Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Bescherung!

Hallo Ihr Lieben!

Dieses Wochenende hatten wir einen Couchsurfer zu Gast bei uns zuhause. Er hat heute ein Vorstellungsgespräch in unserer Stadt gehabt und kommt von weiter weg, deswegen war es für ihn am praktischsten, früher anzureisen und hier zu übernachten.

Seine Mail am Mittwoch mit der Bitte um einen Schlafplatz war zunächst sehr zurückhalten, verlegen, fast als würde er sich schämen wegen einer Couch anzufragen und hätte keine große Hoffnung, so spontan noch etwas zu finden. Ich konnte zwischen den Zeilen deutlich seine Unsicherheit lesen, wahrscheinlich auch genährt durch den Gedanken, dass seine Bedürfnisse eine Belastung darstellen. Ich kann allerdings ehrlich sagen: Es war ein wunderschönes Wochenende, nach einem Tag hat es sich angefühlt, als würden wir seit Jahren in einer WG zusammen leben – Nähe, Vertrautheit, Offenheit, Sympathie. Es war ein großes Geschenk für meine Freundin und mich, und wir uns außerdem sehr gefreut, ihn zu unterstützen und sein Leben durch unsere Gastfreundschaft bereichern zu können.

Ich glaube, dass auch er sich sehr wohl gefühlt hat, entspannt, sicher, locker. Und ich hoffe, dass er an diesem Wochenende seine Bedürfnisse anders wahrnehmen konnte, nicht mehr als eine Belastung sondern als das, was sie wirklich sind – Geschenk e!

Es fühlt sich so toll an, beitragen zu dürfen und etwas vom eigenen Reichtum abgeben zu können! Wie sollte ich diese Erfahrung je machen, wenn keiner sich beschenken lässt, aus Angst, zur Last zu fallen?

Ich kenne natürlich auch die andere Seite. Für mich war es selber lange schwer, ein Geschenk anzunehmen. Ich glaubte, mir alles verdienen zu müssen, alles alleine schaffen zu müssen, alles zurückzahlen zu müssen. Um ein Geschenk zu bitten wäre mir wohl nicht so leicht in den Sinn gekommen. Zurückblickend bin ich sooo dankbar für die vielen Menschen auf meinem Weg, die sich gefreut haben, mich zu beschenken als ich es am dringendsten brauchte. Ich konnte ihnen kein Geld zurückgeben, ihnen nicht helfen, ich dachte, ich hätte ihnen nichts zu geben.

Ich durfte von ihnen lernen, Geschenke anzunehmen, mich wirklich darüber zu freuen und darauf zu vertrauen, dass es wirklich Geschenke sind. Und ich konnte in ihren Augen sehen, dass sie genauso glücklich waren wie ich!

Heute feiere ich, dass ich an diesem Wochenende selber schenken durfte und ich wünsche uns allen noch viele solche Erfahrungen, als Schenker und Beschenkte!

 

Markus

2 Reaktionen zu “Bescherung!”

  1. Ysabelle Wolfe

    Hallo, Markus,
    wusste gar nicht, dass Du auch ein Couch-Surfer bist! Meine Freundin Anja macht das schon seit Jahren und hat sogar ein Buch darüber geschrieben!

    So long!

    Ysabelle

  2. MarkusC

    Making the World a better Place, one couch at a time!
    Näher kann man der GFK kaum kommen, oder? 🙂

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