Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Über Wertschätzung, Socken und Feedback

Hallo, Welt!
neulich bin ich bei Auditorium Netzwerk auf eine DVD von Marshall Rosenberg gestoßen, die ich noch nicht kannte: Die Praxis der Gewaltfreien Kommunikation. Halleluja, die Übersetzung erfüllt meine Bedürfnisse nach Klarheit und Leichtigkeit. Die blonde Übersetzerin, die normalerweise an Marshalls Seite ist, kann ich schwer hören. Mein Englisch ist leidlich gut, da bin ich zum einen schneller als die Übersetzerin, und ich komme auch immer wieder zu anderen Ergebnissen. Ich weiß noch, wie ich es auf dem IIT genossen habe, wenn Simran als Übersetzerin einsprang. Oh, wie leicht und flüssig war dann das Lernen und Zuhören… Also: Hier eine andere Übersetzung mit fränkischem Tonfall. Die DVD wurde auf einem Workshop „Kollektive Intelligenz“ im April 2006 in Würzburg aufgenommen. Die Passage, die mich gerade elektrisierte, bezog sich auf Wertschätzung.

Marshall erläutert den Unterschied zwischen Bedürfnis und Strategie. Dabei wird er gefragt, was Wertschätzung sei. Und er erläutert: „That’s a tricky one..“. Die Übersetzerin: Jetzt wird’s kompliziert…
Also: Nach Marshalls Ansicht haben wir ein Bedürfnis zu feiern, das Leben zu feiern oder zu feiern, dass wir das Leben der anderen bereichert haben. Um das aber zu wissen, brauchen wir Rückmeldungen, Feedback. Unter diesem Gesichtspunkt ist also Wertschätzung eine Strategie für Feiern. Marshall erzählt: Wenn ich ein Essen koche und hinterher ist allen schlecht, ist das auch eine Rückmeldung… Aber nicht unbedingt was zum Feiern…

Der Gedanke, dass Wertschätzung eine Strategie für Feiern/zum Wohle des anderen beigetragen haben darstellt, entzückt und irritiert mich gleichermaßen. Vor einiger Zeit hatte ich für jemanden Socken gestrickt und keine Rückmeldung erhalten. Als hätte ich das Geschenk in ein dunkles Loch geworfen. Ich war traurig und frustriert, ich wollte gern in meinen schönen Absichten gesehen werden. Monate später traf ich mit der Person zusammen und zu meiner Überraschung, meinem Entzücken trug sie die von mir gestrickten Socken. Das habe ich als so überwältigendes Zeichen von Wertschätzung empfunden, dass mich meine Gefühle geradezu überrollten. Also: Socken tragen ist dann ein Feedback, dass es mir ermöglicht, das Leben zu feiern.

ich merke, so ganz schmeckt mir das nicht, dass Wertschätzung kein eigenes Bedürfnis sein soll. Überhaupt hadere ich damit, dass es keine allgemeinverbindlichen Listen gibt. Die Listen, die Anja Kenzler als zertifizierte Trainerin ausgibt, unterscheiden sich von denen, die Gerhard Rothhaupt oder Simran K. Wester in den Seminarunterlagen haben. Bei einem ist „Respekt“ ein Bedürfnis, bei anderen nicht. Die einen haben „Sicherheit“ drin, die anderen sagen, das ist eine Strategie. Simran zum Beispiel benutzt „überfordert“, ich halte das für ein Interpretationsgefühl. Da muss ja einer sein, der fordert, und zwar mehr als mir zur Verfügung steht. *seufz*. Es ist einfach, aber es ist nicht leicht…

So long!
Ysabelle

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