Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Ringelingeling!

Hallo, Welt!
Heute ist mir ein fantastisches Modell über den Weg gelaufen, das ich unbedingt mit Euch teilen möchte. Die AutorInnen Susan Silk und Barry Goldman versprechen, dass man nie wieder im Fettnäpfchen landet, wenn man sich an die hier beschriebene Ring-Theorie hält.
Beispiel:
2013 rief mich meine Mutter an und sagte zu mir am Telefon, „der Krebs ist zurück. Ich muss noch mal operiert werden, aber sie wissen nicht, ob sie alles weg kriegen. Da ist nicht mehr viel, wo sie schneiden können.“
Ich versuchte ihr Empathie zu geben und Mut zuzusprechen. Zu dieser Zeit hatte ich gerade Kaffeebesuch von meinem Ex-Mann. Schon während des Telefonats hatte er versucht, mir etwas zu sagen. Als ich dann auflegte, überschüttete er mich mit Informationen. „Ich weiß alles über Krebs. Sie muss ihre Ernährung umstellen. Sag ihr, sie soll Vitamin D nehmen. Hoch dosiert. Und grüne Smoothies trinken.“ Er erzählte mir alles über Victoria Boutenko, die angeblich die grünen Smoothies erfunden hat, und gab mir gleich noch ein halbes Dutzend Rezepte an die Hand. Erschöpft habe ich irgendwann abgewunken und ihn gebeten, die Luft anzuhalten. Meine Mutter wurde zu dem Zeitpunkt schon zwei Jahre künstlich ernährt und alle Tabletten wurden gemörsert. Kein Gedanke, dass sie anfangen würde, grüne Smoothies zu trinken und Vitamin D zu nehmen, es sei denn, ihr Hausarzt würde das empfehlen. Und mir hatte diese Lawine an Infos auch nicht geholfen.

Diese Situation fiel mir ein, als ich heute den Text über die Ringe-Theorie las. Ach, hätte der Ex das doch damals schon gekannt! Oder ich selbst in hundert anderen Situationen! Dann hätte ich einem Haufen Leuten viel Kummer erspart.
Und so funktioniert es:
Ring-Theorie
Denke Dir den/die Betroffene(n) in die Mitte eines Kreises. Wer gerade einen geliebten Menschen verloren hat, vor der Scheidung steht, eine schreckliche Diagnose anhören musste oder seinen Arbeitsplatz verloren hat, braucht Empathie. Empathie fließt also von außen zu diesem Menschen. In weiteren Kreisen stehen die Personen, die dem/oder der Betroffenen am nächsten sind, vielleicht der Partner, die Partnerin, das Kind, die Eltern. Sie geben Empathie REIN. Wenn sie selbst mit eigenen Themen berührt sind (die Mutter hat selbst Krebs/die Partnerin ist auch von Arbeitslosigkeit bedroht), geben sie das nicht in die Mitte, zu der betroffenen Person, sondern suchen sich jemanden aus einem Kreis, der weiter außen liegt. Egal ob Freund, Kollegin, Nachbar oder flüchtige Bekannte – wir alle stehen in „Abstandsringen“ zum Betroffenen. Machen wir uns klar, was unsere Position ist. Sind wir innen oder außen? Sind wir dichter dran am Betroffenen als unser aktuelles Gegenüber? Dann wissen wir, in welche Richtung wir „müllen“ können. Müllen ist dabei gar nicht negativ gemeint. Es geht um die Dinge, die wir gern loswerden würden. Unsere Ratschläge, unsere Wut, unsere Verzweiflung, vielleicht unsere Angst. All das werfe ich nicht auf den Menschen, der ohnehin gerade schwer zu tragen hat, sondern ich gebe es weiter zu Leuten, die nicht so dicht dran sind wie ich.

Was mein Beispiel angeht: Ich war ziemlich sicher dichter an meiner Mutter als mein Ex-Mann, der sie 18 Jahre nicht gesehen hatte. Also wäre ich dran gewesen, Empathie zu bekommen. Mein Ex-Mann wiederum hätte sich bei seiner Frau auskotzen können, die meine Mutter nicht kennt.

Die Zeichnung kommt heute an meinen Kühlschrank. Hoffentlich habe ich sie das nächste Mal präsent, wenn jemand in meinem Dunstkreis Empathie braucht.

So long!

Ysabelle

With a little help from my friends …

Hallo, Welt!
Mein Küchentisch ist leer.
Wer schon öfter bei mir war, weiß dass sich dort gern Berge mit „Zu erledigen“ türmen. Das Sammelsurium reicht von wichtigen Zeitungsausschnitten, Werbeangeboten für bedruckte Kugelschreiber, Rechnungen, Standmitteilungen von Versicherungen sowie 1,8 Trillionen Dingen, die alle noch abschließend angeguckt und eingeordnet werden möchten. Vor einiger Zeit habe ich vor diesen Bergen kapituliert.

In einem Buch von Karen Kingston, wahrscheinlich „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags: Richtig ausmisten – Gerümpelfrei bleiben“ oder in Sandra Feltons „Im Chaos bin ich Königin“ (sehr zu empfehlen) fand ich den Tipp mit dem Clutter Buddy“. Der Gedanke ist, mit jemandem gemeinsam auszumisten, sich nicht allein an diese Sisyphos-Arbeit zu machen. Wie jede anständige Kapitulation im Sinne der 12 Schritte setzt es voraus, dass man realisiert, dass man machtlos ist und etwas allein nicht schafft. Dann geht es darum, eine Strategie zu finden, mit der man das Problem bewältigen kann.

Meine Strategie war, eine Kollegin zu fragen, ob sie mich unterstützen kann.
Gestern um neun Uhr morgens stand Susanne vor der Tür. Als sie um 16.21 Uhr ging, war der Küchentisch leer. Ysabelle Wolfe Aktenberge Heute Morgen ist es auch mein Schreibtisch.Wir haben 19 Ordner bewegt, Sachen abgeheftet, vorsortiert, geschreddert, weggeworfen, abgeheftet. Wir waren genüsslich Mittag essen und haben anregende Gespräche geführt. Es war ein toller Tag. Ich bin mit Scham, Angst und Erleichterung unterwegs gewesen. Es war total schön, abends die Ordner wieder in die Schränke zu räumen und einen letzten Ordner komplett durchzuschreddern, bis auch nicht ein Arztbericht oder ein Brief übrig war.

Aus Susannes Feedback habe ich über mich gelernt: Ich bin schnell. Ich kann gut Entscheidungen treffen. Ich habe eine sehr gute Grundordnung, denn ich wusste genau, was in welchen Ordner kommt. Und es braucht einfach ZEIT, diese Dinge zu machen, und Zeit ist oft knapp bei mir. Darin liegt keine Nachlässigkeit und kein Verschulden, Tage sind nun mal endlich. Und offensichtlich kann ich gut priorisieren, denn alle wichtigen Sachen sind erledigt, alle Seminare gegeben, alle Rechnungen bezahlt, alle Unterlagen beim Finanzamt. Irgendwas fällt dann hinten runter, und bei mir war es die Ablage.

Gestern Abend hatte ich dann mein übliches Dienstags-Gespräch mit einer A- und GFK-Freundin. Ich erzählte ihr glücklich von meinen Erlebnissen und sie meinte: „ich könnte dich knutschen! Genau so geht es mir auch, aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, mir Hilfe zu organisieren.“
So wurde aus meinem Aufräum-Trip auch gleich noch eine Inspiration für andere, die ich auch hier gern teile. Meine Lektion: Ich muss Dinge nicht allein machen. Es gibt Unterstützung und Wohlwollen für meine Vorhaben. Danke an Susanne, die mich mit viel Einfühlungsvermögen durch den Tag begleitet hat.

So long!

Ysabelle

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