Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Ärger vollständig ausdrücken

„Wie leid mir tut die Menschenrasse, // mitten in dieser Welt voll Ärger. // Ich glaube, dass wir lauter Verzweifelte sind // oder Leute mit einem kranken Hirn.“ – Giorgio Baffo, aus Poesie, Seite 187

Wenn Ärger im Spiel ist. liegt Spannung in der Luft. Denn Ärger ist ein Hinweis darauf, dass unser Kopf auf Hochtouren läuft. „Was denkst du?“, fragte Marshall Rosenberg einen Strafgefangenen, der sich über die Gefängnisleitung aufregte. Der Häftling war überzeugt, dass er bewusst ignoriert wurde, als Mensch zweiter Klasse behandelt. Und dieser Gedanke löste den Ärger aus.

Therapeuten haben Ärger in die Gruppe der Sekundärgefühle eingeordnet. Es sind „vorgeschobene“ Gefühle, die anstelle anderer, vielleicht schmerzhafter Gefühle wahrgenommen werden. Wenn ich mich im Geschäft über die Bedienung ärgere, fehlt mir vielleicht Respekt und ich empfinde Trauer und Schmerz. Wenn der Partner das dritte Mal in dieser Woche sehr spät von der Arbeit heimkommt, zeige ich mich vielleicht ärgerlich. Aber dahinter steckt das Bedürfnis nach Verbindung, Gemeinschaft, Nähe, Sexualität oder Unterstützung. Und vielleicht bin ich in Wirklichkeit irritiert, beunruhigt, unsicher, ängstlich, allein und ausgelaugt.

Unser Ärger ist eine Einladung genau hinzuschauen, welche Gefühle in uns lebendig sind. Wenn wir wissen, dass unser Ärger wie eine Maske andere Emotionen verdeckt, werden wir schnell feststellen, um welche Bedürfnisse wir uns kümmern können, um  unser Gleichgewicht wiederzufinden.

Heute heiße ich meinen Ärger willkommen und spüre ihm nach, was er mir über meine Bedürfnisse verrät.


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