Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit: 29. Dezember 2013

Hallo, Welt!

Manchmal kommt die Beglückung von ganz unerwarteter Seite. Im heutigen Telefonat mit meiner Mutter habe ich ihr von meiner vergangenen nahezu schlaflosen Nacht erzählt. Es war nicht nur der unerfreuliche Husten, der mich immer wieder wach hielt. Am schlimmsten war das Gedankenkarussell. Was ich noch alles zu tun habe, welche Rechnungen noch nicht geschrieben, welche Sendungen noch nicht verpackt sind, welche Adressen noch nicht in der Datenbank, welche TOA-Fälle noch nicht in der Statistik für 2013… Normalerweise schläfert mich dann Eckart Tolle als Hörbuch supergut ein, aber vergangene Nacht hat das nicht geklappt und so bin ich schließlich aus dem Schlafzimmer ins Do Nothing gezogen, um mich von Arte berieseln zu lassen. Das hat auch geklappt, um sieben bin ich dann weggedämmert.

Obwohl aktuell gar keine Gefahr in Verzug ist, fühlte sich heute Nacht alles ganz dringend an. Und meine Mutter, der die Empathie irgendwann im Laufe des Lebens abhanden gekommen ist, konnte mir ziemlich empathisch zuhören.

Na gut… vielleicht war es auch sympathisch. Sie sagte jedenfalls zwischendurch, „das kenne ich auch, ich kann dich da so gut verstehen!“ Aber sie hat es ausgehalten, bei mir zu bleiben, nur minimale Tröstungsversuche unternommen und es ansonsten ertragen, dass ich ins Telefon geschluchzt habe. Ich finde, das ist für eine kleine alte Dame eine sensationelle Leistung. Überhaupt haben wir unser Leben lang nie so ein gutes Verhältnis gehabt wie heute. Als junges Mädchen, als junge Frau dachte ich ursprünglich, wir hätten einen Superdraht zueinander. Aber der Preis, den ich dafür bezahlt habe, war hoch. Und es hat eine zweistellige Anzahl von Jahren Arbeit auf meiner Seite gebraucht, dass ich ihr heute so offen und liebevoll entgegen kommen kann. Und im Gegenzug ist sie liebevoll mit mir. Was für ein unerwartetes Geschenk!

So long!

Ysabelle

2 Reaktionen zu “Dankbarkeit: 29. Dezember 2013”

  1. MarkusC

    Hallo Ysabelle,

    nach wie vor lese ich jeden deiner Artikel und freue mich immer, wenn mein RSS Feed einen neuen anzeigt 🙂

    Mir fiel dein Satz auf „Na gut… vielleicht war es auch sympathisch. “ und ich hab eine Anmerkung dazu, weil mir immer wichtiger wird, die GFK aus der Richtig-Falsch Ecke rauszuholen.

    Studien zur Wirksamkeit von Psychotherapie belegen, dass der Hauptwirkfaktor in jeder Therapie die „gefühlte“ Empathie ist, also das, was beim anderen ankommt, nicht was abgeschickt wurde.
    Insofern behaupte ich, wenn es bei dir Wärme und Verbindung erzeugt hat war es empathisch, egal in welche Worte es verpackt war.

    Lieber Gruß,
    Markus

  2. Ysabelle Wolfe

    Danke, Markus! Dein Kommentar hat mich inspiriert, meiner Mutter explizit meinen Dank für ihre Einfühlung auszusprechen, und sie konnte es annehmen und verstehen. Ja, wie stets geht es um die Haltung, und die Haltung war eindeutig empathisch.

    So long!

    Ysabelle

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