Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Balken im Auge

Hallo, Welt!

Gestern hatte ich einen wunderbaren Tag mit einigen GfK-Freunden. Wir haben uns zugehört und Einfühlung gegeben. Unter anderem hörte ich eine Geschichte über eine junge Frau, die von ihrem Mann eine Entscheidung erwartet und aber gleichzeitig  selbst keine Entscheidung treffen kann.

Diese Schilderung hat mich wieder einmal sehr an mein eigenes Verhalten erinnert. Ich kenne es von mir, mit dem Finger aus den anderen zu zeigen und den sprichwörtlichen Balken im eigenen Auge nicht zu sehen.

Es war keine Freude für mich zu erleben, wie ich noch immer voller „XY sollte…“ stecke. Die Kollegin sollte sich nicht so anstellen, der Bekannte sollte sich mal zusammenreißen, jener Freund sich mal mehr um seine Frau kümmern…

Ich selber habe in meinem Leben genug Baustellen, um die ich mich mal kümmern „sollte“. Wenn bei mir dieser Bluthund die Zähne bleckt, gelingt es mir immer besser, ihn mit folgenden Methoden zu beruhigen.
1. Ich höre ihm aufmerksam zu und versuche, meine Gefühle und Bedürfnisse dahinter zu erkennen. „Ich sollte den Wirtschaftsraum aufräumen“ entspricht meinen Bedürfnissen nach Ordnung, Struktur, Schönheit, Leichtigkeit und Wertschätzung. Die Tatsache, dass ich es nicht mache, erfüllt meine Bedürfnisse nach Erholung (ich bin sehr erschöpft zur Zeit und manage ganz viele Sachen gleichzeitig), Leichtigkeit und Ordnung. Jawohl, auch hier Ordnung. Ich habe nämlich keinen Schimmer, wohin ich einen Teil der Sachen räumen soll. Ich möchte dabei Ordnung schaffen, und noch habe ich diese Ordnung nicht gefunden.

2. Ich führe mir vor Augen, dass ich zu jeder Zeit das Beste tue, was mir möglich ist.
Erstaunlich, wie oft mir diese banale Erkenntnis wieder aus dem Fokus rutscht…

3. Ich gehe auf die Webseite von Byron Katie und ziehe mir ein Arbeitsblatt herunter (unten links unter Downloads). Und dann fange ich an, solche inneren Befehle umzudrehen. Ich sollte den Wirtschaftsraum nicht aufräumen (auch da ist was Wahres dran), du solltest den Wirtschaftsraum aufräumen (hm, das schmeckt mir besonders gut, leider gibt es niemanden, dem ich das antragen könnte), Ich sollte den Wirtschaftsraum zuräumen – hach, das gefällt mir besonders gut, hat aber keinen Nutzen. Ich sollte den Wirtschaftsraum in Ruhe lassen – ja, warum eigentlich nicht?
… und indem ich spielerisch verschiedene Möglichkeiten ausprobiere, verliert die ursprüngliche Forderung an mich selbst ihre stechende Intensität, sondern wird zu einer Möglichkeit von vielen.

Und während ich noch so mit den Balken im eigenen Auge und den Splittern im Auge der anderen beschäftigt war, fiel mir das folgende Filmchen in die Hände, das ich gern mit Euch teile.

So long!

Ysabelle

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