Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

*R*E*S*P*E*K*T*

Hallo, Welt!
Heute Morgen fühlte ich mich leidlich frisch, als ich mit Fontane die kleine Runde drehte. Gleich nach dem Aufwachen war mir ein Artikel zugeflattert, in dem stand, dass Eltern nicht mehr mit ihren Kindern Enten füttern sollten. Ich dachte bei mir, schade! Hatte doch Marshall Rosenberg immer wieder erläutert, wir sollten nur dann etwas geben, wenn wir es mit der gleichen Freude tun könnten wie ein Kind, das Enten füttert.
Fontane liebt alle Vögel. Deshalb hat er auch immer einen genauen Blick auf alle Enten, die bei uns sehr häufig anzutreffen sind. Als wir zum ersten See kamen, zog er wie verrückt, um ans Wasser zu kommen. Dort war ein Mann mit einem Gehwagen und ein kleines Mädchen, der Mann fütterte die Enten. Das Mädchen lag die meiste Zeit auf dem Steg und zeigte kein besonderes Interesse an den Enten. Der Mann führte eine goldfarbene Getränkedose zum Mund und ich dachte, „Prost … um 8.30 Uhr … “ Fontane eierte so lange im Unterholz rum, dass uns die beiden noch überholten. Im Gehwagen lagen neben dem Toastbrot eine Packung Schokokekse und ein Sitzkissen.

Als wir um die nächste Ecke zottelten, kam uns eine Frau mit einem grauschwarzen Hund entgegen. Die beiden Tiere beschnüffelten sich und ich fragte, ob der Hund ein Schnauzer sei. Nein, ein Spoodle, also ein Mix aus Spaniel und Pudel. Die Frau sprach Deutsch mit starkem polnischen Akzent. Dann kam ein Mann aus der gleichen Richtung auf uns zu, wo die Frau hergekommen war. Zuerst dachte ich, die kennen sich. Bis zu dem Moment aber nicht …
Der Mann – sehr gepflegt gekleidet und mit Aktentasche in der Hand – wurde ziemlich deutlich. „Ich mag Hunde, aber ich hasse Hundehalter!“ Dann beschwerte er sich bei der Frau, ihr Hund hätte genau vor sein Haus geschissen, und sie hätte keine Anstalten gemacht, den Haufen zu beseitigen. Die Frau sagte etwas. „Wir scheißen auch nicht vor Ihre Haustür! Kommen Sie mir nicht mit „ich verstehe kein Deutsch. Sie verstehen mich sehr gut. Das hat was mit Respekt zu tun, so was macht man einfach nicht“. Der Mann hatte übrigens auch eine ausländische Klangfarbe, ich tippe mal auf holländisch.
Ich griff in die Tasche und holte einen Kotbeutel raus. Ich hielt der Frau den Beutel hin und sagte, „vielleicht wussten Sie es nicht, die gibt es für alle Hundehalter kostenlos im Rathaus!“ Der Mann ließ nicht locker und sprach noch mal über sein Bedürfnis nach Respekt und Sauberkeit. Er war ärgerlich, aber ich fand ihn nicht aggressiv oder bedrohlich. Und bei mir dachte ich, „was für eine schöne Energie, sein Anliegen zu vertreten!“ Dann sagte er zu der Spoodle-Besitzerin, „Gehen wir jetzt zurück und Sie machen das weg?“ Das war die Gelegenheit weiter zu gehen. Ich glaube, die beiden sind dann tatsächlich den Weg zurückgegangen.

Auf dem Restweg nach Hause habe ich noch mal über dieses Thema nachgedacht. Ich bin mal ziemlich angefahren worden, weil ich bei einem Hundespaziergang im Starkregen keinen Beutel mit hatte und sich der Hund an einer Stelle gelöst hatte, wo es weniger als wunderbar war. Ich bin immer sehr bemüht, ausreichend Beutel dabei zu haben. Viele Hundehaltende hier in der Stadt sind sehr bedacht darauf, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner zu beseitigen. Neulich beschwerte sich eine Bekannte bei mir über einen Mann, dessen Hund einen großen Haufen auf den Rasen hinter der Kirche gemacht hatte. Sie hatte ihn angesprochen, einen Beutel in die Hand gedrückt und ihn aufgefordert, die Hinterlassenschaft einzusammeln. Als er der Auf-Forderung nicht folgte, fotografierte sie ihn mit dem Handy, um ihn beim Ordnungsamt anzuzeigen.
Das kann ich schwer verdauen. Ich finde es auch im wahrsten Sinne des Wortes Scheiße, in Hundekot zu treten. Und gleichzeitig möchte ich auf Freiwilligkeit und Einsicht bauen. Ich glaube, die Frau heute Morgen hat begriffen, dass das keine gute Idee war, ihren Hund vor fremder Leuts Türen sein Geschäft machen zu lassen. Wenn sie jetzt noch die Sache mit den kostenlosen Beuteln kapiert, ist das doch schon die halbe Miete …

So long!

Ysabelle

Eine Reaktion zu “*R*E*S*P*E*K*T*”

  1. Dorothee

    Danke dass du wieder da bist.
    Ich lese einfach gern was und wie du schreibst.
    Die Hundegeschichten werde ich mal meiner Tochter vorlesen. Ich selbst habe Totto zwar 1-2mal in der Woche hier , aber raus gehe ich nicht mit ihm, weil er immer zieht bes. wenn Rüden in der Nähe sind. Welches Bedürfnis erfüllst du dir als Hundebesitzerin?
    Mit Gruß Doro

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