Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Das Hamsterrad verlassen

Besteht Lebensgefahr?
Besteht Handlungsbedarf!

Werde ich bewertet?
Besteht Handlungsbedarf!

Gibt es sonst noch irgendwas Wichtiges zu tun?
Heilpraktiker für Psychotherapie Uwe Doll, Immenstadt

Es gibt ein possierliches Tierchen, dem wir Menschen so manches abgeguckt haben. Doch während es dem Hamster anscheinend großen Spaß macht, im Rad herumzulaufen, ist es bei uns meist eher mit Not, Frust, Verzweiflung, Schmerz oder Angst verbunden.

Was passiert, wenn wir im Hamsterrad hängen und scheinbar nicht wieder rausfinden? Bei vielen von uns kreisen dann alle Gedanken um jemand anderes. Wir wollen Beweise erbringen, dass wir nichts falsch gemacht haben, wir wollen zeigen, wie liebenswürdig, verständnisvoll, fürsorglich wir sind. Wir sind angespannt, ausgelaugt, bedrückt, getrieben oder streitlustig, überwältigt oder vielleicht auch erstarrt, aber wir merken es nicht.

Ich habe es oft so erlebt, dass der Gedanke an den anderen verhindert, dass ich wahrnehme, wie es mir geht. Ich kann das Hamsterrad langsam zum Halten bringen, indem ich mich liebevoll frage: Wie geht es mir? Was brauche ich?

Hilfreich können dabei die obigen drei Fragen von Uwe Doll sein, der als Bonding-Therapeut im Allgäu arbeitet. Wenn wir in Lebensgefahr sind, müssen wir etwas tun, da gibt es kein Zögern. Wenn wir bewertet werden, gilt es ebenfalls, etwas zu tun. Vielleicht brauchen wir Schutz, Verbindung, Klarheit, Sicherheit oder Verständnis. Doch erst wenn wir erkennen, was uns fehlt, können wir uns dafür einsetzen, dass wir es auch bekommen.

„Gibt es sonst noch irgendwas Wichtiges zu tun?“ bringt uns zurück ins Hier und Jetzt. Wenn wir um andere kreisen, vernachlässigen wir oft die Dinge, die zu unseren eigentlichen Aufgaben gehören. Es können „Pflichten“ sein wie Aufräumen oder ein Essen zubereiten. Es kann aber auch sein, dass wir uns darum kümmern wollen, dass sich jemand um uns kümmert. Vielleicht brauchen wir Empathie, jemanden, der uns zuhört, in den Arm nimmt, uns ein Lächeln schenkt. Wenn wir uns nicht wichtig nehmen, wie sollen es dann andere tun?

Heute will ich überprüfen, ob meine Gedanken um andere kreisen. Ich kenne den Knopf, mit dem ich mein Hamsterrad anhalten kann.

3 Reaktionen zu “Das Hamsterrad verlassen”

  1. Tabasco

    Na sowas ^^
    Dieser Hamster kommt mir aber bekannt vor ^^

    Mir gelingt es immer besser, das Rad anzuhalten. Bisher ging es nur über du-bist-scheiße-ich-bin-scheiße, aber in der letzten Zeit, kann ich den Blick auf mich und meine Bedürfnisse richten, weil ich das will.
    Es ist aber schwerer als du-bist-scheiße-ich-bin-scheiße, vielleicht weil es ungewohnt ist.

    Schöne Grüße von Freddie 😉

  2. Ysabelle Wolfe

    Wie… der Hamster kommt Dir bekannt vor…
    😉

    Y.

  3. Ysabelle Wolfe

    Wow, das ist ja ein toller Text! Und den habe ich schon vor sieben Jahren geschrieben? Ich bin ganz beeindruckt von mir 😉

    Y.

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