Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: 20.12.2015

Hallo, Welt!
Eben klingelte es an der Tür. Ich kriegte freudiges Herzklopfen, weil ich dachte, es sei jemand aus meiner Familie, der als Unterstützung käme. Als ich die Tür öffnete, stand da der Hermes-Bote. Er hatte keine Flügel an den Füßen, aber ein Paket in der Hand. Am Sonntag! Es war eine Klamottenbestellung. Ich habe gleich alle Tüten ins Bad gezerrt und die Teile vor dem großen Spiegel anprobiert. Alles passt. (Kritiker: „Bist du dick!“) Jetzt läuft schon die Waschmaschine, weil ich Kleidung nicht am Körper tragen mag, die direkt aus der Produktion kommt. Klasse, ich bin frisch eingekleidet. Jetzt darf es mir nur noch gelingen, die Sachen, die eben nicht mehr passen, aus dem Kleiderschrank zu entfernen. *knirsch* Also: Ich bin dem Hermes-Boten dankbar, dass er am Sonntag Ware ausfährt und ich bin dankbar, dass alles passt, was ich da neulich am Schnäppchentag mit 40 Prozent Rabatt erlegt habe.

Dankbar bin ich auch meiner Kollegenfreundin Sylvie Hörning. Sie schickte mir dieser Tage einen Text zum Thema GFK in der Familie, den ich gerade gelesen und in den entsprechenden Ordner sortiert habe. Jaaaa… da ist es am schwersten. Mein Impuls ist Rückzug und Kontaktabbruch. Mal sehen, wie ich aus diesem Loch wieder raus komme. Ich möchte mich dabei darauf besinnen, dass es Verbindung, Unterstützung und Gemeinschaft für mich an vielen Stellen gibt. Freitag besuchte mich mein alter Freund H. und berichtete von den Neuigkeiten in seinem Leben. Ich habe es sehr genossen, auf Augenhöhe miteinander im Austausch zu sein. Er sprach auch von der Verbindung zu einer Frau, die sich nicht so entfaltet wie er es am liebsten hätte (nicht die Frau, die Verbindung …). Und ich sagte zu ihm: Irgendwann muss man akzeptieren, dass es in diesem Wald keine Pilze gibt. Bucheckern, Tannenzapfen, Eichhörnchen, aber keine Pilze. Und wenn ich nun mal Pilze sammeln will, muss ich in einen anderen Wald gehen. Das heißt ja nicht, dass ich nie wieder in diesen Wald gehe. Vielleicht zum Spazieren gehen, oder wenn ich Tannenzapfen suche. Aber immer wieder Pilze in einem Wald zu suchen, in dem es keine Pilze gibt, ist mal nicht hilfreich. Ich glaube, diesen Gedanken möchte ich auch noch mal verfolgen, was meine eigene Suche nach Trüffeln angeht. (Trüffeln? Semmeln? Knödeln?)

Ich bin dankbar für eine Silvestereinladung, die ich gestern in meiner Mailbox fand. Ob ich sie annehmen kann, weiß ich noch nicht. Mögen würde ich schon wollen. Aber mein neuer Job steht an und aktuell ist noch total unklar, wie sich das gestalten wird.

Tatsächlich bin ich auch dankbar für einen fortlaufenden Dialog mit einem jungen Mann aus dem Projekt, das ich im vergangenen Jahr betreut habe. Er hat sich der AFD angeschlossen und ich freue mich, dass wir miteinander dazu über seine Bedürfnisse im Austausch sind. Wie schön, dass das möglich ist.

Und ich bin noch immer dankbar für den Besuch vom vorigen Wochenende, der in den Erbschaftsunterlagen gebadet hat. Jetzt habe ich drei elegante Aktenordner statt einer Kiste mit Papier. Für andere Menschen kann ich sehr gut ordnen und strukturieren. Bei meinen eigenen Sachen meldet das Gehirn Blockade und nichts geht. Ha! Da ist sie wieder, die Unterstützung für mich. Ich werde gesehen, für mich wird gesorgt, ich bin nicht allein. Es tut gut, sich daran zu erinnern.

So long!

Ysabelle

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