern und die Druckfähigkeit. „Ich verstehe das nicht …“

Eben gab es einen Anlass, ein altes Bildmotiv zu bearbeiten, mit dem bisher für ein Jahresabo der Empathischen Zeit geworben wurde. Der Preis stimmte nicht mehr, und auch das Titelbild der neuesten Ausgabe war nicht mehr relevant. Keiner da, den ich fragen konnte. … Na, da habe ich es eben selbst „gestümpert“, sagt der Kritiker. In Photoshop, ein Programm, das ich nie begriffen habe, habe ich den alten Preis wegradiert. Dann habe ich das Bild in Pages geladen und einen neuen Preis eingebaut. Dann habe ich das Titelbild durch ein anderes „ersetzt“, die ganze Chose in ein PDF gewandelt, das PDF in ein Jpeg, das Jpeg beschnitten und schließlich unter neuem Namen in der Shop-Software hochgeladen.

Ok, jemand, der das KANN, hätte das wahrscheinlich nur in Photoshop in der Hälfte der Zeit gemacht. Aber ich hatte einen Plan, ich wusste mir zu helfen. Mit meinen anderen Skills konnte ich das, was ich nicht habe, „ersetzen“, oder eben überbrücken. Auch wenn ich noch immer nicht layouten kann, so bin ich doch kreativ und erfinderisch. Und dafür bin ich gerade dankbar.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 31.12.2017

Hallo, Welt!
Der letzte Tag der Jahres bietet sich an, um auf die 365 Tage zurück zu gucken. Im vorigen Jahr war es mir schwer gefallen, an diesem Tag das Gute in meinem Leben zu feiern. In diesem Jahr fand ich das leichter.

Ich bin dankbar, dass ich in 2017 mit meinem Geld ausgekommen bin und beispielsweise nicht meinen Bausparvertrag anbrechen musste. Zwar hatte ich die letzten drei Monate ziemlich viel Angst und Druck, dass es nicht reicht, und das waren durchaus unerfreuliche Gefühle. Aber letzten Endes hat es gepasst und ich freue mich darüber.

Anfang Januar hatte ich ja einer früheren Kollegin, die in Not geraten war, 1000 Euro geliehen. Bisher konnte sie mir das Geld nicht zurückzahlen. Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung auf den letzten Metern nicht bereuen musste, sondern zurecht gekommen bin. Und das, obwohl ich ja Mitte des Jahres ganz groß meinen runden Geburtstag gefeiert habe …

Ich bin dankbar für eine bessere Verbindung zu meiner Schwiegertochter und das schöne Verhältnis zu meiner Enkelin. Ich bin dankbar, dass Mediation und Supervision in meiner Firma für ein besseres Miteinander gesorgt haben.

Ich bin dankbar, dass wir vier weitere Ausgaben der Empathischen Zeit auf den Weg gebracht haben. Ich erinnere mich an einen ungläubigen Michael Dillo, der mich 2014 fragte: „Woher willst du denn die Themen nehmen?“ Und schon damals war ich sicher, dass DAS nicht das Problem sein würde.

Ich bin dankbar, dass mein Hund seine Operation gut überstanden hat und wir so viel Freude miteinander haben. Das ist glaube ich das allergrößte Plus in meinem Leben. Es ist schön, so viel Liebe schenken zu können und zu empfangen. Wenn ich auch nicht darauf stehe, dass er mir übers Gesicht schleckt …

Ich bin dankbar für die Freundschaften, die mich in all den Jahren begleitet haben. Mein Dank geht nach Bremen und Niedernhausen, nach Braunschweig, Köln, Kiel, Diemarden, Berlin und nach London. Freundschaften bereichern mein Leben und ich habe immer besser gelernt, auch meine Freunde „in Anspruch“ zu nehmen, statt zu versuchen, mit allem allein fertig zu werden. Das möchte ich weiter ausbauen, damit es auch hier Balance und Verbindung gibt.

Meine wichtigsten Vorhaben für 2018:
Ich möchte weiterhin sorgsam mit meinen finanziellen Ressourcen umgehen und mir dazu Unterstützung organisieren.
Ich möchte meinem Bauchgefühl vertrauen und mich nicht immer wieder von anderen Leuten bequatschen lassen, Dinge anders zu machen.
Ich möchte mehr Pausen machen, Urlaub machen und freie Tage einlegen. Ich merke, wie erschöpft ich aus diesem Jahr gehe und so anstrengend soll mein Leben nicht mehr sein.

Und ich wünsche mir ein weiteres wunderbares Jahr mit meinen Freundinnen und Freunden. Möge das Band, das zwischen uns besteht, verlässlich halten.

Und was wünscht Ihr Euch für das neue Jahr?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 29.12.2017

Hallo, Welt!
Man reiche mir eine Lupe. Ich finde es gerade schwierig, mich auf die Dankbarkeit zu besinnen.
Vor ein paar Jahren habe ich mal in Reinsberg ein Holzbrettchen erstanden, auf dem stand in Brandgravur: „Liebe mich am meisten, wenn ich es am wenigsten verdiene. Dann brauche ich es am dringendsten.“ Nun habe ich dem Konzept von „verdienen“ ja abgeschworen, aber ich denke, wir GFKler können das ja auch übersetzen. Vielleicht mit „wenn mein Verhalten oder meine Handlungen am wenigsten dazu einzuladen scheinen“. Übertragen auf die aktuelle Situation bedeutet das: Ich möchte nach den Dingen suchen, für die ich dankbar bin, gerade WEIL ich aktuell so genervt und frustriert bin.
Gestern war ich auf der Trauerfeier für einen Nachbarn, der im Alter von 86 Jahren gestorben ist. Anscheinend war er ein aktiver Sangesbruder, denn auf der Empore der Friedhofskapelle stand ein Chor und sang mehrere wunderbare Lieder über Schiffe und Häfen und die Uhr, die unser Leben regelt … Mir liefen die Tränen – das passiert öfter in letzter Zeit – obwohl ich mich nicht traurig fühlte. Vielleicht gerührt, aber dieses Wort hat irgendwie einen unangenehmen Beigeschmack, als dürfe man nicht gerührt sein. „Rührselig“ scheint irgendwie auch nicht als echtes Gefühl abgespeichert zu sein. (Ich bin aber auch was knöterig im Moment …) Jedenfalls fand ich die Predigt ansprechend und die Musik und die Zeremonie erfüllte mir die Bedürfnisse nach Würde, Wertschätzung und Respekt sowohl für den Verstorbenen, als auch für seine Angehörigen.
Dankbar war ich kurz vor der Trauerfeier, als ich feststellte, dass ich noch (wieder) in meinen schwarzen Hosenanzug passe. Ich sag’s ja: Im Moment muss ich die schönen Dinge mit der Lupe suchen. Jedenfalls fühlte ich mich in dem Anzug wohl und „richtig“ angezogen.
Unter großen Schmerzen haben meine KollegInnen und ich entschieden, eine Veranstaltung abzusagen, in die wir viel Herzblut gesteckt haben. Es gab nicht genug Anmeldungen, um die Kosten auch nur annähernd zu decken. Wir haben uns echt schwergetan mit der Entscheidung. Gestern Abend habe ich die Informationsmail dazu rausgeschickt, heute Morgen gab es die ersten Reaktionen. Zu meiner Freude waren sie wohlwollend und verständnisvoll. Das tut gut. Tatsächlich hatte ich die Befürchtung, dass wir beschimpft werden oder ähnliches. Da ist ein bisschen Verständnis echt Balsam.
und dann möchte ich meinen Freund Peter feiern, der mit seiner tatkräftigen Art mein Leben bereichert. Ich bin anscheinend zu blöd, (Mann, bin ich schlecht drauf zur Zeit!), das Thermostat an der neuen Infrarotheizung richtig zu bedienen. Und schwups, schon hat Peter zugesagt, heute vorbeizukommen und sich das einmal näher anzusehen. Seufz. Was für eine Erleichterung!
So, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Hab ich schon drei mal heute Morgen, aber die Arbeit wird einfach nicht weniger.
So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 25.12.2017

Hallo, Welt!
Ich lebe wieder! Heute habe ich voller Genuss durch die Reiseseiten im Internet „geblättert“. Ich brauche Urlaub. Und ich werde Urlaub haben! Bei den Hurtigruten gibt es eine Zeitschiene, wo man als Single keinen Aufschlag für die Kabine zahlen muss. Da werde ich gleich ganz unruhig und kratze mit den Hufen.
Das Familien-Fest habe ich relativ unbeschadet überstanden und morgen werde ich auch die Geschenke auspacken, die hier in den vergangenen Tagen gelandet sind. Bisher gab es dafür noch keine Energie. In diesen Tagen ist mir meine Mutter so nah – oh, ich fürchte, ich wiederhole mich. Jedenfalls spüre ich eine tiefe Dankbarkeit für alles Gute, das ich in ihren letzten Lebensjahren von ihr entgegen nehmen durfte.
Dankbar bin ich auch, dass der 24.12. „unfallfrei“ über die Bühne gegangen ist. Keine familiären Katastrophen, kaum Schreierei und ein friedliches Miteinander.
Dankbar bin ich auch dem Adventskalender-Team um Torsten Hardiess. Florian hat dafür gesorgt, dass die Geschichte, die ich geschrieben habe, von einem wunderbaren Sprecher eingelesen wurde. Ich hatte Gänsehaut beim Zuhören. Eine tolle Überraschung!
Heute bin ich mir dankbar, dass ich kochen kann. Ich mache es nur noch selten, für mich allein finde ich es mühsam. Aber heute habe ich mir die Reste des Puters vorgenommen, den wir gestern als Festtagsbraten hatten. Es war noch so viel Fleisch da! Jetzt badet es in einer leckeren Sauce, an der nur noch ein Schuss Sahne fehlt, im Tiefkühler. Wenn demnächst Besuch kommt, brauche ich es nur rauszuholen und aufzuwärmen. Für Morgen ist auch noch eine Portion da.
Dankbar bin ich auch, dass Fontane inzwischen mehrmals auf den trainierten Rückruf reagiert hat. Selbst heute, als er mit einem jungen Boxer spielen wollte, kam er auf bei „Aloha“ quer durch den Park angerannt. Ich bin so stolz auf ihn!
Dankbar bin ich auch für die Nachrichten. Gefühlt immer zu Weihnachten häufen sich die furchtbaren Meldungen. Diesmal hat ein Erdrutsch ein Tal abgeschnitten, aber niemand wurde verletzt, ein Bus raste eine Treppe runter, aber es war kein Terroranschlag, sondern technisches Versagen. Ich wünsche allen Menschen auf der Erde Weihnachtsruhe in Frieden und genug zu essen. Und ich bin dankbar, dass Morgen noch keine Arbeit auf dem Plan steht.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 23.12.2017

Hallo, Welt!
Die Post scheint dieses Jahr ein echtes Thema für mich zu sein. Gestern holte ich aus dem Briefkasten eine Traueranzeige. Mein Nachbar von gegenüber ist gestorben, vier Tage vor Weihnachten. Er wurde 86 Jahre alt. Die Trauerfeier findet am kommenden Donnerstag statt. Ich finde es fies, über die Feiertage einen Angehörigen im Kühlhaus zu haben, aber so ist das Leben.

Vor ein paar Tagen hatte ich im Blumengeschäft einen Strauß für das Grab meiner Mutter vorbestellt. Vorhin bin ich schnell vorbeigegangen, um die Blumen abzuholen. Als meine Lieblings-Floristin die Tulpen aus dem Wasser zog, brach ich mitten im vollen Laden in Tränen aus. Solange ich denken kann, gab es in meiner Familie zu Weihnachten die ersten Tulpen. Das hier war der letzte Weihnachtsstrauß, den meine Mutter 2014 bekommen hat. Seither bringe ich die Tulpen zu ihr ans Grab. Ich bin so dankbar, dass der Verlauf ihrer Krankheit es uns ermöglicht hat, all unsere alten Konflikte zu beenden und uns wieder in Liebe zu verbinden. Das ist eines der Dinge, für die ich in meinem Leben am meisten dankbar bin. Wir haben nichts unter den Teppich gekehrt oder zugekleistert und konnten uns trotzdem ganz neu einander zuwenden.

Meine Weihnachtsbriefe habe ich tatsächlich rausgekriegt. Im Nachhinein fielen mir noch ein paar Herzensmenschen ein, deren Karte nun erst gestern in die Post ging, aber Berlin und Hamburg haben schon Rückmeldung gegeben, dass die Post angekommen ist. Eine Rückmeldung kam per Whatsapp:

Hallo Claudia, dein Märchen ist sehr schön, mir sind nach der Lektüre noch einige Lichter ausgegangen?

Das ist ja mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte.
Gestern hatte ich ein aufwühlendes Telefonat mit meiner Freundin Lorna. Danach fühlte ich mich 15 Kilo leichter. Das erste Mal seit einer klinen Ewigkeit habe ich mich ganz entspannt und ohne Druck wahrgenommen. Die Aussicht, mit Montag und Dienstag zwei freie Tage zu haben, stimmt mich zufrieden und dankbar. Die Schneiderin konnte Fontanes Wintermantel retten und hat ihn für acht Euro repariert. Ich habe so viele Gründe zu feiern! Heute Morgen waren wir zusammen im Park. Obwohl ich mir vorgenommen hatte, ihn dort nicht mehr frei laufen zu lassen, habe ich ihn zwischendurch von der Leine genommen. Wir trainieren zurzeit für den doppelten Rückruf. Und drei Mal ist Fontane auf mein geschmettertes „Aloha“ mit der süßesten Stimme der Welt zu mir zurückgekommen und überschwänglich gelobt und belohnt worden. Dafür hebe ich jetzt extra die Leberwurst-Leckerlis auf, die er so liebt …

Nun also heute noch zum Friedhof und die Fischplatte abholen, Morgen diesen Puter zubereiten und das Familienfest hinter mich bringen, und dann ein bisschen Zeit für mich … und Fontane … ein guter Plan für die Feiertage!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 21.12.2017

Hallo, Welt!

Gerade bin ich über ein Filmchen gestolpert, in dem gezeigt wird, wie die Kauknochen für Hunde hergestellt werden. Ich schwöre, so was kommt mir nie wieder ins Haus. Dann kann ich Fontane ja gleich den Inhalt der Hausapotheke vermischt mit sämtlichen Badreinigern und abgeschmeckt mit Pflanzendünger eintrichtern. Gruselig! Ich bin den Leuten, die über solche Sachen aufklären, echt dankbar!

Gestern hat mal wieder die Kraft nicht gereicht, um noch einen Blogbeitrag zu schreiben. Ich hatte Dienst im Shop und während ich im Lager war, wurde hier zu Hause endlich der Weihnachtsgruß aus der Druckerei angeliefert, der am 15.12. eintreffen sollte. Voll genervt habe ich ab 19.00 Uhr die vorbereiteten Umschläge bestückt und bin um 20.30 Uhr die 25 km nach Haferflockenhausen gefahren, um die Post dort in den Nachtbriefkasten zu bringen. Als ich vor der gelben Kiste stand, sank meine Stimmung in den Keller. Letzte Leerung 20 Uhr. Nächste Leerung 15.30 Uhr. Und dafür diesen ganzen Aufriss! Ich war erst nach 22 Uhr zu Hause, restlos erschöpft. Die Fahrt hätte ich mir sparen können.

Heute Abend bekam ich eine Whatsapp-Nachricht von einem alten Freund, der hinter Hamburg wohnt. Oh Wunder! Er bedankte sich für den Weihnachtsgruß von mir. Huch! Da hat wohl vorige Nacht ein Heinzelmännchen ein Einsehen gehabt und den Briefkasten außerplanmäßig geleert. Danke, liebes Heinzelmännchen!

Heute Abend nun fand die Weihnachtsfeier meiner GFK-Übungsgruppe statt, die in der vorigen Woche wegen meiner Erkältung ausfallen musste. Wir haben sehr lecker gegessen und drei Stunden in sehr netter Runde verbracht. Wir haben diese Vertellis gespielt, von denen ich neulich schon berichtet hatte, und so war unser Tischgespräch alles andere als banal und gleichzeitig kurzweilig.

Morgen wird noch mal besonders stressvoll und an Heiligabend mag ich gar nicht denken. Blöderweise habe ich „hier“ geschrien, als es darum ging, die Aufgaben für den Weihnachtsabend zu verteilen. Jetzt bin ich dran, den Puter zu füllen und zu braten und für die Fischplatte als Vorspeise sorge ich auch noch. Blöde Idee. Aber danach habe ich zwei Tage „frei“, bis es dann wieder in die Tretmühle geht. Hoffentlich hat sich bis dahin die Erkältung verabschiedet. Ich bin es leid, lauter zu bellen als mein Hund.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 18.12.2017

Hallo, Welt!
Gestern hatten wir Firmenweihnachtsfeier und als wir zurück kamen, war ich so erschöpft, dass es kräftemäßig nicht mehr für eine Dankbarkeitsmeditation gereicht hat. Wir haben ein schönes gemeinsames Essen genossen, waren anschließend im Theater und haben uns schimmelig gelacht. Diesen Teil unseres gemeinsamen Ausflugs habe ich sehr genossen. Andere Sachen waren weniger als wunderbar. Aber darüber gucke ich heute hinweg.

Frustriert warte ich auf ein Weihnachtsgeschenk aus der Druckerei. Es sollte am 15.12. hier sein, bis jetzt ist es noch nicht mal aus der Produktionsabteilung raus. Wie kann ich daraus noch Dankbarkeit quetschen? Mir fällt gerade nichts ein.

Ein handgeschriebener Weihnachtsbrief von mir liegt neben mir. Er geht an meinen Freund Michael in London. Und rechts neben mir liegt ein Stapel Weihnachtsbriefe mit einem Mini-Jahresrückblick. Nicht handgeschrieben, aber trotzdem von Herzen. Ich möchte damit denjenigen meine Wertschätzung ausdrücken, die mich durchs Jahr begleitet haben. Da ich noch längst nicht fit bin, dachte ich, ich nutze die Zeit, in der ich nicht arbeitsfähig sind, für etwas Schönes. Und die Rückschau auf schöne Dinge macht ja auch dankbar.

Ihr sucht noch einen Spieltipp für die bevorstehenden Feiertage? Eine meiner Mitarbeiterinnen brachte zu unserer Weihnachtsfeier die neuen Vertellis-Karten mit. Während wir auf das Essen gewartet haben, haben wir uns durch die Karten gequatscht und waren alle sehr angetan. Also auch ein Stück Dankbarkeit für dieses Erlebnis.

Wer mich zurzeit anrufen will, spricht bitte besonders laut mit mir. Ich habe den Eindruck, mein Gehör ist flöten gegangen. Denn die Nachrichten im Fernsehen laufen gerade auf doppelter Lautstärke. Hat auch seine Vorteile, dann höre ich den Hund nicht bellen, wenn der Postbote klingelt …

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 16.12.2017

Hallo, Welt!
Ein Tag, der es in sich hatte, liegt hinter mir. Bis auf einen Mittagsschlaf war ich wieder auf den Beinen, aber ich merke schon, dass das noch recht wackelig ist. Weil ich wusste, dass ich einen langen Abendtermin hatte, habe ich mir mittags viel Zeit mit Fontane genommen. Er hat nun auch noch seinen letzten Ball verspielt und ohne vorheriges Kommando einen unsichtbar versteckten Futterbeutel gefunden. Nach über einer Stunde auf der Docke zog es mich dann Richtung Bett. Wie so oft begleitete er mich ohne Leine Richtung Deichtor. Und dann …
… sah ich links von mir zwei Menschen und einen kleinen Hund, Format Jack Russell. Fontane löste sich von mir und lief rüber zu den Leuten. Ich kriege die Reihenfolge nicht mehr sortiert, ich glaube, deren Hund war erst frei und wurde dann angeleint und dann noch mal wieder freigemacht, um wieder angeleint zu werden. Das würde ich aber so nicht beschwören.
Die Leute riefen mir zu, „ist das ein Rüde?“, und als ich bejahte, sagten sie, „oh, unsere Hündin wird demnächst läufig.“ Ich ging weiter durch das Gatter den geteerten Weg zur Deichkrone hoch und rief den Leuten sinngemäß zu, „der Hund ist sehr auf mich fixiert, wenn er sieht, dass ich weggehe, kommt er nach.“ Mir war total klar, dass es überhaupt keinen Sinn hatte, Fontane jagen zu wollen. Das hätte er nur für ein tolles neues Spiel gehalten.
Als ich immer noch rufend über die Deichkrone verschwand, Leckerli in der Hand für den Rückkehrer, kam Fontane tatsächlich angeschossen, aber bevor ich ihn auch nur greifen konnte, hatte er sich das Leckerli geschnappt und rannte den Weg zurück zu dem Hundemädchen. Dann hörte ich die Leute unten rufen/schreien, und dachte, da gehste besser mal schnell hin. Schon auf 50 Meter Entfernung wurde ich lautstark „angefeuert“, mich schneller zu bewegen. Ich möchte dazu sagen, es gab für keinen der Beteiligten zu keinem Zeitpunkt eine echte Gefahr. Weder hatte Fontane versucht, jemanden zu beißen noch war er aufgeritten, zumal die Leute die kleine Hündin zwischendurch immer auf den Arm nahmen. Da tobte ein junger Hund begeistert um eine Hündin herum, die „demnächst“ läufig werden würde.
Die Beschimpfungen des Mannes wurden heftiger und in seiner Wut versuchte er ständig, Fontane zu treten. Als wir nur noch etwa fünf Meter voneinander entfernt waren, gelang es mir mit ruhiger Stimme zu sagen: „Ich möchte Sie bitten, nicht mehr nach dem Hund zu treten. Mir ist klar, dass Sie in Sorge um Ihre Hündin sind, aber bitte treten Sie nicht mehr nach meinem Hund.“ Den folgende Wortschwall mit einem Mix aus „asozial“ „unverantwortlich“ und ähnlichen Attributen konnte ich besser ertragen als seine Versuche, mit Fontane zu kicken. Zum Glück war der Hund viel schneller als der Mann.
Es gelang der Frau und mir, die kleine Hündin als „Lockmittel“ zu benutzen, Fontane heranzulotsen und ihm die Leine anzulegen. Dann trennten sich unsere Wege. Der Mann schimpfte nach wie vor in meine Richtung. Ich rief ihm zu (völlig überflüssig, ich weiß!), „Der Hund geht in die Hundeschule, aber er ist noch zu kein, um das zu können. Er ist erst anderthalb!“. Ich erinnere noch zwei Sätze von der Frau, „kannst du jetzt mal aufhören“ und „können wir jetzt mal in Ruhe weiter gehen“. Fontane war von allem total unbeeindruckt, aber ich war so fertig, dass ich anschließend erst mal meinem Hunde-Coach Marion in den Telefonhörer weinen musste.
Wofür bin ich dankbar? Dass ich auch in dieser für mich wirklich belastenden und beängstigenden Situation in der Lage war, den Mann empathisch anzusprechen und seine Besorgnis um die eigene Hündin zu sehen, die ihn dazu brachte, sich so zu verhalten. Ich habe mich wirklich durchgängig in „der Haltung“ wahrgenommen, trotz meiner Not.

Zum Zweiten möchte ich den Beistand feiern, den ich durch Marion hatte. Zumindest konnte sie meine Aufregung und meine Besorgnis nachvollziehen, auch wenn Schimpfen auf einen der Protagonisten nicht mehr das ist, was MICH wirklich ent-lastet. Aber es ist wunderbar, jemanden anrufen zu dürfen und für das eigene Verhalten Wohlwollen zu finden. Ein „was lässt du ihn auch ohne Leine laufen“ hätte die Situation nicht besser gemacht. Wir sind jetzt zum Rückruf-Training verabredet.

Achtung, Vegetarier und Veganer, wegsehen!
Nach diesem Stress bin ich ins Bett gekippt und habe mir einen Wecker gestellt, denn abends stand noch eine Veranstaltung bevor. Meine langjährigen Tageseltern hatten zur Feier ihrer Goldenen Hochzeit eingeladen. Die Tische bogen sich auf norddeutsche Art. Hochzeitssuppe, viererlei Fleisch, Rotkohl, Roenkohl, frischer Blumenkohl mit brauner Butter, Erbsen- und Wurzelgemüse, Kartoffeln, Kroketten, braune Sauce, und hinterher noch Eis mit heißen Kirschen.

Es war tatsächlich eine Veranstaltung „in Familie“, zwei Töchter und Ehemänner, vier Enkel zwischen 17 und 24 mit ihren jeweiligen PartnerInnen und einige wenige alte Freunde. Und dazwischen: Mein Sohn, seine Frau und ich. Da war er auf einmal (wieder) genau so Kind wie vor 30 Jahren. Zwischendurch realisierte er, dass eine seiner Ziehschwestern demnächst Silberhochzeit feiern würde. „Jetzt fühle ich mich alt!“, meinte er entsetzt.

Einer der Schwiegersöhne unterhielt mich den ganzen Abend. Wir hatten uns annähernd 20 Jahre nicht gesehen. Erstaunlich, wie jemand den ganzen Abend erzählen kann, ohne einmal wirklich in Kontakt mit dem Gegenüber zu gehen. Nicht dass ich mich gelangweilt hätte. Aber auf Dauer finde ich Aussagen zu Autos, Hundeerziehung, Fahrleistungen und ähnliches doch ziemlich unverbindlich. Das mag seinen Sinn haben, ich hätte tatsächlich gern mehr von meinem Gegenüber erfahren. Kurze Blitzer gab es, aber vielleicht war auch die Situation am Tisch nicht allerbestens geeignet, um tiefer zu gehen …

Ich bin heute dankbar für dieses mühelose Anknüpfen an Familienbande. Wir gehörten wirklich dazu, und das fühlte sich wunderbar an. In einer Zeit, in der sich meine eigene Familie mehr und mehr dezimiert, habe ich dieses Eintauchen in drei intakte Ehen, vier „gelungene“ Kinder und das freundliche herzliche Miteinander inklusive schiefem Ständchen und Ehrentanz für das Jubelpaar zutiefst genossen.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 15.12.2017

Hallo, Welt!
Es gibt Momente, da fällt es mir so sauschwer, dankbar zu sein. Gerade läuft in der Außenwelt mal wieder so viel schief und am liebsten würde ich mich auf den Boden schmeißen und mit den Fäusten trommeln. Schuld sind natürlich immer die anderen und ich kann ja gar nichts dafür … Leider bin ich noch immer so schlapp und erschöpft, dass die Kraft nicht reicht, um auf den Boden zu trommeln. Doof, nicht mal das klappt.

Person A erledigt einen Auftrag, das Ergebnis gefällt mir nicht. Ich kontaktiere A mit der Bitte um ein Videogespräch. Als Antwort kriege ich den geplanten Tagesablauf von A mit der Option, JETZT ein Autotelefonat zu führen. Das passt für mich nicht, da ich die Ablenkung durch das Autofahren bzw. die Verkehrsgefährdung durch die Ablenkung durchs Telefonieren nicht will. Ich melde also zurück: Ich schlaf dann erst mal. Es kommt keine weitere Kontaktaufnahme, keine Rückkehr zum Thema, nix. Ich frage also nach und erhalte die Info, Person A ist auf der Autobahn auf dem Weg nach Takatukaland, wo weder ein geeigneter Rechner noch das passende Programm zur Verfügung steht, um das angesprochene Problem zu lösen. Arrrgggggghhhhh …. Unerfüllte Bedürfnisse: Respekt, Wertschätzung, Verbindung, Sicherheit, Gesehen werden, so was wie Vertragstreue. Mist, steht wieder in keiner GFK-Liste. Also: Sicherheit, mich auf den anderen verlassen können.

Person B erledigt eine klar umrissene Aufgabe. Schicke Produkt XXXX an Kunden &$. Gestern abend ruft mich der Kunde an. Das Produkt besteht aus vier Teilen, der hat nur zwei bekommen.

Noch Fragen? Unerfüllte Bedürfnisse: Sicherheit, Vertrauen.

Eine Bestellung kommt rein. Ein Kunde möchte drei mal das gleiche Produkt. Da fällt Person F auf, nanu, das Produkt ist ja gar nicht mehr da! Zitat:

Ich hab sehenden Auges den Schwund zugelassen, ist mir durchgerutscht, ?dachte immer, das wär so selten..

Ich kann die Liste der Pannen und Missglücke fortsetzen, das bringt nur keinem was. In hierarchischen Systemen, zum Beispiel in meiner Ursprungsfamilie, wäre ich als „Täterin“ jetzt einfach zusammengebrüllt worden, je nach Schwere des Vergehens auch verprügelt. Das war ja in den 50ern und 60ern durchaus üblich und ist ja bis heute nicht ganz aus der Mode gekommen. Im Berufsleben durften wir antreten und uns beim Chef einen Anschiss abholen. Mir dämmert gerade, welche Gefühle dabei in Chef oder Mutter lebendig waren: Ohnmacht und Hilflosigkeit, je nach Situation vielleicht auch noch Angst und Trauer. Das entspricht in etwa dem Gefühlscocktail, mit dem ich gerade unterwegs bin. Und es gibt diesen Impuls, anderen die Schuld zu geben. Du, Du, Du, Du …

Wie kann es sein, dass dieses Schuld-Dingsbums so verdammt tief in uns verankert ist? Dass die erste innere Reaktion auf diese unerwünschten Gefühle immer wieder der Zeigefinger auf den anderen ist … DER war’s! Mein Kollege Matthias Albers bezieht sich dabei gern auf Schamkultur und Schuldkultur:

Die Begriffe Schamkultur und Schuldkultur bezeichnen einander gegenübergestellte Konzepte, die Kulturen danach unterscheiden, ob diese sich eher äußerer (Scham) oder innerer (Schuld) Instanzen für den Umgang mit Fehlverhalten zur Konfliktregulierung bedienen. (Der Erfinderin) Ruth Benedict zufolge beruhen „Schamkulturen“ auf einer äußeren Instanz, welche Fehlverhalten sanktioniere. Schamgefühle entstünden als Reaktion auf Kritik oder Bloßstellung von außen. In einer „Schuldkultur“ sei dagegen diese Autorität verinnerlicht. Schuldgefühle entstehen im Selbst, welches sich in eine schuldige und eine beschuldigende Instanz aufspalte.

Diese Theorie soll umstritten sein, wieso, benennt der Wiki-Artikel nicht.
Also: Wir hier im Westen haben das Konzept von Schuld internalisiert.

Im „westlichen“ Denken schließe im Falle des Verstoßes gegen ein gültiges moralisches Gebot ein Schuld-Diskurs an. Im Falle des Verstoßes gegen ein gültiges moralisches Gebot oder gegen geltendes Recht werde eine Schuld der handelnden Person konstatiert, wenn sie das Gebot oder Gesetz kannte oder hätte kennen müssen und wenn es in ihrer Macht lag, das Gebot oder Gesetz zu befolgen. Der Schuldvorwurf gelte in moralischen und rechtlichen Kontexten als eine wesentliche Voraussetzung für die Zuschreibung von Verantwortung sowie für eine Bewertung des Handelns zum Beispiel durch Lob, Tadel, Belohnung oder Strafe.

Zurück zur Ausgangsfrage: Wofür bin ich dankbar?
Ich bin dankbar, dass ich mich heute anderen Menschen gegenüber nicht mehr in einen brüllenden Godzilla

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verwandeln muss sondern dass ich immer häufiger die Wahl habe, wie ich mich verhalten möchte. Ich kann Sachen ansprechen, die schief gelaufen sind, ohne auszurasten oder mich klein zu machen (Rebellion oder Unterwerfung). Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 14.12.2017

Hallo, Welt!
Sorry, ich bin krank, daher nicht so richtig dankbar. Den zweiten Tag ernähre mich mich jetzt von Hühnersuppe und habe alle Termine bis Samstagabend abgesagt. Zwischendurch geht es ganz gut, aber 20 Minuten Hundespaziergang reichen, um mich mit weichen Knien nach Hause taumeln zu lassen. Vom vielen Husten schmerzt das Zwerchfell und die Ohren piepen. Ich verkneife mir die Frage, womit ich das verdient habe.
Ist jemand unter Euch, der Fliederbeersaft richig gern mag? Ich kriege ihn runter, aber lecker geht anders. Dann schon lieber heißes Bier mit Zucker, ein altes Musikerrezept. Aber ich hab kein Bier im Haus und werde damit nach 12 Jahren auch nicht wieder anfangen. Irgendwie muss diese fiese Erkältung auch so weggehen.

Dankbar bin ich für meine Hausapotheke, die immer was für Erste Hilfe in solchen Fällen hergibt. Nasentropfen, Lutschtabletten geben Halsschmerzen und Brausetabletten-Schleimlöser. In den Tiefen der Arzneikiste schlummert mein Wundermittel: Paracetamol mit Codein. Ich glaube nicht, dass das heute noch frei verkäuflich wäre. Als Verfallsdatum ist auf der Flasche 2001 angegeben, aber was soll schon passieren mit trocken gelagertem Paracetamol? In manchen Sachen bin ich ja hart im Nehmen. Das gilt auch bei Eiern, die schon ziemlich lange im Kühlschrank lagern, oder Jogurt. Solange das Zeug nicht seltsam riecht oder seine Konsistenz verändert hat, esse ich es. Meist. Jedenfalls, wenn es mir so klöterig geht wie im Moment. Dann feiere ich meine Schätze und freue mich, nicht noch in die Apotheke wanken zu müssen. Vor allem am Wochenende und nachts!

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 12.12.2017

Hallo, Welt!
Neben mir liegt ein gelbes Briefchen. Innen liegend ein sehr unscharfes Foto und ein paar nette Zeilen. Eine Teilnehmerin eines Workshops im August bedankt sich für den Tag und die Dinge, die sie gelernt hat. Wow! Das wärmt mein Herz.

Leider liegt noch ein zweiter Brief auf meinem Schreibtisch. Ein ebenfalls ziemlich schlechtes Bild von mir ist darauf abgedruckt und mir wird mitgeteilt, ich sei statt der erlaubten 50 km/h 56 km/h gefahren. Man bietet mir 15 Euro Verwarngeld an. Da komme ich ja noch glimpflich davon. Und dafür kann man doch auch dankbar sein.
Vor einer Stunde erreichte mich die Nachricht einer Freundin – aus dem Krankenhaus:

Autounfall. Totalschaden. Nicht schuld. Untersuchungen laufen. Muss da bleiben.

Schon erstaunlich, für was man alles dankbar sein kann … zunächst mal bin ich dankbar, dass sie bei Bewusstsein ist und offenbar noch schreiben kann. Dann muss ich lächeln, dass auch hier die Schuldfrage anscheinend eine wichtige Rolle spielt. Und dann bin ich gerührt, dass sie mich noch am gleichen Tag informiert. Danke, liebe Freundin, und gute Genesung! Mögest Du bald wieder auf eigenen Beinen das Krankenhaus verlassen können!

Als ich gerade den Hund um die Grünanlage zerrte, schleuderten mir ein paar Autos entgegen und ich war froh, dass ich es nur ein paar hundert Meter zu Fuß nach Hause hatte. Hier funktioniert die Heizung, der Kühlschrank ist gut gefüllt und mein Bett wartet auf mich. Hoffentlich schlägt der Hustensaft aus Thymian Extrakt an, damit ich nicht noch eine Nacht mit dem Hund um die Wette belle …

So long!
Ysabelle

Drehohren …

Hallo, Welt!
Heute Morgen zum Ende der Hunderunde überquerte ich die Straße, um zum Bäcker zu gehen. Wir haben hier in der Stadt eine zweispurige Straße, in deren Mitte ein künstlicher Wasserlauf angelegt wurde. Entlang dieses „Fleth“ gehen beidseitig schmale Spazierwege und über den Wasserlauf führen kleine (glitschige) Holzstege.
Ich kam also über die Straße auf den Grünstreifen am Wasserlauf und wollte einen Steg nutzen. Von dort kam mir ein Mann mit einem schwarzen Hund entgehen, vielleicht ein Labrador. Der große Hund bellte, zog an der Leine in unsere Richtung. Wir standen vielleicht vier Meter entfernt. ICH stand. Fontane an der Leine. Er hatte schon Interesse, zu dem anderen Hund zu gehen, aber ich war stehen geblieben.

Der Mann versuchte auf verschiedene Arten, seinen Hund zu stoppen. Er riß ihn hoch, er nahm den Vorderkörper in den Arm, der Hund zog heftig und bellte weiter. Ich dachte, „gleich versucht der Mann ne Alpharolle“ (ein Versuch, den Hund zu „unterwerfen“). Das Intermezzo dauerte vielleicht 20 Sekunden. Der fremde Hund war sehr aufgeregt und bellig, der Mann genervt und gestresst. UND DANN blaffte er mich an: „Und Sie gehen auch noch auf meinen Hund zu!“
Ich war total perplex, denn ich stand ja wie angewurzelt mit zugegeben recht langer (ca. 1,50 m) Leine, aber einem stillen Hund, der sichtlich interessiert das Geschehen verfolgte. Dann sagte ich, „aber ich bewege mich doch gar nicht!“
Mit giftigem Blick riss der Mann seinen Hund an sich und zog den Widerstrebenden von mir aus nach rechts den Weg entlang.

Ich war fassungslos und entzückt zugleich. Was für ein schönes Beispiel für die berühmten Drehohren: . Vor allem Wolfsohren haben ja die Eigenschaft, sich superschnell zu drehen. „Du bist Scheiße • Ich bin Scheiße“Und es war offensichtlich, dass der Mann zunächst sich und den Hund Scheiße fand (wieso kriege ich dich Mistvieh nicht gebändigt? Verdammt!). Und dann hatte er in mir einen Schuldigen gefunden. HA! „Sie gehen auch noch auf meinen Hund zu!“ Also ich hatte seinen Hund provoziert. Oder die Nähe zu meinem Hund war zu viel für seinen, und das war meine Schuld … gut, dass wir das geklärt hatten!
Diese Drehohren-Nummer kenne ich von mir zur Genüge. Zuerst kommt immer das Schulddenken. Irgendetwas funktioniert nicht oder etwas ist kaputt gegangen oder etwas wurde vergessen und mein Trüffelschwein-Gehirn sucht als erstes einen Schuldigen. Falls er meint, dass ich es bin, projiziert es die Schuld schnell auf jemand anderes. „Aber XY hat das da liegen lassen, und deshalb konnte der Hund das zerkauen …“
Wenn ich mich dabei ertappe, grinse ich inzwischen. So viele Jahre Konditionierung auf Richtig oder Falsch lassen sich eben auch mit zehn Jahren intensiver Anwendung von GFK nicht ausbrennen. Und das heute Morgen war ein Paradebeispiel. Schade, dass keine Kamera lief!

So long! Ysabelle

Dankbarkeit 10.12.2017

Hallo, Welt!
Ich bin durch! Jedenfalls glaube ich das. Vorhin habe ich noch eine Auflistung meiner Privatfahrten in 2016 an den Steuerberater geschickt, diesen netten Menschen, der immer so beruhigend sagt, „kriegen wir hin“. Damit sollten alle, alle Unterlagen zusammen sein. Der ganze Budenzauber bzgl. Vorsteuer ist natürlich schon längst fertig, nur meine private Steuererklärung lag ein halbes Jahr brach. Aber jetzt ist das Ende in Reichweite, und wenn mich nicht alles täuscht, kann ich mit einer Nachzahlung rechnen. Aber selbst wenn es „zu Null“ ausgeht, bin ich einfach nur froh, wenn der Kram final vom Tisch ist. Und ich bin dankbar für alle Unterstützung, die ich dazu bekommen habe, zum Beispiel von früheren Arbeitgebern, der Agentur für Arbeit, meiner Schwiegertochter und eben besagtem Steuerfuchs.

Heute habe ich eine Sache erfahren, die für andere Leute gerade weniger als wunderbar ist. Jemand berichtete davon, dass er sich vor einer bestimmten Situation „fürchtet“, weil die Gegenseite einen Auftritt hat, dass sich die Person plötzlich wieder wie ein hilfloses Kind fühlt. Ich kenne so was auch. Manche Menschen können so etwas auslösen. Diesmal war es für mich ganz leicht, alternative Strategien vorzuschlagen und Anregungen zu geben. Ich glaube, dass ich an dieser einen Stelle das Konzept von Bedürfnis ./. Strategie gut verinnerlicht habe, und das freut mich gerade.

Seit zwei Tagen schleicht sich eine fiese Erkältung an. Morgens kriege ich keine Luft, mein Husten hört sich an, als hätte ich zu viel geraucht, und mir ist ständig kalt. Da bin ich einfach nur dankbar, dass ich die nächsten Tage keine aushäusigen Termine habe. Ich nehme mir fest vor, mich zu schonen. Mal sehen, wie weit ich damit komme. Heute Abend habe ich sogar eine Liebesschnulze im ZDF gesehen. Wenn das keine Schonung ist … Hm. Andere Strategien wären mir lieber. Habt Ihr Vorschläge?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 9.12.2017

Hallo, Welt!
Ich kann mich kaum noch bewegen, so vollgefressen bin ich gerade. Den Tag über habe ich mich mit zwei belegten Brötchen über Wasser gehalten. Heute Abend war die Weihnachtsfeier der Hundeschule mit Spanferkel-Essen. Ein deutlicher Rückfall in die Fleischeslust. Und total lecker!
Als ich gestern Abend mit dem Hund vom Trailen zurück kam, war ich einfach zu kaputt, um noch etwas Sinnvolles zu machen und bin stattdessen leidlich früh ins Bett gegangen. Auf der Hunderunde heute Morgen dachte ich, vielleicht ist heute mal der Tag zum Nichtstun. Um 12.40 Uhr habe ich mich dann mit Gewalt vom Rechner weggerissen, weil einfach noch so viel zu tun war und so wenig geschafft …

Aktuell haben wir einen Haufen Fehler im Shop und ich bin immer wieder voller Dankbarkeit, wie gnädig und geduldig die Kunden mit uns umgehen, auch wenn wir richtig Mist gebaut haben.

Heute am späten Nachmittag hatte ich einen sehr netten Austausch mit einem Kunden, der gern gestrickte Fingerpuppen gekauft hätte, aber wir kriegen die schon seit einem Jahr nicht an den Laden. Trotzdem blieb alles freundlich und wohlwollend. Total schön!

Dankbar bin ich auch meiner Freundin Marion, die mir gerade auf dem Rückweg von der Weihnachtsfeier noch einen vielversprechenden Tipp gegeben hat, wie ich Fontane einen Zirkustrick beibringen kann. Das mit dem Rückruf klappt ja leider nicht so gut, wie es mir lieb wäre. Da fehlen wohl noch ein paar Trainingseinheiten.

Ich bin der Verkäuferin in der Bäckerei (eine von den Jungen) total dankbar, dass sie mir heute zwei Kürbiskernbrötchen in die Tüte gepackt hat. Schokobrötchen gab es nicht, und da hat sie selbstständig die zweitliebsten in die Tüte getan. Erfüllte Bedürfnisse: Gesehen werden und Wertschätzung.

Ach … und eine Mail aus Mexiko erfüllte mir die Bedürfnisse nach Wertschätzung, Beteiligung, Feiern und Gemeinschaft. Meine Kollegin Sylvie ist gerade in Südamerika bei einem IIT und hat wie immer ein Magic Field Foto: Wolfgang Lenhardt(auf spanisch) im Gepäck. Die Locals sind so begeistert, dass sie unbedingt welche bestellen wollen, und jetzt eröffnen wir eine Produktion in Mexiko 😉

Ich bin dankbar für alle Zeichen der Freundschaft und dankbar, dass ich es warm habe. In einem Mietshaus in einem anderen Stadtteil ist die Heizung und damit auch für viele Mieter die Warmwasserversorgung ausgefallen, die Menschen versuchen sich mit Heizlüftern zu behelfen …

Ich bin auch dankbar, dass wir es im Laden bald (wieder) warm haben, denn Peter hat ja Donnerstag den Heizkörper angeschraubt. Jetzt fehlt nur noch das Themorstat. Aber das kriegen wir auch noch hin.

So long!

Ysabelle

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